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Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13

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Nahe am Ziel

Yuki hielt sich tapfer. Sie waren bereits seit einigen Stunden unterwegs. Der Weg wurde immer schmaler und beschwerlicher. Schon bald erreichten sie einen hölzernen Pfad, der über Schluchten führte. Das Holz war morsch und knackte verräterisch unter ihren Füßen. Mit mulmigen Gefühl hielten sie sich am Sicherungsgeländer zur Felsseite fest, das lediglich aus einem alten Seil bestand. Die Seite zum Abgrund war nicht gesichert. Das Licht der Götter zwang sich, nicht nach unten zu sehen. Er hielt sein Blick starr geradeaus gerichtet und orientierte sich an Lucas Rücken.

„Bist du sicher, dass du selber weiterlaufen möchtest?“, fragte Danny besorgt, der direkt hinter ihm war.

„J-ja, kein Problem. Solange ich mich am Seil fest halte ist das in Ordnung.“

Danny seufzte. Recht war ihm das Ganze nicht, doch er wollte Yuki auch nicht zwingen. Er hoffte nur, dass er es nicht übertrieb. Selbst ihm schlackerten so langsam die Knie. Er war es nicht gewohnt, so lange zu Fuß unterwegs zu sein. Normalerweise würde er fliegen oder Portale benutzen, falls eine längere Reise notwendig war. Jedoch waren Sodom und er die einzigen, die des Fliegens mächtig waren. Falls er es noch war. Beim Kampf gegen Luzifer hatte es ihn stark am Flügel erwischt. Seitdem schmerzte dieser. Danny hatte sich noch nicht getraut, nachzusehen. Für einen Moment war er unaufmerksam und merkte zu spät, dass das morsche Holz unter seinen Füßen nachgab und brach. Er riss die Augen erschrocken auf, als er den Halt verlor und fiel, doch in der nächsten Sekunde wurde er aufgefangen und hochgezogen.

„Alles in Ordnung?“ Luze Atem kitzelte in seinem Nacken und jagte Danny einen Schauer über den Rücken. Er hatte nichts dagegen, dass der Dämon ihn noch fest in den Armen hielt, bis sein Herzschlag sich wieder beruhigt hatte.

„Ha ha, ja danke. Ich sollte besser aufpassen.“

„Damit ist es wohl nicht getan“, schaltete sich Luca von der Spitze ein. „Die Brücke ist kaputt.“

Mit ernster Miene starrte er in ein klaffendes Loch. Die Tiefe war beängstigend. Ein Sturz würde keiner von ihnen überleben.

„Wie weit ist der Abstand zur anderen Seite?“, hakte Danny nach, der von seiner Position aus das Hindernis nicht sehen konnte.

„Ungefähr sieben bis acht Meter.“

„Das ist ein Problem …“, murmelte der Engel nachdenklich.

„Ist das Seil an der Felswand auch unterbrochen?“, fragte Luze seinen Bruder, der daraufhin den Kopf schüttelte.

„Nein, das Seil ist befestigt.“ Er zog und zerrte prüfend an der Vorrichtung. „Es scheint stabil zu sein.“

„Gut, dann müssen wir uns rüber hangeln“, meinte Danny und sah besorgt zu Yuki, dessen Beine einem Wackelpudding glichen.

„Yuki, hast du genug Kraft, um dich an mir festzuhalten, während ich rüber klettere?“ Luca drehte sich zu ihm um und musterte ihn fürsorglich.

„Ja, das schaffe ich, doch bin ich dir nicht zu schwer?“

„Nein, überhaupt nicht. Mach dir keine Sorgen und verlass dich auf mich.“

„Gut … danke.“

Luca nickte und drehte sich wieder um. „Okay, steig auf meinen Rückten und halte dich gut fest.“

Yuki tat, wie ihm geheißen und Luca begann, sich über die Schlucht zu hangeln. Da das Seil sehr dicht an der kantigen Felswand angebracht war, erwies sich das Unterfangen schwerer als gedacht. Das Licht der Götter war zwar nicht schwer, doch er konnte seine Angst durch seinen zitternden Körper spüren. Panisch klammerte sich Yuki an ihn, nachdem er den Fehler begangenen hatte, nach unten in die Tiefe zu sehen.

„Yuki, beruhige dich. Wir haben die Hälfte geschafft“, flüsterte Luca angespannt, jedoch liebevoll. Der bloße Klang seiner Stimme und die Zuversicht, die darin verborgen war, reichten aus, um einen Teil der Furcht vom Licht der Götter zu nehmen. Er atmete tief durch und nickte. Unbeschadet kamen sie auf der anderen Seite an. Vorsichtig stieg Yuki von Luca ab und ließ sich auf den Holzpfad nieder. Er schloss seine Lider und atmete die frische Bergluft tief ein.

„Yuki?“

„Alles okay, mir ist nur etwas schwindelig. Danke, Luca. Für alles.“

„Dafür bin ich da“, antwortete der Dämon und gab seinem Drang nach, Yuki durch seine Haare und über seine Wange zu streichen.

Dann machte sich Danny an das Hindernis. Geschickt und konzentriert hangelte er sich über die Schlucht und gesellte sich zum Licht der Götter und zu Luca. Luze war der Letzte. Mit schnellen und flinken Zügen begann er die Kletterpartie. Er hatte bereits dreiviertel der Strecke hinter sich gebracht, als das Seil hinter ihm ohne Vorwarnung riss.

„Luze!“, schrie Yuki geschockte, während Dannys Herz einen Schlag aussetzte. Er war wie am Fleck gebannt, unfähig, sich zu bewegen. Was war das nur? Dieses Gefühl, dass ihn übermannte? Diese Schwärze, die ihn plötzlich drohte, zu umfangen? Für einige Sekunden wurde es dunkel um ihn herum und er musste sich an die Gesteinswand lehnen.

Luze prallte hart gegen die Felswand auf und stöhnte.

„Mir geht es gut.“ Er kletterte rasch das Seil hoch und ergriff sowohl Dannys als auch Lucas Hand, die sich ihm helfend entgegenstreckten.

„Was für ein Schock.“ Yuki fuhr sich zitternd durch seine Haare.

„Du hast ihn erschreckt. Entschuldige dich gefälligst“, ermahnte Luca seinen Bruder, der ihn mit einem provokanten Blick betrachtete.

„Ich habe es nicht mit Absicht getan. Wieso sollte ich mich entschuldigen?“

„Hab ich doch gesagt: weil du ihn erschreckt hast.“

„Entschuldige dich selbst.“

„Niemand muss sich entschuldigen. Hört bitte auf zu Streiten und lasst uns weitergehen, bevor es dunkel wird. Wie weit ist es überhaupt noch?“ Fragend blickte er Danny an, der ihm ein leichtes Lächeln schenkte.

„Es sind nur noch ein paar Stunden. Dann müssten wir an eine Herberge kommen, in der wir die Nacht verbringen werden. Morgen geht es dann zum Berg Ethion und zum Palast der Götter.“

Yukis Miene erhellte sich.

„Dann haben wir es ja wirklich bald geschafft!“ Seine Augen begannen verträumt zu Glänzen. „Endlich werden wir den Krieg beenden und für Frieden sorgen. Ich freue mich ja so. Lasst uns schnell weitergehen!“

Vorsichtig stand er auf und sie machten sich motiviert an die Weiterreise.

Während sich Yuki angeregt mit den Zessbrüdern und Sodom unterhielt, hüllte sich Danny in gedankenschweres Schweigen und starrte verdrossen auf den Weg.



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