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Reise in die Vergangenheit
von

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In der Tiefe

Das Hauptbüro der Liponsteinmine in Adaman City war überlaufen, als Ash und seine Freunde dort ankamen. Eine lange Menschenschlange wand sich bis weit hinter die Tore hinaus, begleitet von gleichmäßigen Spitzhackengeräuschen.

„Da brauchen wir ja ewig, bis wir drinnen sind“, klagte Ash.

„Wenn wir überhaupt reinkommen“, überlegte Misty.

„Ist das normal?“, fragte Rocko an Shio und Jaze gewandt.

„Nicht in unserer Zeit“, antwortete Jaze. „Die Mine ist zwar beliebt, aber solche Menschenmassen habe ich hier noch nie gesehen.“

In diesem Augenblick wichen die Ersten in der Reihe zurück. Ein bulliger Mann mit Stiernacken stampfte aus der Tür und warf zwei junge Männer in den Dreck. „Verschwindet von hier!“, polterte er. Dann wandte er sich an die anderen Menschen draußen. Wer nicht für die Steine hier ist verschwindet besser, oder es ergeht euch genauso!“, donnerte er und präsentierte seine Muskeln.

Gedämpft protestierend löste die Menschenmenge sich auf. Manche wünschten dem Aufseher die Pest an den Hals.

„Was ist das Problem, Shio?“, fragte Misty ihre gedankenhörende Begleitung.

„Was?“, schreckte diese auf. „Problem? Keine Ahnung. Zu viele Stimmen in meinem Kopf.“

„Dann finden wir es auf die altmodische Weise heraus“, bestimmt Ash und ging zu dem bulligen Mann. „Hallo, wir sind zum Liponsteineschürfen hier. Was wollten denn die anderen?“

Die ganze Haltung des Mannes änderte sich. Er ging in die Knie und legte die Hände ineinander. „Willkommen, willkommen! Nur herein, hier könnt ihr euch anmelden.“ Einladend lächelnd bat er sie in sein Büro. „Die anderen sind nur dummen Gerüchten gefolgt, das hier ein unbekanntes Pokémon aufgetaucht sein soll. Jeder will natürlich den Ruhm für sich. Dabei gibt es hier nur Kleinstein, Kiesling und Zubat. Nichts außergewöhnliches.“

Von Jaze war ein leises „Oh!“, zu vernehmen, als wäre ihm ein Licht aufgegangen und Shio ahnte böses. „Das Gerücht haben wir noch nicht gehört“, bekam er noch die Kurve. „Wenn wir während des Schürfens nichts begegnen, können wir den anderen ja sagen, dass es falscher Alarm war.“

„Da wäre ich euch sehr dankbar drum“, meinte der Minenverwalter, kassierte die 500 Pokédollar Schürfgebühr pro Person und überreichte jedem eine Spitzhacke. „Ihr habt drei Stunden Zeit. Jeder Liponstein, den ihr in dieser Zeit findet, gehört euch. Alles andere wie Erze und Fossilien könnt ihr bei meiner Frau im Zimmer neben an gegen Pokédollar eintauschen.“

„Davon könnt ihr später das Schleifen bezahlen“, merkte Shio an. „Die kompetenten Handwerker nehmen ein hohes Honorar.“

„So ist es“, bestätigte der Verwalter. „Die Zeit läuft sobald ihr den euch zugewiesenen Schacht betretet. Eure Pokémon dürfen euch nicht beim Graben helfen. Glück auf!“

Die Gruppe machte sich auf den Weg zu ihrem Schacht, Nummer 6. Ein schlechtes Omen, fand Rocko. Die 6 war eine Unglückszahl.

„Sei nicht so abergläubisch“, meinte Jaze. „Die 6 ist eine Zahl wie jede andere. In manchen Kulturen bringt sie sogar Glück!“

„Genau“, meinte Ash. „Ich frage mich eher, warum unser Pokémon nicht helfen dürfen.“

„Wegen der Typengegenwirkung“, erklärte Shio. „Berührt ein Pokémon einen falschen Stein bekommt es Schaden.“

„Dann sind Liponsteine ein zweischneidiges Schwert“, überlegte Misty. Shio nickte bestätigend.

Die Gruppe stieg in den zugewiesenen Schacht hinab. Auf Jaze Vorschlag hin nahmen sie sich die Zeit, so tief wie möglich zu gehen, wo noch nicht so viele Trainer geschürft hatten. Der Gang war hier dunkler, da die elektrischen Lichter noch nicht so weit ausgebaut waren. Einige Kleinstein standen bereit, um das lose Geröll in eine Lore zu verfrachten.

„Sie kriegen Futter dafür“, übersetzte Shio. „Wir sollen nur gut aufpassen, dass keine bunten Steine im Fels sind.“

Jeder begann für sich an einer anderen Stelle zu graben. Die Arbeit gestaltete sich schwieriger, als gedacht. Der Fels war hart und unnachgiebig. Rocko war der erste, der Glück hatte. Seine Pike legte einen Hohlraum frei, deren Wände mit verschiedenen schimmernden Punkten übersät war: Drei Erze, ein Blattfossil und ein brauner Liponstein fanden den Weg in seine Beutetasche.

Angespornt durch den Erfolg schlug Ash stärker auf den Stein ein. „Nicht dort!“, rief Shio plötzlich. Alle hielten inne und sahen sie überrascht an. Shio gab keine Erklärung, befehligte aber jedem einen anderen Punkt, an dem er graben sollten, bevor sie ebenfalls den Ort wechselte. Sie brauchte nur wenige Schläge, bis sie auch einen Hohlraum erreichte. Die Freunde sahen sich schweigend an, doch begannen sie dann an den zugewiesenen Stellen zu graben. Ihre Folgsamkeit wurde belohnt. Ein Hohlraum nach dem Nächsten wurde freigelegt. Ihre Beutetaschen waren Randvoll, als das Signal zum Ende ihrer Zeit erklang. Zufrieden schulterte Shio ihre Spitzhacke und machte sich auf den Weg zum Ausgang.

„Wie hast du das gemacht?“, wollte Jaze wissen. „Bist du jetzt auch noch geologisch begabt?“

„Nicht doch“, lachte Shio und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Sie haben es mir verraten.“

„Sie?“, hakte Misty nach.

„Die Garpa. In dieser Zeit wurden sie zum ersten Mal entdeckt“, erklärte Shio.

„Dann gibt es doch ein neues Pokémon hier?!“, rief Ash aufgeregt.

„Wie man es nimmt“, meinte Jaze. „Sie sind eine uralte Art. Sie verstehen sich nur darauf, sich von Oberflächen fernzuhalten, da sie nicht atmen müssen. Alles, was sie zum überleben brauchen, ziehen sie sich aus Böden und Gesteinen.“

„Sie haben flossenähnliche Fühler, die jede Vibration wahrnehmen“, fügte Shio hinzu. „So kommen sie den Menschen nie zu nahe.“

„Aber sie haben dir erzählt, wo es Steine gibt?“, wunderte sich Ash.

„Nicht mit Absicht“, grinste Shio. „Die Hohlräume sind Sammelstellen, in die sie alles schieben, dass sie nicht fressen können. Sie verstehen nicht, warum die Menschen ihre Abfallkammern suchen und machen sich darüber lustig.“

„Aber wenn sie sich durch das Gestein fressen, müssten sie doch Spuren hinterlassen“, merkte Rocko an.

„Keine mit bloßem Auge sichtbaren“, erklärte Jaze. „Ihre Körper können sich röhrenförmig öffnen und alles geht einfach hindruch. Sie fressen und scheißen also gleichzeitig.“

„Ihr kennt euch gut mit Garpa aus“, wunderte Rocko sich.

„Ich trainiere eines“, gestand Shio.

„Ich erforsche sie als Teil meiner Forschungen zu Liponsteinen für meine Doktorarbeit“, erzählte Jaze. Die Gruppe blieb stehen und starrte ihn an.

„Forschung?“, wiederholte Misty.

„Doktorarbeit?“, echote Shio ungläubig. „Ich dachte, du willst Pokémonmeister werden.“

„Erkennst du jetzt erst, wie genial ich bin? Ich kann beides gleichzeitig!“, grinste Jaze und streckte stolz und selbstverliebt die Nase gen Himmel. In Gedanke lechzte er nach Lob.

Shio seufzte. Sie hatte fast vergessen, wie große Stücke Jaze auf sich selber hielt. Bisher hatte er sich immer sehr um sie bemüht und ihr Ego aufgebaut. Vielleicht sollte sie später seines auch mal etwas streicheln.

Ihre Überlegungen wurden unterbrochen, denn etwas klatschte hinter ihnen von der Decke. Mit leuchtend gelben Augen richtete sich ein Garpa zu voller Größe auf. Es war größer als ein Dratini, aber kleiner als ein Arbok und bis auf den Ring nahe seines Halses durchgehend dunkelbraun.

Sie wüssten zu viel, hallte es in Shios Kopf wieder, während vor ihnen weitere Garpa aus den Wänden krochen. Auch das hinter ihnen bekam Verstärkung.

„Was ist hier los?“, fragte Ash, während die Gruppe immer dichter zusammen gedrängt wurde.

„Sie finden, dass wir zu viel wissen. Das gefällt ihnen nicht“, übersetzte Shio. „So wollen dafür sorgen, dass wir niemandem von ihnen erzählen können und es wie ein Grubenunglück aussehen lassen.“ Schulter an Schulter standen sie nun dicht gedrängt inmitten von unzähligen Garpa, die alle drohend mit ihren Fühlern raschelten.

„Wir müssen zum Aufzug!“, rief Rocko, doch da griff schon das erste Pokémon an. Es ging direkt auf Shio los, welche die Arme hochriss und an den Aufzug dachte. Plötzlich wurde es still. Irgendwo in der Ferne konnte man ein wütendes Zischen hören und ganz nah ächzte Metall.

Shio hatte die Trainergruppe direkt in den Aufzug teleportiert.

„Wir sind nicht im Nirgendwo gelandet“, rief Jaze überrascht.

„Das ist gerade nicht wichtig!“, faucht Shio.

„Schnell, nach oben!“, befahl Misty und Ash hämmerte auf den Knopf zum nach oben fahren ein, während Rocko das Gitter zuzog. Die Gondel setzte sich in Bewegung, doch in den Wänden war eindeutig Bewegung zu hören.

„Schneller, du blödes Teil“, flehte Ash den Aufzug an.

Plötzlich brach ein Garpa aus der Wand hervor und schoss mit weit aufgerissenem Maul auf Misty zu. Pikachu reagierte schnell und versetzte dem wilden Pokémon einen Eisenschweif. Dieses landete zwischen den Menschen auf dem Boden der Gondel, doch anstatt ein weiteres Mal anzugreifen, sprang es wieder ins Gestein zurück, als wäre es Wasser.

„Das war knapp“, atmete Misty auf. Zu früh gefreut. Kurz darauf begann der ganze Schacht an zu wackeln.

„Was ist das?“, wollte Ash wissen und klammerte sich an der Steuerung fest.

„Erdbebenangriff!“, klärte Shio auf und sah nach oben. Das Tageslicht war noch viel zu weit entfernt! Es musste schneller gehen!

Sie versuchte, telekinetisch nachzuhelfen, doch es war ihr unmöglich, sich in dieser Situation zu konzentrieren. Sie konnte nur hoffen und beten, dass der Aufzug den Angriff überstand und sicher oben ankam.

„Das Seil!“, schrie Misty. Alle sahen nach oben, damit rechnend, dass es riss. Jedoch war es nicht der Draht, der sich löste, sondern die Halterung am Fahrstuhlkorb.

Die Befestigung riss ab und sie fielen einen Augenblick, bis alles plötzlich stehen blieb. Alles war in blaues Licht gehüllt es waren nur Sekunden, bis sie schneller als ein Zug den Schacht hinauf sausten und oben samt Korb das Absperrgitter durchbrachen.

Die Trainergruppe wurde in alle Richtungen hinaus geschleudert. Ash war der erste, der sich wieder auf rappelte. Fünf Garpa waren ihnen bereits aus dem Berg gefolgt und mehr kamen aus dem Boden hervor. Mit festem Boden unter den Füßen griff Ash nach seinen Pokémon, um mit ihrer Hilfe kämpferischen Widerstand zu leisten.

„Es ist wahr! Neue Pokémon!“, hörte er plötzlich von hinter sich. Er sah sich um und erkannte ein paar der Trainer, welche am Morgen in der Schlange gestanden hatten.

„Ich werde als erster eines fangen!“, rief ein vielleicht zehnjähriger Junge.

„Nein, ich!“, widersprach ihm ein gleichaltriges Mädchen. Andere hatten bereits Pokémon gerufen, um sich eines der begehrten neuen zu fangen. Die Garpa, mit einer Armee aus Pokémon konfrontiert, zogen sich ins sichere Erdreich zurück.

„Stürmt die Mine!“, rief ein älterer Trainer.

„Stürmt die Mine!“, echote es aus den Massen und alle drängten an den am Boden liegenden vorbei auf die verschiedenen Schachteingänge zu.

„Hey, ihr müsst bezahlen, wenn ihr rein wollt!“, donnerte der Verwalter wirkungslos. „Na wartet, ihr Pack! Ich hole Officer Rocky und lasse euch alle wegen Landfriedensbruch festnehmen!“ Er knallte die Tür zu seinem Büro zu und durch das Fenster sah man ihn wild gestikulierend telefonieren.

Erleichtert atmete Ash auf und packte seine Pokébälle wieder zurück. Danach sah er nach seinen Freunden. Sie alle waren nur mit ein paar Kratzern davon gekommen. Shio wirkte etwas benommen, aber nicht ernsthaft verletzt. Nur das sie fragte, wie sie nach draußen gekommen waren, gab Anlass zur Sorge. Rocko vermutete, dass ihre Instinkte sie gerettet hatten.

„Aber jetzt verstehe ich die Legende der fliegenden Trainer, die mit der Entdeckung der Garpa einher geht“, lachte Jaze, während er Shio stützte.

„Dann habt ihr hier nichts verändert?“, wunderte sich Misty.

„Nicht, soweit die Aufzeichnungen reichen“, bestätigte Jaze. „Aber wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden. Lasst uns unsere Schätze eintauschen und gehen, bevor man uns nach Details fragt.“

Die Frau des Verwalters hatte keine Ahnung, was draußen vorgefallen war. Sie hatte nur den Lärm gehört, aber es ihrem Mann überlassen, sich darum zu kümmern. Sie war überrascht über die große Ausbeute der Gruppe, doch zahlte sie Ihnen bereitwillig 50.000 Pokédollar für ihre Schätze.

Während sie weiter reisten, starrte Ash nachdenklich das Geldbündel in seiner Hand an. „Wir haben 500 bezahlt und 50.000 bekommen. Ist das nicht Paradox?“

„Ganz und gar nicht“, klärte Shio ihn auf. „Was wir erhalten haben ist ein Bruchteil dessen, was sie auf dem Markt dafür bekommen. Das Pärchen lässt Leute dafür bezahlen, damit sie für sie die Drecksarbeit machen. Ziemlich clever, wenn du mich fragst.“

Ash packte das Scheinbündel tief in seinen Rucksack. Laut Shio würden sie es brauchen, um die sechs Elektro-, sieben Feuer-, neun Kampf- und zwei Gesteinliponsteine schleifen zu lassen, mit deren Hilfe sie die Saihon-Liga zu bezwingen gedachten.



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