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FF-Perspektiven-Tutorial [Diskussion]

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Version vom 04:53, 30. Jan 2011
 Julie (Beiträge)

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 Yamato_ (Beiträge)

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==Interner, externer und Null-Fokus== ==Interner, externer und Null-Fokus==
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 +Das bekannteste Model zur Erzähl-Perspektive ist vermutlich das Modell von Franz K. Stanzel, welches auch heutzutage noch in der Schule gelehrt wird. Stanzel unterscheidet zwischen drei verschiedenen Erzähl-Arten, dem auktorialen Erzähler, dem personalen Erzähler und dem Ich-Erzähler.
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 +Allerdings ist dieses Modell gerade für moderne Texte sehr schlicht, weil es nicht zwischen dem internen und dem externen Erzähler unterschiedet. Deshalb soll hier ein anderes Modell vorgestellt werden.
Die einfachste Möglichkeit mit Perspektive umzugehen ist, sich eine imaginäre Kamera vorzustellen. Du bist der Regisseur, deine Geschichte ist der Film. Jetzt musst du bei jeder Szene entscheiden, wo du deine Kamera hinstellst, was gerade im Bild sein soll, und wo du deine Schnitte setzt. Die einfachste Möglichkeit mit Perspektive umzugehen ist, sich eine imaginäre Kamera vorzustellen. Du bist der Regisseur, deine Geschichte ist der Film. Jetzt musst du bei jeder Szene entscheiden, wo du deine Kamera hinstellst, was gerade im Bild sein soll, und wo du deine Schnitte setzt.
-Grundsätzlich hast du drei verschiedene Perspektiven zur Auswahl, Interner Fokus, Externer Fokus und Null-Fokus, die du natürlich auch beliebig kombinieren kannst.+Grundsätzlich hast du drei verschiedene Perspektiven zur Auswahl, Interner Fokus, Externer Fokus und Null-Fokus, die du natürlich auch beliebig kombinieren kannst.
-1. Interner Focus+===1. Interner Fokus===
Interner Fokus bedeutet, dass die Kamera sozusagen im Kopf eines Charakters steht, und alles was passiert aus der Sicht dieses Charakters beschrieben wird. Hier musst du besonders aufpassen, dass du nichts erzählst, was der Charakter nicht wissen kann oder nicht wahrnehmen würde. Wenn Seto Kaiba an einem Frühlingsmorgen durch einen Park in Richtung Firma marschiert, wird er sich bestimmt nicht darüber den Kopf zerbrechen, dass die Vögel zwitschern und die Gänseblümchen blühen. Sollte Usagi Tsukino durch denselben Park laufen, würde sie wahrscheinlich sogar stehenbleiben, um sich die Blumen anzuschauen. Interner Fokus bedeutet, dass die Kamera sozusagen im Kopf eines Charakters steht, und alles was passiert aus der Sicht dieses Charakters beschrieben wird. Hier musst du besonders aufpassen, dass du nichts erzählst, was der Charakter nicht wissen kann oder nicht wahrnehmen würde. Wenn Seto Kaiba an einem Frühlingsmorgen durch einen Park in Richtung Firma marschiert, wird er sich bestimmt nicht darüber den Kopf zerbrechen, dass die Vögel zwitschern und die Gänseblümchen blühen. Sollte Usagi Tsukino durch denselben Park laufen, würde sie wahrscheinlich sogar stehenbleiben, um sich die Blumen anzuschauen.
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Falls du eine Dialog- oder Actionszene mit mehreren Charakteren schreibst, so kannst du natürlich auch zwischen den Charas hin- und herspringen. Aber überlege dir gut, wann und warum du das tust. Je häufiger du von einem Charakter zum anderen springst, desto hektischer wirkt die Szene, genau wie bei einem Film mit schnellen Schnitten. Bei einer Actionszene mögen schnelle Schnitte vielleicht passen, aber eine Romantikszene kannst du damit leicht ruinieren. Falls du eine Dialog- oder Actionszene mit mehreren Charakteren schreibst, so kannst du natürlich auch zwischen den Charas hin- und herspringen. Aber überlege dir gut, wann und warum du das tust. Je häufiger du von einem Charakter zum anderen springst, desto hektischer wirkt die Szene, genau wie bei einem Film mit schnellen Schnitten. Bei einer Actionszene mögen schnelle Schnitte vielleicht passen, aber eine Romantikszene kannst du damit leicht ruinieren.
-Bein Internen Fokus kannst du dir aussuchen, ob du in der Er-Form oder in der Ich-Form schreiben willst. +Beim Internen Fokus kannst du dir aussuchen, ob du in der dritten Person (Er-Form) oder in der ersten Person (Ich-Form) schreiben willst.
 + 
 +Beispiel (Er-Form):
 +Hogwarts ... das war noch bevor der Dunkle Lord den Thron bestiegen und seinen rechtmäßigen Platz als Herrscher über das Reich der Magie eingenommen hatte. Damals war Marcus Captain des Quidditch Teams von Slytherin gewesen und sie hatten ein Game nach dem anderen gewonnen ... ja, das waren noch Zeiten gewesen. Er hatte eigentlich gehofft, es in die Nationalmannschaft zu schaffen, aber das Schicksal hatte eben anders entschieden.
 +Beispiel (Ich-Form):
 +Hogwarts ... das war noch bevor der Dunkle Lord den Thron bestiegen und seinen rechtmäßigen Platz als Herrscher über das Reich der Magie eingenommen hatte. Damals war ich Captain des Quidditch Teams von Slytherin gewesen und wir hatten ein Game nach dem anderen gewonnen ... ja, das waren noch Zeiten gewesen. Ich hatte eigentlich gehofft, es in die Nationalmannschaft zu schaffen, aber das Schicksal hatte eben anders entschieden.
-==Schreiben in der ersten und dritten Person== 
-Zudem solltest du darauf achten, die Beschreibungen, besonders die der Gefühle des lyrischen Ichs (also der Person, aus deren Sicht erzählt wird), an die Erzählperspektive anzupassen. 
-Erzählst du in der dritten Person, solltest du eher die sichtbaren Auswirkungen von Gefühlen beschreiben. "Er wurde rot vor Wut" ist passender und für den Leser angenehmer als "Er wurde wütend". 
-Der Ich-Erzähler hingegen bemerkt und beschreibt eher die Empfindungen selbst als deren optische Folgen. 
-"Bei seinem Anblick verengten sich meine Augen zu schmalen Schlitzen" klingt für viel gestelzter und unnatürlicher als beispielsweise "Hasserfüllt starrte ich ihn an". 
 +===2. Externer Fokus===
-2. Externer Focus+Externer Fokus bedeutet, daß deine Kamera von außen filmt. Das heißt, du beschreibst alles, was man von außen sehen kann, aber ohne auf die Gedanken und Gefühle der Charaktere einzugehen. Du kannst natürlich Handlungen und Gesichtsausdrücke beschreiben und den Leser dadurch auf Gefühle schließen lassen.
-Externer Focus bedeutet, daß deine Kamera von außen filmt. Das heißt, du beschreibst alles, was man von außen sehen kann, aber ohne auf die Gedanken und Gefühle der Charaktere einzugehen. Du kannst natürlich Handlungen und Gesichtsausdrücke beschreiben und den Leser dadurch auf Gefühle schließen lassen.+Diese Erzählweise ist dann hilfreich, wenn du in einer Szene die Handlungen und nicht die Gedanken in den Vordergrund stellen willst. Vielleicht in einer Actionszene, wo du den Ablauf eines Kampfes beschreiben möchtest. Oder bei einem Gespräch, wo der Inhalt des Gesprächs besonders wichtig ist.
-Diese Erzählweise ist dann gut, wenn du in einer Szene die Handlungen und nicht die Gedanken in den Vordergrund stellen willst. Vielleicht in einer Actionszene, wo du den Ablauf der Action beschreiben möchtest. Oder bei einem Gespräch, wo der Inhalt des Gesprächs besonders wichtig ist.+Der Externe Fokus funktioniert auch dann sehr gut, wenn du in einer Szene einfach nicht möchtest, dass die Leser die Gedanken der Charaktere kennenlernen, weil es zuviel verraten würde. Stell dir zum Beispiel ein Gespräch zwischen zwei Bösewichten vor, die einen Handel abschließen, um den Helden aus dem Weg zu räumen. In Wirklichkeit plant Bösewicht A, Bösewicht B zu verraten und Bösewicht B arbeitet insgeheim für Bösewicht C, aber das alles soll der Leser erst fünf Kapitel später herausfinden. Deshalb beschreibst du in der Szene das alte Lagerhaus, wo sie sich treffen, das Heulen des Windes und das hintergründige Lächeln auf den Gesichtern der Bösewichte. Aber ihre Gedanken? Nein, die sind Sperrgebiet.
-Der Externe Focus ist auch dann sehr gut, wenn du in einer Szene einfach nicht möchtest, dass die Leser die Gedanken der Charaktere kennenlernen, weil es zuviel verraten würde. Stelle dir zum Beispiel ein Gespräch zwischen zwei Bösewichten vor, die einen Handel abschließen, um den Helden aus dem Weg zu räumen. In Wirklichkeit plant Bösewicht A Bösewicht B zu verraten und Bösewicht B arbeitet in Wirklichkeit für Bösewicht C, aber das alles soll der Leser erst fünf Kapitel später herausfinden. Deshalb beschreibst du in der Szene das alte Lagerhaus, wo sie sich treffen, das Heulen des Windes und das hintergründige Lächeln auf den Gesichtern der Bösewichte. Aber ihre Gedanken? Nope, die sind Sperrgebiet.+Beim Externen Fokus kannst du eigentlich nur die dritte Person verwenden und nicht die erste. Ein Charakter kann sich nicht selbst von außen beschreiben, weil er sich ja nicht sieht.
-Beim Exnternen Focus kannst du eigentlich nur die Er-Form verwenden.+Das Beispiel beschreibt genau die selbe Szene wie oben:
 +Marcus Flint blickte in die Ferne und seine Augen wurden glasig. Für einen Moment stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, welches seine schiefen Vorderzähne sehen ließ. Dann aber wurden seine Gesichtszüge plötzlich hart und er wandte den Kopf ab.

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Inhaltsverzeichnis

Erzähl-Perspektiven


Interner, externer und Null-Fokus

Das bekannteste Model zur Erzähl-Perspektive ist vermutlich das Modell von Franz K. Stanzel, welches auch heutzutage noch in der Schule gelehrt wird. Stanzel unterscheidet zwischen drei verschiedenen Erzähl-Arten, dem auktorialen Erzähler, dem personalen Erzähler und dem Ich-Erzähler.

Allerdings ist dieses Modell gerade für moderne Texte sehr schlicht, weil es nicht zwischen dem internen und dem externen Erzähler unterschiedet. Deshalb soll hier ein anderes Modell vorgestellt werden.

Die einfachste Möglichkeit mit Perspektive umzugehen ist, sich eine imaginäre Kamera vorzustellen. Du bist der Regisseur, deine Geschichte ist der Film. Jetzt musst du bei jeder Szene entscheiden, wo du deine Kamera hinstellst, was gerade im Bild sein soll, und wo du deine Schnitte setzt.

Grundsätzlich hast du drei verschiedene Perspektiven zur Auswahl, Interner Fokus, Externer Fokus und Null-Fokus, die du natürlich auch beliebig kombinieren kannst.


1. Interner Fokus

Interner Fokus bedeutet, dass die Kamera sozusagen im Kopf eines Charakters steht, und alles was passiert aus der Sicht dieses Charakters beschrieben wird. Hier musst du besonders aufpassen, dass du nichts erzählst, was der Charakter nicht wissen kann oder nicht wahrnehmen würde. Wenn Seto Kaiba an einem Frühlingsmorgen durch einen Park in Richtung Firma marschiert, wird er sich bestimmt nicht darüber den Kopf zerbrechen, dass die Vögel zwitschern und die Gänseblümchen blühen. Sollte Usagi Tsukino durch denselben Park laufen, würde sie wahrscheinlich sogar stehenbleiben, um sich die Blumen anzuschauen.

Falls du eine Dialog- oder Actionszene mit mehreren Charakteren schreibst, so kannst du natürlich auch zwischen den Charas hin- und herspringen. Aber überlege dir gut, wann und warum du das tust. Je häufiger du von einem Charakter zum anderen springst, desto hektischer wirkt die Szene, genau wie bei einem Film mit schnellen Schnitten. Bei einer Actionszene mögen schnelle Schnitte vielleicht passen, aber eine Romantikszene kannst du damit leicht ruinieren.

Beim Internen Fokus kannst du dir aussuchen, ob du in der dritten Person (Er-Form) oder in der ersten Person (Ich-Form) schreiben willst.

Beispiel (Er-Form): Hogwarts ... das war noch bevor der Dunkle Lord den Thron bestiegen und seinen rechtmäßigen Platz als Herrscher über das Reich der Magie eingenommen hatte. Damals war Marcus Captain des Quidditch Teams von Slytherin gewesen und sie hatten ein Game nach dem anderen gewonnen ... ja, das waren noch Zeiten gewesen. Er hatte eigentlich gehofft, es in die Nationalmannschaft zu schaffen, aber das Schicksal hatte eben anders entschieden.

Beispiel (Ich-Form): Hogwarts ... das war noch bevor der Dunkle Lord den Thron bestiegen und seinen rechtmäßigen Platz als Herrscher über das Reich der Magie eingenommen hatte. Damals war ich Captain des Quidditch Teams von Slytherin gewesen und wir hatten ein Game nach dem anderen gewonnen ... ja, das waren noch Zeiten gewesen. Ich hatte eigentlich gehofft, es in die Nationalmannschaft zu schaffen, aber das Schicksal hatte eben anders entschieden.


2. Externer Fokus

Externer Fokus bedeutet, daß deine Kamera von außen filmt. Das heißt, du beschreibst alles, was man von außen sehen kann, aber ohne auf die Gedanken und Gefühle der Charaktere einzugehen. Du kannst natürlich Handlungen und Gesichtsausdrücke beschreiben und den Leser dadurch auf Gefühle schließen lassen.

Diese Erzählweise ist dann hilfreich, wenn du in einer Szene die Handlungen und nicht die Gedanken in den Vordergrund stellen willst. Vielleicht in einer Actionszene, wo du den Ablauf eines Kampfes beschreiben möchtest. Oder bei einem Gespräch, wo der Inhalt des Gesprächs besonders wichtig ist.

Der Externe Fokus funktioniert auch dann sehr gut, wenn du in einer Szene einfach nicht möchtest, dass die Leser die Gedanken der Charaktere kennenlernen, weil es zuviel verraten würde. Stell dir zum Beispiel ein Gespräch zwischen zwei Bösewichten vor, die einen Handel abschließen, um den Helden aus dem Weg zu räumen. In Wirklichkeit plant Bösewicht A, Bösewicht B zu verraten und Bösewicht B arbeitet insgeheim für Bösewicht C, aber das alles soll der Leser erst fünf Kapitel später herausfinden. Deshalb beschreibst du in der Szene das alte Lagerhaus, wo sie sich treffen, das Heulen des Windes und das hintergründige Lächeln auf den Gesichtern der Bösewichte. Aber ihre Gedanken? Nein, die sind Sperrgebiet.

Beim Externen Fokus kannst du eigentlich nur die dritte Person verwenden und nicht die erste. Ein Charakter kann sich nicht selbst von außen beschreiben, weil er sich ja nicht sieht.

Das Beispiel beschreibt genau die selbe Szene wie oben: Marcus Flint blickte in die Ferne und seine Augen wurden glasig. Für einen Moment stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, welches seine schiefen Vorderzähne sehen ließ. Dann aber wurden seine Gesichtszüge plötzlich hart und er wandte den Kopf ab.



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