Konfrontation
A.N.: Nochmal vielen lieben Dank für all die Reviews, es freut mich echt, dass euch auch so kurze Story- Schnipsel gefallen. Dieser One- Shot ist wahrscheinlich weniger lustig, eher... "teh drama". Aber ich hab halt auch mal solche Anwandlungen. ;-)
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Aoko stürzte weiter die Treppe hinauf, nicht auf ihre Erschöpfung achtend. Ihr Atem ging schwer, und sie umklammerte das Metall in ihrer Hand, das sich kalt und fremdartig anfühlte. In ihrem Kopf herrschte ein einziges Chaos, und nur ein Gedanke kristallisierte sich klar heraus.
Kid. Kid. KID!
Sie stieß die Tür zu dem Raum auf, zu dem er sie bestellt hatte. Und dort stand er tatsächlich, an die große weiße Säule am anderen Ende des Raumes gelehnt, in seinem weißen Anzug, den Zylinder tief ins Gesicht gezogen, und wartete auf sie.
Aoko stützte sich am Türrahmen ab und schnappte nach Luft. Sie brauchte mindestens zehn Atemzüge, um halbwegs zu Kräften zu kommen. Kid blieb einfach stehen und wartete.
Aoko zog sich mühsam nach oben und richtete die Waffe auf ihn. "Keine. Bewegung.", stieß sie hervor.
Kid machte auch jetzt keine Anstalten, irgendetwas zu tun. Er hob nur etwas den Kopf.
"Wird dein Vater die Waffe nicht vermissen?"
Seine Stimme klang so schrecklich vertraut. Aoko schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Sie war hier, um zu beweisen, dass ihr bester Freund Kaito NICHT...
"Keine Bewegung.", wiederholte sie und ging langsam auf ihn zu. "Ich werde dich jetzt festnehmen. Wir werden nach unten gehen, und du wirst dich der Polizei stellen. Dann ist Kaito... dann ist Kaito entlastet."
"Wo ist Kaito jetzt, glaubst du?" Diese bekannte Stimme. So müde. So gebrochen.
"Er versteckt sich natürlich!", rief Aoko schrill aus. "Die Polizei sucht ihn doch! Aber... aber wenn ich dich... wenn sie dich endlich gefangen haben, dann kann er zurückkommen! Dann ist alles wieder in Ordnung!"
"Und warum habe ich dich hierher bestellt, glaubst du?"
Aoko war jetzt bis auf zehn Schritte an ihn herangekommen. Ihre Hände zitterten immer mehr.
"Woher soll ich das wissen? Ich weiß nur... ich *weiß*, dass Kaito nicht Kid sein kann. Ich kenne ihn schon so lange. Wenn er es wäre, dann... dann hätte er begonnen, als Kid aufzutreten, nachdem ich ihn kennen gelernt hätte. Und mein Kaito... mein Kaito würde das nicht tun. Er würde mich nicht jahrelang so hintergehen."
Jetzt flossen Aoko Tränen über das Gesicht. "Er kann nicht Kid sein.", wiederholte sie erstickt.
"Und wenn du weißt, dass dein Kaito nicht Kid sein kann," Kids Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. "warum bist du dann ganz alleine ohne Polizei hierher gekommen?"
Aoko ließ die Arme sinken und weinte nun ungehemmt, unfähig, noch etwas zu sagen angesichts der schrecklichen Wahrheit, die sie die ganze Zeit gewusst hatte und nicht wahrhaben wollte.
Sie merkte kaum, wie Kaitou... wie Kaito sie in die Arme nahm. Die Waffe ihres Vaters hatte sie längst fallen lassen.
"Es tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass das passiert."
Seine Stimme verriet einen ebenso großen inneren Aufruhr wie Aokos. Unter Tränen sah sie auf und nahm ihm den Zylinder und das Monokel ab. Der Anblick des vertrauten Gesichts darunter überraschte nicht mehr, er tat nur weh.
Kaito sah fürchterlich aus. Außer dem offensichtlichen Schmerz und der Trauer in seinen Augen war noch etwas anderes in seinem Blick... Unsicherheit, Furcht, Angst.
"Warum hast du das getan?", schluchzte Aoko. "Was soll denn jetzt aus dir werden?"
"Ich muss gehen. Weg aus Japan, irgendwohin. Wenigstens für ein paar Jahre." Kaito drückte Aoko fester an sich. "Es tut mir wirklich leid. Ich hätte das nicht getan, wenn ich nicht gute Gründe gehabt hätte."
"Du kannst doch nicht einfach weggehen!" Aoko krallte sich an dem weißen Stoff fest. "... Ich weiß! Du brauchst dich doch nur zu verstecken. Du bist doch so gut im Verkleiden, sie würden dich nie finden. Und ich verrate dich nicht. Ich würde dich nie verraten."
"Aoko, die Polizei ist nicht als einzige hinter mir her." Kaito schüttelte müde den Kopf. "Und wie würdest du dich fühlen, wenn du deinen Vater täglich belügen würdest? Er hat es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, mich zu fangen."
Aoko schluchzte nur als Antwort und murmelte ein kaum verständliches "Lass mich nicht alleine" in sein mittlerweile tränennasses Jackett.
"Glaubst du, ich will weg, Dummkopf?", fragte Kaito traurig. "Hör zu. Ich werde Kontakt zu dir halten, aber du musst mir versprechen, ganz vorsichtig zu sein und keine Dummheiten zu machen. Halte dich vor allen Dingen von den Kerlen in Schwarz fern. Wahrscheinlich waren sie die anonymen Anrufer, die der Polizei meine Identität verraten haben, und sie werden dich beobachten, weil du mich kennst. Verhalte dich ganz ruhig. Wenn du das tust, solltest du in Sicherheit sein. Du darfst niemals von dir aus versuchen, mich zu erreichen. Verstehst du das alles? Hey!"
Kaito schüttelte sie leicht und verzog das Gesicht zu einem schrägen Grinsen. So sah er fast aus wie sonst. "Das ist wichtig, okay?"
"Okay." Ein Hauch von Lächeln schlich sich auf Aokos Gesicht. Sie riss sich zusammen. Kaito brauchte sie jetzt. "Du kannst dich auf mich verlassen."
Abrupt drückte er sie noch einmal fest an sich und gab ihr unvermittelt einen Kuss. Aoko riss vom Donner gerührt die Augen auf, während Kaitou Kid schon auf dem Sprung war, nach Zylinder und Monokel greifend.
"Ich bitte untertänigst um Verzeihung." Er vollführte eine formvollendete Verbeugung auf dem schmalen Sims. "Aber ich muss die Lady jetzt verlassen."
Damit ließ er sich hinterrücks fallen.
"WAS FÄLLT DIR EIN!?", kreischte Aoko und stürzte zum Fenster, lachend und weinend zugleich. Kid flog schon längst hoch über den Häuserdächern. "Komm du mir nach Hause! Dann setzt es was mit dem Wischmop! Perverser!"
Sie sah ihm so lange hinterher, bis der weiße Fleck seines Fluggleiters mit den Lichtern der Stadt verschmolzen war.
Erst als sie sich abwandte, fiel ihr das Monokel auf, das neben ihr auf der Fensterbank lag. Daran lehnte eine von Kaitou Kids berühmt- berüchtigten Ankündigungsschreiben.
"Wenn der blutrote Glanz Pandoras erstorben und die schwarze Pest geschlagen ist", las Aoko leise vor. "werde ich ein letztes Mal zurückkehren und das Wertvollste auf der Welt stehlen. Gezeichnet, Kuroba Kaito."
Sie schloss ihre Hand um das Monokel, rieb sich über die Augen lächelte leise.
"Aber nur, wenn du am Mop vorbeikommst."
+ +
fin
26.02.06 Sorako
(Nein, es gab hier wirklich keinen Übergang bei Kaito und Aoko von "beste Freunde" zu "star- crossed lovers"... also recht OOC, das Ganze. Ein Fangirl bittet um Vergebung.)