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Was willst du

von

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Ist es nur ein Spiel für dich? Was willst du? Willst du mich oder doch lieber ihn? Ja, natürlich habe ich bemerkt, wie du ihn ansiehst, als würdest du gleich in seinen großen, unschuldigen blauen Augen ertrinken. Aber mir war es egal, solange ich dich nur für mich allein hatte. Zumindest am Anfang. Wann hat es angefangen? Wann hat es nur angefangen, so verdammt weh zu tun? Immer dann, wenn du ihn ansiehst. Immer dann, wenn du in seiner Nähe bist und wie zufällig seine Hand mit deiner streifst und er dich daraufhin süß und schüchtern anlächelt. Immer dann, wenn du beim Sex durch mich hindurchschaust und dich kurz nachdem wir beide zum Höhepunkt gekommen sind mit einer Zigarette an mein Fenster stellst und rauchst als wäre nichts gewesen, nur um kurz danach mein Zimmer zu verlassen und für diese Nacht zu verschwinden. Immer dann, wenn ich nachts alleine in meinem Bett liege, das immer noch so sehr nach dir riecht, weil ich es nicht wage, das Laken auszutauschen, aus Angst, dass dieses Mal das letzte gewesen sein könnte, an dem wir uns so begegnen. Immer dann tut mein Herz so weh, dass ich glaube, es zerbricht. Dann wird mir klar, dass ich dich niemals überwinden kann und es für mich schon seit ich das erste Mal neben dir aufgewacht bin kein Zurück mehr gibt. Tagsüber tue ich so, als wärest du mir egal, nur um nicht mit ansehen zu müssen, wie du ihm vor meiner Nase schöne Augen machst. Ich ertrage es nicht, dich so zu sehen. Die Art, wie du mit ihm sprichst, ihn ansiehst, so vorsichtig berührst, als könne er unter deinen liebkosenden Fingern zerbrechen lässt mein Innerstes laut um Hilfe schreien. Nie würdest du so mit mir umgehen. Mich siehst du nur selten an und wenn überhaupt mit einem uninteressierten Gesichtsausdruck. Nur in der Nacht wendet sich dein Blick für eine kurze Zeit mir zu, dann gehören mir deine strahlend grünen Augen. Und für diese viel zu kurze Zeitspanne kann ich mich der Illusion hingeben, dass du mich liebst, mich begehrst und das alles nicht nur tust, weil du einem guten Fick nicht widerstehen kannst. Doch dann schlage ich die Augen auf und der wundervolle Augenblick ist verschwunden. Du siehst mich nicht, auch wenn ich dir gerade alles gebe, was ein Mensch einem anderen Menschen nur geben kann. Dann schleicht heimtückisch die Traurigkeit in mein Herz, das du als einziger betreten und verletzen kannst, und warme Tränen entrinnen mir. Du siehst sie nicht. Alles, was du siehst, ist er. Egal, ob du im Laden bist, auf Mission, nachdenklich durch das Fenster schaust und rauchst oder mit mir das Bett teilst. Und wenn deine Gedanken bei ihm sind, dann wird dein Blick weich, so weich, dass ich dachte, selbst schmelzen zu müssen, als ich diesen Ausdruck das erste Mal sah. Damals dachte ich noch, er gelte mir. Mittlerweile bin ich aber dahinter gekommen, dass dem nicht so ist. Dennoch höre ich nicht auf, dir in jeder Nacht meinen Körper und meine Seele preiszugeben, mich dir ganz hinzugeben. Doch von meiner Seele und meinem Herz weißt du nicht. Oder ist es dir gleichgültig, dass ich Mal für Mal ein kleines Stückchen meiner Seele

einbüße, mein Herz mit jedem Blick von dir einen neuen Riss bekommt? Ja,

vielleicht. Vielleicht ist es dir wirklich egal oder du machst es sogar mit Absicht. Ich weiß es nicht. Alles was ich weiß ist, dass ich nicht mehr ohne dich sein kann. Ich brauche dich wie die Luft zum Amen, aber ich weiß, dass ich dich niemals haben kann, noch nicht einmal in den Momenten, in denen ich selbst ganz dir gehöre. Er ist es, dem du gehörst. Und deshalb fing ich an, ihn zu hassen. Und damit wuchs der Hass auf mich selbst, mein unscheinbares, unentschlossenes, bemitleidenswertes und egoistisches Wesen. Ich mochte ihn eigentlich sehr, weißt du? Immer hatte ich das Gefühl, den Kleinen unbedingt beschützen zu müssen. War das bei dir auch so und das stärkere Gefühl hat sich dann daraus entwickelt? Ich frage mich, wie ich je anfangen konnte, diesen unschuldigen Jungen derart zu verabscheuen. Ich hoffe, ihr zwei werdet glücklich, Yohji. Das heißt, wenn du deine Schuld an meinem Tod jemals vergessen kannst und nicht bei jeder Nacht, die ihr beide zusammen verbringt, mein Bild durch deinen Geist spukt, wie ich unter dir liege und hilflos nach Erlösung wimmere, sowohl der körperlichen als auch der geistigen. Vielleicht siehst du mich dann ja auch hier liegen, auf dem Bett, in dem wir schon so oft zusammen gelegen haben. Noch immer ist die Bettwäsche dieselbe wie am ersten Tag seit das mit uns begann. Vielleicht siehst du das getrocknete Blut, das jetzt noch warm und pulsierend den Arm hinunter tropft und rote Muster auf das weiße Laken zaubert, auf dem ich mich ausgebreitet habe. Vielleicht wirst du dieses eine Mal wirklich mich ansehen, und nur mich, so wie du es vorher nie getan hast und die schön geschwundenen Schriftzeichen bemerken, die ich mit meinem Blut an das einzige Fenster gemalt habe. Und vielleicht, ganz vielleicht wirst du dann begreifen, dass ich dich über alles geliebt habe.



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