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Gungrave

von

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Rain

3. Kapitel
 

Rain
 


 

Der Regen strömte auf das Cafe herab, wie die Tränen Gottes. So als habe Gott gesehen, welchen Verlust die vier Männer im Inneren des Gebäudes erlitten hatten. Jolice war tot. Erschossen von einem Unbekannten. Sein Blut floss auf dem Boden seines Cafes, bahnte sich seinen Weg über die Holz Dielen und verteilte sich am Tresen entlang. Harry hatte den Leichnam hinter dem Tresen zur Ruhe gebettet. Die Arme über der Brust verschränkt, wie ein verstorbener Pharao aussehend, schien es als ob Jolice nur schlafen würde. Doch das Loch in seiner Brust schrie die Wahrheit hinaus. Auch Jolice Augen hätten die es jedem Beobachter gezeigt, das der junge Mann vor Schmerz und Angst gestorben war. Doch Harry hatte Jolice Augen geschlossen, nur um seinem Blick zu entkommen. Einem Blick, der Harry anklagte, ihn in den Wahnsinn zu treiben drohte. Du hast mich zurückgelassen, Harry. Das war die Botschaft die Jolice Augen für Harry hatten. Du bist schuld das ich tot bin. Harry hatte sich nie formell als Anführer gesehen. Ja, er hatte das Sagen gehabt, aber er war nie Boss genannt worden oder hatte Gehorsam verlangt. Doch er hatte Entscheidungen für die Gruppe getroffen, Entscheidungen die nun einen Menschen das Leben gekostete hatten. Verzweiflung und Trauer mischten sich mit Hass und Wut auf den Täter. Wer auch immer das getan hatte, er würde dafür bluten, leiden und ganz am Ende, wenn Harry es zu ließ sterben. "Was ist nur passiert? Was ist nur passiert?" stammelte Kenny vor sich hin. Der Junge konnte da ganze noch immer nicht fassen und Harry konnte nur erahnen wie viel Schuld der Junge sich selbst gab. John hatte sich inzwischen wieder einigermaßen gefasst. Er suchte bereits nach dem Grund. "Ein Raubüberfall war es nicht" meinte er und öffnete die Kasse. Darin fand sich noch immer das bisschen Geld, das Jolice besaß und einige Schuldscheine. Jolice war immer bereit gewesen welche zu akzeptieren, obwohl Harry gemeint hatte, dass er das Geld nie wieder sehen würde, was er verlieh. Doch Jolice hatte das nie etwas ausgemacht und Harry hatte sich nicht eingemischt. War vielleicht einer von Jolice Schuldnern der Mörder? Nein, Jolice hatte nie sein Geld zurückverlangt. Keiner der Schuldner musste Angst haben vor ihm. Brandon hatte sich noch einmal neben Jolice gekniet und sich die Wunde betrachtet. Harry, der noch immer stocksteif neben der Leiche stand, zuckte zusammen als Brandon auf die Wunde zeigte und Harry direkt ansah. Nicht du auch noch Brandon, dachte Harry, gib mir du nicht auch noch die Schuld. Doch da war keine Anklage in Brandons Augen, eher so was wie Wut und eine Erkenntnis. Harry konzentrierte sich, sah erneut auf die Leiche die einmal ein Freund gewesen war hinab und erkannte was Brandon ihm sagen wollte. "Das war ein Profi" murmelte er und war sich bewusst dass es jeder im Raum gehört hatte. John reagierte als Erster auf die Äußerung. "Woher weißt du das?" fragte er und Harry war froh eine logische Antwort geben zu können. "Sieh dir die Wunde an. Nur ein Schuss, präzise und genau ins Herz. Keiner von uns hätte das so hingekriegt und ich glaube auch keiner von den Punks da draußen hätte das geschafft." John runzelte die Stirn, nickte dann und meinte: "Dann war das gegen uns gerichtet, eine Nachricht." "Eine Nachricht?" kreischte Kenny fassungslos "Wer würde uns denn so etwas sagen wollen?" John, dem Kenny anscheinend auf die Nerven ging mit seiner Hysterie antwortete gereizt: "Also ich kenne da schon jemanden der so einer Nachricht wert wäre, jemanden der Dämlich genug ist Milanda zu beklauen" "Willst du damit sagen ich wäre Schuld, du Arschloch?" fuhr Kenny John an und griff nach der Waffe in seinem Hosenbund. Seltsam, dachte Harry, warum haben Milandas Männer ihm denn die gelassen? Doch ehe er weiter darüber nachdenken konnte hörte er das Wimmern der Polizeisirenen. "Hört auf ihr beiden, die Bullen kommen und wenn die uns hier finden sind wir am Arsch. Also lasst uns verschwinden." Die Gruppe starrte noch einen Augenblick auf den Leichnam von Jolice, nahm Abschied von dem guten Freund und flüchtete dann hinaus in den Regen.
 

Deets war in Hochstimmung. Sein Bruder hatte ihm gerade erzählt wie er eine von Harrys Nieten umgelegt hatte und wäre er nicht so verdammt Fett gewesen hätte er Freudensprünge gemacht. Er konnte es sich richtig vorstellen, wie diese Wanze gewimmert und gebettelt hatte und Mad Dog ihn gequält hatte. Hätte er gewusst, dass Mad Dog nichts anderes getan hatte als den Abzug zu drücken, er wäre wohl bitterlich enttäuscht worden. Genau das war nun aber Mad Dog. Er hatte auf einen guten Kampf gehofft. Auf eine Schießerei die ihn wenigstens ein wenig fordern würde und nicht nur das Krümmen seines Fingers nötig machte. Außerdem konnte er die Freude und gute Laune seines missratenen Bruders kaum ertragen. So im Nachhinein betrachtet, war das Killen des Kochs nicht mal annähern so toll gewesen und hatte Mad Dogs Blutlust nicht einmal ansatzweise gestillt. Vor sich hin brütend saß er auf der Couch seines Bruders, trank einen Drink nach dem anderen und überlegte wie er an den Rest der Bande rankommen konnte. Er wusste dass diese Nieten sich bestimmt in den Slums verkriechen würden. Das war schlecht, denn selbst die Mafia konnte niemanden mehr finden, der in den Slums untertauchte. Deswegen hatte er sich ja hier verkrochen. Wenn die Mafia schon niemanden hier fand, wie sollten es dann diese hirnlosen Bullen? Jetzt konnte Mad Dog nur noch hoffen, dass diese Trottel sich zusammenreimten wer ihre Kumpel umgenietet hatte. Dann würden sie bestimmt Rache wollen und das würde dann ihr Ende sein. Doch damit sie auf die Richtige Spur kamen, musste Mad Dog seine Deckung aufgeben und einem Schieber eine Info geben müssen. Damit riskierte der Killer fiel, das war ihm bewusst. Bisher wussten nur seine Bosse wo er war und das sollte eigentlich so bleiben. Aber das Jagdfieber hatte ihn gepackt und dass seine Beute ihm zum Teil entkommen war, konnte er einfach nicht akzeptieren. Seine weiteren Gedanken wurden durch das nervige Lachen seines Bruders gestört. "Man" lachte dieser " ich hätte zu gern Harrys Gesicht gesehen als er die Leiche gesehen hat. Schade das er dir entkommen ist, Brüderchen." Mad Dog drehte sich bei dem Wort der Magen um. Schlimm genug das Deets sein Bruder war, jedes Wort erinnerte ihn auch noch daran. Dieser Drecksack hatte nie etwas alleine hinbekommen. Nicht als Kind, nicht als Teenager und als Mann schon gar nicht. Und sein Ton deutete an, dass Mad Dog versagt hatte. Scheiße, wie konnte dieses Arschloch so mit sprechen? "Wenn es dir nicht passt wie ich arbeite, dann mach es doch selber, Schlappschwanz." Mit diesen Worten legte Mad Dog seinem Bruder eine seiner Waffen auf den Tisch und ging langsam auf die Tür zu. "Aber Bruder" hörte er nun wieder Deets jammern "ich dachte du regelst das für mich." Mad Dog war kurz vorm Durchdrehen, beherrschte sich aber und machte eine Eindeutige Geste nach hinten, dass Deets ihn mal sonst wo lecken konnte. Dieser Pisser musste endlich selbst lernen wie man sich Typen wie diesen Harry vom Leib hielt und wenn er dabei drauf ging würde Mad Dog nicht um ihn weinen. Die Schwachen starben eben und die Starken fraßen die Schwachen. Als Mad Dog in die Nacht hinaustrat atmete er erst einmal tief durch. Es pisste immer noch vom Himmel. Selbst das scheiß Wetter war schlecht in den Slums. Hoffentlich konnte er hier bald wieder verschwinden, sonst würde er noch durchdrehen. Der Killer war gerade an seinem Wagen angekommen, Deets hatte dafür gesorgt dass er nicht gestohlen wurde, als er ein Klirren hinter sich hörte. Mad Dogs Reflexe waren gut. Er wirbelte blitzschnell herum und hatte seine Hand bereits auf der Automatik unter seiner Jacke, als er erkannte wer sich da nährte. Die beiden Typen sahen aus wie Gossenpunks, doch die Tätowierungen auf dem Armen kennzeichneten sie als Mitglieder der Mafia aus. Beide hatten riesige Augen, wahrscheinlich vor Angst. Tz, Anfänger, dachte Mad Dog und zog genüsslich langsam eine Zigarette aus der Jacke und zündete sie sich an. "Äh, Mad Dog?" fragte einer der Punks und das zittern in der Stimme erregte den Killer. Angst war einfach ein geiles Gefühl, besonders wenn es bei anderen zu spüren war. "Was wollt ihr beiden Pfeifen von mir?" fragte er und stieß eine lange Rauchfahne aus der Nase. "Wir sollen sie abholen, sie haben einen neuen Auftrag." kam die Antwort von dem Punk. Ein Auftrag, dachte Mad Dog bei sich? Musste ja ne heiße Sache sein, wenn man ihn aus seinem Zwangsversteck rausholen wollte. Vielleicht endlich mal ne Aufgabe die seiner Würdig war. "Also gut ich komme mit, aber vorher muss ich noch was erledigen." Die Punks schienen darüber zwar nicht glücklich, aber doch erleichtert. Kein Wunder, sie hatten bestimmt den Befehl Mad Dog mit allen Mitteln zu holen und die beiden sahen sich bestimmt schon als Tote. Mad Dog folgte den beiden Punks in die Nacht. Sein erstes Ziel würde ein Schieber sein, der verlauten ließ das er wieder da war. Als zweites würde er Spähposten von dem Schieber seiner Wahl mieten damit er wusste wo Harry und seine Freunde auftauchten und wenn er seinen Auftrag erledigt hatte, würde er es genießen auf die Jagd zu gehen.
 

Der nächste Morgen brach Sonnestrahlend an. Den Himmel durchzogen Schäfchenwolken, die jedoch eine leichte Graufärbung hatten und weiteren Regen ankündigten. Marias Vater saß in seinem alten Pick Up und stand im Stau. Grummelnd trommelte er auf das Lenkrad ein und hupte gelegentlich, obwohl er damit genaugenommen nur die anderen Fahrer nachahmte. Nach ein paar Minuten wurde der Grund für den Stau sichtbar. Eine Polizeiabsperrung war errichtet worden und da die Polizei sich in den Slums eigentlich nicht sehen ließ, war sie auf der Liste der Schaulustigen und Gaffer sofort auf Platz Eins gerutscht. Die Polizisten überprüften die vorbeifahrenden Wagen und befragten Passanten. Der Ort des Verbrechens war ein Schock für Marias Vater. Das Cafe von Marias Freund? Hatten die Cops etwa Harry und seine Gruppe hochgehen lassen und hatten diese Trottel sich etwa auf einen Kampf eingelassen? Das war nicht gut, gar nicht gut. Wenn Brandon was zugestoßen war, würde Maria daran garantiert zerbrechen. Zwar konnte er Brandon nicht leiden, aber Maria war ihm wichtiger als dieses blöde Gefühl. Als Marias Vater an den Schaulustigen vorbeikam, kurbelte er wie zufällig seine Scheiben herunter. Der beste Informant in den Slums war nicht etwa irgendein Schieber, nein, es war die Straße mit ihren neugierigen Menschen darauf und auch diesmal wurde er nicht enttäuscht. Eine kleine Gruppe Frauen hatte in dem Fall das Informationsmanagement übernommen. Jedem der es wissen wollte erzählten sie lautstark was vorgefallen war und diskutierten auch gleich über das Leben der im Cafe ansässigen. Harry und seine Gruppe kamen dabei nicht gerade gut weg, doch soweit er das mit bekam lebten sie noch. Alle, mit einer Ausnahme. Anscheinend hatte es den, wie die Frauen ihn nannten, großen, Stillen erwischt. Für Marias Vater war klar, dass es sich um Jolice handeln musste, den einzigen der Gruppe, der nach seiner Meinung noch was getaugt hatte. Er seufzte, die guten schien es immer zuerst zu erwischen. Er beschloss Maria nichts von dem Cafe und dem dort vorgefallenen zu erzählen. Maria sollte sich keine Sorgen machen und schon gar nicht in die Sache, was es auch war, hineingezogen werden. Marias Vater setzte die Fahrt fort und passierte die Kontrollen mühelos. Hätte er sich umgedreht und in die Schatten der Gasse gegenüber gesehen, wäre ihm aufgefallen, dass dort Harry stand und alles genau beobachtete.
 

Harry wand sich zum gehen. Die Bullen hatten alles abgeriegelt. Keine Chance noch in das Cafe zu kommen. Es war zwar nicht mehr viel in dem Cafe, aber einige der Geheimverstecke enthielten noch den einen oder anderen Schatz. Doch was wichtiger war, Harry hatte es nicht geschafft sich nahe genug an die Cops zu schleichen um herauszufinden wen die Cops verdächtigten. Nach ihrer Flucht hatten sich die Jungs und er in der Kanalisation versteckt. Das war so gar nicht sein Stil und man konnte seinem weißen Jackett ansehen, dass es dort unten nicht gerade das Ritz gab. Außerdem hatte es einen fürchterlichen Streit zwischen John und Kenny gegeben. Die Schuldfrage war der Hauptpunkt gewesen. John glaubte noch immer das Milanda einen Profi angeheuert hatte um das zu beenden was ihre Schläger angefangen hatten. Kenny wies alle Schuld von sich und behauptete steif und fest dass sie nicht wichtig genug waren um eine solche Geldausgabe zu rechtfertigen. Harry stand ebenfalls auf Kennys Seite und Brandon hielt sich wie immer ganz raus. Allerdings schien es Harry, als ob Brandon sich doch etwas verändert hatte. Die Ruhe, die Brandon immer ausstrahlte, hatte sich mit Wut gemischt. Eine beängstigende Mischung, wie Harry fand. Doch Harry hatte sich verändert. Auch ihm kochte das Blut. Doch ohne ein Ziel, war eine solche Wut natürlich völlig sinnlos und würde nur dazu führen, dass er sich selbstzerstörte. Harry hatte lange überlegt wie er an Informationen über das Geschehene kommen sollte. Schließlich konnte man schlecht die Bullen anrufen und nach den Infos fragen. Die erste Möglichkeit hatte Harry nun abgehackt. Das Einschleichen oder Befragen eines Bullen, war eine unlösbare Aufgabe. Allerdings war die zweite Möglichkeit nicht gerade seine Lieblingsoption. Sie betraf nämlich Scott den Schieber und mit dem hatte die Gruppe nicht gerade gute Erfahrungen gemacht in letzter Zeit. Es gab zwar noch andere Schieber in den Slums, doch Scott war der Beste und genau so einen brauchten sie im Moment. Zu Scott zu gelangen war nicht weiter schwer. Das Haus, das praktisch Scott allein gehörte, war in den Slums bekannt wie ein Puff. Nur gab es hier keine Mädchen sondern eben Informationen. Harry machte einen weiten Umweg um zu dem Haus zu gelangen. Die dunklen Gassen wurden auf seinem Weg seine besten Freunde, denn er wagte es nicht auf offener Straße sein Gesicht zu zeigen. Zum einen könnte ja der Killer in der Nähe sein, zum anderen waren da die Menschen auf den Straßen. Harry war in der Umgebung kein Unbekannter und die Bullen würden bestimmt ihre Fühler ausstrecken. Normalerweise wäre das nicht der Fall, denn ein Mord in den Slums war für die Bullen nicht interessant. Aber normalerweise kamen die Bullen auch nicht in die Slums um so was zu untersuchen und allein dieser Umstand reichte Harry um Vorsichtig zu sein. Als Harry endlich Scotts Haus erreicht hatte, kam es ihm wie ein Wunder vor das Scott ihn sofort rein ließ. Harry hatte eigentlich erwartet von dem Schieber weggeschickt zu werden, da die Bullen ihm schließlich auf den Versen waren. Doch Scott war überaus freundlich, ja geradezu zuvorkommend. "Ich wollte dir noch sagen, Harry, dass mit das mit Kenny echt leid tut. Aber du kennst ja Milanda, wenn die was wissen will hat sie Mittel und Wege und natürlich Geld." Scott führte Harry immer weiter in das Haus hinein. Einst war es ein Mehrfamilienhaus gewesen, bevor Scott seine Finger danach ausgestreckt und sein Hauptquartier daraus gemacht hatte. Was aus den Familien die darin gewohnt hatten geworden war wusste niemand, aber es gab genügend Geschichten darüber, die verhinderten dass jemand auf den Gedanken kam und danach fragte. "Außerdem" fuhr Scott fort "ist Kenny ein echter Dummkopf, ich weiß gar nicht warum du noch mit ihm zusammenarbeitest." Das war der Punkt, an dem Harry die Beherrschung verlor. Er hatte sich das ganze freundliche Geschwafel angehört, hatte es ertragen wie Scott sich eingeschleimt und sich immer wieder entschuldigt hatte, doch dieser Ausrutscher war zuviel. Ehe es sich Scott versah wurde er von Harry an die Wand gedrückt. "Halt endlich dein verdammtes Maul, Scott" brüllte Harry und die Zornesröte stieg in sein Gesicht. "Jolice ist tot und du weißt bestimmt wer dahinter steckt. Und bei Gott du wirst es mir jetzt sagen oder du endest als Fettfleck auf der Straße, hast du kapiert?" Scott zitterte wie Espenlaub. Doch dann nickte er langsam und machte Zeichen das Harry ihn loslassen sollte. Gut, endlich würde Harry den Namen erfahren. Scott atmete einmal tief durch und zündete sich dann eine Zigarette an. "Zuerst mal habe ich nichts mit der Sache zu tun" versicherte er Harry. "Aber du hast Recht, ich kenne den der dahinter steckt. Du kennst ihn bestimmt und er kennt dich jetzt auch. Sein Name ist Mad Dog." Harry wurde schwindelig als er den Namen hörte. Mad Dog? Mad Dog lebte und war in der Stadt? Scheiße, scheiße scheiße! Der Typ war ein Profikiller, ein Meister wenn es ums töten ging. Kein Wunder das der Schuss der Jolice getötet hatte so präzise gewesen war. Harry wandte sich zitternd zum Ausgang als Scott ihn noch einmal ansprach. "Ach Harry" rief er und schnippte mit den Fingern "ich glaube Mad Dog hat ne Belohnung auf deinen Kopf ausgesetzt und da du schon mal hier bist." Plötzlich öffneten sich alle Türen auf der Etage und Harry sah sich einer Übermacht von Gegnern gegenüber. Scott das Schwein hatte auf ihn gewartet und er war blind die Falle gelaufen. Wie konnte er nur so blind sein? Sein Wut und seine Rachlust hatten ihn gegenüber aller Gefahren taub und blind gemacht und nun steckte er völlig in der Scheiße. Mit einem Aufschrei überraschte Harry seine Gegner und spurtete plötzlich auf Scott los. Mit einem Schwinger der einen Ochsen umgehauen hätte, rammte Harry seine Faust gegen Scotts Visage. Das befriedigende Knacken einer gebrochenen Nase war zu hören. Doch ohne sich an dem Geräusch zu erfreuen wandte sich Harry sofort zur Flucht. Das letzte was er noch hörte bevor er aus dem Gebäude fliehen konnte, war Scotts nasales brüllen:" Du bist tot Harry McDowel. Du bist tot!!"
 

Scott fluchte ausgiebig und ziemlich einfallsreich als einer seiner Jungs ihm die Nase verband und das Blut abwischte. Dieser Wichser Harry würde seinen Jungs nicht entkommen und wenn sie ihn hatten würde Mad Dog nicht mehr viel zum spielen haben, das schwor er. Ausgerechnet jetzt musste so was passieren, wo sich einer von Millenions Männern nach Infos erkundigt hatte und jetzt in einem der Zimmer auf ihn wartete. Fuck, wie peinlich war das denn? Scott schob ungeduldig seinen Helfer weg und machte sich auf den Weg das Treffen abzuschließen. The show must go on hieß es so schön und Scott war nicht einer der sich von einer gebrochenen Nase davon abhalten ließ Informationen weiterzugeben. Der Millenion Mann hatte die ganze Zeit in der Scott mit Harry beschäftigt gewesen war in einem der vielen Zimmer gewartet. Als Scott eintrat hatte der Mann, ganz in Schwarz gekleidet, immer noch die gleiche Sitzposition wie am Anfang des Treffens. Andere, weniger disziplinierte Männer, hätten sich wohl auf der Couch auf der er saß gelümmelt. "Gab es ein Problem?" fragte der Mann mit monotoner Stimme und überraschte Scott damit. Harry war in einem anderen Stockwerk empfangen worden und der Krach konnte unmöglich bis nach hier oben gedrungen sein. Dann viel Scott der Verband auf, der seine Nase zierte und er stöhnte innerlich auf. "Nein, nein, nur eine kleine Streitigkeit mit einem Kunden" wiegelte Scott ab und hoffte das der Anzugträger die Ausrede schluckte. Es war nie gut wenn ein Kunde Wind von so einer Blamage wie vor hin bekam. So etwas führte nur dazu, dass der Kunde den Preis drücken konnte. "Haben sie die Information die wir verlangt haben?" fragte der Mann nun und Scott wurde immer nervöser. Der Blick des Mannes war durch eine dunkle Sonnenbrille nicht zu erkennen und Scott hasste es nicht in den Augen seines Gegenübers lesen zu können. Trotzdem nickte Scott einmal und holte einen Briefumschlag aus seiner Tasche. "In dem Umschlag befinden sich alle Informationen und der Name des Mannes. Aber ich muss sie bitten diese Informationen vertraulich zu behandeln, er ist nämlich zur Zeit einer meiner Kunden und ich möchte nicht das er hier vorbeikommt und irgendwelche Racheaktionen an mir vornimmt." "Keine Sorge" antwortete der Anzugträger und legte nun seinerseits einen Scheck auf den Tisch "die Person wird ihnen keinen Ärger machen." Scott wusste was das bedeutete. Wenn sich Mad Dog noch einmal bei ihm blicken ließ würde er diese Information an ihn weiter verkaufen. Mal sehen was dem Mafiakiller sein Leben wert war.
 

Mason Biggs verließ das Haus des Schiebers und wanderte anscheinend Ziellos durch die Gassen der Slums. Gott, wie er diesen Ort hier hasste und dem Schieber konnte man auch nur soweit trauen wie man ihn werfen konnte. Aber die Informationen schienen gut zu sein. Es würde vielleicht noch die Bestätigung eines anderen Schiebers brauchen um sicher zu gehen, aber Biggs vertraute den Informationen mehr als dem Mann der sie beschafft hatte. Biggs bog um eine weitere Ecke. Jeder der ihn verfolgte hatte inzwischen drei Kontrollpunkte passiert und wäre wahrscheinlich längst tot. Eine weitere Gasse später entdeckte Biggs sein Ziel. Ein Nobelklassewagen wartete in der Gasse. Die Scheiben verdunkelt und der Wagen gepanzert, machte das Fahrzeug einen so fremdartigen Eindruck, dass Biggs sich eigentlich gewünscht hätte einen unauffälligeren fahrbaren Untersatz zu haben. Doch der Mann in dem Wagen hatte das abgelehnt. Hier ging es um eine Millenion Aktion und jeder dumme Gossenpunk sollte wissen mit wem er sich anlegen würde, wenn er das Fahrzeug auch nur schief anguckte. Als sich Biggs dem Fahrzeug nährte traten zwei Männer aus dem Schatten der Gasse. Sie waren so gut darin verborgen gewesen, das selbst Biggs sie nicht hatte entdecken können. Der letzte Kontrollpunkt vor dem Ziel und die beiden Männer beobachteten nicht nur ihn sondern auch die Straße und die Gasse aufmerksam. Als Biggs das Fahrzeug erreichte, fuhr das Fenster herunter. Dort saß er. Bear Walken, erster und bester Sweeper im Dienste des Millenion Syndikats und Leiter dieser Operation. Walken war ein großer Mann, der in dem Wagen kaum Platz hatte was die Höhe anging. Biggs beugte sich zu dem Fenster herunter und übergab Walken den Umschlag. "Der Name des Mannes ist Mad Dog, ein örtlicher Mafia Killer." fügte Biggs hinzu, konnte damit aber nur ein leises Knurren bei Walken erzeugen. Kurz darauf entfernte sich das Fahrzeug von der Gasse. Eine weitere Jagd hatte begonnen, nur diesmal war der Jäger die Beute.
 

Die Kanalisation war einer der wenigen Orte, an dem sich selbst der Abschaum der Slums nicht wagte. Nicht das es dort gefährlich war, obwohl die Gerüchte besagten das es dort Alligatoren und andere Monster gab, nein, aber selbst der Abschaum hatte noch ein wenig Würde. Trotzdem hatten sich Brandon, John und Kenny hier hinunter geflüchtet. Es stank fürchterlich und der Boden war mit Unrat bedeckt, aber niemand würde sie hier unten suchen. Nach der Flucht aus dem Cafe hatte es eine hitzige Diskussion gegeben wohin nun zu gehen sei und vor allem was getan werden sollte. Die Gruppe hatte sich auf die Kanalisation als Versteck geeinigt, war aber zu keinem Ergebnis gekommen was das "etwas tun" anging. Der Streit zwischen John und Kenny hatte sich in Luft aufgelöst, nach dem Brandon die Beiden herzhaft mit den Köpfen zusammengeschlagen hatte und Harry danach mit einer flammenden Rede den Beiden klar gemacht hatte, dass Jolice einen Streit niemals gut geheißen hätte. Danach war Harry im Schutze der Nacht nach oben gestiegen um Informationen zu bekommen. Das war jetzt Stunden her und langsam meldeten sich die natürlichen Bedürfnisse der Männer. "Ich hab so einen Hunger" jammerte John und rieb sich dabei den Bauch. Kenny nickte zustimmend und spielte dabei mit dem Revolver. Brandon sagte zwar wie immer nichts, aber man merkte ihm an das auch er hungrig war. Ein Geräusch ließ die Gruppe hoch schrecken. Das Echo von Schritten näherte sich und dank der vielen Rohe und Abflüsse hallte das Geräusch so hin und her, dass man unmöglich sagen konnte wie viele Personen sich ihnen nährten. Brandon ging in Kampfposition, während John in einem der Rohre verschwand um von dort sich auf den Gegner stürzen zu können. Kenny blieb einfach sitzen und spielte den Köder, in der Hoffnung den oder diejenigen die kamen lange genug ablenken zu können. Die Sekunden dehnten sich und die Schritte wurden immer lauter und hallender. Doch irgendetwas stimmte nicht an den Schritten. Jetzt wo sie näher kamen, hörte es sich nicht mehr so gleichmäßig an wie am Anfang. Nun klang es eher so, als laufe jemand mit drei Beinen auf sie zu. Gespannt wartete die Gruppe. Dann endlich erschien eine Gestalt in Öffnung des Zugangs zu ihrem Versteck. Kenny erkannte sie zu erst und grinste über beide Ohren. "Harry, oh man endlich, jetzt gibt's was zu Futtern." Doch als Harry ins Licht trat, war die Gruppe schockiert. Harry stöhnte und hielt sich die Seite, seine Kleidung war zerrissen und verschmutzt und man sah deutlich, dass er mit mehr als einem Gegner getanzt hatte. Stöhnend und hustend lies sich Harry an einer Mauer niedersinken und blickte betrübt in die braune Brühe die an ihrem Versteck entlang floss. "Harry, was ist den los?" fragte John und setzte sich neben Harry auf den Boden. Harry hustete und spuckte etwas Blut auf den Boden. "Was los ist?" fragte er. "Mad Dog ist los, er war es der Jolice getötet hat und wegen ihm hat Scott seine Schläger auf mich gehetzt." Die Gruppe schien wie gelähmt als sie diese Nachricht hörte. Keiner hatte erwartet das ein Mafiakiller wie Mad Dog überhaupt einen Finger krumm machen würde um so unwichtige Kleinkriminelle wie sie welche waren umzunieten. "Das war Deets, darauf Wette ich" maulte Kenny. "Dieser Arsch hat bestimmt seinem Bruder alles erzählt und der hat bestimmt gelacht und gesagt kein Problem Alter die sind schon so gut wie tot." "Was machen wir jetzt Harry?" fragte John und sein Gesicht strahlte dabei eine Zuversicht aus, die Harry schwindeln lies. Was machen wir jetzt? Scheiße, warum fragte er ihn das? Was konnten sie den noch machen? Die Sache mit Milanda hatten sie ja grade so nur überlebt. Mit Mad Dog war das eine ganz andere Sache. Einem Mafiakiller zu entkommen war ja so gut wie unmöglich und wenn sie es schafften, dann bestimmt nicht alle oder zumindest nicht lange. Wenn die Gerüchte stimmten, hatte Mad Dog Kontakte in andere Städte und das auf der ganzen Welt. Wohin konnte man fliehen wenn man von jedem Gangster in der Stadt, von jedem Punk der sich ein Abendessen verdienen wollte einfach umgenietet werden konnte? Harry spielte mit dem Gedanken John anzufahren er möge ihn in Ruhe lassen und selbst sehen wie er klar kam. Doch in seinem Inneren wusste er, dass die Gruppe jetzt zusammen halten musste oder dass sie ausgelöscht werden würde. "Harry?" fragte John noch einmal. Harrys seufzen war tief und traurig. "Wir verschwinden morgen aus der Stadt." "Wenn wir Glück haben suchen sie uns nicht in der Provinz und wir können auf dem Land irgendwas neues aufziehen" Natürlich wusste Harry, dass das nur Wunschdenken war. Selbst wenn Mad Dog sie nicht auf dem Land finden würde, in der Provinz konnten sie nicht lange überleben. Sie waren nun mal alle Stadtkinder und auf dem Lande gab es andere Regeln. John beruhigte die Antwort jedoch und auch Kenny nickte zuversichtlich. In Brandons Augen konnte Harry jedoch erkennen, dass er die Lüge durchschaute, sie aber nicht verraten würde und Harry selbst in die Hölle folgen würde. Zum x-ten Mal dankte Harry Gott für diesen Freund und zum x-ten Mal verfluchte er ihn für das Schicksal das sie ereilt hatte.
 

Stunden später, es war draußen bestimmt schon Nacht, schlief die Gruppe ruhig und friedlich in ihrem Versteck. Alle schliefen bis auf zwei. Brandon schlief nicht. Seit Harrys angekündigter Flucht aus den Slums, ja sogar aus der Stadt, war er ruhelos geworden. Seine Gedanken rasten in seinem Kopf, drehten sich um Maria die er verlassen und von der er sich verabschieden musste und um Mad Dog, der wenn er tot wäre, kein Problem mehr wäre. Brandon schwankte zwischen dem Abschied von Maria und einem vielleicht aussichtslosen Kampf gegen Mad Dog, welcher der Gruppe vielleicht die Möglichkeit bieten würde unerkannt zu entkommen. Und vielleicht gewann er ja auch. Als Brandon seine Entscheidung traf, wusste Harry, der ebenfalls nicht geschlafen hatte, schon war Brandon tun wollte. "Brandon, tu es nicht." sagte er zu dem im Gehen begriffenen Freund. "Diesmal kannst du den Kampf nicht einfach mit ein paar Schlägen und Tritten gewinnen, mein Freund. Diesmal hast du es mit mehr zu tun, als ein Paar Punks." Brandon zögerte tatsächlich und ließ sich dann resigniert neben Harry nieder. "Weißt du" fuhr Harry unbeirrt und fast wie im Selbstgespräch fort "ich habe über mein Leben nachgedacht. Über all die Frauen, das Geld, die Gewalt. Ich hab es so satt. All das hier und die Slums und die ewigen Lügereien. Ich will nur noch eines, Brandon, ich will frei sein." Harry atmete tief durch als er dies gesagt hatte und er bemerkte verwundert dass ihm Tränen über die Wangen liefen. Dann passierte etwas, womit Harry nicht gerechnet hatte. Brandon sprach und was er sagte hallte noch lange in Harry nach. "Dann sollten wir uns befreien". Die Worte so einfach, so selten und wertvoll schlugen über Harry zusammen und legten etliche Schalter in ihm um. Dankbar über Brandons vertrauen und Zuspruch legte er sich erschöpft und kraftlos hin um ruhig und friedlich einzuschlafen. Brandon betrachtete seinen Freund eine Weile um sicherzugehen das er auch wirklich eingeschlafen war. Dann machte er sich auf den Weg der einzigen Person lebe wohl zu sagen, die ihm in dieser Stadt noch etwas bedeutete.
 

Ein roter Sportwagen schoss über den Highway und beschleunigte selbst dann noch, als die Straßen durch den Abendverkehr dichter wurden. Das wilde Gehupe und die Beinaheunfälle störten Mad Dog wenig. Sollten die anderen Fahrer nur Hupen, wer ihn aufhalten wollte wurde platt gemacht. Außerdem hatte er es eilig. Durch den Anruf von Scott, der ihm berichtet hatte dass Harry bei ihm aufgetaucht war, hatte er viel zuviel Zeit verloren. Wenn er sich nicht beeilte, würde er sein Ziel verpassen und das hätte unangenehme Folgen für ihn. Während er mit einer Hand lässig den Wagen durch das Gewühl der Straße lenkte, legte er mit der anderen seine Automatik neben sich auf den Beifahrersitz. Das was er vor hatte war wohl die kaltschnäuzigste und wahnwitzigste Aktion die er bisher durchgeführt hatte. Über sein Ziel wusste er nur wenig. Das Lightning Syndikat, eine eher kleine Mafia Organisation, hatte ihn dafür angeworben und nur spärliche Informationen über das Ziel gehabt. Nur eines wusste er, Millenion war der Besitzer des Ziels und damit würde er sich mit dem größten Syndikat der Welt anlegen. Aber das machte ihm keine Sorgen. Die Kohle die er für das Ziel abgreifen würde, sollte reichen um auf irgendeiner kleinen Insel seinen Lebensabend zu genießen. Mad Dog bog nun auf eine Ausfahrt ab, die zu einem Forschungskomplex führte. Von weitem hatte er schon sehen können, wie die Lichter der Labors wie kleine Sterne geleuchtet hatten. Das Ziel war ein Forscher, ein Dr. Tokioka. Für was der Eierkopf ein Spezialist war wusste Mad Dog nicht mehr, aber er musste verdammt wichtig sein, wenn Lightning ein Kopfgeld für ihn auslobte. Normalerweise wurden zwischen den Syndikaten Verhandlungen geführt und Mitarbeiter einfach ausgetauscht. Mad Dog bremste seinen Wagen als ein kleines Pförtnerhäuschen und ein Schlagbaum in Sicht kamen. Eine ziemlich mickrige Sicherheitseinrichtung die, vom Stacheldraht die die Einrichtung umgab mal abgesehen, nur leidlich vor dem schützen konnte, was gleich passieren würde. Der Pförtner beugte sich bereits aus dem Häuschen heraus, als Mad Dog seinen Sportflitzer vor der Schranke anhielt. "Kann ich ihnen helfen, Sir? Haben sie sich verfahren?" fragte der Pförtner, ein verpickelter junger Mann. Als Antwort bekam er eine Kugel in den Kopf. Mad Dog stieg aus dem Wagen aus, öffnete Seelenruhig die Schranke und musste kurz über die aufgerissenen Augen des Wachmanns lachen. Scheiße, dachte er bei sich, mit dem Gesicht bekommt der bestimmt keine Freundin mehr. Dann lachte er noch einmal über seinen Witz und fuhr das Auto auf den Angestelltenparkplatz. Mit gezückter Automatik ging Mad Dog in das Gebäude. Die wunderschöne Empfangsdame, die bis zu Mad Dogs eintreffen ihre Finger lackiert hatte, hatte nicht mal die Gelegenheit den Alarmknopf zu drücken. Ein weiterer Kopfschuss verteilte ihr Hirn an die Wand. Schade, dabei war die Kleine nicht hässlich gewesen. Aber Arbeit war nun mal arbeit. Mad Dog nutzte das Computerterminal des Empfangs um Dr. Tokioka und die Wachmänner des Gebäudes ausfindig zu machen. 10 Minuten später standen die 3 weiteren Wachmänner der Nachtschicht vor ihrem Schöpfer und Mad Dog pflügte geradezu durch die Labors. Eigentlich, dachte er bei sich, ist es wie Tontaubenschießen. Keiner der Weißkittel die ihm begegneten überlebte diese Begegnung und dank der isolierten Labor Einheiten konnten ihn die Schüsse nicht mal verraten. Die Kacheln der Labore waren bald in ein blutrot getaucht und Mad Dog näherte sich der letzten Tür auf der Etage. Eigentlich hätte er sich an den Labors vorbeischleichen und den Doktor entführen sollen, aber so fand er es einfach imposanter und vor allem war es mehr sein Stil. Als die Tür des letzten Labors aufflog ging alles ganz schnell. Drei Schüsse krachten und drei Männer vielen um einen vierten herum mit Löchern im Kopf und weniger Hirn als vorher auf den Boden. Dr. Tokioka stand kreidebleich und zitternd umgeben von Leichen in dem Labor und hob langsam die Hände. Er war ein mittelgroßer Mann, hatte schon schütteres Haar und einen Bartansatz, der später bestimmt mal einen prächtigen Vollbart ergeben würde. "Ah, Dr. Tokioka" begrüßte Mad Dog sein Ziel. "Das Lightning Syndikat übermittelt ihnen ihr Bedauern das sie auf ihr Angebot nicht eingegangen sind. Wenn sie mir jetzt folgen würden, dann können wir beide das ganze hinter uns bringen ohne weiteres Blut zu vergießen" 15 Minuten später saß Mad Dog wieder in seinem Sportwagen und raste die Straße zurück in die Stadt. Dr. Tokioka war noch an Ort und Stelle abgeholt worden und das Geld lag in einem Koffer neben ihm. Jetzt konnte die Jagd endlich beginnen. Hüte die Harry MacDowel, dachte Mad Dog, der Jäger sucht seine Beute.
 

Bear Walken stieg aus dem Wagen und betrachtete missmutig den Himmel. Die Wolken, welche sich am Himmel auftürmten, gefielen ihm gar nicht. "Ein Sturm zieht auf" murmelte er und schritt an dem Wachhäuschen des Labors vorbei. Er musste es gar nicht erst betreten um zu wissen dass der Wachmann ein schlechtes Ende gefunden hatte. Als seine Leute ihn angerufen hatten, war er sofort aufgebrochen. Seine Leute hatten ihn über alles unterrichtet, doch Walken wollte sich ein eigenes Bild der Sache machen. Die Polizei war noch nicht eingetroffen, gut. Diese Dummköpfe würde nur die Spuren verwischen und somit den Täter unauffindbar werden lassen. Doch Walken hatte bereits einen Verdacht. Er wäre schließlich nicht Millenions bester Sweeper geworden, wenn er nicht ein gewisses Maß an Intuition gehabt hätte. Am Eingang des Laborkomplexes empfing ihn einer seiner Leute. Kaum das er der Mann Walken sah, ratterte er eine Liste der Verluste, Todesarten und möglichen Spuren herunter. Bei bestimmten Punkten nickte Walken mit dem Kopf. Der Eindringling war ein Profi gewesen, hatte keinen Alarm ausgelöst und es geschafft mehrere Wachmänner in einer verdammt guten Zeit auszuschalten. Dazu kam, dass er wohl nur hinter einem Mann hergewesen war. Dr. Tokioka. Walken wusste nicht warum der Mann für das Syndikat wichtig gewesen war. Aber der Abwerbungsversuch eines Konkurrenten hatte für viel Wirbel bei Millenion gesorgt. Der Doktor hatte das Angebot zwar abgelehnt, doch das Syndikat hatte Zweifel gehabt. Nicht über die Loyalität des Doktors, eher über die Absichten des Konkurrenten. Walken war beauftragt worden den Mann zu schützen. Der Sweeper hatte seine Leute losgeschickt und nach Profis suchen lassen, die für den Job in frage kamen. Doch seine besten Informationsquellen hatten nichts ergeben. Also hatte Walken einen alten Freund gefragt, doch dieser hatte jetzt eine Tochter und war aus dem Geschäft raus, der Glückliche. Dann hatte sich einer der kleinen Schieber bei Walken gemeldet. Bei dem Treffen war ein Name herausgekommen, Mad Dog. Über den Mann gab es nicht viel zu berichten, ein Zeichen dafür, dass er seine Aktionen sauber ausführte. Keine Spuren bedeuteten auch keine Wege zum Täter. Das Mad Dog für das Chaos im Labor verantwortlich gewesen sein würde, war Walken klar gewesen, als er die toten Wachmänner und die Art ihres Todes gesehen hatte. Nur ein Profi konnte so präzise Schüsse abgeben. Doch hundertprozentig klar war es ihm erst geworden, als er die Leichen der Wissenschaftler gesehen hatte. Mad Dog hatte eine Nachricht in Blut hinterlassen und selbst ein Narr hätte sie lesen können. Walken wanderte durch die zusammengeschossenen Labors, fand aber nicht mehr als er auch geglaubt hatte. Wahrscheinlich war Dr. Tokioka schon weit weit weg und Mad Dog würde bald die Stadt verlassen. Was für eine Schande das war. Einer seiner Leute trat an ihn heran. "Sir, wir haben eine Nachricht von einem unserer Beobachter in den Slums. Das Ziel, Mad Dog, wurde gesichtet. Er wird zurzeit verfolgt." Ein grinsen zog über Walkens Gesicht. Er entließ den Mann mit einem Wink und setzte sich per Handy mit den Beobachtern in Kontakt. Der kurze Bericht den er erhielt besagte nur das Mad Dog anscheinend ziellos durch die Straßen fuhr. Seltsam. Sollte der Mann nicht machen dass er aus der Stadt kam? Was ging da bloß vor. Bear Walken zuckte innerlich die Schulter und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Wagen. Eigentlich war es egal was der Mann sonst noch plante, er würde ihn zur Strecke bringen und befragen und Gnade ihm Gott wenn er nicht dir richtigen Antworten hatte.
 

Es hatte zur Regnen begonnen. Ein leichter Schauer, sozusagen das Vorspiel zu dem Sturm der bald hereinberechen würde. Brandon huschte von Vordach zu Vordach um nicht völlig durchnässt zu werden. Seine Gedanken waren jedoch bei der Frau die er liebte. Maria, wenigstens bei ihr wollte er sich verabschieden bevor er die Stadt mit Harry verließ. Wenn schon flüchten, dachte er, dann mit weißer Weste und Maria hatte es verdient zu hören was passiert war und wieso er weggehen musste. Und außerdem war da der kleine Hoffnungsschimmer in ihm, dass Maria vielleicht mit ihm käme. Er wusste dass es illusorisch war, doch dieser Hoffnungsschimmer hielt noch ein wenig aufrecht. Bei all seinen Gedanken merkte er nicht, dass zwei Schatten ihn verfolgten. An einer Ecke berieten sich die beiden Verfolger und einer huschte durch den Regen in Richtung von Scotts Haus, während der andere die Verfolgung fortsetzte. Der Regen fiel nun schneller und prasselte auf die Straße, bildete große Pfützen auf der Straße und erwischte Brandon zu guter letzt doch noch. Brandon gab es nun auf Deckung vor dem Regen zu suchen und ging mit gesengtem Blick die Straße entlang. Dann kam Marias Haus in Sicht und Brandon wurde langsamer, bis er unter einer Straßenlaterne stehen blieb. Plötzlich wagte er es nicht mehr weiter zu gehen. Alle Worte die er sich zurecht gelegt hatte, alle Entschuldigungen die er hatte vorbringen wollen verschwanden aus seinem Kopf und hinterließen nur eine unendliches Meer an Traurigkeit. Die Frau die er liebte, mit der er sein Leben verbringen wollte würde bald von ihm verlassen werden, wahrscheinlich für immer. Brandon wusste nicht ob es der Regen oder Tränen waren die ihm über das Gesicht liefen, doch innerlich weinte der sonst so starke Kämpfer und trauerte um seine einzige Liebe.
 

Das Unwetter wurde immer stärker und Maria zuckte unwillkürlich zusammen als es draußen Blitzte. Der Regen wurde durch den stürmischen Wind an die Fenster geblasen und verursachte dabei ein Geräusch wie von Pistolenschüssen. Maria hatte versucht in einem Buch zu lesen, doch schon bald hatte sie sich nicht mehr konzentrieren können. Vater hatte dies bemerkt und ebenfalls aufgehört seine Zeitung zu lesen. Eine Weile starrten beide aus dem Fenster und beobachteten die Natur dabei, wie sie sich austobte. Doch während Maria den Regen sah, war es ihr Vater der Brandon trotz des Regens an der anderen Straßenseite sehen konnte. Vater ließ sich nichts anmerken als er sich aus seinem Sessel erhob und in sein Schlafzimmer ging. Dort holte er aus dem Schrank einen Karton. Eigentlich hatte er diesen Karton niemals wieder öffnen wollen, zu sehr schmerzten die Erinnerungen die er in ihm fand. Doch Brandons erscheinen hatte einiges in ihm ausgelöst. Der Grund für Brandons erscheinen war Vater klar. Nach dem Mord in dem Cafe an einem seiner Freunde, hatten er und die Gruppe um ihn wahrscheinlich beschlossen weg zu gehen. Etwas anderes wäre wohl glatter Selbstmord gewesen. Doch Brandons Ehre hatte wohl dafür gesorgt, dass er sich von Maria verabschieden wollte und Vater wusste diese Ehre zu schätzen. Doch gleichzeitig wollte er verhindern dass Maria mit ihm sprach. So wie er sein kleines Mädchen kannte würde sie alle Pläne die sie hatte aufgeben und Brandon in eine ungewisse Zukunft folgen. Eine Zukunft die mit Brandon nur in einem Abgrund aus Trauer und Tränen enden konnte. Vater öffnete den Karton. Es befanden sich nur wenige Dinge in ihm, doch alle hatten ihre Geschichte. Neben einer gut erhaltenen Automatik Waffe lag ein Bündel Geldscheine, ein Foto aus alten Zeiten und ein alter Brief. Kaum das er die Sachen sah, kamen die Erinnerungen und Bill Spader erinnerte sich nicht gern an seine Vergangenheit.
 

Bill Spader war einer der besten Sweeper gewesen den Millenion zu bieten hatte. Obwohl er älter als die meisten Sweeper war, hatte er noch immer die Raffinesse und Geschwindigkeit um mit den Jüngeren mitzuhalten. Doch Bill wusste dass seine Zeit gekommen war. Das Alter machte sich immer häufiger bemerkbar und auf seine alten Tage wurde Bill weich. Nicht beim töten von Menschen, nein, danach. Bill ertappte sich immer häufiger dabei um die Menschen zu trauern die er tötete. Außerdem sehnte er sich auf seine alten Tage nach einer Familie, etwas für das er nie die Zeit oder den Mut aufgebracht hatte. Öfter hatte Bill über diese Ironie gelacht. Wie konnte ein Killer wie er es war, Angst vor der Ehe und der Familie haben? Doch bald war die Ironie bitter geworden und lastete schwer auf seinem Herzen. Und dann kam sein letzter Auftrag. Es war ein simpler Auftrag, nichts was der Rede wert gewesen wäre. Irgendjemand hatte das Syndikat hintergangen oder etwas in der Art. Bill hatte sich nicht großartig darum gekümmert warum er jemanden umbrachte. Hätte er alles hinterfragt was er getan hatte, er wäre wohl nicht über seinen ersten Auftrag hinausgekommen. Der Mann der es gewagt hatte sich gegen das Syndikat zu stellen, wohnte in einer dieser neugebauten Siedlungen am Stadtrand. Eine wunderschöne Gegend für Familien, die ihren Kindern den Luxus von frischer Luft und sauberen Parks geben wollten. Überall wo man hinsah konnte man fast körperlich spüren, dass hier die Nachbarschaft noch etwas bedeutete und man konnte sich gut vorstellen das Mr. X und Mr. Y die hier wohnten nach der Arbeit im Garten den Grill aufbauten und mit ihren Familien gemütlich den Feierabend einläuteten. Für Bill war der ganze Ort damals ein einziger schwerer Stich in seinem Herzen gewesen, hatte er es doch nie zu einer Familie gebracht. Die spielenden Kinder überall, die sauberen kleinen Gärten und das selbst er als Fremder freundlich von den Nachbarn seines Opfers gegrüßt wurde, nagten schwer an ihm. Doch Job war Job und Bill hatte sich noch nie von einem Job zurückgezogen. Als es dann soweit war, startete Bill seinen Angriff durch die Hintertür. Es war alles wie im Kino, fand er später. Die süße Frau des Opfers, wie sie Plätzchen backend vor Schreck erstarrte und dann in einem Sprühregen aus Blut zu Boden viel als die ersten Kugeln sie trafen. Der Schrei des Opfers selbst der aus der Küche rannte, in Richtung eines ganz bestimmten Zimmers und wie er starb, die Klinke des Zimmers umklammernd, die Augen vor Angst weit aufgerissen. Als es vorbei war und Bill tief durchatmete hörte er das schwache Wimmern aus dem Zimmer. Noch jemand der Familie? In dem Dossier über das Opfer war nur die Rede von seiner Frau und ihm selbst gewesen. Vorsichtig öffnete Bill die Tür. Das Zimmer war abgedunkelt und auf den ersten Blick für ein Kind eingerichtet. Doch Bill erstarrte als er das kleine Babybettchen sah. Das Wimmern wurde lauter, steigerte sich von Furcht getrieben und wurde langsam aber sicher zu dem herzzerreißenden Weinen eines Babys. Bill trat an die Wiege, schob etwas die Bettdecke zur Seite und blickte in die schönsten Augen, die er je gesehen hatte. Das Baby, eben noch vor Furcht am Weinen, blickte ihm so tief in die Augen, dass er das Gefühl hatte seine Seele würde dem Baby offen liegen. Vorsichtig hob Bill das Baby nun aus seinem Bettchen und wiegte es. Dem kleinen Wesen schien das zu gefallen, denn es gab ein freudiges Glucksen von sich und versuchte nach der Hand des Mörders seiner Eltern zu grabschen. Tränen liefen über Bills Gesicht als ihm klar wurde, dass das kleine Wesen in seinen Händen nun ohne Eltern aufwachsen würde. Zum ersten Mal fühlte er sich schuldig. Seine Tränen vielen auf das Baby hinab welches ein erstauntes und traurig klingenden Laut von sich gab und ebenfalls anfing zu wimmern. "Nein, nein, ganz ruhig" beruhigte Bill das Baby. Am Handgelenk des Kindes befand sich ein kleines Armband. Bill drehte die kleine Hand ein wenig und konnte erkennen, dass ein Name darauf eingraviert war. Das kleine Mädchen war von seinen Eltern auf den Namen Maria getauft worden und unter diesem Namen würde das Mädchen auch weiter leben. Und er, Bill Spader, würde dafür sorgen, dass es das schönste Leben sein würde, das je ein Kind haben würde.
 

Bill seufzte, die Erinnerungen setzten ihm immer schwer zu und machten ihn traurig und betroffen. Trotzdem, jetzt war nicht die Zeit um zu trauern oder alten Gespenstern der Vergangenheit nach zu jagen. Er nahm die Automatik aus der Schachtel und steckte sie sich in den Hosenbund. Das Geld wanderte in die Hosentasche. Eigentlich war es dafür gedacht gewesen, Maria für ihren späteren Universitätsbesuch etwas dazuzugeben, aber jetzt war es besser das Geld Brandon zu geben um Maria zu schützen. Als Bill fertig war, schlich er sich an dem Wohnzimmer und Maria vorbei. Er konnte noch immer so leise sein wie eine Katze wenn er es wollte. Seine Instinkte mochten nachgelassen haben, aber seine Fähigkeiten waren noch immer voll da. Als Bill die Haustür öffnete hatte der Regen ein wenig nachgelassen. Genug nachgelassen jedenfalls, um Brandon gut auf der anderen Straßenseite sehen zu können. Er winkte dem Jungen zu und ging dann etwas die Straße hinunter um Brandon vom Haus und von den Fenstern wegzulocken. Es musste ja nicht sein, dass Maria ihn zufällig sah und das ganze im letzten Augenblick verdarb. Als Brandon näher kam, konnte Bill erkennen dass er schon lange im Regen gestanden haben musste. Das Wort "Begossener Pudel" fiel ihm zu Brandons Gestalt ein. Der arme Kerl troff vor Nässe und in seinem Gesicht konnte Bill lesen, dass es ihm sichtlich schwergefallen war hierher zu kommen. Jetzt wo Brandon vor ihm stand fragte sich Bill ob es nicht doch eine Möglichkeit gab, dass er und Maria irgendwie zusammen bleiben konnten. Doch der Mord in dem Cafe sprach letztendlich eine zu deutliche Sprache. Jemand hatte es auf Brandon und seine Jungs abgesehen und Maria würde in Gefahr geraten wenn sie bei ihm bliebe. Nein, Brandon musste gehen, je schneller je besser. "Du weißt dass ich dich und deine Leute nie leiden konnte" begann Bill und erntete den gleichen ausdruckslosen Gesichtsausdruck den Brandon auch sonst immer trug. "Leute wie ihr habt keine Zukunft und wenn ihr eine Chance auf eine Zukunft habt, zerstört ihr sie gleich wieder. Das schlimmste aber ist, dass ihr andere da mit hinein zieht und deren Leben mit zerstört. Ich weiß das du Maria lebst und ich weiß das sie dich genauso liebt wie du sie, aber frage dich selbst, ist ihr Leben weniger wert als eure Liebe?" Dies schien Brandon tatsächlich zu beschäftigen. Gut, der Junge meinte es also tatsächlich ernst mit Maria. Das würde ein Punkt sein an dem Bill ansetzen würde können. Jetzt holte Bill die Geldscheine heraus und drückte sie Brandon in die Hand. "Hier mein Junge, es ist nicht viel, aber es reicht um aus der Stadt rauszukommen. Vergiss Maria. Ich kenne sie gut genug um zu wissen, dass wenn du dich bei ihr verabschiedest sie daran zerbrechen wird und wenn sie mit dir kommen würde, wäre das wahrscheinlich für sie tödlich. In deinem Inneren weißt du das, oder?" Es dauerte zwar etwas, doch Brandon nickte. Bill konnte in seinem Gesicht ablesen wie schwer ihm das viel. Ein anderer Ort eine andere Zeit und ihr wärt glücklich geworden, dachte er bei sich. Plötzlich raste ein Wagen um die Ecke. Seine Scheinwerfer blendeten die beiden Männer vor ihm und ließen sie erstarren wie zwei Rehe. Kaum das der Wagen anhielt, sprangen zwei Männer heraus. Den einen erkannte Brandon sofort. Deets. Der fette Mann grinste über beide Ohren und hatte bereits eine Waffe auf Brandon gerichtet, ehe dieser hatte reagieren können. Der andere, einer von Deets Schlägern, lümmelte sich gegen den Wagen und schien auf jemand anderen zu warten. "Keine Bewegung du Ratte" schnarrte Deets und fuchtelte mir der Kanone herum. "Diesmal ist es eine echte" fügte Deets hinzu und sein Blick wanderte auf die Waffe. Bill gefiel das ganz und gar nicht. So wie er den Fetten einschätzte, würde dieser einfach ziellos rumballern wenn Brandon oder er eine falsche Bewegung machte. Das konnte Bill nicht zulassen. Doch der Fette kam Bill zuvor. "Du Alter, geh mir aus dem Weg oder du hast ein Loch in der Brust" Bill hob die Hände und trat etwas zurück in die Schatten der Häuserreihe. "So und nun zu dir Brandon. Ich hab mit dir noch eine Rechnung offen. Du hast mich zum letzten Mal verarscht" Mit diesen Worten richtete Deets seine Waffe auf Brandon und krümmte seinen Zeigefinger.
 

Harry konnte es nicht fassen. Brandon war tatsächlich alleine losgezogen und er konnte sich nur all zu gut vorstellen wohin er gegangen war. Nun waren er und die Jungs auf dem Weg Brandon vor der größten Dummheit zu bewahren, die der Junge jemals gemacht hatte. Harry kannte Brandon zu gut, als das er nicht hatte erraten können, dass Brandon zu Maria unterwegs war. Seine Liebe zu dieser Frau war mindestens genauso groß, wie seine Freundschaft zu Harry. Harry hatte sich innerlich verflucht Brandon nicht davon abgehalten zu haben zu Maria zu gehen. Das arme Mädchen würde doch nur in die Sache reingezogen werden und wenn ihr was passierte, würde Brandon durchdrehen. Harry war noch immer in Gedanken, als er vor sich Schüsse hörte. Rennend bog Harry um die nächste Ecke und hoffte dass es für Brandon noch nicht zu spät war.
 

Deets hielt sich fluchend die Hand. Dieser alte Sack, der neben Brandon gestanden hatte, hatte doch tatsächlich auf ihn geschossen. Wo hatte der Mistkerl bloß die Waffe versteckt gehabt und wieso hatte er so gut gezielt? Der Mann hatte ihm ohne zu zögern die Waffe aus der Hand geballert und danach systematisch den Wagen zerschossen. Nur die Reifen hatte er verschont. Der Mann trat nun aus dem Schatten. "So und nun verschwindet ihr besser. Sonst ziele ich höher." Deets fluchte, doch er sah keine andere Möglichkeit als in den Wagen zu steigen und abzuziehen. Brandon laut verfluchend trat er den Rückzug an.
 

Bill seufzte. Toll, wirklich toll. Hoffentlich hatte Maria die Schüsse nicht gehört. Brandon jedenfalls starrte Bill verwundert an. "Tja" sagte dieser" zumindest helfen meine Talente mir hin und wieder doch noch. Ich..." Ein Schuss krachte und auf Bill Brust blühte eine rote Blume des Todes auf. Brandon fing Bill auf und legte ihn sanft auf der Straße ab. Dann hörte er eine Stimme, welche aus einer Gasse kam und einem Mann gehörte, der eine Waffe auf ihn richtete. "Oh man, schade um den Alten. Der hatte echt was drauf. Wie der auf das Auto geballert, Respekt. War er mal Bulle? Oder etwa ein Kollege? Würde mir dann echt Leid tun. Aber na ja, getan ist getan und jetzt erledige ich dich und danach die anderen". Brandon starrte den Mann verständnislos an, dann begriff er dass der Mann der Mörder von Jolice sein musste. Wut packte ihn und er ballte die Fäuste. Doch Mad Dog ließ sich davon nicht beirren. Er legte an, zielte und hielt inne als er Stimmen hörte. Harry bog schliddernd um die Ecke und rief etwas völlig unverständliches. Mad Dog seufzte. Erst war keiner von den Jungs zu finden und jetzt kamen sie schlag auf schlag. War es denn zuviel verlangt sie alle auf einmal zu erwischen? Vor Wut drückte Mad Dog einfach ab. Der Knall zerfetzte die Luft und ließ die ganze Gruppe anhalten. Nur Harry rannte weiter auf Brandon zu. Dieser war über Bill zusammengesackt. Als Harry Brandon erreichte, dachte er dass es aus wäre. Doch Brandon atmete. Mad Dog hatte zwar geschossen, aber die Kugel hatte Brandon nur am Arm gestreift. Harry half seinem Freund wieder auf die Beine und funkelte Mad Dog böse an. Doch plötzlich hörte Harry John etwas sagen, womit er nicht gerechnet hatte. "So du Drecksack, jetzt bist du dran" Verwirrt blickte Harry auf John. Der stand breitbeinig da und hatte Kennys Revolver in beiden Händen. Kennys Gesicht war vor Angst verzerrt. Dann hörte Harry das Klicken der Waffe. Einen Augenblick lang hatte sich Mad Dog versteift, dann jedoch grinste er Böse. Auch John begriff was los war. Seine Reaktion war eine Mischung aus Wahnsinn und Furcht, denn er begann hysterisch zu lachen. Das Lachen verschwand aus seinem Gesicht, als Mad Dog seine Kanone auf ihn richtete und abdrückte. John brach wie ein nasser Sack zusammen. Kenny stürzte sich auf die Leiche, sein Gesicht von Tränen verschmiert. Der Junge heulte und heulte bis ihn ein zweiter Schuss Mad Dogs von seiner Trauer erlöste. "Man, was seit ihr bloß für eine Truppe?" fragte Mad Dog Harry, dessen Gesicht zu einer Maske aus Trauer und Schmerz erstarrt war. "Ein Baby und Idiot mit einer Kinderknarre? Ist das wirklich das Beste was ihr habt?" Harry wollte ihm antworten, ihm ins Gesicht schreien, sich auf ihn stürzen, doch das Quietschen von Reifen lenkte ihn ab. Ein schwarzer Wagen hielt mitten auf der Straße. Auch Mad Dog schien dadurch etwas verwirrt zu sein. Was zum Teufel ging denn jetzt vor? Die hintere Tür des Wagens öffnete sich und ein riesiger Mann quälte sich aus dem Wagen. Mad Dog erstarrte, als erkannte wer da langsam auf ihn zukam. Dann lächelte er. "Bear Walken, das ich einmal die Ehre haben würde sie zu treffen." Walken antwortete nicht. Stattdessen beugte er sich zu dem am Boden liegenden Mann herunter und untersuchte dessen Leiche. Es schien Mad Dog als sehe er Bedauern und Trauern in den Augen von Walken und Walkens gemurmeltes "Ruhe in Frieden, Bill" bestätigte Mad Dogs Verdacht, dass Walken den Mann kannte. Mad Dog überdachte die Situation kurz. Wenn er jetzt abdrückte, würde er Bear Walken, den besten Sweeper der Welt, einfach umbringen können und damit seinen eigenen Ruf deutlich verbessern. Aber was wäre das für ein Sieg? Keinen den man jemanden erzählen konnte, denn Walken im Kampf zu besiegen galt als unmöglich, ihn neben einer Leiche kniend zu erschießen dagegen konnte selbst ein Kleinkind. Walken beendete seine Trauer und seine Aufmerksamkeit wandte sich nun Mad Dog zu. "Sind sie Mad Dog?" fragte Walken direkt. Anscheinend war die Zeit für Spielchen vorbei. "Ich glaube das wissen sie schon" antwortete Mad Dog. "Gut, dann sagen sie mir alles über den Überfall auf das Labor und warum sie den Wissenschaftler entführt haben." Mad Dog entfuhr ein Lachen. "Mal im Ernst" lachte er "wenn sie an meiner Stelle wären, würden sie es ihnen so einfach machen?" Walkens Gesicht veränderte sich nicht als er nur mit Kopf schüttelte. "Sehen sie" fuhr Mad Dog fort" ich denke da das jetzt geklärt ist, können wir ja weitermachen, oder?" Als wäre das ein Zeichen gewesen, stürzten sich beide Männer in einen wilden Kampf. Mad Dog feuerte auf Walken, doch dieser schien immer einen Schritt vor oder hinter der Kugel zu sein. Doch auch Walken hatte nicht viel Glück mit seinen Schüssen. Doch dann klickte es plötzlich in Mad Dogs Waffe. Mad Dog fluchte als ihm klar wurde das die eine Kugel die ihm vielleicht fehlte, jene gewesen war, die er auf Brandon abgefeuert hatte und diese hatte nicht mal getötet. Walken nutzte seinen Vorteil kaltblütig. Mad Dog wurde von einem Treffer von den Füssen geholt. Einem nicht tödlichen Treffer, wie er feststellte. Walken war über ihm ehe er sich aufgerappelt hatte. "Also noch einmal, warum die Entführung?" fragte Walken drohend. Mad Dog spuckte aus. "Sie wissen dass sie keine Antwort bekommen werden, also machen sie ein Ende" antwortete Mad Dog. Walken zögerte kurz. Vielleicht überlegte er, ob er mit einer Folter mehr Erfolg haben würde, doch dann ging er zu Harry und Brandon. Dort angekommen hob er die Waffe Bills auf und reichte sie Brandon. "Nehmt Rache wenn ihr wollt, für hat der Mann keinen Wert mehr" Brandon richtete zitternd die Waffe auf Mad Dog. Doch dann senkte sich die Pistole. Nein, Brandon konnte es nicht und auch Harry der die Waffe nahm begann zu zittern als er sie auf Mad Dog richtete. Dann, plötzlich, löste sich ein Schuss und Mad Dog wurde tödlich getroffen. Walken hatte gefeuert. Mit einem angewiderten Blick sag er auf Harry und Brandon hinab. "Ihr seid nichts als Abfall der Straße" murmelte er und ging in zu seinem Wagen zurück. Als Walken im Wagen saß gab seinem Fahrer die Anweisung die Leichen verschwinden zu lassen. Dann erinnerte er sich an das Mädchen, verdammt, noch etwas um das er sich kümmern würde müssen.
 

Brandon und Harry saßen im Regen und konnten sich nicht rühren. Das ganze war wie ein Traum gewesen, Mad Dogs tot, der Tot ihrer Freunde. Und dann diese Blamage bei der Chance Rache zu nehmen. Keiner hatte den Mumm gehabt abzudrücken. Doch jetzt änderten sich ihre Gefühle. Beide standen auf, wankend und taumelnd wie Neugeborene. Hass erfüllte ihre Seelen. Hass auf den Mann, der dies letzten Endes zu verantworten hatte. Harry hob die Waffe auf und zusammen mit Brandon machte er sich auf den Weg um Rache zu nehmen.
 

Deets zitterte vor Angst. Vor einer Stunde war ihm Brandon entkommen. Jetzt wütete dieser in Deets Versteck wie ein Todesengel. Obwohl Deets Schläger alle da waren, obwohl diese sich mit allem zur Wehr setzten was sie hatten, konnte niemand ihn aufhalten. Brandon war der fleischgewordene Tod. Als es vorbei war, trat Harry aus dem Hintergrund. Er ging langsam und mit irrem Blick auf Deets zu, richtete seine Waffe auf das Gesicht des fetten Mannes und drückte ab. Immer wieder und wieder krachte die Waffe bis das Magazin leer war. Erst dann sackten Harry und Brandon auf den Boden und schrieen ihre Trauer in die Welt.



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