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Alles Ist Möglich

Denn niemand weiß, wo die Liebe hinfällt...
von

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Ist das möglich...?

Im 'Tropfenden Kessel'

"Rolanda ist dann irgendwann später am Abend mit Black verschwunden. Mit dem Zauber habe ich aber wohl etwas übertrieben, denn wirklich verschwunden ist der erst gestern Abend", beendete Tom seine langwierige Geschichte, während er das letzte Glas poliert wegstellte.

"Nein, das kannst du mir nicht erzählen, Tom, das ist einfach nicht möglich!" Ungläubig starrte Blaise Zabini über den Tresen zu dem Wirt herüber, der ihm gerade den Rücken zudrehte, um jetzt etwas im Flaschenregal hinter der Theke zu sortieren.

Dieser drehte daraufhin leicht den Kopf, um seinen Gast über seine Schulter hinweg anlachen zu können und erklärte: "Natürlich ist das möglich, ich hab's doch mit meinen eigenen Augen gesehen." Dann wandte er sich wieder vollständig der Theke zu und sogleich auch schon wieder in die Knie, um dort etwas im Regal unter dem Tresen zu suchen.

Immer noch skeptisch lehnte Blaise sich vor und versuchte zu erkennen, was Tom dort suchte. Als er damit jedoch keinen Erfolg hatte - und außerdem gar keinen so genauen Einblick dort haben wollte -, bemängelte er stattdessen: "Ich erinnere dich an die dreiköpfige Maus, von der du auch behauptet hast, sie mit eigenen Augen gesehen zu haben. Wobei ich zugeben muss, dass selbst so eine Maus noch wahrscheinlicher wäre, als das die Hooch sich Sirius Black angelte. Und nebenbei noch etwas aus den Kerker von Snape stiehlt."

Kurzzeitig tauchte Toms Kopf wieder über der Theke auf. "Wenn ich's dir doch sage, so ist es passiert...!" Der Kopf verschwand wieder und einen Moment später richtete sich ein grinsender Wirt wieder auf. "Tadah, hier siehst du's!" Triumphierend stellte Tom eine kleine Flasche vor sich auf den Tresen.

Fragend zog Blaise die Augenbraue hoch und kommentierte trocken: "Oja, jetzt hast du mir alles bewiesen, wirklich! Mit dieser einfachen, nichts sagenden Flasche hast du mir das wirklich bewiesen."

Der Wirt schaute ihn böse an und deutete dann mit unwirschem Fingerzeig auf die Flasche: "Ach, schau genau hin. Dann siehst du auch, dass auf dem Fläschchen das Symbol von Hogwarts ist. Und wie sollte Rolanda, die mir die gegeben hat und normalerweise als Fluglehrerin keinen Zugang zu solchen Flaschen hat, die bekommen, wenn..."

"...wenn sie die nicht im Kerker von Snape mitgenommen hat", beendete Blaise den Satz und starrte noch immer fasziniert auf die Flasche. Tatsächlich war die Flasche ein wirklich schlechter Beweis, doch irgendwie war er geneigt, die Geschichte zu glauben. Die Flaschen, die sie früher im Tränkeunterricht benutzt hatten, waren dieser sehr ähnlich gewesen. Außerdem würde das sehr gut zu der Hochzeitseinladung passen, die er letztens von Draco erhalten hatte und die er sich so gar nicht erklären konnte. Bis jetzt.

Als hätte Tom seine Gedanken erraten, grinste er immer noch, beließ es sonst aber bei einem triumphierenden Nicken. Weiterhin etwas ungläubig schaute der Jüngere hoch. "Aber dann ist Professor Snape ja wirklich mit dieser Tonks nach Italien ausgewandert, um dort Fluchbrecher zu werden." Tom hatte ihm das vorhin erzählt, geglaubt hatte Blaise ihm jedoch nicht.

Stolz reckte der Wirt den Hals und verkündete im Brustton der Überzeugung: "Natürlich! Alles, was ich dir gerade erzählt habe, stimmt. Warum sollte ich auch lügen?"

Dass ihm da einige Gründe einfielen, verschwieg Blaise und ging nicht weiter darauf, sondern starrte wieder auf die Flasche und ließ sich alles noch mal durch den Kopf gehen, was der Wirt ihm gerade eben erzählt hatte.
 

Um diese Tageszeit war die Kneipe noch nahezu leer, bis auf Blaise waren nur noch ein paar andere Gäste anwesend. Diese hatte Tom jedoch alle schon bedient, so dass er weiterhin an der Bar stehen konnte und Blaise dabei zusehen konnte, wie dieser selbst scheinbar einer Flasche dabei zusah, nichts zu tun. Aber irgendwann müsste Blaise sich wieder regen, immerhin war er eigentlich beruflich hier. Er war ein Kontrolleur vom Ministerium, was genau er aber kontrollierte, hatte Tom nie erfahren, da er den ehemaligen Hogwarts-Schüler meist schon so gut mit Getränken versorgt hatte, bevor dieser überhaupt hinter die Theke hatte treten können. So ging Tom immer mit Kontrolleuren um, weil er fand, dass das die einzige Art war, einen Kontrolleur zu behandeln. Man war nett zu ihm, füllte ihn gleichzeitig ein wenig ab und setzte ihn dann nach zwei Stunden vor die Tür, nachdem man ihm eingeredet hatte, dass er alles angesehen und für gut befunden hatte. Mit diesem alten Familienrezept, das den 'Tropfenden Kessel' vermutlich schon seit Jahrhunderten vor der Schließung bewahrte, war Tom auch heute noch sehr zufrieden und hätte er vermutlich auch weiterhin angewandt.

Nach einer Weile hatte Tom jedoch festgestellt, dass Blaise Zabini gar kein so übler Kerl war und der hatte wiederum festgestellt, dass es gar nicht so übel war, zwei Stunden am Morgen in einer Bar rumzuhängen, um dann frei zu machen, weil es im Ministerium eh keinen scherte, ob er zwei Minuten oder zehn Stunden Kontrolle machte. So hatten auch beide Seiten einen Vorteil, Tom die Verlängerung seiner Lizenz und Blaise einen zusätzlichen freien Tag.

Irgendwann hob Blaise wieder den Kopf und schaute Tom misstrauisch an. "Wieso hast du mir das eigentlich erzählt? Normalerweise erzählst du mir nicht die Liebesgeschichten deiner Bar."

Tom grinste und ließ den schmierigen Lappen fortschweben, mit dem er den Tresen hatte wischen lassen. "Weil ich weiß, wie du sie immer ansiehst." Er deutete mit dem Kopf hinter Blaise, woraufhin dieser sich umdrehte. Und erstarrte, als er sah, wer langsam auf die Theke zu kam.

Man konnte es eigentlich nicht als gehen bezeichnen, gleiten würde es eher treffen. Luna Lovegood glitt zum Tresen und als sie sich neben ihn stellte, schien sie immer noch ein wenig über dem Boden zu verharren. Mit einem leicht entrückten Lächeln, dass so typisch für sie war, bestellte sie: "Einen Pastinakensaft, bitte."

Tom konnte sich nur schwer ein Grinsen über Blaises erstarrten Zustand verkneifen, griff jedoch währenddessen eifrig nach einem Glas und verkündete: "Kommt sofort."

Sie nickte mit einem weiteren Lächeln, drehte sich in einer fließenden Bewegung um und suchte sich dann einen der bequemeren Sessel. Letzteres dauerte im 'Tropfenden Kessel' wegen mangelnder Möglichkeiten etwas länger. So musste Luna zunächst jeden Sessel prüfen, um dann zu entscheiden, welcher noch am wenigsten unbequem war. Immerhin konnte Blaise sie deswegen eine Weile in Ruhe beobachten - und das tat er, kaum dass sie sich von der Theke entfernt hatte. In dem Moment stellte Tom das leere Glas auch wieder weg. Sein Gesicht wirkte dabei nicht mehr halb so höflich und dienstbeflissen, wie noch vor einigen Augenblicken. Stattdessen brummte er missmutig: "Pastinakensaft! Wo soll ich denn jetzt sowas herkriegen?" Mit krausgezogener Stirn schüttelte er den Kopf.

Durch diesen voll und ganz unromantischen Kommentar erwachte Blaise wieder aus seiner Starre und wandte sich Tom zu, nachdem Luna endlich einen passenden Sessel gefunden hatte und angefangen hatte zu lesen. Trotzdem schien er immer noch nicht ganz auf der Höhe, als er fast schon säuselte: "Sie hat eben einfach nur einen ganz besonderen Geschmack."

Tom lachte. "Jeder Andere hätte gesagt, sie hat einen verrückten Geschmack. Du sagst, er sei 'besonders'. Deshalb schaust du sie so an", urteilte er fachmännisch und tauchte wieder unter die Theke ab.

Blaise grummelte ein wenig ungehalten. War er so leicht zu durchschauen? Er lehnte sich den Tresen und beobachtete, wie er Wirt dort etwas suchte. Vorsichtig setzte er an: "Nehmen wir mal an, du hast Recht..."

"Ich hab' Recht!", ließ der Wirt vernehmen, ohne dass er für die Bemerkung aufschaute und stattdessen seine Suche fortsetzte. Dabei kramte er einige Dinge unter der Theke hervor, die der junge Mann als Kontrolleur lieber nicht sehen wollte.

Sehr interessiert musterte Blaise deswegen vorerst den Inhalt von Toms Flaschenregal. Zögerlich räusperte er sich und fuhr fort: "Okay, rein hypothetisch: Du hast recht. Warum solltest du mir dann erzählen, dass Harry Potter seinem besten Freund die Verlobte ausgespannt hat, um diese nun selbst bald zu heiraten oder dass Neville Longbotten als Kräuterkunde-Professor und Ginny Weasley als Fluglehrerin nun das erste Lehrerpaar in Hogwarts sind? Was bringt es mir zu wissen, dass Madame Hooch ihren Job geschmissen hat, um mit Sirius Black eine Weltreise zu machen oder dass Ron Weasley jetzt ewig unter der Fuchtel seiner übermäßig dominanten Freundin Padma Patil steht? Und warum zum Teufel muss ich wissen, dass Remus Lupin mit Bellatrix Lestrange in ihrem alten Herrenhaus eine Schule für weniger talentierte Jungzauberer eröffnet hat? Was bringt mir das?" Er hatte sich in Rage geredet und musste nun mit Unbehagen feststellen, dass so gut wie alle der anwesenden Gäste in der Bar ihn anstarrten. Zum Glück waren es immer noch nicht mehr Gäste geworden. Außerdem hatte Luna nicht hochgeschaut, viel zu fasziniert war sie von ihrer Zeitschrift.

Mit grimmigem Gesicht schaute Wirt kurz über die Theke. "Na toll, jetzt hast du allen das Ende der Geschichte verraten! Wem soll ich die denn jetzt noch erzählen?" In seiner Hand hielt er etwas, das eindeutig zu viel Ähnlichkeit mit einem Drachenei hatte, als dass es hier etwas zu suchen gehabt hätte. Blaise sah wieder angestrengt weg und mit einem Grummeln verschwand Toms Kopf wieder unter der Theke.

"Nun sag schon, Tom. Was soll das?", bohrte Blaise währenddessen nach. Mit einem Seufzen richtete der Angesprochene sich wieder auf und hielt diesmal ein dickes Buch in der Hand, was er vor sich auf den Tresen legte. Es wirkte ziemlich alt und Blaise konnte nur gerade eben so den Titel erkennen, 'Zerins zauberhafter Zaubergetränke'.

Wieder zog Tom die Stirn kraus, bevor jedoch sein Gegenüber irgendwas, höchstwahrscheinlich missbilligendes sagen konnte. "Denkst du, ich habe alle Saftsorten vorrätig? Manchmal muss das hier eben aushelfen." Scheinbar hochkonzentriert blätterte er nun durch das Inhaltsverzeichnis.

Erst schaute Blaise ihm dabei schweigend zu, dann wiederholte er jedoch seine Frage: "Was bringt mir das Wissen über diese Paare denn jetzt?"

"Ah." Anscheinend fündig geworden, schlug der Wirt nun eine bestimmte Seite auf und suchte dort weiter, schaute dabei jedoch nicht zu Blaise auf. "Überleg doch mal: Was haben alle diese Paare gemeinsam?" Er ließ ihm nicht mal Zeit zu antworten. "Genau, niemand hätte gedacht, dass es sie je gegeben könnte. Sie sind also eigentlich unmöglich, aber es gibt sie! Denn nichts ist unmöglich!"

Diesmal ließ der Wirt Blaise Zeit zu antworten, so dass dieser zögerlich erwiderte: "Du meinst also...?"

"Genau das mein ich", antwortete Tom mit unbestimmter Handgeste, während er nebenbei wieder Lunas Glas vor sich stellte, welches sich nach einem kurzen Schwenken seines Zauberstabs mit einem blassgelblichen, leicht dickflüssigen Saft füllte. "Sprech' sie an. Alles ist möglich. Wer weiß, vielleicht heiratet ihr ja auch", mutmaßte der Wirt mit einem Augenzwinkern. Anschließend begann er damit, das dicke Buch wieder wegzuräumen.

Nachdenklich starrte Blaise vor sich hin. Um ehrlich zu sein, interessierte er sich schon für Luna, sie war so anders, anders als alle anderen Frauen, die er kannte. Mittlerweile hatte er sie schon so oft hier gesehen, sie war zu genauso ungewöhnlichen Zeiten hier wie er. Sollte er es wirklich wagen, sie anzusprechen? Aber vielleicht hatte Tom ja recht, vielleicht war wirklich alles möglich.

Als dieser das Buch wieder verstaut hatte, grinste er immer noch. "Weißt du was? Ich füll' dir jetzt dein Glas auf und dann gehst du zu ihr rüber, geht ausnahmsweise mal aus Haus."

Tatsächlich war Blaises Glas einen großzügigen Moment später wieder gefüllt und Tom schob ihm das Glas Pastinakensaft rüber, während er drängte: "Nun geh schon."

Blaise atmete einmal tief durch. Und gab dann klein bei: "In Ordnung, ich gehe." Trotz seiner recht wackligen Knie stand er auf, nahm die Gläser und ging zu Luna. Kurz drehte er sich noch einmal zu Tom um, welcher ihm noch mal lächelnd zunickte. Nur mit einer Menge Wohlwollen konnte man diese Geste als aufmunternd bezeichnen. Tom witterte vermutlich lediglich die nächste Geschichte für schlecht gelaunte Gäste.

Trotzdem schaffte Blaise es zu seinem eigenen Erstaunen sogar, bis zu Lunas Sessel zu gehen, ohne stehenzubleiben. Aber selbst als er direkt vor ihr stand, schien die blonde junge Frau noch immer in ihre Zeitschrift vertieft zu sein, die sich bei näherem Betrachten natürlich als Klitterer herausstellte. Ein letztes Mal atmete Blaise durch und schluckte anschließend alle seine Ängste und Befürchtungen hinunter, dass sie ihn abweisen könnte. Mit beinahe schüchternem Lächeln sprach er sie an: "Luna?"

Nur milde überrascht sah sie auf und blickte ihn mit aufmerksamen Augen an. Zu seiner Freude war an diesen nichts Abweisendes. Kurz musterte sie ihn, dann schien sie ihn jedoch zu erkennen: "Zabini? Blaise Zabini?"

Er lächelte sie aufrichtig an und hielt ihren Saft hoch.

Tom hatte recht.
 

Alles ist möglich.
 

FIN (21/08/13)


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wow.
Ich kann es kaum glauben, dass ich diese Geschichte nach über sieben Jahren doch noch beendet habe. Und irgendwie bin ich stolz drauf, sie beendet zu haben und sie nicht einfach sang- und klanglos aufgegeben zu haben. Sicher ist sie kein literarisches Meisterwerk, ganz bestimmt nicht. Als ich sie begonnen habe, war ich gerade mal fünfzehn und dementsprechend sah natürlich auch das Grundgerüst aus. Letztlich habe ich mich trotz alle OOC-Anwandlungen - die bestimmt reichlich vorhanden sind - nicht von dieser Richtlinie abbringen lassen und hoffe, dass sie Geschichte so ihrer eigenen Linie treu bleibt.
Treu geblieben sind mir während dieser sieben Jahre auch einige Leser, bei denen ich mich an dieser Stelle auch ganz herzlich bedanken möchte. Zusammen mit der AiM haben sie mich durch das Ende der Mittelstufe, die Oberstufe, das Abitur, die Ausbildung oder sogar fast bis ins Studium begleitet. Vielen Danke dafür - und verzeiht meine leichte Rührseligkeit! Komplett anzeigen

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