Zum Inhalt der Seite

Der Beginn des Abenteuers

Might & Magic 5: Darkside of Xeen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Beginn des Abenteuers

Alles hatte angefangen, als ihm diese dämliche Kugel vor die Füße gefallen war. Aus heiterem Himmel mitten in der Nacht auf dem Markplatz der Stadt Schlossblick.

Diese verdammte Kugel!

Gerade wünschte er sich, er hätte das Ding niemals aufgehoben, sondern einfach liegen gelassen. Aber nein, er war ja neugierig.

Innerlich verdrehte Arturius die Augen. Und jetzt saß er hier, mit einer Gruppe von Abenteurern um sich herum, mit denen er eigentlich überhaupt nichts zu tun haben wollte, die er ja noch nicht einmal kannte und die doch hartnäckig und hektisch auf ihn einredeten.

Sein Blick blieb jedoch fest auf die Kugel geheftet. Er hatte das Gefühl, dass sie irgendetwas bedeuten musste, dass sie wichtig war. Und das wiederum war der einzige Grund, warum diesen Haufen an Idioten nicht schon längst mit der Kugel hatte sitzen lassen. So wichtig war sie ihm ja doch nicht – wenn da nicht dieses Gefühl gewesen wäre.

Die Welt hatte sich verändert. Darkside lag jetzt in der Hand dieses Usurpators Alamar. Der Drachenpharao war in seiner Pyramide eingeschlossen und wurde belagert. Königin Kalindra, die ihr Schloss ganz in der Nähe der Stadt hatte, war verschwunden und ihre Burg konnte nicht mehr betreten werden. Sogar für den magisch äußert ungebildeten Söldner war klar, dass dort etwas Großes passiert war. Es schien so, als wenn das Schloss in eine andere Dimension verschoben worden wäre... Monster streiften zügellos durch die Wälder und Wiesen und machten sich langsam sogar dreist in den Städten breit. Schreckensherrschaft. Das war das Passendste, was man dazu sagen konnte. Und natürlich war das noch nicht genug. Nein, selbstverständlich nicht. Gerade jetzt näherte sich die Zeit der Vereinigung. Die beiden Planetenstücke Xeens, die die Namen Darkside und Cloud trugen, näherten sich an. Bald würden die Sterne und alle vier Elemente günstig stehen und die Vereinigungszeremonie konnte beginnen, doch angesichts der Lage auf Darkside war eine Vereinigung ihrer Welten immer mehr in weite Ferne gerückt. Damit das geschehen konnte, auf das die Bevölkerung der beiden Hälften Xeens seit Jahrtausenden gewartet hatten, mussten auf Darkside und Cloud Vorbereitungen getroffen werden. Doch da diese – Alamar sei Dank – auf Darkside vollkommen zum Erliegen gekommen waren, sank die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Vereinigung immer mehr. Sollte dieser Termin verpasst werden, dann würde es weitere Jahrtausende dauern, bis die Sterne erneut günstig standen.

So viel geschah im Moment. Und irgendwie hatte Arturius das Gefühl, dass die Kugel ein Schlüssel war. Ein Schlüssel, um ins Lot zu rücken, was von ihm abgewichen war.
 

„Jetzt ist gut!“, knurrte er gereizt.

Die fünf Nervensägen zuckten zusammen.

Fünf Leute. Innerhalb von zwei Stunden hatten sie sich an seinem Tisch in der kleinen Kneipe eingefunden und er wusste immer noch nicht, wie das hatte passieren können. Verdammt, normalerweise hatte er doch immer seine Ruhe!

Aber irgendetwas schien sie wohl dafür bestimmt zu haben, dass sie ihm beistanden. Und dass er in etwas Größeres hereingestolpert war, stand ja eindeutig außer Frage.

„Kommt, lasst uns zu der Seherin gehen, sie weiß sicher Rat“, meinte schließlich die Elfe etwas verschüchtert. Irgendetwas Blumiges mit A war ihr Name. Amaryllis oder so.

Die anderen nickten. Toll, dazu dann noch ein verdammter Zwerg mit soviel grauem Bart, das man sein Gesicht kaum erkennen konnte – Eisenfaust -, ein grobschlächtiger, braun befellter Halbork – Glurk -, und noch zwei Menschen – Frauen natürlich. Ivette und Clyxa. Eine hellhaarige Druidin und gemessen an ihrem ultralangen Bogen eine Schützin von einem dieser Eingeborenenstämme, die Namen mit X und Y vorzogen. Wunderbar.

Das waren eindeutig zu viele Menschen beziehungsweise menschenähnliche Wesen um ihn herum.

„Seit wann bestimmst du denn, was ICH mit diesem Ding mache, hm?“ Arturius blinzelte die Elfe herausfordernd an. Ihre hellblaue Haut wurde sofort einen Tick blasser.

„Seit du nicht in der Lage bist, das Richtige zu tun!“, konterte sie patzig und mit zitternder Stimme. Kleine Funken sprühten aus ihren Augen und verrieten, dass sie sicher großes, magisches Talent besaß. Nur wahrscheinlich konnte sie herzlich wenig einstecken, wenn es hart auf hart kam. Der Halbork dagegen – der würde einen prima Schwertkämpfer abgeben. Nein, noch besser: Eine Axt. Und der Zwerg konnte garantiert genauso gut zuschlagen, wie geschickt irgendwelche Schlösser knacken. Und die Frauen...

Moment – zog er gerade wirklich in Erwägung mit dieser seltsamen Mischung durch die Gegend zu ziehen und das Rätsel zu lösen, das ihm so kugelhaft in die Finger gefallen war? Offenbar ja.

Oh, verdammt.
 

Schweigend stand Arturius auf. Erwartungsvolle Blicke trafen ihn. Er verdrehte demonstrativ die Augen und sagte dann: „Na los. Worauf warten wir noch?“

„Juhu!“, jubelte die Elfe überdreht und sprang in die Luft. Ivette, die blasse, blonde Druidin hopste vor Begeisterung mit. Wie war das – Druiden sollten Contenance wahren?

Clyxa, die dunkelhäutige Schützin mit den rotschwarzen Haaren, schlug Arturius grinsend auf die Schulter.

„Gratuliere zur Wahl, Boss.“

Arturius verdrehte erneut die Augen und weigerte sich zu beachten, was der Halbork und der Zwerg hinter ihm für Freundstänze aufführten. Und mit so einer Bande sollte er unterwegs sein? Na wunderbar.

„Nur eins vorweg: ICH bestimme, wo es lang geht, klar? ICH – keiner von euch. Ist das klar?“

„Klar“, kam es von allen Seiten.

„Darauf kannste zählen,“ verkündete der tiefe Bass von – wie war noch mal sein Name? Ach ja... – Glurk.
 

Einige Minuten später steuerten sie das Zelt der Seherin an. Es war das einzige, das auf dem Marktplatz noch stand, und offenbar auch das einzige, das noch nicht von den herumwimmelnden Gremlins eingerissen worden war. Gremlins – das waren widerliche mannshohe Monster mit violetter Haut, seltsamen Tentakelauswüchsen auf dem Kopf und äußerst scharfen Klauen.

Klasse – sie würden sich also erst den Weg freikämpfen müssen.

„Na dann zeigt mal, was ihr könnt“, brummte Arturius und zog sein Schwert.

Diese Monster traten in letzter Zeit in großer Zahl auf. Sehr viel größerer, als jemals zuvor. Das lag eindeutig an Alamars Herrschaft. Zuvor hatten sich Gremlins niemals in die Städte gewagt und wenn, dann hätte sie die Stadtwache sofort zu einem ordentlichen Haufen lila Brei geschlagen. Aber die Stadtwache war still geworden und tat nichts mehr gegen die Übermacht an Monstern.

Gut, aber wenn er weiter so grübelte, dann brauchte er sich demnächst wirklich überhaupt keine Gedanken mehr um irgendetwas zu machen.

Der schwarzhaarige Mann duckte sich unter einem Schlag der violetten Krallen hinweg und stieß von unten mit dem Schwert zu. Heißes Gremlinblut spritzte ihm ins Gesicht.

„Bleib unten!“

Ein Pfeil sauste über seinen Kopf hinweg und nagelte die Hand des nächsten Gremlins an einen der leeren, umgekippten Schaustellerwagen. Einen Augenblick später befreite der Zwerg den Angreifer von etwaigen Schmerzen – indem er diesen kommentarlos enthauptete.

Magie und Pfeile sausten durch die Luft – Amaryllis und Clyxa gaben den Kämpfenden Unterstützung. Glurk und Eisenfaust hatten eine reichlich skurrile, aber offenbar wirkungsvolle Art des Kampfes entwickelt – Glurk gab Eisenfaust Rückendeckung und schlug von oben auf die Gegner des Zwergs ein, während dieser den Halbork von unten deckte und so ziemlich alles aufschlitzte, was in die Nähe seines Kurzschwertes kam.

Schnell arrangierten sich Arturius und die Druidin Ivette und kämpften Rücken an Rücken. Einen Gefährten zur Seite zu haben, war immer besser, als allein zu kämpfen. Und mit ihrem Holzstab durfte man die junge Frau offenbar nicht unterschätzen.

Nach knapp zehn Minuten war alles vorbei. Hellviolettes Gremlinblut bedeckte die Steine und machte sie schmierig. Die Überreste der Angreifer lagen weit verteilt.

„Da wird sich der Aufräumdienst aber freuen“, murmelte Eisenfaust leise und wischte sich violette Blutspritzer aus dem dichten Bart.

„Wenn die überhaupt auftauchen.“ Arturius zuckte mit den Schultern. „Wenn die so aktiv sind wie die Stadtwache, wird gar nichts passieren.“

Damit wandte er sich ab und steuerte auf das Zelt zu.

Seine Worte hatten die anderen nachdenklich gemacht. Bisher war das alles ein Spaß gewesen, ein Zeitvertreib, irgendetwas, um dem reichlich ziellosen Leben eines Abenteurers in diesem Land Sinn zu geben. Doch jetzt...

Arturius hatte Recht – die Stadtwache hatte sich nicht sehen lassen und das war schon beunruhigend genug. Gremlins hatten in einer Stadt wie Schlossblick eigentlich nichts zu suchen. Ja, irgendwie hatte sich alles verändert. Schweigend folgten sie ihrem Anführer.
 

Arturius setzte sich gegenüber der Wahrsagerin auf einen klapprigen Holzstuhl. Er zog die Kugel aus der Tasche und ließ sie schweigend auf den Tisch fallen. Hinter ihm bezogen seine Gefährten Stellung. Leise murmelten sie, wenn einer den anderen anstieß, oder ihm versehentlich den Ellbogen irgendwohin rammte, war das Zelt doch offensichtlich nicht für eine derartige Menge an Besuchern ausgelegt.

Die verschleierte Wahrsagerin griff nach der Kugel und betrachtete sie. Neblige Bilder erschienen in ihrem Inneren.

„Die Kugel des Drachenpharaos! Sie hat euch auserwählt, um ihn zu befreien und Darkside zu retten!“

Arturius zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „So?“

Ein vernichtender Blick traf ihn aus der Tiefe des Schleiers.

„Willst du es versuchen?“

Der Söldner griff nach der Kugel und zog die Hand zurück, als wenn er sich verbrannt hätte.

„Autsch!“

Hinter sich hörte Arturius ein leises Glucksen. Offenbar waren seine Kameraden reichlich amüsiert.

„Wunderbar. Und was sollen wir tun?“

Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte die Wahrsagerin genervt und doch aufmerksam an.

„Ihr müsst sie zu Ellinger bringen. Er wird euch sagen können, was ihr zu tun habt. Ja, geht zu Ellinger...“

„Hat der sich nicht in seinem Turm eingeschlossen?“ Amaryllis’ helle Stimme durchdrang das Zelt.

Klasse, so langsam ging ihm die Elfe wirklich auf die Nerven.

„Hat er“, bestätigte die Wahrsagerin. „Es wird also eine Herausforderung sein, zu ihm durchzudringen.“

„Na wunderbar...“ Arturius stand auf und griff nach der Kugel. Bevor er sie jedoch mit bloßen Händen berührte, zog er sich den Ärmel über die Hand, dann nahm er die noch immer leuchtende Kugel auf und steckte sie wieder in den Lederbeutel an seinem Gürtel.

Bevor er sich umdrehte, drückte ihm die Wahrsagerin noch etwas in die Hand. Es war ein kleiner, goldener Schlüssel an einer goldenen Kette.

„Ihr werdet Großes vollbringen können“, sagte sie kryptisch.
 

Arturius schloss die Hand fest um Kette und Schlüssel, während er nach draußen trat.

„Also, wir haben die Eintrittskarte, lasst uns losziehen.“

„Woher hat die Wahrsagerin eigentlich den Schlüssel und die Kette?“, fragte Eisenfaust langsam. „Woher ich das hätte, wüsste ich – aus einer Tasche, die jemand anderem gehört. Aber sie?“

„Magie“, konterte die Elfe sofort. „Hast du nicht gesehen, dass sie Magie benutzt hat?“

„Schon... Aber woher hat sie den Schlüssel? Und ne Goldkette mit goldenem Schlüssel? Hallo – das schreit doch geradezu ‚Falle’!“, brauste der Zwerg auf.

„Muss nicht sein“, meldete sich jetzt die Druidin zu Wort. „Es kann genauso gut sein, dass Ellinger gewusst hat, dass der Drachenpharao um Hilfe rufen wird und diese Hilfe Zwischenstation bei der Wahrsagerin macht. Abgesehen davon braucht auch ein Magier wie Ellinger jemanden, der ihm zwischendurch etwas zu Essen bringt...“

„Toll, und warum Gold? Jedes andere Metall wäre für einen Schlüssel besser geeignet. Glaubt mir, ich bin ein Zwerg, ich kenne mich mit Metallen aus...“, fuhr Eisenfaust fort.

„Eisenfaust, halt die Klappe“, ging Arturius dazwischen. „Es ist egal, woher und warum. Wir sind da in etwas Großes reingestolpert und wenn ihr euer altes Leben wiederhaben und für eine bessere Welt kämpfen wollt, dann nehmen wir das jetzt hin, marschieren zu dem verdammten Turm, gehen rein und stellen uns dem, was uns auch immer erwartet.“

Und dann werde ich irgendwann wieder meine Ruhe haben, schön wieder einen gemütlichen Auftrag nach dem anderen annehmen können – und vor allem alleine arbeiten. Die Bande macht einen ja wahnsinnig!

Und dieser verdammte Goldkette würde er als Mahnung behalten, nie wieder irgendetwas aufzuheben, das ihm aus dem Himmel direkt vor die Füße fiel. Große Dinge hin oder her. Den Schlüssel konnte Ellinger gerne wiederhaben – die Kette würde ‚zufälligerweise’ verloren gehen. An sich hätte er ja diese dusselige Kugel behalten, denn das war die Mahnung schlechthin, hatte sie ihm doch diesen ganzen Mist eingebrockt. Aber diese würde der Drachenpharao garantiert wiederhaben wollen, wenn das hier alles überstanden war...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  tough
2006-06-15T13:56:19+00:00 15.06.2006 15:56
Abgeschlossen?
Irrtum!
Ist eine ziemlich gute Einleitung.
Hast witzige Charas zusammengebracht und den nötigen
Auftrag dazu, also los...
Im Ernst. Für ne abgeschlossene Humoreske hast Du zu
viel Details gebracht. Deine Leser werden jetzt alle
wissen wollen, was mit der Burg in der anderen Dimension
ist, warum ein Schlüssel aus Gold besteht, die Gremlins
nicht von der Stadtwache zu Mus gekloppt wurden....
Allez!
tough
Von: abgemeldet
2006-05-29T11:31:23+00:00 29.05.2006 13:31
hola... ^^

lol... arturius tut mir richtig leid... ^^
vom selbstbestimmten einzelgänger zum unfreiwilligen rudeltier degradiert...
ist schon ne ziemliche umstellung, wenn man es gewohnt ist alleine zu sein.
und seine einstellung dazu, hast du ja äußerst amüsant rüber gebracht...
gefällt mir. und schließe mich der ollen elster an...
mach weiter...

greetz
kitty
Von: abgemeldet
2006-05-15T19:12:10+00:00 15.05.2006 21:12
Hallöchen auch,
ich mag Stories mit Elfen und Zwergen, da ist Krach vorprogrammiert ... und ich bin gespannt wie es weitergeht ... geht es weiter???
Die Gedanken von Arturius kann ich wirklich nachvollziehen, die hast du ziemlich realistisch getroffen. Köstlich, wie er sich immer noch windet, als ob sich sein Schicksal noch ändern könnte ...
Bitte schreib weiter, Schicksalsschreiberin!
Die olle Elster.


Zurück