Zum Inhalt der Seite

Tage der Erinnerungen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Scherben von mir

Alles Verhängnisvolle, was je mein Leben bestimmte, was auch jetzt noch meine Situation ausmacht, hat vor vielen Jahren mit meiner ersten Zigarette begonnen.

Wie alt ich war? Elf... Vielleicht Zwölf.

Ich habe sie geraucht, weil alle anderen auch rauchten. Sie sagten, ich sei ein Feigling, ein Außenseiter, wenn ich es nicht tun würde, also rauchte ich. Ich wollte dazugehören, wollte einer von ihnen sein, kein einzelner Idiot. Wie froh wäre ich heute, wenn ich nicht auf sie gehört hätte, wenn ich ein einzelnen Idioten geblieben wäre. Letztendlich wäre es mir damit wohl um einiges Besser ergangen...

Doch ich begann zu rauchen... und schnell stahl ich auch und war manchmal dabei wenn jemand verprügelt wurde... schlug dann und wann selber zu. Mit einem mal, ganz plötzlich, waren alle Skrupel, die ich vielleicht irgendwann besaß, einfach verschwunden.

Kurz: Ich machte, was die anderen machten. Hätte ich je ‚nein‘ gesagt, wäre ich ein Außenseiter und ein Weichei gewesen, und das wollte ich auf keinen Fall.
 

Doch Zigarette waren uns schnell nicht mehr genug und jedes Wochenende besoffen sein, war auch zu wenig.

Irgendeiner schleppte Exctasy an und wir waren alle neugierig, auch ich. Meine erste Pille nahm ich mit 13, doch es blieb nicht bei dieser einen. Bald wurden sie alltäglich, bei mir, wie auch bei den andren. Ohne Exctasy ging es mir scheiße, mit gut. Ja, ich war süchtig und vollkommen abhängig von dem Zeug, wie auch von der Clique. Ohne sie wäre ich nichts gewesen, doch mit ihnen fühlte ich mich stark. Ich bildete mir ein jemand zu sein, und war doch kleiner, dümmer und unbedeutender als mein fünfjähriger Bruder, den ich begann zu verachten. Er wurde mir zu einem Klotz am Bein, was er sehr schnell merkte. Er wehrte sich gegen meine Beschimpfungen und schließlich auch gegen meine Schläge, doch ich hörte dennoch nicht auf damit.

Ich schlug ihn immer öfter und ich schlug bald auch Fremde ohne weiteres, auch wenn sie mir nichts getan hatten.

Ganz früher war ich nicht aggressiv, im Gegenteil, ich konnte keiner Fliege etwas zuleide tun, war eher eine Art Muttersöhnchen, doch die Drogen machten mich zu einem andren Menschen. Einem gewalttätigen, ekelhaften Menschen. Anfangs war es noch eine Maske, später wurde es mehr. Mein wahres ‚ich‘ verschwand und es ist für Jahre verschwunden geblieben...
 

Auf Exctasy folgte zwei Jahre später Kokain. Der schwache Stoff reichte uns einfach nicht mehr.

Die Schule vernachlässigte ich schon lange und es war mir egal. Ich kam nach Hause wann ich wollte und ging wann ich wollte. Mein Zimmer sah schlimmer aus denn je und auch ich selbst sah schrecklich aus.

Doch ich fand mich toll wie ich war, fand es gut, akzeptiert oder gar ängstlich beobachtet zu werden. Es gab mir das Gefühl, stärker als alle anderen zu sein. Ja, ich dachte ich sei etwas besseres. Ich fühlte mich cool, und dabei war ich schwach.

Und wegen diesem ‚starken’ Leben, habe ich schließlich alles verloren, was ich je hatte.
 

Über kurz oder lang wandt ich mich von meiner Familie ab, obwohl sie, wie ich heute bestens weiß, eigentlich die einzige Liebe in meinem Leben darstellte. Ich stritt mich immer wieder mit ihnen, sobald wir uns nur sahen und irgendwann war es nicht mehr wirklich meine Familie für mich. Ich wollte von ihnen nichts mehr wissen.

Irgendwann warf mich mein Vater aus der Wohnung. Ob er realisierte, dass er damit eigentlich genau das Falsche tat, dass er mir so niemals helfen könnte? Oder war ich ihnen schon so egal geworden, dass es ihnen nichts ausmachen würden, wenn ich auf der Straße verreckte?

Zu der Zeit war ich 15, schon lange drogenabhängig und nun auch noch obdachlos. Mir machte es nichts. Zu dem Zeitpunkt habe ich meine Familie gehasst und war froh, nichts mehr mit ihnen zutun haben zu müssen. Alles was ich brauchte war Drogen und ab und zu etwas zwischen die Zähne.

Was ich nun noch besaß, war ein Schlafsack und die Kleider an meinem Leib, sowie ein wenig Geld und einen Rucksack mit ein paar Habseeligkeiten. Bald besaß ich aber auch davon nichts mehr außer meine Kleider, da ich alles für Drogen weggegeben hatte. Ich schlief entweder im U-Bahn-Bahnhof oder auf irgendeiner Parkbank. Und ja, ich fand es toll, so wie es war. Ich fühlte mich wohl, solange ich die Drogen hatte, vergaß, was ich eigentlich für ein beschissenes Leben führte.
 

An der Nadel hing ich kurz nachdem ich das erste Mal Koks gezogen hatte. Ich fühlte mich unabhängig und frei, obwohl ich in meiner Drogensucht gefangen war wie in einem Käfig mit elektrischen Gittern. Ein Wunder, dass ich noch lebe und nicht schon längst den goldenen Schuss hinter mir habe, wie andere, die ich kannte.

Meine Clique bestand zu Anfang aus zehn Jungen und zwei Mädchen, dann Jahre später nur noch aus fünf Jungs – mich inbegriffen. Wie viele von den vieren jetzt noch am Leben sind, weiß ich nicht. Wahrscheinlich keiner, außer sie leben heute so wie ich, was ich ihnen nicht wünschen würde, denn lebenswert ist auch das nicht gerade.
 

~ * ~
 

Meine zittrigen Finger greifen nach einer Zigarette.

Ja, ich rauche immer noch. Ich bin immer noch süchtig nach Nikotin, aber auch nur danach. Richtig drogensüchtig bin ich nicht mehr. Vielleicht würde es nun meine Schmerzen heilen, die ich empfinde... aber ich habe es ihm versprochen und das Versprechen will ich halten.

Schnell schiebe ich die Zigarette zwischen meine schmalen Lippen und zünde sie an. Dann lasse ich mich langsam an der Wand, an der ich Tag für Tag stehe, zu Boden sinken und schließe die Augen. Genüsslich stoße ich den Rauch aus.

Eigentlich würde ich auch gerne damit aufhören, doch es geht nicht. Dazu bin ich einfach zu schwach. Außerdem macht es eh keinen Unterschied mehr, meine Gesundheit ist im Arsch.
 

~ * ~
 

Damals habe ich das nicht begriffen. Ich habe nicht verstanden warum mich die Leute argwöhnisch und herablassend begutachten, oder einfach angewidert woanders hinsahen, wenn sie mich sichteten. Wie erschreckend bleich ich war, wusste ich nicht.

Ich war schon immer eher der helle Typ, doch früher sah ich wenigstens noch gesund aus. Zu der Zeit jedoch war dies schon lange nicht mehr der Fall. Die vergangenen Jahre hatten mich krank und bleich gemacht. Und abgemagert war ich auch, doch wirklich Hunger bekam ich nur alle paar Tage, da ich mich bald daran gewöhnt hatte, nichts zu essen zu haben.

Das wichtigste für mich waren Drogen. Jeden Tag spritzte ich mir eine Dosis, oft auch zwei. Klar ging das Geld und darum hatte ich bald nichts mehr. Schnell war meine Not groß. Ich begann zu betteln und zu stehlen. Anfangs konnte ich meine Drogensucht ja noch durch das Geld meines Vaters finanzieren – wie ich fand, auch das Einzige wozu er gut war – doch nach meinem Rausschmiss ging das nicht mehr.
 

Irgendwann, als ich halb nüchtern auf einer Bank lag, kam einer meiner ‚Freunde’ vorbei und fragte ob ich Geld verdienen wolle. Er selbst ging schon länger arbeiten und konnte dadurch seine Sucht super finanzieren. Wo wusste ich nicht... Doch natürlich stimmte ich zu.

Wir gingen durch einige abgelegene Gassen und kamen schließlich an ein großes Gebäude. Es war verwittert und fürchterlich dreckig, nur aufgefallen war mir das damals nicht, denn verwittert und dreckig war ich ja auch, genau wie die Welt in der ich mittlerweile lebte.

Ich weiß noch genau wie es aussah, als wir einen größeren Raum betraten. Zunächst war ich geschockt. Auch hier war es dreckig, doch das war es nicht, was mich störte.

In dem Raum standen vielleicht sechs Betten, ein paar Sofas, Stühle und sonstige Möbelstücke. Vier Betten und ein Sofa waren besetzt, mit Leute, die es auf die unterschiedlichste Art und Weise trieben. Überall um mich herum hörte ich Stöhnen und Schreie. Zu der Zeit war ich 16 und hatte noch nie Sex gehabt, hatte noch nicht mal geküsst. Mir wurde schlecht.

Ich starrte meinen Kumpel an und er zog mich wieder aus dem Zimmer hinaus. Dann erklärte er mir, dass er hier arbeitete. Man müsse einfach die Leute befriedigen und bekäme einen angemessenen Preis für diesen Dienst.
 

So kam ich zur Prostitution.

Erst wollte ich nicht, doch als ich realisierte, dass ich anders keine Drogen bekommen könnte, fing ich an, dort zu ‚arbeiten’. Tagtäglich sollte ich nun mit wildfremden Leuten schlafen, hauptsächlich mit Männer. Ehrlich gesagt ekelte es mich an, doch ich gewöhnte mich daran. Ich musste die Kundschaft verwöhnen und das tat ich.

Es war schrecklich. Du fickst mit irgendwem und etwa zwei Meter entfernt sind andre am Gange. Es kam vor, dass alle Betten und Sofas besetzt waren. Jeder konnte jeden sehen und hören, das war das unerträglichste, ekelhafteste.
 

Meine ‚Kollegen‘ und ‚Kolleginnen‘ waren allesamt Drogenabhängig und sahen dementsprechend ziemlich scheiße aus. Dass ich selbst so aussah, wusste ich nicht. Dennoch hatte ich eigentlich ziemliches Glück – wenn man da von Glück sprechen kann – denn ich hatte ziemlich viele Kunden. Die meisten standen auf mein ungewöhnliches Aussehen – blond und blauäugig fand man hier nur selten.

Wenn man es genau nimmt, hatte ich wirklich ein gutes ‚Einkommen’ und so konnte ich mir an so manchen Tagen zweimal was spritzen und für Essen war auch noch genügend Geld über.
 

Doch egal, wie ich mir das alles zu verherrlichen versuchte, war damals wohl die schlimmste Zeit in meinem jungen Leben angebrochen...
 

Ich hatte mich lange nicht mehr im Spiegel gesehen, denn instinktiv mied ich den Blick in das spiegelnde Glas. Doch irgendwann kam dann die Konfrontation.

Ich war damals knapp 17 Jahre alt und hatte mir grad wieder auf einer Bahnhofstoilette eine Spritze gesetzt, als ich mich plötzlich im Spiegel sah. Ich starrte hinein und dachte einen anderen Menschen zu sehen.

Meine blonden Haare waren dreckig, verklebt und reichten mittlerweile schon bis zu den Schultern. Meine Haut war bleich und ebenfalls dreckig. Jeder Ausdruck des Lebens war aus meinem Gesicht gewichen und ich sah aus wie eine wandelnde Leiche. Auch mein Gesicht war eingefallen.

Doch das Schlimmste waren meine Augen. Früher glänzten sie wie Diamanten – sagten zumindest einige – und dieses Glänzen war verschwunden. Sie schienen stumpf. Zudem waren sie nun blau umrahmt und sahen müde, krank aus

Voller Wut trommelte ich mit dem Fäusten auf mein Spiegelbild. Worauf ich wütend war, weiß ich nicht genau. Auf mich selbst? Wahrscheinlich.

Ich bekam irgendwas zu fassen und mit einem Schlag zersplitterte der Spiegel in duzende Teile. Ich sank am Boden zusammen und starrte ins Leere. Erleichtert war ich, dass das Grauen im Spiegel verschwunden war.

Kleine Bluttropfen zersprangen auf den Scherben, doch ich realisierte nicht, dass ich mich geschnitten hatte. Ich beobachtete das Blut, wie es den Weg meine Hand hinunter bis auf den Boden oder die Scherben suchte, und war fasziniert. Wie in Trance griff ich nach einer Scherbe, setzte sie an meinen Unterarm und schnitt hinein. Es war nur ein kleiner Schnitt, doch noch heute hab ich dort eine Narbe.

Das Blut floss langsam aus der Wunde und ich beobachtete es dabei. Es tat nicht weh, kein bisschen. Vielleicht wusste ich auch gar nicht mehr was Schmerz war. Ich hatte mein Denken im Zusammenhang damit ausgeschaltet. Denn es tat weh, wenn einer der Männer mich fickte, sie waren grob und passten nicht auf, ob sie mich verletzten. Doch da ich an das Geld wollte, ertrug ich den Schmerz, verdrängte und vergaß ihn.

Daher merkte ich wohl auch diesen Schnitt in meine bleiche Haut nicht.
 

Wahrscheinlich hätte ich mich an jenem Tag sogar umgebracht – nicht aus dem Willen heraus, sondern eher weil ich zu fasziniert war, das Blut zu beobachten – doch soweit kam es nicht, denn plötzlich kam ein Mann rein, starrte mich, der ich mitten in den Scherben saß, erschrocken an. Er riss mich schließlich vom Boden hoch.

Wie von weit weg starrte ich ihn an.

„So geht es nicht Junge! Löffle die Suppe, die du dir da eingebrockt hast, gefälligst wieder aus, anstatt einfach so die Kurve zu kratzen!“, schrie er, obwohl er doch eigentlich gar keine Ahnung hatte, und schmiss mich aus der Toilette.

Ich glaube, seine Worte werde ich nie vergessen, auch wenn sie mir damals nur ein bisschen halfen. Sie hielten mich am Leben, und auch wenn ich es dem Mann wohl nie sagen kann, so danke ich ihm. Zwar hat er mir nicht geholfen, aus dem Sumpf der Drogen zu entschwinden, jedoch wäre wohl alles schon da zuende gewesen, wäre er nicht hereingekommen.

Dann hätte ich nie den Menschen kennen gelernt, den ich liebe und bewundre wie niemanden sonst.
 

Doch besser wurde mein Leben in den Monaten, Jahren dennoch nicht, im Gegenteil. Mein erster Arbeitstag als Prostituierter war wohl erst der Anfang gewesen. Tagsüber befriedigte ich die Kundschaft und nachts, nach einer Dosis, war ich manchmal mit ‚Freunden’ oder alleine unterwegs, brach in kleinere Läden ein, überfiel Leute und verprügelte andere... und alles nur, weil ich unzufrieden mit mir selbst war, auch wenn ich das nie zugegeben hätte.

Nach und nach realisierte ich zwar, dass es so nicht weitergehen konnte, doch es ging trotzdem weiter, denn ich konnte nichts tun. Wie hätte ich diesem Sumpf auch entkommen können? Ich war doch eigentlich vollkommen allein.
 

Legal machte ich so gut wie gar nichts mehr, dennoch war ich nie von der Polizei geschnappt worden, auch wenn es manchmal erdenklich knapp war. Dabei war ich schon längst bekannt bei den Polizisten der ganzen Stadt. Sie suchten mich, und fanden mich jahrelang nicht. Es gab so viele Dinge, für die sie mich bestrafen wollten: Einbruch, Diebstahl, Überfall und vielen Körperverletzungen. Wie ich es schaffte, ihnen so lange zu entkommen, verstehe ich heute selbst nicht mehr.

Doch auch ich beging irgendwann einen Fehler.
 

An dem Tag hatte ich weder Spritze, Geld noch Kundschaft und so war ich halb am Durchdrehen. Ich stürmte in einen Laden und hielt dem Kassierer ein Messer an die Kehle. Er gab mir, was ich wollte und ich rannte wieder davon.

Da geschah es.

Ohne hinzusehen lief ich geradeaus und ein kleines Mädchen auf ihrem Fahrrad musste mir ausweichen. Sie verlor das Gleichgewicht, geriet auf die Straße und wurde von einen Auto erfasst. Geschockt blieb ich stehen und starrte zur Straße. Schnell bildete sich eine rote Pfütze um das Mädchen und Leute kamen herbeigerannt.

Niemand beachtete mich und ich hätte problemlos verschwinden können, doch es ging nicht. Meine Beine waren wie aus Stein und meine Augen hingen an dem leblosen Körper des Mädchens.

Sie verlor ihr Leben bei dem Unfall. Die kleine Jenny wurde gerade mal sechs Jahre alt. Eine Zeit, in der man noch sorglos bunte Farben sehen kann, fröhlich sein und lachen kann. Ich verfluche mich seit dem Tag wegen diesem Unfall. Es war meine Schuld, dass Jenny ihr so junges Leben verlor, und es gibt dafür keine Entschuldigung.

So wurde ich mit 19 zum Mörder – wenn auch nur fahrlässig – und vor dem ‚Titel‘ flüchte ich nicht. Ich weiß was ich getan habe, ich weiß, dass ihre Eltern meinetwegen ihr Kind verloren haben. Ich weiß, dass sie meinetwegen leiden... und zu gerne, würde ich alles rückgängig machen, auch wenn ich weiß, dass das niemals gehen wird.
 

Als ich da an der Straße stand und dem Mädchen bei ihrem letzten Kampf zusah, erinnerte ich mich wieder an den Satz, den der Mann in der Toilette zwei Jahre zuvor zu mir gesagt hatte ‚Löffle die Suppe, die du dir da eingebrockt hast, gefälligst wieder aus.‘

Damals schwor ich mir eines: ich wollte mit den Eltern der kleinen Jenny reden, mich bei ihnen entschuldigen, obwohl sie mir verständlicherweise nie verzeihen können... ich würde mich sogar von ihnen umbringen lassen, wenn es ihnen half. Und diesen Schwur halte ich noch immer aufrecht. Irgendwann, werde ich zu ihnen gehen!
 

An dem Tag konnte auch die Polizei über mich siegen. Ich stand noch regungslos da, als ich die Sirenen hörte. Ich wollte wegrennen, doch ich konnte nicht. Ich glaube auch die Polizisten waren mehr als erstaunt, als sie mich festnehmen konnten und ich mich kein bisschen wehrte. Ich war wie in Trance und flüsterte immer wieder ‚Es tut mir leid‘ vor mich hin.

Sie brachten mich aufs Revier. Dort befragte mich einer der Polizisten. Er wollte wissen warum ich Drogen nahm. Er schrie mich an, beschimpfte mich, gab mir sogar verbotenerweise eine Ohrfeige, doch ich reagierte nicht ein einziges Mal auf ihn. Ich nahm mein erstes Verhör wie aus weiter Ferne wahr.

Schließlich sperrten sie mich in eine Zelle.
 

Das war meine erste Nacht hinter Gittern, doch darauf sollten noch unzählige folgen.

In jener Nacht bekam ich allerdings nicht wirklich mit, dass ich eingesperrt war. Ich kauerte mich nur in eine Ecke und sah noch immer Jennys Blut vor mir. Es war das erste Mal seit Jahren, dass ich etwas bereute, dass ich getan hatte, doch helfen sollte mir diese Einsicht nicht.

Denn spätestens als ich am ganzen Leib zu zittern begann, mir alles weh zu tun schien, waren alle Gedanken daran, die Drogen vielleicht nun wegzulassen, sofort wieder vergessen.
 

Wenige Tage später saß ich vor Gericht. Seit ich festgenommen wurde, hatte ich kein einziges Wort gesprochen und hatte es auch weiterhin nicht vor. Mein Urteil lautet: Zehn Jahre. Es hieß, bei guter Führung vielleicht auch kürzer, doch daraus wurde nichts. Ich bin noch immer hier.

Es ist kein Gefängnis, in dem ich mich befinde, sondern in eine Mischung aus Therapiezentrum und Knast. Hier sitze ich nun seit etwa acht Jahren fest und werde noch lange hier bleiben...

Hier ‚lebe‘ ich... und hier habe ich zum ersten Mal geliebt.
 

Teil 1 - Ende
 

Kommentar:

ich hoffe, ich hab es geschafft, das ganze eiiiiinigermaßen realistisch über die Bühne zu bekommen... wenn nicht, verzeiht es mir... hab so was leider (^^*** oder besser gesagt zum Glück!) selbst nie erlebt, weshalb ich es vll nicht 100% naturgetreu wiedergeben kann *g*



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Nozomi_Li
2006-05-25T19:05:17+00:00 25.05.2006 21:05
*kopf schüttel* heftig heftig...
ich muss sagen es fiel mir schon stellenweise richtig schwer dieses kappi zu lesen...die verzweiflung die durch deine worte ausgedrückt wird ist nicht grad einfach zu verkraften...es kommt alles so total realistisch rüber...als ob man direkt daneben steht...

aber trotzdem hat es mir sehr gut gefallen und ich hoffe bald wieder auf ein nächtes ^^ möchte nun doch wissen wer es geschafft hat ihn aus diesem sumpf wieder herauszuziehen und ihn wieder zum leben zu bringen =O)

mfg, Chaosdiebin


Zurück