Zum Inhalt der Seite

Hüter des Schicksals

Draco/Harry (was sonst)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 16
 

Während Joshua den Generationen längst vergangener Zeiten folgten, wurde Merlin oben im Schloss zunehmend nervöser. Es war Samstagabend und von Joshua hatte seit über vierundzwanzig Stunden niemand mehr etwas gehört.

Unruhig tigerte er in Lynars Büro auf und ab.

„Warst du im Raum der Erinnerungen?“ fragte Fawkes, während er Merlin mit gehobener Augenbraue beobachtete.

„Der Basilisk sagt, Joshua ist nicht vorbei gekommen. Dort war ich als erstes!“ stellte Merlin unruhig fest.

„Und wenn die Schlange es nicht mitbekommen hat?“ fragte Argus, der in Wolfsgestalt neben Fawkes saß und den Kopf auf die Beine seines Freundes gebettet hatte.

Merlin schnaubte: „Wie sollte Joshua unbemerkt an der Schlange vorbei kommen?“

Argus rollte mit den Augen: „Sie könnte geschlafen haben?“

Merlin blieb stehen und blickte Argus verwirrt an. Es war offensichtlich, dass ihm dieser Gedanken noch nicht selbst gekommen war. Dann wandte er sich auf dem Absatz um und verließ das Büro der Direktorin.

„Das kann was werden!“ murmelte Lynar kopfschüttelnd.

„Ich habe es noch nie erlebt, dass Merlin irgendetwas aus der Ruhe gebracht hat!“ stellte Fawkes fest.

„Joshua scheint ihn ziemlich zu verwirren!“ meinte Argus und das Grinsen war aus seiner Stimme zu hören.

„Ich bin mir sicher, Josh und Merlin werden das schneller klären, als ihr damals!“ entgegnete Lynar lächelnd.

Argus warf ihr einen kalten Blick zu.

Und auch Fawkes widersprach: „Josh weigert sich über seine Gefühle nach zu denken. Und wie wir gerade demonstriert bekommen haben, ist auch Merlin nicht so ganz er selbst!“

„Dennoch. Ihr beiden habt euch wirklich selten dämlich aufgeführt!“ zog Lynar die anderen beiden auf.

„Lynar!“ grollte Argus warnend.

/Vielleicht sollten wir sie einfach allein lassen!\ schlug Fawkes in Gedanken vor. /Sie ist mir immer unheimlich, wenn sie so gute Laune hat!\

/Gute Idee!\ stimmte der Werwolf zu. /Wir könnten uns einen schönen Abend machen!\
 

Während Fawkes und Argus ihren Abend planten, lief Merlin eilig zur Kammer des Schreckens. Den ganzen Weg über ärgerte er sich über sich selbst. Die Sorge um Joshua hatte ihn den Kopf verlieren lassen, etwas das er noch nie erlebt hatte.

#Merlin!# wurde er erfreut von dem Basilisken empfangen.

#Joshua muss da unten sein!# meinte Merlin nur und ging zielstrebig zur Treppe.

#Aber ich habe ihn nicht gesehen! Das ist unmöglich!# widersprach ihm die Schlange.

#Du wirst geschlafen haben!# stellte Merlin fest.

Ohne sich weiter um den protestierenden Basilisken zu kümmern, eilte er die Stufen hinunter. Erleichterung durchflutete ihn einen Moment später, als er Joshua in dem runden Raum stehen sah. Der Slytherin war zur Salzsäule erstarrt, die Hand erhoben, eine Phiole umschlossen haltend.

Gerade noch recht zeitig erinnerte sich Merlin an die Barriere, die über dem Eingang lag. Noch einmal wollte er sich daran mit Sicherheit nicht verbrennen.

/Ich hab ihn!\ sandte er den anderen erleichtert, erhielt jedoch von niemandem Antwort. Es kümmerte ihn nicht wirklich. Er entschloss sich hier darauf zu warten, dass Joshua aus der Erinnerung wieder erwachte. Der Slytherin schien die Zeit vergessen zu haben und Merlin wollte dafür sorgen, dass er nach oben ging und schlief.

Merlin ließ sich auf dem Boden nieder und lehnte sich so an die Wand, dass er Joshua beobachten konnte. Stunden vergingen so. Merlin wandte seinen Blick nicht von Joshua ab, der unbeweglich vor dem Regal mit den Erinnerungen stand. Irgendwann fielen Merlin die Augen zu.

Als er erwachte, hatte sich nichts geändert. Noch immer stand Joshua unbeweglich am selben Ort. Er schien noch immer in der gleichen Erinnerung gefangen zu sein. Merlin runzelte verwundert die Stirn. Diese Erinnerung musste verdammt lang sein. Er hatte sicherlich einige Stunden geschlafen.

/Lynar? Wie spät ist es?\ erkundigte sich Merlin bei der Direktorin.

/Sechs\, grummelte sie.

/Entschuldige, wenn ich dich geweckt habe!\ meinte Merlin.

/Schon gut. Hockt ihr immer noch im Raum der Erinnerungen?\ fragte Lynar gähnend.

/Da ich nicht zu Joshua kann, muss ich warten, bis die Erinnerung endet!\ erklärte Merlin.

/Du bist seit zehn Stunden da unten!\ meinte Lynar.

/Und Josh steckt seit dem in der gleichen Erinnerung. Er wird vor Müdigkeit um fallen, wenn er da raus kommt!\ stellte Merlin fest.

/Sag Bescheid, wenn ihr wieder nach oben kommt!\ forderte Lynar von ihm.

/Mach ich!\ versprach Merlin Lynar, bevor er die Verbindung zu ihr unterbrach.

Die Zeit floss zäh dahin, während sich noch immer nichts änderte. Langsam wurde Merlin wieder nervös. Es gefiel ihm nicht, dass diese Erinnerung so lange dauerte. Wer wusste schon, wie lange Joshua bereits in ihr gefangen war.

Der Abend war bereits wieder herein gebrochen, als Joshua sich endlich rührte. Merlin sprang auf, als er sah, wie Joshuas Hand von der Phiole glitt.

„Josh!“ meinte er besorgt und erleichtert.

Der Slytherin drehte sich langsam zu ihm, er schien vollkommen übermüdet zu sein. „Merlin? Was machst du denn hier?“

„Darauf warten, dass du zu den Lebenden zurück kehrst! Du hast die Zeit vergessen!“ stellte Merlin fest.

„Es waren doch nur zwei Erinnerungen. Die letzte war etwas länger, muss ich zugeben“, murmelte Joshua, schlief dabei fast ein.

„Komm aus dem Raum raus!“ forderte Merlin ihn besorgt auf. „Wenn du mir darin ein schläfst, kann ich dich nicht hoch bringen!“

„Ich muss sowieso zu Severus!“ meinte Joshua leise und ging Merlins Wunsch nach.

„Vorher gehst du schlafen. Morgen früh ist Unterrichts!“ stellte Merlin fest.

Joshua runzelte die Stirn: „Es ist Freitag, Merlin! Ich kann morgen ausschlafen!“

„Es ist Sonntag!“ widersprach Merlin, während er Joshua stützte, der jeden Augenblick ein zu schlafen schien.

„Unmöglich!“ murmelte der Slytherin.

„Du hast mindestens seid einem Tag in der letzten Erinnerung fest gehangen. Wahrscheinlich sogar länger!“ meinte Merlin. „Was auch immer du heraus gefunden hast, es hat Zeit bis Morgen. Ich werde dich jetzt in dein Bett bringen!“

Von Joshua kam keine Antwort mehr. Er war im Laufen eingeschlafen. Den Kopf schüttelnd, jedoch leicht lächelnd, hob Merlin den Jungen hoch und trug hinauf in die Kammer des Schreckens. Dort fand er einen ebenfalls schlafenden Basilisken vor, was Merlin schnauben ließ. Ohne der Schlange weitere Beachtung zu schenken verließ er die Kammer und machte sich auf den Weg zu den Räumen der Slytherins. Dabei benutze er jedoch größtenteils Geheimgänge, um möglichst wenigen Schülern zu begegnen.

Als Merlin den Gemeinschaftsraum der Slytherins betrat, kam Blaise, der als einziger anwesend war, auf ihn zu geeilt. „Wo war Josh?“ wollte der Slytherin besorgt wissen.

„Im Raum der Erinnerungen“, antwortete Merlin. „Wo auch sonst. Er hat die ganze Woche davon gesprochen, weitere Erinnerungen sehen zu wollen!“

„Ich dachte, da wären sie zu erst gewesen, Professor Williams!“ meinte Blaise verwirrt.

„Der Basilisk meinte, er hätte Joshua nicht vorbei kommen sehen.“ Ohne weiter auf die Fragen zu achten, mit denen Blaise ihn überschüttete trug er Joshua zu dessen Zimmer, legte ihn das Bett und zauberte ihm Schlafsachen an, bevor er ihn sanft zudeckte.

Ein leises Kichern von Blaise schreckte Merlin aus seinen Gedanken. Verwirrt drehte er sich zu dem anderen um und fragte: „Was ist los?“

Blaise grinste: „Oh, ich finde es nur lustig, wie Sie und Joshua seit ein paar Tagen um einander herum schleichen.“

„Wir schleichen also um einander herum?“ hackte Merlin nach.

„Jaah“, antwortete Blaise. „Ich beobachte Joshua. Ich bin mir nicht sicher ob er nicht auf dumme Gedanken kommt. Er hat Daimos Erinnerungen gesehen und Daimos hat auch versucht, dumme Dinge zu tun!“ Mit einem Mal war der Schalk aus Blaise Gesicht verschwunden.

Merlin setzte sich auf die Bettkante, beobachtete weiterhin Blaise, der sich an den Türrahmen lehnte. „Das ist sehr umsichtig von Ihnen, Mr Zabini. Und mit Sicherheit notwendig!“

„Ist irgendetwas passiert?“ wollte Blaise alarmiert wissen.

„Joshua versucht mit den Dingen klar zu kommen, doch das gelingt ihm weniger gut, als er allen versucht vor zu machen. So lange er mit diesen Problemen zu jemanden geht um darüber zu reden, ist alles in Ordnung. Aber er traut mir und den anderen Hütern noch nicht, was ich durchaus verstehen kann. Und ich bezweifle, dass es hier im Schloss jemand anderen gibt, mit dem er über diese Dinge reden will!“ stellte Merlin fest.

„Er hat mit Ihnen gesprochen!“ meinte Blaise.

Merlin nickte: „Das ist wahr!“

„Warum behaupten Sie dann, er vertraut Ihnen nicht?“ wollte Blaise wissen.

„Weil er es uns gesagt hat. Als wir das erste Mal in die Kammer des Schreckens sind, haben wir darüber gesprochen. Die Zeit, die wir uns kennen ist zu kurz, als dass sich ein sicheres Vertrauen aufgebaut haben kann!“ erklärte Merlin.

Blaise schüttelte den Kopf: „Das ist Unsinn! Ich kenne Josh, seit ich denken kann. Und ich weiß, wann er jemandem Vertraut. Er traut ihnen mehr, als mir!“

„Wieso sind Sie sich dabei so sicher?“ wollte Merlin wissen.

„Er hätte nicht mit Ihnen über Daimos Erinnerungen gesprochen. Und er hätte nicht auf sie gehört, als sie ihm gesagt haben, er soll nur am Wochenende in den Raum der Erinnerungen!“ erklärte Blaise.

„Er hat dir von unserem Gespräch erzählt?“ stellte Merlin überrascht fest.

Doch Blaise schüttelte den Kopf: „Nicht wirklich. Er sagte nur, ihr hättet über Daimos gesprochen. Und dass sie ihm verboten haben, in der Woche runter zu gehen. Solche Verbote sind ihm vollkommen egal, wenn er die Person nicht wirklich mag.“

„Es ist gut zu wissen, dass Joshua so einen guten Freund hier in Hogwarts hat!“ meinte Merlin lächelnd fest.

Blaise seufzte: „Er zweifelt an mir!“

„Warum sollte er das tun?“ fragte Merlin.

„Keine Ahnung.“ Blaise zuckte mit den Schultern. „Ich habe es neulich morgen bemerkt, als er den Traum von Daimos hatte. Er wollte mir irgendetwas sagen, hat dann aber inne gehalten. Ich weiß ja nicht, wie es für ihn war, Daimos Erinnerungen zu sehen. Aber wenn es ihn wirklich so sehr belastet, kommen seine Zweifel an mir vielleicht daher!“

„Sie meinen Ron Weasleys Verrat an Daimos?“ wollte Merlin wissen.

Blaise nickte.

„Sind Joshuas Zweifel begründet?“

„Natürlich nicht!“ zischte Blaise aufgebracht.

„Dann solltest du dir darüber auch keine Gedanken machen!“ stellte Merlin fest.

Blaise runzelte die Stirn. Es war das erste Mal, dass der Lehrer in duzte.

„Im übrigen heiße ich Merlin! Natürlich nur außerhalb des Unterrichts!“ fügte der Lehrer hinzu.

Einen Moment sah Blaise ihn überrascht an. Dann kehrte das Lächeln auf sein Gesicht zurück: „Danke!“

„Ich denke, ein kleiner Kreis vertrauter ist nicht schlecht“, meinte Merlin. „Diese Welt steuert auf einen Krieg zu, der auch vor Hogwarts nicht halt machen wird. Vertrauen in einzelne Personen ist dabei genauso wichtig wie Vorsicht!“

Blaise nickte. Dann fragte er: „Weißt du was Joshua in den Erinnerungen gesehen hat?“

„Nein. Er ist eingeschlafen, noch bevor wir die Kammer des Schreckens erreicht hatten. Nach dem, was er gesagt hat, steckte er seit Freitag Abend in dieser zweiten Erinnerung!“ erklärte Merlin und sein Gesicht verdüsterte sich. „Mir gefällt es absolut nicht, dass wir nicht einschätzen können, wie lang die einzelnen Erinnerungen sind und dass außer Joshua niemand den Raum betreten kann!“

„Glaubst du wirklich, dass Joshua in diesem Raum etwas geschehen kann?“ fragte Blaise zweifelnd.

„Wenn er eine Erinnerung erwischt, die noch länger ist als die letzte und vor Erschöpfung zusammenbricht, kann ihm darin niemand helfen!“ sagte Merlin leise und musterte besorgt den schlafenden Jungen neben sich.

Blaise lächelte, unterbrach die entstehenden Stille jedoch nicht. Es machte Spaß, Joshua mit dessen Verhalten auf zu ziehen. Doch er hatte das Gefühl, dass es jetzt besser war, seine Klappe zu halten. Dennoch wartete er ab, ob Merlin das Gespräch noch einmal aufnehmen würde.

Es waren keine fünf Minuten vergangen, als er bemerkte, wie Merlins Kopf langsam nach vorn sank und die Spannung aus dem Körper des Lehrers wich. Kopfschüttelnd brachte Blaise mit Hilfe eines Zaubers den schlafenden Lehrer in eine liegende Position neben Joshua, löschte das Licht und verließ den Raum. Auf alle Fälle hatte er damit etwas, womit er Joshua aufziehen und ihn damit von seinen trüben Gedanken ablenken konnte.
 

Als Joshua aufwachte, war er noch immer vollkommen erschöpft. Er konnte nicht genau sagen, was ihn geweckt hatte. Ihn irritierte jedoch, dass es in seinem Zimmer absolut dunkel war und dass er jemanden neben sich liegen spürten. Ein Zitternd durchlief seinen Körper aufgrund der Finsternis. Augenblicklich entflammte die Kerze auf dem Nachttisch.

„Besser?“ hörte er Merlins Stimme.

Joshua nickte, schloss die Augen wieder. Er war viel zu müde, um sie offen zu halten. „Wieso bist du hier?“

„Ich muss eingeschlafen sein und Blaise scheint es witzig gefunden zu haben, mich hier liegen zu lassen, anstatt mich zu wecken!“ murmelte Merlin leise. Er war schon seit einiger Zeit wach und hatte darüber nachgedacht, wie das Gespräch mit Blaise begonnen hatte. „Stört es dich?“

„Nein“, antwortete Joshua, ohne darüber nach zu denken. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er sich eingestehen, dass er Merlins Nähe wirklich genoss. Nach einer Weile fragte er: „Ist es nicht unbequem in den Roben zu schlafen?“

Er sah nicht, wie ein Lächeln über Merlins Gesicht huschte, als dieser antwortete: „Da hast du recht!“ Joshua bemerkte allerdings, wie die Roben verschwanden und Merlin nur noch in Boxershorts neben ihm lag. Augenblicklich schoss Joshua die Röte ins Gesicht, während er sich nun aber doch dazu zwingen konnte, die Augen zu öffnen.

Immer wieder ließ er seine Augen über den Teil des Oberkörpers wandern, der nicht von seiner Decke verdeckt war. Zu Joshuas Leidwesen war das nicht all zu viel. Obwohl die Müdigkeit ihn noch immer zu überwältigen drohte, konnte er seinen Blick einfach nicht abwenden, wollte es auch gar nicht.

Er blickte jedoch überrascht hoch, als er spürte, wie Merlin ihm durch sein Haar strich und dann sanft die Konturen seines Gesichtes nachzeichnete. Sein Blick wurden von den braunen Augen Merlins gefangen, die ihn mit einem undefinierbaren Ausdruck musterten. Augenblicklich beschleunigte sich sein Herzschlag, während Merlin weiterhin sanft über sein Gesicht streichelte.

Joshuas Augen weiteten sich, als Merlins Hand in seinen Nacken wanderte und der andere immer näher kam. Sie schlossen sich jedoch als er weiche, sanfte Lippen auf seinen spürte. Alle Müdigkeit war vergessen. Für einen Moment lagen ihre Lippen nur ruhig aufeinander und Joshua glaubte, sein Herz müsse bald aus seiner Brust springen, so hart schlug es dagegen. Ein Feuerwerk schien in seinem Bauch zu explodieren, als Merlin begann vorsichtig seine Lippen zu liebkosen.

Merlin erging es nicht anders. Auch in ihm brach ein Sturm der Gefühle los, der sich verstärkte, je mehr er den Kuss vertiefte. In diesem Moment wollte er Joshua für immer festhalten, ihn immer bei sich spüren, ihn vor allen Schrecken, die das Leben noch bringen würde, bewahren. Als er den Kuss nach unendlich scheinender Zeit beendete, wusste er jedoch, dass zumindest letzteres unmöglich war.

Wortlos lagen sie nebeneinander, versanken in den Augen des anderen. Joshua war aufgewühlt. All die Gefühle für Merlin, die er bisher erfolgreich weg gesperrt hatte, wüteten in ihm und ließen sich nicht mehr weg sperren.

Merlin, der in Joshuas Augen ablesen konnte, welches Chaos in dem Jungen herrschte, strich durch das kurze schwarze Haar und ließ mit ein wenig Hilfe der Magie die Müdigkeit in Joshua zurück kehren. Noch waren es vier Stunden, bis sie aufstehen mussten. Merlin wusste, wie sehr Joshua den Schlaf benötigte und wollte nicht riskieren, dass der Junge am nächsten Tag vor Erschöpfung zusammen brach.

Merlin selbst fand keinen Schlaf mehr.
 

Am nächsten Tag schaffte Joshua es nicht, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Merlin hatte ihn am Morgen leise geweckt und sich von ihm verabschiedet, bevor er ungesehen von den anderen Schülern, die Slytherinräume verlassen hatte.

Zu seiner große Erleichterung unterließ Blaise jegliches Kommentar. Er war viel zu sehr damit beschäftigt über den Kuss und seine Gefühle nach zu denken, als dass er sich auch noch mit Blaise hätte herum plagen wollen.

Bis zum Mittagessen hing Joshua in seinen Gedanken. Dann wurde er aus ihnen gerissen, als er mit seinen Freunde die große Halle gerade verließ. Eine Gruppe Sechstklässler drängte sich an ihnen vorbei. Einer der Jungen lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Er war groß gewachsen, hatte braune Haare und strahlend blaue Augen. Er trug Slytherinroben. Joshua blieb erstarrt stehen. Die Ähnlichkeit zu Tan brachte augenblicklich das an den Tagen zuvor gesehen zurück.

„Ich muss zu Severus!“ meinte Joshua und wollte sich auf den Weg in die Kerker machen.

„Moment!“ unterbrach Blaise ihn. „Wir haben gleich Zauberkunst!“

„Entschuldige mich bitte bei Flittwick! Die Sache duldet keinen Aufschub!“ rief Joshua ihm über die Schultern zu, während er schon dabei war, die Treppen hinunter zu eilen. Blaise weiteren Protest hörte er nicht mehr. Joshua wusste, er würde nicht mehr still sitzen können, wenn er keine Antwort auf seine Frage bekam.

Ohne anzuklopfen öffnete er die Tür zum Büro des Tränkemeisters und stürmte hinein: „Sev, ich muss...“ Er stockte, als er McGonagall offensichtlich wütend vor Severus Schreibtisch stehen sah. Der Hauslehrer Slytherins stand hinter seinem Schreibtisch und musterte McGonagall herablassend. Beide richteten ihren Blick nun jedoch überrascht auf Joshua.

Dieser sah die beiden Lehrer verlegen an: „Oh! - Entschuldigen sie! Guten Tag, Professor McGonagall. Professor Snape, ich müsste dringend mit ihnen sprechen!“

„Hat das keine Zeit bis heute Nachmittag?“ fragte Severus schneidend.

„Nein!“ meinte Joshua fest. „Es ist wirklich dringend!“

Severus musterte seinen Schüler einen Moment streng, dann wandte er sich an McGonagall: „Ich denke, wir sollten das später aus diskutieren, Minerva!“

„Natürlich!“ stimmte die Verwandlungslehrerin ihm zu. Als sie das Büro verließ warf sie Joshua einen strengen Blick zu. Joshua störte sich daran nicht.

Der Slytherin legte über das Büro seines Hauslehrers einen Zauber, der jeden Versuch sie zu belauschen unterbinden würde. Er traute weder McGonagall noch dem Rest der Lehrerschaft.

„Ich muss dir danken, Joshua!“ stellte Severus schmunzelnd fest. „Du warst meine Rettung!“

Joshua sah ihn stirnrunzelnd an: „Was war los?“

„Meine Deckung bei Simior scheint zu bröckeln, seit Albus verschwunden ist!“ erklärte Severus.

„Verdammt!“ murmelte Joshua. „Gibt es etwas, was du dagegen tun kannst?“

„Ich fürchte nicht“, stellte Severus fest. „Aber ich denke nicht, dass ich dann untertauchen muss, so wie Albus.“

Joshua seufzte erleichtert.

„Warum wolltest du mich sprechen?“ wechselte Severus das Thema.

„Du hast einmal erzählt, Simior sucht nach einem Artefakt. Weißt du, worum es sich dabei handelt?“ wollte Joshua wissen.

„Nicht wirklich. Es soll sehr alt sein und äußerst mächtig. Vermutlich ist es ein Artefakt aus der vergessenen Zeit. Ich habe einmal auf geschnappt, dass die Schicksalsweberinnen selbst es erschaffen haben sollten“, zählte Severus auf, was er wusste.

„Könnte es sich dabei um zwei kleine Steine handeln?“ fragte Joshua.

Severus zuckte mit den Schultern: „Möglich ist es. Wieso willst du das wissen?“

„Weil ich am Wochenende eine Erinnerung gesehen habe, in der es um diese beiden Steine ging. Als sie damals in die Hand der Menschen fielen, wurde die Welt an den Rand des Abgrundes getrieben!“ erklärte Joshua. „Und ich fürchte, Simior sucht genau danach!“

„Wie kommst du auf diese Idee?“

„Weil es die Art von Macht ist, nach der er strebt“, meinte Joshua. „Und wenn es so ist, dann müssen wir ihm zuvor kommen!“

„Ihm zuvor kommen?“ hackte Severus nach.

„Wenn er wirklich von diesen Steinen weiß, dann bleibt uns gar keine andere Wahl!“ stellte Joshua fest.

„Wie mächtig sind diese Steine?“ wollte Severus wissen.

„Mächtig genug, um alle Wesen dieser Welt gegeneinander aufzubringen. Der Krieg, der die Schicksalsweberinnen in den Untergang trieb war unendlich grausam, Sev!“ stellte Joshua fest.

„Dann hast du vermutlich Recht“, murmelte der Tränkemeister leise.

Joshua nickte. „Kennst du einen Schüler, der Tan heißt?“

Severus sah den Slytherin verwirrt über den plötzlichen Themenwechsel an. Dann nickte er jedoch: „Tan Yamamoto. Er ist in der sechsten. Slytherin. Er ist Engländer, wurde als Baby jedoch von Japanern adoptiert. Sie sind letzten Jahr im Sommer mit ihm nach England gekommen, damit er sein Heimatland kennen lernt. Deswegen kam er erst letztes Jahr hier her!“

Joshua sah Severus überrascht an. Er hatte nicht wirklich mit einer positiven Antwort gerechnet. Konnte es sein, dass der Slytherin, den er vorhin gesehen hatte, dieser Tan Yamamoto war? Und wenn es so war, konnte er identisch mit dem Tan aus der Erinnerung sein.

„Alles in Ordnung?“ fragte Severus.

„Jaah“, Joshua nickte. „Er ist nicht zufällig mit irgendeinem Luc befreundet?“

Severus hob eine Augenbraue: „Du kennst ihn also?“

„Nein!“ stellte Joshua fest. „Es war nur eine Vermutung.“

„Luc Bellman ist in Ravenclaw, ebenfalls sechste Klasse“, sagte Severus, während er Joshua aufmerksam musterte.

Dieser war jedoch in Gedanken versunken und nahm von dem Lehrer kaum noch Notiz. Godric besaß seine Erinnerungen an das Leben in dieser Welt noch. Das hieß, auch anderen konnte es so ergehen. Joshua fragte sich nur, ob dieser Gedanke nicht zu weit her geholt war. Er fand es höchst unwahrscheinlich, dass diese beiden Männer aus der Erinnerung ausgerechnet jetzt wieder in dieser Welt leben sollten. Andererseits käme es auf einen Versuch an. So konnte er vielleicht an Informationen über den Krieg kommen, ohne in den Raum der Erinnerungen zu gehen.

„Danke, Sev!“, meinte Joshua irgendwann abwesend. „Du hast mir sehr geholfen!“

„Hab ich das?“ fragte Severus, der keine Ahnung, womit er Joshua geholfen hatte.

Joshua nickte. Dann meinte er lächelnd: „Wenn ich dieses ganze Gewirr aus Rätseln aufgelöst habe, erkläre ich es dir, okay?“

„Ich verlass mich drauf!“, entgegnete Severus, ebenfalls lächelnd.
 

Der Nachmittagsunterricht verging wie im Fluge. Joshua war wirklich froh, dass sein Training mit Merlin und Fawkes an diesem Nachmittag ausfallen würde. Auch wenn er noch immer zum Umfallen müde war und die Zeit am liebsten für ein wenig Schlaf genutzt hätte, ließ ihn seine Idee bezüglich Tan und Luc nicht mehr los.

Joshua bezweifelte, dass er im Raum der Erinnerungen noch mehr über den Verbleib der Steine in dieser Zeit erfahren würde oder darüber, wie der Krieg verlaufen war. Sollten die beiden wirklich ihre Erinnerungen an ihr damaliges Leben behalten haben, könnte er ein gutes Stück voran kommen und vielleicht sogar die Spur der Steine aufnehmen.

Zu seinem Leidwesen war es ihm nach der letzten Stunde nicht sofort möglich, in den Gemeinschaftsraum zu gehen. Seine Hausaufgaben für den nächsten Tag waren noch nicht vollständig und er musste in die Bibliothek um die letzten Informationen für den Aufsatz zu erlangen. Die Hausaufgaben waren jedoch vergessen, als er Tan zusammen mit einem Ravenclaw an einem der Tische in der Bibliothek sitzen sah. In dem Ravenclaw erkannte Joshua tatsächlich Luc.

Ohne zu zögern, oder sich Gedanken darüber zu machen, wie er das Gespräch beginnen sollte, trat Joshua zu den beiden Sechstklässlern.

Bevor er noch etwas sagen konnte, blickte Tan auf: „Willst du etwas von uns, Fator?“

„Allerdings, Tan Yamamoto!“ Joshua nickte. Er sah zu Luc. „Du musst Luc Bellman sein!“

Luc nickte.

„Was willst du?“ wollte Tan wissen.

„Ich würde mich gern mit euch beiden unterhalten. Über zwei Steine. Mächtige und wertvolle Artefakte!“ stellte Joshua fest.

Er beobachtete die beiden anderen bei diesen Worten genau. Tans Blick verdüsterte sich und Luc zuckte kaum merklich zusammen. Joshua hätte am liebsten laut gejubelt. Sie erinnerten sich tatsächlich.

„Wovon redest du?“ fragte Tan kalt.

„Von den Steinen, die Sora und du vor Jahrtausenden gefunden habt“, erklärte Joshua, nicht ohne sich vorher zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war, der diese Worte hätte aufschnappen können.

„Hat dich irgendein daneben gegangener Zauber getroffen, Fator?“ meinte Tan, ohne auf die Worte Joshuas ein zu gehen.

„Das weißt du sehr gut. Ich denke aber, wir sollten das nicht hier besprechen!“ entgegnete Joshua.

„Wir haben nichts mit dir zu besprechen!“ mischte Luc sich ein.

Joshua musterte den Ravenclaw. „Auf welcher Seite stehst du in diesem Krieg?“

Luc sah ihn ohne irgendeine Regung an.

„Gut, dann frage ich anders. Willst du, dass diese Steine dem Clanführer in die Hände fallen?“ wollte Joshua unbeirrt wissen. Zur Sicherheit hatte er vor dieser Frage einen Zauber über sie drei gelegt, der Lauscher verhinderte.

Luc zuckte wieder zusammen, diesmal ohne den Versuch zu unternehmen es zu verhindern. „Nein!“, entfuhr es ihm.

„Gut“, stellte Joshua fest. „Dann sollten wir reden. Denn ich will das genauso wenig, wie ihr!“

„Und wohin?“ wollte Tan wissen. Die Kälte war weder aus seinem Blick noch aus seinem Ton gewichen.

Joshua überlegte kurz.

/Merlin?\ fragte er nach kurzer Zeit.

/Hm?\ erklang es abwesend.

/Ich brauche einen sicheren Raum für ein Gespräch mit zwei Schülern. Kann ich dein Büro benutzen?\ wollte Joshua wissen.

/Wenn dich meine Anwesenheit dabei nicht stört!\ willigte der Lehrer ein.

/Deine Anwesenheit würde mich nie stören!\ stellte Joshua lächelnd fest. Damit schlug er mehrere Fliegen mit einer Klappe. Er musste das Gespräch mit den beiden Sechstklässlern nicht allein führen, Merlin erfuhr, was er am Wochenende gesehen hatte und er konnte bei Merlin sein.

„Im Büro von Professor Willams!“, antwortete Joshua letztendlich Tan und Luc.

Verwirrung zeichnete sich auf den Gesichtern der beiden ab. „Wieso ausgerechnet da?“ fragte Tan.

„Ich vertraue ihm“, erklärte Joshua. „Der Raum ist sicher. Und ihm muss ich sowieso noch das erzählen, was auch ihr gleich erfahren werdet!“

Tan und Luc gaben sich mit dieser Erklärung zufrieden und folgten Joshua schweigend. Joshua fragte sich während des Weges, wie er anfangen sollte. Irgendwie musste er das Vertrauen der beiden Sechstklässler erlangen.

Merlin begrüßte ihn lächelnd, als er das Büro betrat. Joshua erwiderte diese Geste, wenn er sich auch wünschte den Kuss der letzten Nach zu wiederholen.

Joshua wandte den Blick von Merlin ab, um seinen Gefühlen Herr zu werden und meinte zu Tan und Luc: „Setzt euch!“

„Mr Yamamoto, Mr Bellman!“ Merlin nickte den beiden Schülern zu. Dann sah er fragend zu Joshua: „Darf ich nun erfahren, wozu du mein Büro genau benötigst?“

„Du wirst es gleich verstehen!“, stellte Joshua fest, setzte sich in den Sessel vor dem Kamin. Auf dem Sofa hatten Tan und Luc platz genommen. Joshua sah die beiden ernste an: „Wie viel wisst ihr über die Schicksalsweberinnen?“

„Die Weberinnen?“ hackte Tan nach. „Sie erschufen diese Welt zusammen mit einer Reihe anderer Welten. Heute weiß kaum noch jemand von ihnen, weil sie vor geraumer Zeit verschwunden sind!“

Joshua nickte. „Richtig. Bevor sie verschwunden sind, haben sie jedoch noch einige Dinge erschaffen. Dazu gehört ein Raum, der tief unter Hogwarts verborgen liegt. In ihm befinden sich Erinnerungen der Weberinnen und der Winde. Und wie ich in den letzten Tagen fest gestellt habe, auch Erinnerungen von einigen Menschen.“

Tan runzelte die Stirn, während Luc mit deutlichem Unbehagen nach seiner Hand griff.

„Die letzte Erinnerung, die ich gesehen habe, begann bei einem gewissen Kor“, fuhr Joshua fort, beobachtete jede Regung der beiden Jungen. Ihm entging nicht, dass sich Tans Augen für einen Moment weiteten. „Er reichte die Ergebnisse einer Suche an seinen Enkel – Jeen – weiter. Die Suche nach dem Ursprung der Macht der Weberinnen.“

Merlin saß auf seinem Platz und beobachtete die Schüler. Er fragte sich, weshalb Joshua den anderen beiden von dieser Erinnerung erzählte.

„Der erste Teil der Erinnerung endete damit, dass ich beobachten konnte, wie Kor dem Wahnsinn verfiel. Bis zum nächsten Teil mussten einige Jahre vergangen sein. Jeen war älter. Es war der Tag, an dem seine beiden Kinder geboren worden waren. Sora und – du, Tan!“

Der Angesprochene zuckte zusammen, während Merlin schlagartig glaubte zu wissen, was Joshua für Beweggründe hatte.

„Weißt du, was an diesem Tag noch geschah?“ wollte Joshua wissen.

„Unsere Mutter starb“, meinte Tan ausdruckslos.

Joshua sah ihn überrascht an: „Was? Jeen sah nicht so aus, als wäre seine Frau gestorben!“

„Er hat nie gut über sie geredet!“ stellte Tan fest. „Mir ist irgendwann klar geworden, dass er sie nur benutzt hat, um einen Erben zu bekommen, der die Suche fortsetzen kann!“

„Ich wusste, dass er ein Bastard ist!“ murmelte Joshua, ohne sich darüber zu wundern, warum Tan mit einem Mal so offen war.

„Was ist an diesem Tag noch gesehen?“ wollte Tan wissen und Joshua konnte ihm ansehen, dass er es eigentlich gar nicht erfahren wollte.

„Jeens Mutter war in Begleitung einiger Ritter in das Dorf gekommen, in dem er sich nieder gelassen hatte. Sie – Jenn überließ sie einem Drachen. Der Tod dieser Menschen war ihm vollkommen gleichgültig!“ erzählte Joshua.

Luc erschauderte, während Tan erbleichte und die Hand seines Freundes so stark drückte, dass dieser vor Schmerzen das Gesicht verzog.

„Danach sah ich, wie Sora und du diese Steine fandet“, fuhr Joshua fort.

Luc blickte ihn aufmerksam an. Tan schien ihm auch in dieser Zeit davon nichts erzählt zu haben. Der junge Slytherin wurde noch bleicher.

„Dann folgte das Gespräch zwischen euch beiden darüber, dass Sora aus dem Land verbannt worden sei. Zum Schluss wurde ich Zeuge eures Todes!“ beendete Joshua.

Tan atmete ein paar Mal tief ein und aus, bevor er eine Frage an Joshua richtete: „Welchen Grund gibt es, dass die Weberinnen diese Erinnerungen aufbewahrt haben?“

„Die Erinnerungen sollen mir helfen. Und ich denke, sie erfüllen ihren Zweck!“ erklärte Joshua.

„Dir helfen?“ fragte Luc stirnrunzelnd.

„Die Weberinnen verschwanden, weil sie dieser Welt alle Erinnerungen an das nahmen, was vor dem großen Krieg und während ihm geschehen war. Davor erschufen sie jedoch unter anderem sieben neue Seelen. Fünf von ihnen sind aus Legenden bekannt. Die Hüter des Schicksals. Professor Williams – Merlin ist einer von ihnen! Die anderen beiden sind ihre...“ Joshua wurde unterbrochen.

„Erben!“ entfuhr es Tan. Mit großen Augen starrte er Joshua an. „Fator kommt von Fatum – Schicksal! Ich hätte es erkennen müssen, oder?“

Joshua schmunzelte: „Ich habe es selbst erst vor kurzen erkannt! Aber ja, du hast Recht!“

„Warum suchst du dann diese verfluchten Steine?“ wollte Luc wissen. „Wenn du ihr Erbe bist müsstest du doch ihre Macht besitzen!“

„Ich besitze nicht ihre Macht, zumindest nicht allein. Und mein Bruder ist zur Zeit – verhindert. Außerdem sucht Simior nach einem alten, mächtigen Artefakt und ich fürchte es sind diese Steine. Ich habe keine Ahnung, ob irgendjemand ihm etwas entgegensetzten kann, wenn er sie in die Hände bekommt!“ erklärte Joshua.

„Ich habe keine Ahnung, wo die Steine sind, Fa- Joshua. Ich denke, als wir gestorben sind, war der Krieg noch längst nicht auf seinem Höhepunkt. Ich habe keine Ahnung, was mit Sora geschah oder was die Weberinnen unternommen haben!“ meinte Tan zweifelnd.

Joshua nickte: „Das ist mir klar. Ich fürchte nur, dass ich unter den Erinnerungen dort unten nichts weiter finden werde. Sonst hätte ich es mit Sicherheit gestern noch gesehen. Alles was du mir über diese Steine sagen kannst, könnte von Bedeutung sein, Tan. Was hat Jeen euch darüber erzählt? Wie sah eure Suche aus? Was ist geschehen, nachdem ihr sie gefunden hattet?“

Tan seufzte: „Das wird eine lange Geschichte!“

„Wir haben Zeit!“ stellte Joshua fest.

Merlin schnaubte und Joshua war sich sicher, seinen Einwand zu kennen. Doch keiner der Jungen ließ sich davon ablenken. Luc lauschte Tan Erzählung genauso gespannt, wie Joshua.

„Vater zog mit Sora und mir so lange wir uns zurück erinnern konnten von einem Dorf zum nächsten. Wir blieben nie länger als ein paar Wochen an einem Ort und wir kehrten nie ein zweites Mal irgendwohin zurück. Uns begleitete immer ein Junge, der in dem Dorf gelebt hatte, in dem wir geboren worden waren. Zumindest erzählte Vater uns das. Er war vielleicht dreizehn oder vierzehn Jahre älter als wir. Vater nannte ihn Zero. Ich weiß nicht, ob er wirklich so hieß.

Vater und Zero lehrten uns, kaum dass wir laufen konnte, Kämpfen und den Umgang mit der Magie. Jeden Abend erzählte uns Vater von den Weberinnen und dem Ursprung ihrer Macht. Sie hätten diesen 'Ursprung' in dieser Welt versteckt und es stehe uns, den Bewohnern dieser Welt, nur zu, es zu besitzen. Schließlich hätten die Weberinnen seit Jahrhundert nichts mehr für uns getan.

Weder Sora noch ich zweifelten an dem, was Vater uns lehrte. Es gab ja keinen Grund. Das die Ritter des Königs uns verfolgten schien diese Tatsache nur zu bestätigen. Sie wollten das Wissen, das unser Vater besaß, erzählte Zero uns immer wieder. Und wenn sie Sora oder mich in die Hände bekommen würde, könnte sie Vater erpressen. Deshalb würden wir fliehen.

Wir waren zehn, als unser Leben sich änderte. Ich weiß nicht wirklich, wie es dazu kam. Vater und Zero waren immer vorsichtig. Dennoch gerieten wir in einen Hinterhalt. Vater starb. Zero, Sora und ich wurden ins Schloss des Königs gebracht. Ich sah Zero nie wieder.

Erst dort erfuhren wir, dass der König unser Großvater war. Es vergingen vier Tage, bevor wir fliehen konnte. Die Zeit reichte jedoch, um in mir Zweifel an dem zu wecken, was Vater uns gelehrt hatte. Sora beharrte auf seinen Lehren und meine Zweifel waren nicht stark genug um mich mit meiner geliebten Schwester zu streiten.

Wir wussten, wo Vater seine Unterlagen versteckt hatte. Wir waren nie dort gewesen, doch er hatte uns die Wegbeschreibung eingebläut. Aber wir kamen nicht schnell voran. Zwei Kinder, die ganz allein von Dorf zu Dorf ziehen und noch dazu von den Truppen des Königs verfolgt wurden, fielen auf. Da wir immer wieder unsere Route verlassen mussten und danach oft Schwierigkeiten hatten den Weg wieder zu finden, brauchten wir fast drei Jahre, bis wir die Unterlagen unseres Vaters fanden.

Danach vergingen zwei Jahre, bevor wir uns auf den Weg machten. Vater hatte alles zusammen gesucht. Er hatte gewusst, wo er suchen musste, worauf er achten musste, welche Fallen auf dem Weg lauerten. Aber er wollte Gras über die Sache wachsen lassen. Er hatte immer gesagt, sein Großvater und dessen Vater seien den Weberinnen zum Opfer gefallen, weil sie zu viel Rummel um diese Sache gemacht hätten. Vater hatte gewollt, dass wir die Suche beendeten, damit weder ihm noch uns das gleiche widerfuhr, wie den Suchenden vor uns.

Mit fünfzehn waren wir damals erwachsen und es fiel nicht auf, wenn wir durch das Land zogen. In den zwei Jahren, in denen wir uns in einem Wald, den kaum jemand betrat, versteckt hielten, lernten wir die Dinge, die Vater niedergeschrieben hatte, auswendig. Wir konnten es alles im Schlaf aufsagen. Als wir aufbrachen ließen wir die Unterlagen zurück und einigten uns darauf nie, unter keinen Umständen, über das Ziel unserer Reise zureden. Auch nicht mit einander.

Mir brannte die ganze Zeit die Frage auf der Seele, was wir tun würden, wenn unsere Suche erfolgreich wäre. Sora unterdrückte meine Versuche darüber zu reden immer wieder. Ich glaube, sie wusste schon damals ganz genau, was sie tun wollte. Und sie ging wohl einfach davon aus, dass ich sie unterstützen würde.

Doch in den vergangenen Jahren war der Zweifel, den Großvater in mir gesät hatte, immer größer geworden. Doch die Verbundenheit zu meiner Schwester war noch immer zu groß, als dass ich auf diese Gefühle hören konnte.

Das änderte sich erst in dem Moment, als wir die Steine gefunden hatten. Ich wusste, das Vater skrupellos gewesen war. Aber er hatte große Macht. Über jeden, den er traf! Mich hat es immer davor gegraut, wozu er im Stande war. Und in diesem Moment, als wir die Steine fanden, wurde mir klar, dass Sora so war wie er. Ich hätte ihr bis zu diesem Moment nicht zugetraut, so kaltblütig zu morden!

Großvater war gestorben, kurz bevor wir in den Sumpf kamen. Die Nachricht erreichte uns jedoch erst, als wir im nächsten Dorf halt machten. Es war bekannt, dass er zwei Enkel hatte, suchte er diese doch seit fünf Jahren im ganzen Land. Sora meinte, wir müssten diese Chance ergreifen. Ich misstraute ihr. Sie war auch ohne den Stein, den sie besaß, eine mächtige Magierin. Und sie strebte nach Macht. Als männlicher Erbe war ich es jedoch, der Anspruch auf den Thron hatte. Also folgte ich ihrem Vorschlag.

Ich war froh, als ich zurück ins Schloss kam. Ich hatte es wirklich vermisst, obwohl ich bisher nur vier Tage dort gewesen war. Es gab genug Leute, die uns damals gesehen hatten und uns zweifelsfrei als die Enkel des verstorbenen Königs identifizieren konnte. Ich war etwas erstaunt darüber, aber es gab keine Schwierigkeiten. Innerhalb weniger Tage war die Krönungszeremonie vorbereitet. Und plötzlich war ich König eines riesigen Landes. Mit sechzehn!

Bei der Krönung lernte ich Luc kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Es dauerte lange, bis er mir vertraute und noch viel länger, bis er mir glaubte, dass ich ihn liebte – liebe. Ich lernte das Land zu regieren, während ich mich mit einem meiner Soldaten anfreundete und ihn danach versuchte zu überzeugen, dass meine Gefühle aufrichtig waren.

Sora verfolgte in dieser Zeit ihre eigenen Pläne. Kein halbes Jahr nach meiner Krönung heiratete sie. Es ärgerte sie maßlos, dass sie Jahrelang nicht schwanger wurde. Sie sagte immer, sie müsse schließlich für einen Erben der Familie sorgen, da ich dazu nicht in der Lage sei. Ich ließ sie machen.

Obwohl ich sie unter strengste, natürlich geheime, Beobachtung gestellte hatte fiel mir nie auf, dass sie begann meine Position zu untergraben. Ich handelte nicht nach ihren Vorstellung. Ich betrieb, so wie Großvater, friedliche Außenpolitik. Von der Macht meines Steins machte ich nie Gebrauch.

Acht Jahre waren vergangen, als Sora schwanger wurde. Währen der Schwangerschaft starb ihr Mann. Ihr Trauer hielt sich in Grenzen. Es machte mich stutzig, doch begreifen tat ich es erst, nach dem das Unglück seinen Lauf genommen hatte. Und das war anderthalb Jahr später.

Ich dachte, es wäre alles in Ordnung. Sora schien mit ihrem Sohn glücklich, nichts mehr erinnerte an ihre grausame Anwandlung beim Fund der Steine. Ich dachte wirklich, ich hätte mich damals geirrt gehabt, meine Sorge ihr gegenüber sei unangebracht gewesen.

Doch dann kam es zu einem Aufstand gegen mich. Und Sora stand an der Spitze dieses Aufstands. Sie warf mir vor meine Macht nicht richtig zu nutzen, die Chance, die uns gegeben sei, verstreichen zu lassen. Es war das erste Mal, dass ich sah, welche Macht der Stein ihr verlieh. Die Macht über das Leben.

Ich hatte meinen Stein immer bei mir getragen, ihn jedoch nie benutzt. Bis zu diesem Moment. Es war eher unbewusst, dass ich nach ihm griff. Ich wollte diese ganze Sache einfach nur aufhalten. Und wenn dies bedeute, meine Schwester töten zu müssen. Doch mein Stein besaß eine andere Macht. Er stoppte den Lauf den Zeit. Zumindest für die Aufständischen. Nur für Sora nicht. Sie entkam.

Obwohl nicht viel Zeit vergangen war bis ich meinen Stein eingesetzt hatte, hatte Sora es geschafft der Hälfte meiner Soldaten das Leben zu rauben. Luc wäre ihr auch fast zum Opfer gefallen. Ich denke, das war es, was mich dazu veranlasste meine Prinzipien zu vergessen und meinen Stein zu benutzen.

Der Aufruhr hatte meine Macht demonstriert. Es gab danach niemanden mehr, der an meiner Herrschaft zweifelte. Ich wollte nicht riskieren, dass bei einer Verfolgung Soras noch mehr Menschen starben. Also wob ich einen Zauber über mein Land, dar Sora für immer daraus verbannen sollte.

Mein Stein war danach glühend Weiß geworden. Er sah aus, als stünde er in weißen Flammen, war aber nie heiß. Ich trainierte um die Macht, die er mir über die Zeit gab, richtig einsetzten zu können. Doch das fand im geheimen statt. Ich erzählte es nicht einmal Luc, obwohl ich sonst keine Geheimnisse vor ihm hatte.

Der Frieden hielt zwei Jahrzehnte.

Wir hatten mit Sorge beobachtet, was in unseren Nachbarländern vor sich ging. Sora erlangte dort sehr viel Macht und gleichzeitig wurde die Stimmung dort immer gereizter und alle Wesen neigten dazu, ihre Forderung mit Gewalt durchzusetzen. Irgendwann kam der Tag, an dem eine Gruppe Zentauren ein Dorf an der Landesgrenze überfiel.

Das war der Ausbruch des Krieges, dessen Schrecken immer mehr zu nahmen. Der Krieg zog sich dahin. Es gab ruhige Zeiten, die auch einmal länger als nur ein oder zwei Monate anhielten. Aber die Angst verschwand auch in dieser Zeit nicht, weil jeder wusste, dass es jederzeit weiter gehen konnte.

Sora, die die Armeen der verschiedensten Wesen gegen uns anführte, lehnte Verhandlungen ab. Wenn wir den Frieden zurück haben wollten, müssten wir uns ergeben oder sie töten. Zu letzterem waren wir nicht in der Lage, weil sie viel zu stark war, und ersteres hätte ein noch viel düsteres Zeitalter eingeläutet.

Ich habe Sora während der folgenden fünfzehn Jahre des Krieges nur einmal gesehen. Es war nur ein flüchtiger Blick, mitten in der Schlacht. Sie ritt auf einem Drachen, kämpfte aus sicherer Entfernung. Den Stein trug sie an einer Kette um den Hals. Er war noch viel schwärzer, als in der Zeit, als wir ihn fanden.

Wir schafften es den Krieg fünfzehn Jahre an den Grenzen unseres Landes zu halten. Luc und ich waren in vielen Schlachten dabei, oft wurden wir beide schwer verletzt. Doch wir schafften es im Gegensatz zu vielen anderen immer zu überleben.

Dann jedoch brach unser Verteidigungsring, auch mein Zauber, der Sora außerhalb des Landes hielt und uns blieb nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie Soras Armeen mordend durch unser Land zog. Viele waren in die Hauptstadt geflüchtet, in die Katakomben unter dem Schloss.

Sora erreichte das Schloss schnell. Wir kämpften, so lange es ging. Doch wir waren ohnmächtig gegen die Übermacht, die Sora mitbrachte. Ich wollte ihr nicht die Genugtuung geben Luc oder mich lebend in die Hände zu bekommen. Sie war weitaus grausamer als Vater. Und die Grausamkeit meines Vaters war schon unvorstellbar!

Ich zog es also vor Luc und mich selbst zu töten.

Vorher jedoch ließ ich meinen Stein verschwinden. Ein Teil seiner Macht hatte sich auf mich übertragen. Ich konnte die Zeit auch ohne ihn beeinflussen. Weit draußen auf dem Meer versenkte ich ihn und ließ die Zeit für die Strömungen eine Weile schneller vergehen, so dass sie stärker wurden, ihn noch weiter fort spülten. Er kann durch keinen Zauber aufgerufen werden und so konnte ich mir relativ sicher sein, dass Sora ihn nie in die Hände bekommen hat!“

Als Tan mit seinem Bericht endete saß Joshua kreidebleich in dem Sessel und starte den anderen Slytherin an.

„Welche Fähigkeiten verliehen euch die Steine genau?“ wollte Joshua mit rauer Stimme wissen. Er war sich des besorgten Blicks Merlins bewusst, doch auf die ungestellte Frage wollte er jetzt noch nicht antworten.

„Sora konnte mit ihrem Leben stehlen, aber ich bin mir sicher, sie hätte es auch schenken können. Und ich konnte die Zeit nach belieben beeinflussen“, antwortete Tan verwirrt.

„Und deiner war Weiß und Soras Schwarz?“ Joshua versuchte krampfhaft ruhig zu bleiben.

Tan nickte zögernd.

„Verdammt!“ Joshua sank in seinem Sessel zusammen und schüttelte ungläubig den Kopf. „Das – darf einfach nicht wahr sein!“

„Was ist los, Josh?“ Merlin war zu ihm gekommen, kniete vor ihm auf dem Boden und musterte ihn besorgt.

„Ich muss runter in den Raum der Erinnerungen. Jetzt!“ stellte Joshua fest.

„Nein“, meinte Merlin ruhig. „Wir haben eine Abmachung. Was ist los, Joshua?“

„Die Steine...“ begann Joshua leise.

Merlin wartete geduldig, während der langen Pause, die der Slytherin machte.

„Das sind ... Daimos und ich!“ beendete Joshua letztendlich seinen Satz.

„Was?“ kam es ungläubig von Luc.

„Ich bin – theoretisch, mit ein wenig Übung – dazu in der Lage die Zeit beliebig zu beeinflussen. Und mein zweiter Vorname ist Ardus. Das kommt von ardor und bedeutet Glut oder Flamme, auf jeden Fall etwas helles“, murmelte Joshua abwesend. „Daimos besitzt den Schlüssel zum Leben. Sein zweiter Vorname ist Atrus, was von atrum kommt. Das bedeutet schwarz oder dunkel.“

„Das könnte ein Zufall sein!“ versuchte es Tan.

Joshua schüttelte den Kopf: „Die Weberinnen haben uns diese Namen gegeben. Es ist genauso wenig ein Zufall wie der Nachname! Ich muss runter und nachprüfen ob es stimmt. Und wenn es stimmt, dann muss ich herausfinden, ob der Clan das weiß!“

„Wie sollte er das erfahren haben?“ fragte Merlin sanft.

Joshua zuckte verzweifelt mit den Schultern.

„Das nach zu prüfen hat Zeit bis Freitag. Was ändert es, wenn du es weißt?“ wollte Merlin wissen.

Erneut hob Joshua nur die Schultern.
 

Es war Freitagnachmittag. Die Woche hatte sich dahin gezogen und Joshua hatte manches mal geglaubt, der Freitag würde überhaupt nicht mehr kommen. Er schaffte es nicht sich von den düsteren Gedanken ab zu lenken, die sich in seinem Kopf fest gesetzt hatten.

Er wusste, dass es nichts brachte, sich darüber Gedanken zu machen, doch seine Sorge stieg von Tag zu Tag. Er hatte Angst davor, dass Simior wirklich wusste, wo er die 'Steine' finden würde. Daimos und er wären in unvorstellbarer Gefahr, wenn dem so wäre.

Merlin hatte ihn schweigend zum Raum der Erinnerungen begleitet. Sie hatten im Laufe der Woche mehr als einmal darüber diskutiert, ob Joshua sich wirklich noch ein weiteres Mal Erinnerungen ansehen sollte. Merlin beunruhigte es ungemein, dass er Joshua nicht würde helfen könne, wenn der im Raum der Erinnerungen irgendein Problem haben sollte.

Joshua hatte auf seinem Vorhaben beharrt, auch wenn ihm die angespannte Stimmung zwischen Merlin und ihm alles andere als gefiel. Ihm war selbst nicht ganz wohl bei dem Gedanken daran, was er zu sehen bekommen würde. Doch Joshua sah keinen anderen Weg seine Vermutungen zu bestätigen oder zu entkräften.

Schweigend betrat Joshua den Raum der Erinnerungen, sich der missmutigen Blicke Merlins sehr wohl bewusst. Er beachtete diese jedoch gar nicht. In der Mitte des Raumes blieb er stehen und sah sich um. Wie sollte er die Frage formulieren?

„Was – Was ist nach Ende des Krieges mit den Steinen passiert?“

Augenblicklich wurde er zu den Erinnerungen der Weberinnen gezogen. Es war eine der letzten Erinnerungen, die er automatisch umschloss.

Er fand sich zum wiederholten Male in einem unendlich erscheinenden, weiß strahlendem Raum wieder. Von der Helligkeit der Umgebung kaum zu unterscheiden schwebten zwei Lichtgestalten vor ihm. Joshua konnte sich bereits denken, dass es die selben wie immer waren, bevor sie begannen zu sprechen. Zwischen den beiden erblickte Joshua die zwei Steine. Der eine weiß, der andere tief schwarz.

„Es ist unsere Aufgabe diese beiden Seelen wieder zu befreien!“

„Sie baten uns einst, sie zu versiegeln.“

„Wir sind gemeinsam zu dieser Entscheidung gekommen.“

„Ich hoffe, sie werden es verstehen!“

„Falls sie ihre Erinnerungen jemals wieder erlangen!“

„Es wird sein wie damals.“

„Leben und Zeit. Zusammen sind sie unbesiegbar.“

„Und kämpfen sie gegeneinander treiben sie die Welt an den Abgrund!“

„Aber sie hatten keine eigenen Willen.“

„Die Menschen sind manipulativ!“

„Sollten sie getrennt werden, werden sie sich suchen und finden.“

„Und vertrauen.“

„Als Brüder. Als Zwillinge.“

Beide Gestalten streckten ihre schemenhaften Hände aus, so dass die eine unter und die andere über den Steinen ruhte.

„Zusammen mit dem letzten Hüter werdet ihr erscheinen!“

„Daimos, des Schicksals Finsternis.“

„Joshua, des Schicksals Licht.“

Auch nachdem er aus der Erinnerung wieder aufgetaucht war, hockte Joshua noch einige Minuten vor dem Regal, die Hand auf der Phiole liegend. Jeder Erinnerung, die er von den Weberinnen sah weckte nur noch mehr Fragen. Doch seine Vermutung war bestätigt worden. Und das jagte ihm kalte Schauer über den Rücken.

Unbewusst wisperte er in den stillen Raum: „Weiß der Clan der Simior davon?“

Daraufhin zog es ihn zu einem anderen Regal. Er erhaschte dabei einen Blick auf den Namen Aran. Doch seine Hand wanderte weiter hinunter. Unter dem Fach stand der Name Lex. Es war dessen letzte Erinnerung, in die Joshua eintauchte.

Er verspürte jedoch fast augenblicklich wieder den Drang aus ihr zu entkommen. Obwohl es eine Erinnerung war spürte er, dass die Magie in diesem Raum, zumindest für den zur Zeit einzig Anwesenden, gebannt war. Es war ein Kerker, in dem Joshua sich wieder fand. Es war eisig Kalt. Durch eine kleine Öffnung unter der Decke viel ein wenig Licht in die kleine Zelle. Doch Joshua konnte auch erkennen, dass die Öffnung halb durch Schnee verdeckt war.

An der Wand stand, angekettet an Armen und Beinen, ein blonder Mann. Die violetten Augen waren starr auf die Tür seines Gefängnisses gerichtet. Joshua erschauderte. Seine zerrissenen Kleider waren von Blut durchtränkt, er war abgemagert und schien kaum noch Kraft zu haben um zu stehen.

Joshua zuckte zusammen, als die eisenbeschlagene Tür mit einem Knall auf flog. Er wirbelte herum und erblickte zwei Männer, die er sofort erkannte. Joshua hatte einmal ein Bild von ihnen gesehen, als ihm erklärt worden war, worauf der herrschende Krieg zurück zu führen waren. Gregory und Jonathan Ravenclaw, diejenigen, die den Clan gegründet hatten.

„Ich dachte schon, Ihr hättet mich vergessen!“ Die Stimme des Schicksalswindes klang schwach.

„Du bist noch immer so aufmüpfig?“ meinte Gregory mit gehobener Augenbraue kalt.

„Ihr werdet von mir nichts erfahren!“ beharrte Lex.

„Irgendwann stößt auch du an deine Grenzen!“ stellte Jonathan fest, während er seinen Zauberstab hob.

Als ein roter Blitz auf den Schicksalswind zu schoss wandte Joshua sich ab. Er wollte bei dieser Folter nicht zusehen. Am liebsten hätte er eingegriffen. Doch er befand sich in einer Erinnerung, verdammt dazu nichts zu tun.

Stunden später verschwanden die Ravenclaw Brüder wieder. Lex hing in den Ketten, als Joshua sich ihm wieder zu wandte. Er hatte erschöpft die Augen geschlossen. Unzählige Wunden überzogen seinen Körper, aus denen das Blut zu Boden tropfte.

Joshua wollte aus dieser Erinnerung flüchten. Doch so sehr er sich gegen sie sträubte, sie hielt ihn gefangen. Es war die Hölle den Schicksalswind nur beobachten zu können. Er hätte ihm so gern geholfen.

Tage verstrichen. In der Zelle wechselten sich Licht und Dunkelheit unregelmäßig ab. Niemand ließ sich blicken. Die Wunden auf dem geschundenen Körper entzündeten sich. Unter der Kälte und dem Nahrungsmangel wurde Lex immer schwächer.

Joshua saß die ganze Zeit in einer Ecke. Tränen liefen ihm über das Gesicht, während er auf den Boden starrte. Er ertrug es nicht, den Schicksalswind an zu sehen. Immer wieder fragte er sich was die Menschen dazu antrieb, so grausam zu sein. Joshua wusste nicht, wie viele Tage vergangen waren, als die Brüder zurück kehrten.

„Ich denke, es ist Zeit, dass wir Antworten erhalten!“

„Ich sage nichts!“ Die Stimme des Schicksalswindes war nur noch ein Hauch.

„Deine mentalen Schilde dürften mittlerweile schwach genug sein um sie zu durchbrechen!“ stellte Gregory fest. „Legilimes!“

Joshua hatte nicht aufgesehen, als die Brüder die Zelle betreten hatten. Er wollte nicht sehen, was sie mit Lex taten. In diesem Moment war es so, als würde Gregory in seinen Kopf eindringen. Er sah für einen Moment die Versammlung, in der die Weberinnen den Winden ihre Entscheidung mitgeteilt hatten. Es folgte einige andere Dinge, die Lex erlebt hatte. Und zum Schluss sah er noch einmal die Erinnerung, die er selbst erst kurz zuvor im Raum der Erinnerungen gesehen hatte.

Als es endete, war Joshuas Blick auf Lex gerichtet. Er hatte das Gefühl, der Schicksalswind würde ihm direkt in die Augen blicken. Es hielt jedoch nur für einen Moment. Dann zerfiel Lex in goldenen Staub.
 

.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~._.~*°*~.
 

So, nun kommt endlich die betagelesen Version ^^
 

Ich habe es geliebt dieses Kapitel zu schreiben. Endlich sind sich Merlin und Joshua näher gekommen. Und Tan und Luc haben ihre Rolle bekommen *_* Wie schon einmal erwähnt habe ich an den beiden einen Narren gefressen. Die werden sicherlich noch ab und zu mal auftauchen.

Außerdem ist auch Severus endlich wieder etwas ins Geschehen gerückt. Von dem haben wir schon lange nicht mehr gehört xD

Die Erinnerung zum Schluss hat mich selbst ziemlich mitgenommen. Armer Lex... *shnif*
 

Na ja. Hoffe es hat gefallen.

Vielleicht bekomme ich hierfür noch ein paar mehr Kommis?

*lieb guck*
 

lg

tanguna



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dranza-chan
2008-06-11T19:47:02+00:00 11.06.2008 21:47
Ein super Kapi aber auch echt beunruhigend!! Das heist jetzt also das der Clan bescheid weis das die Steine sozusagen in Menschen wiedergeboren werden. Sie wissen aber nicht wo sie die zwei suchen müssen, oder? Ich hoff nur das sie das dann auch nich so schnell rauskriegen!
Frag mich wie lang die Erinnerung gedauert hat?! Es wundert mich auch nich warum Merlin dagegen is weil strengt Josh an und nimmt ihn auch ganz schön mit!
Freu mich schon auf's nächste Kapi!
lg Dranza-chan
Von:  MikaChan88
2008-06-01T22:44:20+00:00 02.06.2008 00:44
total super kapi ^-^

Von:  taeddyx
2008-05-21T12:40:22+00:00 21.05.2008 14:40
So endlich habe ich es geschafft Kapitel 15 und 16 zu lesen>.<
Und ich muss sagen..wow..ich habe eine Menge verpasst .__.
Tan und Luc sind mir sympatisch, ich freue mich auf weitere Auftritte von ihnen xD Auch wenn die beiden ein trauriges Schicksal ereilt hat, vielleicht gehts dieses Mal ja besser aus?!

Und endlich lichtet sich zumindest zum Teil der Schleier um das drumherum um Daimos und Josh, nur hoffe ich das es bald auf mal wieder ein nettes Kapitel mitsamt Daimos und Draco gibt *-*

Merlin und Josh sind süß zusammen, ich hoffe da passiert bald mal was weiter zwischen denen als nur dieser einee Kuss xD

Nunja, bis bald
*knuddel*
hdl, MissBella
Von:  Todesgoettin_Hel
2008-05-07T15:38:41+00:00 07.05.2008 17:38
Na endlich gehts weiter *schnief* Was bin ich froh ;_; Ich finds mega geil, dass sich Josh und Merlin endlich näher kommen *_* Gott, war das hammer! Ich will noch viiiel mehr zwischen den beiden lesen XD
Bin mal gespannt, wies weiter geht!

*knuddl* deine Hel-chan


Zurück