Zum Inhalt der Seite

Little bird in a cage

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

The first time I saw you…

So... Eine neue FF von mir… Ich weiß nicht, ob das hier überhaupt jemandem gefällt >.< *hüstel*

Wäre nett, wenn ihr ein Kommi hinterlassen würdet, damit ich es erfahren tu~ *lieb-schau*

In jedem Fall danke fürs lesen ^-^
 

+....~.....~....+
 

+Ich wollte schon immer einen kleinen Vogel haben…

+Ein süßes, kleines Vögelchen das in seinem Käfig sitzt und nicht weg kann…

+Ein kleiner Vogel der bei mir bleibt…

+Der mich nicht verlässt….

+Mich nicht verlassen kann…

+Ich möchte einen kleinen Vogel…

+Und er soll in seinem hübschen Käfig sitzen und bei mir sein…

+Doch welcher Vogel möchte schon in einem blutbefleckten Käfig voller Dornen bleiben?
 

I. The first time I saw you…
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Als ich das Lehrerzimmer verlasse, sehe ich dich zum ersten Mal.

Dein Gesicht ist so unglaublich hübsch, dass mir für einen Moment das Herz stehen bleibt. Obwohl du so ernst und unnahbar dreinschaust, weiß ich, dass du mit Abstand der hübscheste Mensch bist, den ich je in meinem Leben gesehen habe.

Das seidige Haar fällt dir tief ins Gesicht, dein Körper ist so unglaublich schmal und zierlich.

….Man könnte dich glatt für ein besonders hübsches Mädchen halten…. aber so schön wie du, kann keine Frau auf der ganzen Welt aussehen….

Ich sehe dir nach, du beachtest mich nicht.

Plötzlich spüre ich, dass ich dich haben will, dass ich um jeden Preis in deine Nähe gelangen muss.

…Ob dein Haar genauso weich ist, wie es aussieht?.... Ich werde es bald herausfinden…

Ein Lächeln huscht über mein Gesicht.

„Daisuke Andou! Sie sind ja immer noch hier! Ich habe ihnen doch gesagt, dass sie sich sofort in die Biologie begeben sollen!“, faucht mich meine Klassenlehrerin im nächsten Moment von Hinten an.

Ich werfe ihr einen geringschätzigen Blick zu und begebe mich ohne Eile zu den Treppen.

Eigentlich hätte ich Heute in der ersten Stunde frei gehabt, doch mein liebenswerter Biologielehrer hatte ja den wundervollen Einfall mir eine Stunde Nachsitzen aufzubrummen, und dass nur weil ich in seinem Unterricht eingeschlafen bin.

…Der Kerl ist so bemitleidenswert… Es hat noch keine Stunde bei ihm gegeben, in der ich auch nur im Ansatz aufgepasst habe… Und jetzt, zwei Wochen vor den Sommerferien, und nach einem Jahr gemeinsamen Unterrichtes fällt dem Kerl das auch mal auf…

Kopfschüttelnd erklimme ich die Treppen zum zweiten Stock und sehe mich gelangweilt um.

….In welchen Raum sollte ich noch mal gehen?....

Zu meinem Glück, wenn man das den so nennen kann, steht der mürrische kleine Lehrer vor einem der Räume und wartet auf mich. Ein hinterlistiges Lächeln huscht über sein breites Gesicht.

„Ich habe mir gerade überlegt, was ich mit dir gemacht hätte, wenn du in den nächsten Zwei Minuten nicht hier angetanzt wärst….“, begrüßt er mich schon von weitem.

„Aha….“, gelangweilt lasse ich meinen Blick über ihn wandern. …..Irgendwie tut er mir wirklich fast Leid… Der Arme Kerl hat so ziemlich gar kein Durchsetzungsvermögen, und viele Schüler tanzen ihm deshalb auf der Nase herum…

Ich lächle nur stumm vor mich hin. …Nicht mein Problem….

Die nächsten Vierzig Minuten verbringe ich damit, staubige Biologiebücher zu sortieren, Schränke zu entstauben, die schon seit Fünf Jahren keinen Lappen mehr gesehen haben dürften, und mir dabei das Gemaule des Lehrers anzuhören.

Pünktlich zum Gong springe ich auf und verlasse, ohne mich noch einmal an den Lehrer zu wenden, den Raum.

Die Schultasche über eine Schulter geworfen, kämpfe ich mich durch das Gedränge von Mitschülern in Richtung meines Klassenraumes. ….Ich muss dringend mit Kaoru sprechen…. Vielleicht hat er dich auch schon gesehen….

Zufrieden nicke ich vor mich hin. Kaoru hat es tatsächlich irgendwie geschafft Klassensprecher und Schulsprecher zu werden. Als ich davon gehört habe, bin ich fast vom Glauben abgefallen.

Doch er kommt gut mit den Vor- und Nachteile dieser beiden Ämter zurecht, so schwer es auch zu glauben zu sein schien.

Hinter einer Ecke pralle ich fast mir einem kleinen, böse blickenden Wesen zusammen (Anmerkung: Es handelt sich bei diesem Wesen um Kyo-sama~).

Das Etwas starrt mich vernichtend an, murmelt dann etwas vor sich hin, das sich verdammt nach „Blöder Vollidiot“ anhört, und geht um mich herum ohne mich auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. …So ein kleiner…. Als wenn ich das mit Absicht gemacht hätte…. Selber Vollidiot!.... Auch wenn er gar nicht mal so schlecht aussieht….

Verwundert ziehe ich eine Augenbraue hoch. ….Aber wie in Gottes Namen kann man den ganzen Tag lang so böse gucken? Musste wohl sein Hobby sein…

Schulternzuckend setze ich meinen Weg fort.

„Kaoruuuuuu~“, der violetthaarige Junge grinst mich breit an, als ich strahlend auf ihn zu stürze. „Tach, Dai…“, er legt den Kopf leicht auf die Seite. „Heute so gut drauf? Ich dachte du musstest Nachsitzen….“ Ich ziehe eine Grimasse und zerre ihn dann vom Rest der Klasse weg.

„Ich habe Heute das aller hübscheste Wesen auf der ganzen Welt getroffen….“, beginne ich das Gespräch. Kaoru rollt mit den Augen. „Aber Die… Was ist denn in dich gefahren?“

„Nichts!“, ungeduldig streiche ich mir mit der Hand durch das rotgefärbte Haar, „Außer dass ich diesen Jungen gesehen habe….“

Kaoru legt die Stirn in Falten. „Einen Jungen?“

Ich nicke. Er seufzt.

….Er hat sich noch immer nicht damit abgefunden, dass ich schwul bin… Na wenn schon… Ist ja auch schließlich meine Sache…. Hauptsache er verrät es niemandem….

Als mein bester Freund ist er der Einzige der von meiner Neigung weiß. Er ist nicht gerade begeistert gewesen, hat wieder und wieder versucht es mir auszureden, mir erklärt dass ich mir damit nur das Leben schwer mache…. Aber es ist wie es ist… Ich komme gut damit zurecht, und wenn der Rest der Welt nicht damit umgehen kann, ist mir das ziemlich egal…
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Verwirrt sehe ich mich um. Obwohl es schon mein Dritter Tag hier an dieser Schule ist, habe ich es geschafft mich auf dem Weg zu meinem Klassenzimmer schon wieder zu verlaufen.

Unentschlossen sehe ich mich um, versuche mich zu erinnern wann ich schon einmal hier gewesen bin und welche Abzweigung ich jetzt nehmen musste. ….Komm schon, Shinya…. So schwer kann dass doch nicht sein… Mit einem leisen Seufzer werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr.

…Na toll… Gleich komme ich auch noch zu spät…

„Verlaufen?“, Kyo, ein etwas kleinerer, etwas unheimlicher Junge aus meiner Klasse sieht mich gleichgültig an. Er ist wie immer schwarz geschminkt, trägt ein schwarzes Hemd, eine rote Krawatte, kaputte Hosen. Dass er mich immer so gleichgültig ansieht, macht mich nervös, doch ich gebe mein Bestes es mir nicht anmerken zu lassen.

„Ano… Hai…“, gestehe ich verlegen. Er lächelt mich kurz an.

„Dann komm mit…“, er setzt sich wieder in Bewegung. …Vielleicht ist er ja eigentlich doch ganz nett… Zumindest hat er ein hübsches Lächeln…

Schweigend laufe ich neben ihm her. Wenn ich es recht bedenke ist er das einzige Wesen aus meiner Klasse, das ich wirklich gerne näher kennen lernen würde… Der Rest scheint mir der übliche verlogene, selbstverliebte Haufen zu sein, mit dem ich schon in meiner alten Klasse Kontakt genug hatte. …Kyo ist anders… Er ist einfach er selbst, und kümmert sich nicht darum, ob dass dem Rest der Welt passt, oder nicht…

„Danke….“, murmle ich, als sich Kyo vor der Klasse zu mir umdreht.

„Keine Ursache…“, er zuckt mit den Schultern und betritt den kleinen, ungemütlichen Raum.

Bevor ich ihm folge hole ich noch einmal tief Luft. ….Ganz Ruhig…. Bis jetzt ist alles gut gelaufen… Gar kein Grund immer noch aufgeregt zu sein, wenn du das Klassenzimmer betrittst… Dich beachtet hier eh keiner…

Aufrecht und ohne meine Mitschüler zu beachten gehe ich auf meinen Platz zu und setze mich. Wenige Minuten Später wird die Tür aufgerissen und die Lehrerin stürmt herein. Desinteressiert beginne ich damit den Rand meines Heftes zu bemalen.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

„Und? Kennst du ihn jetzt?“, obwohl ich drei Mal ermahnt worden bin, habe ich Kaoru dein Aussehen so detailliert wie möglich erläutert. …Ich muss einfach wissen wer du bist…

Kaoru sieht unglücklich aus. „Natürlich kenne ich ihn… Ich weise alle neunen Schüler ein, schon vergessen?“

…Ein Neuer?!.... Wunderbar… Dann hast du bestimmt noch fast keine Freunde hier… Es dürfte also einfach werden, in deine Nähe zu gelangen….

„Und? Wie heißt er? Und in welche Klasse geht er? Sag schon!“

„Herr Andou!“, ein Kreidestück trifft mich am Kopf. „Wie oft muss ich sie noch ermahnen? Sie glauben wohl, sie können sich jetzt alles erlauben, nur weil das Schuljahr fast um ist! Ich kann ihre Note noch immer ändern!“

„Ich weiß!“, knurre ich leise.

Meine Mitschüler lachen und mein violetthaariger Freud wirft mir einen unsicheren Blick zu.

„Provozier sie nicht noch!“, zischt er leise.

„Wie heißt er denn jetzt?“, ich ignoriere seinen Hinweis und sehe ihm fest in die Augen. Er schüttelt den Kopf und fährt sich durch das glänzende Haar.

„Wirst du mich endlich in Ruhe aufpassen lassen, wenn ich es dir sage?“, ich nicke und rutsch dann noch etwas näher an ihn heran.

„Ich denke mal, du meinst Shinya… Seinen Nachnahmen habe ich vergessen. Er ist eine Klasse unter uns…. Jetzt zufrieden?“

…Shinya…. Was für ein hübscher Name…. Passend zu einem so hübschen Wesen…. Ich lächle leicht.

….Jetzt weiß ich zumindest schon mal wie du heißt…

„Was weißt du sonst noch über ihn?“

„Du hast gesagt, du würdest mich in Frieden lassen….“

„Bitte, Kao~“, ich sehe ihn flehend an.

Er fasst sich an den Kopf. Dies ist einer der Augenblicke, in denen ich gerne wüsste, was er gerade denkt.

„Er scheint nicht besonders gesprächig zu sein. Alles was ich weiß, steht in seiner Anmeldung…“, er heftet seinen Blick auf den Lehrer.

„Er ist erst vor kurzem aus Osaka hierher gezogen. Über seine Eltern stand nichts in dem Formular. Seine Wohnung liegt nicht weit von hier…. Sonst weiß ich nichts über ihn….“

Ich lächele leicht vor mich hin. …Ich muss dich schnell wiederfinden und ansprechen… Dann werde ich bestimmt mehr über dich erfahren….

„Danke, Kaoru…“, grinse ich den Violetthaarigen an, kassiere einen weiteren bösen Blick des Lehrers und verhalte mich den Rest der Stunde lieber ruhig damit, darüber nachzudenken, wie ich dich am schnellsten wieder finden kann, und unter welchem Vorwand ich dich am günstigsten anspreche.

Dass Kaoru mich die ganze Zeit über irgendwie besorgt ansieht, fällt mir nicht auf.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

„Sag mal, Terachi-kun…. Hast du eigentlich ne Freundin?“, erschrocken sehe ich von meinen Heft auf und starre das seltsame Wesen neben mir an.

Mit einem Blinzeln stelle ich fest, dass es sich nicht, so wie ich gedacht hatte, um ein Mädchen handelt, sondern, der Stimme nach zu urteilen, ganz eindeutig um einen Jungen.

Ich schüttle nur den Kopf und wende mich wieder meinem Heft zu.

„Wundervoll… Wie wärs dann mit uns beiden?“

Es klingelt und ich starre den Jungen an wie ein Auto. „Wie bitte?“, ich schüttle verlegen den Kopf.

….Ich muss da irgendwas falsch verstanden haben….

Der Größere grinst mich an. „Ich habe dich gefragt, ob du nicht was mit mir anfangen willst!“

Hinter mir kichert jemand und ich sehe mich verwundert um. „Hast du denn gar keinen Benehmen mehr, Toshiya?“, Kyo legt mir zaghaft die Hand auf die Schulter. „Du wirst ihn noch vollkommen verschrecken, wenn du ihn schon gleich an seinen ersten Tagen hier mit so etwas überrumpelst…. Nicht alles auf zwei Beinen möchte zu einer potenziellen Beute gehören, Toshiya…“

Der Junge zieht eine Flunsche. „Probieren kann man es ja mal, ne?“, er lacht und steht dann auf.

Kyo schüttelt den kopf. Ich sehe zwischen beiden hin und her.

…..Wo bin ich denn hier wieder hineingeraten?... Und wieso Beute….?

Ich schiebe die Unterlippe leicht vor. …Man will mich wohl mal wieder verarschen… Nun ja… Habe ich wirklich gedacht, es könnte an dieser Schule anders sein, als an meiner Alten?... Es wird wohl niemals anders werden…

Ohne einen von beiden noch einmal anzusehen, stehe ich auf, greife nach meiner Tasche und verlasse den Raum. Zu meiner eigenen Verwunderung bin ich ziemlich enttäuscht.

...Wahrscheinlich habe ich tatsächlich gedacht, dass Kyo anders ist, und gehofft, dass ich mich vielleicht mit ihm anfreunden könnte…

….Ziemlich dumm von mir… Ich sollte mich doch mittlerweile daran gewöhnt haben…. Wie lange will ich denn noch brauchen, um einzusehen, dass ich immer derjenige sein werde, auf den alle mit dem Finger zeigen?... Egal wie normal ich mich kleide. Und wie sehr ich mich bemühe, mich anzupassen, ich werde niemals dazu gehören…

Ich nicke kurz. …Genau deshalb habe ich aufgegeben, mich zu bemühen…. Es wird nicht anders werden… Egal was ich tue…
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

„Da!“, ich zupfe an Kaorus Ärmel. „Da ist er!“, ich deute ungeduldig in deine Richtung. Dass ich dich so schnell wiederfinden würde, habe ich eigentlich nicht gedacht, nein, nicht einmal gehofft.

Zufrieden lächle ich vor mich hin. „Hai…. Das ist Shinya….“. Kaoru klingt wenig begeistert.

„Ob ich ihn ansprechen soll?“ …Ich will unbedingt nähr an dich heran…

„Mach doch was du willst… Auf mich hörst du ja eh nicht…“, knurrt der Violetthaarige plötzlich und dreht sich von mir weg. „Was ist den los, Kao?“ „Nichts…“, ohne ein weiteres Wort taucht er in den Strom der Schüler ein.

….Was ist denn jetzt schon wieder los?.... Egal…

Fieberhaft sehe ich mich nach dir um und entdecke dich in einer Ecke. Du hast dich auf den Boden gesetzt und liest jetzt ein Buch. Unwillkürlich muss ich lächeln. …Du bist so unglaublich hübsch…

Ich gehe langsam auf dich zu, setze mich leise neben dich und betrachte dich eine Weile.

….Entweder du ignorierst mich, oder du bemerkst mich nicht… Aber aus der Nähe bist du auf jeden Fall noch hübscher…

„Was liest du denn da“, ein Paar hübscher brauner Augen sieht mich erschrocken an.
 

+Ein wunderschönes Vögelchen…+

+Ein zerbrechliches Vögelchen… +

+Ein verletzliches Vögelchen… +

I want you to be mine

Nya~ Nächstes Kapitel~ ^-^ *Das_Chibi-widmen-tu* *anlächel*
 

II. I want you to be mine
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Erschrocken sehe ich auf.

…Was um Himmelswillen?...

Neben mir sitzt ein hübscher Junge mit roten Haaren und grinst mich belustigt an.

„Entschuldige… Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken…“, er lächelt ein wundervolles Lächeln. Ich sehe hastig wieder auf mein Buch.

„Schon in Ordnung…“

….Bin ich denn heute nur von Leuten umgeben, die mich ärgern wollen?.... Wieso sollte sich ein Wesen wie er denn bitte dafür interessieren, was ich lese?...

„Verrätst du mir jetzt, was du liest?“, als ich erneut aufblicke, ist das Gesicht des anderen direkt vor meinem. Ich zucke zurück und sehe ihn so gleichgültig wie möglich an.

„Wozu willst du das wissen?“, ….okay…. So wie ich mich benehme, hält er mich jetzt mit Sicherheit für bekloppt… Wenn er es nicht sowieso schon getan hat…

Der Größere kichert, „Ich bin halt einfach nur neugierig….“ Mit einem leisen Seufzen klappe ich das Buch zu und halte ihm die Vorderseite unter die Nase. Er studiert den Titel, sieht mich dann wieder an und lächelt verlegen. „Sagt mir jetzt so gar nichts… Ist es denn gut?“, ich nicke nur.

…..Dem muss ja verdammt langweilig sein, dass er sich so lange mit mir befasst…

„Worum geht es?“, ich drehe das Buch um, so dass er nun die Rückseite vor der Nase hat. Er lacht. „Du könntest es mir auch erzählen….“

….Sein Lachen ist hübsch… Trotzdem wäre es mir lieber, wenn gehen würde…. Ich habe keine Lust mich am ende wieder veralbern zu lassen….

Ich sehe ihn schweigend an.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

….Gott, bist du niedlich….

Ich muss mich schon die ganze Zeit über zusammennehmen, um nicht die Hand auszustrecken und dir über das Haar zu streichen. Es sieht wirklich so weich aus… Und es glänzt so hübsch… Wahrscheinlich riecht es auch gut….

„Jetzt erzähl schon!“, ich versuche dich so lieb wie möglich anzusehen und setze mich vor dich, um dir besser in das hübsche Gesicht sehen zu können.

„Ich beiß dich schon nicht….“, du siehst mich so zweifelnd an, dass ich erneut lachen muss. „Was habe ich dir denn getan, dass du nicht mit mir reden willst?“

„Nichts….“

„Na dann….“, erwartungsvoll rücke ich näher an dich heran und warte geduldig, dass du zu reden anfängst. Eine Weile lang bleibst du weiterhin stumm, seufzt schließlich leise und erläuterst mir in kürzester Kurzform den Inhalt.

„Hör sich gut an….“,lächle ich .

Endlich huscht auch über dein Gesicht ein schwaches Lächeln. Mein Herz pocht wie wild.

….Du hast gelächelt… Und es macht dich noch eine ganze Ecke hübscher…. Wie in aller Welt soll man so was nur aushalten können?.....

„Darf ich… deine Haare mal anfassen?“, jetzt siehst du wirklich nur noch irritiert aus.

„Bitte!“, ich warte ungeduldig auf eine Antwort. Dann nickst du leicht und senkst den Kopf.

Strahlend streiche ich über deinen Haar. ….Es ist wirklich ganz weich…. Sehr weich sogar…. Wie wundervoll…

Ich spiele mit einer Haarsträhne.

„Du hast wirklich ziemlich hübsches Haar….“, du reagierst nicht, sondern siehst mich nur wortlos an.

….Mache ich dir vielleicht Angst?.... Hätte ich dich vielleicht nicht so überfallen sollen?....

„Wie heißt du?“, du legst den Kopf leicht schief, wirkst auf einmal interessiert.

„Dai….. Und du?“, frage ich artig zurück. ...Schließlich weißt du ja nicht, dass ich deinen Namen schon längst kenne…. Hach…. Du bist ein wundervolles Wesen….

„Shinya Terachi….“, du neigst leicht den Kopf, um mich daraufhin gleich wieder anzusehen, „Warum… hast du mich angesprochen?“, der Ernst in deinen Augen erschreckt mich etwas. Was war denn falsch daran, dich anzusprechen?

„Nerve ich dich denn?“

Ein leichtes Kopfschütteln, „Nein….“

Erleichtert lächle ich dich an. „Du hast hier so alleine gesessen, und da habe ich gedacht, ich gesell mich einfach mal zu dir….“

…Irgendwie siehst du nicht besonders überzeugt aus…. Wie soll ich dich denn so dazu bringen, dich mal mit mir zu treffen?.... Ach egal…. Ich hab es zumindest geschafft mit dir zu sprechen….
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Nachdenklich sehe ich diesen komischen Dai an. Irgendwie scheint er wirklich ziemlich nett zu sein…. Ob er tatsächlich einfach nur mit mir reden wollte?.... Das erklär immer noch nicht, warum er zu mir gekommen ist, aber….

Ich lächle ihn schüchtern an.

„Shinya….. Da bist du also….“, Kyo und Toshiya kommen aus dem Getümmel von Schülern auf uns zu. Die Miene des Kleineren verdunkelt sich, als er Dai entdeckt. „Ach… Der Kerl der mich heute Morgen in seiner Blindheit über den Haufen gerannt hat….“

Dai kratzt sich verlegen am Kopf. „Gomen… War wirklich keine Absicht…“ Ich muss lächeln. Irgendwie scheint der Rothaarige etwas eingeschüchtert durch den Kleineren zu sein…

„Ist ja jetzt auch egal…“, Kyo zuckt mit den Schultern und sieht mich an.

„Du bist eben… einfach gegangen… Haben wir etwas Falsches gesagt? Wir wollten dich ganz bestimmt nicht verletzen, oder so“, er sieht ehrlich betroffen aus. ….Moment mal…. Warum sagt er das?.... Und warum macht er sich Gedanken darüber, ob ich vielleicht verletzt sein könnte?...

Ich schüttle den Kopf. „Ist eh egal…“, ich stehe auf,da ich mich auf dem Boden sitzend unwohl fühle, wenn zwei Leute vor mir stehen.

Neben mir erhebt sich auch Dai.

Der kleine Blonde vor mir scheint nachzudenken,ehe er zaghaft nah meiner Hand greift.

„Nein, es ist nicht egal… Du sahst enttäuscht aus… Es tut mir wirklich Leid….“ ….Meint er das ernst?.... Ich sehe ihn unschlüssig an, lächle dann aber.

„Dann ist ja gut…. Ich wusste nur nicht… was ich davon halten sollte….“, ich nicke leicht.

„Ich möchte mich auch Entschuldigen….“, Toshiya grinst mich etwas verlegen an, „Kyo hatte wohl recht… Ich habe dich verschreckt….“

Dai blickt verwirrt zwischen uns hin und her. „Kyo und Toshiya gehen in meine Klasse“, erkläre ich und deute auf die beiden. Toshiya lächelt höflich, Kyo sieht ihn nur ausdruckslos an.

„Hat dir schon einer die Stadt gezeigt?“, er wendet sich mir zu und sieht mich erwartungsvoll an. Ich schüttle den Kopf.

„Hast du Lust nach der Schule mit mir ein bisschen durch die Gegend zu laufen?“, ich nicke verfreut und strahle das Wesen mit dem düsteren Make-up, das eigentlich einen vollkommen falschen Eindruck über seine Persönlichkeit aufkommen lässt, dankbar an. „Das ist sehr nett!“

Er schüttelt den Kopf und lächelt mich an.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

…..Hallo?.... Was wird das hier?.... Ich will dir die Stadt zeigen! …Und jetzt kreuzt dieses böseblickende Wesen auf, und schnappt dich mir weg…. Was bitte soll das?....

Eifersucht keimt in mir auf. ….Wieso soll dieser kleine Wicht den Nachmittag mit dir verbringen dürfen, und ich nicht?....

„Ich komme mit….“, erkläre ich und lege einen Arm um deine Schulter. Du zuckst zusammen und siehst mich fragend an.

„Wozu?“, Kyos Augen werden schmal. Er sieht wirklich nicht begeistert aus. Wahrscheinlich will er dich für sich ganz allein… Aber nichts da!... Wenn du jemandem gehörst, dann mir.

„Ich will halt einfach mit…. Außerdem kann man ja nie wissen, was du mit ihm anstellst!“, ich sehe Kyo von oben herab an. Er gibt so etwas wie ein Knurren von sich und sieht mir wütend in die Augen.

Du scheinst mir nun vollends verwirrt zu sein und siehst uns abwechselt an.

„Es dürfte doch okay sein, wenn ich mitkomme, oder?“, ich lächele dich an und werfe dann einen schnelle Blick auf Kyo.

Du nickst nur schüchtern, anscheinend nicht sicher was du von dieser Situation halten sollst. Der kleine Blonde starrt mich mit einer eindeutigen Spur von Verachtung an.

…Er dachte doch nicht wirklich, er könne dich einfach für sich alleine haben, oder?…. Nichts da!....

Demonstrativ ziehe ich deinen zierlichen Körper noch etwas näher an meinen heran, sehe den Kleineren dabei herausfordernd an.

Dieser sieht mich auf eine Art und Weise an, dich mir schon beinahe Angst macht. ….Er scheint mich zu hassen…. Auch gut…. Was er denkt ist mir egal…. Ich will nur dich… Und zwar für mich ganz allein… Du bist mein kleines Vögelchen, und nicht seins….

Du schlüpfst unter meinem Arm weg und siehst mich dann verlegen an.

….So unglaublich niedlich…. Wie kann man nur so niedlich sein?... „Also nach dem Unterricht am Haupteingang?“, ein leichtes Nicken deinerseits.

Es klingelt zum Ende der Pause und Kyo greift nach deinem Arm, zieht dich von mir weg in Richtung Treppen und wirft mir zum Abschied noch einen vernichtenden Blick zu. Toshiya, der uns die ganze Zeit über nur schweigend zu gehört hat, eilt ihm hastig nach.

Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen mache ich mich ebenfalls auf den Rückweg zu meinem Klassenraum.

Kaoru sieht mir schon von weitem entgegen. Er sieht unzufrieden aus und wendet den Blick von mir ab, als ich schon fast ganz bei ihm bin.

„He? Was ist den los?“, ich tippe ihm auf die Schulter. „Habe ich etwas verbrochen?“, er antwortet nicht sondern starrt die Wand an. „Erde an Kaoru… Rede mit mir!“

….Ach wie ich es hasse, wenn er sich so benimmt… Wie lange wird es wohl dieses Mal dauern, bis er wieder mit mir spricht?...

„Und? Hast du mit ihm gesprochen?“, irgendetwas, das ich nicht deuten kann schwelgt in seiner Stimme mit. „Hai, hab ich… Und ich bin nach der Schule mit ihm verabredet…“, der Violetthaarige nickt nur und wendet mir dann endgültig den Rücken zu.

„Jetzt sag mir doch endlich was Heute mit dir los ist!“, er schweigt und als ich um ihn herum gehe, um ihm ins Gesicht zu sehen, dreht er sich wieder so, dass ich nichts als seinen Hinterkopf vor meiner Nase habe.

„Kao!“, keine Reaktion.

Bis unser Lehrer schließlich den Raum aufschließt, bemühe ich mich darum, ihn zum Reden zu bewegen, doch er schweigt beharrlich weiter vor sich hin.

Seufzend folge ich ihm in den stickigen Raum und lasse mich neben ihm auf meinen Platz fallen. …Dieser Kerl…. Dann soll er mir doch wenigstens sagen, was ihm gegen den Strich geht….

Murrend schlage ich mein Mathebuch auf.

…Aber egal…. Nach der Schule sehe ich dich wieder…. Zwar wird auch dieser komische Kyo dabei sein, aber den werde ich schon noch los…. Soll er sich gefälligst jemand anderen suchen…

Ich lächle bei der Erinnerung an den Augenblick, als du ganz nah bei mir gewesen bist und dich leicht verkrampft hast, als ich meinen Arm um dich gelegt habe.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Völlig in Gedanken versunken starre ich vor mich hin. Die Sache von vorhin geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Warum will Dai unbedingt mitkommen, wenn Kyo mich herumführt?... Und warum scheint Kyo das nicht im geringsten zu mögen?... Sie scheinen sich nicht zu kennen, und doch sehen sie sich so herausfordernd an…. Vielleicht hätte ich lieber sagen sollen, dass ich mit Kyo allein unterwegs sein will…. Wäre Dai dann wütend oder enttäuscht gewesen?.... Hätte er mich dann nie wieder auch nur eines Blickes gewürdigt?..... Und warum interessiert mich das überhaupt so?....

Der Lehrer ruft mich auf und stellt mir eine Frage. Das selbstgefällige Lächeln auf seinen Lippen verrät nur zu eindeutig, dass er bemerkt hat, dass ich nicht aufgepasst habe, und mir nun eins auswischen will.

Gleichgültig sehe ich ihn an, gebe ihm die Antwort auf seine Frage und widme mich meinem Heft, bemale den Rand und achte nicht weiter auf den Unterricht.

Neben mir kichert es leise, und als ich aufsehe grinst Toshiya mich fröhlich an.

Ich wende den Kopf nach hinten uns sehe mich nach Kyo um. Unsere Blicke begegnen sich und er blickt hastig auf sein Heft hinunter, und wirkt dabei beinahe wie ein kleines Kind, das man bei etwas Verbotenem ertappt hat.

Ich muss leicht lächeln, blätterte in meinem Physikbuch eine Seite weiter und lasse das Geplänkel des Lehrers an mir vorbei rauschen.

Nach der Stunde quatscht mir Toshiya auf dem Weg zum Biologieraum einen halben Blumenkohl ans Ohr. Kyo folgt uns schweigend, und als ich mich kurz nach ihm umdrehe, nehme ich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen war.

….Irgendwie mag ich die beiden…. Und sie scheinen mich doch nicht, so wie ich erst gedacht habe, nur ärgern zu wollen….

Ein erleichtertes Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, und ich folge Toshiya weiter durch die Gänge, während er mir von seinen Drei Goldfischen und seinem jüngeren Bruder erzählt.

„Hast du auch Haustiere?“, fragt Kyo mich irgendwie zaghaft ich schüttle den Kopf. „Nein… Früher hatte ich mal einen kleinen Hund… Aber… der ist gestorben….“, ich senke den Blick. ….Eigentlich ist er nicht nur einfach gestorben…. Man hat ihn mir weggenommen… Aber das ist jetzt egal… Das liegt nun alles hinter mir…. Ich kann hier endlich ein lebenswertes Leben führen… Ohne meine Vergangenheit…

Kyo muss die Bitterkeit in meinem Gesicht gesehen haben. „Es tut mit Leid… Also ich wollte nicht….“, er beißt sich auf die Lippe.

„Schon in Ordnung… Es liegt schon lange zurück….“, ich lächle ihn aufmunternd an. ….Ich will das alles hinter mir lassen… Es vergessen… so dass es am Ende nur noch ein böser Traum zu sein scheint…

Er nickt, sieht aber immer noch ziemlich geknickt aus. „Und was ist mit dir? Hast du Haustiere?“, frage ich ihn unsicher. Der Blonde nickt und lächelt dann. „Unsere Katze hat vor Zwei Wochen geworfen…“, ein leicht verträumter Ausdruck macht sich auf seinem Gesicht breit.

„Die kleinen sind so süß….“, Toshiya quietscht leicht vor sich hin, „Drei Stück, Shinya! Und sie sind total weich!“, er grinst, „Du musst unbedingt mal zu Kyo gehen und sie dir ansehen!“, er nickt mit Nachdruck und schielt zu seinem Freund.

Dieser sieht mich unsicher an. „…Darf ich dich… Denn mal besuchen kommen?“, frage ich schüchtern, woraufhin er zu lachen beginnt. „Natürlich! Wenn du möchtest…“, er nickt mir zu.

Der Biologieunterricht geht schnell vorbei, da im Prinzip kein richtiger Unterricht stattfindet. Der Lehrer schafft es einfach nicht, sich gegenüber den Schülern zu behaupten, und so herrscht die ganze Stunde hindurch das reinste Chaos, und jeder macht was er will.

Toshiya bringt Kyo dazu, mir von den kleinen Kätzchen und ihren ersten Lauf- und Spielversuchen zu erzählen, und ich höre dem Kleineren nur zu gerne zu. …Er scheit die kleinen Katzen wirklich sehr gerne zu mögen… Er wirkt so begeistert… Irgendwie… niedlich…

Der Lehrer steht weiterhin vorne und redet sich den Mund fusselig, ohne dass ihn jemand wirklich ernsthaft beachtet. Am Ende der Stunde verlässt er frustriert ohne ein Wort des Abschiedes den Raum.

„Kommst du mit aufs Dach?“, Kyos Blick ist erwartungsvoll. ….Ob Dai wieder unten ist?... Sollte ich nicht vielleicht?...

Aber da ich mir nicht sicher bin, ob er da sein wird, und ich liebend gerne mit Kyo und Toshiya gehen möchte, nicke ich schließlich und stehe auf und schultere meine Tasche. „Fein…“, Toshiya strahlt mich an,

„Dann los… Aber nicht so auffällig… Die Lehrer sehen es nicht so gerne…“
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Erwartungsvoll sehe ich mich in der überfüllten Pausenhalle um, halte nach dir Ausschau, gehe immer wieder zu der Stelle zurück, an der du vorhin so alleine gesessen hast und warte ungeduldig auf dein Kommen.

Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr wird mir klar, dass dieser kleine Blödmann namens Kyo dich irgendwohin entführt haben muss, um mit dir allein sein zu können.

Gereizt wandle ich durch die Schülermassen und suche nach dir.

….Das werde ich ihm mit absoluter Sicherheit nicht durchgehen lassen… Was bildet er sich überhaupt ein?... Ich werde dich schon noch finden…
 


 

+Mein Vögelchen….

+Ganz allein meins….

+Mit deinen gebrochen Schwingen…

+…sollst du einzig und allein mir gehören…

I realy dont’t like to share you…

Nya... Das nächste Kapitel... Hat ja auch lange genaug gedauert >,< Gomen.. T.T

Wo wir auch beim Thema wären~ Ich widme dieses Kapitel theSickness, weil sie immer so niedlich gefragt hat, wann ich weiter schreibe ^^ *nicken-tu*
 

III. I realy dont’t like to share you…
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Auf dem Dach ist es ziemlich windig, aber sonst angenehm ruhig. Von unten kann man das leise Stimmengewirr der anderen Schüler vernehmen, doch sonst ist nichts außer dem Rauschen des Windes zu hören.

Ich drehe mich lächelnd zu Toshiya und Kyo um.

„Schön hier, oder?“, der Größre streckt sich und setzt sich dann mit dem Rücken zur Wand auf den Boden und holt sein Essen aus seiner Tasche hervor. „Iih…. Ich habe Mutter doch schon so oft gesagt, dass ich das Zeug nicht mag…“, mault er und sieht klagend zu mir und Kyo. „Tauscht einer mit mir?“, er setzt einen absolut lieben Hundeblick auf.

….Gleich winselt er los…

Ich muss lachen und setze mich neben ihn, ziehe meine eigene Lunchbox aus meiner Tasche und halte sie ihm hin.

„Hier… Iss ruhig.“, dankbar nimmt er das Essen an sich und schiebt mir sein eigenes hin. Neben mir lässt sich Kyo an der Wand zu Boden gleiten und schielt erst auf Toshiyas Lunchbox, und anschließend auf meine, über die der Größere gerade in diesem Augenblick mit einem seligen Lächeln auf den Lippen herfällt.

„Sieht lecker aus…“, stellt er fest und bringt das Paar Stäbchen, das noch immer neben mir liegt, an sich und schnappt Toshiya ein Stück Fleisch vor der Nase weg.

„Und es schmeckt auch so gut, wie es aussieht…“, lächelt er, während Toshiya ihn anschmollt, „Hast du das alles selbst gemacht?“, ich nicke und mache mich dann über Toshiyas verschmähtes Mahl her.

….Es ist schön mit ihnen hier zu sitzen… So etwas habe ich mir immer gewünscht…

„Heeeee!“, empört sich Toshiya als der kleine Blonde ihm erneut ein Stück Fleisch wegstibitzt und sich dann auch noch am Reis gütlich tut. „Hast du denn nichts eigenes dabei?“, der Angesprochne schüttelt nur den Kopf.

„Oh, Kyo! Dann sei doch wenigstens nicht so gefräßig! Ich will auch noch was abhaben! Sag doch auch mal was, Shinya!“, ich unterdrücke ein Lachen.

„Was soll ich denn dazu schon sagen?“, ich lächle ihn unschuldig an.

„Ach ihr…. Immer sind alle gegen mich!“, plärrt der Dunkelhaarige und versucht erneut Kyo los zu werden, „Geh zu Shinya… Der gibt dir bestimmt gerne was ab…“

„Darf ich?“, Kyo sieht mich fragend an. Ich nicke und halte ihm die Lunchbox hin.
 


 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

…Wohin kann er dich nur verschleppt haben?.... Ich habe jetzt schon fast die ganze Schule durchkämmt… Das ist nicht fair!... Was bildet sich dieser komische Kerl nur ein?.... Nur weil er dich zu erst gesehen hat, oder was?....

Knurrend werfe ich einem Blick ins Jungenklo. Auch hier keine Spur von dir.

…Gibt es denn keine Möglichkeit, dieses kleine, böseblickende Wesen schnell und sauber loszuwerden?... Man könnte ihn mit der Post an einen weitentfernten Ort verschicken…

Frustriert stellte ich fest, dass die Pause schon in wenigen Minuten vorbei sein wird. Dabei habe ich noch nicht einmal etwas gegessen…

Noch einmal lasse ich meinen Blick über die Menge von Schülern wandern. Mit einem Seufzer gestehe ich mir meine Niederlage ein und krame mein Essen hervor.

….Für dieses Mal hat Kyo gewonnen… Aber das wird nicht so schnell wieder vorkommen… Er hat seine Finger von dir zu lassen… Was bitte hat er daran noch nicht verstanden?....

Wütend schaufle ich das Essen in mich hinein und verstaue die leeren Reste in meiner Schultasche.

„Ah, Dai… Ich dachte eigentlich du wärst wieder bei ihm…“, ich drehe mich verwundert zu Kaoru um, der mich mit einem seltsamen Lächeln auf den Lippen ansieht.

….Aha… Er redet also wieder mit mir… „Ich habe ihn nur nicht gefunden… Dieser komische Kyo muss ihn irgendwo mit hingenommen haben…“, erklärte ich unzufrieden.

Plötzlich verändert sich Kaorus Gesichtsausdruck wieder. „Ach so…“, er senkt kurz den Blick, „Ano… Gehen wir zusammen noch oben? Es klingelt eh gleich….“ Langsam nicke ich und mache mich mit ihm auf den Weg zu den Erdkunderäumen.

„Was hattest du denn vorhin? Du hast zwei Schulstunden lang nicht mit mir geredet, und mich auch sonst nicht beachtet… Bin ich dir irgendwie auf den Schlips getreten?“

….Nicht dass er auch wegen dir… Noch einen Konkurrenten kann ich nun wirklich nicht gebrauchen…. Und außerdem ist er ja noch immer mein bester Freund…

„Nein…. Mir musste nur wieder etwas klar werden?“, er lächelt, aber irgendwie wirkt es seltsam.

Verwirrt schüttele ich den Kopf. „Ich verstehe nicht ganz, was du damit meinst…“, er lächelt nur. „Nicht so wichtig…“

Ich spüre, dass dieses Gespräch hiermit für ihn abgeschlossen ist, und gehe nicht weiter darauf ein.

Da das Thema Kaoru nicht so besonders zu gefallen scheint, vermeide ich es den restlichen Schultag lang, von dir zu sprechen, auch wenn meine Gedanken die ganze Zeit einzig und allein um dich kreisen.

In der letzten Stunde haben wir dann wieder Biologie bei einem gewissen Lehrer, der mich schon als ich den Raum betrete sofort ins Auge fast.

„Sie haben sich vorhin nicht bei mir abgemeldet, Herr Andou…“, ich zucke mit den Schultern und setze mich auf meinem Platz.

….Worüber könnte ich mich nur mit dir unterhalten?...

„Ich halte nichts davon, wenn man einfach den Raum verlässt, ohne sich abzumelden!“

….Was dich wohl interessiert?....

„Ich hoffe, dass so etwas nicht noch einmal passiert!“

….Bücher… Was könnten wir denn beide gelesen haben?....

„Sagen sie Herr Andou, hören sie mir überhaupt zu?“

Etwas überrascht sehe ich auf und direkt in das gerötete Gesicht des Lehrers.

„Doch… Ich bin ganz ihrer Meinung….“, grinse ich. „Könnten sie aus dem Weg gehen? Ich kann sonst die Tafel nicht sehen….“

Die Lehrkraft gibt ein verächtliches Schnaufen von sich und kehrt wortlos zu ihrem Pult zurück und beginnt mit dem Unterricht, auch wenn ihm nach Fünf Minuten im Prinzip niemand mehr zuhört.

„Sei doch nicht immer so gemein zu dem Kerl…“, lacht Kaoru leise und schüttelt den Kopf. „Wenn du so weiter machst, bringt er sich am Ende noch um….“

„Was? Ich mach doch gar nichts…. Ich wollte nur freien blick auf die Tafel haben….“, verteidige ich mich mit unschuldiger Miene.

….Ich mag den Kerl halt nicht… Genau so wenig wie er mich… Wenn man sich gegenseitig nicht mag, wo liegt dann das Problem?...

Ich zucke mit der Schulter und strecke mich, stütze meinen Kopf auf die Hände und mache mir weiter Gedanken über mögliche Gesprächsthemen für nachher.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Zumindest einigermaßen interessiert folge ich den Erläuterungen des Geschichtslehrers, der uns gerade die Lebensumstände zu der Zeit der Französischen Revolution erläutert, ganz anders als Toshiya, der eher den Eindruck macht, als sei er bereits eingeschlafen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass die Stunde in weniger als Zehn Minuten vorbei sein wird und ich atme erleichtert auf.

…..Gleich werde ich mit Dai und Kyo in die Stadt gehen…

Ich lächle leicht vor mich hin und drehe mich kurz nach hinten zu Kyo um. Er bemerkt meinen Blick und nickt mir zu und hält Acht Finger hoch, die die restlichen Acht Minuten bis zum Klingeln symbolisieren. Fröhlich grinse ich ihn an und nicke ebenfalls, ehe ich mich wieder zum Lehrer drehe.

….Er scheint sich auch auf gleich zu freuen… Wie schön…

So glücklich wie gerade in diesem Augenblick, bin ich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gewesen. Sonst hat immer irgendetwas meine Freude überschattet. Doch nun gibt es nichts mehr, das Schatten werfen könnte.

Endlich klingelt es und ich springe hastig auf, stopfe meine Hefte und Blöcke unachtsam in meine Schultasche.

„Herr Tarachi? Ich würde sie gerne kurz sprechen….“, der Lehrer kommt auf mich zu und bleibt mit einem freundlichen Lächeln vor meinem Tisch stehen.

Unsicher sehe ich ihn an und drehe mich dann zu Kyo um, der gerade meinen Platz erreicht.

„Es wird auch nicht lange dauern….“, verspricht der Geschichtslehrer und bedeutet Kyo vor der Tür zu warten.

Kaum dass alle anderen Schüler den Raum verlassen haben, zieht er sich einen Stuhl heran und eröffnet das Gespräch.

„Ich wollte mich eigentlich nur einmal darüber erkundigen, wie sie sich hier eingelebt haben, Terachi-san….“

„Ganz gut…“

„Ach… Das ist schön… Und das alleine Wohnen bereitet ihnen keine Schwierigkeiten?“

Ich schüttele den Kopf und lächle, „Funktioniert alles ganz gut….“

„Fühlen sie sich nicht ziemlich einsam? Ich meine… Schließlich sind sie in den letzten Jahren immer von anderen Kindern umgeben gewesen…“

„Ich komme damit gut zu recht….“

…Wieso auch nicht? Natürlich ist es ungewohnt… Aber ich habe mich früher auch immer allein gefühlt… Egal mit wie vielen Menschen ich zusammen war….

„Wie ich sehe haben sie sogar schon Freunde gefunden….“

Ich nicke.

Mit einem Seufzen erhebt sich der Lehrer von seinem Stuhl und klopft sich Kreidestaub von seinem Pullover. „Es freut mich für sie, dass sie sich den neuen Umständen so gut anpassen konnten… Falls sie Probleme oder Fragen haben, stehe ich ihnen immer zur Verfügung… Meine Nummer haben sie ja….“

Ich stehe auf, verbeuge mich kurz und verlasse hastig den Raum.

Als ich die Tür öffne steht Kyo direkt vor mir und lächelt verlegen. „Ano… Können wir dann?“, er fast mich vorsichtig am Handgelenk und zieht mich mit sich.

….Er benimmt sich beinahe so, als ob ich ihn bei irgendetwas ertappt hätte…. Ob er gelauscht hat?...

Ich gehe das kurze Gespräch hektisch in Gedanken durch. ….Selbst wenn er gelauscht haben sollte, dürfte er eigentlich nichts besonderes mitbekommen haben…..

„Worum ging es denn?“, Kyo sieht mich neugierig an, als wir die Treppe hinunter steigen.

„Nur darum, ob ich mich schon gut hier an der neuen Schule eingelebt habe…“

„Und hast du das?“, er legt den Kopf leicht schief. Ich muss leise lachen. „Seit heute schon…“, er nickt und lächelt ebenfalls.
 


 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

…Ach wo bleiben die beiden denn?... Sie werden mich doch nicht vergessen haben, oder?....

Ungeduldig warte ich am Haupteingang und werfe zum siebten Mal einen Blick auf meine Armbanduhr.

…..Vielleicht hat das kleine Monster sich dich aber auch einfach geschnappt, und gesagt, dass er mich nicht dabei haben will, und ist dann mit dir durch einen der Nebenausgänge gehuscht… Oh, ich könnte ihn… Was bildet er sich nur ein?.... Ich will derjenige sein, der dir am nächsten steht…. Ich will ganz nah bei dir sein dürfen…. Dein weiches Haar berühren…

…Kyo steht mir im Weg…

„Ach… Du bist ja noch da…“, obwohl ich die Stimme erst seit einem Tag kenne, erkenne ich sie sofort wieder und meine Laune wird noch etwas schlechter. ….Kyo….

Mit einem übertrieben freundlichen Lächeln auf den Lippen drehe ich mich zu ihm um, und mir fällt fast alles aus dem Gesicht, als ich sehe, dass er dich bei der Hand hält.

….Dieser… kleine…. Dieser….

„Natürlich bin ich noch da…“, sagte ich gezwungen gelassen, während ich den Drang verspürte, Kyo von dir weg zu zerren.

„Entschuldige, dass du warten musstest… Ein Lehrer wollte mich noch kurz sprechen….“, erklärst du und machst einen Schritt auf mich zu, während Kyo dich loslässt.

Ich ergreife die Gunst der Stunde und nehme deine Hand zärtlich in die meine, und bemerke bei dieser Gelegenheit, dass du einfach nur wunderschöne Hände hast. Allem Anschein nach ist an dir einfach alles wunderschön…

Du errötest leicht und ich strahle noch etwas breiter als ich Kyos Blicke bemerke.

….Er will dich definitiv für sich… Aber ich bin derjenige, der dich bekommen wird… Du bist mein süßes, kleines Vögelchen… Und ich kann ohnehin viel besser auf dich Acht geben, als er…

Ich nicke kurz um diesen Gedanken zu bekräftigen und sehe dich dann fröhlich an. „Wollen wir los?“

Du nickst und wirkst dabei wieder so unglaublich schüchtern und niedlich, dass ich dich am liebsten an mich drücken würde. …Was Kyo dann wohl machen würde?....

Als ich den Blick des kleinen Blonden suche, begegnet mir ein so dermaßen böser Blick, dass ich es beinahe mit der Angst zu tun bekomme. Anstatt mir etwas anmerken zu lassen, lächle ich Kyo einfach nur an und gehe mit dir an der Hand los.

Das kleine blonde Wesen folgt uns und ich kann seine wütenden Blicke geradezu spüren. …Er wird sich schon damit abfinden… Er soll sich wieder zu seinem dunkelhaarigen Freund verziehen…
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Ich werfe einen besorgten Blick nach hinten. Kyo sieht irgendwie… wütend aus? Oder eher traurig?

Irgendwie scheinen er und Dai sich wirklich nicht im Geringsten zu verstehen… Schade… Es wäre so schön, wenn sie einander etwas mehr mögen würden…

„Ich glaube wir sollten auf Kyo warten, Dai-san….“, merke ich etwas unsicher an. …Schließlich ist es Kyo gewesen, der diesen Vorschlag gemacht hat… Und ich will den Nachmittag mit beiden, und nicht nur mit einem verbringen….

Dai bleibt stehen und ich ziehe meine Hand zaghaft aus der seinen, lächle ihn entschuldigend an du drehe mich zu Kyo, der mit leicht mürrischer Miene auf uns zukommt.

….Vielleicht habe ich auch etwas gesagt, oder getan, das ihn verärgert hat… Fieberhaft denke ich darüber nach, was ich vielleicht getan haben könnte, komme aber zu keinem einleuchtenden Ergebnis.

Der Kleinere seufzt leise, und lächelt mich dann an. „Bist du schon in der Innenstadt gewesen?“

Ich schüttle den Kopf. „Um ganz ehrlich zu sein, kenne ich nur die Schule und die Umgebung drum herum… Weil ich ja auch hier in der Nähe wohne…“, erkläre ich und es kommt mir selber seltsam vor, dass ich in den letzten Tagen nie in die Stadt oder irgendwo anders hingegangen bin.

Kyo nickt nur. „Dann fangen wir mit der Innenstadt an…. Außer natürlich Dai hat einen besseren Vorschlag…“, die Feindseligkeit in seinen letzten Worten erschreckt mich etwas.

…Vielleicht gibt sich das ja mit der Zeit… Oder ist Kyo sauer, weil Dai mitkommt? Aber warum sollte er?...

Da ich das Verhalten der beiden einfach nicht verstehen kann, beschließe ich mir später den Kopf darüber zu zerbrechen und einfach diesen Nachmittag zu genießen.

Tatsächlich legt sich die gespannte Stimmung zwischen dem Rothaarigen und dem Blonden auf dem Weg in die Stadt ein wenig, und sie erzählen mir sogar gemeinsam von den Marotten und Fehltritten der Lehrer an unserer Schule.

„Wie ist es an deiner alten Schule gewesen, Shinya-chan?“, Dai sieht mich mit einem seltsam sanften Lächeln an und stricht mir ganz flüchtig über das Haar. Irgendwie ist er ganz furchtbar lieb…

„Also meine alte Schule…. War nicht so toll, wie diese hier… Unsere Lehrer waren alle schon ziemlich alt, und sind im Unterricht fast selbst eingeschlafen, weil sie sich mit ihrem Gerede selbst gelangweilt haben… Und die Hausmeister waren auch schrecklich… Sie haben uns in den Pausen immer beobachtet, und wenn es auch nur den Geringsten Anlass dazu gab, sind sie gleich zum Schuldirektor gerannt…“, ich zucke mit den Schultern.

„Hattest du viele Freunde?“, Dai drückt auf den Schalter der Ampel.

„Nein…“, ich schüttle den Kopf und versuche dir aufkeimenden Erinnerungen zu verdrängen.

….Ich habe nicht einen Freund gehabt… Nicht in der Schule, und auch nicht bei den anderen… Zumindest darin waren sich alle einig… Keiner mochte mich, und keiner hat mich je angesprochen, außer um mich um Hausaufgaben zu bitten, oder wenn sie etwas nicht verstanden… Sonst nie…

Dai wirkt plötzlich unruhig, gerade so, als hätte er meine Trauer bemerkt.

Ohne Vorwarnung zieht er mich zu sich und legt vorsichtig die Arme um mich, um mich leicht an sich zu drücken.

„Entschuldige… Ich wollte keine Erinnerungen ausgraben… Tut mir wirklich Leid…“

„Nicht so schlimm…“, die unerwartete Nähe genießend lehne ich mich leicht an ihn. In seinen Armen ist es so angenehm warm…

Ein leichtes Lächeln huscht über mein Gesicht.

„Es ist grün…“, knurrt es neben uns und ich löse mich hastig und mit hoch rotem Kopf von Dai, und sehe mich nach dem Besitzer der Stimme um, der bereits die Hälfte der Strecke über die Straße hinter sich hat. „Kyo-kun?“, besorgt eile ich ihm nach.

…Ob es ihm vielleicht unangenehm ist, wenn sich zwei Jungen in der Öffentlichkeit umarmen?...

Er beschleunigt seine Schritte und ich muss beinahe rennen um ihn einzuholen.

„Ano… Ist irgendetwas?“, frage ich leise und gehe neben ihm her. Er schüttelt nur stumm den Kopf.

„Nicht so schnell!“, Dai kommt jammernd hinter uns her getrabt und sieht den Blonden dann auf eine seltsame Art und Weise an. ….Ob er sich auch fragt, was Kyo auf einmal hatte?...

Ohne ein weitres Wort darüber zu verlieren, gehen wir weiter und Kyo und Dai beginnen wieder über die Schule und unsere Lehrer zu reden.

„Du Shinya? Möchtest du ein Eis?“, Dais Frage ist vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen und lässt mich verwundert aufsehen.

„Ich frag ja nur, weil da gerade ein Eiscafe ist…“, lächelnd deutet er mit der Hand nach rechts. „Ich lade euch beide ein…. Nun? Was ist?“, er legt den Kopf leicht schief. …Irgendwie… mag ich es, wenn er so guckt…. Ich nicke zaghaft. Kyo zuckt nur mit den Schultern. „Warum nicht?“

Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen nimmt Dai mich wieder bei der Hand und zieht mich zu dem kleinen Cafe. „Für jeden zwei Kugeln…“, erklärt er und sucht schon mal Geld aus seiner Tasche. Kyo entscheidet sich für Zitrone und Schokolade, und ich wähle Schokolade und Pistazie. Dai bestellt sich eine Kugel Schokolade und eine Erdbeere und bezahlt anschließend.

„Danke…“, hauche ich leise und lecke an der kalten Masse. Dai grinst nur. „Gern geschehen…“

Eisleckenderweise bewegen wir uns weiter durch die Straßen. Es ist nicht besonders viel los, was mir auch ganz recht ist. Ich mag keine Menschenmassen, und habe sie auch nie gemocht.

„Das war lecker!“, erklärt Dai nach einer Weile. Lächelnd stelle ich fest, dass er sein Eis schon vollständig verputzt hat. „Wie schmeckt dein Pistazieneis, Shinya? Darf ich mal kosten?“

„Ano… Im Prinzip schon, aber… Hab gerade das letzte bisschen weggeleckt…“, erkläre ich kleinlaut und lächle Dai entschuldigend an.

„Macht ja nichts….“, er lächelt, „Ich kann es schließlich auch so noch probieren….“

Ehe ich fragen kann, wie er das anstellen will, spüre ich eine Hand im Nacken und werde leicht nach vorne gezogen. Zwei hübsche Lippen legen sich sanft auf die meinen und ich spüre eine feuchte Zunge über meine Lippen fahren.
 

+Ein kleiner Vogel, der nach Nähe weint

+Von Tränen verklebte Flügelchen

+Ein kleiner Vogel, der nicht mehr fliegen kann…

+Ich will dich ganz für mich allein…

+Ich will das kleine Vögelchen zärtlich umfangen und verhindern, dass ihm Leid geschieht…
 

*verbeug* Danke fürs lesen~

I want you more than anything other...

Nach Ewigkeiten wieder ein neues Kapitel... Ich möchte mich wirklich dafür entschuldigen, dass ich so langsam schreibe... Ich gebe mir Mühe das zu ändern ^^ *hüstel* Nya... Danke fürs Lesen schon im vorraus... (Falls das hier überhaupt noch wer lesen mag... T__________T)
 

IV. I want you more than anything other….
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Zärtlich lecke ich dir über die hübschen und überaus weichen Lippen. Meine Sinne überschlagen sich fast und ich muss mich furchtbar beherrschen dich nicht noch näher an mich heran zu ziehen.

Du zuckst erschrocken zurück und neben mir höre ich einen wütend gezischten Laut, der so ziemlich alles bedeuten könnte.

Ich mustere dich aufmerksam. Du wirkst erschrocken und vollkommen verwirrt. Du bist sogar so verschreckt und durcheinander, dass du nachträglich dein Eis fallen lässt. …Wie niedlich du dabei aussiehst….

Dein gehauchtes, „Warum hast du das gemacht?“, bringt mich fast um den Verstand und lässt mich leise lachen. …Bemerkst du es denn nicht?.... Ich bin dir mehr als nur verfallen, und es gibt nichts in der Welt, das ich mehr begehre als dich… Ist das nicht vollkommen eindeutig?...

Gerade als ich zu einer Antwort ansetze, werde ich grob am Arm gepackt und von einem über alle Maßen erzürnten und vor Wut, und bestimmt auch vor Eifersucht, überkochendem Kyo am Arm um eine Ecke und in eine kleine Seitengasse gezerrt.

….Oh weh… Jetzt ist er sauer…

Ich grinse ihn breit an als er mich rücklings an eine Hauswand schuppst. „Was…“, faucht er mich an, „Denkst du dir eigentlich? Er kennt dich noch nicht einmal einen halben Tag, und du kommst hier schon mit solchen Sachen…“

…Er ist eifersüchtig…. Eindeutig…

Ich grinse ihn nur weiterhin an.

„Fuck! Hör auf so ultra dämlich zu grinsen, und erklär mir mal für wen du dich hältst, dass du dir solche Sachen herausnimmst!“, sein Blich ist so durchdringend und wütend, dass ich es fast mit der Angst zu tun bekomme.

Doch statt mich eingeschüchtert zu geben, grinse ich weiter und mache einen Schritt auf ihn zu. „Ich weiß gar nicht, was du dich hier so aufregst… Wetten wir, dass du das gleiche gemacht hättest, wenn du diese Idee gehabt hättest?“, er sieht mich wütend und trotzig an.

„Bilde dir ja nicht ein, dass ich es nicht bemerkt hätte… Ich weiß ganz genau, dass du Shinya genauso sehr willst, wie ich…“

Für ein paar Sekunden verändert sich der Gesichtsausdruck des kleinen Blonden radikal. Plötzlich wirkt er ertappt und auch etwas schuldbewusst und ein bisschen Unsicherheit lässt sich auch aus seinen Zügen ablesen.

Kyo gelingt es jedoch schnell seine Gefühle wieder zu verbergen und er funkelt mich wütend an. „Und wenn schon… Wenigstens bin ich nicht so rücksichtslos und taktlos wie du!“, knurrt er mich an.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Wie zu einer Salzsäule erstarr stehe ich da und starre auf den Punkt, an dem noch vor wenigen Augenblicken Dai gestanden hat.

….Was… was war das… Ich meine…. Was sollte das… und sowieso…

Ganz langsam hebe ich die Hand und berühre mit den Fingerspitzen meine Lippen.

….Aber warum…. Ich meine… wir sind doch beide Jungen…

Nicht in der Lage klar zu denken schüttele ich den Kopf. …Es hat sich nicht schlimm angefühlt. …Ganz im Gegenteil…. Es hat angenehm gekribbelt…. Noch verwirrter sehe ich auf meine Handflächen hinab. …Aber das erklärt immer noch nicht, warum er das gemacht hat… Normalerweise macht man das doch nur…

Erschrocken sehe ich auf und schüttle denn erneut den Kopf.

….Nein… Vollkommen unmöglich… Dai kennt mich nicht wirklich, er weiß nichts von mir, er kann mich also unmöglich so sehr mögen… Wie soll das denn gehen?... Ich mag ihn ja auch, aber… so sehr?...

…Nein…

Dais Umarmung drängt sich in mein Bewusstsein. Sie ist warm und angenehm gewesen…. Sogar überaus angenehm… Ach Quatsch… Das ist alles Unsinn… Er mag mich bestimmt nicht SO sehr… Vollkommen unmöglich…

Ich sehe in die Richtung, in die der Rothaarige von Kyo verschleppt worden ist. Kyo hat so unglaublich wütend ausgesehen.

…Vielleicht hat er ja was gegen Schwule… Und Dai hat sich nun einmal so verhalten, als sei er in mich verliebt, oder?... Das muss der Grund für Kyos Verhalten sein… Wenn ich Dai tatsächlich mehr als nur ein bisschen mag… was wird Kyo dann wohl sagen?... Ob er und Toshiya dann nichts mehr mit mir zu tun haben wollen?... Betrübt lasse ich den Kopf hängen.

Dann fällt mir ein, dass es keinen Grund gibt, traurig zu sein, weil ich Dai ja gar nicht liebe, von daher hat Kyo vielleicht etwas gegen ihn, aber nicht gegen mich.

…Genau… Ich liebe Dai genau so wenig, wie er mich… Von daher ist alles in Ordnung…

Doch während ich dort wo ich bin stehen bleibe, und auf die Rückkehr der beiden warte, werde ich immer unsicherer, ob ich Dai nicht doch mehr als ein bisschen mag.

Endlich kommt zumindest Kyo wieder.

Beunruhig stelle ich fest, dass er immer noch ziemlich in Rage ist. Als er bei mir ankommt, schnappt er sich sofort meine Hand und zieht mich hinter sich her. „Kyo? Kyo warte doch…. Was ist denn los? Und was ist mit Dai?“, frage ich irritiert nach. Er bleibt kurz stehen, das Gesicht von mir abgewandt.

„Entschuldige…“, er lässt meine Hand wieder los. „Dai und ich sind etwas aneinander geraten… Er dürfte auch gleich kommen….“, der Kleinere dreht mir vollends den Rücken zu. „Warte sonst hier auf ihn… Ich geh jetzt nachhause…“, seine Stimme klingt seltsam traurig, aber ich kann mir beim besten Willen nicht erklären warum.

Ohne sich noch einmal nach mir umzusehen, setzt er sich in Bewegung. Unschlüssig ob ich ihm nun folgen sollte, oder lieber auf Dai warten, sehe ich ihm nach.

Bei dem Gedanken an den Rothaarigen wird mir seltsam warm, und mir ist plötzlich klar, dass ich ihm im Augenblick eh nicht in die Augen sehen kann. …Erst wenn ich weiß, das mit mir los ist… Und was mit ihm los ist, und warum er so schrecklich verwirrende Sachen macht…

Also renne ich Kyo hinterher. Als ich ihn vorsichtig anstupse sieht er mich überrascht an, bis schließlich ein Lächeln über seine Lippen huscht. Ein Lächeln, das mich auch ein kleines bisschen an Dai erinnert.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Wütend betaste ich meine Wange. Als ich Kyo vorgeworfen habe, dass er im Prinzip auch nicht besser ist, als ich, und dass er in Zukunft einfach nur die Finger von dir lassen soll, hat der kleine Blonde einfach ausgeholt und mir eine geknallt, um anschließend einfach abzuhauen.

Verärgert zucke ich zusammen, als ich eine Stelle treffe, die besonders weh tut. Auch wenn man es ihm nicht ansieht, ist er ganz schön kräftig und ein erstzunehmenderer Konkurrent, als ich gedacht habe. …Ich weiß echt nicht, was der sich denkt….

…Es mag vielleicht sein, dass ich mich etwas seltsam benehme…. Aber du bemerkst sonst ja nicht, was ich für dich empfinde…

Ich trete nach einem kleinen Steinchen.

…Ich will nur dich, und sonst nichts anderes, aber das scheint schon zu viel verlangt zu sein….

Siedendheiß fällt mir ein, dass du noch immer da stehst, wo wir dich zurück gelassen haben, und dass Kyo jetzt wahrscheinlich schon lange bei dir ist, und dir wer weiß was für Dinge erzählt.

Ich fluche laut und renne los, um dich so schnell wie möglich von diesem dämlichen Vollidioten weg zu bekommen.

…Der Kerl stört mich so dermaßen… Vielleicht sollte ich ihm auf dem Schulflur ein Bein stellen, damit er hinfällt und sich sonst was bricht…

Als ich wieder aus der Gasse trete, halte ich überrascht inne und lasse meine Augen hastig über mein gesamtes Umfeld wandern.

Du bist nicht mehr da.

Trauer und Endtäuschung mischen sich unter die Wut über Kyo. ….Er muss dich mitgenommen haben… Oder bist du gegangen und er sucht nun nach dir?...

Ich werde dich ja wohl nicht so sehr erschreckt haben, dass du nun nichts mehr mit mir zu tun haben willst?

Betrübt lasse ich den Kopf hängen. …Was soll ich jetzt tun?... Ich sehe mich um, ehe ich einen frustrierten Seufzer ausstoße und mich einfach in Bewegung setze. In irgendeine Richtung, ohne Ziel.

Alle meine Gedanken gelten dir und der Erinnerung an deine weichen Lippen.

…Weißt du eigentlich, wie gemein das ist?... Wegen dir werde ich noch verrückt werden…

Ungeachtet der Menschen um mich herum muss ich leise und verbittert lachen. …Wahrscheinlich bin ich schon längst verrückt…. Was ich für dich empfinde ist nicht normal… Das kleine schäumende Monster hat schon Recht… Ich kenne ich dich erst seit Heute Morgen… Falls man das hier kennen nennen kann… Und trotzdem kann ich nur noch an dich denken…

Mein Blick wandert zum Himmel empor.

…Was du jetzt wohl von mir denkst?... Ich seufze, da ich weiß, dass ich auf diese Frage vorerst keine Antwort bekommen werde, und gehe langsam weiter.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

„Ano, Shinya-kun?“, ich sehe etwas erschrocken auf, als Kyo das Schweigen, das bis eben noch zwischen uns geherrscht hat, bricht. Der Blonde Junge sieht mich mit einem seltsam gequälten Ausdruck in den Augen an. „Du musst nicht mit mir mitkommen, nur weil du denkst, dass du das vielleicht musst…. Es ist auch in Ordnung, wenn du wieder zu Dai willst…. Oder zu dir Nachhause…“, er senkt den Blick, „Aber wenn du Lust hast, kannst du gerne mit zu mir kommen… Du wolltest doch die Katzen sehen, oder?“

Lächelnd nicke ich. „Ich komme mit dir mit, weil ich mit dir mitkommen will… Und die Kätzchen würde ich nur zu gerne sehen…“, als er wieder aufblickt, strahlt er über das ganze Gesicht.

….Warum wirkt er nur so glücklich?... Ich verstehe ihn genauso wenig wie Dai…

…Dai… Schon wieder denke ich an ihn…

Ich rufe mich innerlich zur Ordnung und versuche den Rothaarigen einmal mehr aus meinen Gedanken zu verbannen, während ich Kyo, der sich wieder in Bewegung gesetzt hat, folge.

Auf dem Weg zu dem Haus, in dem er wohnt, unterhalten wir uns über diverse Videospiele und ich stelle begeistert fest, dass wir in diesem Punkt einen ähnlichen Geschmack haben.

„So… Da wären wir also….“, vor einem hübschen und recht großen Haus mit Garten hält Kyo schließlich an und öffnet die kleine Gartenpforte.

„Ihr habt ein hübschen Haus…“, sage ich, eigentlich nur um irgendetwas zu dem Haus zu sagen. Einen Moment lang muss ich an das Haus denken, in dem ich meine Kindheit verbracht habe. Wir hatten auch einen Garten wie diesen, in dem ich vor langer Zeit mit meinen über alles geliebten Hund gespielt habe…

Krampfhaft unterdrücke ich die Erinnerung und beeile mich stattdessen zu Kyo zu kommen, der gerade die Tür aufgeschlossen hat und mich nun erwartungsvoll ansieht.

Im Flur angekommen kann der kleine Blonde es kaum erwarten, dass ich meine Schuhe und meine Jacke ausgezogen habe, und nimmt mich schließlich bei der Hand um mich die Treffe hinauf und in ein Zimmer zu ziehen, das ich auf den ersten Blick sofort als das seine identifizieren kann.

Viel Zeit um meine Umgebung in mich aufzunehmen, bleibt mir jedoch nicht, da meine Aufmerksamkeit von einem kleinen Mautzen aus einem großen, noch oben hin offenen Pappkarton, den Kyo gerade unter seinem Schreibtisch hervor zieht, in Beschlag genommen wird.

Vorsichtig nähere ich mich dem Karton und dem von einem Ohr zum anderen strahlenden Kyo und werfe einen Blick hinein.

Eng aneinander gekuschelt schlafen dort Drei klitzekleine Kätzchen neben ihrer rot weiß getigerten Mutter, die uns aus gelben Augen wachsam ansieht. Ich kann mir ein gehauchtes „süß“, nicht verkneifen und neben mir beginnt Kyo eifrig zu nicken.

Ganz vorsichtig und unglaublich sanft hebt er eine der Kleinen hoch und bettet sie auf seinem Schoss.

Ein seltsames Gefühl beschleicht mich, als ich des über alle Maßen zärtlichen Gesichtsausdruckes des Blonden gewahr werde.

….Er hat die Kätzchen allem Anschein nach sehr gern…

Plötzlich verspüre ich Eifersucht und den Wusch ebenso geliebt zu werden, wie diese kleinen Katzen. Vor lauer Verwunderung über diese albernen Empfindungen schüttle ich den Kopf über mich selbst.

Behutsam rücke ich etwas näher an Kyo heran, der gerade damit beschäftigt ist, das kleine Wesen auf seinem Schoss hinter den winzigen Ohren zu kraulen.

„Möchtest du auch?“, fragt er leise und deutet auf eines der Kätzchen, die noch eingerollt in dem Karton liegen.

Ich nicke schüchtern und Kyo hebt eines der schlafenden Wesen vorsichtig hoch und legt es mir in den Schoss. Das kleine Geschöpf hebt das Köpfchen und maunzt leise, steht tapsig auf, nur um sich einmal um die eigene Achse zu drehen und sich wieder hinzulegen.

Ein Lächeln huscht über meine Lippen und ich streiche zart über das weiche Fell des Kätzchens.

Nach einer Weile werde ich mir bewusst, dass Kyo mich die ganze Zeit über betrachtet und sehe verwundert auf. Tatsächlich sieht der Kleinere mich noch immer an, wendet dann aber in einer seltsam schüchternen Geste den Kopf ab und wendet seine ganze Aufmerksamkeit dem Wesen auf sich zu.

…Ob er sich einfach nur Sorgen um das Kätzchen macht?... Natürlich… Warum sollte er mich sonst beobachten… Ihm bedeuten diese Tiere sehr viel, und deshalb will er nicht, dass jemandem ihnen weh tut, wenn auch nur aus Versehen…
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Mittlerweile bin ich wieder an der Schule angekommen und starre das große, graue Gebäude missmutig an.

…Du hast gesagt, dass du in der Nähe der Schule wohnst… Aber mehr weiß ich leider nicht…

Angestrengt denke ich nach und komme zu dem Schluss, dass es Stunden in Anspruch nehmen würde, alle Namensschilder der Wohnungen in der unmittelbaren Nähe des Schulgebäudes nach deinem Nachnamen abzusuchen. …Ich will dich sehen… Gleich jetzt und auf der Stelle… Am liebsten würde ich nie wieder auch nur einen Schritt von deiner Seite weichen…

Gequält seufze ich und kehre dem nunmehr verlassenen Gebäude dem Rücken zu, setze mich wieder in Bewegung und lasse mich erneut von meinen Füßen einfach irgendwohin tragen.
 

+Ich habe dich lieb…

+Warum siehst du das nicht?

+Das kleine Vögelchen hält seine Augen fest verschlossen…

+Du hast Angst verletzt zu werden, oder?

+Du brauchst keine Angst mehr zu haben, weißt du?

+Ich habe dich wirklich sehr lieb…

+Darf ich dich beschützen?

+Mein kleines Vögelchen…

+öffne deine geröteten Augen…

+ich warte hier auf dich….

Catching birds

So.... Diesmal hat es nicht so lange gedauert ^^

Nette-Psychopathin gewidmet~ Danke fürs Lesen und an alle KommiSchreiber *_________* *rumschnurr*
 

V. Catching birds
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Unschlüssig starre ich auf den Klingelknopf. Schon seit Fünf Minuten stehe ich regungslos vor dieser mir so wohl bekannten Tür ohne mich dazu durchringen zu können, einfach zu klingeln.

Erschrocken zucke ich zusammen als die Tür trotzdem geöffnet wird und ein Paar brauner Augen mich mit einer Mischung aus Belustigung und Verwunderung betrachtet.

„Kaoru?“, hauche ich den Namen des Jungens, der mich nun behutsam an der Hand ins Haus zieht und sehe ihn weiter überrascht an.

„Woher wusstest du, dass ich vor der Tür stehe?“

Er lacht nur und schließt die Tür hinter mir.

„Ich habe dich vor ein paar Minuten kommen sehen, und habe mich darüber Gewundert, dass ich kein Klopfen oder Klingeln gehört habe…“

Meine Verwunderung schlägt in Verlegenheit um. Kaoru lacht nur und winkt mir ihm auf sein Zimmer zu folgen. Dankbar, dass er nicht weiter nachhakt, warum ich mich nun nicht bemerkbar gemacht habe, gehe ich ihm nach. In seinem Zimmer angekommen lasse ich mich wie immer auf dem Fußboden nieder. …Ob du vielleicht mit zu Kyo gegangen bist?... Ich stelle mir diese Frage nicht zum ersten Mal, und doch fühlt sich der Gedanke immer noch wie ein Stich in der Brust an. …Du mit ihm…

Was wenn er versucht dich zu…

Ich beiße die Zähne aufeinander. Ich will nicht dran denken, was der kleine Blonde mit dir macht, oder machen könnte…

Und doch drängeln sich immer wieder Gedanken und Bilder in meinen Kopf, die meine Wut auf das böse dreinschauende Monster nur noch steigern.

…Ich hätte zurück schlagen sollen… Ich hätte einfach nur zurück schlagen sollen und fertig…

„Dai? Was ist denn los mit dir?“, Kaoru ist vor mir in die Hocke gegangen und sieht mich nun fragend und besorgt an.

Ich schüttle nur den Kopf. ….Wenn ich in seiner Gegenwart von dir spreche, reagiert er immer so komisch… Aus was für Gründen auch immer… Und ich will mich jetzt nicht mit ihm streiten oder so etwas in der Art…

„Es ist wegen Shinya, oder?“, er sieht mich weiter hin an, gerade so als ob er durch mich durch sehen könnte, und so erfahren könne, was passiert ist.

Anstatt zu antworten wende ich nur den Kopf zur Seite um zumindest seinen Blicken zu entgehen.

„Ihr wart doch verabredet… Was ist passiert?“, plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Wange und mein Gesicht wird sanft und dennoch mit Nachdruck wieder dem des Violetthaarigen zugewandt.

„Erzähl schon… Bitte, Dai… Wir sind doch Freunde, oder?“, seine Stimme ist irgendwie traurig.

„Natürlich sind wir das…“, antworte ich leise und lächle. ….Ja… Er und ich sind Freunde… Und das soll auch so bleiben…

Mein Gegenüber lächelt nun auch, auch wenn noch immer etwas Trauriges auf seinen Zügen liegt. „Dann erzähl mir doch bitte einfach was passiert ist….“

Mit gesenkten Haupt gebe ich seinem Bitten nach und erzähle von Anfang an was passier ist, nachdem er und ich uns vor dem Klassenzimmer von einander verabschiedet haben.

Er hört mir schweigend zu.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

„Ich bin wirklich froh, dass du noch mit zu mir gekommen bist…“, Kyo strahlt noch immer, als er mich an der Tür seines Hauses verabschiedet.

Nachdem wir uns eine Weile mit den Kätzchen beschäftigt hatten, hat Kyo eines seiner neuen PlayStationspiele angeschleppt und mich gefragt, ob wir es nicht zusammen anspielen wollen.

Ich muss unwillkürlich lächeln. …So ist als also wenn man Freunde hat…

Obwohl wir nicht weit gekommen sind, haben wir ziemlich viel Spaß gehabt.

„Wir müssen uns unbedingt mal über Nacht treffen und dann richtig intensiv weiter spielen…“, schlägt Kyo vor und wirkt dabei seltsam nervös.

„Hai… Das müssen wir unbedingt machen…“, ich nicke zustimmend.

… Wieso so nervös?... Denkt er etwa ich könnte ablehnen?...

Der Blonde nickt zufrieden und ich winke ihm zum Abschied, ehe ich mich mit meiner Tasche auf den Schultern auf den Rückweg Nachhause mache.

Eigentlich ist es recht ungünstig, dass Kyo und ich an unterschiedlichen Enden der Stadt wohnen, da ich so einen etwas längeren Fußmarsch vor mir habe, aber im Augenblick ist mir dieser Umstand eigentlich ganz recht, da in meinem Kopf so viele Dinge herum spuken, über die ich nachdenken möchte.

Ich seufze leise.

…Als wenn das etwas bringen würde… Die ganze Zeit über habe ich immer wieder über Dai und sein Verhalten nachgedacht, aber einen Sinn konnte ich nicht erkennen…

…Er kann nicht in mich verliebt sein… das ist einfach nur unmöglich…

…Und fragen kann ich ihn auch schlecht…

Gedanklich fluchend gehe ich weiter und lenke meine Gedanken vorerst wieder auf den Rückweg und darauf, mich nicht zu verlaufen und versuche so wenig wie möglich an einen gewissen rothaarigen Jungen zu denken.

All diesen Anstrengungen zum Trotz drängt sich mir ein neuer Gedanke auf.

Ein Gedanke, der unsagbar schmerzhaft ist. …Vielleicht will er mich doch nur ärgern… Irgendeine neue Idee, um mich zu verletzen… Das ist doch schon oft genug passiert… Wie groß ist denn bitte die Wahrscheinlichkeit, dass ich an einem Tag gleich DREI Leute finde, die mir wohlgesonnen sind, wo ich doch in der Vergangenheit Jahrelang nur von Menschen umgeben war, die mich entweder gehasst oder schlichtweg ignoriert haben?…

Betrübt senke ich den Kopf und hoffe einfach nur, dass dieser Gedanke sich nicht bewahrheiten wird und verdränge ihn an den äußersten Rand meines Bewusstseins.

Eine innere Stimme meldet sich hämisch zu Wort: ….Du bist schon immer gut im Verdrängen gewesen, oder?...
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Als ich mit meiner Erzählung geendet habe, wage ich es nicht Kaoru anzusehen.

„Baka….“, überrascht über den sanften Ton der Stimme blicke ich doch auf. Der Violetthaarige zieht ich sanft zu sich und streicht mir über das Haar, gerade wie bei einem kleinen Kind, was mich zwar verwundert, aber nicht im Mindesten Stört.

„Du bist wirklich ein ziemlicher Idiot… Nicht nur, dass du dich Hals über Kopf einfach verliebst, sondern dass du dann nicht einmal das kleine bisschen Verstand und Selbstkontrolle besitzt, besagte Person nicht einfach so zu überfallen, sondern ihm noch ein bisschen Zeit zu geben….“, er zieht einen gefalteten Zettel aus der Tasche und drückt ihn mir in die Hand.

„Du solltest dich vielleicht einfach bei ihm entschuldigen, bevor er am Ende noch sonst was von dir denkt…“, schon wieder wirkt sein Lächeln betrübt.

Vorsichtig entfalte ich das Stückchen Papier und finde eine eindeutig durch Kaos Hand geschriebene Adresse vor. Deine Adresse.

Ich sehe den Jungen vor mir aus großen Augen an.

„Du willst doch zu ihm, oder? Als die Sekretärin vorhin nicht im Raum war, habe ich seine Adresse rausgesucht und für dich abgeschrieben….“ „Aber warum?“

Er lächelt und es tut mir beinahe weh, weil sein Lächeln so zerbrechlich aussieht.

„Irgendwer muss doch dafür sorgen, dass du nicht alles in den Sand setzt…“, er schüttelt den Kopf und steht auf. Ich erhebe mich ebenfalls. Kaoru hat mir den Rücken zugewandt. „Danke, Kao….“

Ich gebe dem Drang einfach nach und umarme ihn von hinten.

Er bleibt ganz starr stehen. „Nun mach schon dass du wegkommst….“, murmelt er leise.

„Bis Morgen…“, ich löse mich von ihm und mache mich eilig auf den Weg um so schnell wie möglich zu dir zu gelangen.

Als ich die Tür nach draußen öffne, bin ich überrascht, wie kalt die Luft ist. Ein Blick auf die Uhr erklärt diesen Umstand dadurch, dass es schon gehörig spät ist, und im Herbst wird es zum einen früher dunkel und gleichzeitig auch früher kalt. Anstatt mir weiter Gedanken über die Außentemperatur zu machen, schlinge ich die Arme um den Körper und mache mir auf den Weg zur Schule zurück.

Die Straßenlaternen hüllen alles in ihr gelbliches und unwirkliches Licht und der Wind wispert in den bräunlich verfärbten Blättern der Bäume und im Herhabgefallenen Laub.

…Auch wenn du bei Kyo gewesen bist… Jetzt müsstest du eigentlich wieder Zuhause sein…

Kyo…. Dieses kleine, fiese….

Ich grummle still vor mich hin während ich weiter dem gewohnten Weg folge.

Aber Kyo ist nicht der einzige, über den ich mich außer dir noch Gedanken mache. Kaoru benimmt sich mehr als nur seltsam… Wenn er tatsächlich Interesse an dir hegen würde, dann würde er mir doch nicht deine Adresse überlassen… Aber was hat er dann?... Er sah wirklich ziemlich traurig aus…

Ich beschließe ihn bei der nächsten passenden Gelegenheit danach zu fragen. Schließlich hat er mir auch geholfen, und wir sind immer noch Freunde.

Endlich und nach ewig langem Grübeln biege ich in die Straße ein, in der du dem Zettel nach wohnen sollst und suche die nicht besonders hübschen mehrstöckigen Häuser nach deiner Hausnummer ab.

An der Nummer 13 angekommen vergleiche ich die Adresse noch einmal mit meinen Zettel und nähere mich dann unruhig der Reihe von untereinander angebrachten Klingelknöpfen.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Vor Verwunderung lasse ich beinahe mein Schlüsselbund, das ich soeben aus den Tiefen meiner Tasche zu Tage gefördert habe, fallen, als ich vor dem Haus in dem ich nun wohne, eine rothaarige Gestallt entdecke, die erst auf einen Zettel hinunter blick und sich dann langsam auf die Klingeln zu bewegt.

…Dai? Aber warum ist er hier?... Und woher weiß er, dass ich hier wohne?... Aber vielleicht will er ja auch gar nicht zu mir, sondern nur zu einer anderen Person, die auch in diesem Haus wohnt… Oder einfach nur hier in der Nähe…

Zögerlich nähere ich mich ihm. Insgeheim bin ich beinahe versucht, mich einfach auf dem Hacken umzudrehen und in die Richtung zu verschwinden, aus der ich gekommen bin.

…Du bist kindisch, Shinya… Total kindisch..

Also schiebe ich den Gedanken beiseite und bewege mich weiter auf die Person zu, die ich beim näheren herankommen tatsächlich als Dai identifizieren kann.

…Ob er vielleicht doch zu mir möchte?... Bei dem Gedanken macht mein Herz einen freudigen Hüpfer.

Ich beschleunige meine Schritte, und als ich Dai beinahe erreicht habe, dreht dieser sich zu mir um. Sofort wird sein erst betrübter Gesichtsausdruck von einem breiten Lächeln abgelöst.

„Shinya….“, er grinst und lässt den kleinen Zettel, den er bis eben noch in der Hand gehalten hat in der Tasche seiner Jacke verschwinden, „Ich wollte dich besuchen… Ano.. Ich meine darf ich vielleicht mit rauf kommen?“

Ich versuche meine Verlegenheit zu überspielen als einmal mehr an diesem Nachmittag die Erinnerungen an den Moment, als er mir mit der Zunge über die Lippen leckte in mir aufsteigen, und ich nicke freudig. So schnell wie es möglich ist, ohne unhöflich zu wirken, dränge ich mich an ihm vorbei um die Tür zu dem weniger schönen Gebäude zu öffnen.

Ihm aus dieser Nähe ins Gesicht zu sehen bringe ich einfach nicht über mich. Alles in mir drängt danach ihm eine Frage zu stellen:

Was sollte das? Und Warum?

Doch ich schlucke die Fragen hinunter und erklimme stattdessen die Treppen zu meiner Wohnung im dritten Stock. ….Hoffentlich will er nicht wissen, warum ich alleine wohne… Ich will noch niemandem davon erzählen… Jetzt nicht und am liebsten auch zu keinem anderen Zeitpunkt… Die Erinnerung soll einfach eine Erinnerung bleiben…. Etwas längst Vergangenes, das niemals wiederkehren soll…

„Ganz schön viele Treppen….“, beschwert sich eine Stimme hinter mir und ein Lächeln huscht über meine Lippen.

…Ich bin froh, dass Dai da ist… Ich mag seine Nähe… auch wenn er mich so furchtbar verwirrt…

…Ich mag ihn… Auch wenn ich wirklich nicht weiß warum… Es ist vielleicht dumm einen anderen Menschen so sehr zu mögen, aber wie es aussieht…

Ich schrecke vor meinen Eigenen Gedanken zurück und schüttle kaum merklich den Kopf als ich die Tür zu meiner Wohnung aufschließe.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Aufgeregt und voller Neugier warte ich ungeduldig darauf, dass du die Tür öffnest.

…Jetzt habe ich es sogar bis in deine Wohnung geschafft….

Trotz der Freude über diese `Leistung´ nagt noch immer die Gewissheit an mir, dass du bis eben noch bei Kyo gewesen sein musst.

„Entschuldige… Es sieht hier noch immer ziemlich unordentlich aus, und alle Möbel sind auch noch nicht drin…“, du kratzt dich etwas verlegen am Hinterkopf und führst mich dann in das, was wohl einmal dein Wohnzimmer darstellen soll. Ich gebe ein leises Seufzen von mir.

In der Ecke stehen ein paar Eimer Farbe und diverse andere Utensilien, die man zum Tapezieren benötig und der Teppichboden ist mit einer dicken, durchsichtigen Folie abgedeckt.

„Mit der Küche und dem Schlafzimmer bin ich fertig…“, erklärst du mir, „Dieses Zimmer kommt als nächstes dran… Dann der Flur und das Bad…“, du nickt vor dich hin.

….Du scheinst hier alleine zu wohnen…. Auf dem Klingelknopf stand dein Vorname…. Und es sieht nicht so aus, als würde dir jemand dabei helfen die Räume zu streichen….

Wortlos schlinge ich die Arme von hinten um deinen zierlichen Körper. Du verkrampfst dich leicht, drückst mich aber nicht von dir. Schweigend genieße ich es, einfach nur deinen Körper so umschlungen zu halten, den Duft deiner Haare in der Nase, und die Wärme deines Körpers spürend.

„Ich könnte dir helfen…. Dann würde es schneller gehen….“, ich gebe dich widerwillig frei. Als du dich mit gesenktem Kopf zu mir umdrehst, ist nur allzu deutlich zu sehen, wie verlegen du bist.

…Macht es dir etwas aus?... Ist dir langsam klar, was du mir bedeutest?... Ich weiß nicht, ob ich es dir sagen kann… Noch nicht….

Ich nähere mich dir zaghaft und streiche dir über die gerötete Wange.

„Sag schon ja…. Ich habe Erfahrungen im Tapezieren….“, du siehst mich schüchtern an und ich muss mich ernsthaft zusammen reißen um dich nicht gleich wieder in meine Arme zu ziehen. …Du bist so niedlich…

„Es wäre wirklich über alle Maßen lieb, wenn du mir etwas helfen könntest… Sonst dauert es bestimmt noch Wochen bis ich fertig bin….“

„okay….“, ich piexe dich in die Wange. „Hast du ein paar alte Sachen für mich?“

Wie schon so oft an diesem Tag spiegelt sich auf deinen Zügen Verwirrung wieder. „Ano… Es ist schon etwas spät… Also nur weil deine Eltern sich vielleicht sorgen machen könnten….“, du brichst ab uns spielst verlegen mit dem Saum deines Oberteiles, „Aber sonst… kannst du auch bei ihnen anrufen… Ano…. Und… über Nacht hier blieben?“, du siehst so unsicher aus, dass ich dem Drang nicht wieder stehen kann und dich umarme.

„Keine Sorge… Meine Eltern interessiert es nicht, wann und ob ich Nachhause komme… Von daher würde ich dein Angebot liebend gerne annehmen….“

Du siehst zu mir auf und lächelst. Erneut bist du so verlegen, dass deine Wangen einen kräftigen Hauch rosa an sich haben.

„Ich geh dann mal was zum Anziehen für dich besorgen….“, murmelst du und befreist dich vorsichtig aus meinen Armen, um hastig in einem der angrenzenden Zimmer zu verschwinden.

….So niedlich wie du kann man doch gar nicht sein….

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen folge ich dir.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

….Ach verdammt…. In was für eine Situation habe ich mich da nur wieder gebracht….

Von Dais Umarmung und irgendwie betörenden Nähe noch ganz durch den Wind, durchsuche ich meinen Kleiderschrank nach einem alten Hemd oder dergleichen, das Dai auch einigermaßen passen würde.

Dabei wandert mein Blick kurz durch das Zimmer, über die zwei Umzugskartons die all meine Habe beinhaltet habe, und teilweise auch immer noch beinhalten, weil ich noch nicht zum Auspacken gekommen bin, das noch eingepackte Regal, das einmal in das Wohnzimmer soll, ein noch nicht wieder zusammen gebauter Schreibtisch und ein paar Kleine Kisten und Kasten und schließlich und letzten Endes mein neues Bett - das einzige Bett in dieser Wohnung – Nein, noch viel schlimmer – der einzige Gegenstand in der Wohnung, auf dem man die Nacht verbringen könnte.

….Ich bin wirklich ein Idiot… Ich kann Dai doch schlecht anbieten mit mir im selben Bett zu schlafen… Hätte ich nicht früher daran denken können?...

Bei dem Gedanken mir tatsächlich ein Bett mit dem Rothaarigen zu teilen wird mir plötzlich seltsam warm und ich schüttle angestrengt den Kopf.

„Sehe ich das falsch, oder verbringen wir die Nacht in einem gemeinsamen Bett?“

Irgendwie ertappt drehe ich mich hastig zu der Stimme um. Dai betrachtet erst das Bett, dann mich und dann wieder das Bett. „Ano… Gomen… Ich hatte vergessen, dass ich nur ein Bett und weder Sofa noch Matratze besitze….“, gestehe ich zerknirscht.

….Jetzt wird er wohl gehen, oder?.... Ich will aber gar nicht, dass er geht…

„Also wenn es dir genauso wenig ausmacht wie mir, können wir doch einfach zusammen in deinem Bett schlafen…. Ist ja nichts dabei, oder?“, auch wenn sein Lächeln seltsam schief geratenen ist, wirkt es nicht so, als wenn er tatsächlich ein Problem damit hätte und ich nicke begeistert ehe ich ihm eine alte Hose und ein Hemd in die Hand drücke.

„Lass dir ruhig Zeit mit dem Umziehen… Ich gehe uns beiden erst einmal einen Tee kochen…“, ohne auf eine Antwort zu warten eile ich aus dem Raum und durch das Wohnzimmer in die Küche.

…Warum freue ich mich nur so sehr?... Mit ihm ist es anders, als mit Kyo… Ach verdammt… Ich mache mir einfach zu viele Gedanken… Vielleicht bin ich durch den heutigen Tag einfach etwas verwirrt… Dai hat ja auch genug Dinge getan, die diese Verwirrtheit rechtfertigen können… Genau das muss es sein… Ich bin einfach nur aufgeregt und interpretiere zu viel in Dais Verhalten hinein…

Bestimmt ist das einfach nur seine Art… Genau das muss es sein….

Zufrieden mit dieser Abfolge von Erkenntnissen, die mir bis zu diesem Moment einfach nicht einfallen wollte, setzte ich Wasser für den Tee auf und atme einmal tief durch.

Die Tatsache, dass ich wirklich die Möglichkeit in Betracht gezogen habe, Dai könnte in mich verliebt sein, und dass ich mir immer wieder die Frage gestellt habe, wie sehr ich Dai denn nun mag, kommt mir jetzt einfach nur noch lächerlich und albern vor. Und nun werde ich zur Abwechslung vielleicht auch nicht mehr andauernd und bei der kleinsten Kleinigkeit rot anlaufen… oder kribblich werden…

Leider zerbröckelt dieser kleine Vorsatz schon nach wenigen Minuten mit Dais Ankommen in der Küche.

…Er bringt mich total durcheinander, und ich weiß einfach nicht, warum…

Und wieder diese leise, gehässige Stimme:

….Oder du willst den Grund schlicht und einfach nicht wahr haben… Wäre ja nicht das erste mal…
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Das Streichen der Wohnstube hat seine Zeit gedauert, und nun ist es schon weit nach Mitternacht.

Trotzdem über alle Maße zufrieden und immer noch aufgekratzt hocke ich auf der Kante deines Bettes. ….Ich werde tatsächlich mit dir in einem Bett schlafen… Wirklich und tatsächlich… Obwohl du mittlerweile bemerkt haben müsstest, dass ich mehr als nur ein bisschen Interesse an dir habe… Wer hätte gedacht, dass der heutige Tag… oder eher die heutige Nacht… so schön werden würde?...

Ich begebe mich in die Wohnstube und betrachte unser gemeinsames Werk in weiß einem dunklen Violett.

Während ich duschen gewesen bin, hast du noch schnell die Folie vom Boden entfernt und die Farbe und das restliche Zeugs aus dem Weg geräumt. Dann bist du ins Badezimmer verschwunden und ich habe mich damit beschäftigt deinen Schreibtisch zusammen zu setzen.

Nun warte ich nur noch darauf, dass du aus dem Bad kommst. Auch wenn das Streichen der Wände keine einfache Aufgabe gewesen ist, und meine Haare nicht unbedingt wenige Farbkleckse abbekommen haben, ist es ein wirklich schöner Abend gewesen. Es ist wunderbar Zeit mit dir alleine zu verbringen. Ohne diesen nervtötenden Kyo.

Wenn ich dich ganz für mich alleine habe, bin ich fast wunschlos glücklich.

Das Geräusch der sich öffnenden Badtür unterbricht meine Gedankengänge. Du kommst auf mich zu und lächelst verlegen. Kleine Wassertropfen fallen aus deinen nassen Haaren und hinterlassen dunkle Spuren auf deinem T-Shirt. Das beides macht dich noch eine Ecke niedlicher als sonst. …Du hast es wirklich darauf angesehen, mir den kopf zu verdrehen, oder?...

„Also dann ab in die Federn…“, du gehst an mir vorbei ohne mich noch einmal anzusehen. Ich folge dir mit leichtem Abstand und beobachte wie du in dein Bett kriechst und dich dort in die äußerste Ecke drängst. Lächelnd lösche ich das Licht und krabble dir hinterher unter die weiche Decke.

Das Herz schlägt mir bis zum Hals als ich mich näher an dich heran schiebe und schließlich die Arme um dich schlinge. Du gibst einen leisen Laut von dir und ich ziehe mich wieder zurück.

…Fuck… Vielleicht doch keine so gute Idee… Und das, wo ich mich noch nicht einmal für heute Nachmittag entschuldigt habe…

In der Dunkelheit versuche ich dein Gesicht auszumachen, doch das Licht, das durch das Fenster fällt, reicht nicht um es richtig erkennen zu können. Nach Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen, raschelt es leise und ein zierlicher Körper schmiegt sich zaghaft an mich.

Ein glückliches Lächeln legt sich auf meine Lippen. Vorsichtig lege ich die Arme um dich. …Mein Herz pocht so laut… Eigentlich müsstest du es hören können… Es ist nur deine Schuld, dass es jetzt so aufgeregt schlägt….

„Gute Nacht, Shinya….“, murmle ich leise.

Immer noch lächelnd und berauscht von deiner Nähe schlafe ich ein.
 

+Ein Herz, das nur deinetwegen so lebhaft schlägt…

+Nur wenn du nur mir gehörst, kann ich von ganzem Herzen lachen…

+Deshalb möchte ich dich in einen Käfig sperren…

+Nur für mich sollst du singen…

+Sanft hülle ich dich mit meinen zerfetzten Schwingen ein…

+Schlafe mein kleines Vögelchen…

bloody cage

VI. bloody cage
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

…So warm…. So unglaublich warm und angenehm…

Ich brauche nicht die Augen zu öffnen um zu wissen, wo ich bin und wer die Arme um meinen Körper geschlungen hält. Dais Atmung geht gleichmäßig und ruhig. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht.

Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals in meinem Leben so geborgen gefühlt zu haben, wie jetzt in diesem Augenblick.

Zaghaft schmiege ich mich etwas enger an den warmen Körper des anderen. …Er riecht so gut….

Ein warmes Gefühl steigt in mir auf und ich gebe ein leises, zufriedenes Seufzen von mir.

Dais Hand wandert ganz langsam über meinen Rücken. Unwillkürlich drücke ich den Rücken etwas durch. …Warum ist seine Nähe nur so unglaublich angenehm?...

Nach kurzem Zögern schlage ich die Augen auf. Im Zimmer ist es noch halbdunkel und es kann kaum Acht Uhr in der Früh sein.

Wie erwartet sind Dais Augen noch immer geschlossen und sein Gesicht ist vollkommen entspannt. Erneut huscht ein Lächeln über meine Lippen. Der Größere sieht im Schlaf einfach nur furchtbar lieb aus.

….Eigentlich ist er auch wach furchtbar lieb… Auch wenn ich mir sein Verhalten immer noch nicht so recht erklären kann… Wieso ist er gestern Abend zu mir gekommen?... Als ich ihn beim Tapezieren gefragt habe, hat er nur gelächelt und erklärt, dass ein Freund von ihm, er nannte ihn Kao, eher zufällig an meine Adresse gekommen ist…. Zu einer ausführlicheren Antwort hat er sich nicht überreden lassen.

Nach einem weiteren Blick auf Dais Gesicht gebe ich mich mit geschlossenen Augen und einem Lächeln auf den Lippen einer meiner Träumereien hin.

Das Paar Arme schlingt sich enger um mich.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Deine Nähe und deine Wärme drohen mich um den Verstand zu bringen.

Vor wenigen Minuten habe ich meine Hand über deinen Rücken bewegt, und du hast dich an mich geschmiegt. Das war der Augenblick in dem ich mich fast verraten hätte.

Tatsächlich bin ich schon seit etwa einer Stunde wach und habe diese Zeit damit verbracht, dir beim Schlafen zu zusehen.

Als es so aussah, als würdest du gleich aufwachen, habe ich mich schlafend gestellt.

Nur um sicher zu gehen, dass du mich gerade nicht ebenfalls beobachtest, warte ich noch ein paar Minuten mit geschlossenen Augen und höre auf dein immer ruhiger werdendes Atmen, ehe ich die Augen wieder öffne. ….Wie niedlich…

Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen bist du wieder eingeschlafen und rümpfst jetzt genau in diesem Augenblick schon wieder im Schlaf die Nase. …Wie kann ein Mensch nur so unglaublich süß sein?....

Ich muss leise lachen.

….Du bist wirklich total hübsch… Und sowieso…. Ich kann mir immer noch nicht so ganz erklären, wie ich mich gleich auf den ersten Blick so in dich vernarren konnte… Ich mag dich so unglaublich gern…. Viel mehr als alles andere auf der Welt… Ist es falsch, dass ich dich ganz für mich allein haben möchte? … Dass ich dich mit Niemandem teilen will?.... Nachdem ich dich eine Weile lang betrachtet habe, stehe ich ganz vorsichtig auf und begebe mich unsicheren Schrittes auf die Toilette, da ich ein gewisses Druckgefühl verspüre. (Welches „Druckgefühl“ überlasse ich der Phantasie des Lesers…. >____<)

Leise verlasse ich das Badezimmer nach einer Weile wieder und schleiche noch einmal zu dir ans Bett. Du hast dich herum gerollt und liegst jetzt genau auf der Stelle, an der ich noch vor kurzem gelegen habe.

….Vielleicht ist es tatsächlich falsch… Vielleicht ist es sogar krank, dass ich dich so sehr liebe, obwohl wir uns nicht wirklich kennen und dass ich Niemanden in deiner Nähe wissen mag, der dich mir wegnehmen könnte…. Aber ich empfinde einfach so…. Es macht keinen Sinn es zu leugnen oder zu verbergen….

Langsam beuge ich mich vor. Deine Augen sind noch immer geschlossen.

Ganz vorsichtig streiche ich dir ein paar Haare aus dem Gesicht und stelle dabei noch einmal verwundert fest, wie weich deine Haut ist.

….Ob deine Haut überall so zart ist?.... Ich verscheuche den Gedanken.

…Du bist wie ein kleiner, zerbrechlicher Vogel….

…Keiner darf dich beschmutzen…..

…Und doch…. Ist es genau das, was ich will…. Auch wenn es falsch ist….

Ich hauche dir einen Kuss auf die Wage.

….Ich würde es dir jetzt gerne sagen, wie viel du mir bedeutest… Aber du schläfst, und es ist besser so… Ich werde warten… Zumindest für den Augenblick…. So lange, bis ich nicht länger warten kann…

Lautlos richte ich mich wieder auf und verlasse das kleine, halbdunkle Zimmer.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Ein Klappern weckt mich wieder auf.

Verwundert schlage ich die Augen auf. Es ist hell geworden und ein schneller Blick auf die Uhr verrät mir, dass es bereits kurz vor Elf ist.

…Dai?....

Ich sehe mich nach dem Rothaarigen um. Seine Kleider liegen noch immer unordentlich in einer Ecke meines Zimmers. ….Ich hab schon gedacht er sei gegangen…

Ich schüttle den Kopf über mich selber und schwinge die Beine aus dem Bett.

Verwundert schnüffle ich. Es riecht nach Kaffee.

Ehe ich mich noch weiter wundern kann wird die Tür vorsichtig geöffnet und Dai steckt den Kopf in den Raum. Auf seinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus, das mein Herz zu einem kleinen Hüpfer veranlasst.

„Du bist wach…“, stellt er freudestrahlend fest und öffnet die Tür vollständig. Er trägt noch immer das weite T-Shirt und die Shorts die ich ihm geliehen habe.

„Ich habe Frühstück gemacht…“, erklärt er mir mit einem beinahe stolzen Unterton in der Stimme und nickt vor sich hin, „Und ich habe schon mal den Tisch für den Fernseher, der im Flur stand aufgebaut und dann den Fernseher an der Stelle, wo du erklärt hast, dass du ihn dort später stehen haben willst, angeschlossen… Ich hoffe das stört dich nicht….“, sein Blick wird plötzlich etwas unsicher.

Aus einer plötzlichen Regung der Zuneigung und Dankbarkeit heraus, umarme ich den Größeren vorsichtig, „Du bist wirklich lieb Dai…. Danke…“

Eine Hand streicht mir durch das Haar. „Ich freue mich, wenn ich dir ein bisschen helfen kann….“

Ich sehe zu ihm auf. Er lächelt. Bilde ich es mir ein, oder ist sein Blick ebenso zärtlich wie der von Kyo, als er Gestern die kleinen Kätzchen betrachtet hat?

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und so senke ich meinen Blick hastig wieder.

„Das Frühstück wartet…“, er streicht mir noch einmal durch die Haare und geht dann in Richtung Küche.

Ich folge ihm mit weiterhin viel zu heftig schlagendem Herzen und halte in der Wohnstube kurz inne um unser Werk von Gestern bei Tageslicht zu betrachten. Drei Wände sind in Violett gestrichen und die vierte Wand, sowie die Decke in Weiß. …Ich mag den Violettton… Viel besser als mein altes Zimmer im Heim… Ganz in weiß und mit verschlissenen Raufastertapeten….

Der zusammengebaute Fernsehtisch steht unter dem, dank Dai nun angeschlossenem, Fernseher an einer der violetten Wände.

…Warum ist er nur so unglaublich lieb zu mir?...

…Und wann ist er bloß aufgestanden, dass er schon so viel geschafft hat?...

Ich eile in die Küche um ihm genau diese Frage zu stellen, doch ich verharre im Türrahmen und starre für einen Moment den gedeckten Tisch und den jungen Mann mit den roten Haaren an, der mich mit diesem unglaublich tollen Lächeln auf den Lippen ansieht.

„Ich war noch fix Brötchen kaufen….“, er bedeutet mir mich neben ihn zu setzen.

…Wann habe ich zum letzten Mal an so einem Tisch zusammen mit jemandem gesessen, den ich gerne mag?...

Ich denke kurz nach, doch ich kann die Antwort nicht in meinen Erinnerungen finden. Es ist viel zu lange her.

Anstatt weiter darüber nach zu grübeln lasse ich mich lieber neben Dai nieder. Mit einem Mal fühle ich mich total verlegen. …Womit habe ich jemand liebes wie Dai verdient?...

Schüchtern sehe ich den Größeren an. Er lächelt noch immer.

„Danke…“ „Dafür nicht….“, er gießt mir Kaffe in eine der Tassen ein, die ich erst vor wenigen Tagen gekauft habe.

Vorsichtig nippe ich an dem heißen Getränk. …Der Kaffee, den er kocht schmeckt gut…

…Ach du meine Güte… Was denke ich schon wieder für seltsames Zeug?...

Eine ganz leise Stimme meldet sich.

…Gib es einfach zu… Du magst ihn… Und deshalb magst du auch alles, das er sagt und tut…
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

…Dass du dich so freust habe ich um ganz ehrlich zu sein nicht erwartet…

Gerade greifst du nach einem der Brötchen und siehst dabei schon fast andächtig aus. …Einfach nur putzig… Ich dreh durch, wenn du so weiter machst, ganz ehrlich, Shinya…. Dass mich jemand tatsächlich so sehr faszinieren könnte, wie du es gerade tust, hätte ich nie gedacht…

„Ano… Wann bist du heute Morgen eigentlich aufgestanden, wenn du schon so viel gemacht hast?“, dein Blick ist mal wieder zu niedlich, um wahr zu sein.

„Ich glaube es ist bei halb Neun gewesen, als ich aufgestanden bin…“

Du schiebst die Unterlippe etwas vor, „Du hättest mich auch aufwecken können… Dann hättest du das alles nicht alleine machen müssen….“ ….Fühlst du dich schlecht deshalb?... Das ist doch keine große Sache, was ich gemacht habe…

Ich streiche dir zärtlich das Haar zurück.

„Du hast so schön geschlafen, da wollte ich dich nicht wecken… Und außerdem macht es mir Spaß dir zumindest ein kleinen bisschen helfen zu können…. Also mach dir bitte keine Gedanken mehr, in Ordnung?“, ich grinse dich aufmunternd an, „Fangen wir nach dem Frühstück mit dem Badezimmer an? Ich würde die Decke gerne Blau streichen….“, erkläre ich fröhlich.

Du setzt zu einer Erwiderung an und murmelst irgendetwas darüber, dass ich dir schon so viel geholfen hätte, brichst aber ab als ich den Kopf schüttle. „Ich möchte dir aber gerne helfen, und werde nur dann gehen, wenn du mich nicht hier bei dir haben möchtest….“

Deine Augen glänzen so, als würdest du gleich in Tränen ausbrechen. „Ich weiß echt nicht, wie ich dir danken soll…“, du wischt dir verlegen eine Träne aus dem Augenwinkel. Ich ziehe dich an mich und streichle dir über den schmalen Rücken. „Ist schon okay….“
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

„Pass auf Dai…. Sonst fällst du noch runter…“, ängstlich sehe ich zu ihm empor. Ich habe der kleinen Leiter, die ich mir bei einem meiner neuen Nachbarn geliehen habe, von Anfang an nicht vertraut, und jetzt, wo Dai auf dem kleinen, irgendwie wackelig aussehendem Objekt steht, kommt mir das Ding noch etwas unvertrauenswürdiger vor.

….Hoffentlich hält die Leiter stand…

Obwohl mein Nacken mir schon wehtut, blicke ich weiter zu ihm hinauf und sehe ihm dabei zu, wie er die Decke des Badezimmers in dunkelblau streicht.

„Bei dir sieht das alles so einfach aus… Warum kannst du das so gut?“, was nur als eine einfache Frage gedacht war, klingt beinahe anklagend, so das ich wieder rasch zu Boden sehe.

Einen Moment lang bekomme ich keine Antwort, so dass ich schon vermute, dass der Rothaarige sich angeschuldigt fühlt, und nun wütend auf mich ist, doch dann seufzt er leise. „Dass kommt daher, weil wir in den letzten Jahren mehrfach umgezogen sind… „, ich horche auf uns sehe ihn an. Er zuckt mit den Schultern. „Die letzten drei Jahre sind wir nur in dieser Stadt ein paar Mal umgezogen, wahrscheinlich weil meiner Mutter langweilig war, oder weil meine Eltern keine bessere Idee hatten, Geld auszugeben…“

„Seltsames Hobby….“, stelle ich fest und er muss lachen. „Jupp… Wie schon gesagt… Sie haben halt einfach nichts Besseres zu tun…“

Ich zögere etwas. ….Ob ich weiter fragen darf?... Ich will mehr über ihn erfahren, aber was soll ich machen, wenn er ebenfalls Fragen stellt?... Ich will nicht über meine Familie sprechen, nicht über meinen Vater, der mich hasst und auch nicht über meine Mutter…

Entschlossen schlucke ich die Gedanken hinunter. …Erinnerungen sollten auch Erinnerungen bleiben… Das alles ist jetzt vorbei… Ich brauche nicht länger daran zu denken…

„Ano… Darf ich fragen was deine Eltern beruflich machen?“, frage ich leise an. Dai bedenkt mich mit einem Lächeln, das ein leichtes Kribbeln in mir auslöst.

„Natürlich darfst du fragen… Mein Vater ist der Leiter einer Firma, die Computerchips herstellt, und meine Mutter war früher einmal Designerin, hat ihren Beruf dann aber aufgegeben, um mehr Zeit dafür zu haben, sich mit ihren Freundinnen zu treffen oder eben mal wieder Umzuziehen….“, erklärt er mir strahlend.

Dann kommt die Frage, vor der ich mich so gefürchtet habe:

„Und diene Eltern? Was machen die so?“

Ich senke nur stumm den Kopf. Ich will ihn nicht anlügen, aber ich kann ihm auch nicht die Wahrheit sagen. Also scheint es mir das klügste zu schweigen, auch wenn es nicht fair ist. …Er macht so viel für mich, und ist so unglaublich lieb zu mir, und ich bringe es nicht einmal über mich, ihm von Vergangenem zu erzählen…

Ich höre das Knarren der Leiter als Dai von dem besagten Gegenstand herabsteigt. Der Größere zieht mich vorsichtig an sich und legt dann die Arme um meinen Körper, “Entschuldige… Du musst nichts erzählen, wenn du nicht möchtest...“, zaghaft streicht er mir über den Rücken.

….Warum ist es nur so schön warm bei ihm?...

Ohne weiter darüber nachzudenken, schlinge ich meinerseits die Arme um ihn. „Tut mir Leid….“, wispere ich leise und schließe die Augen.

Wir verharren eine ganze Weile in dieser Position, bis plötzlich ein Klingeln ertönt. In meiner Irritation brauche ich ein paar Sekunden um zu erkennen, dass es mein Handy ist, das da vor sich hinklingelt.

„Bin gleich wieder da…“, murmle ich und löse mich von dem Größeren.

Verwundert, dass mein Handy überhaupt klingelt, haste ich in das Schlafzimmer, wo besagtes Objekt auf dem Boden beharrlich weiter piepsende Töne von sich gibt.

….Eigentlich ist Kyo der einzige, dem ich meine Nummer gegeben habe… Außer natürlich unserem Geschichtslehrer… Aber was sollte der von mir wollen?...

Ich habe das kleine Objekt fast erreicht.

….Aber anders herum, was sollte Kyo von mir wollen?...

Neugierig nehme ich das Gerät auf und werfe einen Blick auf das Display. ….Tatsächlich Kyo….

Ich muss unweigerlich lächeln und nehme den Anruf an. „Hallo, Kyo….“, begrüßte ich den Anrufer fröhlich.

„Shinya…“, ich kann das Lächeln aus seiner Stimme heraushören, „Ich wollte mich eigentlich erkundigen, wie es dir geht, aber wie es aussieht, bist du ganz gut drauf….“, ich nicke und werde mir im gleichen Moment bewusst, dass Kyo ja gar nicht sehen kann, dass ich nicke und bejahe seine Frage deshalb hastig.

„Und wie geht es dir?“, ich lasse mich auf dem Bett nieder.

„Mir geht es auch ganz gut….“, ein leises Maunzen erklingt. Erneut muss ich lächeln.

Eine kurze Pause folgt und ich lege den Kopf schief. …Was ist denn mit ihm?.... Ich muss etwas sagen… Aber was…. Ehe ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen kann, was ich jetzt am besten sagen sollte, bricht Kyo das Schweigen. „Ano… Shinya ich wollte dich fragen, ob du nicht Lust hättest heute Abend mit mir ins Kino zu gehen… Also wirklich nur, wenn du möchtest…“

„Natürlich möchte ich!“, ich strahle über das ganze Gesicht, „Was wollen wir den gucken?“

Beinahe wäre ich vor Freude aufgesprungen. Mein letzter Kinobesuch liegt schon so lange zurück, dass ich nicht einmal mit Genauigkeit sagen kann, welchen Film ich damals gesehen habe.

„Das verrate ich dir nicht…“, dass Grinsen des Kleineren ist deutlich spürbar, „Lass dich überraschen…“
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Ich stehe im Türrahmen und beobachte dich mit gemischten Gefühlen. Du strahlst über das ganze Gesicht und scheinst dich sehr zu freuen, doch was mir nicht passt, ist dass augenscheinlich Kyo der Grund dafür ist.

Ich bin dir aus dem Raum gefolgt, doch du warst so beschäftigt mit deinen Gedanken, dass es dir nicht aufgefallen ist.

Unzufrieden schiebe ich die Unterlippe vor. …Ich kann Kyo nicht ausstehen… Warum freust du dich nur so sehr, wenn er anruft?... Magst du ihn vielleicht mehr as mich?...

Ich ziehe mich aus dem Türrahmen zurück und lehne mich an die Flurwand. ….Wenn du ihn wirklich mehr magst als mich… Dass könnte ich nicht ertragen… Was ist an ihm denn so toll?...

Traurig lege ich den Kopf in den Nacken und starre die Decke an. ….Ich möchte doch nur, dass ich es bin, den du am meisten magst…. Warum er? Warum dieses kleine blonde Wesen?....

„In Ordnung! Viertel vor Acht vor dem Kino…“, ich brauche nicht um die Ecke zu sehen, um zu wissen, dass du gerade über das ganze Gesicht strahlst. ….Warum lässt er nicht endlich seine Finger von dir?... Du gehörst mir, und nicht ihm…. Warum ist er überhaupt aufgetaucht?....

Mir ist nach Weinen zu Mute, doch ich schlucke das aus meiner Brust aufsteigende Brennen hinunter.

….Ich lasse mir dich nicht wegnehmen…. Dass kann Kyo vergessen….
 

+Einen Käfig für den kleinen Vogel…

+Vögel fliegen davon, wenn man sie nicht festhält…

+Einen Käfig voller Dornen…

+Es tut mir Leid….

*Ich will dich nicht verlieren…

+Und dabei wollte ich dich doch nie verletzen…
 

Nyo~ Danke fürs Lesen und Danke an alle Kommischreiber ^^ *nicken-tu*

Und ganz, ganz viel Danke an meine Psychopathin und an Jo-chan ^^ Ihr habt mich sehr zum Weiterschreiben ermutigt ^^ *strahl* *schnurr*

a cage made of thorns

So~ Ein neues Kapitel ^^

Dieses Kapitel mag ich Tetsu widmen ^^ (Auch wenn sie es wahrscheinlich gar nicht liest..... >____< *kicher*)

Nyo~ Vielen Dank fürs Lesen schon im Voraus *verbeug*
 

VII. a cage made of thorns
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Regungslos verharre ich in meiner Position, und rühre mich, auch als du das Gespräch längst beendet hast, nicht von der Stelle. …Irgendwas muss gegen Kyo getan werden…. Doch was?.... Wie kann ich ihn nur loswerden?... Ich will nicht, dass dir jemand wichtiger ist als ich….

„Dai?“, aus deiner Stimme ist deutlich Verwirrung heraus zu hören.

Langsam öffne ich die Augen wieder. Du stehst direkt vor mir.

…Du bist unglaublich hübsch…. Gerne würde ich diesen Gedanken aussprechen oder zumindest die Hand heben um dich zu berühren.

Doch mein ganzes Inneres ist wie gelähmt von einem einzigen, plötzlichen Gedanken: Was ist, wenn du ihn liebst?....

„Was ist denn los mit dir, Dai?“, du siehst plötzlich besorgt aus. Ich lächle leise vor mich hin. ….Er wird dich nicht bekommen…. Niemals….

Ich greife nach deiner Hand und ziehe dich näher an mich. Du leistest nicht den geringsten Widerstand als ich die Arme um dich lege und dich sanft an mich drücke.

„Nichts…. Es ist alles in Ordnung mit mir….“, erklärte ich leise während ich mit der Hand durch dein weiches, feines Haar streiche. Eine seltsame Ruhe befällt mich, als du dich an mich lehnst und gleichzeitig die Arme um meinen Körper schlingst. ….Du bist mein kleines Vögelchen…. Nur meins allein….

Meine Lippen streifen deinen Hals. „Wer hat denn angerufen?“, ich tue so als würde ich es nicht wissen, weil du ja nicht ahnen kannst wie lange ich schon hier im Flur stehe.

„Kyo…. Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm ins Kino gehen möchte….“, ich kann spüren, dass du lächelst und wieder tut es weh.

„Du gehst hin, oder?“, du neigst den Kopf nach vorne als ich dir zärtlich den Nacken kraule und murmelst ein leises Ja.

„Ich wünsche dir viel Spaß dabei….“, ich grinse dich an und stupse dir auf die Nasenspitze.

„Machen wir mit dem Streichen weiter?“, eigentlich hätte ich auch noch für Stunden mit dir auf dem Flur stehen bleiben können, doch mein Körper reagiert vollkommen unmissverständlich auf deine Nähe und ich gebe dich wieder frei.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Verlegen löse ich mich von Dai und nicke stumm vor mich hin.

….Ich würde gerne wissen, warum er eben so traurig ausgesehen hat…. Lag es an mir?.... Oder vielleicht an Kyo?....

Ich sehe ihn forschend an, doch er lächelt jetzt wieder und zeigt nicht mehr die geringsten Anzeichen von Betrübtheit. ….Ich mag ihn wirklich gerne…. Ich möchte nicht, dass er traurig ist… Erst recht nicht wegen mir….

Es dauert ein paar Sekunden bis ich mir bewusst werde, dass ich den Rothaarigen noch immer anstarre, und ich flüchte geradezu in Richtung des Badezimmers. ….Mein Verhalten ist so dämlich…. Nur zu gerne hätte ich den Kopf gegen die Wand geschlagen.

„Dann wollen wir mal….“, Dai hat das Bad mittlerweile auch erreicht und klettert wieder auf die wacklige Leiter um den Rest der Decke fertig zu streichen.

Schweigend nehme ich mit eine der Wände vor, an deren Ende Dai bereits gewesen ist und mache mich ebenfalls an die Arbeit, während Dai wieder zu erzählen anfängt. Obwohl er nur von ganz alltäglichen Dingen erzählt, höre ich ihm aufmerksam zu und versuche alles zu behalten. Es macht mir Spaß ihm zu zuhören… Ich mag seine Stimme… Ach verdammt… Ich mag alles an ihm….

Ich verfalle in eine Art Schmollen über mich selbst und bemerke darüber gar nicht, wie Dai sich von hinten an mich heran schleicht und erschrecke deshalb ganz furchtbar, als er mich plötzlich an sich drückt, und gebe ein halbes Quietschen von mir.

Dai lacht laut auf. „Du bist ja eine richtige kleine Quietschente….“, er kichert und ich spüre wie mir plötzlich ganz warm wird.

Ohne darüber nachzudenken, drehe ich mich in seinen Armen herum und kuschle mich leicht an ihn. „Bin ich gar nicht….“, erkläre ich mit einigen Sekunden Verzögerung, was Dai erneut ein Lachen entlockt. ….Es wäre schön, wenn ich für immer so bei ihm bleiben könnte….

Seine Hand fährt wieder durch mein Haar. Beruhigt und entspannt schließe ich die Augen.

….Aber nichts hält ewig…. Und bestimmt gehört auch Freundschaft zu den Dingen, die einem zwar Freude und Glück bereiten, einem aber, wenn sie vorbei sind, umso mehr Schmerz zufügen….

Dieser Plötzliche Gedanke stimmt mich traurig und ich schmiege mich enger an Dais warmen Körper.

….Für den Augenblick ist alles gut…. Ich will nicht an das denken, was vielleicht einmal sein wird… Nur an diesen Augenblick….

Ich sehe zu Dai empor. Dieser sieht plötzlich erschrocken aus.

„Du weinst ja…“, stellt er leise fest und erst jetzt bemerke ich, dass mir Tränen über die Wangen rinnen. Die Berührungen des Größeren sind ganz sanft als er mir die Tränen aus dem Gesicht wischt. „Was hast du denn?“, er zieht mich wieder in seine Arme. „Gar nichts….“, wispere ich leise und schmiege mich wieder an ihn, „Es ist gar nichts….“

….Nur ein Schatten, der einfach nicht verschwinden will…. Ich will nicht mehr zurück blicken… Nie wieder…. All diese Erinnerungen sollen verschwinden…. Einfach so….

Die leise Stimme meldet sich erneut, anklagend, bohrend…

….Ich weiß nicht, was du willst… Du hast es schließlich schon einmal geschafft zu vergessen, oder?...

Ich beiße mir auf die Unterlippe und schüttle den Kopf. …Nur nicht daran denken… Nicht daran denken….
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Behutsam halte ich dich umfangen und warte, bis du dich wieder beruhigt hast und dich selbstständig von mir löst. Ganz plötzlich, als du mit geröteten Augen vor mir stehst, werde ich mit bewusst wie zerbrechlich du tatsächlich bist.

….Ein kleiner Schubs könnte genügen um dich in tausend kleine Scherben zu zerbrechen…

Ich erschaudere.

Diese kleine Erkenntnis löst vielerlei Gefühle in mir aus.

….Bist du dir bewusst was du für leichte Beute bist?.... Wahrscheinlich nicht…. Denn sonst würdest du dich mehr in Acht nehmen…

Du schenkst mir ein hübsches, aber auch furchtbar traurig wirkendes Lächeln und wendest dich wieder deiner Arbeit zu. Für einen Moment kann ich meine Augen einfach nicht von dir Abwenden, zu faszinierend wirkt jede noch so kleine Bewegung die du vollführst auf mich. Nur langsam drehe ich die wieder den Rücken zu. ….Würdest du mich verstehen, wenn ich es dir sagen würde?... Ich will dich so sehr, dass es fast schon schmerzt….

Mit einem stillen Seufzen mache ich mich wieder ans Werk. Es liegt schließlich noch ein gutes Stück Arbeit vor uns, und seit Kyos Anruf gibt es da noch etwas, das ich dringend erledigen muss…
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Um die Mittagszeit herum haben wir schon ein gutes Stück des Flures gestrichen, und ich hocke gerade neben Dai um meine Farbrolle wieder mit Farbe anzureichern, als es neben mir knurrt. Verwirrt blicke ich zu Dai auf, auf dessen Gesicht sich nun ein Peinlichberührtes Lächeln schleicht.

Sekunden vergehen bis mir endlich klar wird, dass es sein Magen ist, der diese Knurrenden Geräusche von sich gibt.

„Warte…. Ich koche eben schnell was….“, erkläre ich lächelnd und haste in die Küche, wo ich so gleich eine Handvoll Töpfe aus den Regalen krame und Wasser für den Reis aufsetze.

Geschäftig und laut klappernd beginne ich damit Gemüse zu putzen und Fleisch anzubraten.

Als ich gerade das Gemüse mit in die Pfanne gebe, und dabei gleichzeitig im Reistopf herumrühre, erklingt ein Kichern aus der Richtung des Flures und ich drehe mich überrascht um.

Der Rothaarige hält sich die Hand auf den Mund und verschwindet hastig um die Ecke.

….Warum lacht er?.... Mache ich irgendwas komisches?....

Vorsichtig strecke ich den Kopf um die Ecke. Dai sieht mich schuldbewusst an. „Tut mir wirklich sehr Leid, aber…. Du siehst so niedlich aus, wenn du kochst…“, sein Lachen wirkt so ehrlich, dass ich es nicht wage diese Worte anzuzweifeln und nur den Blick zur Seite abwende.

„Ich wollte dich nicht ärgern oder so….“, er streicht mir behutsam über die Wange.

Ich bringe nur ein verlegendes Nicken zu Stande und ziehe mich dann mit der Ausrede, dass ich mich um des Essen kümmern müsse, weder in die Küche zurück.

….Er scheint was er sagt wirklich ernst zu meinen…. Auch wenn ich nicht verstehe, warum das so ist… Trotz meiner Verwirrung macht sich ein glückliches Lächeln auf meinen Zügen breit. …Ich bin froh, dass Dai da ist…. Unglaublich froh….

Ein Zischen in der Pfanne ruft mich zur Ordnung auf und erinnert mich daran, dass man beim Braten dringend darauf achten sollte, dass nichts anbrennt und ich versuche krampfhaft die Katastrophe zu verhindern, indem ich den Inhalt der Pfanne wende und dann von der Herdplatte nehme, um mich dem Reis zu widmen.

…Ich bin kein besonders guter Koch… Hoffentlich schmeckt es ihm überhaupt….

Während der Reis abtropft und Fleisch und Gemüse vor sich hin braten, mache ich mich daran den Tisch für zwei Personen zu decken. „Lass mich das machen! Ich will auch was helfen, wenn du so schön für mich kochst….“, Dai kommt um die Ecke gewuselt, kaum dass ich den Schrank mit den Schüsseln geöffnet habe.

…..Wie kann das sein? Er wird mich doch nicht beobachtet haben, oder?....

Etwas misstrauisch betrachte ich den Rothaarigen.

….Er muss ziemlich beliebt sein…. Wahrscheinlich bei Frauen und bei Männern…

Der Gedanke stimmt mich irgendwie traurig und ich rühre missmutig in der Pfanne herum.

„Das sieht so lecker aus…. Und es riech auch so lecker… Und bestimmt schmeckt es genauso lecker….“, ein lächeln huscht über meine Lippen als Dai murmelnd die Arme von hinten um mich schlingt. ….Ich mag ihn sehr….
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Nach dem Essen kehren wir in den Flur zurück, um unser gemeinsames Werk zu beenden.

Du hast wirklich außerordentlich gut gekocht. …Ich frage mich woher du so gut kochen kannst…. Wohnst du schon lange alleine?.... Wo sind deine Eltern?.... Und warum siehst du immer so traurig aus, wenn dieses Thema zur Sprache kommt?.... Ich weiß wirklich gar nichts über dich…. Auch wenn ich am liebsten alles von dir wissen würde…. Und trotz dieser Tatsache liebe ich dich…. Warum bloß?...

Jedes Mal wenn ich dich ansehe, und du meinen Blick erwiderst, wünsche ich mir nichts sehnlicher als dir endlich zu sagen, was du mit bedeutest. Doch irgendetwas hält mich zurück…. Vielleicht die Angst von dir zurückgewiesen zu werden…. Oder dich ganz zu verlieren….

Erneut und schon zum x-tausendsten Mal sehe ich zu dir hinüber. ….Sag mir nicht, dass du es nicht bemerkst…. Du musst es einfach bemerkt haben….

Betrübt kratze ich etwas getrocknete Farbe von der Rückseite meiner Hand und streiche dann weiter.

Jetzt in diesem Augenblick bin ich mit dir zusammen. Ich will mehr, viel mehr als nur mit dir befreundet zu sein, doch für den Augenblick muss das hier genug sein…

Bald werde ich Nachhause gehen müssen… Aber ich werde nicht lange von dir getrennt sein…. Mit Sicherheit nicht…

Ein leichtes Lächeln huscht über meine Züge und ich werfe zwischen dem Streichen einen Blick auf die Uhr.

….Noch ist es nicht Zeit… Noch haben wir Zeit, du und ich….

Als ich schon wieder zu dir hinüber sehe, fange ich direkt deinen Blick auf. Du hast mich ganz eindeutig angesehen und senkst nun schüchtern deinen Kopf und bist ganz plötzlich voll und ganz mit der Wand vor dir beschäftigt.

Ein kurzes Gefühl der Freude keimt in mir auf und meine Laune bessert sich um ein ganzes Stück. Natürlich wird Kyo dich mir nicht wegnehmen…

Die Zeit vergeht ziemlich schnell während wir mit unserer Arbeit beschäftigt sind, und ich bin überrascht dass es schon halb Sechs ist, als du und ich uns gemeinsam in die Küche setzen um mit Cola auf unser gemeinsames Werk anzustoßen. Du bemerkst meine Verwunderung und blickst ebenfalls auf die Uhr.

….Du denkst jetzt bestimmt darüber nach, dass du Kyo in kaum mehr als zwei Stunden treffen wirst, oder?.... Bist du aufgeregt?....

Ich trinke den Rest meiner Cola in einem Zug aus.

„Vielleicht sollte ich langsam gehen….“, stelle ich lächelnd fest und stehe auf, während du nur nickst und die Tischplatte anstarrst.

„Ich bin dir wirklich unendlich dankbar, dass du mir so viel geholfen hast…“, murmelst du leise.

Behutsam fahre ich dir über das glatte, weiche Haar. „Wie gesagt…. Keine Ursache…..“

„Ano, Dai? Also wenn es mal irgendetwas gibt, wobei ich dir behilflich sein könnte, kannst du mir das ruhig sagen, in Ordnung?“

Ich brauche nicht in dein Gesicht zu sehen, um zu erahnen, dass du reichlich rot im Gesicht bist. „Hai…. Mach ich….“, verspreche ich leise und streiche noch einmal über deinen Kopf, „Ich ziehe mich eben wieder um….“

Wieder ein Nicken deinerseits, dann siehst du zu mir auf und schenkst mir das schönste Lächeln, das ich je in meinem ganzen Leben gesehen habe, und das mein Herz dazu bringt, nicht ganz unwesentlich schneller zu schlagen.

Darum bemüht meine Gefühle hinter einem Grinsen zu verbergen verlasse ich rückwärts den Raum und suche dann dein Zimmer auf, um mir meine eigene Kleidung wieder anzuziehen.

Der Abschied an der Haustür fällt mir irgendwie nicht leicht, da sich so ziemlich alles in mir dagegen sträubt, dich zu verlassen.

Vorsichtig und dennoch so schnell, dass du kaum reagieren kannst, hauche ich dir einen sanften Kuss auf die hübsche Wange und entferne mich dann mit hastigen Schritten.

Zu Fuß würde ich zu lange Nachhause brauchen, also lautet mein Ziel vorerst einmal Bushaltestelle.

Zu meinem absoluten Glück hält dort gerade als ich ankomme ein Bus, der in meine Richtung fährt, und ich steige ein. In Gedanken gehe ich die nächsten Schritte durch, die ich zu tun habe, so bald ich in meinem Zimmer angekommen sein werde. Die Zeit ist knapp, aber sie wird reichen.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Wieder ganz alleine liege ich ausgestreckt auf meinem Bett und starre die Decke an.

Es ist ein höchst seltsames Gefühl, wenn man nach all den Jahren der Einsamkeit und der Feindseeligkeit plötzlich drei Menschen trifft, die auf Anhieb so nett zu einem sind… Seltsam, aber auch sehr schön.

Unwillkürlich muss ich an Dai denken und rolle mich verlegen auf die Seite, dann auf den Bauch und schließlich vom Bett. Allein der Gedanke an den Rotthaarigen macht mich unruhig und ich kann mir beim besten Willen keinen Reim auf sein Verhalten machen.

Einen Jungen küsst man nicht, es sei denn man hegt überfreundschaftliches Interesse an ihm. …Das ist zu mindest normalerweise so… Oder vielmehr denke ich, dass es so ist….

Plötzlich befällt mich ein seltsames Gefühl. Dieser Gedanke ist mir alles andere als neu… Er ist viel mehr wie etwas, das jemand einmal zu mir gesagt hat…. Doch wer könnte das schon gewesen sein?....

Hektisch schüttle ich den Kopf. …Es ist nicht wichtig wer das zu mir gesagt hat, oder ob es überhaupt jemals zu mir gesagt worden ist….

Entschlossen stehe ich auf und mache mich auf den Weg in das Badezimmer um zu duschen.

Unmittelbar nach dem Duschen würde ich mich dann anziehen und mich dann auf den Weg ins Kino machen.

Während ich mich entkleide atme ich tief durch. ….Das ist doch wirklich nicht schwer…. Kyo hat dir doch erklärt, welches Kino er meint…. Es wird schon alles gut gehen… Mach dir keine Gedanken mehr darüber….

Angesichts der Tatsache, dass ich sobald ich den Gedanken an Kyo und den Kinobesuch beiseite schiebe, sofort an Dai denken muss, ziehe ich es jedoch vor mich selbst ganz wirr zu machen indem ich darüber sinniere, was alles schief gehen kann wenn ich nachher aufbreche und was ich eigentlich anziehen soll.
 

+Mein kleines, ahnungsloses Vögelchen…

+Aus Angst vor dem Alleinsein bist du dem Käfig zu nahe gekommen…

+Nun hast du dich in den Dornen verfangen…

+Es tut weh, oder?...

+Und doch kann ich dich nicht gehen lassen….

+Denn trotz alledem genieße ich deinen Anblick….

jealous

Mau... Endlich ein neues Kapitel~ *nicken-tu*

Dieses ist meinem EheChibi gewidmet~ *erneut-nicken-tu*

Vielen Dank an alle Leser~ *nicken-tu* *strahl* *herumkugel*
 

VIII. jealous
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Was für ein Kraftakt…

Seufzend lege ich den Hörer des Telefons auf. …Aber alles kein Problem….

Ich grinse vor mich hin.

Zu aller erst habe ich in allen Listen von Klausurergebnissen nach Kyo und seinem Nachnamen gesucht, und dann im Telefonbuch nach allen Kinos hier in der Nähe gesucht, die zum Acht Uhr heute Abend einen Film ausstrahlen, der nicht für kleine Kinder oder hoffnungslose Romantiker gedreht worden sind.

Letzen Endes blieben nur drei Kinos übrig bei denen ich mich telefonisch erkundigt habe, ob ein Kyo Nishimura dort Karten vorbestellt hat, mit der Ausrede dass er vergessen habe mir eine Karte mitzubestellen. Beim ersten Versuch habe ich keinen Erfolg gehabt und einfach aufgelegt als die Frau am anderen Ende keine Reservierung auf seinen Namen finden konnte.

Schon der zweite Versuch war ein Volltreffer auf der ganzen Linie. So seltsam es dir und auch Kyo vorkommen wird, dass ich zwei Plätze weiter in eurer Reihe sitze, Kyo wird nichts dagegen tun können, dass ich auch dort sein werde. Der Abstand euren und meinen Plätzen ist gewollt, um zumindest ein bisschen weniger auffällig zu wirken, wobei die zwei Plätze, die zwischen uns liegen im Moment sowieso noch nicht vergeben sind.

…Aber eins muss ich Kyo lassen…

Ich tippe mit dem Finger auf den Ausgedruckten Beleg für meine Kartenreservierung.

…Er ist geschickt…. Er schleppt dich in einen Horrorfilm… und einen verdammt guten wie es mir scheint….

Augenblicklich verfalle ich in Schmollen. Zum einen, weil mir eine derartige Idee nicht gekommen ist, und zum anderen, weil ich mir sicher bin, das Kyo Erfolg gehabt hätte, und du dich während des Filmes an ihn geklammert hättest…

…Kyo ist gefährlich… Ich sollte ihn einfach ausschalten… Ihn zum Beispiel erschlagen, oder so….

Ich klaube frische Kleidung aus meinem Kleiderschrank und vergewissere mich auf meinem Wecker, dass ich noch hinreichend Zeit habe, um zum Kino zu gelangen.

Dann husche ich in die Dusche.

Das warme Wasser ist angenehm auf der Haut, doch ich bin so in Aufruhe, dass ich es nicht genießen kann, und nur ungeduldig herum zapple während meine Haarspülung einwirkt.

Um mich zumindest ein bisschen zu beschäftigen, male ich mit dem Finger Strichmännchen an die beschlagene Duschwand.

Ein Dai-Strichmännchen, das ein Shinya-Strichmännchen an der Hand hält, und ein Kyo-Strichmännchen, das in ein tiefes Loch fällt.

Ich kichere böse und wasche mir die Haare aus.

Nicht einmal zum Haarfönen lasse ich mir Zeit, und rubble meine rote Haarpracht nur nachlässig trocken, um dann sofort in die frische Kleidung zu schlüpfen.

…Was du wohl tragen wirst?... Hast du dich für Kyo zurecht gemacht?....

Ich seufze leicht, als ich einen Blick in den nebligen Spiegel werfe.

…Findest du ihn attraktiver als mich?...

Unweigerlich lache ich auf und schüttle den Kopf. …Kyo ist nur ein kleiner, blonder Giftzwerg… Warum mache ich mir überhaupt so viele Sorgen?
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Unsicher beäuge ich mich in der Verglasten Vorderfront des Kinos.

…Warum bin ich nur so dünn?... Und warum bin ich dazu auch noch so unheimlich blöd, dazu auch noch schwarz zu tragen?... Ich schüttle ärgerlich den Kopf und seufze leise.

Von Kyo ist weit und breit noch nichts zu sehen, und das Ziffernblatt meiner Uhr verrät mir, dass dieser Umstand nicht allzu verwunderlich ist, da es noch Zehn Minuten bis zum mit Kyo vereinbarten Zeitpunkt sind.

….Kein wunder… Ich bin ja auch geradezu gerannt… Nur weil ich nicht genau gewusst habe, wie lange ich hierher brauchen würde…

Ich atme die kühle Abendluft ein und lehne mich mit dem Rücken an die verputzte Wand.

…Schade, dass Kyo und Dai sich so gar nicht mögen… Sonst hätten wir zu Dritt ins Kino gehen können…

Der bloße Gedanke an Dai ruft wieder eine gewisse Unruhe in mir wach und ich trete nervös von einem Bein auf das andere. ….Ich wäre jetzt gerne mir ihm zusammen…

Traurig betrachte ich den Boden zu meinen Füßen.

Dummheit muss dem Menschen irgendwie angeboren sein… Sonst würden sie nicht immer und immer wieder denselben Fehler machen…

Warum denselben Fehler?...

Ich erstarre.

Schon wieder habe ich das Gefühl, mich an etwas zu erinnern, daran, dass ich diesen Gedanken schon einmal gedacht habe, oder von jemandem gehört habe. Doch von wem?...

Mir wird schlecht und ich fasse mir unwillkürlich an die Stirn.

„Shinya? Geht es dir gut? Du siehst so unheimlich blass aus?“, eine besorgte Stimme erklingt unmittelbar vor mir, und ich hebe überrascht und ein wenig erschrocken den Kopf.

„Kyo-kun…“, ich setze ein Lächeln auf, „Mach dir keine Gedanken… Es ist nichts… Mir ist nur ein bisschen schwindelig geworden….“

Kyo nickt nur langsam. „Du…. Isst aber ausreichend, oder?“, der Blonde legt den Kopf etwas schief und ich muss ein ganz kleines bisschen lachen. „Du brauchst dir wirklich keine Sorgen um mich zu machen….“

Irgendetwas an seinem Blick sagt mir, dass ihn diese Worte keines Falls davon abhalten werden, sich zu sorgen und ich schüttle schwach den Kopf.

…Es ist schon seltsam… Wenn ich Kyo ansehe, kann ich zumindest ahnen, was er gerade denkt… Mit Dai ist das ganz anders… Ich weiß nie was er denkt… Auch wenn ich es zu gerne wüsste…

Wieder Dai… Schon wieder denke ich an ihn… Und erneut wünsche ich mir, er wäre jetzt hier.

…Ist das immer so, wenn man verliebt ist?...

Eine wage Hoffnung, oder vielmehr ein Wunsch, keimt in mir auf, dass Dai vielleicht genau dasselbe mir gegenüber empfinden könnte.

Doch die Wahrscheinlichkeit erscheint mir so klein, dass ich den Gedanken beiseite schiebe und den Wunsch tief in mir verberge.

…Er kennt mich nicht…. Wie soll er mich da lieben?...

Erst als mir Kyo ganz vorsichtig über die Wange streicht, schrecke ich aus meinen Gedanken hoch.

„Bist du dir wirklich sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?“

„Hai… Tut mir wirklich Leid…“

„Ist ja nicht schlimm…“, der Kleinere strahlt mich an und ergreift dann zaghaft meine Hand.

Gemeinsam treten wir durch die Glastür in den Vorraum mit der Kasse.

„Wir müssen noch die Karten abholen…“, erklärt der Blonde und steuert mit mir auf eine der Kassen zu. Verstohlen sehe ich mich um, als ich plötzlich von hinten angesprochen werde.

Für einen Moment glaube ich, dass mein Herz mir den Dienst versagt.

…Dai?...
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Beim Klang deines Namens zuckst du zusammen und drehst dich dann langsam zu mir um.

Ein Lächeln legt sich auf meine Züge, als deine Augen groß werden.

Kyo hat sich ebenfalls umgewand. Wie erwartet sieht der kleine Giftzwerg alles andere als glücklich aus, als er mich erkennt.

Ganz im Gegensatz zu dir.

Ich wanke ein wenig als du mir plötzlich und ohne Vorwarnung um den Hals fällst, eine Reaktion, die ich nie von dir erwartet hätte. Dein zierlicher Körper schmiegt sich leicht an mich und ich schlinge über alle Maßen befriedigt die Arme um dich. „Du bist ja ganz weiß auf dem Rücken….“, stelle ich kichernd fest.

Unter Kyos unzufriedenen Blicken klopfe ich den weißen Staub von deiner Kleidung.

Mit zwei Karten in den Hand, und einem Blick, der selbst einen Untoten auf der Stelle in Asche verwandeln würde, kommt der kleine Blonde auf uns zu.

„Was machst du hier?“, fragst du, ohne einen Vorwurf in deiner Stimme, was Kyo noch mehr zu missfallen scheint, da dieser jetzt beinahe so aussieht, als würde er mich gleich, ungeachtet der Menschen um uns herum, mit bloßen Händen erwürgen.

„Ich hatte nichts zu tun, und keine Lust zuhause herum zu sitzen… Und ich war schon recht lange nicht mehr im Kino… Ich dachte so könnte ich auf andere Gedanken kommen….“, diese Aussage ist alles andere als eine Lüge…

Ich bin tatsächlich seit über zwei Monaten nicht mehr ins Kino gegangen, und auf andere Gedanken wollte ich ja schließlich auch kommen… Daheim würde ich jetzt nur unzufrieden vor mich hin vegetieren und mich über Kyo aufregen…

Wo wir auch schon beim Thema sind…

Kyo regt sich gerade wohl auch auf…. Über mich, wie ich meinen möchte…

Demonstrativ drücke ich dich näher an mich und sehe meinen blonden Möchtegernrivalen an.

„In welchen Film gehst du denn?“, irre ich mich oder schwelgt in deiner Stimme ein hoffnungsvoller Unterton mit?

„Ano… Ach ja…. Da fällt mir ein, ich muss noch meine Karte abholen…“, ich schüttle etwas zerstreut den Kopf, und vergesse dabei deine Frage zu beantworten, „Bin gleich wieder da….“, ich gebe dich wieder frei, drehe dir den Rücken zu, nur um mich noch einmal zu dir umzudrehen, dir kurz über das samtig weiche Haar zu streichen, und mich dann an die Kasse zu begeben.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Lächelnd betrachte ich Dai von hinten. Mir fällt auf, dass mir sein Rücken gefällt, und ich schüttle über mich selbst denn Kopf.

„Seltsam, dass er auch hier ist…“, Kyos Stimme erinnert mich an die Anwesenheit des Blonden, und ich wende mich ihm verlegen zu.

„Hai… Ein seltsamer Zufall…“, der Ausdruck, der sich auf seine Züge gelegt hat, erschreckt mich ein wenig.

„Ano… Bist du sauer weil er auch da ist?“, frage ich ganz zaghaft und versuche die Emotionen, die sich in seinem Gesicht wiederspiegeln genauer zu deuten.

...Eigentlich ist sein Blick eher traurig, als sauer… Was hat er nur?... Ist Dais Anwesenheit so furchtbar für ihn?...

…Dabei ist Dai so ein netter Kerl…

….Oder…. Oder mag er ihn vielleicht genauso wie ich, und will es nicht zugeben?.... Bestimmt nicht…. Nein…. Ganz bestimmt nicht… Oder eher hoffentlich nicht….

Ich wage es kaum den Kleineren in die Augen zu sehen. Dieser schweigt noch immer. Dann legt sich ein Lächeln auf seine Lippen, das so traurig wirkt, dass sich mein Herz zu einem schmerzhaften Klumpen zusammen zieht.

Ihn so traurig zu sehen, macht auch mich traurig… Sehr sogar…

Nach einer kleinen Ewigkeit schüttelt der Blonde den Kopf. „Ich bin nicht sauer…. Warum sollte ich auch?“, er lacht, doch es wirkt falsch.

„Du scheinst ihn nicht besonders zu mögen… Darum…“, wispere ich leise, doch Kyo schüttelt nur den Kopf und wuschelt mir nach kurzen Zögern durch das lange Haar. „Mach dir darüber keine Gedanken mehr, hai?“

Ehe ich noch etwas erwidern kann, stößt Dai wieder zu uns.

Strahlend legt er die Arme wieder um mich und ich schmiege mich zufrieden an ihn.

„Wann geht euer Film los? Ich hab noch fast 15 Minuten Wartezeit….“, erklärt er lächelnd und wedelt mit seiner Eintrittskarte.

Kyos Gesichtsausdruck wird für einen Augenblick finster. „Unser Film beginnt auch zu dieser Zeit…..“, er schnappt Dai die Karte aus der Hand und studiert sie eingehend. Ohne sich die geringste Verwunderung anmerken zu lassen verkündet er, dass das wohl daran liege, dass wir Drei denselben Film sehen werden.

„Und in der Gleichen Reihe sitzen wir auch…. Welch ein unglaublicher Zufall….“, sein Tonfall ist rau und wieder verspüre ich einen Stich in der Brust. ….Hasst er Dai?... Wenn er erfährt, wie sehr ich den Rothaarigen mag, wird er mich dann auch hassen?...

Ich kann mich kaum darüber freunden, dass Dai während des Filmes ganz nah bei uns sitzen wird, sondern sehe die beiden anderen Jungen nur unsicher an.

„Ano… Da wir noch so viel Zeit haben, kann ich doch noch mal eben schnell auf die Toilette gehen, oder?“, ich warte keine Antwort ab, sondern flitze einfach davon, auf den Seitengang zu, über dem ich schon vorhin das Zeichen für die Herrentoilette entdeckt habe. …Was ist nur mit den beiden?... Ich habe so ein seltsames Gefühl…. Als wenn man mir den Brustkorb zusammendrücken würde…. Aber warum nur?... Was soll schon passieren?...

An einem Waschbecken wasche ich mir das Gesicht mit eiskaltem Wasser, doch die Kälte auf meiner Haut vermag das Durcheinander in meinem Kopf nicht zu beheben.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

„Ich bin neugierig….“, Kyos Blick ist bohrend. …Er würde mich gerne erwürgen…. Er hasst mich… Beides spüre ich mit einemmal überdeutlich und werde unruhig. Ich bin zu weit gegangen. Trotzdem bleibe ich ruhig.

„Neugierig worauf? Auf den Film?“, ich mieme den Unschuldigen und fahre fort zu lächeln.

„Du weißt genau was ich meine“, faucht der Kleine. Unwillkürlich muss ich an einen streunenden Kater denken, der sich darüber beschwert, dass man ihm die Beute gestohlen hat, „Ich will wissen wie du es geschafft hast, hier aufzukreuzen, und dann auch noch einen Platz in unserer Reihe zu ergattern! Ich bin nicht blöd, Dai… Es mag viele unwahrscheinliche Zufälle geben, doch das hier ist keiner!“

Ein spöttisches Grinsen legt sich auf meine Züge und ich gebe es auf, die Unschuld in Person zu spielen.

„Ich bin bei ihm gewesen, als du angerufen hast… Ich bin den ganzen Abend bei ihm gewesen, auch über Nacht…. Und als ich wieder zuhause war, habe ich augenblicklich angefangen zu suchen… Und schließlich habe ich herausgefunden, wo und wann du Karten reserviert hast, und hab es dir gleichgetan….“, der Blonde ist blass geworden und funkelt mich in unverschleierter Wut an.

„Was willst du? Warum lässt du ihn keine Sekunde aus den Augen?“

„Ich will ihn… Uns sonst nichts… Und um ganz ehrlich zu sein, ich habe das Gefühl er mag mich lieber als dich… Aber das hast du selbst bestimmt auch schon gemerkt….“, der Schmerz auf den Zügen des Kleineren beweist mir, dass ich recht habe.

„Ich bin auch neugierig, Kyo….“, grinsend lege ich die Hand unter sein Kinn und zwinge ihn dazu mich anzusehen.

„Was wirst du jetzt tun? Wirst du trotzdem versuchen, ihn zu bekommen? Auch wenn du weist, dass du keine Chance hast?"
 

+Die Dornen haben deine Flügel längst zerfetzt…

+Du kannst nicht mehr fort….

+Ein Gefühl der Trauer, das dein Herz zerfrisst….

+Hast du bemerkt, dass du nicht mehr davon fliegen kannst?...

+Dein Schmerz ist der Beweis für deine Gefangenschaft…

Breaking the bird’s wings

Mau~ Endlich wieder ein neues Kapitel~

Gomen, dass es wieder mal so lange gedauert hat....

Dieses Kapitel ist meinem lieben EheChibi gewidmet~
 

IX. Breaking the bird’s wings
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Der kleine Blonde vor mir ballt die Fäuste, und ich bereite mich mental darauf vor, gleich eine von ihm verpasst zu bekommen.

Doch der Kleine bekommt sich ziemlich schnell wieder unter Kontrolle und beschränkt sich darauf, mir erneut einen dieser Blicke zu schenken, die mir das Gefühl geben, um mein Leben bangen zu müssen.

„Ich hab es dir doch bereits gesagt, oder? Ich bin nicht wie du…“, seine Stimme hat einen seltsamen Klang, „Werde ihm nicht wehtun indem ich ihn wie einen Vogel in einen Käfig sperre, und vor der Welt verbergen, um ihn für mich alleine zu haben…. Du wirst ihn verletzen, und dafür hasse ich dich…“

Er bricht ab. Seine Stimme versagt.

….Bitte… Er wird jetzt doch nicht zu heulen anfangen, oder?...

Ich sehe auf ihn hinunter.

…Ein wenig tut er mir Leid… Aber ich werde dich ihm nicht überlassen…

Als Kyo wieder zu mir aufblickt, ist sein Gesicht von Hass verzehrt.

„Am liebsten… würde ich dich mit meinen eigenen Händen umbringen… Und wahrscheinlich ist der einzige Grund, der mich noch davon abhält, dass Shinya dann unendlich traurig sein würde…“, jetzt rinnt tatsächlich eine Träne über seine Wange, „Außerdem würde er mich wohl auch dann nicht lieben können, wenn es dich nicht mehr gäbe…“

„Dann sind wir uns ja einig…“, wispere ich nah bei seinem Ohr, „Du wirst in Zukunft die Hände von ihm lassen, verstanden?“

Leise kann ich seinen Atem hören.

„Vergiss es… Mit ihm befreundet zu sein, kannst du mir nicht verbieten…“, er drückt mich von sich.

Ich lächle nur zu ihm hinab.

…Er bemüht sich umsonst… Es macht keinen Sinn….

Ohne den blonden Giftzwerg weiter zu beachten wende ich mich dem Verkaufstand für Popkorn zu.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Noch immer ratlos und heillos durcheinander verlasse ich den kleinen Toilettenraum wieder.

…Was wenn Kyo Dai tatsächlich hasst?... Also wirklich hasst…. Dann kann ich nicht länger mit beiden befreundet sein…

…Ob das immer so ist, wenn man Freunde hat?...

Gedankenverloren starre ich ein Filmposter an, als könne mir dieses eine Antwort auf meine Frage geben.

…Du darfst nicht zu viel verlangen… Wer verlangt und hofft, wird enttäuscht…

Eine Welle der Übelkeit überkommt mich, und ich stütze mich an einer Wand ab.

Nur langsam hört die Welt damit auf, pausenlos um mich herum zu kreisen, und ich richte mich wieder auf. …Was war das?... Ob ich zu wenig getrunken habe?.... Oder sind es einfach nur Kreislaufschwierigkeiten?...

Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen, bis ich mir sicher bin, dass ich nicht erneut ins Schwanken geraten werde.

Im Empfangsraum angekommen, begebe ich mich zielstrebig wieder an die Stelle zurück, an der ich Dai und Kyo zurückgelassen habe, finde aber nur den kleinen Blonden wieder.

„Falls du Dai suchst, der kauft sich Popkorn….“, Kyo sieht mich lächelnd an, doch alles an diesem Lächeln wirkt falsch.

„Ano… Wenn irgendetwas nicht stimmt, dann…. sagst du es mir, okay?“, verunsichert blicke ich zu Boden. ….Es ist meine Schuld, dass es ihm nicht gut geht….

„Du machst dir einfach zu viele Gedanken… Es ist alles in bester Ordnung… Keine Angst…“, ich spüre eine Hand auf meiner Wange und sehe auf, direkt in ein Paar tiefbrauner Augen.

„Vielleicht fehlen mir einfach nur ein paar Stunden Schlaf….“, nun lächelt er wirklich und der Knoten in meiner Brust löst sich langsam auf.

Hektisch sieht der Kleinere sich nach links und rechts um, ehe er mich vorsichtig näher an sich zieht, und umarmt.

Eine warme, tröstende Umarmung, doch ganz anders als Dais.

Zaghaft erwidere ich die sanfte Geste.

„Wenn du jemals meine Hilfe brauchst, oder einfach alleine bist, komm zu mir, okay? Ich kann vielleicht nicht viel für dich tun, aber wenn es etwas gibt, dann werde ich es tun…“, ich nicke lächelnd und schlinge die Arme etwas enger um ihn.

„Versprich es mir….“, wispert er leise und plötzlich habe ich das Gefühl, dass er weint, doch er lässt mich ihn nicht ansehen, sonder drückt mich weiter an sich.

„Versprich es mir bitte, Shinya…“

„Ich verspreche es…“, flüstere ich zurück, und meine Hand streicht flüchtig über sein blondes Haar.

Wir lösen uns wieder voneinander, und als ich aufblicke, begegne ich Dais Blick.

Fragend und gleichzeitig verständnislos macht es mir dieser Blick unmöglich, mich zu rühren.

Erst als Kyo sich zu dem Rothaarigen dreht, kann auch ich mich aus meiner Starre lösen, und ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen, als die Züge des Größeren sich entspannen und er sich wieder zu uns gesellt.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

…Oh, dieser kleine…. Dieser blöde… Gartenzwerg…

Ich werfe betreffender Person vernichtende Blicke zu.

…Da hat er es doch tatsächlich geschafft, dich zu umarmen… Und das vor meinen Augen…

Während ich noch darüber sinniere, ob ich diese Geste nun als Kriegserklärung aufzufassen habe, erinnert uns der Gartenzwerg daran, dass der Film bald beginnen wird, und dass es Zeit sei, sich nun in den Kinosaal zu begeben.

Demonstrativ nehme ich dich bei der Hand, woraufhin du mir ein Lächeln schenkst.

Belustigt spüre ich, wie mein Herz schneller schlägt.

…Du hast wirklich nicht den Hauch einer Ahnung, was du mit mir anstellst, oder?....

Gartenzwerg funkelt mich mit seinem Ich-bin-ein-böser-Killergartenzwerg-und-fress-dich-gleich-Blick an, und geht dann voraus.

Zu meinem unverschämten Glück bleiben die Plätze zwischen mir und euch unbesetzt, so dass ich an euch heranrutschen kann, kaum dass die nervtötende Werbung endlich vorbei ist.

Nun sitze ich strahlend neben dir, deine Hand in der meinen, meine Popkorntüte ignoriert, vergessen und verweist an meinem alten Sitzplatz.

…So hat Kyo sich das nicht vorgestellt… Ganz gewiss nicht….

Ich schiele zu ihm hinüber, doch auf seinem Gesicht spiegelt sich keine der Emotionen wieder, die in diesem Augenblick wohl in ihm toben dürften.

…Was hat er auch gedacht?.... Dass ich dich ihm einfach überlassen würde?...

Während des wenig interessanten Anfanges, wird meine Aufmerksamkeit immer wieder von dir in Beschlag genommen.

Unaufhörlich wandern meine Augen über deinen zierlichen hübschen Körper, deine weichen Lippen, dein selbst im Schummerlicht noch glänzendes Haar.

…Wer könnte dir nicht verfallen?....

Nur das Einsetzen der richtigen Handlung hält mich davon ab, dir über die blasse Wange zu streichen.

Die ganze Zeit über ist Kyos Gesicht stur der Leinwand zugewandt, offenbar peinlich darauf bedacht dich und mich nicht anzusehen.

….Tut es ihm weh, dass er dich nicht haben kann?....

…Irgendwie kann ich ihn ja verstehen…. Aber du gehörst zu mir, nicht zu ihm…

Ein unappetitlich aussehnender Geist greift mit fahlen Händen nach den Fußgelenken der Hauptperson, und du zuckst furchtbar zusammen, um dann noch näher an mich heran zu rutschen, gebannt den Film verfolgend, eher aufgeregt, als verängstigt.

Dafür wird mir schlagartig und viel zu spät wieder bewusst, dass Horrorfilme diese eine bestimmte Sache sind, dir mir so gar nicht gut bekommt.

Halb panisch klammere ich mich ebenfalls an dir fest.

….Hoffentlich bemerkst du nicht, dass ich solche Filme nicht vertrage… Obwohl das unmöglich sein dürfte…
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

…Irre ich mich, oder ist Dai ziemlich schreckhaft, was diese Filme angeht?...

Prüfend sehe ich den Rothaarigen an.

….Zumindest sieht er ziemlich erschrocken aus….

Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, und ich stupse ihn ganz vorsichtig etwas an.

Er schreckt auf, und setzt sich dann wieder aufrecht hin, gerade so als wolle er mir beweisen, dass ihm dieser Film nichts ausmacht, doch schon Fünf Minuten später drückt er mich wieder an sich.

….Er ist wirklich ein lieber Kerl…

Zaghaft versuche ich im Halbdunkel den Gesichtsausdruck von Kyo zu erkennen.

Er sieht geradezu gleichgültig aus.

Hastig versuche ich mir wieder auf den Film zu konzentrieren.

…Ich werde das Gefühl nicht los, dass es ihm schlecht geht, und ich der Grund dafür bin…

Der Film geht spannend weiter und lenkt mich somit erfolgreich vom Nachdenken ab.

Zum Ende hin scheint Dai neben mir geradezu zu hyperventilieren, und schlussendes sitze ich auf seinem Schoss, während er an mir vorbei vorsichtig auf die Leinwand linst, sich immer wieder hinter mir versteckend.

Kyo lächelt als er uns beide so sitzen sieht, auch wenn noch immer etwas Trauriges in seinem Lächeln liegt, macht mein Herz einen freudigen Hüpfer.

…Ich mag es, wenn Kyo lächelt…

…Wenn es wirklich an Dai liegt, dass er heute so bedrückt ist, sollte ich ihn bald alleine besuchen… Auch wenn ich sehr gerne mit Dai zusammen bin….

Die Arme des Rothaarigen schlingen sich in den letzten Minuten noch etwas fester um mich, und ich schließe die Augen, seine Nähe genießend, auch wenn ich auf diese Weise den Rest des Filmes fast nur noch akustisch mitbekomme.

Während des Abspanns entspannt sich der Größere etwas, und gibt mich schließlich frei.

„Was für ein Film…“, murmelt er leise und fährt sich durch das glänzende Haar.

„Ich hätte nie gedacht, dass du solche Angst haben würdest…“, schmunzle ich leise, und Dai sieht mich empört an. „Ich hatte gar keine Angst! Nicht einmal ein bisschen!“, beteuert er mir mit ernsthafter Miene.

Neben mir richtet sich Kyo auf und streckt sich. Dabei wirkt er selbst fast wie eine kleine Katze.

Einen Moment lang scheint er uns aufmerksam zu mustern, dann seufzt er kaum merklich.

„Ich… habe noch was zu tun, und muss jetzt gehen….“, erklärt er schließlich.

„Ach so…“, murmle ich.

…er wird nicht bleiben… Natürlich nicht…

Plötzlich lächelt er wieder.

„Wir sehen uns bald wieder, okay?“

Ich nicke strahlend. ….Unbedingt…

Der kleine Blonde scheint noch etwas sagen zu wollen, schüttelt dann aber den Kopf und verabschiedet sich mich einem Winken, ehe er sich von mir und Dai anwendet und den Saal verlässt.

…Wird Dai jetzt auch weggehen?...

Etwas ängstlich sehe ich zu betreffender Person auf.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

…Und nun?... Ob ich dich bitten kann heute Nacht wieder bei dir übernachten zu dürfen?...

Ein Kribbeln kriecht über meinen gesamten Körper, als du aus dunklen Augen zu mir aufblickst.

…Kann ich es wagen?...

Zaghaft streicht meine Hand über deine Wange.

„Ano, Shinya?... Kann ich vielleicht…. Also darf ich…. Ano… Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich heute Nacht wieder bei dir bleibe?“

Vor Unsicherheit beiße ich mir auf die Unterlippe.

„Es würde mich sogar sehr freuen, wenn du bei mir bleiben würdest…“, gestehst du ganz leise und aus impulsiver Freude drücke ich dich an mich.

Ein paar Mädchen zwei Reihen über uns fangen auf eine über alle Maßen alberne Art an zu kichern, und ich nehme dich hastig bei der Hand um dich aus dem großen Raum zu ziehen.

„Doofe Kichererbsen….“, knurre ich noch in Richtung der Mädchen und trete dann mit dir in den Vorraum.

„Es regnet…“, stellst du leise fest, und ich brauche nicht einmal deinem Blick zu folgen, um zu wissen, dass du Recht hast.

„Leider habe ich keinen Regenschirm dabei…“, unschlüssig sehe ich dich an. Du zuckst mit den Schultern.

„Von mir aus können wir auch durch den Regen gehen… So weit ist es schließlich nicht bis zu mir….“

Als ich nicht gleich reagiere, legst du den Kopf schief, und ich stehe kurz davor, doch erneut in meine Arme zu ziehen. …Bitte… Musst du mich so quälen?.... Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du es mit Absicht machst…

„Wir können natürlich auch darauf warten, dass der Regen aufhört…“, schlägst du vor, da du augenscheinlich denkst, dass es mir etwas ausmachen würde, nass zu werden.

Also schüttle ich nur den Kopf und streiche dir über das unsagbar geschmeidige Haar.

„Lass uns gehen…“, meine Hand umfasst die deine und wir treten aus dem stickigen Vorraum ins Freie.

Es regnet geradeso, als ob sich irgendwer, der mit der Verwaltung des Wetters betraut ist, dazu entschieden hätte eine erneute Sintflut über die Erde kommen zu lassen, doch wir grinsen uns nur an, um Augenblicke später in die Nässe hinaus zutreten.

Zufrieden sehe ich dir dabei zu, wie du immer nasser wirst, bis deine Kleider schließlich eng an deinem zierlichen Körper kleben, und dir dein Haar in tropfenden, nassen Strähnen in dein hübsches Gesicht fällt.

Begierig wandern meine Blicke über deinen Körper.

…Lecker…

Unwillkürlich lecke ich mir über die Lippen.

Nachdem wir etwa die Hälfte der Stecke hinter uns haben, bleibst du plötzlich stehen.

Besorgnis liegt auf deinen glatten Zügen.

„Was ist denn Shinya? Stimmt etwas nicht?“

Schwach schüttelst du den Kopf, und siehst dabei so hinreißend aus, dass mein Verlangen nach dir ein beinahe schmerzhaftes Ausmaß annimmt.

„Ich habe nur an Kyo denken müssen… Schließlich hat er einen viel längeren Weg nachhause…. Er wird sich bestimmt erkälten… Und dass, wo er heute sowieso schon so bedrückt war“, dein Gesichtsausdruck ist nachdenklich.

Etwas in mir zieht sich zusammen.

„Ich würde gerne wissen, was ihn so bedrückt… Vielleicht…“

„Hör bitte auf….“, der Klang meiner eigenen Stimme erschreckt mich, „Ich mag es nicht, wenn du von Kyo sprichst….“
 

+Vor der Welt verborgen schläft der kleine Vogel

+Unfähig den Gedanken zu ertragen dass dir jemand anderes wichtiger als ich sein könnte, wache ich vor dem Käfig…

+Die ganze Nacht lang verharre ich in starre, die Augen nicht von dir nehmend…

+Nur ich soll seine weichen Federn berühren dürfen…

+Nur ich allein darf deine Seele berühren…

crooked affection

Es tut mir wirklich sehr Leid, dass es so lange gedauert hat, bis ich das nächste Kapitel fertig hatte...

Aber von nun an wird es wieder schneller voran gehen... *murmel*

Zumindest habe ich mir das fest vorgenommen T__________T

Nyo.... Vielen Dank fürs Lesen, und an alle, die mir trotzdem treu bleiben, auch wenn ich so verdammt unregelmäßig neue Kapitel online stelle ;_____;
 

X. crooked affection
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

„Wie?“, verständnislos sehe ich den Rothaarigen an.

„Ich kann es nicht ausstehen, wenn du von Kyo sprichst! Ich möchte derjenige sein, an den du denkst… Der einzige sein, an den du denkst…“

Er nähert sich mir, und ich spüre wie mein Herz mir gegen die Rippen schlägt.

Unter seinem dünnen Oberteil zeichnen sich in aller Deutlichkeit seine Knochen und Muskeln ab.

Der Anblick löst ein keines Falls unangenehmes Gefühl der Unruhe in mir aus.

Schließlich steht er direkt vor mir.

Sanft streicht er meine Wange und dann meinen Hals entlang.

Ich kann seinen Atem an meinem Hals spüren, als der den Kopf auf meiner Schulter bettet und mich sanft an seinen Körper zieht.

Durch seine durchweiche Kleidung hindurch fühle ich die Wärme seines Körpers.

Mir wird schwindelig.

Seine Lippen liegen an meinem Hals.

„Ich liebe dich Shinya… Darum kann ich es nicht ertragen….“

Er sieht mich an. Regentropfen rinnen über sein hübsches Gesicht.

Wahrscheinlich hat mein Herz für einen Moment einfach ausgesetzt, da ich mir seines Schlagens plötzlich schmerzhaft bewusst werde.

„Ich… Ich habe dich ebenfalls sehr lieb… Lieber als jeden anderen Menschen auf der Welt…“

Meine Finger fahren ganz sanft über seine nasse Haut.

Dai legt den Kopf etwas schief.

….Ist er traurig?....

Unvermittelt schüttle ich den Kopf und drücke mich an ihn.

„Nein… Das stimmt nicht… Ich habe dich nicht nur einfach lieb…“, mein Herz scheint mir plötzlich viel zu langsam zu schlagen, als ich wieder zu Dai aufblicke, in seine hübschen, warmen Augen.

„Ich liebe dich auch….“, wispre ich leise.

Ein glückliches Lächeln legt sich auf die Züge meines Gegenübers. Nie zuvor habe ich etwas Hübscheres gesehen, als dieses Lächeln, das allein mir gilt… Mir allein…

Er beugt sich etwas vor um seine Lippen auf die meinen zu legen. Sanft streicht seine Zunge über meine Unterlippe, flehend um Einlass bittend.

Ohne den geringsten Widerstand lasse ich den Rothaarigen gewähren, spüre seine Hände über meinen Rücken streichen und seine Zunge, welche die meine anstupst.

Wohlige Wärme steigt in mir auf und lässt mich für diesen einen Moment alles vergessen.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Niemals zuvor habe ich mich auch nur annähernd so glücklich gefühlt, wie in diesem Augenblick, obschon ich durchweicht und halb erfroren bin.

Unsere Lippen haben sich wieder voneinander getrennt, doch das warme Gefühl bleibt, wie ein kleiner, glimmender Funke.

Zärtlich streiche ich dir das Haar aus dem Gesicht.

….Zu gerne würde ich dir sagen, was ich jetzt fühle… Doch ich fürchte es gibt keine Worte, die meine Empfindungen fassen können…

Du schmiegst dich an mich, vertrauensvoll und schutzsuchend.

Lächelnd umfange ich dich, mein kleines, unendlich wertvolles Vögelchen, und du legst deinen Kopf an meiner Schulter nieder.

…Nun gehörst du wirklich und tatsächlich nur noch zu mir…

…Und du wirst nicht gehen…

Mein Glück mit jeder Faser meines Daseins genießend, verharre ich mit dir eng umschlungen, ehe du den Kopf hebst, und mich weich anlächelst, so dass mein Herz noch etwas freudiger Hüpft.

…Mach so weiter, und ich werde eines frühen Todes sterben müssen, weil mein Herz schlicht und einfach den Geist aufgibt…

Ich kann nicht umhin, dir einen Kuss auf die Wange zu hauchen.

Zu meinem Entzücken scheinst du plötzlich ziemlich verlegen, und du senkst den Kopf wieder.

„Ano… Vielleicht… Sollten wir langsam weitergehen, bevor wir uns beide noch eine schwere Erkältung einfangen….“, murmelst du leise.

Regentropfen rinnen über deine Haut.

Ich bringe es nur zu einem abwesenden Nicken, da es mir nicht gelingt, denn Blick von den perlenden Tropfen abzulenken.

Verhängnisvoll kommt Begierde in mir auf, und benebelt mein Denken, droht es sogar vollständig außer Kraft zu setzen.

Mühevoll befreie ich mich aus dem dunstigen Nebel und nehme dich bei der Hand.

„Du hast vollkommen Recht… Wir werden uns hier draußen erkälten, und davon hätten wir wohl nichts…“, ich sehe, dass du noch immer lächelst, und glaube vergehen zu müssen, an so viel Freude in mir.

….Wahrscheinlich schlafe ich nur… So glücklich kann niemand sein… Vollkommen unmöglich…

Und doch lässt sich das Gefühl in meiner Brust nicht verleugnen.

Ich bin glücklich. Und wie…
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Auf meine Haut spüre ich den Regen und die Blicke des Rothaarigen.

Das Lächeln auf meinen Lippen lässt sich einfach nicht verbannen.

Zaghaft kuschle ich mich während des Gehens näher an ihn, um seine Nähe und seine Wärme spüren zu dürfen.

…Wenn das hier ein Traum ist, dann ist es der schönste, den ich je geträumt habe…

Zaghaft sehe ich zu meinem Begleiter hinüber und verspüre erneutes Herzklopfen bei seinem bloßen Anblick, und bedauere es heimlich als wir meine Wohnung erreichen.

Mit nassen und etwas klammen Fingern schließe ich die Tür auf, und wir treten tropfend in das Innere des Hauses, die Treppen hinauf in die rettende Wärme meiner Wohnung, in der es noch immer nach Farbe und Umzug riecht.

Dai streicht mir durch das Haar, und ich schließe für einen Augenblick die Augen, um diese Berührung zu genießen.

…Es wäre besser, sich nicht auf ihn einzulassen…

Ich verdränge das leise Flüstern in meinem Unterbewusstsein.

Dai ist ein wirklich lieber Mensch, und es gibt nicht den geringsten Grund an ihm zu zweifeln, oder ihm etwas zu unterstellen.

„Am Besten sollten wir uns jetzt wohl unserer nassen Kleider entledigen, oder? Sonst bekommen wir doch noch einen Schnupfen…“, Dai wirkt ein kleines bisschen Nervös, ohne dass ich mir den Grund dafür erklären kann.

„Gehen wir zusammen baden?“, er sieht mich ernst an, und ich spüre wie meine Wangen die Farbe von Kirschblüten annehmen.

….Mit ihm baden?... Das würde ja bedeuten…

Unsicherheit bemächtigt sich meiner und ich weiche seinem Blick aus, ohne ihm eine Antwort zu geben.

„Bitte….“, seine Stimme ist sant, und doch ein kleinen wenig drängend.

…Warum sträube ich mich dagegen… Ich möchte es doch auch…

Ehe ich mich dazu überreden kann, den Älteren anzublicken, spüre ich seine Hände auf meinem Becken, und seine Lippen, die sich geschmeidig auf meinen Hals legen.

„Keine Angst… Ich werde nicht tun, das du nicht auch willst….“

Seine Stimme und sein Atmen rufen ein Gefühl in mit hervor, das ich noch nie hätte empfunden haben dürfen, das mir jedoch trotzdem seltsam vertraut scheint.

Ein leichtes Schwindeln ereilt mich.

Bittend wandern die Hände des Rothaarigen unter mein Oberteil, und ich kann seine Hände auf meiner bloßen Haut spüren, ein sanftes Kribbeln, das an diesen Stellen zurückbleibt, angenehm und seltsam fordernd.

„Ich werde Badewasser einlaufen lassen…“, murmle ich kaum hörbar und nutze diesen Vorwand um dem Größeren zu entkommen.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Zu behaupten, dass ich in diesem Augenblick im vollen Besitz meiner geistigen Fähigkeiten bin, wäre eine glatte Lüge.

Selbst Alkohol vermag es nicht mich so zu betören, wie du es ganz unwissend fertig bringst.

Und der Gedanke daran, dass ich tatsächlich mir dir baden werde, trägt nicht unbedingt dazu bei, meine Zurechnungsfähigkeit zu steigern.

Ein Zombie dürfte in etwa so viel Verstand besitzen, wie ich in diesem Moment mein Eigen nennen kann.

Der berühmte Funkspruch ’Erde an Dai’ bleibt ungehört.

Vorsichtig, aus Angst dich in irgendeiner Form zu verschrecken, folge ich dir ins Bad und bleibe kurz vor dir regungslos stehen.

Du hast mir den Rücken zu gewand, und bist über die Wanne bebeugt damit beschäftigt, dem warmen Wasser diverse Badezusätze hinzu zu fügen.

Dein Körper zeichnet sich viel zu deutlich durch deine Kleidung ab.

…Du wirkst so unglaublich zerbrechlich…

…Was, wenn ich dich kaputt mache?...

Eine mir nie begegnete Angst breitet sich in mir aus.

Du erschrickst als ich die Arme von hinten um deinen Körper schlinge, und dich an mich drücke, verzweifelnd, flehend.

…Dir darf einfach nichts geschehen… Nur darum musst du in deinem Käfig sein… Kyo liegt so falsch…

Ich drehe dich zu mir herum.

Du scheinst etwas durcheinander zu sein.

Ein Grinsen huscht über mein Gesicht, als mir klar wird, dass ich der Grund dafür bin.

Deine Lippen mit einem Kuss bedeckend streiche ich dir über den schmalen Rücken, und schließlich unter dein durchnässtes Oberteil.

Du drängst dich mir entgegen, zaghaft, und dennoch unmissverständlich.

Behutsam befreie ich dich von deiner Oberbekleidung, und es gelingt mir nicht, zu verbergen wie sehr mich der Anblick deines nunmehr nackten Oberkörpers erregt.

Ich wage es kaum, dich zu berühren, und streiche nur zurückhaltend dein Schlüsselbein zu deiner Schultern entlang, und wieder zurück, über deinen Hals, schließlich über deine Brust.

Deine Haut ist so weich, wie ich sie mir vorgestellt habe.

Während du dich erneut an mich schmiegst, spüre ich zu meiner freudigen Verwunderung, wie deine Hände sich unter meinen Pullover schleichen, und dort etwas unschlüssig liegen bleiben.

Kichernd wie ein kleiner Junge drücke ich dich an mich.

…Mach so weiter, und ich kann für nichts mehr garantieren…

Du steifst mir das lästige Bekleidungsstück ab, und siehst mich dann auf eine Art an, die mich tatsächlich beinahe meine Beherrschung verlieren lässt.

…Sollte ich vielleicht anmerkten, dass du dich gerade selbst in Gefahr bringst?...

Ich küsse dich fordernd, das Risiko eingehend, bei dir eine abweisende Reaktion hervorzurufen, und dränge dich derweil sanft zurück, bis du mit dem Rücken an eine Wand stößt.

Jetzt, wo du mir im Grunde nicht mehr entkommen kannst, streiche ich gierig deine Seiten entlang, und knabbere zärtlich an deinem Hals.

…Bitte beschwere dich nicht… Ich kann einfach nicht mehr anders…

Du keuchst verhalten. Deine Hände ruhen auf meinem Rücken.

Mühsam meine Atmung in geregelte Bahnen zurück lenkend lehne ich den Kopf an deine Schulter.

Nach einer Weile murmelst du etwas von der Badewanne und dem Wasser und entfleuchst so meiner Umarmung.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Erneut bin ich Dai durch einen Vorwand entkommen.

Seine unmittelbare Nähe macht mich ganz unruhig, das warme Gefühl, sein leises Atmen.

All das ist fast zu viel für mich, und ich kann einfach nicht anders, als vor ihm zu fliehen.

Und zu allem Überfluss ist die Badewanne nun voll, und der Augenblick, da wir beide in ihr sitzen werden, einen großen Schritt näher gerückt. Aufgeregt drehe ich mich zu Dai um, und erleide einen halben Herzstillstand.

Er zieht sich weiter aus.

Einfach so…

Nicht im Stande mich zu rühren betrachte ich ihn.

…Du magst ihn ganz einfach… Und zwar in jeder Hinsicht… Warum versucht du es abzustreiten?....

Der unvermeidliche Moment, in dem er aufblickt, und mich ansieht, rückt mich jedem Herzschlag näher, und als er gekommen ist, habe ich das Gefühl am liebten samt Kleidung in die Badewanne hinter mir zu springen, um mich dort unter der Schaumdecke zu verstecken.

„Alles in Ordnung mit dir, Shinya?“

Sein Grinsen verunsichert mich, da in ihm eine gewisse Anzüglichkeit liegt, die ich nicht übersehen kann, egal wie sehr ich mir auch einbilde, dass sie nicht vorhanden ist, und ich beschäftige mich daher mit dem Läufer auf dem Fliesenboden, der urplötzlich unglaublich spannen zu sein scheint.

Unruhig vernehme ich, dass Dai dich bewegt, und für mich besteht nicht der geringste Zweifel, dass er sich mir nähert.

Erst als er fast direkt vor mir steht, blicke ich zwangsläufig auf.

Seine Finger streifen meinen Hals.

„Willst du etwa mit Sachen baden gehen?“

Unwillkürlich nicke ich. … Ja, will ich…

Der Rothaarige wendet das Gesicht von mir an, doch ich bemerke trotzdem, dass er lacht, und bin mürrisch über mich und meine dumme Antwort.

„Nun ja….“, mein Gegenüber hat sich scheinbar wieder gefangen, „Falls das so ist… Wirst du dich ausziehen, wenn ich dich gaaaanz liebt darum bitte?“

Zu meinem halben Entsetzen sieht er mich tatsächlich so bittend an, wie ein kleiner Hund, der um Schutz vor dem Regen bettelt, und ich schlucke hart. …’ Nein’ ist anscheinend keines der Worte, die in den Wortschatz für mögliche Antworten fallen….

Unter den Augen des Rothaarigen beginne ich damit, mich vollständig zu entkleiden, und muss dabei immer wieder daran denken, dass viel zu dünn bin, als dass man mich auch nur ansatzweise attraktiv nennen könnte.

Krampfhaft darum bemüht diesen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen, entledige ich mich zuletzt meiner Shorts. Ein eigentümliches Gefühl ausgeliefert zu sein hindert mich daran, ihn anzusehen, und wieder ist mein Blick an den Fußboden geheftet, während ich vor Kälte leise zu zittern beginne.

„Shinya? Küss mich… Bitte…“, die bloße Stimme des Älteren löst das mir bereits bekannte Kribbeln in mir aus, und ich überwinde den Abstand, der noch zwischen uns ist, um seiner Bitte folge zu leisten.

Warm und weich schmiegt sich sein Körper an meinen, als er mich näher an sich zieht und ich mit der Zunge zaghaft über seine Lippen lecke. Seine Hand ruht in meinem Nacken und begibt sich nun langsam auf Wanderschaft, meine Wirbelsäule entlang immer tiefer, und ich drücke mich näher an ihn, in der Gewissheit, dass er nun ganz deutlich fühlen kann, was er in mir auszulösen vermag.

„Wir sollten…. In die Wanne gehen, bevor das Wasser kalt wird…“, raunt Dai leise, und auf seinen Wangen liegt ein überdeutlicher Rotschimmer, der mich lächeln lässt.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Vorsichtig dirigiere ich dich in Richtung der Badewanne.

Mein Herz pocht sehr schnell, und ich bin mir nicht sicher, ob ich meinen Sinnen trauen darf, oder nur einen sehr realistischen Traum durchlebe.

Du steigst vor mir in das dampfende Wasser, und ich bedauere es beinahe, dass so viel Schaum auf dessen Oberfläche schwimmt, während du deutlich darüber erleichtert zu sein scheinst, endlich wieder einen gewissen Schutz vor meinen Blicken zu haben.

….Kein anderer darf diesen Anblick genießen… Nur ich ganz alleine…

…Armer Kyo… Er ahnt gewiss nicht einmal, was er verpassen muss…

Ich geselle mich zu dir in das warme Nass, ungeduldig und begierig nach deiner Nähe, die ich mir mehr ersehne, als alles andere.

Unsere Körper berühren sich.

„Shinya….“, behutsam ziehe ich dich in meine Arme, unfähig mich von dir fern zu halten oder einen Gedanken zu fassen, begierig und gleichzeitig von einer seltsamen Unruhe erfüllt.

….Ich liebe dich… So sehr, dass ich es nicht mehr länger ertragen kann…

Meine Finger ertasten deinen nassen Körper, während meine Lippen auf deinem Hals ruhen.

….Du gehörst nur mir… Mir ganz alleine…

Du bist es, der mich in einen innigen Kuss verwickelt, und der sich anschmiegsam gegen mich bewegt.

Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich kann mich deiner nicht entziehen.

Der Zeitpunkt um vor mir wegzulaufen ist längst verstrichen, da ich dich nun auf keinen Fall mehr gehen lassen werde, auch wenn ich das vermutlich ohnehin nie getan hätte.

In ungeduldiger Erwartung frage ich mich, was wohl sein mag, wenn wir dem Wasser wieder entstiegen sind, und mein Herzschlag verfällt in einen beinahe schon ungesunden Rhythmus.

…Ich weiß nicht, wohin uns das hier führen wird, und auch nicht, wie das Ende aussehen wird…

….Und ich will es im Grunde auch nicht wissen… So lange du nur bei mir bleibst, ist alles in Ordnung… Mehr will ich nicht… Mehr brauche ich nicht… Nur dich alleine…

Das duftende Wasser umschmeichelt unser beider Körper.

…Ob richtig oder falsch ist mir egal…

…Und wenn die ganze Welt untergehen muss, ich gebe dich nicht her…
 

+Damit der Vogel nicht entkommen kann….

+Muss man ihm die Flügel stutzen…

+Zerstöre deine Reinheit, dein ganzes Sein…

+Nur zerfetzte Flügel werden dich vom Gehen abhalten…

+…Denn ein Käfig alleine wird nicht reichen…

+Das Zeichen meiner verdrehten Liebe zu dir….

creeping memory

*sich-stillschweigend-verkriech*

Ich bin nicht da.... Beachtet mich gar nicht...
 

XI. creeping memory
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Ein wenig verschrumpelt stehe ich auf den kalten Fliesen und versuche mir krampfhaft und überdies erfolglos einzureden, dass die Hitze, die ich in mir verspüre, ihren Ursprung in dem warmen Badewasser, das ich erst vor wenigen Sekunden verlassen habe, hat.

…Was tue ich hier überhaupt?...

…Stell dich nicht so an… Du benimmst dich ja wie eine Heilige…. Dabei wissen wir beide, dass du nicht gerade als unschuldig durchgehen kannst… Hast du das vergessen?...

Dai rettet mich vor der kriechenden Übelkeit, die nun langsam in mir aufsteigt, indem er mir ein großes Handtuch umlegt, und anfängt mich abzutrocknen.

Immer wieder berühren seine Hände meine Haut, und lassen mich erschaudern.

Als er schließlich vor mir in die Knie geht, und zu mir hoch blinzelt, will ich von ihm zurückweichen, verunsichert und auch ein wenig erschrocken, doch er hindert mich daran, indem er die Arme um mich legt, und mich sanft zu sich zurück zieht, um denn den Kopf an meinen Bauch legen, entweder in dem Bewusstsein, dass er mich damit geradezu quält, oder dieser Tatsache unwissend.

„Ich liebe dich Shinya… Du hast mich vom ersten Moment, da ich dich gesehen habe, bereits fasziniert… Ohne dass ich etwas dagegen hätte tun können…“

Nicht fähig auch nur ein kleines Wort hervor zu bringen sehe ich zu ihm hinunter, und spüre erneut das Pulsieren meines Herzens und die drängende Hitze in mir.

Plötzlich hebt er den Kopf etwas, und zieht mich zu sich hinunter auf den kalten, von einer dünnen Dunstschicht überzogenen Boden, um mir über die Wange zu streichen.

„Muss ich noch länger warten? Ich kann es schon jetzt kaum noch ertragen…“, die geflüsterten Worte machen mich ganz schwindelig, sein Blick macht jeden Zweifel an ihrer Bedeutung zu Nichte, und doch kann ich ihm keine Antwort geben.

….Ich mag ihn sehr… Wirklich sehr… Aber mit ihm zu-….

Selbst in Gedanken unterbreche ich das Wort.

…Ich bitte dich… Du stellst dich wirklich an… Damals hast du dich nicht so sehr geziert…

Ich erschrecke über den Gedanken, und über dieses leise, hinterliste Flüstern, dem keine Erinnerung zugeordnet ist.

Endlich gelingt es mir, ganz zaghaft den Kopf zu schütteln, „Du brauchst nicht zu warten….“, wispere ich kaum hörbar.

….Es macht keinen Sinn, sich dagegen zu wehren…. Schließlich ist es auch was ich will, oder etwa nicht?....

Ein betörendes Lächeln, das mich all meine Zweifel vergessen lässt, hat sich auf die Züge meines Gegenübers gelegt, und er drückt mich an sich.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Behutsam ziehe ich dich auf die Füße, noch nicht ganz sicher, ob dies tatsächlich die Realität sein kann.

Mein Verlangen nach dir hat ein mittlerweile beinahe schmerzhaftes Ausmaß angenommen, und logisches Denken ist keine Eigenschaft mehr, die in meinem Kopf noch Patz haben könnte, da jeder Gedanke allein dir gilt.

Sanft streiche ich dir dein feuchtes Haar aus dem Gesicht, und hauche dir einen Kuss auf die Wange.

„Hab keine Angst, ja?“

Du nickst, und doch machst du eher den Eindruck, als wollest du mir einfach davon laufen, als ich dich mit mir aus dem Raum ziehe, das heftige Pochen meines Herzens an meinen Rippen spürend, einem Traumwandler gleich.

…Vergib mir, Shinya… Aber ich kann wirklich nicht mehr länger warten… Es geht einfach nicht…

….Du bringst mich um den Verstand…. In jedem Moment, da wir uns nah sind, ein wenig mehr…

In deinem Schlafzimmer angekommen lasse ich mich auf deinem Bett nieder und sehe erwartungsvoll zu dir auf, verzückt von deinem Anblick und der Unsicherheit, die sich in deinen Bewegungen und auf deinem Gesicht widerspiegelt, von deinem zierlichen Körper, deiner bloßen, zarten Haut.

Lächelnd werde ich gewahr, dass auch du mich betrachtest, eingehend und ein wenig schüchtern.

Zufrieden strecke ich dir die Hand entgegen, in sehnlicher Erwartung deiner Nähe, der Wärme deines Körpers, deiner Berührungen.

….Dass ein einzelner Mensch einen so durcheinander bringen kann…

Du kniest dich auf den Rand des Bettes und krabbelst auf mich zu, und unterschreibst damit meine Einweisung in die Psychiatrie.

Nicht mehr in der Lage mich zurückzuhalten, richte ich mich auf, und drücke dich mit sanfter Gewalt in die Kissen zurück, um mich auf einem zerbrechlichen Becken niederzulassen, jeden Knochen spürend.

Meine Finger streichen über deinen Oberkörper, streifen dabei jedes Mal deine Brustwarzen.

Du hast dein hübsches Gesicht von mir abgewandt, und unterdrückst dein Keuchen, was mich mit leichter Unzufriedenheit erfüllt.

….Ich will dich richtig stöhnen hören… Du kommst mir nicht davon…

Ohne jegliche Vorbereitung beuge ich mich vor und knabbere am weichen, empfindlichen Fleisch deiner Brustwarzen.

Das Ergebnis ist mehr als nur befriedigend.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

In einem erschrockenen Keuchen werfe ich den Kopf zurück, um Sekunden später die weichen Lippen des Älteren an meinem Hals zu spüren, ein vorsichtiges Beißen, seine Hände, die meinen Oberkörper erkunden.

Ich winde mich unter seinen Berührungen, während ich meinerseits mit den Händen über seinen Rücken fahre, seine sanft geschwungene Wirbelsäule entlang zu seinem Hinter, dort jedoch zurückschrecke, und dafür ein amüsiertes Lachen des Rothaarigen ernte.

….Vielleicht ist es nicht richtig…

Zaghaft ziehe ich Dai zu mir hinunter um ihn zu küssen, während seine Hände unaufhörlich über meinen Körper wandern.

….Was, wenn wir es bereuen werden?...

Das Streichen an der Innenseite meines Oberschenkels entlockt mir ein weiteres Stöhnen.

….Lass es doch einfach geschehen… Natürlich wirst du es bereuen… Ebenso wie er es bereut hat, erinnerst du dich?...

…Es war das Ende vom Anfang…

Der Obere küsst sich von meiner Brust zu meinem Bauchnabel hinunter, hält dort kurz inne und sieht mich an.

Der Blick aus seinen Augen ist intensiv, und verlangend.

Nach einem anzüglichen grinsen setzt er seinen Weg fort, unaufhaltsam, quälend.

…Hast du es denn wirklich vergessen?... Wohl kaum… Denn ich kann mich daran erinnern…

Dai findet anscheinend Freude daran, mich zu ärgern, da er nun viel zu langsam meine Erektion entlang leckt.

….Hättest du nicht mit ihm geschlafen, wäret ihr beide zusammen geblieben…

Kichernd löst sich der Rothaarige etwas von mir und lässt seine Augen über meinen Körper schweifen, berührt zart die dunklen Flecken, die er an einigen Stellen hinterlassen hat, und winkelt schließlich meine Beine an.

….Er hat dich gehasst… Aus tiefsten Herzen…. Du hast ihn zerbrochen… Und auch er wird dich hassen… Und was es bedeutet zu hassen, und gehasst zu werden, das weiß wohl keiner besser als du….

An meinem Eingang spüre ich seine mit Speichel benetzten Finger.

Unangenehmes Ziehen beim Einführen des ersten Fingers.

Schmerz beim Zweiten.

Schließlich der Dritte.

Dai hat sich über mich gebeugt und versiegelt meine Lippen in einem fordernden Kuss und erstickt somit mein schmerzerfülltes Keuchen als er seine Finger spreizt.

Dieses unangenehme Gefühl geduldig ertragend schließe ich die Augen und gebe mich dem Älteren hin.

Endlich bin ich von seinen Fingern erlöst.

Unruhig sehe ich zu ihm auf. Sein vorsichtiges Lächeln vermag es nicht, das seltsame Gefühl in mir nieder zu ringen, das immer stärker wird, ohne dass ich es bei einem Namen nennen könnte.

Statt seinen Finger spüre ich nun die Spitze seines Gliedes an meinem Muskelring.

Plötzlich wird das Gefühl überwältigend.

Panik.

….Erinnerst du dich?...

….Willst du das alles tatsächlich noch einmal durchleben?...

Er dringt in mich ein.

Ich kann den Aufschrei nicht zurückhalten. Auf meinen Wangen spüre ich die ersten Tränen während sich Übelkeit zwischen die Panik mischt, und all meine Gedanken verwirrt.

Unvollständige Erinnerungen, Bruchstücke.

Mir versagt die Stimme und ich sehe Dai flehend an.

…Er soll aufhören…

Ich lehne mich gegen seine Berührungen auf.

„Sch…. Es ist alles Gut….“, er legt einen Finger auf meine Lippen.

„Nein…. Hör auf… Bitte….“, wispere ich heiser und zugleich kraftlos.

Er schüttelt den Kopf.

„Ich kann nicht….“
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Dein Anblick raubt mir die Sinne.

Dein feingliedriger Körper, von einem leichten Schweißfilm überzogen, deine zarten Tränen, dein Flehen.

All dies genieße ich zu sehr, als dass ich jetzt von dir ablassen könnte.

Nun bin ich es, der dich verletzt, deinen hübschen Körper besudelt und dich zum Weinen bringt, und doch kann ich dabei nur Faszination empfinden.

Dazu kommt mein nagendes Verlangen nach dir, da ich noch immer in dir bin.

Zärtlich bedecke ich deine Lippen erneut mit den meinen und drücke deine Handgelenke trotz deines Widerstandes in die Kissen, um mich dann langsam in dir zu bewegen.

Kein Gedanke kann beschreiben was ich fühle.

Verzückung, Betörung, Verlangen.

Deine Versuche mich von dir zu stoßen ersterben nach und nach, während du noch immer vor Schmerz wimmerst, dich verkrampfst und gegen mich auflehnst, und mir damit nur noch größeres Vergnügen bereitest, und dir selbst Schmerz zufügst.

Ich erhöhe mein Tempo, und stoße unkontrolliert in deine verlockende Enge, während du heiser aufschreist.

„Bitte… Hör auf….“

Dein Flehen wird dadurch beantwortet, dass ich mich in deinem Hals verbeiße, und den Druck auf deine Handgelenke verstärke.

Schließlich erreiche ich meinen Höhepunkt und ergieße mich laut stöhnend in deinem erhitzten Körper.

….Das passiert nicht wirklich… unmöglich…

Noch ganz betört ziehe ich mich aus dir zurück.

Kaum dass ich dich freigegeben habe, drehst du dich auf die Seite, zitternd, und leise schluchzend, das Gesicht von mir abgewandt.

Nur langsam wird mir klar, was ich dir soeben angetan habe.

…Verabscheust du mich nun?...

Plötzliche Angst macht sich in mir breit, und doch bin ich nicht in der Lage zu bereuen, was ich getan habe.

….Es wäre heuchlerisch mir nun vorzulügen, dass ich es nicht gewollt habe…

…Ich wollte dich… Genau aus diese Weise… Darum habe ich nicht von dir gelassen, als du mich darum angefleht hast…

„Shinya?....“, wispere ich ganz leise, doch du rührst dich nicht.

Unendlich zaghaft berühre ich deinen Arm, ohne dass du es zu bemerken scheinst.

…Habe ich dich nun verloren?... Wenn ich dich um Vergebung bitte, wirst du sie mir gewähren?....

Leise lege ich mich neben dich und betrachte deinen schmalen Rücken, der unter deinem Weinen erbebt.

….Du bist wunderschön, Shinya…

….Ich liebe jeder deine Tränen… Selbst wenn du mich nun hasst, ich würde immer fortfahren, dich zu lieben…

…Vielleicht ist meine Art zu lieben falsch… Aber wer kann mir sagen, wie es richtig wäre…

Schweigend schlinge ich die Arme von hinten um deine hilflose Gestalt, weil es mir nicht möglich ist, in Worte zu kleiden was ich dir zu sagen habe.

Nur ein winzig kleines „Vergib mir….“, schafft es über meine Lippen, der einzige Wunsch den ich nun hege. Nicht, dass ich von dir fordere zu verstehen… Ich erbitte nur deine Gnade… Flehe dich an, mich nicht von dir zu stoßen…

Du regst dich in meinen Armen. Weich und kraftlos.

Vorsichtig, als seiest du es gewesen, der einen Fehler gemacht hat, drehst du dich herum und verbirgst dein Gesicht an meiner Schulter ohne einen Laut von dir zu geben.

Anstatt mir Vorwürfe zu machen, schmiegst du dich nur nach Schutz bittend an mich.

„Hasst du mich nun?“, will ich leise wissen, während ich dich nunmehr verzweifelt an mich drücke, ängstlich, dass du nicken könntest.

Doch du schüttelst den Kopf, ohne auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern, so dass sich ein erleichtertes Lächeln auf meine Lippen legt.

„Ich liebe dich so sehr… Wenn du mich verachten würdest, könnte ich es nicht ertragen…“, flüstere ich dicht bei deinem Ohr.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Verzweifelt klammere ich mich an den Größeren, die Tränen vor ihm verbergend.

Mein Körper schmerzt.

….Warum hat er das getan?....

Nicht zum ersten Mal stelle ich mir selbst diese Frage.

…Du kannst nicht erwarten, dass jemand noch aufhört, wenn er dich bereits vollständig fühlt… Idiot…

…Dann war es wieder meine Schuld?…

…Dumme Frage…

Mir wird so schlecht, dass ich tatsächlich meine, mich übergeben zu müssen, und ich dränge mich näher an Dai, der mir beruhigend über den Rücken streicht.

Die Wärme seines Körpers spürend gelingt es mir, die wispernde Stimme aus meinem Kopf zu verbannen, denn ich will ihren Worten kein Gehör schenken.

Irgendwo in mir ist eine schmerzende Erinnerung erwacht und schleicht sich nun unaufhaltsam in meine Gedanken ein, unbarmherzig und nicht aufzuhalten.

Das Gesicht eines jungen Mannes kommt mir in den Sinn.

Schwarzes, weiches Haar und schneeweiße Haut.

Ich schüttle den Kopf.

„Alles in Ordnung, Shinya?“, die Besorgnis in Dais Stimme ist nicht zu überhören.

Schüchtern sehe ich zu ihm auf, und nicke, ehe sich seine Lippen mit meinen vereinen, ganz vorsichtig und weich.

Der Rothaarige zieht die Decke meines Bettes über uns, und legt die Arme anschließend wieder um mich.

Für eine ganze Weile liegen wir nur aneinander gekuschelt da, und ich bemühe mich, nur an ihn zu denken, und nicht an das verschwommene Bild in meinem Kopf.

Seine Finger spielen mit meinem langen Haar.

„Ich möchte dich gerne etwas fragen, Shinya….“, erklärt der Größere leise.

Etwas überrascht und mit einem unheilvollen Gefühl in der Brust sehe ich ihn an, ehe ich schließlich nicke.

„Was ist mit dir geschehen, dass du nie über deine Familie sprichst? Erzählst du es mir?“

Dies ist die Frage, die ich immer gefürchtet habe, und der ich so lange ausgewichen bin, obschon ich wusste, dass ich sie irgendwann beantworten müssen würde.

Und dieser Augenblick scheint jetzt gekommen.

Dais Hand streicht über meine Wange, neugierig und ungeduldig zugleich.

Traurig schließe ich die Augen.

….Er hat ein Recht, es zu erfahren…

….Mir scheint, dass man nicht für Immer vor der Vergangenheit davon laufen kann…

Ich sehe ihn wieder an, um dann betrübt zu nicken.
 

+Der zarte Körper des Vögelchens zittert vor Kälte…

+Alles, was du dir herbeisehnst, ist ein bisschen Nähe…

+Diese Welt ist ein kalter Ort…

+Auf der Suche nach einem Unterschlupf kamst du mir zu nahe…

+Der zierliche Vogel beschwert sich nicht über die spitzen Dornen…

+Zu groß ist die Angst vor der Einsamkeit

+Zerstörung und Schmerz

+Und doch gebe ich dich nicht frei…

out of control

Dieses Kapitel ist für KyoAndJmusic... *eben-jene-umschnurr* :3

An den Rest der Leserschaft~: Vielen, vielen Dank fürs Lesen... Ich habe mir Mühe gegeben, weniger Fehler zu machen, doch ich fürchte ich bin ein hoffnungsloser Fall... ;______;
 

XII. out of control
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

„Mein Vater hat mich... wohl schon immer gehasst... Schon kurz nach meiner Geburt dürfte es angefangen haben, denn meine Mutter wurde krank... Sie hat er sehr geliebt... Darum dürfte er mich schon damals verflucht haben...

Ich bin kein Wunschkind, sondern nur ein Unfall... Eine Unachtsamkeit, nichts weiter...

Es hätte mich eigentlich nicht geben dürfen, und so bemerkten sie mich erst, als ich schon Vier Monate alt war....“, traurig schmiege ich mich an den warmen Körper neben mir.

....Ich hasse es, davon zu erzählen.... Es ruft so viele Erinnerungen in mir wach, die ich zu verdrängen versucht habe...

Das sanfte Streicheln des Rothaarigen beruhigt mich ein wenig.

„Die Ärzte hatten ihr schon früher davon abgeraten, ein Kind zu bekommen, doch es war zu spät, um mich zu töten... Meine Mutter hat lange mit Beschwerden gelebt, die aus einer Immunschwäche nach der Geburt folgten...

Gestorben ist sie an etwas anderem, doch es war auch meine Schuld...“

Dai versteift sich plötzlich.

„Deine Mutter ist...?“, er wirkt entsetzt, und drückt mich fester an sich, als ich leise nicke, „Das tut mir so Leid... Ich wollte dir nicht wehtun indem ich dich nach deinen Eltern ausfrage… Ich wusste ja nicht, dass…. Es tut mir wirklich Leid…“

Ich verberge mein Gesicht schweigend an ihm.

Ich möchte sagen, dass alles in Ordnung ist, und er sich keine Vorwürfe machen soll, dass er mich darum gebeten hat, doch die Worte kommen nicht über meine Lippen.

....Es geht einfach nicht... Ich kann nicht behaupten, es würde mir nichts ausmachen...

...Noch Heute sehe ich meinen Vater vor mir... Wie verzweifelt er aussah...

...Er wünschte sich, ich sei tot.... Ich habe geweint, und nicht verstanden, was ich getan hatte...

...Er hat mich geschlagen... Doch ich habe es verdient... Er hatte schließlich recht... Es war meine Schuld...

...Sie ist ein sehr sanftes Geschöpf gewesen, erinnerst du dich?....

Ein leises Wimmern kommt über meine Lippen.

...Natürlich erinnere ich mich...

„Shinya....“, ich spüre wie ich an den warmen Körper des Rothaarigen gedrückt werde, „Sag doch was.... Es tut mir so Leid... So furchtbar Leid....“

Sein Körper erzittert, und mir wird klar, dass er weint.

Behutsam streiche ich ihm durch das Haar, doch kein Wort kommt über meine Lippen.

Es ist ein seltsames Gefühl von Kälte und Einsamkeit.

....Ich kann ihm nicht davon erzählen... es geht einfach nicht...

....Darum bin ich ja da... Damit du nicht so alleine bist... Ich bin seit jener Nacht immer bei dir gewesen, erinnerst du dich?... Egal wie sehr du mich verleugnet hast... Ich bin immer an deiner Seite gewesen...

Ganz zaghaft nicke ich, ehe ich den Kopf senke und mich an Dai lehne.

Ich heiße den Schlaf willkommen, der sich im nächsten Augenblick über mich senkt, wie ein Schatten.

...Im Schlaf sind wir sicher vor dieser Welt....
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Einem Toten gleich ruhst du in meinen Armen und regst dich nicht das kleinste Bisschen.

Ängstlich flüstere ich deinen Namen, doch du reagierst nicht darauf.

Vorsichtig drehe ich dich auf den Rücken.

Du atmest ganz ruhig, als seiest du bereits in tiefen Schlaf versunken, und auf deinen Wangen glänzen noch immer die Spuren deiner Tränen.

....Wie kannst du dich noch immer an mich schmiegen, wo ich dir doch so große Schmerzen bereite... Einfach so... Mit jedem meiner Worte...

Sanft bedecke ich deine Lippen mit den meinen.

...Ich liebe dich wirklich... Und doch kann ich dir nicht helfen...

...Was ist es, das man dir angetan hat?... Was machte dich zu dem zerbrechlichen Geschöpf, das ich so begehre?...

Ich weiß, dass ich nicht danach fragen darf, da es dich zerreißen wird, und doch brennt in mir der Wunsch danach, es zu wissen.

Mehr als alles andere.

....Ich möchte alles von dir besitzen... Selbst deine Erinnerungen...

Ein leises Lachen kommt über meine Lippen.

...Verstehe ich denn nicht, was ich dir antue?...

Einen kleinen Vogel darf man nicht in einen Käfig sperren, denn es wird ihn zu Grunde richten.

Und doch ist es, was ich tue.

...Ich möchte dich daran hindern zu gehen, und der einzige sein, dem du dein Lächeln schenkst...

Sanft bette ich meinen Kopf auf deiner Brust und lausche auf das beständige Schlagen deines Herzens.

...Wenn Menschen sich näher kommen, fangen sie an sich zu verletzen... Weil wir nicht alleine sein wollen, versuchen wir einander näher zu kommen und verdammen andere damit zu Schmerzen...

Endlich wird mir klar, dass ich einen unendlich großen Fehler gemachte habe, den ich nie wieder gutmachen kann.

Und doch, trotz als des Bereuens, kann und will ich dich nicht hergeben.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Helles Licht erfüllt den Raum.

Es muss bereits sehr spät sein, denn die Sonne hat sich hoch über die Dächer der umliegenden Häuser gehoben.

Leise drehe ich mich in den beschützenden Armen Dais, der mich die ganze Nacht lang umfangen gehalten hat, und nun ruhig schläft.

Zaghaft streiche ich ihm über die Wange, und wende mich zu meinem Wecker um, dessen Zeiger eine unmissverständliche Uhrzeit ansagen.

Es ist bereits Zwanzig nach Zwölf.

Vorsichtig sehe ich mich nach dem Rothaarigen um, und plötzlich steigen die Erinnerungen an die vergangene Nacht in mir auf und treiben mir unbarmherzig die Schamesröte ins Gesicht.

Im Schlaf murmelt er meinen Namen.

...Ist das hier Liebe?...

Plötzlich bin ich mir nicht mehr sicher.

In mir bleibt alles still, als gäbe es keine Antwort auf diese Frage, die mir so unvermittelt kommt, und mich erzittern lässt.

...Ich darf in seiner Nähe sein... Er hat gesagt, er würde mich mögen... Das sollte mir doch reichen... Es ist schließlich alles, was ich mir jemals gewünscht habe... Und zudem mehr, als mir zusteht....

Ich kuschle mich ganz vorsichtig an ihn, und atme den Geruch seiner Haut, und den seiner Haare ein.

...Ich mag ihn sehr.... Daran besteht kein Zweifel... Mit meinen Fragen mache ich mich nur verrückt...

Obwohl es mir gelingt, meine Gedanken zu ersticken, schlafe ich nicht wieder ein, und ich befreie mich schließlich langsam aus deiner Umarmung, um aufzustehen und zu duschen.

Die ersten Bewegungen tun weh, und ich beiße mir zweifelnd auf die Unterlippe, und stütze mich am Bett ab.

Dai bemerkt im Schlaf dass ich fehle und gibt ein murmelndes Geräusch von sich, ehe er sich auf die Stelle rollt, an der ich bis eben noch gelegen habe, jedoch ohne dabei zu erwachen.

Lächelnd betrachte ich ihn eine Weile, bevor ich mir frische Kleidung aus dem Schrank klaube, und mich in das Badezimmer begebe, das mir seltsam verlassen vorkommt.

....Wie es Kyo jetzt wohl geht?...

Unter dem warmen Wasser der Dusche muss ich zum ersten Mal seit Dais Geständnis, das mir nun surreal und lange zurückliegend erscheint, an den kleinen Blonden denken.

...Ob Dai etwas dagegen hat, wenn ich nachher zu ihm gehe?...

Es überrascht mich, wie sehr es mir danach verlangt, Kyo zu sehen.

Obschon ich ihn auch ganz einfach anrufen könnte, spüre ich plötzlich, dass ich ihn sehen möchte, und nicht nur seine Stimme am Telefon hören.

...Ich hoffe wirklich, er hat sich nicht erkältet in all dem Regen...

Dass ich mich so sehr nach der Nähe des Blonden sehne, erschreckt mich ein wenig.

Vielleicht suche ich nur nach dem Gefühl der Ruhe und des Verständnisses in seiner Gegenwart, doch es kann auch einfach nur der Wunsch zu fliehen sein, den ich mir nicht erklären kann, und dennoch fühle.

...Dai hat mir Angst gemacht, weil ich nun weiß, was geschieht, wenn er seine Kontrolle verliert...

....Nun gibst du ihm die Schuld daran?... Nun ja... Das kennen wir ja schon...

Wütend schlage ich mit der Faust gegen die kalte Fliesenwand.

...Toben bringt dir nichts....

Beinahe panisch schüttle ich den Kopf.

...Willst du dich nicht langsam an alles erinnern?...

...Verschwinde...

Mir wird so übel, dass mir die Beine einknicken und ich im nächsten Augenblick auf dem Boden der Dusche kauere. Die Hände fest auf die Ohren gedrückt versuche ich die Stimme in meinem Inneren zu verdrängen.

„Shinya? Bist du im Badezimmer?“, Dais Stimme klingt verschlafen.

Hastig richte ich mich auf, und gleite dabei fast auf dem nassen Boden aus, so dass ich mich an der Wand abstützen muss.

„Hai... Ich bin hier...“, die Tür wird geöffnet.

Auf den Lippen des Älteren liegt ein weiches Lächeln, ehe er plötzlich zu schmollen anfängt.

„Du hättest mich wecken können....“, er schlüpft zu mir unter die Dusche und drückt mich sogleich an sich.

Ich schließe die Augen und schmiege mich zaghaft an seinen Körper, spüre seine nasse, nackte Haut an der meinen.

Beinahe hatte ich gefürchtet, es würde ausbleiben, doch so dann schleicht sich ein kleines Kribbeln in meinem Körper hoch, das stärker wird, während Dai mir über die Haut streicht.

....Also habe ich mir tatsächlich nur ohne Grund Gedanken gemacht...

„Hast du gut geschlafen?“, ich lächle und nicke, obwohl ich mir nicht sicher bin.

Ich habe etwas geträumt, doch vergessen, was es gewesen ist, jedoch weiß ich noch immer, dass es ein schlechter Traum gewesen ist, der mich letzten Endes geweckt hat.

„Und wie hast du geschlafen?“, ich streiche ihm das klitschnasse Haar aus dem Gesicht, und lächle, weil er mit den tropfenden, herabhängenden Haaren geradezu unschuldig aussieht.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

„Ganz wunderbar...“, antworte ich leise und ziehe dich wieder näher an mich.

In Wahrheit habe ich zuerst überhaupt nicht schlafen können, da ich mir immerzu Gedanken darüber gemacht habe, was sein würde, wenn du mir mein Tun doch nicht verzeihen würdest, ehe ich schließlich von einem unruhigen, traumlosen Schlaf überwältigt worden bin.

Nun, da ich dich vor mir stehen habe, kommen in mir immer mehr Schulgefühle auf, und ich senke das Haupt.

„Tut es... noch sehr weh?“, ich wage es kaum zu fragen, und erst recht nicht, dich dabei anzusehen.

„Ein wenig....“, murmelst du, und wirkst dabei so verlegen, dass ich es bereue danach gefragt zu haben.

Vorsichtig lege ich die Lippen auf die deinen.

...Was du nun wohl von mir denkst?....

Ich suche in deinen Augen nach einer Antwort, doch ich vermag keine zu finden.

„Lass uns gleich zusammen frühstücken, ja?“, schlage ich vor um die Stille zwischen uns zu überbrücken.

Das weiche Lächeln, das du mir schenkst, macht mich ganz kribblig.

....Wahrscheinlich weißt du gar nicht, was du alles in mir anstellst...

Nach dem Duschen beobachte ich dich verstohlen dabei, wie du dich abtrocknest und bewundere dabei einmal mehr deinen hübschen und unglaublich zierlichen Körper, und werde von einer heftigen Woge der Erregung erfasst, als ich daran zurückdenke, wie du gestern unter mir gelegen hast.

Dein Stöhnen, dein Flehen...

....Ich hoffe dass ich dich beim nächsten Mal richtig stöhnen hören darf...

...Warum hast du dich überhaupt so sehr gesträubt?...

Es kommt mir komisch vor, dass ich mir diese Frage erst jetzt stelle, obwohl es mich schon viel früher hätte beschäftigen müssen.

Unruhig mustere ich dich.

...Ist es, weil du Angst davor hattest, oder weil du ganz einfach nicht wolltest?...

...Aber warum?...

...Am Anfang war es doch noch in Ordnung?....

...Ob es am Ende doch so ist, dass du mich nicht liebst?...

Ich schüttle verächtlich über mich selbst den Kopf. ...Warum sollte das so sein?... Es gebt keinen Grund, etwas Derartiges anzunehmen...

Plötzlich werde ich gewahr, dass du mich schon seit einigen Sekunden fragend ansiehst, und ich kratze mich verlegen am Hinterkopf, um dich dann kichernd in die Arme zu schließen.

„Ich war gerade nur etwas in Gedanken....“, ich lächle, als du dich an mich schmiegst, und wundere mich gleichzeitig über das Drängen in dieser Umarmung.

Mir scheint es tatsächlich, als ob du Angst hättest.

„Ab jetzt... werde ich auf dich aufpassen, und dir nie wieder Schmerzen bereiten, wie ich es gestern tat. Das verspreche ich dir...“

An meiner Schulter spüre ich dein Lächeln.

Nur widerwillig löse ich mich von dir, und küsse dich zärtlich auf die Wange, und bringe dich zum erröten.

....Wenn du wüsstest, wie niedlich de gerade aussiehst....

„Könnte ich mir vielleicht etwas zum Anziehen von dir leihen? Außer es ist dir lieber, wenn ich unbekleidet durch die Wohnung laufe...“

Augenblicklich gewinnt das Rot auf deinen Wangen an Intensität und du wuselst aus dem Raum um für mich nach Kleidung zu suchen, selbst erst in Shorts und Hosen.

Zurück im Badezimmer überreichst du mir die Wechselklamotten und fährst dann fort, dich anzukleiden.

Zusammen bereiten wir schließlich das Frühstück, und ich koche uns ein Rührei.

Nervös, weil du mich so neugierig bei dieser Tätigkeit beobachtest, lasse ich beinahe eines der Eier fallen, und vermeide es von nun an, dich anzusehen, bis alle Eier ihren Weg in die Pfanne gefunden haben.

„Wusstest du, dass Kyo eine Katze hat? Sie hat vor kurzem Junge bekommen.... Die sind so klein und weich...“, du zeigst mit den Händen die Größe der kleinen Tiere, und ich verbeiße mir einen Kommentar.

...Du musst oft an ihn denken... Selbst jetzt, wo du neben mir stehst, und mir beim Kochen zusiehst... Warum?.... Was ist an ihm bitte so spannend?....

Ein wenig verstimmt stochere ich im Rührei herum, während du den Tisch zu Ende deckst, ohne ein weiteres Wort über Kyo oder seine kleinen Kätzchen zu verlieren.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Noch immer scheint Dai eine rege Abneigung gegen Kyo zu haben, die ich mir nicht erklären kann, und mich daran hindert, meinen Plan zu verkünden, eben diesen Heute noch zu besuchen.

...Ich mag Dai wirklich sehr, und ich möchte auch weiterhin so mit ihm zusammen sein, wie jetzt in diesem Augenblick... Aber heißt das wirklich, dass ich mich deshalb nicht mehr mit Kyo treffen darf?... Ihn mag ich schließlich auch...

Traurig gestehe ich mir ein, dass ich den Blonden sogar vermisse, und überdies ein furchtbar schlechtes Gewissen wegen des vorangegangenen Abends habe.

...Ich werde mich später noch einmal dafür entschuldigen, wenn ich bei ihm bin...

„Fertig...“, der Rothaarige strahlt mich breit an, und stellt die Pfanne auf einem Untersetzer auf dem Tisch ab.

„Sieht sehr lecker aus....“, erkläre ich leise und lasse mich ihm gegenüber am Tisch nieder.

Im Grunde habe ich keinen Hunger, und jetzt, da ich mit duftendem Rührei am Tisch sitze, verspüre ich eine altbekannte Übelkeit in mir, die mich daran zu hindern versucht, zu meiner Gabel zu greifen, und von dem Essen zu kosten.

Nur um Dai nicht traurig zu machen, überwinde ich mich zum Essen, und verberge sorgfältig den Reiz, alles wieder zu erbrechen.

Mir ist dieses Gefühl von früher bekannt.

Im Heim ist es mir oft so ergangen, dass ich tagelang kaum gegessen habe.

Trübsinnig betrachte ich meine Hände, und schließlich meine dünnen Beine.

„Stimmt etwas nicht?“

Ertappt blicke ich auf, und beginne sofort den Kopf zu schütteln.

„Nein... Ist schon in Ordnung, ich habe nur nachgedacht.... Aber es war nichts Wichtiges...“, innerlich betend, dass dem Älteren nicht auffällt, dass ich lüge, esse ich weiter von dem gebratenen Ei auf meinem Teller, das mir nicht weniger zu werden scheint, egal wie viel ich davon esse.

Doch ich habe mir vorgenommen, alles aufzuessen.

Schließlich hat er nur für mich gekocht, und es wäre unhöflich sein Essen zu verschmähen.

Auf sein Angebot, mir noch eine Scheibe Brot abzuschneiden, schüttle ich lächelnd den Kopf, und verkünde, dass ich durch das Ei hinreichend gesättigt sei, und er nickt nur, bevor er mit seiner Mahlzeit fortfährt.

Ich kann nicht umhin, ihn während des Essens weiter zu beobachten.

Wir unterhalten uns ein wenig, dieses Mal über Filme und Schauspieler, und ich registriere am Rande, wie der kurze Zeiger der Uhr immer weiter klettert, und als er zwischen der Drei und der Vier steht, sitzen wir noch immer am Frühstückstisch.

Auch Dai bemerkt diesen Umstand.

„Vielleicht sollten wir den Tisch abräumen, und uns ans Geschirrspülen machen...“, bei Letzterem verzeiht er das Gesicht ein wenig, so dass ich lachen muss.

„Ich werde den Abwasch schon alleine schaffen...“, versuche ich ihn zu beruhigen, doch er schüttelt nur empört den Kopf.

„Ich helfe dir! Kommt nicht in Frage, dass du das alleine machen musst“, er stemmt die Hände in die Hüften, und als ich ihm widersprechen will, legt er mir sanft den Finger auf die Lippen.

„Versuch es erst gar nicht. Ich werde mithelfen, und damit Basta...“, er springt auf und macht sich sogleich daran, Wasser in das Waschbecken einzulassen, und es mit Spülmittel zu versehen.

Während der Größere mit dem Schaum spielt, räume ich den Kühlschrank wieder ein.

Plötzlich steht Dai hinter mir und ich spüre wie er kaum merklich meinen Kopf berührt, zumindest nehme ich es an, ehe ich bemerke, dass er mir eine Zipfelmütze aus Schaum auf das Haar gesetzt hat.

Ich lach und stupse ich ihn sanft an.

„Frechheit...“, grinse ich, und ehe er mich daran hindern kann, habe auch ich das scheinbar mehr mit Schaum, als mit Wasser gefüllte Becken erreicht, und türme ein wenig der flüchtigen Masse auf meinen Händen auf, um sie dem verdatterten Rothaarigen entgegen zu pusten.

Dieser schnappt nach dem auf ihn zu fliegenden Flocken, erwischt jedoch bei weitem nicht alle, so dass in seinen Haaren und auf seinen Kleidern schon bald viele kleine Schaumflocken glitzern.

„Ich sehe aus, als hätte man mich zum Weihnachtsfest dekoriert....“, beschwert er sich, und stupst gegen mein Häubchen, das sich langsam, aber sicher, wieder zersetzt.

Gemeinsam versenken wir das benutzte Geschirr in den weißen Wogen.

„Warte einen Augenblick... Ich bin gleich wieder bei dir...“, beinahe fluchtartig verlässt Dai den Raum, ohne dass ich auch nur den Hauch einer Ahnung habe, was er vorhat, so dass ich artig neben der Spüle auf seine Rückkehr warte.

„Augen zu~“, ertönt es aus Richtung der Tür, und ich leiste der Aufforderung folge.

Aufmerksam lausche ich auf die Bewegungen des Größeren, und versuche zu errechnen, wie viele Schritte er brauchen wird, um bei mir anzukommen, eine Rechnung, die gehörig schief geht.

Neben mir raschelt es leise, und ich erschrecke ein wenig, als ich die Hand des anderen an meiner Wange spüre.

„Du darfst jetzt gucken...“

Neugierig öffne ich die Augen, und fange augenblicklich zu lächeln an, als ich ein kleines, gefaltetes Papierschiffchen auf der weißen Schaumdecke erblicke.

Vorsichtig ticke ich das Schiffchen an, doch es bohrt sich nur in den Schaum hinein.

Dai kichert.

„Wie ein Schiff auf den Wolken...“, ein schelmisches Grinsen liegt auf seinem Gesicht.

„Versenken wir es~“, verkündet er vergnügt und fischt im Wasser nach einem kleinen Löffel, den er auf das kleine Schiff legt, das sofort ein beträchtliches Stück absackt.

Ermutigt durch diesen Erfolg angelt er noch einmal in der Tiefe und bemächtigt sich eines weiteren Löffels. Das tapfere kleine Schiffchen hält der zusätzlichen Belastung stand.

Erst als ihm ein weiterer Teelöffel auferlegt wird, versinkt es langsam in den unendlichen Fluten.

Ich verkneife mir das Lachen, das beim Anblick von Dais Miene in mir aufsteigt.

...Früher habe ich nie solche Sachen gemacht... Es tut gut, einfach wie ein kleines Kind zu sein... So zu tun, als sei alles ganz einfach, und die ganze Welt ein einziges Abenteuer...

Voller Enthusiasmus beginnt der Rothaarige das Geschirr abzuwaschen.

„Ich dachte du magst es nicht, Geschirr zu spülen...“, stelle ich fest und bewaffne mich mit einem Handtuch, um das frisch aufgetauchte Besteck abzutrocknen.

„Eigentlich mag ich es auch nicht, aber mit dir zusammen macht es Spaß...“, er strahlt mich an, und ich spüre erneut ganz eindeutig, dass ich ihn sehr gerne mag.

Am Ende unseres Abwasches lassen wir das Wasser ab, und bergen unser vollkommen zermatschtes Schiffswrack, das seinen unseligen letzten Ruheort in meinem Mülleimer findet.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Nachdem wir unser kleines Schiff artgerecht im Mülleimer beerdigt haben, ziehen wir uns in das Wohnzimmer zurück, wo wir uns, unter einer warmen Wolldecke aneinandergekuschelt, auf den Boden vor deinem Fernseher verkrümeln, und uns gemeinsam über die schlechten Schauspieler einer nachmittäglichen Fernsehserie amüsieren.

Dein Kopf ruht an meiner Schulter und ich streiche dir gedankenverloren durch das feine Haar.

....Ich wünsche mir, dass wir für immer so zusammen sein können... Nur du und ich.... Als wenn es den Giftzwerg Kyo überhaupt nicht geben würde....

Ich bemerke, dass du mich ansiehst, und küsse dich zärtlich auf die Lippen.

Du schmiegst lächelnd dich an mich.

Unsere traute Zweisamkeit wird urplötzlich durch das Schrillen deines Handys gestört, das uns beide gehörig zusammen zucken lässt.

Hastig rappelst du dich auf und rennst in dein Schlafzimmer, wohin ich dir nach kurzem Zögern folge.

...Dich zu belauschen steht mir im Grunde nicht zu, aber....

In meiner Brust braut sich ein seltsames, unheilvolles Gefühl zusammen.

Du hast das kleine Gerät ans Ohr gehoben und lauscht aufmerksam der Stimme aus dem kleinen Lautsprecher.

Dein erst noch verwunderter Gesichtsausdruck wird langsam unsicher, und schließlich entsetzt, dann traurig.

Du murmelst etwas, das sich wie eine Bejahung anhört, und bedankst dich für den Anruf, und gibst das Versprechen ab, jemandem einen Besuch abzustatten, ehe du auflegst.

Blass und zittrig kommst du aus dem Zimmer, und erschrickst dich nicht einmal, als ich unvermittelt vor dir stehe.

Dein Blick wirkt seltsam leer, und erschöpft, und dein Mundwinkel zuckt kurz, als würdest du gleich weinen.

„Was... ist denn passiert?“, will ich leise wissen und berühre deine Wange.

Du weichst ein wenig zurück, und senkst den Blick.

„Es ist... nichts...“, als ich dich in meine Arme ziehen will, machst du erneut einen Schritt nach hinten, nach wie vor ohne mich anzusehen.

Verwirrt sehe ich dich an.

...Warum weichst du vor mir zurück?.... Und warum wirkst du so betrübt?... Wer war es, der dich angerufen hat?...

Die Worte, die du, kaum dass ich diesen Gedanken zu Ende geführt habe, aussprichst, lassen mich für einen Moment an meinem Gehör und Verstand zweifeln.

„Ich werde jetzt zu Kyo gehen... Schon seit heute Morgen habe ich mir das vorgenommen... Ich möchte mit ihm sprechen...“

Ein Gefühl der Kälte überschwemmt mich, und mein ganzer Kopf fühlt sich so leer an, als habe die Flut aus Kälte und plötzlicher Wut jeglichen Gedanken mit sich gerissen.

Nur allmählich wird mir die Bedeutung deiner Worte klar.

„Und was ist, wenn ich dich nicht gehen lasse?“

Ich lasse dir nicht einmal den Hauch einer Chance, als ich dich Sekundenbruchteile später gegen die Wand drücke.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Verstört sehe ich den Größeren an, so verwundert über seine heftige Reaktion, dass ich mich nicht gegen seine unsanfte Behandlung wehren kann.

„Bitte lass mich gehen…“, ich sehe ihn bittend an.

Ich kann nicht verstehen, was er hat.

Es geht einfach nicht.

All meine Gedanken sind auf den Anruf gerichtet, den ich vor wenigen Minuten angenommen habe.

Schon in der aller ersten Sekunde habe ich die Stimme der Frau am anderen Ende erkannt.

Unverkennbar, vertraut, aber ungeliebt.

Ihre Worte hallen noch immer in meinen Ohren wieder.

„Warum zu ihm? Warum ausgerechnet zu ihm?“, Dai schüttelt mich an den Schultern, doch ich bin nicht fähig ihm zu antworten.

Das Gespräch läuft noch einmal in meinen Gedanken ab.

„Ich habe dir eine traurige Nachricht zu überbringen.“

Ich habe geschwiegen.

„Weil ich mich daran erinnert habe, dass ihr euch sehr gerne gemocht habt, und befreundet wart, habe ich gedacht, es wäre gut, wenn du es wüsstest….“

Wieder konnte ich keinen Laut von mir geben, während sich ein drückendes Gefühl in mir ausbreitete.

„Nachdem du gegangen bist, war er wie ausgetauscht… Er hat dich vermisst… Und nun…“, die Stimme der Frau wurde ganz weich, Mitgefühl heuchelnd, „Er hat sich das Leben genommen. In der vergangenen Nacht. Er hat nichts hinterlassen, keinen Brief, keine Nachricht…. Es tut mir Leid…“

Ich murmelte etwas unverständliches, selbst nicht wissend, was es bedeuten sollte.

„Er würde sich bestimmt darüber freuen, wenn du zu seiner Beerdigung kommen würdest.“

„Ja… Ich werde kommen…. Danke für den Anruf…“, nicht länger im Stande die Stimme der Frau zu ertragen, legte ich auf.

„Warum antwortest du mir nicht, verdammt?“, endlich dringt die Stimme des Rothaarigen wieder zu mir durch, und ich richte meinen glasigen blick auf ihn, doch an seiner statt sehe ich ein anderes Gesicht vor mir.

Ein Junge mit schneeweißer Haut und rabenschwarzen, langen Haaren, die ihm anmutig über den Rücken fallen.

Ein Paar hübsch geschwungener Augen.

Hübsche weiche Lippen.

Seine Stimme.

Sein lange vergessener Name.

…Asagi...

Ich wimmere auf und schüttle verzweifelt den Kopf.

….Na? Nun erinnerst du dich wieder…

…Nein…

…Ich sagte doch, du hast ihn zum Untergang verdammt…. Du ganz allein…

….Hör auf!...

Erinnerungen drängen auf mich ein.

Ja, ich habe diesen Jungen gemocht. Doch wir sind keine Freunde gewesen, sondern viel mehr als nur das.

Ich spüre meinen eigenen, rasenden Herzschlag, während Dai mich nunmehr wütend anstarrt.

…Ebenso, wie er es getan hat…. Damals…

„Rede endlich mit mir, Shinya!“

…seine Worte….

„Hör bitte auf…“, meine eigene Stimme scheint mir aus weiter Ferne zu kommen, verzerrt und unwirklich.

„Was ist los? Sag es mir endlich! Warum redest du immer von ihm? Ist er dir wichtiger als ich?“

Die geschrienen Worte kommen mir unendlich bekannt vor. …Jener Junge hat mir die selben Fragen gestellt, oder?...

Die Übelkeit schnürt mir die Kehle zu.

Ich möchte ihm sagen, dass er falsch liegt. Dass ich nur zu Kyo möchte, weil ich mich vor Dai schäme.

Weil er nicht wissen soll, was damals geschehen ist. Weil ich mich nach Kyos Verständnis und Wärme sehne, doch ich kann es nicht.

Mir bleibt nur den Kopf zu schütteln und ihn flehend anzusehen, hoffend, dass er mich so verstehen kann.

Plötzlich wird er ganz ruhig.

Seine Hand streicht über meinen Hals und sein Gesicht nimmt einen abwesenden Ausdruck an.

„Es war wegen ihm, oder? Weil du Kyo lieber magst als mich, konntest du meine Berührungen nicht ertragen. Nicht ertragen dass ich dir so nahe kam. Nur darum hast du mich in der letzten Nacht versucht abzuweisen…. Es ist wegen ihm…“

„Nein… Bitte, Dai ich…“, heiße Tränen rinnen über meine Wangen und ich versuche ihn näher zu mir zu ziehen, „Du irrst dich… es… ist nicht…“, meine Worte verlieren sich in meinem zittrigen Schluchzen.

Er hat alles ganz falsch verstanden.

„Ach ja? Was ist es dann?“, er stößt mich von sich, und ich pralle mit dem Rücken gegen die Wand, und gleite an dieser zu Boden, die Augen stetig an ihn geheftet.

…Bitte nicht….

…Hast du Angst?....

….Er soll aufhören….

…Wieso sollte er?... Du verdienst es schließlich eine Strafe zu erhalten… Du hast ihn einfach vergessen, den Jungen von damals… Jener, der dir mehr bedeutete, als alles andere… Du hast ihn einfach vergessen, ihn in die hinterste Ecke deiner Seele verbannt und die Erinnerungen sorgsam weggeschlossen…

Der Blick des Rothaarigen ruht auf mir. Auf seiner Wange glänzt eine Träne.

Sehr langsam kommt er auf mich zu, und geht vor mir in die Hocke, während ich ihn nur zitternd anstarre, innerlich wünschend, dass er mich in den Arm nimmt, nur für einen Augenblick, in welchem ich seine Nähe spüren darf.

Plötzlich steht er auf, und reißt mich am Arm mit sich nach Oben.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Du gibt einen Laut des Erschreckend und des Schmerzes von dir, und deine großen, tränennassen Augen sehen mich ängstlich an.

…Er wird dich nicht bekommen… Ich lasse dich nicht zu ihm gehen, niemals, denn du gehörst nur mir…

Erneut drücke ich dich mit dem Rücken an die kalte Wand.

….Hast du wirklich gedacht, du könntest mir entkommen?.... Du kannst nicht zu ihm…. Du wirst hier bei mir bleiben…. Für immer….

Meine Lippen auf den deinen dringe ich unsanft mit der Zunge in deinen Mund ein.

….Du wirst bald sehen, dass du mir nicht mehr entrinnen kannst…

….Dieser Käfig, in welchen ich dich sperre, hat keinen Ausgang…. Er wird gleichermaßen dein Grab sein…

…Ich bitte nicht um Vergebung…

….Denn nie soll mir verziehen werden…

Meine Hand gräbt sich tief in deine Haare und ich sehe dich lächelnd an.

….Für dich gibt es kein Entrinnen… Dies ist mein Fluch für dich…

Ich ziehe dich zu mir und stoße dich in den Raum zurück, den du eben erst verlassen hast.

Du stolperst und fällst auf den Boden, erschrocken aufkeuchend.

Als ich den Schlüssel der Tür im Schloss herumdrehe, siehst du mich an, und ich sehe wie nackte Panik in dir aufsteigt und deinen zierlichen, verzückenden Körper zum Zittern bringt.

Du fragst nicht einmal, was ich vorhabe, sondern schüttelst nur den Kopf, so dass dein feines Haar dir tief in das hübsche Gesicht fällt.

…Meine Art dich zu lieben ist krank… Und doch kann ich nicht anders….

Ich nähere mich deiner bebenden Gestallt.

Du willst aufspringen, doch ich halte dich unbarmherzig am Boden, während du dich heftig gegen mich auflehnst, schreist, dich windest.

„Ich liebe dich, Shinya…“, flüstere ich heiser an deinem Ohr, „Und nur deshalb kann ich dich nicht gehen lassen…“

„Du hast versprochen…“, beginnst du wispernd, doch ich lege dir den Finger auf die Lippen und bringe deine Worte zum Ersterben.

„Nicht jedes Versprechen kann gehalten werden… Und wenn du mir nun einmal zu entkommen suchst…“, ich streiche dir zärtlich über die Wange, doch du schlägst meine Hand weg, und versuchst dich erneut aus meinem Griff zu befreien.

„Du hast den Verstand verloren…“, bringst du leise hervor, als ich dich deines Oberteiles entledige, und mich in deiner zarten Haut verbeiße, bis ich dein Blut an meinen Lippen schmecke.

„Ganz Recht, dass habe ich… Und der Grund dafür bist ganz allein du…“
 

+Ein Käfig ohne Tür

+Ein zerstörerischer Wunsch ohne Ausweg

+Dem Wahnsinn verfallen suche ich dich bei mir zu halten

+Wohin kann ein Vogel noch gehen, wenn seine Flügel zerschmettert sind?...

+Ein blinder Vogel kann den Weg zurück niemals finden…

+Dornen und zerfetzte Schwingen

+…Du kannst niemals mehr fort…
 

Nachtrag- 13. April, an alle, die denken, dass es Kyo war, der sich umbrachte:
 

Weil schon zwei Leute es falsch verstanden haben: Kyo ist NICHT tot.

Kyo hat keine langen, schwarzen Haare, und keine Frau der Welt weiß von iher Freundschaft, erst recht keine, deren Stimme Shinya sehr vertraut ist.

Denk wirklich jemand, dass ich Kyo einfach so über das Messer springen lassen könnte?

Und wäre Shinya dann nicht ein bisschen trauriger? ;_____;

Und sowieso... Ich finde nicht, dass es auf Kyo passt... Falls doch, sagt es mir, dann ändere ich die Stelle...
 

Nachtrag- 14. April, ich gebe es auf

Auf Seite Drei unten habe ich zwei Zeilen hinzugefügt.... Vielleicht ist jetzt ja klar, dass KYO NICHT TOT IST....

Ich bin wirklich reichlich unfähig, wenn ich nicht übermitteln kann, dass er nicht tot ist.... Selbst Anmerkungen scheinen nichts zu bringen...
 

Euch treu ergeben: Das VampirSchäfchen - Ende des Nachtrags

buried in oblivion

Dieses Kapitel ist Godforsaken gewidmet, weil sie ein furchtbar lieber Mensch ist ^~^ *strahl*
 

XIII. buried in oblivion
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Zitternd versuche ich Dais Umarmung zu entkommen, doch er hält mich zurück, streicht nunmehr sanft über meine verschwitzte Haut, meinen von mehreren Kratzern gezeichneten Oberkörper, und schmiegt sich von hinten an mich.

Sein Atem geht noch immer schnell.

Längst merke ich nicht mehr, dass ich noch immer weine, denn ich kann nur den Schmerz spüren, der sich durch meinen ganzen Körper zieht. Ich vermag nicht zu sagen, woher der Schmerz wirklich kommt, ob nun von dem, was Dai mit meinem Körper getan hat, oder von den drängenden Erinnerungen in meinem Inneren, von der Gewissheit dass ich einen Fehler begangen habe, oder einfach weil Dai nicht halten konnte, was er mir versprach.

Anders als beim letzten Mal suche ich nicht länger die Nähe des Rothaarigen, sondern will nur noch vor ihm fliehen, seinen Berührungen entkommen und ihn nicht mehr ansehen müssen.

Es tut weh, doch es ist nicht nur mein Körper, der schmerzt.

Er hat alte Wunden in mir aufgerissen, alles in mir bloß gelegt, und sich vollständig meiner Bemächtigt.

Selbst wenn ich die Gelegenheit erlangen würde, aus dem Zimmer zu fliehen, so spüre ich ganz deutlich, dass ich es nicht könnte, da ich zu erschöpft bin.

Eine freundliche Hand wischt mir die Tränen aus dem Gesicht, und ich spüre zärtliche Lippen auf den meinen.

…Ich will fort ….Weg von hier…

Das Flüstern in meinem Kopf ist verstummt, und ich weiß, dass es niemals zurückkommen wird.

Die Leere in meinem Inneren ist unerträglich, und ich spüre die Einsamkeit wie ein eisiges Atmen auf der Haut, das man nicht verscheuchen kann, und das am Verstand zehrt, bis man meint verrückt zu werden.

Schleichend formt sich ein Wunsch in mir, den ich nur allzu gut kenne.

Ich möchte einfach davon laufen, und alles hinter mir zurücklassen.

Dem Leben entkommen. Dieser verwirrenden Welt, die mir nicht die Möglichkeit lässt, zu begreifen.

Diese Welt, die mich daran hindert, frei zu sein.

…Genau das habe ich damals auch gedacht… Doch ich durfte nicht gehen…

…Werde ich es jetzt können?... Darf ich jetzt endlich gehen, und dieses sinnlose Leben beenden?...

…Auch Asagi ist gegangen… Einfach so…

Dai drückt sich näher an mich, und ich kann seinen Körper spüren.

…Kyo…

Der kleine Blonde kommt mir in den Sinn. Ganz deutlich kann ich sein Lächeln vor mir sehen. Die Erinnerung an seine Umarmung.

Ohne dass ich es verhindern könnte, beginne ich leise zu weinen.

…Ich möchte bei ihm sein… Ich möchte zu ihm….

Unvermittelt spüre ich, wie mein Körper mit sanfter Gewalt herum gedreht wird, und Dai mein Kinn hebt, damit ich ihn ansehe.

Auf seinen Lippen liegt ein weiches Lächeln, eben jenes Lächeln, das er mir so oft gezeigt hat, und welches ich so gemocht habe.

Doch nun kann ich in mir nichts von dieser Zuneigung mehr spüren, und diese Tatsache ist es, die mich verzweifeln lässt, und in meinem Inneren den letzten Funken erstickt, der sich Hoffnung nannte.

Das, was ich für ihn empfand scheint mir nun verloren, verwischt durch seine Hand.

Zum zweiten Mal spüre ich dieses Gefühl schwinden, und erneut bricht es mir die Schwingen, zerfetzt sie schmerzhaft und ohne Gnade.

Tief in mir weiß ich, dass ich meinen Weg verloren habe, und meine Flügel mich nie wieder tragen werden.

…Es gibt keinen Ausweg…

Ich schließe die Augen und kehre an jenen Ort zurück, an dem all dies schon einmal geschehen ist, wie ein Theater Stück, das man leicht abgeändert hat, und neu besetzt.
 

Es war gerade Frühling geworden, und der Frost bedeckte am Morgen noch die kleinen Knospen der Bäume, als man mich nach Osaka versetzte.

In meinem alten Heim hatte man mich nie wirklich aufgenommen, oder auch nur akzeptiert, und ich war täglich den Launen meiner Mitbewohner ausgesetzt, ihrem Hass und ihrer Brutalität, die ich nicht verstehen, und auch nicht erwidern konnte.

Den Betreuen wurde es bald zu viel mit mir, denn weil ich mich nicht wehrte, wurden die Übergriffe auf mich immer häufiger.

In der Schule war es mit der Zeit genauso geworden.

All die anderen Kinder aus dem Heim hatten ihre Freunde, die ihnen treu zur Seite standen, doch ich konnte keine finden, und sie nutzten dies für ihre Späße. Immer, und immer wieder.

Darum war ich nicht traurig, dass ich nach Osaka musste, in die Stadt, in der ich auch geboren worden war.

Es erfüllte mich mit einer gewissen Wehmut, dass dies die Stadt war, in der meine Mutter ihre Jungend verbracht hatte, aber ich fühlte auch Hoffnung in mir. Hoffnung darauf, dass an diesem Ort endlich alles anders sein würde.

Doch ich wurde enttäuscht.

Es war wie immer.

Keiner machte sich die Mühe, mich aufzunehmen, oder mir die Dinge zu erklären, die ich wissen musste. Auch war keiner unter der Scharr, der sich für so gutmütig hielt, dass er mir seine Hand angeboten hätte.

Die üblichen Spielchen, Freude daran, andere zu quälen. Das war, was sie verband.

Für mich war nur der Platz übrig, den sie mir zuwiesen, eine Rolle in die sie mich drängten, der ich längst schon überdrüssig war.

Mein Leben zog sich zäh dahin, kaum zu ertragen und doch nicht so verzweifelt, dass ich es aufgegeben hätte.

Still aber ungeduldig wartete ich auf jemanden, der mich nicht verachtete, und mit dem ich Freundschaft schließen konnte.

Unendlich viel Zeit verging, doch mein Wunsch wurde mir erfüllt.

In einem stickigen Sommer, der staubig und unangenehm auf der großen Stadt lastete, wurde ein Neuankömmling in unserer Anstallt begrüßt.

Ohne übertreiben zu wollen, muss ich gestehen, dass ich mich beinahe vom ersten Augenblick an zu ihm hingezogen gefühlt habe.

Er sah aus wie ein gefallener Engel, mit seinem pechschwarzen Haar und den hübschen, aber traurigen Augen, die jedem seine Seele preiszugeben schienen, so dass er seltsam ungeschützt wirkte, ein Wesen, das nur urtümlich an diesen Ort gelangt war, doch seinen Weg zurück an den Ort, an den es gehörte, nicht mehr finden konnte.

Tatsächlich jedoch waren es sein Vater und seine Mutter, die ihn zu diesem Leben, das er nun führen musste, verdammt hatten. Sie waren beide verheiratet worden, ohne sich je richtig geliebt zu haben, und so konnten sie auch keine Liebe für das Kind empfinden, das durch ihrer beider Hand entstanden war.

Jahre lang schafften sie es, mehr schlecht als recht zusammen zu leben, und den Jungen, dem sie den Namen Asagi gegeben hatten, zu erziehen, und ihm ein Dach über dem Kopf zu bieten.

Doch der Mann verlor eines Tages seine Arbeit und seine Frau die Geduld mit ihm.

Sie nahm den Jungen nicht mit sich, doch er war ihr zumindest so lieb, dass sie ihn nicht bei seinem Vater beließ, sondern ihn im Alter von Neun Jahren in ein Kinderheim gab.

Seit diesem Tage war viel Zeit verstrichen, und nun sollte er bei uns wohnen.

In der ersten Zeit redeten wir nicht miteinander, und er mied mich, wie es alle anderen taten, mich, der ich in ihren Augen verrückt war, wie auch mein Vater. Jedoch nahm er nicht an ihren Spielen teil, in denen sie mir unter anderem bei Nacht auflauerten, um mich zu erschrecken, oder mich mit Wasser begossen, oder mein Fahrrad dem Grunde des Sees übergaben.

Für ihn schien ich einfach nicht vorhanden zu sein, bis zu dem Tag, als er mich im Speisesaal aus heiterem Himmel ansprach.

Im ersten Moment war ich so verwundert, dass ich ihn nur ansah, unfähig ein Wort zu sagen.

Er war der erste, den es kümmerte, oder überhaupt auffiel, dass ich seit zwei Tagen mein Essen nicht angerührte hatte.

Am Anfang hatte ich noch Angst, und traute mich nicht, mich auf ihn einzulassen, jedoch gab er nicht nach, und ich gab es auf, mich seiner zu entziehen.

Es war die erste wirkliche Freundschaft, die mir zuteil wurde.

Zu allem Unglück blieb es nicht dabei.

Ebenso wie Freundschaft, hatte ich niemals Liebe empfunden, außer der zu meiner Mutter und meinem kleinen Hund, und doch spürte ich irgendwann, dass Asagi für mich mehr sein musste.

Es konnte nicht anders sein, denn ich dachte fast immer nur an ihn, und wenn ich ihm ganz nah war, und er mich berührte, spürte ich manchmal ein sonderbares Kribbeln in mir, das ich mir nicht recht erklären konnte.

Verzweifelt hielt ich meine Ahnung geheim, denn sie erschien mir falsch und nicht richtig.

Er war unendlich wertvoll für mich, und ich wollte ihm um keinen Preis verlieren, darum bemühte ich mich ganz normal zu ein, und gab nur selten dem Drang nach, ihn zu beobachten.

Nur wenn wir manchmal zusammen in einem Raum schliefen, wagte ich es, den Blick über seinen perfekten Körper wandern zu lassen, dem Lauf der sich abzeichnenden Knochen zu folgen und manchmal dein gepflegtes Haar zu berühren.

Die Zeit war es, die mir zum Verhängnis wurde.

Viel zu lange verzehrte ich mich danach, ihm näher zu sein, und ganz instinktiv suchte ich nach dieser Nähe.

Irgendwann, in einer kalten Winternacht habe ich ihn im Schlaf geküsst.

Es hatte mich einfach so überkommen, ohne dass ich mich dagegen hätte wehren können, und ich vergaß meine Vorsicht für diesen einen, winzigen Augenblick.

Zu meinem Entsetzen bemerkte ich, als ich die Augen wieder öffnete, dass er mich ansah, und er hielt mich zurück, als ich von ihm fliehen wollte und forderte beharrlich nach einer Erklärung.

Auf all meine Ausflüchtungsversuche antwortete er, dass ein Junge einen anderen Jungen wohl nur dann küssen würde, wenn er ein überfreundschaftliches Interesse an ihm hegt.

Plötzlich hat er gelächelt und mich zu sich gezogen, um mich seinerseits zu küssen.

Von dieser Nacht an sind wir so etwas wie ein Paar gewesen, und wir wären wohl noch viel länger zusammengeblieben, und er würde jetzt noch am Leben sein, wenn ich nicht…
 

Ich unterbreche den Fluss der Erinnerungen.

Die Bilder und Erinnerungsfetzen drängen jedoch weiter auf mich ein.

Verzweifelt schüttle ich den Kopf, und Dai, der mir die ganze Zeit über durch das Haar gestrichen hat, sieht mich erschrocken an, und streicht mir über die Wange.

„Shinya?“

Ich kann nicht antworten, sondern beiße mir nur auf die Unterlippe, verzweifelt gegen diese letzten Erinnerungen ankämpfend, doch die Kiste, in der ich all diese Erinnerungen eingeschlossen hatte, ist geöffnet und lässt sich nicht wieder schließen, so sehr ich mich auch sträube.
 

Er saß auf seinem Bett.

Er hat mich angelächelt.

Ich lächelte ebenfalls.

Langsam ließ ich mich auf seinem Schoß nieder

Drückte ihn zurück in die Kissen

Küsste ihn fordernd

Wisperte, dass ich nicht länger warten könne…
 

…Von dieser Nacht an, ist er nie mehr wie früher gewesen…. Er hat mich nicht aus dem Augen gelassen… Mich gebeten, dass ich niemals von ihm gehen möge…

…Es war meine Schuld, weil ich mich nicht gedulden konnte… Und ich machte alles schlimmer, indem ich Abstand zu ihm suchte, weil er mir Angst machte… Die Art, wie er mich ansah…

…Wie ein kleiner Vogel in einem Käfig…

Irgendwann dachte er, dass ich jemanden gefunden hätte, den ich mehr mögen würde als ihn, und er ließ sich nicht von dieser Meinung abbringen, egal was ich sagte.

Letzten Endes reagierte er wie Dai.

Ich weine leise in den Armen des Rothaarigen, der mir nun beruhigende Worte ins Ohr flüstert, die ich kaum wahrnehme.

…Danach habe ich nicht mehr geredet. Nicht mit ihm, und nicht mit irgendeiner anderen Person….

Nur das leise Flüstern in mir bekam eine Antwort.

Sie ließen mich in ein anderes Heim einweisen, und ich musste zahlreiche Therapien über mich ergehen lassen, ehe es mir gelang, das Geschehne einfach zu verdrängen.

Doch nun ist alles wieder da.

Mühsam zusammengekehrte Scherben, die nun glitzernd auf dem Boden ausgeschüttet daliegen.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

….Ich bin zu weit gegangen…

Während du leise schluchzend in meinen Armen liegst, wird es mir klar, schleichend, drückend, unbarmherzig.

Es gibt keine Worte, die meine Niederträchtigkeit beschreiben könnten. Du hast mir vertraut, und mich in deine Nähe gelassen, mir verzeihen, auch wenn ich dich verletzt habe, und ich habe dich zum Dank immer weiter verletzt.

Wenn ich dich nicht daran gehindert hätte, wärst du gegangen, denn du sehnst dich danach, deine Schwingen zu entfalten, und davon zu fliegen.

….Du möchtest zu Kyo, oder?.... Weil du denkst, dass er dich vor mir beschützen kann…

Ich küsse dich zärtlich auf die bebenden Lippen, doch du erwiderst den Kuss nicht, sondern siehst mich nur an.

Es liegt nichts Anklagendes in deinem Blick, kein Hass, sondern nur eine unendliche Trauer, und ich spüre, dass Tränen sich ihren Weg über meine Wange bahnen.

„Du musst mir nicht vergeben, Shinya…“, lächle ich leise, während die Tränen von meiner Wange rinnen, und auf deine weiße Haut fallen, als ich mich über dich beuge.

„Aber du darfst nicht weggehen…. Bitte bleibe bei mir… Ich kann dich einfach nicht gehen lassen… Weil dieses Leben ohne dich keinen Sinn mehr haben wird…“, ich lege mich auf deinen mageren Körper und schlinge die Arme um dich, den Kopf auf deine Brust gebettet.

Dein Herzschlag geht erstaunlich ruhig, beinahe zu langsam.

Überrascht sehe ich auf, und du lächelst mich an.

Dein Lächeln wirkt betrübt, und ein wenig ängstlich und doch bist du gleichzeitig so wunderschön, dass mein eigenes Herz für einen Moment vergisst zu schlagen.

Du sagst nichts, sondern wendest nur den Kopf zur Seite und schließt langsam die Augen.

Ich erschaudere und drücke mich wimmernd an dich.

„Ich liebe dich…. Du darfst mich nicht verlassen… Hasse mich, wenn du es möchtest, aber bleibe bei mir….“

….Du hast recht…. Ich bin krank…. Meine Liebe zu dir ist verdreht…. Falsch…. Ich sollte dich gehen lassen, doch ich kann es nicht….
 

+Der kleine Vogel sträubt sich gegen seine Gefangenschaft…

+Er wünscht sich seine Schwingen entfalten zu dürfen, um zu entfliehen…

+Doch tote Flügel tragen nicht

+Du sehnst dir die Freiheit zurück…

+Der geliebte Käfig ist unerträglich für dich

+Der Käfig hält dich, denn…

+…Ich kann dich nicht halten

+Der Käfig tötet dich

+Meine Liebe zu dir tötet dich

Dead end

Mau.... ;__________; Entschuldigung, dass es mal wieder länger gedauert hat... *sich-ganz-klein-mach*
 

Dieses Kapitel ist velociraptor_19 gewidmet... Ich wünschte ich könnte in Worte fassen, wie dankbar ich ihr bin...
 

XIV. Dead end
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Dai hat lange geweint, ehe er schließlich eingeschlafen ist.

Selbst im Schlaf spüre ich wie sich weitere Tränen unter seinen Liedern hervordrängen, und über meine nackte Haut rinnen.

...Ich spüre noch immer, dass ich ihn sehr mag... Doch es ist nicht mehr wie zuvor…. Ich habe Angst vor dem Augenblick, da es im vollkommen klar wird... Angst davor, dass ihm klar wird, dass es Kyo ist, den ich so sehr vermisse...

...Wie nur konnte es hierzu kommen?...

Es ist sehr dunkel im Zimmer, denn es regnet und vor wenigen Minuten sind die Straßenlaternen verloschen.

Ich bin dankbar für den Regen, der vom Wind an die Scheibe meines Fensters gedrängt wird, und leise gegen dieses klopft, denn er lenkt mich von den langen Atemzügen des Rothaarigen ab, und von dem Jagen meines eigenen Herzens.

Langsam kriechen die Minuten und Sekunden weiter, und der einzige Gedanke, der mir ein wenig Trost spendet, ist jener, dass mein Wecker in wenigen Stunden klingeln wird, und er und ich uns auf den Weg zur Schule machen werden.

...Er kann mich nicht hier behalten... Es würde nur Fragen aufwerfen...

Ich schließe die Augen, Dais Atmen auf meiner Haut spürend.

...Schon bald kann ich Kyo sehen... mich bei ihm entschuldigen... Ein ganz kleines Bisschen in seiner Nähe sein....

Ohne dass ich es verhindern könnte, kommen mir die Tränen.

Sie ziehen heiße Spuren auf meiner Haut und tropfen in die Laken des Bettes.

Auf mir rührt sich der Rothaarige ein wenig, und die Umarmung, in der er mich gefangen hält, lockert sich.

Zaghaft und unendlich vorsichtig löse ich ihn weiter von mir, und zu meiner eigenen Überraschung rollt er sich schließlich von ganz alleine von mir herunter.

Er liegt nun auf dem Rücken, den Kopf leicht zur Seite geneigt, und auch wenn ich sein Gesicht in der beinahe vollständigen Dunkelheit nicht erkennen kann, weiß ich doch, dass er noch immer im Schlaf weint.

Behutsam streiche ich ihm über die feuchte Wange, ehe ich mich aus dem Bett gleiten lasse.

Mit dem Rücken ans Bett gelehnt kaure ich auf dem Boden, die Knie an die Brust gezogen, und die Arme um meine Beine geschlungen, zitternd vor Kälte, aber auch vor Angst und Müdigkeit.

...Ich weiß nicht, was werden soll... Wie soll es nur weitergehen?....

Nur mühsam kann ich das Schluchzen unterdrücken.

...Was Kyo wohl sagen würde, wenn er hiervon wüsste?... Könnte er es verstehen?... Oder würde er mich ablehnen?...

...Immerzu denke ich daran, dass ich zu ihm möchte... Doch was, wenn er mich nicht mehr sehen will?... Wenn es ihn abstößt, was ich getan habe... Wenn er nicht verstehen kann, dass dieses Gefühl für Dai einfach verschwunden ist...

Ich muss leise lachen und ziehe die Beine noch enger an den Körper.

...Er muss mich einfach abstoßend finden, denn ich bin es... Ich habe Dai gesagt, ich würde ihn lieben.... Und jetzt?.... Was ist nun?.... Alles vorbei... Vielleicht nie gewesen…

....Ich darf es ihm nicht sagen.... Es würde ihn nur verletzten...

Hilflos blicke ich durch das in Finsternis gehüllte Zimmer.

Verschwommen blinkt ein Licht gar nicht weit von mir entfernt neben meinem Bett.

Für einen Moment betrachte ich das Leuchten, ohne zu wissen, welchen Ursprungs es ist, ehe mir klar wird, dass es mein Mobiltelefon sein muss.

In einem jähen Aufflackern von Hoffnung lasse ich mich auf die Knie nieder, und greife nach dem kleinen Gegenstand. Die Displaybeleuchtung flammt auf, als ich einen der winzigen Knöpfe drücke. Der Akku ist noch halb voll.

Vor plötzlicher Freude fange ich zu zittern an, und ich richte mich vorsichtig auf.

....So könnte ich ihn zumindest anrufen, und seine Stimme hören....

Doch kaum dass sich ein Lächeln auf meine Lippen geschlichen hat, fällt mir siedendheiß ein, dass es mitten in der Nacht ist. ....Was wenn ich ihn aufwecke?....

Ich durchquere das Zimmer und lasse mich an der vom Bett am weitesten entfernten Wand zu Boden gleiten.

Das kleine Telefon ruht noch immer in meiner Hand, das Glimmen seiner Tasten als einzige wirkliche Lichtquelle im Raum, das meine Umgebung in ein unheimliches, blaues Licht taucht.

...Ihn zu wecken, möchte ich nicht riskieren.... Doch vielleicht ist er noch wach... Aber wenn nicht, dann wird er bestimmt sauer sein...

Unvermittelt schüttle ich den Kopf.

....Nein... Kyo wird mir nicht böse sein.... Ganz gewiss nicht...

Ich wähle seine Nummer mit bebenden Händen an, und bestätige die Auswahl mit dem grünen Hörer.

Während des Einwahlzeichens bleibt mein Blick beinahe panisch auf das Bett geheftet.

...Bitte.... Dai darf jetzt nicht aufwachen...

Ein leises Klicken ertönt.

„Kyo?“, meine Stimme scheint mir sonderbar hoch und schwach. Die Hand, die das Handy festhält, verkrampft sich, als ich nur ein zittriges Atmen vernehme, „Kyo, bist du dran? Sag doch was...“, flehe ich ganz leise.

„Shinya... ich... es tut mir Leid....“, ich erkenne die Stimme des Kleineren kaum wieder, so heiser klingt er.

„Was ist mit dir? Geht es dir gut....“, mein Inneres hat sich zusammen gezogen, und ich spüre mein Herz schmerzhaft pulsieren.

„Es tut mir so Leid, aber... ich kann einfach nicht mehr... Ich kann nichts tun... Dir nicht helfen... denn ich...“, er schluchzt leise.

Ich drückte das kleine Objekt fest an mein Ohr,

„Bitte, Kyo... Sag mir was passiert ist...“, Panik vermischt sich mit Angst. Ich kann ihn leise atmen hören.

„Mein Vater... er... Ich weiß nicht warum... Ich konnte nichts tun... nun sind sie fort... Einfach fort....“, er weint, und ich kann es kaum noch ertragen.

Ich möchte ihn in die Arme schließen, und ihn trösten, doch ich sitze nur hilflos da, unfähig ihm zu helfen.

„Es macht keinen Sinn... All das hier macht keinen Sinn... Ich weiß nicht mehr weiter, Shinya... Bitte vergib mir....“

„Was hast du Kyo... Bitte... Was ist geschehen? Was soll ich dir vergeben?“, nackte Angst hat sich über mich gelegt, und schnürt mir die Kehle zu.

Ich kann nicht denken, nur zitternd dasitzen.

Kyo holt tief Luft, und es scheint, als hätte er sich gefangen.

„Hört mir bitte zu, Shinya... Ich... habe dich sehr gern... Und du musst wissen, dass ich dir nie wehtun wollte... Aber ich....“, er bricht ab.

Ich höre wie auf der anderen Seite der Leitung eine Tür unsanft aufgerissen wird.

„Nein...“, er schreit erstickt auf.

Dann plötzlich Stille.

Kurz darauf das Tuten als Zeichen, dass er aufgelegt hat.

Es scheint mir viel zu laut, und erfüllt meine Ohren.

...Kyo....

Dass ich weine bemerke ich erst, als ich verzweifelt den Knopf für die Wahlwiederholung suche.

Seinen Namen wispernd drücke ich das Telefon an mein Ohr.

Einwahlzeichen.

Stille.

„Der Gewünschte Gesprächspartner ist nicht zu erreichen...“

Das Handy gibt ein dumpfes Geräusch von sich, als es zu Boden fällt.

Ich starre es an, unfähig zu begreifen.

Nur ganz langsam fügen sich die Worte in meinem Kopf zu Gedanken zusammen.

...Kyo hat bereits geweint, als ich angerufen habe.... Sein Vater.... Sein Vater ist es gewesen... Er hat ihm irgendetwas angetan... Ihm Leid zugefügt... Er hatte Angst...

Ich springe auf und haste zur Tür, rüttle verzweifelt an ihrem Griff, doch sie ist noch immer verschlossen.

Ich beiße mir heftig auf die Lippe um mein Schluchzen zu unterdrücken. ...Ich muss zu ihm... Ich muss ihm helfen, was auch immer mit ihm sein mag...

In der Dunkelheit suche ich nach dem Schlüssel zur Tür, doch ich kann ihn nicht finden, nicht in Dais Kleidern, nirgendwo.

...Wenn ich das Licht anmache, wacht er auf....

...Er wird mich nicht zu ihm gehen lassen...

Ängstlich wispere ich den Namen des blonden Jungen, dem ich nicht helfen kann, so sehr ich es auch will.

Ich habe Angst vor der Reaktion des Rothaarigen.

Angst dass er erneut die Kontrolle verliert.

Panisch sehe ich mich nach einem Ausweg um, während ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.

....Er wird ihn vielleicht verletzen, wenn er erfährt, dass ich Kyo sehr mag... Wenn ich ihn anflehe, mich gehen zu lassen, wird er es wissen... Warum nur...

Ich nähere mich dem Fenster.

Regen prasselt gegen das Glas.

....Es ist zu tief.... Ich kann nicht weg von hier....

„Vergib mir, Kyo... Bitte vergib mir...“, ich breche in mich zusammen und bleibe zusammen gekrümmt am Boden liegen.

...Ich kann nicht weg... Ich bin ein Vogel, in einen Käfig eingesperrt...

...Fliegen kann ich nicht mehr... denn meine Flügel liegen in Fetzen...

...Darum kann ich nicht zu ihm... Es geht nicht... Wie unnütz ich bin....

Ich rolle mich enger zusammen, und horche auf das Gelächter des Regens.

....Ich dachte einmal, ich wüsste was Schmerz ist... Dachte, dass es nicht mehr schmerzhafter werden könnte... Doch nun weiß ich es... Nun weiß ich, was es wirklich heißt, Schmerz zu empfinden....
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Kälte umfängt mich bei meinem Erwachen und ich weiß noch bevor ich die Augen öffne, dass du nicht mehr bei mir im Bett liegst.

Es ist noch dunkel draußen, und nur ein sehr schmaler Streifen des Horizontes ist erhellt.

….Du bist vor mir geflohen, oder?...

Zaghaft richte ich mich auf, und die Decke rutscht von meinem Oberkörper, während ich mich suchend nach dir umsehe.

Du liegst am Boden vor dem Fenster, nur vom Licht des beginnenden Morgengrauens und der wieder entflammten Straßenlaternen erhellt.

Vorsichtig nähere ich mich dir, und erschaudere beim bloßen Anblick deiner Gestalt.

…..Habe ich tatsächlich getan, woran ich mich erinnre?...

Ich kann dich nicht länger für zerbrechlich halten, denn nun weiß ich, dass du bereits zerbrochen bist, durch meine unbeherrschte Hand, meinen Wunsch der einzige sein zu dürfen, den du liebst.

Zärtlich streiche ich über deinen schmalen Rücken, spüre die weiche Haut, die mir viel zu kalt scheint.

….Du konntest meine Nähe nicht länger ertragen.... Darum hast du es bevorzug, hier auf dem kalten Boden zu liegen… Weil du mich nun fürchtest….

Ein Zittern durchläuft meinen Körper, ganz ohne dass ich es unterbinden könnte, ebenso wenig wie die Tränen, die sich unbarmherzig aus meinen Augenwinkeln lösen.

….Ich will nicht, dass du mich zurücklässt… Nicht, dass du mich von dir stößt…

…Dass ist alles…. Ich wollte dich doch nur für mich… Ist das denn so falsch?...

Nicht länger fähig deinen Anblick zu ertragen, hebe ich dich sanft vom Boden auf, spüre deinen zarten Körper in meinen Armen, und empfinde erneut dieses Gefühl der Verzückung und Faszination.

Du wirkst so schutzlos. Jedem Übel ausgeliefert, ohne jemanden an deiner Seite, der dich beschützt, der das drängende Dunkel von dir abhält.

Obschon ich dich wirklich liebe, kann ich dich nicht vor meiner eigenen Niedertracht bewahren.

So sehr ich mich auch dagegen sträube, mir giert es danach, deinen Körper zu spüren, dich unter mir zu haben, während du dich windest.

…Warum hat keiner erkannt, dass ich so bin?.... Ich hätte mich nie in deine Nähe begeben dürfen…

Einem hungrigen Nachtschatten gleich habe ich mich auf dich gestürzt, und deine Träume verschlungen, um dir dafür vorzuspielen, dass es eine neue Hoffnung für dich gibt.

Nie hätte eine Bestie wie ich einem Geschöpf wie dir so nahe kommen dürfen… Dein Anblick weckte meine Gier…

Behutsam bette ich dich in den Kissen deines Bettes und betrachte dich, wie du schläfst.

….Was träumst du jetzt?...

Ich knie mich auf den Rand des Bettes, um mich über dich zu beugen.

….Träumst du vielleicht sogar von ihm?....

So flüchtig, dass ich deine Haut kaum selber spüre, streiche ich dir über den sich regelmäßig hebenden und senkenden Brustkorb, ehe ich zu deinem Hals gelange.

….Was muss ich tun, damit du ihn endgültig vergisst?...

Meine Hand legt sich auf deinen Hals.

…Muss ich ihn dafür töten?....

Ich verstärke den Druck auf deine Kehle.

…..Oder musst du selbst sterben, damit du nur noch mir gehörst?....

….Es ist so einfach…. Du könntest dich nicht gegen mich wehren… Schon am gestrigen Abend konntest du mich nicht von dir herunter stoßen…

….Wir könnten auf immer vereint sein… Vereint im Tot….

Langsam löse ich meine Hand von deinem Hals, der mir nun unnatürlich dünn und verletzlich scheint.

….Ich habe tatsächlich den Verstand verloren…. Kann das denn keiner sehen?....

Beinahe hastig decke ich dich zu, und geselle mich zu dir in die beginnende Wärme.

Meine Arme schlingen sich wie von selbst um deinen Körper.

Im Schlaf schmiegst du dich an mich, doch ich bin mir sicher, dass du es nicht tun würdest, wenn du wach wärest.

….Jemand sollte dich mir wegnehmen, und dich an einen weit entfernten Ort bringen, an dem ich dich nicht erreichen kann…. Denn solange es mir möglich ist, werde ich dich bei mir halten…

….Es mag Menschen geben, die sich selbst aufopfern, damit ein anderer glücklich und sicher sein kann, doch ich gehöre einfach nicht zu ihnen….

….Ließe ich dich gehen, wäre es mein Ende, und sterben will ich nicht… Nur dich bei mir haben, deine zierlichen Schwingen berühren… Das ist, was ich will…

Ich schmiege meine Wange gegen die deine, lausche deinem Atmen, unfähig selbst wieder einzuschlafen.

…Ich kann dich nicht daran hintern, später zur Schule zu gehen… Kyo könnte petzen, die Lehrer hiervon Wind bekommen…. Und dann?.... Ich will kein Risiko eingehen…. Darum werden wir beide gehen müssen…

In Gedanken versunken spiele ich mit deinen Haare.

….Du wirst nicht mehr weglaufen, oder?... Weil du Angst hast, wirst du an meiner Seite bleiben… Und auch zu Kyo wirst du dich nicht flüchten, denn du fürchtest um sein Wohl wahrscheinlich mehr, als um dein eigenes...

….Du hast erkannt, was ich bin…

…Und doch kann dich dieses Wissen nicht vor dem retten, was ich bin…

Ich dränge mich näher an dich, verzweifelt um jedes bisschen Nähe kämpfend.

Mein Gefühl sagt mir, dass es langsam an der Zeit ist, dass dein Wecker klingelt, eine Ahnung, die meine Verzweiflung nur noch stärker wachsen lässt.

In der Schule kann ich nicht an deiner Seite sein, nur in den Pausen.

Alleine der Gedanke, ohne dich zu sein, macht mich verrückt, und das Wissen, dass Kyo in deiner Nähe sein wird, macht mich noch unruhiger.

Tief in mir spüre ich, dass ich den kleinen Blonden hasse, und ihn beseitigen würde, wenn ich es könnte. Du magst ihn, das ist nicht zu übersehen. Du hast dich nach ihm gesehnt, am gestrigen Abend, und auch in der Nacht zuvor, doch du sollst trotzdem nur mir gehören, nicht ihm, denn er ist deiner noch unwürdiger, als ich es wohl bin.

Meine Gedanken und auch die Stille, die nur durch unser beider Atmen durchbrochen wird, finden ihr Ende mit dem herzlosen Schrillen deines Weckers, das mich heftig zusammenfahren lässt, obschon ich mich innerlich darauf vorbereitet habe.

Mit einer schnellen Bewegung bringe ich den ungebetenen Störenfried zum Schweigen.

Zuverlässig, wie das kleine Objekt nun einmal zu sein scheint, hat es dich aus deinem Schlaf gerissen, und du hebst zaghaft den Kopf.

Schrecken, gemischt mit Unsicherheit legen sich auf deine weichen Züge als unsere Blicke sich treffen, und du senkst den Kopf.

….Du schämst dich… Vielleicht tut es dir Leid, was du in der vergangenen Nacht getan hast…. Dass du zu Kyo gehen, und mich zurücklassen wolltest…

Traurig strecke ich die Hand nach dir aus, doch obwohl ich dir nur durch das Haar streichen wollte, schreckst du zusammen und siehst mich aus deinen dunklen Augen an, als sei ich ein Monster, das unter deinem Bett hervor gekrochen gekommen ist, um dich zu fressen.

Die Zähne zusammengebissen versuche ich zu verbergen, wie sehr es mich verletzt, dass du mich nun auf diese Weise ansiehst.

Ich habe dir nie wehtun wollen, und ich liebe dich mehr als jeder andere, mehr als Kyo dich jemals lieben könnte… Warum ziehst du Kyo mir vor?... Hat er dir auch nur einmal geholfen?... Ist er an deiner Seite gewesen, als du alleine warst?...

….Er hat dich nicht verdient, nicht verdient, dass du an ihn denkst…

Ohne auf dein Zögern zu achten, ziehe ich dich in meine Arme und drücke dich an mich, spüre den zierlichen Körper, der sich verkrampft, wie er es bei unser ersten Umarmung getan hat, und höre wieder deinen Atmen, spüre ihn auf meiner nackten Haut, während mir der Geruch deiner Haare in die Nase steigt.

„Küss mich, Shinya….“, fordere ich leise und sehe dich an.

Deine wunderschönen Augen sind voll von Emotionen, ehe du sie schließt, und sich unsere Lippen in einem sachten Kuss vereinen.

…Nur ich darf das hier haben… Nur ich darf dich auf diese Weise berühren, ich und sonst niemand…

Meine Hand wandert über deinen Rücken, und du drückst dich zaghaft an mich.

Ein unbeschreibliches Hochgefühl durchflutet mich, und ich halte dich an mich gedrückt, um diesen Augenblick noch ein wenig auszukosten. Was würde Kyo dafür geben, an meiner Stelle zu sein? …Er wird niemals so mit dir zusammen sein… Niemals…

„Bevor wir zur Schule gehen, sollten wir duschen….“, flüstere ich dir ins Ohr, und ziehe dich behutsam mit mir aus dem Bett.

Du bist so schwach, dass du dich an mich lehnen musst, um nicht zu fallen.

Dich so hilflos zu wissen, lässt meine Sinne verrückt spielen und nagt an meiner Selbstbeherrschung.

Du bist nur ein kleiner Vogel, der mir schutzlos ausgeliefert ist, eingesperrt in einem Käfig, dem du nicht entrinnen kannst…
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Seinen Blicken preisgegeben spüle ich mir das Shampoo aus den Haaren, nichts sehnlicher wünschend, als mich endlich abtrocknen und anziehen zu dürfen.

…Er weißt nicht, was er in mir wachgerufen hat… Er kann nicht verstehen, warum das, was noch am Tag zuvor noch angenehm gewesen ist, mir nun unerträglich scheint…

Vorsichtig sehe ich zu ihm auf, und er streichelt mir lächelnd über die Wange.

….Gewiss hat er mich nicht mit Absicht verletzt… Schließlich konnte er nichts davon wissen… Aber ich… Was ist mit mir?.... Ich habe gewusst, was er fühlt, und ihn verletzt, obwohl ich es hätte verhindern können….

Als er die Arme um mich legt, schmiege ich mich an ihn, küsse ihn, als er seine Lippen den meinen nähert.

Es ist ein ist ein seltsames Gefühl, traurig, jedem Sinn entrückt. …Wie lange kann es dauern, bis Dai versteht?....

…Ich spiele nunmehr ein hässliches Spiel, aus meiner eigenen Feigheit geboren, das darin enden wird, dass Dai erkennt und verletzt wird…. Der Gedanke schnürt mir die Kehle zu. Schon jetzt weiß ich, dass ich nicht die Kraft habe, weiterzumachen. Ich will nur noch fort. Es ist die alte Feigheit, die ich nicht besiegen kann, so sehr ich sie auch hasse, der ich nicht entkommen kann, so sehr ich auch zu entrinnen suche.

Für mich gibt es keinen Ausweg, denn ich weiß nicht, wie es weitergehen soll… Wie es weitergehen kann… Wie soll man voranschreiten, wenn es keine Wege mehr gibt, nicht einmal jenen, den man gekommen ist?... Man bleibt stehen, ganz still… Und alles hört auf zu sein… Oder man bewegt sich weiter, Schritt für Schritt in das Dunkel auf den Bodenlosen Abgrund zu, dem man nicht ausweichen kann…. Und mit jedem Schritt den ich tue, bewege ich mich näher auf ihn zu…. Mit jedem Mal, da ich ihn anlächle, mit jeder Berührung seines Körpers…

….Alles nur noch eine Lüge… Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden…

Nur mühsam die Tränen für mich behaltend verfolge ich jede Bewegung des Rothaarigen, als er sich die Haare ausspült, und das Wasser abstellt.

…Vielleicht irre ich mich nur… Mag ich ihn nicht immer noch so sehr?...

Verzweifelt suche ich in mir nach dem Gefühl der Zuneigung, das ihm gegolten hat, doch ich finde nur Leere.

….Ich weiß, dass ich ihn noch immer mag, doch nicht auf die Weise, wie er es sich ersehnt…

In mir spüre ich eine aufkeimende Übelkeit, die mich langsam einnimmt.

Immer näher trete ich an den Abgrund, doch er wird nicht nur mich verschlingen, sondern auch Dai.

Ich werde mit Kyo sprechen, denn es ist das einzige, was mir noch zu tun bleibt, ein Tanz am Abgrund, der verzweifelte Versuch einen Halt zu finden…

Dai schlingt zärtlich die Arme um mich und ich lehne den Kopf sein seine Schultern, hoffend, dass die Übelkeit schwinden möge, oder die Gedanken schweigen.

….Ich kann nicht mehr…

Ein einfacher Gedanke, abgetragen und ganz verbraucht. Ein Ausdruck von Selbstmitleid.

…Doch ich darf nicht stehen bleiben….

Vorsichtig küsse ich den Größeren auf die Lippen.

…Für Dai muss ich weitergehen, und dabei versuchen den schwarzen Tiefen fern zu bleiben….

…Ob es einen Pfad gibt, der zur anderen Seite führt?....

Der Ältere drückt mich an sich. „Ich liebe dich, Shinya… Ich kann es nicht ändern….“, er lächelt mich entschuldigend und gleichzeitig glücklich an, und ich möchte vor ihm auf die Knie fallen, und ihn um Verzeihung anflehen, doch ich bleibe nur still stehen, „Du wirst bei mir bleiben, oder?“

Ich lächle ihn an, und weiß dass es meine Trauer zeigt.

….Für ihn wünsche ich mir, dass es einen Pfad gibt….
 

+Des Vögleins Schwingen voller Blut

+Stillzustehen bedeutet tot zu sein…

+Der kleine Vogel sieht die Welt, doch…

+…unfähig zu verstehen

+…unfähig es länger zu ertragen

+Wohin gehen die Vögel, die nicht sehen können?

+Wohin jene, die nicht fliegen können?

+Eine einfache Frage mit nur einer Antwort…

blinde birds

velociraptor_19 gewidmet
 

XV. blinde birds
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

„Hast du denn gar keinen Hunger?“, forschend blicke ich dich an, und seufze, als du den Kopf schüttelst.

Seitdem wir wach sind, hast du kein Wort gesprochen, und nur von Zeit zu Zeit gelächelt. Du hast mich jedoch nicht ein einziges Mal abgewiesen, und in mir die Hoffnung geweckt, dass du mich vielleicht doch nicht verachtest.

Vorsichtig schiebe ich dir das Brot hin, „Iss zumindest ein bisschen…. Bitte….“, ich sehe dich ernst an, denn es bereitet mir Sorgen, dass du so wenig zu dir nimmst, wo du doch bereits am Tag zuvor sehr wenig gegessen hast.

Ohne zu antworten senkst du den Kopf und betrachtest die Tischplatte.

„Du musst etwas essen, bevor du zusammenklappst…“, erkläre ich bestimmt und lege dir eine Scheibe des Brotes auf den Teller. Langsam hebst du den Kopf, und musterst mich, ehe du nach deinem Messer greifst und ein wenig Butter auf deinem Brot verteilst, ehe du es zu deinen Lippen führst, wobei dir dein Widerstreben deutlich auszusehen ist.

Mit jedem Bissen, den du zu dir nimmst, werde ich wieder ruhiger. Auch wenn du scheinbar nur mir zuliebe isst, wirst du zumindest nicht mit leerem Magen zur Schule gehen.

Nachdenklich nippe ich an meinem Kaffee, die Augen weiter auf dich geheftet. …Du wirst Kyo nicht von den Dingen erzählen, die ich dir angetan habe, oder?... Du schämst dich gewiss zu sehr… Außerdem würde er dann in diese Sache hinein gezogen, und ich glaube nicht, dass du dies möchtest….

Du bist plötzlich beängstigend blass und wischt dir fahrig das Haar aus dem Gesicht, eine Geste, die ich nie zuvor an dir wahrgenommen habe. Ohne ein Wort zu sagen, stehst du auf, und verlässt die Küche. Hastig springe ich auf, um dir zu folgen. „Was hast du denn, Shinya?“, ich halte dich am Arm fest, doch du schüttelst den Kopf und entziehst dich mir, um Sekunden später im Badezimmer zu verschwinden.

…Ob du krank geworden bist?... Unschlüssig verharre ich vor der verschlossenen Tür. …Es ist schließlich gut möglich, denn du hast viele Stunden ohne Decke auf dem Boden geschlafen…

Ich bekomme ein furchtbar schlechtes Gewissen und ruckle hin und her, ehe ich mich wieder zurückziehe, und am Küchentisch sitzend auf dich warte.

Bevor wir zur Schule gehen können, müssen wir noch mit dem Bus zu mir nachhause fahre, um meine Schulsachen zu holen. Im Geiste habe ich die ganze Sache bereits so durchgeplant, dass wir erst kurz vor dem Klingeln in der Schule sein werden, so dass du vor dem Unterricht nicht die Möglichkeit haben wirst, mit Kyo zu sprechen, und in dem Pausen werde ich bei dir sein.

…Verzeih, dass ich so grausam bin… Aber ich kann ihn einfach nicht in deine Nähe lassen… Er will dich mir wegnehmen, damit er dich für sich alleine hat….

Kaum dass ich höre, wie die Badtür geöffnet wird, erhebe ich mich erneut und komme dir entgegen. Erschrocken stelle ich fest, dass du ziemlich blass aussiehst, und meine Gewissensbisse werden immer schlimmer.

„Shinya… Du siehst sehr blass aus… Dir kann einfach nicht gut sein… Willst du lieber zuhause bleiben?“, in mir rührt sich die Hoffnung, dass du einwilligen könntest, denn so wärst du noch einen weiteren Tag vor dem kleinen, blonden Giftzwerg sicher.

„Nein… Es ist alles bestens, wirklich!“, deine Reaktion ist heftig und du siehst mich in einer widersprüchlichen Mischung aus Entschlossenheit und Angst an. Mir wird kalt, als mir klar wird, dass es nur einen Grund für dich geben kann, aus dem Haus zu gehen, obwohl es dir so schlecht geht.

„Wegen Kyo… Nur damit du ihn wieder sehen kannst, willst du gehen… Weil du es nicht einen Tag länger ohne ihn aushältst, oder?“, unbändige Wut steigt in mir auf, während ich meinen Gedanken ausspreche.

Ein Zittern durchläuft deinen zierlichen Körper, doch du weichst nicht von mir zurück. „Du irrst dich… Es ist nicht wegen ihm… Warum denkst du das immer?“, beinahe hätte ich gelacht, weil die Lüge, die sich hinter diesen Worten verbirgt, so offensichtlich ist, „…ich… weiß nicht, was du gegen ihn hast… Er hat dir doch nichts getan, oder? Warum hasst du ihn so sehr?“

Tränen.

Tränen rinnen dein hübsches Gesicht hinunter.

Du weinst wegen ihm, weil du nicht magst, wie ich über ihn rede, weil du ihn verteidigen möchtest.

Ich mache einen Schritt auf dich zu, dränge dich an die Wand, beherrscht und weich und dennoch unmissverständlich. „Warum ich ihn hasse? Weil er dich will… Hast du seine Blicke nicht gesehen? Die Art, wie er dich betrachtet… Wie er mit dir spricht… All das nur, weil er dich für sich möchte…“, die letzten Worte habe ich dir ins Ohr geflüstert und ich spüre wie du dich anspannst, gegen die Tränen ankämpfend.

„Warum siehst du das nicht, Shinya? Kyo will dich mir nur wegnehmen… Allein der Gedanke, dass du mit ihm alleine bist, macht mich krank… Jedes Wort, das du mit ihm wechselst erfüllt mich mit unendlicher Eifersucht...“

„Das stimmt nicht…“, du bebst am ganzen Körper vor Schwäche und Unglauben, und ich umfange dich zärtlich, streiche über deinen Rücken, ohne dass du doch wehrst.

„Doch es stimmt… Und darum muss ich doch auf dich aufpassen… Damit er dir nicht zu nahe kommt…“, dein leises Kopfschütteln wird durch einen sanften Kuss meinerseits beendet.

„Hab keine Angst… Ich bin bei dir…“

….Dies ist alles ein Fehler… Alles so falsch… Warum kann ich nicht aufhören?... Nicht aufhören dich auf diese Weise zu lieben?...

….Ich kann dich nicht gehen lassen… Ich kann es nicht…

Meine Hand zittert ein wenig, als ich dir durch das weiche Haar streiche. „Komm nun… Es ist Zeit…“
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Der Weg zu der Wohnung seiner Eltern ist mit dem Bus nicht lang, doch kommt es mir vor, als seien wir eine Ewigkeit unterwegs.

Dai hat mir meine Tasche abgenommen und trägt sie nun für mich, während wir in eine Ecke des Busses gedrängt dastehen, und darauf warten, dass wir unsere Haltestelle erreichen.

Die Dinge, die er über Kyo gesagt hat, hallen noch immer in meinem Kopf wieder, vermischen sich, werden zu einem bizarren Gewirr und lösen sich wieder von einander.

…Es macht keinen Sinn… Warum sollte Kyo etwas derartiges wollen?... Es kann nicht sein, und Dai muss sich irren…

Ich betrachte den Rothaarigen dabei, wie er die an uns vorbeiziehende Welt verfolgt, scheinbar tief in Gedanken, so dass er im Grunde nicht sieht, was vor seinen Augen geschieht. Seitdem wir das Haus verlassen haben, hat keiner von uns beiden ein Wort gesprochen. Auch wenn ich nicht sicher bin warum, macht der Größere mir in diesem nachdenklichen und ruhigen Zustand ein wenig Angst. Ich glaube nicht mehr länger den Menschen zu kennen, der nun neben mir steht, die sonst so warmen Augen auf einen unbestimmten Punkt gerichtet. Wahrscheinlich habe ich ihn nie gekannt. Und doch habe ich ihn sehr gemocht.

Betrübt senke ich den Kopf. Zu gerne würde ich verstehen, doch es geht nicht.

Zudem ist mir noch immer schlecht und zuweilen auch schwindelig.

Vorsichtig lehne ich mich an einen rothaarigen Begleiter und schließe die Augen, um mich für einen Moment zu entspannen.

„Es ist nicht mehr weit…“, er legt die Arme um mich, „geht es dir schon besser?“

Nickend versuche ich mich an einem Lächeln, „Es geht schon viel besser, danke…“

…Ob er bemerkt, dass ich lüge?...

Die Antwort auf meine Frage bleibt er mir schuldig, da der Bus einen heftigen Ruckel tut, und mich gegen ihn fallen lässt, so dass wir beide zu Boden gehen.

Verdattert blinzle ich Dai an, halb auf ihm liegend, die Blicke der anderen Menschen im Bus auf mir spürend. „Alles in Ordnung?“, er richte sich ein wenig auf und sieht mich über alle Maßen besorgt an, und streicht mir vorsichtig das durcheinander geratene Haar aus dem Gesicht, ehe ich nicke. „Mir fehlt nichts… Und dir?“, er schüttelt den Kopf, und beginnt zu lachen. Wie ein kleines Kind, das einen Schmetterling gefangen hat.

Er wirkt so glücklich dabei. Ganz so als gebe es all diese Schatten nicht, als sei alles nicht so schlimm, wie es scheint.

Noch immer kichernd zieht mich der Ältere zu sich hinunter und drückt mich an sich, ganz ungeachtet der Tatsache, dass wir uns mitten in einem öffentlichen Verkehrsmittel befinden, noch dazu auf dem Boden liegend.

Und auch wenn ich mit ihm lachen möchte, ist mir das Herz so unendlich schwer, von einer Trauer behaftet, die keinen Anfang und kein Ende hat.

„Es tut mir Leid, Dai…“, flüstere ich, und er versteht nicht, was ich meine, als er antwortet. „Ist ja nichts passiert… Du konntest außerdem nichts dafür….“

….Er versteht nicht… Und er darf auch niemals verstehen… Ich schmiege mich an ihn. ….Ich wünschte er könnte für immer so lachen… Wie gerne wäre ich das, was er sich so sehr wünscht… Aber ich kann nicht… Und es tut mir unendlich Leid… Ich bin nur ein blinder Vogel, und da ist nur ein Ort, an den ich gehen kann… Vergib mir, Dai…. Bitte vergib mir…
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Nachdem ich dich freigegeben habe, richtest du dich langsam wieder auf. Ohne dass ich mir recht erklären kann, warum, wirkst du plötzlich traurig und auch schuldbewusst.

Aus deinen dunklen Augen siehst du mich auf eine Art an, als würdest du mich um Verzeihung bitten.

…Weißt du, dass ich sie dir gewähren würde?.... Egal was du auch tust, hassen könnte ich dich niemals…. Mein kleines Vögelchen mit den unendlich traurigen Augen….

Ich küsse dich ganz vorsichtig, zaghaft, und spüre deinen weichen Lippen, als ob es das erste Mal sei, dass sie sich berühren. Ich will dich nicht verlieren, das spüre ich stärker als je zuvor. Was ich tue mag falsch sein, doch ich kann es nicht ändern, dass ich bin, wie ich bin. ….Für dich ist es zu spät, gerettet zu werden… Meine Finger fahren durch dein seidiges Haar, und glätten die zerzausten Strähnen. …Mir kannst du nicht mehr entkommen, so sehr du dich auch windest und flehst…

Mit einer neuerlichen Erschütterung kommt unser Gefährt zum stehen, und es ist Zeit für uns, auszusteigen. Dich an der Hand trete ich in die frische Luft hinaus, und schlage sogleich den Weg zu dem Haus ein, das wir zum derzeitigen Moment bewohnen. Es ist ein recht großes Haus, im Grunde nur auf Grund der Eitelkeit meiner Eltern, denn so viel Platz brauchen sie nicht um zu wohnen, und meine Mutter hat sogar eine Reinigungskraft eingestellt, mit dem Argument, dass sie die viele Arbeit nie alleine bewältigen könne. In Wahrheit kümmert sie sich schon seit Jahren weder um den Haushalt, noch um mich.

Sie und mein Vater haben nie erfahren, dass ich schwul bin, und wie könnten sie auch, wenn sie kein Wort mit mir wechseln, außer wenn sie ein Anliegen vorzubringen haben, oder sich über mein Betragen in der Schule beschweren.

So ist es schon seitdem ich denken kann. Immer nur Ermahnungen und Streitereien. Laute Stimmen, die durch das ganze Haus tönen, und selbst durch das auf die Ohren gedrückte Kissen noch zu hören sind. In der Öffentlichkeit sind sie das perfekte Paar.

Nur ihr Sohn ist nicht perfekt.

Über ihn reden die Leute auf den teuren Partys.

Er ist der jenige, der ihr Leben zerstört hat.

„Was ist mir dir?“, deine Stimme vertreibt die halbverblassten und doch deutlichen Bilder aus meinem Kopf, und ich wende mich dir zu, ein Lächeln auf den Lippen. „Ich habe mich nur an etwas erinnert… Etwas, das ich zu gerne vergessen würde…“

Obschon ich an deinem Blick erkennen kann, dass du nicht verstehst, was ich meine, und es darum gerne wissen möchtest, stellst du deine Frage nicht, sondern streichst mir über die Wange.

„Mach dir keine Gedanken… Es ist Vergangenheit….“, erkläre ich und führe dich weiter durch die sauberen Straßen einer Gegend, in der sich jeder zum besten Freund des anderen erklärt, und dem anderen doch unbekannt und fremd bleibt, in der Höflichkeiten als Floskel der Notwendigkeit ausgetauscht werden, und ein Gerücht dem nächsten die Hand gibt.

…Mit dir an meiner Seite kann ich den Schatten vielleicht entgehen… So lange ich bei dir gewesen bin, musste ich an alle diese Dinge nicht denken…

Wir biegen um die Ecke und unser Haus kommt in Sicht. „Das da hinten ist unser Haus…“, ich zeige dir mit dem Finger, welches ich meine, „….jenes weiße neben dem Blauen… Protzig, oder?“

Für einen Augenblick bleibst du stehen und musterst den Klotz von einem Gebäude, ehe du schließlich nickst und das Gesicht ein wenig verzeihst, wobei du, nebenbei gesagt, ziemlich niedlich aussiehst. „Und das finden deine Eltern schön?“, fragst du ungläubig.

„Jupps, weil sie dann allen sagen können wie toll und groß ihr Haus doch ist… Nun ja… Bis meine Mutter wieder auf die Idee kommt, umzuziehen….“, ich seufze resignierend.

„Beeilen wird uns lieber ein bisschen, sonst kommen wir zu spät, und mein Physiklehrer benutzt mich für sein nächstes Experiment zum Thema Schwerkraft….“

Dein leises Lachen macht mich wirklich glücklich, und ich kann nicht anders, als dich kurz an mich zu drücken, ehe wir unseren Weg fortsetzen.

Wie gewohnt herrscht im Inneren des Hauses Stille, als ich die Tür öffne. Mein Vater ist schon lange auf dem Weg zur Arbeit und meine Mutter schläft wie immer noch. Auf leisen Sohlen schleichen wird durch das Haus, die Treppe hinauf in mein Zimmer, das mir nun noch unaufgeräumter als sonst scheint. …Ich hätte wirklich irgendwann mal aufräumen können…

„Ich hab es nicht so mit der Ordnung…“, erkläre ich verlegen und lasse ein paar Magazine unter dem Bett verschwinden, indem ich sie unsanft mit dem Fuß anstoße, denn ich halte es nicht für zwingend notwendig, dass du sie entdeckst. (Und wieder einmal bleibt des der Phantasie des Lesers überlassen, was Dai da zu verstecken hat.)

Langsam in Hektik geratend bedeute ich dir, dich auf meinem Bett niederzulassen, während ich meine Schulsachen aus dem verschiedenen Winkeln meines Zimmers zusammensuche, da ich mir nie die Mühe gemach habe, sie in ein eigenes Regal zu stellen. Nachdem alles Nötige seinen Weg in meine Schultasche gefunden hat, werfe ich einen Blick auf meine Uhr und ein zufriedenes Grinsen schleicht sich auf meine Züge. ….Wir haben noch ein bisschen Zeit…

Mein nächster Blick gilt dir, der du gerade damit beschäftigt bist, mein Zimmer einer genauen Musterung zu unterziehen.

Als ich mich dir nähere, blickst du zu mir auf, und ein zartes Lächeln liegt auf deinen Lippen, ehe du mich zu dir ziehst, es zulässt, dass ich mich auf deinem zerbrechlichen Becken niederlasse, und mich weich, nahezu schüchtern küsst.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Ich spüre seinen warmen Körper auf mir, seine Hände, die über meine Brust streichen und schließlich ihren Weg unter mein Oberteil finden, und ich spüre, dass es falsch ist, dieses Spiel noch weiter voranzutreiben. Mit jeden Mal, da ich ihn so nah an mich heranlasse, mache ich es schlimmer, und es wird meine Schuld sein, wenn er am Ende zu Grunde geht.

Doch ich kann es ihm einfach nicht sagen, egal wie oft ich die Worte in Gedanken zusammenfüge, denn ich weiß, wie es sich für ihn anfühlen wird, darum spiele ich schweigend mit, und dränge mich ihm sogar entgegen.

Die Lippen an meinem Hals kommen mir fremd vor, und ich möchte ihn von mir drücken. So gut es geht halte ich die Tränen zurück. …Wir müssen schon bald gehen…. Nicht mehr lange… Nur noch ein paar Minuten… Und immer näher rückt der Augenblick, da ich Kyo wieder sehen werde.

In den Händen des Rothaarigen vergeht die Zeit langsamer, kriechend, auf eine quälende Art, die mich immer näher an die Grenze zur Verzweiflung treibt. Ich will nichts Unüberlegtes machen, nichts, das mich verraten könnte.

„Shinya?“, Dais Atem an meinem Hals ist warm und ein Gefühl zwischen Ablehnung und Erregung überkommt mich, als er mein Ohrläppchen anknabbert.

Ekel über mich selbst und die Reaktion meines Körpers verengt mir den Hals, so dass ich nur schwach nicken kann.

„Ich weiß, ich habe Dinge getan und gesagt, die dich verletzt haben, und vielleicht… vielleicht kannst du mir nicht mehr glauben, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe. Ich weiß nicht, wo dieses Gefühl herkommt, und warum ich mir so sicher sein kann, doch es kann einfach nichts anderes sein, als diese Empfindung, die sich Liebe nennt….“, seine Stimme ist leise und ruhig, und doch liegt in ihr eine Traurigkeit, die in keinem Wort Ausdruck finden kann.

„Es ist nicht möglich, dass ich von dir ablasse, denn ich würde mich selbst dabei verlieren. Bevor ich dich getroffen habe, stellte ich mir oft, viel zu oft die Frage, was es heißt wirklich zu leben, und das Leben in sich zu spüren, was es heißt nicht erwarten zu können, dass der nächste Tag beginnt, und man nicht mehr schlafen muss… Natürlich war da immer noch Kaoru… aber… es war nie genug… Da waren immer Zweifel und Schatten… Nun habe ich dich… Und jede Minute, die ich mit dir verbringe bedeutet mir etwas. Ich weiß nun, dass ich lebe denn ich fühle so viel auf einmal…“, er hält inne und schüttelt den Kopf um das Gesicht an meinem Hals zu verbergen.

„Vergib mir… Ich rede lauter dummes Zeug….“

….Wie verletzt er klingt… So unendlich klein und verlassen…

Ich schlinge die Arme um seinen Körper und beginne zu weinen. Die Tränen, die ich so lange zurückbehalten habe, rinnen nun über meine Wangen und ziehen langsam erkaltende Spuren.

….Ich verdiene es nicht… ich verdiene es nicht auf diese Weise geliebt zu werden…

Ich flüstere diese Worte leise, halb von Tränen erstickt und ohne es recht zu merken.

„Natürlich hast du es verdient, Shinya… Mehr als jedes andere Geschöpf…“

„Aber sieh mich doch an… Sieh doch, was ich bin…“, ein Aufschluchzen zwischen meinem Weinen. „Bitte….“ ….Er muss es doch erkennen… Er muss doch sehen können, wie niederträchtig ich bin… Was für ein abscheuliches Geschöpf, ohne die Erlaubnis zu leben... Ich hätte niemals sein dürfen, habe nur Leid verursacht, verletze auch ihn, obwohl ich dankbar sein müsste, dass er jemanden wie mich überhaupt an seiner Seite duldet…

Von den Tränen blind löse ich mich von ihm, und lasse mich vom Bett gleiten, falle beinahe hin, und bleibe schließlich zusammengekauert sitzen. …Was ich ihm angetan habe, kann nicht wieder gut gemacht werden…. Wegen mir verging bereits Asagi… Was, wenn es erneut geschieht?... Was, wenn Dai es nicht ertragen kann, die Wahrheit zu kennen?....

Kalt und grausam breitet sich Angst in meinem Körper aus, und bestimmt fortan mein ganzes Sein.

…Niemals…. Es wird nicht… noch einmal passieren….

Ich spüre wie Dai mich in seine Arme zieht, und meinen Kopf an seiner Schulter birgt. Verzweifelt klammere ich mich an ihn, und hindere ihn daran, sich in irgendeiner Weise zu rühren. „Shinya?“, seine Stimme ist rau, beinahe unfreundlich, und mein ganzer Körper verkrampft sich.

„Lass mich los, und sieh mich an…“, zitternd vor Trauer und Angst leiste ich seiner Forderung Folge und blicke ihn an. Sein hübsches, aber blasses Gesicht scheint mir plötzlich fremd, denn nicht das kleinste Lächeln liegt darauf, und seine Augen scheinen matt und ohne Leben, ehe sich eine einzelne Träne aus ihnen löst und von seiner Wange herabtropft.

„Du möchtest wissen, was ich sehe, wenn ich dich erblicke?“, seine Fingerkuppen streifen zunächst mein Wange und schließlich meine Lippen, „Ich sehe einen kleines, zerbrechliches Vögelchen, das versucht sein tränennasses Gesicht unter seinen Schwingen zu verbergen, doch es geht nicht, denn sie sind verklebt und können weder schützen noch tragen. Ich sehe das zierliche Geschöpf, das mich langsam, und ohne es zu ahnen, des Verstandes beraubt hat, und es noch immer tut… Was ich empfinde und ersehne ist falsch… krank… und ich kann nicht mehr zurück, nie mehr so sein, wie zuvor, doch wenn ich dich dafür hergeben muss, dann will ich es ohnehin nicht…

Nun, da ich einmal einen Blick auf die Welt hinter den Spiegeln geworfen habe, kann ich nicht mehr ohne dich sein… Darum bleibe bei mir, in diesem Käfig voll Dornen und Blut, damit wir beide zusammen weiterleben…“
 

+Ohne den schützenden Käfig muss das Vögelchen sterben…

+Nur zwischen den Dornen kann es noch sein…

+die einst so schönen Schwingen vergangen

+die grauen Augen blind

+eine tote Stimme, die nicht singt

+So lege dich zur Ruh

+Hier, weitab von dem, was wir Wirklichkeit nennen…

+in meinen Armen leg dich zu Ruh…

+…so dass wir gemeinsam träumen können

[vom Leben]

+Die Ewigkeit in toten Schwingen

Doomed

Da ist im Grunde nichts, was ich sagen möchte.... Glaube ich... Die nächsten zwei Kapitel sind bereits fertig... Danke fürs Lesen...
 

XVI. Doomed
 

Meinem Engelchen gewidmet
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Dai hält mich fest an sich gedrückt.

Nun, da ich den Kopf hebe und über seine Schulter hinweg die Welt sehe, die draußen vor dem Fenster liegt, in ihren unendlichen Farben, weiß ich endlich, was ich zu tun habe.

Der Pfad ist zu ende, und kein Licht vermag mich aus der Dunkelheit herausführen. Darum werde ich mich selbst niederlegen auf den nackten Grund.

Ich kann Kyo nicht helfen, dazu tauge ich nicht, so sehr es mir auch die Seele zerreißt. Doch wenn ich mich selbst vergesse und die Augen schließe, so werde ich zumindest Dai retten können.

Mit den letzten Tränen, die ich mir vom Gesicht wische, lege ich einen stummen Schwur ab. Ich werde Dai lieben, bis zu dem Augenblick, da er mich gehen lässt. Mein einziger Gedanke wird er sein, und wenn er möchte, dass ich für ihn sterbe, so werde ich es tun, und wenn er mir befiehlt zu leben, so werde ich gehorchen.

Dieses Leben war ohne Grund, ohne die Stimme die mir sagte, dass es in Ordnung ist, dass ich bin. Darum ist es nicht wichtig, dass ich weiter lebe, nicht wichtig, was ich begehre oder fühle. Dieses Leben soll von nun an nur noch ihm gehören.

Ich lasse zu, dass die Leere mich einnimmt und alles bedeckt, so wie der Schnee in einer kalten Nacht des Winters. Nur wage hallt noch der Name nach, den ich in der Nacht zuvor in Gedanken rief, ein tanzendes Trugbild ist sein Gesicht mit dem traurigen Lächeln, das er mir zum Abschied schenkte.

Unendlich ist meine Niedertracht und unerbittlich die Kälte, die der Schnee mit sich bringt, das Flehen um Vergebung unterer sich begrabend, ein stiller Friedhof in taubem Eis.

Ich berühre die Lippen des Mannes, den ich nicht liebe, und es dennoch werde, und ich spüre seine Blicke und seine Angst. „So will ich sein, was du dir ersehnst…“, noch ehe er etwas erwidern kann, habe ich seine Lippen mit den meinen verschlossen.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Man kann so viele Bücher oder Gedichte über das Glück lesen, wie man will, und doch kann man sich nicht ausmalen, wie es sich anfühlt, ohne dass man es selbst verspürt hat. Und noch viel weniger könnte man verstehen, wie es ist, wenn Glück und unendlicher Schmerz sich bei den Händen halten und in einem taumelnden Tanz verschmelzen.

Kein Wort kommt über meine Lippen, nur ein Lächeln legt sich auf dieselben als ich dir in die Augen blicke, und zugleich möchte ich schreien vor Pein.

Von dir gelöst bleibt mir doch die Wärme deines Körpers, so lange mein Blick auf deiner Gestalt ruht.

Für den Augenblick hat die Fähigkeit des Sprechens jeden Wert verloren, denn keiner von uns beiden benötigt diese Aneinanderreihung von Lauten, als wir unsere Sachen aufnehmen um Zimmer und Haus zu verlassen.

Draußen ist die Welt still geworden, und bizarr fällt das Licht der Sonne durch die Blätter, sichtbar durch den Staub der sich vom Boden erhebt. Ich lege meinen Arm um deine Schultern während wir gehen, und lausche auf das Geräusch unserer eigenen Schritte, vollkommen ebenmäßig und ruhig, ehe wir die Bushaltestelle erreichen, und die Welt zerbricht in Lärm und Gestank.

…Wer kann hier draußen noch leben?... Wie sollen wir sein, an diesem Ort….

Schwach lehnst du dich an mich, die geröteten Augen geschlossen, wie auf einem Gemälde, ein Ausdruck von Schönheit und Zerbrechlichkeit. Wo die Welt endet, da will ich mir dir sein, dort wo nichts mehr gilt, nur dass du an meiner Seite bist…

Das Bild zerfällt mit dem Eintreffen des Busses, in den wir einsteigen, uns gemeinsam auf einen kleinen Sitz drängen und eng aneinander geschmiegt den Blicken der Fremden preisgegeben.

Unsere Fahrt endet auf dem kleinen Busbahnhof vor unserer Schule, und du scheinst mir ebenso erleichtert, der Enge und Wärme zu entkommen, wie ich es bin. Kaum dass wir die frische Luft wieder in unsere Lungen aufnehmen, nehme ich dich bei der Hand und ziehe dich nah an mich, um dir einen weichen Kuss auf die Wange zu hauchen. Es macht mir nichts, dass die Umstehenden zu tuscheln beginnen, doch wieder einmal wird mir nur allzu deutlich klar, dass es Menschen gibt, die uns für das verabscheuen, was wir sind, und Homosexualität sogar für eine Krankheit zu halten scheinen, die jeden befällt, der uns ein wenig zu nahe klommt.

Unsicher sehe ich dich an. …Ob es dir etwas ausmacht, dass sie reden?... Ich möchte dich nicht noch unglücklicher machen, als ich es ohnehin schon tue…

Als sich unsere Blicke treffen, nickst du mir kaum merklich zu, und küsst mich flüchtig auf die Wange. Ich kann das glückliche Lächeln, das sich nun auf meine Lippen legt einfach nicht zurückbehalten. Zu warm ist das Gefühl der Zuneigung, das in mir aufflackert.

Dicht beieinander schreiten wir an der murmelnden Menge vorbei, die sich nicht die Mühe macht zu verbergen, dass sie sich über uns das Maul zerreißen. Mit einem kurzen Seitenblick auf dein Gesicht versuche ich zu erkennen, was du empfindest, doch du hast dich vor der Welt verschlossen und dein Blick bleibt an die Ferne geheftet. Ich habe keine Angst mehr, dass du mir davonläufst. Kyo kann dich mir nicht mehr wegnehmen, dessen bin ich mir nun sicher.

Hoch ragt das Schulgebäude über uns auf, und wirft seinen langen Schatten auf uns. Ich sehe dich kurz zögern als wir uns dem Eingang nähern, und ziehe dich in meine Arme, um dich zärtlich an mich zu drücken. „Warum zögerst du?“, raune ich leise an deinem Ohr, und ich spüre wie dein Körper sich anspannt. „Ich weiß es nicht… Es war nur ein kurzes Unbehangen, aber ich denke, es ist jetzt wieder in Ordnung….“, erklärst du mir ein wenig abwesend. Stumm seufzend streiche ich dir über das glänzende Haar.

„Du wirst nicht mit ihm… also du weißt schon…“, beginne ich unschlüssig, doch du löst dich von mir, und streichst mir über die Wange. „Keine Sorge… Wenn du es nicht möchtest, werde ich mich nicht auf Kyo einlassen…“

Lächelnd lege ich dir den Arm um die Schultern und bringe dich bis zu deinem Klassenzimmer, wo ich dich etwas widerwillig freigebe. „Ich… hole dich zur großen Pause ab… Du hast doch auch in der zweiten Stunde hier Unterricht, oder?“, etwas unbeholfen stehe ich da, und will dich eigentlich wieder an mich drücken, doch das Schrillen der Schulglocke erinnert mich, dass ich dringend zum Physikraum laufen muss.

„Hai… Ich werde hier warten…“, du lächelst mich an, und ein seltsames Gefühl beschleicht mich. Für einen winzigen Augenblick berühren sich unsere Lippen, ehe ich mich abwende und davon haste. Nicht nur die Befürchtung zu spät zu kommen treibt mich an, sondern auch der Versuch vor dir zu verbergen, dass ich Angst habe. Angst, dass ich mich irre, und du dich doch Kyo anvertraust.

…Ich will deinen Worten Glauben schenken… ich versuche es, so sehr ich kann…
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Gerade als wolle ich sicher gehen, dass er mich nicht mehr beobachtet, sehe ich ihm nach bis er um eine Ecke biegt und somit meinen Blicken entschwindet. Jedoch bleibe ich auch nachdem er schon lange außerhalb meiner Reichweite ist wie angewurzelt stehen.

…Wie soll ich Kyo gegenüber treten?... Ich darf ihm nicht zu nahe kommen, und ihn auch nicht näher an mich heran lassen…

Die vergangene Nacht drängt sich in mein Bewusstsein und ich senke den Kopf, kaum in der Lage meine Tränen zu unterdrücken. ….Wenn ich ihn auf diese Art abweise, werde ich ihn verletzen…. Dabei will ich ihm doch helfen…. Nicht verbergen müssen, dass ich ihn im Grunde sehr gern habe… Ich muss es vergessen… Vergessen, dass ich ihn mag….

Mit zitternden Fingern drücke ich die Tür zu meiner Klasse auf.

Lautes Gemurmel und Gelächter dringt nun an mein Ohr, Schüler die sich miteinander unterhalten und scherzen ohne mir auch die geringste Beachtung entgegen zu bringen. Fieberhaft suche ich den Raum ab. Kyo ist nicht hier. Ich kann ihn nirgends entdecken.

Plötzlich werde ich mir des Schlagens meines eigenen Herzens bewusst, langsam und doch schmerzhaft. …Wo ist er?.... Er muss doch hier sein…

Panik überkommt mich als ich erneut die Augen durch den Raum wandern lasse, ehe mein Blick von einem Paar dunkler Augen gefangen genommen wird. Toshiya sieht mich sowohl fragend als auch forschend an, als könne er auf diese Weise die Antwort auf eine Frage erlangen, die ihm bis zu diesem Augenblick verschlossen gewesen ist. Ohne zu zögern stürze ich auf ihn zu, spürend dass ich kurz davor stehe, in Tränen auszubrechen. …Was, wenn ihm sein Vater etwas angetan hat?.... Ich sollte jetzt bei ihm sein… nicht hier…

„Toshiya!“, ich falle beinahe als ich mich zu seinem Tisch durchdränge, „Weißt du was mit Kyo los ist? Er hat angerufen, und jetzt ist er nicht da, und ich… ich weiß nicht was.…“, mir versagt die Stimme vor lauter aufgestauter Sorge und Angst. …Bitte… Ihm darf nichts zugestoßen sein….

Aus unergründlichen Augen blickt der Freund jenes Jungen, den ich im Stich gelassen habe, zu mir empor. „Ich hatte eigentlich gehofft, du könntest mir sagen, was mit ihm ist….“, leise und traurig streicht er sich das Haar aus dem Gesicht und bricht dabei unseren Blickkontakt.

„Ich bin heute Morgen bei ihm gewesen, um ihn abzuholen… Aber er hat mich nicht in sein Zimmer gelassen… Mich nur angeschrieen, dass er seine Ruhe haben will, und nicht mit mir kommen wird….“ Mein Herzschlag rast nun wieder und mir wird übel. „Ich weiß nicht was mit ihm ist… Weiß es einfach nicht….“, flüstere ich leise und voller Schuldgefühle. Den Kopf gesenkt ringe ich um meine Selbstbeherrschung um nicht dem Drang nachzugeben, mich auf der Stelle umzuwenden und zu Kyo zu laufen. „Sch…. Ist ja gut….“, ich spüre die Hand Toshiyas auf meiner Wange während er mir vorsichtig eine verirrte Träne von der Wange wischt. „Keine Angst… Kyo wird nichts passieren und er wird sich auch nichts antun… Er hat schon viel überstanden, und was auch immer geschehen sein mag, er wird durchhalten…“, ich wehre mich nicht, als mich der Dunkelhaarige in seine Arme zieht.

„Ano…. Shinya-san? Darf ich dich etwas fragen?“, er drückt mich etwas von sich um mir in die Augen blicken zu können, und ich nicke schwach, „Kyo hat gesagt dass er glaubt, dass du und Dai…“, ich nicke erneut noch ehe er den Satz beende hat und lasse den Kopf hängen.

Der andere Junge schweigt nur, ehe ich es leise rascheln höre und er nach meiner Hand greift um einen kleinen, kalten Gegenstand aus Metal hinein zu legen. „Der Schlüssel zu dem Haus, in dem Kyo wohnt… Du weißt wo es ist…. Du bist schließlich bei ihm gewesen….“, er zwingt mich dazu, den Kopf wieder zu heben. „Bitte geh zu ihm… Auch wenn er mich nicht sehen will, so wird er dich gewiss nicht abweisen“, er lächelt als er meine Maßlose Verwirrung bemerkt. „Für ihn bist du sehr wichtig…. Etwas ganz anderes als ich für ihn bin….“

Die Worte Dais kommen mir in den Sinn und es fühlt sich an, als habe man mir eine Faust in den Bauch gerammt. …Kann das sein?... Erschrocken starre ich Toshiya an.

„Ich kann nicht….“, bringe ich heiser hervor.

„Bitte, Shinya… Ich möchte nicht mehr von dir, als dass du bei ihm bist…“ Mein Atem wird immer unregelmäßiger. „Ich kann nicht… Dai wird…. ich will nicht, dass etwas passiert….“, für einen Augenblick ist der Gesichtsausdruck meines Gegenübers von Unverständnis gezeichnet, ehe er zu begreifen scheint. „Dann hat Kaoru von euch beiden gesprochen….“, er schüttelt den Kopf und zieht mich wieder an sich.

…Kaoru?.... Es dauert nur einen kurzen Augenblick ehe ich den Namen einordnen kann…. Dai hat mir von ihm erzählt…. Sie sind gute Freunde… Kennen Toshiya und er sich ebenfalls?...

Meine Gedanken und unser Gespräch werden durch das Eintreffen des Lehrer beendet, der energisch die Tür in ihr Schloss knallt und mit lauter Stimme nach Ruhe und Ordnung verlangt, so dass ich mich von Toshiya lösen und mich auf meinen Platz setzen muss.

Der Unterricht beginnt, doch die gesprochenen Worte des Lehrers erreichen mich nicht.

Mir wird plötzlich klar, dass ich zu Kyo gehen muss, koste es, was es wolle, doch ich bin mir ebenso bewusst, dass ich dafür Dai verletzen muss, und den Schwur brechen, den ich erst vor weniger als einer Stunde abgelegt habe.

…Warum können wir nicht leben, ohne einander zu verletzen?....

Ich beiße mir so heftig auf die Lippe, dass ich Blut schmecke, doch es kümmert mich nicht, hat keine Bedeutung für mich. Ich spüre nur den Schmerz. Schmerz den ich ohne Frage verdient habe.

Ich will Dai nicht wehtun. Aber noch viel weniger kann ich es ertragen, wenn Kyo wegen mir leiden muss…
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Während ich Kringel auf meinen Block male und jedes Wort meines Physiklehrers standhaft ignoriere, fühle ich die ganze Zeit über die Blicke Kaorus auf mir ruhen. Wir haben uns kaum unterhalten, doch nicht nur weil zu wenig Zeit dafür gewesen ist, sondern vor allem weil er so kalt wirkt, abweisend, desinteressiert.

Er hat nicht danach gefragt, ob ich meine Zeit mit dir genossen habe, oder was wir gemeinsam unternommen haben. Er hat mich nur stumm und beinahe vorwurfsvoll angesehen und sich schließlich abgewandt. Auf meine Frage, was los sei, hat er nur gelächelt und behauptet es sei alles in Ordnung.

….Ich verstehe wirklich nicht, was mit ihm los ist…. Ich würde es gerne wissen…. Aber er redet ja nicht, und ich kann ihn schlecht dazu zwingen….

Ich wende mich ihm zu und begegne einem traurigen Blick aus einem Paar dunkler Augen, ehe Kaoru den Kopf senkt, seltsam schüchtern und betrübt. Verwundet über diese Geste starre ich ihn an. …Was ist nur mit ihm?.... Sonst ist er doch auch nicht so…

„Kao?“, wispere ich leise seinen Namen und rutsche vorsichtig mit meinem Stuhl in seine Richtung. Er hält den Kopf weiterhin gesenkt, so dass seine Haare mir die Sicht auf seine Züge verwehren, doch ich sehe deutlich wie sich sein Kiefermuskel anspannt als er für einen Moment die Zähne aufeinander beißt. „Was ist mir dir?“, will ich ganz leise wissen.

„Es ist nichts….“ Seine Worte lassen einen gewissen Ärger in mir aufflammen. ….Natürlich… Ist doch ganz offensichtlich, dass „nichts“ mit ihm ist… Darum spricht er auch kaum mit mir, sieht aus, als würde er fast weinen und kann mir nicht in die Augen blicken… Ein verächtliches Schnauben von mir gebend wende ich mich wieder meinem Block zu und murre still in mich hinein während der Unterricht an mir vorbeizieht, die die Landschaft an einem Zug.

…Ob du dich tatsächlich nicht mit Kyo unterhalten hast?.... Ich versuche dir zu glauben, aber ich kann einfach nicht anders, als mir wieder und wieder diese Frage zu stellen. Er ist wichtig für dich, auch wenn ich nicht mehr genau zu sagen vermag, wie wichtig… Du hast gesagt, du würdest mich lieben… Dass du sein wirst, was ich mir ersehne… Ein kleiner Vogel in einem Käfig, der nur zu mir gehört… Ich werde verrückt… Ganz langsam verliere ich den Verstand…. Mit jeden Mal, da ich ach meine Kontrolle verliere… Und am Ende werde ich dich zu Grunde richten…. Deine zarten Schwingen endgültig zerbrechen mit meiner zerstörerischen Hand… Wer vermag dich zu retten?....

Ich lege den Kopf auf meinen Armen nieder. …Wir sind zum Scheitern verurteilt, du und ich… Und obschon ich weiß, dass ich dich verletze, kann ich dich nicht freigeben, dich nicht von den langen, scharfen Dornen befreien, die ich dir in die Schwingen getrieben habe…. All das Blut als Zeichen meiner Schuld…
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

…Dai wird gleich hier sein….

Beunruhigt verfolge ich den Sekundenzeiger meiner Uhr. …Ich weiß nicht, was ich tun soll… Obwohl ich weiß, was ich tun möchte, kann ich nicht zu sagen, ob es das richtige ist….

Die Schulglocke schrillt unangenehm und beendet den Unterricht der zweiten Stunde. Ich springe auf und stopfe meine Sachen in meine Schultasche, ehe ich zu Toshiya haste. Ohne dass ich etwas sagen müsste lächelt er mich an und stricht mir kurz über den Kopf. „Ich werde sagen dir sei schlecht geworden…“, erklärt er mir leise und heftet den Blick auf die Tür.

„Hör zu, Shinya… Mache dir bitte keine Gedanken wegen Dai…. Ich werde dafür sorgen, dass er nicht bei euch aufkreuzt…“, ich nicke, und trotz dieses Trostes lässt sich die Unruhe in meinem Körper nicht niederringen, als ich mich von ihm anwende und mich der Tür nähere.

„Shinya…“, der laute Ausruf des Dunkelhaarigen veranlasst mich dazu, mich noch ein letztes Mal umzuwenden. Seine Lippen formen ein einziges Wort. „Danke“

Ich lächle ihn traurig an und wende mich endgültig ab. Kaum dass ich auf den Gang hinaus getreten bin, entdecke ich auch schon Dai, der um eine Ecke eilt, und sich auf mich stürzt um mich an sich zu drücken. „Ich habe dich vermisst….“, haucht er leise.
 

Die gesamte Pause über hält Dai mich dicht an sich gedrückt, als befürchte er, ich könne ihm sonst davonlaufen. Wir haben die ganze Zeit über kaum ein Wort gesprochen, sondern nur eng aneinander geschmiegt dagesessen und sie vorbeiziehenden Schüler beobachtet, so dass ich zusammenzucke, als er zu sprechen beginnt.

„Ano…. Hast du eigentlich mit Kyo…?“, es ist nicht nötig, dass er seinen Satz beendet, denn dies ist die Frage, auf die ich seitdem er mich abgeholt hat gewartet habe, geradezu darauf gelauert, dass er sie stellt, bei jedem Mal da er sich räusperte oder regte. Und doch fällt es mir nun schwer, die Worte über die Lippen zu bringen. „Wir hatten ohnehin nicht die Gelegenheit dazu miteinander zu sprechen… Der Lehrer ist ziemlich schnell da gewesen…“, es tut mir Leid, ihn zu belügen, und es schnürt mir die Kehle zu. Ich habe ihm ohnehin schwerlich in die Augen blicken können seit dem Moment da ich weiß, dass ich das Versprechen, das ich erst vor kurzem gegeben habe, schon jetzt brechen werde, und nun, da er mich auf diese beruhigte und zufriedene Weise anlächelt, steigt Übelkeit in mir auf, und ich kann die Schuldgefühle kaum noch verbergen.

Flüchtig streifen seine Lippen die meine und er zieht mich näher an sich. Kummervoll schmiege ich mich an seinen Warmen Körper, dessen Nähe noch immer angenehm ist, doch nun, da dieses andere Gefühl, das ich zuvor verspürt habe, fehlt, macht sie mich unruhig.

Zusätzlich schlägt mein Herz bei dem Gedanken daran, dass ich im Begriff bin, Dai zu verletzen und zu verraten, schmerzhaft gegen meine Rippen und beinahe glaube ich, dass der Rothaarige es spüren kann, und ahnt, was ich vorhabe. Doch ein Blick in seine warmen Augen führt mir meinen Irrtum vor Augen, und ich habe das Gefühl mich übergeben zu müssen vor lauter Ekel vor mir selbst.

…Er vertraut mir… Er vertraut auf die Worte, die ich zu ihm gesprochen habe, darauf, dass ich mich von Kyo fernhalten werde, und darauf, dass ich bei ihm bleiben werde… Er vermutet es nicht einmal….

Mein Körper verkrampft sich unter dem sanften Streicheln seiner Hand auf meinem Rücken. Er bemerkt es und sieht mich fragend und ein wenig besorgt an, doch ich lüge ihn weiter an, indem ich lächle und ihm über die Wange streiche, ehe ich ihn zärtlich küsse. Seine Hand in meinem Haar fühlt sich fremd an. …Warum nur?.... Wie kann er immer noch dieses Gefühl für mich empfinden, das er „Liebe“ nennt?.... Asagi war wie er…

Eine unendliche Kälte befällt mich und ich klammere mich Halt suchend an den Körper des Größeren, mein Gesicht an seiner Schulter verbergend. …Weil ich nicht stark genug war, weiter zu machen, habe ich Asagi verlassen… Ihn ganz alleine gelassen, ohne daran zu denken, was ich ihm damit antue… Und nun ist er tot… Einfach so… Weil ich gegangen bin, und ihn alleine ließ… Es ist meine Schuld, dass er sich umgebracht hat…

Nur mühevoll unterdrücke ich das Zittern meines Körpers. …Was wird mit Dai sein?.... Ängstlich sehe ich zu ihm empor in seine warmen Augen voller Zuneigung für mich, der ich sie nicht verdient habe. …Wir er ebenso daran zerbrechen müssen?.... Zaghaft berühre ich seine Wange. Der rothaarige junge Mann schließt die Augen und legt den Kopf leicht zur Seite, fordert mich somit dazu auf, seinen Hals entlang zu streichen. Auf seinen Lippen liegt ein zartes Lächeln, so zerbrechlich als könne ein Windhauch ausreichen, um es für immer zu zerstören.

…Vielleicht werde ich genau das verursachen… Wenn er nun zerbricht, so wird es ganz allein mein Verschulden sein… Sanft lege ich meine Lippen auf seine Stirn. ….Es tut mir wirklich Leid…. Ich kann es weder in Gedanken, noch in Worte fassen… Ich bereue… Viel mehr als alles andere bereue ich… Ich hätte nicht sein dürfen… Ein Kind ohne das Recht darauf zu leben…

„Du bist so wunderschön…“, haucht er liebevoll und kichert als ich den Kopf senke, „Ich meine es ernst… Für mich bist du das Schönste auf diesem Planeten… Mein kleines Vögelchen…“, seine Lippen auf den meinen bin ich nicht in der Lage, ihm zu widersprechen. Es wird nicht lange dauern, und er wird erkennen müssen, dass ich alles andere als schön bin. Dass ich nicht das Vögelchen bin, das er in mir sieht… Dass ich einfach nicht sein kann, was er sich ersehnt.

Ich wünschte ich könnte es ihm ersparen und für ihn meine Seele geben, damit er glücklich sein kann.

Doch mein Verrat beginnt mit dem Augenblick, da die Schulglocke das Ende der Pause verkündet, zusammen mit dem Klagechor der Raben, der sich von jenseits des Schulgebäudes erhebt.

„Dai? Ich bringe doch zu deiner Klasse…“

„Nichts da… Du wirst zu spät kommen…“

„Ich möchte dich aber hinbringen….“

„…. In Ordung…“
 

+Und würde das Vögelchen seine Seele verkaufen…

+könnte es doch nicht den Weg hinaus finden….

+Langsam sterbend versuchst du deine Flügel zu entfalten

+…Endlich kannst du sehen, was ich getan habe…

+Doch für eine Flucht ist es längst zu spät…

+Dir bleibt kein Weg nach hinten, keiner nach vorne

+Für blinde Vögel ohne Schwingen gibt es nur diesen einen Weg…

The bird’s song

"Meinem" Velociraptor gewidmet.... Weil du immer so ungeduldig wartest ^~^
 

XVII. The bird’s song
 

……….~……….+Shinya+……….~……….
 

Vor Dais Klassenraum bleiben wir stehen. Die Tür ist noch nicht aufgeschlossen worden, so dass seine gesamte Klasse noch vor dem Raum steht und wartet. Keiner scheint recht Notiz von uns zu nehmen, außer einem schlanken, jungen Mann mit violetten Haaren, der den Blick auf uns heftet, kaum dass wir uns der kleinen Menschenmenge nähern. Er ist es gewesen, der mich an meinem ersten Tag eingewiesen hat.

Verlegen weil er uns so direkt anblickt verbeuge ich mich, als wir uns zu ihm gesellen. „Ach, Shinya-san… Schön dich zu sehen…“, seine Stimme hat einen angenehmen Tonfall, so dass ich mich aufrichte und ihn nickend anlächle. „Dai labert mir schon die ganze Zeit einem Blumenkohl wegen dir ans Ohr“, erklärt er, ehe er sich kurz meinem Begleiter zuwendet, den Blick jedoch beinahe hastig wieder abwendet.

„Shinya wollte mich nur schnell abliefern…“, erklärt Dai strahlend und drückt mich an sich. Innerlich sehne ich mich danach, dieses Lächeln erwidern zu können, doch die eisige Kälte hält mein Herz weiter umfangen und ich bin froh darüber, dass ich überhaupt noch aufrecht stehe. „Ich muss dann auch langsam los…“, verkünde ich leise und Kaoru nickt. „Wir wollen schließlich nicht dafür verantwortlich sein, dass du zu spät kommst…“, er sieht mich noch einmal an, ehe er sich kurz verbeugt. „Wir sehen uns dann nachher…“, raunt mir Dai ins Ohr und zieht mich in seine Arme. Schweigend klammere ich mich an ihn, kurz davor ihm zu gestehen, dass ich mich nicht an mein Versprechen halten kann. Doch auch als ich ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Wange hauche, verrate ich ihm nicht dieses Geheimnis, das ich hüte.

…Ich wünschte, er könnte mich hassen… Ein letztes Mal sehe ich ihm in die Augen, seine Fingerkuppen fahren zart über meine Wange. …Denn so wäre alles einfacher…. Ich löse mich von ihm, schenke ihm noch ein letztes Lächeln, ein Inbegriff meiner Lüge und meiner Schuld, ehe ich ihm den Rücken zuwende und losrenne. Nur fort von ihm, so schnell mich meine Beine zu tragen vermögen.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Lächelnd blicke ich dir nach. …Du bist wirklich so unglaublich niedlich…

Meine Hochstimmung verfliegt, kaum dass ich Kaoru ansehe, der noch immer neben mir steht und schweigend auf die Ecke starrt, hinter der du verschwunden bist. „Sag mal, Kao-chan… Die ganze Zeit bist du so komisch, und jetzt, wo Shinya da ist, bist du auf einmal freundlich und so wie immer… Was ist nur mit dir los?“, ich habe ihn an der Hand beiseite gezogen, weg von den neugierigen Ohren der anderen.

Der Blick meines Freundes wirkt seltsam trüb und abwesend. „Es ist nichts…“

„Hör endlich mit dem Mist auf. Es ist nichts, es ist nichts…. Denkst du ich bin blind? Natürlich stimmt etwas mit dir nicht! Das ist nun wirklich nicht zu übersehen, und ich will nicht mehr länger mit deinem „nichts“ abgefertigt werden! Sag mir endlich, was los ist….“, fauche ich ihn an, ganz ungeachtet der Tatsache, dass er zusammenzuckt und für einen Moment aussieht, wie ein kleines Kind, ehe sich sein Blick verhärtet und er meine Hand, die noch immer sein Handgelenk umfasst hält, abschüttelt. „Seit wann interessiert es dich denn, wie es mir geht?“, seine Worte treffen mich so sehr, dass ich nichts erwidern kann, sondern regungslos verharrend in seine zornigen Augen blicke. …Was ist nur mit ihm?.... Warum reagiert er auf diese Weise?... Habe ich etwas falsch gemacht?....

„Ist es wegen Shinya?“, meine Stimme klingt seltsam nüchtern, so dass ich beinahe selbst von ihrem Klang erschreckt bin. Auch der Gesichtsausdruck Kaorus ändert sich. Aus der Wut wird Erschrecken, dann ein plötzlicher Anflug von Panik und schließlich eine eiskalte Maske und ein mindestens ebenso eisiges Lächeln, das mir nicht die Möglichkeit lässt seine wahren Emotionen zu erkennen. „Manchmal finde ich deine Phantasie recht beeindruckend, Dai…“, er nähert sich mir wieder, „Aber ich möchte dir auch noch etwas sagen, und wenn du klug bist, wirst du dir diese Worte durch den Kopf gehen lassen: Für Shinya bist du nur der letzte Halm an den er sich klammert. Ihm ist es egal, ob du nun du bist, oder jemand ganz anderes. Er braucht nur jemanden, der sich um ihn kümmert und vor dem Untergang rettet. Ob nun du oder Kyo, oder sonst jemand anderes spielt keine Rolle“

„Was weißt du denn schon?“, einen Moment noch habe ich um Selbstbeherrschung gerungen, doch nun schreie ich ihn doch an, „Du kennst ihn gerade mal vom Sehen und meinst über ihn urteilen zu können?“ Wieder ein kaltes Lächeln das auf seinem Gesicht so ungewohnt wirkt, so vollkommen unpassend, so dass ich zuschlagen möchte, um diese Maske zu zerbrechen. „Und du meinst ihn also besser zu kennen, ja?“, Kaoru lacht und schüttelt den Kopf. Sein langes Haar glänzt.

Knurrend balle ich die Hand zur Faust, mache einen Schritt auf ihn zu, so dass ich direkt vor ihm stehe. …Ich könnte zuschlagen… Einfach so… Das Blut pocht mit in den Ohren als unsere Blicke sich treffen. „Du hast nicht die geringe Ahnung davon, was zwischen mir und Shinya ist… Er gehört zu mir, und daran kannst du nicht das Geringste ändern….“, ruckartig drehe ich mich von ihm weg und stürme auf unseren nun aufgeschlossenen Klassenraum zu. ….Was soll das?... Beim letzten mal ist es noch in Ordnung für ihn gewesen, und er hat mich getröstet, und jetzt?... Nun ist es wieder falsch….

Bevor ich in die Klasse trete, werfe ich meinem noch auf dem Flur stehenden Freund einen kurzen Blick zu. Er sieht verletzt aus, doch ich kann keine Reue für meine Worte empfinden. …Ich kann nun einmal nichts daran ändern, dass ich dich liebe… Und wenn das für ihn nicht verständlich ist, so kann ich leider nichts machen…. Ich mag ihn… Er war schon immer der einzige, der mir zugehört und zu verstehen versucht hat….

Die anklagenden Worte meiner Lehrerin ignorierend setzte ich mich an meinen Platz und beginne meine Sachen aus meiner Tasche zu holen und sie auf den Tisch zu legen, obwohl ich nicht daran glaube, dass ich in der Lage sein werde, dem Unterricht zu folgen. …Was soll ich denn tun, damit Kaoru zufrieden ist?.... Mich von dir trennen?.... Als ob ich das könnte….

Schlecht gelaunt knalle ich mein Buch auf den Tisch, genau in demselben Augenblick, da Kaoru ebenfalls den Raum betritt. Sein schmaler Körper zuckt zusammen und es scheint mir als würde er zittern. „Ist mit ihnen alles in Ordnung?“, die eben noch schimpfende Stimme der Lehrerin hat jetzt etwas beinahe mütterliches an sich. „Ich glaube…. Mir ist schlecht…“, bringt er leise hervor und senkt den Kopf. ….Und was soll dieses Theater jetzt wieder?.... Ich beiße die Zähne aufeinander. …Ich erkenne ihn heute nicht wieder…. Bis eben ging es ihm doch noch prima…

Unsere Lehrerin verfällt in eifrige Hektik und schickt Kaoru schließlich nachhause, damit er sich erholen kann. Mich keines weiteren Blickes mehr würdigend verlässt er das stickige Zimmer wieder und schließt die Tür hinter sich. Plötzlich ist jegliche Wut in mir wie weggewischt und ich würde viel lieber weinen. ….Was mache ich hier überhaupt?... Warum kann ich nicht damit aufhören…

Mit einem schneidenden Gefühl der Einsamkeit in meiner Brust bette ich meinen Kopf auf meinen Armen und schließe die Augen. …Diese Welt kann mir gestohlen bleiben…
 

……….~……….+Shinya+……….~……….
 

In mich zusammen gesunken kauere ich einige Meter vom Schultor entfernt hinter einem Baum am Boden und versuche meine Atmung und meine Gedanken wieder zu beruhigen.

…Ich darf nicht vor ihm davon laufen… Aber ich muss es tun… Schließlich verlässt sich auch Toshiya darauf, dass ich zu Kyo gehe…. Was sonst soll ich machen?.... Außerdem möchte ich zu ihm…

Ich verschließe die Augen vor der flimmernden Welt vor mir und verdränge die Tränen, die nun über meine Wangen rinnen. …Wie soll das hier nur ausgehen?....

Weil ich mich nicht traue, mich zu erheben und zu Kyo zu gehen, bleibe ich unter meinem Baum kauernd zurück. …Wenn ich losgehe…. wird es endgültig sein… Dann werde ich nicht mehr umkehren können… Traurig schüttle ich den Kopf. …Als wenn ich das jetzt noch könnte….

Vorsichtig stehe ich auf, und meine, dass mir meine Beine den Dienst versagen wollen. Mit einer Hand stütze ich mich an dem Baum ab, spüre die raue Rinde auf an meiner Handfläche.

„Shinya-kun…. Was machst du denn hier?“, vollkommen verschreckt wirble ich herum und finde mich Angesicht zu Angesicht mit Kaoru wieder. „Ano… Also… ich…“, ängstlich lasse ich den Kopf hängen.

„Du solltest schon lange von hier weg sein… Was wenn einer der Lehrer dich entdeckt?“

Verwirrt hebe ich das Haupt. Für einen Wimpernschlag lächelt der Ältere ehe sein Gesichtsausdruck wieder ernst wird. „Ich bin ein Bekannter von Toshiya. Er hat mir vorhin erzählt, dass du dich auf den Weg zu Kyo machen würdest…“, in seinen dunklen Augen liegt eine abgrundtiefe Trauer, die keinen Namen finden könnte.

„Woher wisst ihr beiden von Dai und mir?“, frage ich ganz zaghaft, nicht sicher, ob es mir zusteht, diese Frage zu stellen. „Dai hat sich am Freitag bei mir ausgeheult…. Und Toshiya hat versucht Kyo davon zu überzeugen, ihm zu erzählen, was alles passiert ist….“, der Violetthaarige seufzt und sieht sich anschließend um. „Darf ich dich ein Stück zu Kyo hin begleiten? Ich habe mich krankgemeldet, ebenso wie du….“ Ich nicke auf diese Frage hin nur vorsichtig, da ich nicht ganz weiß, was ich von meiner Situation halten soll.

Weil ich keinerlei Anstalten mache, mich zu bewegen, nimmt der Ältere mich leise seufzend bei der Hand und zieht mich mit sich auf die andere Seite der Straße ehe er in ein etwas langsameres Schritttempo verfällt und mich beim Laufen unablässig ansieht. „Ano… Kaoru-san? Wie wird Dai reagieren, wenn er es bemerkt?.... Ich meine…. er wird es schließlich ahnen…“, flüstere ich leise, denn der bloße Gedanke daran beunruhigt mich so sehr, dass ich zittere.

„Ich denke er wird wütend werden…“, ich kann den Blick des Violetthaarigen auf mir spüren während ich stillschweigend weiter tapse, unsicher ob meine Entscheidung wirklich die Richtige gewesen ist.

„Denkst du… er würde Kyo etwas antun?“, bringe ich nach einer ganzen Weile leise hervor und bleibe stehen, die Augen auf den Boden gerichtet. „Ich weiß es nicht….“, die leise Stimme des im Grunde Fremden hört sich dünn und schwach an, als könne er selbst dieses Gedanken ebenso wenig ertragen wie ich. „Bitte, Kaoru-san… Du darfst Dai nicht verraten, wo er wohnt… Ich muss zu ihm gehen… Ich kann einfach nicht anders, aber ich will auf keinen Fall, dass ihm etwas passiert… Bitte…. Dai darf nicht zu ihm kommen….“, die Erinnerungen an die vergangene Nacht steigen klar und mit grausamer Intensität in mir auf, mir Tränen in die Augen treibend, die ich nicht unterdrücken kann. …Ich weiß, wozu er in der Lage ist… Weiß, dass er Kyo hasst… Wie soll ich ihm erklären, was ich fühle?.... Ich will ihn nicht verletzen… Aber ich kann nicht bei ihm bleiben… Nicht jetzt….

„Bitte….“, schluchze ich leise, den Kopf gesenkt, voller Schmach weil ich die Schwäche meiner Seele nicht verbergen kann. Ganz vorsichtig streicht mir der Freund des Rothaarigen über den Kopf. „Ich verspreche es… Hab keine Angst… Er wird zu mir kommen, um nach seiner Adresse zu fragen, aber ich werde schweigen, das verspreche ich dir, Kleiner…. Also mache dir darum keine Sorgen…“

In seiner Stimme kann ich ein weiches Lächeln spüren und ich hebe den Blick, dankbar und gleichzeitig verwundert. Meinem fragenden Blick begegnend schüttelt er den Kopf. „Du musst dir wirklich keine Gedanken machen…“, versichert er mir erneut ehe er mir einen ganz sanften Stoß versetzt, „und nun geh… Ich werde mich um Dai kümmern…“

„Danke….“, hauche ich leise und verbeuge mich tief, ehe ich mich abwende und wieder zu rennen beginne. Ich finde den Weg beinahe schon instinktiv obschon ich ihn nur ein einziges Mal auf diese Weise gegangen bin. In den Straßen halten sich zu dieser Stunde nur wenige Menschen auf, und keiner bemerkt die getrockneten Tränenspuren auf meinen Wangen. In Gedanken verbleibe ich bei jenem violetthaarigen Jungen, der Dai so unheimlich gut zu kennen scheint, und sich um ihn und mich sorgt, obwohl ihn nichts dazu verpflichtet, der mir sogar hilft und sich dabei gegen Dai stellt. …Warum sah er nur so traurig aus?... Ist es Mitleid oder etwas ganz anderes?... Dieses unterschwellige Gefühl, das mir zu raunt, dass da noch mehr ist…. Dass er hinter seinem Lächeln etwas verbirgt…

Unbeirrbar meinem Weg folgend verfluche ich diese Welt, in der es kein Glück zu geben scheint. Nur winzige Krümel davon, ein kleiner Vorgeschmack, der einem wieder und wieder vor Augen führt, was Glücklichsein bedeutet, und einen daran erinnert wie sehr man sich nach eben diesem Glück sehnt.

…Ich frage mich, ob es in dieser Welt auch nur einen Menschen gibt, der vollkommen glücklich ist… Vielleicht ist es einfach wider der menschlichen Natur ungetrübtes Glück zu empfinden….

Ohne es recht zu merken habe ich inne gehalten und hebe nun das Haupt zum Himmel empor, das Schlagen meines eigenen Herzens in den Ohren, die Beine schmerzend von der Anstrengung. Ein freundlicher Wind streichelt mir die Wange und möchte mir etwas sagen, doch ich verstehe seine säuselnden Worte nicht. Vielleicht ist es Trost, den er mir zuspricht oder ein Geheimnis, das auf dieser Welt kein Mensch je erfahren hat, jedoch kann ich mich bemühen, wie ich will, das Flüstern bleibt was es ist.

…Um glücklich zu sein… was brauche ich dafür?... Bis vor kurzem habe ich noch geglaubt es würde mir reichen, einfach nur zu wissen, dass da jemand ist, der mich mag… Und nun, da ich sogar geliebt werde, laufe ich davor davon und sähe nur weiteres Leid, ohne das Recht darauf zu haben… Immerfort verletze ich andere, die mir halfen, ohne je das Geringste zurück zu geben… Und ich lebe immer weiter… Lebe weiter und fahre fort zu verletzen….

…Aus meinen Gebrochenen Schwingen ragen scharfe Knochen und grausige Dornen hervor… Reste von dem Stacheldraht, der mich zähmen sollte…. Und nimmt sich einer des kleinen Vogels an, so werden diese Dornen tief in sein Fleisch schneiden während mich Blut und Wärme am Leben halten….

…Es ist, wie mein Vater sagte…. Ich sollte tot sein… Eingegraben in der kalten, kalten Erde während ich ein Teil von ihr werde… Ganz langsam….

Denn an meiner statt verrotten dort nun jene, die mich liebten… Die Frau, die mich gebar, der Hund, der mein einziger Freund gewesen ist, Asagi, der Junge, welcher mich liebte und den ich von mir stieß….

Erneut beginn ich zu rennen, gerade so als versuche ich auf diese Weise meine Gedanken zurückzulassen, Als bilde ich mir ein, ich könne auf diese Weise meinem Leben entkommen. Wäre es mir möglich würde ich alles ungeschehen machen, von jenem Tag an, da ich zur Welt kam. Ein kleiner Junge, um den keiner gebeten hatte…
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Übel gelaunt verfolge ich die hektischen Bewegungen meines Lehrers während er uns den Aufbau von irgendwelchen Molekühlen erklärt und gleichzeitig Vorbereitungen für einen neuerlichen Versuch trifft, der, wie wir alle wissen, entweder gar nicht funktionieren wird, oder viel zu heftig, so dass wir uns gerade noch lebendig aus dem Raum retten können.

Gelangweilt blicke ich mich um und streife dabei den verwaisten Platz, auf dem für gewöhnlich Kaoru sitzen würde. Doch er ist gegangen…. Wut brodelt in mir auf und ich verknülle den Zettel auf den ich bis jetzt Strichmännchen gemalt habe. …Was denkt er sich nur, so von dir zu sprechen?... Du hast ihm nichts getan… Und warum sollte er versuche uns zu trennen?.... Du würdest dich ihm nicht zuwenden, nicht ihm… Zumindest würde ich das nicht ertragen… Es ist schlimm genug, dass du so an Kyo hängst…

Ich beiße die Zähne so fest aufeinander, dass es knirscht. …Was soll ich tun?.... Muss ich tatsächlich vor der Welt verstecken, damit ich dich für mich allein haben kann?.... Oder ist es nötig, dass ich dein Leben zusammen mit dem meinen beende, damit wir für immer zusammen sein können?.... Egal was es ist, ich würde es tun, und wenn ich damit die ganze Welt ins Unglück, und der Himmel in die Hölle stürzen würde. So lange du bei mir bleibst, bin ich bereit restlos alles zu tun.

…Ich weiß, dass es krank ist, doch das vermag meinen Wahnsinn nicht zu vermindern… Eine seltsame Welt ist es, wenn sie jemanden wie mich hervorbringt, und es zulässt, dass ein unschuldiges Wesen wie du dabei verletzt wird…. Ich habe dich beschützen wollen und gleichzeitig wollte ich selbst dir einen Teil deiner Unschuld nehmen…. Dieser Geist ist krank… Das hätte doch schon lange jemand bemerken müssen… All jene, die meinen das Leben zu kennen… Die meinen die Seele eines Menschen benennen zu können, sie in wissenschaftliche Kategorien einteilen zu können… Es gibt so viele, die es hätten bemerken müssen… Und so gebe ich nicht mir die Schuld an dieser Verkommenheit meines Geistes, sondern jenen, die mich zu dem machten, was ich nun zu sein scheine…

…Einen Gruß an all die Erwachsenen, die diese Welt geschaffen haben… An meine Eltern, die mich nicht liebten und nicht bei mir gewesen sind, obschon sie es waren, die mich in diese Welt ausgesetzt haben, ohne mir zu sagen, wie ich meinen Weg finden kann… Jene, die nicht geworden sind, wie ihr sie euch gewünscht habt, beschuldigt ihr, und verleugnet dabei euren Anteil an der Schuld… Muss ich mich dafür entschuldigen, dass ich lebe?... Bin ich es, der sich entschuldigen muss, weil ich nicht das bin, was sie wollten?...

…Ich habe dir wehgetan, und auch Kaoru scheine ich zu verletzen…. Nur dafür will ich mich entschuldigen… Nur das bereue ich…

Halbherziges Interesse vorheuchelnd verfolge ich den Versuch meines Lehrers, dir ganze Schule zu atomarisieren und pünktlich mit dem Klingelzeichen verlasse ich mit bereits gepackter Tasche den Chemieraum und eile in Richtung des Biologietracktes, wo ich dich treffen will.

Deine Klasse ist bereits dabei den Raum zu verlassen, als ich ankomme und ich halte aufgeregt nach dir Ausschau, und nachdem du ich dich nicht entdecken kann, stecke ich den Kopf um die Ecke und spähe in den kleinen Biologieraum, der zu meinem maßlosen Entsetzen bis auf den Lehrer leer ist.

…Kyo…. Er muss dich mitgenommen haben… Gleich nach dem Klingeln…

Maßlose Enttäuschung befällt mich, als ich mich langsam zurückziehe. Nur langsam kommt Wut in mir auf, die jedoch das Gefühl der Enttäuschung nicht zu vertreiben mag. ….Du hast es mir versprochen… Warum solltest du dieses Versprechen brechen?... Vorhin war doch noch alles in Ordnung… Du hast gelächelt, und doch von mir verabschiedet, und nun?...

Um mir nicht die Blöße zu geben, zu weinen, trete ich heftig gegen die Rahmen der Tür und lasse der Wut die Oberhand ehe ich los renne um ihn und dich zu suchen, denn ich werde dich ihm noch wie vor nicht überlassen.

Mit rasselndem Atem und einem heftigen Stechen in der Brust, das seinen Ursprung nicht nur in meinen bebenden Lungen hat, suche ich Flur um Flur und die gesamte Pausenhalle sowie den Platz vor der Schule nach euch ab, und immer größer wird meine Verzweiflung und das Gefühl, verraten worden zu sein. …Wohin kann er dich geschleppt haben?.... Wohin nur?....

Mein gen Himmel gerichteter Blick verrät mir die letzte mögliche Antwort und ich hetze die auf das Dach führenden Treppen empor. ….Das Dach ist der letzte Ort, an dem ihr noch sein könnt, und auch der einzige Ort, den ich am Freitag nicht nach euch abgesucht habe… Ihr müsst hier oben sein… Es gibt keine andere Möglichkeit mehr…. In dieser Gewissheit stoße ich die Tür, die auf das Dach führt auf und blicke mich hastig nach euch um. ….Das kann nicht sein…

Alles, was ich hier oben vom Wind umspült vorfinde, ist der Freund von diesem Bastard Kyo, den du mir als Toshiya vorgestellt hast. Ohnmächtig vor Wut weil ich nun nichts mehr machen kann, weil es keinen Ort mehr gibt, an dem ich suchen kann, trete ich auf den Jüngeren zu, der sich nun verwundert zu mir umdreht. „Wo sind sie? Du bist Kyos Freund, ihr seid in einer Klasse, du musst wissen wo sie sind! Sag es mir!“, ich gebe mir nicht die Mühe, meine Emotionen zu verbergen oder Freundlichkeit vorzuheucheln.

Seine eben noch irritierten Züge glätten sich und ein sanftes Lächeln verzieht seine Lippen, ehe er erheitert mit den Schultern zuckt. „Ich glaube nicht, dass ich das Kindermädchen der beiden bin, von daher habe ich nicht die geringste Ahnung wo die beiden sind…“ Gerade noch in der Lage meine Wut zu bändigen starre ich den Jungen an. „Lass die Spielchen bleiben, und sag mir, wohin sie gegangen sind!“, fauche ich ihn an, doch er zuckt nicht mit der Wimper und strahlt mich nur weiter auf diese übertrieben heitere und penetrante Art an, „Sie können gehen, wohin sie wollen, mich geht es nichts an…“, lässig, als habe er gar nicht bemerkt, wie aufgebracht ich bin, geht er auf mich zu und schließlich an mir vorbei.

„He!“, knurre ich unfreundlich und halte ihn am Arm fest und bin überrascht, als ich heftig zurückgestoßen werde. Das Lächeln in seiner Visage ist noch immer wie zuvor. „Entschuldige mich, Dai-san… Ich habe noch zu tun….“, ohne einen weitere Blick lässt er mich stehen, ohne eine Auskunft, einfach so. ….Er weiß es…. Er weiß, wo ihr seid…. Meine Hände ballen sich zu Fäusten.

„Fuck…“, meine rechte Faust trifft das weiß gestrichene Mauerwerk und ich unterdrücke einen Schmerzenslaut, während eben jener Schmerz meine Wut übermannt und eine nahezu unerträgliche Leere an ihre Stelle bringt. ….Bitte, Shinya….Warum tust du das?.... Mit gesenktem Kopf lausche ich auf den Wind, der mich ohne einen Hauch von Erbarmen auslacht und sich an meinem Leid erfreut.

…Ich habe das hier alles nicht gewollt…

Langsam trete ich an die hohen Abzäunungen heran und blicke durch den festen Maschendraht in die Tiefe hinab. Dort unten tummeln sich Schüler, lachend, streitend, scherzend.

Bis hier oben kann ich ihre Stimmen hören, und sie scheinen mich auszulachen wie der Wind, der an meinen Kleidern und Haaren zerrt. ….Warum nicht gehen?... Ist es wirklich der Wind, der mir diese Worte zugeflüstert hat?... Ich trete von der Brüstung weg und schüttle lachend den Kopf. „Was für ein Unsinn….“, murmle ich leise, „Ich werde nicht gehen… Nicht ohne dich…“

Gedämpft dringt das Schrillen der Schulglocke an mein Ohr und mich entschlossen abwendend nehme ich mir vor, Kyo endgültig und unmissverständlich klar zu machen, zu wem du gehörst.
 

+Das Vögelchen versucht aus dem Käfig auszubrechen

+Lange Dornen verletzen seinen zarten Körper

+warmes Vogelblut

+Der Klageschrei eines stummen Vogels

+Ein blinder Vogel auf der Suche nach Licht

+Versuche mit gebrochenen Schwingen den Horizont zu erreichen

+Ein letzter Weg…

+Lausche dem Trauergesang der toten Vögel

Hide and Seek

Hier geht es jetzt auch mal weiter.... Tut mir Leid, dass ich so lahm bin... Meine letzen Wochen waren ein kleines bisschen anstrengend
 

Dieses Kapitel ist meinem lieben Raptor gewidmet ^~^ (Ich hoffe der Inhalt stellt dich zufrieden~)
 

XVIII. Hide and Seek
 

……….~……….+Shinya+……….~……….
 

Das Zittern meiner Finger unterdrückend schiebe ich den Schlüssel, den Toshiya mir gegeben hat in das Schloss, ganz langsam, um möglichst keinen Lärm zu machen, ganz gleich ob es nun albern ist, oder nicht, und ebenso vorsichtig drehe ich ihn herum und stoße die Tür sachte auf. Statt der vermeintlichen Stille höre ich leise Musik, die sich aus dem ersten Stock kommend in der Leere verliert. …Kyo?....

Beinahe lautlos schließe ich die Eingangstür wieder hinter mir und lasse den Schlüssel in meine Hosentasche gleiten, bevor ich mir die Schuhe ausziehe und in Richtung Treppe schleiche. Außer der Musik ist nichts zu vernehmen, so dass ich, nun ein bisschen weniger unsicher, die Stufen bis zum Ende erklimme und mich dem Zimmer des blonden Jungen aus meiner Klasse nähere.

Verzagt klopfe ich gegen das kühle Holz der Tür. „Kyo? Bist du da? Ich bin es…“, die letzten Worte kommen nur gehaucht über meine Lippen. …Was nun, wenn er mich nicht sehen will?....

Im Grunde dient dieser Gedanke nur dem Zweck, die Angst davor zu überdecken, dass ihm tatsächlich etwas Schlimmes zugestoßen ist.

„Sh-Shinya?“, die Stimme hinter der Tür klingt verwirrt und ungläubig. „Ich habe mir Sorgen gemacht…“, hauche ich ganz leise, und doch weiß ich, dass Kyo mich hören kann. Ganz leise raschelt es, dann wird eine Tür hastig aufgeschlossen und nahezu aufgerissen und einen Wimpernschlag später drückt Kyo mich an sich. Sein Körper bebt so sehr, dass ich für ein paar Sekunden zu erschrocken bin, um mich zu rühren. „Tut mir Leid…. Ich wollte nicht…. Du hättest nicht herkommen dürfen….“, der Kleinere schickt sich dazu an, wieder von mir abzulassen, doch ich hindere ihn daran, indem ich die Arme um ihn lege und ihn zaghaft an mich ziehe.

Im ersten Augenblick verkrampft er sich, aber er stößt mich nicht von sich, sondern seufzt ganz leise und schmiegt sich an mich. Es ist ein seltsames Gefühl. …Ich hätte nie gedacht, dass er einmal so schutzlos auf mich wirken könnte…

„Warum hätte ich nicht hier her kommen dürfen?“, frage ich leise nach, während ich ihm vorsichtig durch das ungeordnete Haar streiche, besorgt über das anhaltende Zittern seines Körpers. Nun, da er weiß, dass ich nichts dagegen habe, wenn er mich umarmt, scheint der Kleinere nicht mehr davon ablassen zu wollen, denn er klammert sich an sich und hält das Gesicht an meiner Schulter verborgen. „Wenn Dai davon erfährt, wird er bestimmt wieder wütend werden….“, murmelt er sehr leise, doch ich kann die Bitterkeit in seiner Stimme hören. Unfähig recht zu verstehen drücke ich ihn ein bisschen von mir, und als er mir in die Augen blickt, habe ich das Gefühl, mein Herz würde das Schlagen aufgeben.

Direkt unter seinem linken Auge zeichnet sich ein großer Bluterguss ab, und ein Kratzer verläuft kurz darunter, noch immer leicht geschwollen und rot. Seine hübschen Augen sind gerötet vom Weinen, ganz schwer von einer Nacht ohne Schlaf, doch am schmerzhaftesten ist das Lächeln, das sich nun auf seine Lippen legt, während er die Hand hebt und mir eine Träne von der Wange streicht.

„Darum wollte ich nicht, dass du hier her kommst… Du sollst dir keine Sorgen machen müssen… Nicht um jemanden wie mich…“, er löst sich endgültig von mir und senkt den Kopf, so dass ich sein Gesicht nicht länger sehen kann.

„Aber warum? Warum hat dich jemand…?“, ich beiße mir auf die Lippe und verbiete mir ein Schluchzen ehe ich unsicher die Haut unter dem Bluterguss berühre, „Wer ist das gewesen?“, verlange ich leise zu wissen. …Ich kann nicht verstehen, warum jemand ihm so etwas antun würde… Er hat doch nichts getan, oder?...

Er sieht mich aus seinen schwarzen Augen an und ich sehe die Veränderung in ihnen, als er zu einer Antwort ansetzt. „Es ist meine eigene Schuld gewesen, Shinya… Es ist nichts Schlimmes. In ein paar Tagen wird es verheilt sein… Ich war nur nicht in der Schule, weil ich keine Lust dazu hatte…“, er wendet mir den Rücken zu, und ich habe das Gefühl als würde man mir das Herz aus der Brust reißen. …Er lügt…. Weil er nicht will, dass ich mich sorge….

„Und gestern Nacht?“, frage ich ganz leise und schlinge die Arme von hinten um seinen kleinen Körper, der mir plötzlich verletzlich und schutzbedürftig scheint. Kyo zuckt unter meiner Berührung zusammen und ich spüre wie er seine Muskeln anspannt, und doch lasse ich nicht ab von ihm, sondern halte ihn weiter in meiner Umarmung gefangen. „Das war nur ein Spaß…. Ich wollte testen, wie du reagierst….“, er befreit sich aus meinen Armen und trotz des wütenden Ausdrucks in seinem Gesicht spüre ich wie sehr er dabei darauf achtet, mir nicht wehzutun. „Ich glaube dir nicht….“, erkläre ich leise und bleibe an der Tür stehen, während er sich auf dem Bett niederlässt, und mich für einen Moment anstarrt, ehe er mit den Schultern zuckt und aus dem Fenster sieht.

Traurig lasse ich den Kopf hängen. …Ich würde ihm so gerne helfen…. Aber er lässt mich nicht… Glaubt er tatsächlich, ich könnte diesen Worten Glauben schenken?...

Vorsichtig blicke ich auf, und mein Blick bleibt dabei an dem Karton hängen, in dem Kyos Katze mit ihren Jungen zu schlafen pflegt und erst jetzt wird mir klar, dass es zu ruhig ist. Sie müssten doch wach geworden sein, als Kyo mir geöffnet hat. Mit einem verwirrten Blick zu dem kleinen Blonden, der die Beine angezogen hat und weiter den Baum vor seinem Fenster fixiert, trete ich an die Kiste heran.

Leer.

Weder die Mutter noch eines der Kätzchen befindet sich darin.

„Sie sind alle weg….“, Kyos Stimme ist so brüchig, dass ich erschrocken zu ihm sehe. Noch immer sind seine Augen auf die Welt auf der anderen Seite des Fensterglases gerichtet, doch nun rinnen Tränen aus seinen Augenwinkeln und über die blasse Haut. „Sie sind alle weg, jede einzelne von ihnen… Mein Vater hat sie….“, seine Schultern zucken und ihm versagt die Stimme. Leise und kummervoll weint er, ohne dass er die Tränen noch zu verbergen sucht.

Still und ohne etwas zu sagen krabble ich zu ihm auf das Bett und ziehe ihn in meine Arme, seinen schwachen Widerstand brechend ehe er auf mich fällt, die Hände in meine Kleider krallend und das Gesicht an meiner Brust versteckend. „Ich konnte gar nichts machen… Ihnen nicht helfen… Warum nur… Warum hasst er mich so sehr?“, seine erstickte Stimme unterliegt seinem Schluchzen. Beschützend drücke ich ihn an mich, obwohl ich selbst lautlose Tränen vergieße. Nun weiß ich, was passiert sein muss. Was er gestern Nacht gemeint hat, und warum er so aufgelöst gewesen ist und auch wer ihn geschlagen haben muss, und warum unser Gespräch abgebrochen worden ist. Alles nur wegen seines Vaters, der ihn hasst, so wie der meine mich verabscheut hat.

„Sie haben doch gar nichts getan… Nur weil ich sie so lieb hatte, mussten sie sterben.... Nur wegen mir…“, die heisere Stimme des auf mir Liegenden brennt sich in mein Gedächtnis ein. Weil ich nicht will, dass er bemerkt was ich empfinde, streiche ich ihm sanft durch das blonde Haar und versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass ich seine Verzweiflung teile. „Du kannst nichts dafür, Kyo… Es ist kein Fehler… jemanden zu mögen… oder?“, selbst nur noch flüsternd sehe ich ihn an während er den Kopf hebt um mir in die Augen zu blicken. …Warum kann sein Vater ihm so etwas antun?....

Seine kalte Hand berührt meine Wange, Tränen von ihr wischend, die nicht versiegen wollen. „Ich weiß, was du gerade empfindest… Ich habe es selbst erlebt als ich noch klein gewesen bin…“, ich wage es kaum die Worte auszusprechen. All die Zeit über habe ich es vermieden auch nur darüber nachzudenken. An jene Zeit, als meine Mutter gerade gestorben war. An all die leeren, dunklen Stunden, und an den Freund, den ich verloren habe.

Kyos Finger hinterlassen kühle Spuren auf meiner Haut, während er sanft meine Tränen auffängt und dabei seine eigenen vergisst. „Erzählst du es mir? Was damals mit dir passiert ist?....“, seine dunklen Augen blicken mich auf eine so scheue Art und Weise an, dass ich überhaupt nicht anders kann, als zu nicken. ….Es Kyo zu erzählen ist in Ordnung für mich… Er legt sich vorsichtig wieder auf mich und bettet seinen Kopf an meiner Schulter so dass ich den angenehmen Geruch seiner Haare in der Nase habe. …Ich weiß nicht warum… Es ist nur so ein Gefühl, dass ich es ihm erzählen kann… Dass ich es ihm erzählen darf… Er hat danach gefragt, und darum werde ich es ihm erzählen…

Tief Luft holend blicke ich zur Zimmerdecke auf und versuche die Gefühle zu unterdrücken, welche die Erinnerungen, die in meinem Kopf langsam klare Bilder annehmen, mit sich bringen. Es ist nicht einfach. Ich habe zu vergessen gesucht, doch habe es nie gekonnt.

„Damals bin ich noch in die zweite Klasse der Grundschule gegangen… Ich… Meine Mutter…. Sie ist damals bei einem Verkehrsunfall gestorben…“, ich schüttle den Kopf und spüre wie Kyo die Arme enger um mich schlingt. Mein Herz schlägt mir heftig gegen die Rippen während der bittere Geschmack meiner Kindheit deutlich in mir hervortritt. „Es ist meine Schuld gewesen… Wäre ich nicht gewesen, wäre sie an diesem Tag nicht mit dem Auto in die Stadt gefahren… Ein anderer Autofahrer hat sie…. übersehen, und…“, auf meiner Zunge schmecke ich Blut als ich mir auf die Unterlippe beiße, um nicht schon wieder Tränen zu vergießen. Der Kleinere hat sich über mich gebeugt, doch ich sehe ihn nicht an.

„Ich hatte einen Hund, der zu dieser Zeit mein einziger richtiger Freund gewesen ist. Wenn er bei mir war, habe ich mich nicht so einsam gefühlt, und ich habe geglaubt, dass er mich vor allem beschützen kann, auch vor der Wut meines Vaters… Seit ich denken kann, ist er so gewesen… Bitter und voller Wut. Er hat mich oft angeschrieen, doch so lange meine Mutter bei mir gewesen ist, hat er mir nie etwas getan… Aber als sie weg war, ist es anders geworden. Ich bin es gewesen, der ihm seine geliebte Frau genommen hat. Er hat mich ohnehin nie gewollt… Und dann hat er sie verloren… wegen mir…“, meine Worte sind nur noch ein heiseres Flüstern und ich blicke zu Kyo auf um all diesen Schatten zu entkommen. Er beugt sich noch ein wenig weiter vor und streicht mir beruhigend über das Gesicht.

„Shinya… Du kannst doch nichts dafür… Es war ein Unfall… und nicht deine Schuld….“

Traurig schüttle ich den Kopf. „Doch das war es. Ich habe meinem Vater genommen, was ihm wichtig war, und darum hat er mir auch das weggenommen, was mir am wichtigsten gewesen ist….“, ich wende das Gesicht zur Seite ab. Eine mir bekannte Übelkeit wallt in mir auf. „Er hat meinen Hund mit der Schaufel erschlagen… Einfach so… Ich habe von meinem Zimmerfenster aus zugesehen….“, über mir erstarrt Kyo. Auf mir fühle ich seine entsetzten Blicke. „Er hat nicht einmal ein Grab bekommen. Mein Vater hat ihn weggebracht. Irgendwo hin….“, langsam sehe ich zu dem Jungen über mir auf. In seinen Augen steht Entsetzen und eine Art von Verständnis, die nur er mir entgegen bringen kann und die mir ein eigentümliches Gefühl von Schutz bietet, obschon ich mir nicht erklären kann, warum ich auf diese Weise fühle.

„Ich…. Ich kann nicht mit Worten ausdrücken wie Leid es mir tut, dass dir so etwas passiert ist… ich….“, trotz der unendlichen Traurigkeit in mir muss ich lächeln, „Es liegt schon so lange zurück, Kyo…. Mach dir bitte keine Gedanken um mich… Dir geht es viel schlechter als mir, also ist es ungerecht wenn ich dich auch noch mit meinen Problemen beschwere…“ „Unsinn…“, flüstert er leise und zieht mich zu sich auf die Seite, mir derweil unentwegt in die Augen sehend.

„Meine Mutter hat meinen Vater auch verlassen… Jedoch auf eine andere Weise…. Sie wohnt jetzt mehrere Zugstunden von hier entfernt…. Sie hat es hier nicht mehr ausgehalten… Mein Vater sagt es sei nur wegen mir…“, während er spricht spielen seine Finger mit meinem Haar, „aber….“, er fährt mir sanft über die Wange, „Ich konnte nichts dafür, dass sie mich gezeugt haben… Das konnte ich nicht verhindern…“ Zögerlich dränge ich mich an ihn. „Natürlich kannst du nichts dafür…. Kyo?“, er murmelt leise, „…ich bin froh, dass du da bist…“

Ich kann nicht anders, als es ihm zu sagen. Zwischen all den Dingen, die in meinem Leben sind, scheint Kyos Nähe mir nun das einzige zu sein, das richtig ist. Es ist nicht nötig dass ich danach frage, ob ich ihm von mir erzählen darf. Es ist nicht nötig irgendetwas zu verbergen. …Warum habe ich das nicht schon früher bemerkt?.... Dass seine Arme so warm und beschützend sind…. Obwohl er selbst beschützt werden müsste…. Es ist in Ordnung wenn ich mich an ihn lehne… Ich muss mich nicht dafür rechtfertigen… Auch nicht vor mir selbst….

Die Lippen des Kleineren werden von einem scheuen Lächeln geziert, bevor er ein leises „Danke…“, an meinen Hals haucht, und sein Gesicht in meiner Halsbeuge verbirgt.
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Genervt verfolge ich wie der Sekundenzeiger meiner Uhr langsam über das Ziffernblatt kriecht. Seit einer Ewigkeit sind es nur noch Fünf Minuten bis zum Ende des Unterrichts, und ich halte es nicht länger aus, darauf zu warten, dass das Klingelzeichen ertönt.

….Dieses Mal muss ich schneller sein… Ich darf nicht zulassen, dass dieser blonde Zwerg mir ein weiteres Mal zuvor kommt…. Wieso machst du das?.... Du hast es mir versprochen…. Und ich habe dir sogar geglaubt…. Was hast du mit ihm in der Pause gemacht?.... Hast du ihn um Hilfe gebeten, damit du von mir befreit wirst?... Er wird dich mir nicht wegnehmen… Eher bringe ich ihn um….

Ein schriller Ton hallt durch den kleinen Raum und ich werfe in aller Hast meine Schulsachen in meine Tasche und renne ohne irgendjemandem auch nur einen Hauch Aufmerksamkeit zu widmen, aus dem Raum. …ich werde dich schon abfangen…. Und wenn nicht gehe ich zu dir nach hause… Auf jeden Fall werde ich nicht zulassen, dass du noch mehr Zeit mit ihm verbringst….

Um die Ecke zu deinem Klassenraum biegend, bemerke ich mit Genugtuung, dass die Tür noch geschlossen ist. Erst als sie der Korridor um mich herum langsam mit Menschen füllt, wird auch die dunkel lackierte Zimmertür aufgestoßen. ….Also brauche ich nur darauf zu warten, dass du heraus kommst…. Alles kein Problem…. Unruhig fahre ich mir durch das Haar. Als bereits über die Hälfte deiner Klassenkameraden aus dem Raum geströmt sind, verliere ich die Geduld weiter zu warten und trete kurzer Hand in das stickige Zimmer.

Du bist nicht da.

Ebenso wenig wie Kyo.

Für einen Moment bin ich verwirrt und unfähig mich zu bewegen. …Seid ihr an mir vorbei gegangen?... Diesen Gedanken gerade zu ende führend weiß ich bereits, um die Unnötigkeit dieser Frage. Ihr seid schon seit längerem nicht mehr da. Nur deshalb habe ich dich in der Pause nicht finden können.

An einem der Tische entdecke ich Toshiya, der mich mit seinen dunklen Augen fixiert ohne dabei eine Miene zu verziehen. „Wo sind sie hin….“, knurre ich ihn so leise wie möglich an, darauf bedacht nicht den wachsamen Blick des Lehrers auf mich zu ziehen. „Wie oft denn noch? Ich bin nicht Kyos Kindermädchen. Er muss sich nicht bei mir abmelden, und mir auch nicht sagen, wohin er geht…“

Die Zähne aufeinander gebissen starre ich ihn an, und mit jeder Sekunde, die ich vergeude, wird mir klar, dass ich von ihm nichts mehr erfahren werde, weder wohin Kyo mit dir gegangen ist, noch wo er wohnt. Wütend wende ich mich ab und stürme wieder auf den Flur, wo ich meine Schritte sofort auf jenem Ausgang des Gebäudes richte, von dem aus ich am schnellsten zu deiner Wohnung gelangen kann.

…Das vergebe ich ihm nicht…. Was hat er gemacht, damit du mit zu ihm kommst?...

In meiner Brust zieht es Schmerzhaft. …Vielleicht bist du mit ihm gegangen, weil du es wolltest…. Weil du nur auf eine Gelegenheit gewartet hast, von mir weg zu laufen… Aber du hasst gesagt, du würdest mich lieben…. Hast gelächelt…

Ich beginne zu rennen, und bemerke dabei nicht die Tränen, die sich einfach über meine Wangen stehlen. …Du darfst mich nicht alleine lassen…. Ohne dich kann ich nicht mehr sein… Ohne dich will ich nicht mehr sein…. Darum darfst du nicht zu ihm gehen…. Er wird dich mir nicht zurückgeben…

Die Treppe hinunter stolpernd wische ich mir die feuchten Spuren von der Haut.

….Ich liebe dich, Shinya…. Mehr als ich je jemanden geliebt habe… Warum siehst du das denn nicht?...
 

……….~……….+Shinya+……….~……….
 

Ich kann nicht genau sagen, wie lange wir regungslos aneinander gekuschelt dagelegen haben, die Nähe und Wärme des jeweils anderen spürend, ehe der junge Mann neben mir den Kopf hebt und zögerlich, als hätte er niemals zuvor etwas derartiges getan, über meine Wange streicht.

„….Darf ich dich…. etwas fragen?“, er blickt mir tief in die Augen während er auf eine Antwort wartet, und ich weiß, dass er selbst ein Nein hinnehmen würde, ohne es mir übel zu nehmen. Dennoch nicke ich, „Frag ruhig, was du möchtest….“ Der Ausdruck in seinem Gesicht wird noch ein Hauch unsicherer. „Was ist…. seit damals mit deinem Vater passiert? Und wer hat dich von ihm weggebracht?“

Er scheint noch immer nicht sicher zu sein, ob er tatsächlich das Recht dazu hat, mir eine solche Frage zu stellen, den er beginnt nervös erneut mit meinen Haaren zu spielen. Ich rutsche ein Stück weit auf dem Bett hinunter und nun bin ich es, der sein Gesicht an seiner Brust verborgen hält.

Seine sanfte Umarmung nimmt der Erinnerung ein wenig von ihrer Kälte. ….Es ist schon so lange her… Und doch erinnere ich mich…. Diese Tage konnte ich nicht vergessen, so sehr ich es mir auch gewünscht habe….

„Nachdem mein Hund tot gewesen ist…. Bin ich von zuhause weggelaufen… Ich hatte keine Freunde, zu denen ich hätte gehen können… Ich war noch recht jung, darum haben sie mich natürlich schnell wieder eingefangen… Es ist ein ebenso hoffnungsloses wie sinnloses Unterfangen gewesen… Aber als die Polizisten mich mit sich auf die Wache nahmen, fragten sie mich nach der Ursache für all meine blauen Flecken… Und ich habe ihnen von meinem Vater erzählt… Von meiner toten Mutter und meinem kleinen Hund….“, in meinen Erinnerungen bin ich einmal mehr ein kleiner Junge, der alleine durch fremde, schmutzige Gassen und Straßen irrt, nicht wissend, wohin er sollte, ohne einen Ort, an den er zurückkehren wollte. Nach Drei Tagen die fremden Männer von der Polizei, die ihn in eine kratzige Wolldecke wickeln und über so vieles ausfragen. Gesichter von Menschen, die er gesehen hat auf seiner Flucht, die nicht erfolgreich sein konnte.

Von dieser alten Angst erfüllt dränge ich mich näher an Kyo. „Sie haben meinen Vater aufgesucht weil sie nicht wussten, ob ich ihnen nur eine Geschichte erzählt habe, und schließlich hat man ihn in eine psychiatrische Anstallt einweisen lassen, weil seine Psyche zu sehr unter dem Verlust seiner Frau gelitten hatte…. Seitdem habe ich ihn nur ein einziges Mal wieder gesehen… Aber er hat mich so wütend angesehen, dass ich mich hinter der Frau versteckt habe, die mich zu ihm geführt hat, und sie darum gebeten habe, mich wieder mitzunehmen… Er war mir endgültig fremd und unheimlich geworden…. Von da an habe ich im Heim gelebt…. Bis ich hier her gekommen bin…“

Eine dünne Stille legt sich über uns.

„Es tut mir wirklich so Leid…“, flüstert der Blonde leise, doch ich schüttle nur den Kopf, obwohl ich um die Richtigkeit seiner Worte weiß. „Das muss es nicht… Du kannst schließlich nichts dafür, und es ist schon lange Vergangenheit…. All das wird nie wiederkehren….“

Erschrocken bemerke ich die Tränen auf seinen Wangen, und wieder schüttle ich den Kopf, „Bitte Kyo… Weine doch nicht… Bitte….“, ich will ihm die Tränen aus dem Gesicht wischen, doch er hält meine Hände mit sanftem Druck fest, und zieht mich näher an sich. „Ich weine, weil es mich so traurig macht, dass man dir so etwas angetan hat… Das kann doch nicht falsch sein, oder?“

„Aber ich möchte nicht, dass du wegen mir weinen musst….“, flüstere ich heiser. Kyo lacht leise und sieht mir tief in die Augen. Ich kann nur Trauer in ihnen finden. ….Ich habe das Gefühl, dass es meine Schuld ist…. Dass ich der Grund für diese unendliche Traurigkeit bin…

„Shinya, ich…. Ich mag dich wirklich sehr gerne…. Und wenn du mich lässt, so würde ich dich gerne von jetzt an beschützen, damit dir niemand mehr wehtun kann… Ich würde alles machen… Wenn ich dir damit nur helfen kann…“

Entsetzt sehe ich den blonden Jungen an, der mir vorsichtig das Haar aus dem Gesicht streicht. „Warum?... Warum sagst du so etwas?“, will ich leise wissen, „Ich habe es nicht verdient, dass du dir Sorgen um mich machst… Und erst recht nicht, dass du dich um mich kümmerst….“, füge ich traurig hinzu. „Ich mag dich, Shinya…. Das ist alles…. Und darum möchte ich für dich da sein…. Aber wenn ich dafür nicht geeignet bin, dann…“ „Unsinn….“, unterbreche ich ihn und drücke mich an ihn, verhalten weinend. „Ich habe dich auch gerne, Kyo… Aber ich habe Angst davor, dir noch mehr wehzutun, als ich es schon getan habe….“ Ich spüre wie er den Kopf schüttelt und seine Wange an meinen Kopf lehnt. „Wenn ich bei dir sein darf, dann ist das schon genug für mich… So lange ich nur die Erlaubnis habe… Mich dafür nicht rechtfertigen muss, sondern einfach nur bei dir sein….“ Fest verkralle ich die Hände in seinem Oberteil.

„Ich habe Angst….“, bringe ich zwischen meinen Tränen hervor. „Wegen Dai?“

Ich nicke ganz zaghaft. ….Er wird Kyo wehtun, wenn er erfährt, dass ich bei ihm gewesen bin, und wegen ihm mein Versprechen gebrochen habe…. Jetzt weiß ich endgültig, dass es keinen Weg mehr zurück gibt… Ganz egal wie traurig es mich macht, dass ich ihn verletzt habe, und es wieder tun werde…. Ich kann nicht anders…. Weil ich Kyo nicht alleine lassen will….

….Und weil ich bei ihm bleiben möchte….
 

+tief in die Haut geschnitten

+das Zeichen der Schuld

+Die singende Stimme des Vögelchens ist voller Lüge

+selbst hasst es seinen Gesang

+sucht nach einem Schlupfloch in den Dornen

+blindes Licht spiegelt sich in toten Augen….

+Jedes Licht birgt einen Schatten

Fallen Stars

Hat mal wieder lange gedauert T______T

Langsam gehe ich mir damit sogar selbst auf deb Geist, dass ich so langsam bin ;____; Nyo.... Viel Spaß beim Lesen....
 

XIX. Fallen Stars
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Mit rasselndem Atem komme ich vor der Wohnung stehen, in die du erst vor kurzem eingezogen bist.

Die ganze Umgebung kommt mir so kalt und unwirklich vor, denn dunkle Wolken haben sich über den Himmel gezogen und verdecken die Sonne hinter ihrer Gestalt.

…Vielleicht hat sich Toshiya nur einen Spaß mit mir gemacht, und dir war schlecht, so dass du hier her zurückgegangen bist…

Es ist überaus lächerlich sich dies einzureden, doch den ganzen Weg lang habe ich mich an diese Hoffnung geklammert, gefleht, dass alles nur ein Missverständnis sein möge, und du mich mit einem Lächeln in deine Arme schließen würdest, mir sagen, dass es dir Leid tut, und du nicht wolltest, dass ich mir Sorgen mache. Ich wünsche mir dies so sehr, dass ich es erst nicht wage, die Klingel zu betätigen, weil ich Angst vor der Wahrheit habe. Angst davor, dass Stille die Bestätigung für all meine Vermutungen sein wird, der Beweis für deinen Verrat und meine Niederlange.

Energisch schüttle ich den Kopf und drücke den kleinen schwarzen Knopf entschlossen tief in die Feder, wie um sicher zu gehen, dass es auch tatsächlich bei dir oben klingen wird.

Nichts geschieht.

Verzweifelt klingle ich erneut, wieder und wieder, doch es hilft nichts. Du kommst nicht herunter zu mir, sagst mir nicht, dass alles nur ein Irrtum war. Raschelnder Wind lacht mich aus und streift kalt die nassen Spuren von Tränen auf meiner Wange. …Ist es das?... Ist das alles?.... Deine Versprechen nur Lügen um von mir weg zu kommen?... Bitte sag mir, dass dies nicht die Wahrheit ist… Dass ich mich irre…

Ich lasse von der Klingel ab und trete stumm zurück, den Blick an die Tür geheftet. …Ich werde das hier nicht hinnehmen… Mit einem Ruck drehe ich mich um und gehe los. ….Ich werde dich finden… Du kannst nur bei Kyo sein… Ohne zu zögern schlage ich den kürzesten Weg zu dem Haus ein, in dem Kaoru wohnt. ….Ich kann ihm nicht verzeihen…. Es nicht einfach so hinnehmen… Wenn er nicht verstehen will, dann werde ich ihm zeigen, dass er keinen Platz hat zwischen dir und mir, und auch nicht daneben, denn du gehörst nur zu mir, und wirst auch nie einem anderen gehören… Ich bin es gewesen, der dich gefangen und in einen Käfig gesperrt hat, wie einen kleinen Vogel…. Und ich lasse es nicht zu, dass einer kommt und dich mir wegnimmt…

Meine eigenen Schritte klingen laut in meinen Ohren während ich hastig durch die Straßen schreite. Für einen Moment frage ich mich, was ich tun werde, falls Kaoru mich nicht sehen will, doch ich führe die Überlegung nicht zu ende. Er wird mit mir sprechen, und falls dem nicht so sein sollte, kann ich mir immer noch später Gedanken darüber machen. …Bis jetzt hat er mich noch nie weggeschickt oder abgewiesen… Ganz ungeachtet der Dinge, die in den letzten Tagen passiert sind, sind er und ich noch immer Freunde…. Und befreundet zu sein bedeutet einander zu mögen…. Und sich zu mögen wiederum bedeutet doch dem anderen helfen zu wollen, wenn er Schwierigkeiten hat, oder traurig ist oder?...

Über meine eigenen Gedankengänge ein wenig amüsiert schüttle ich das Haupt. ….Was für eine Frage… Natürlich ist dem so…. Auch wenn er im Augenblick vielleicht ein wenig wütend auf mich ist, so wird er mich nicht vor den Kopfstoßen…

Nunmehr nickend setze ich meinen Weg fort, fieberhaft darauf bedacht mich während des Nachdenkens nicht von einem Auto anfahren zu lassen. Während ich darauf warte, dass die Fußgängerampel endlich von rot auf grün springt, drängt sich mir eine neue Frage auf. Falls du und der blonde Giftzwerg nicht bei ihm zuhause seid, habe ich kaum eine Chance euch zu finden. Würde das nicht zu verlieren bedeuten? Ärgerlich überquere ich die Ampel bei rot, nur um auf der Hälfte der Strecke zu bemerken, dass das Licht nun doch umgesprungen ist. …Egal was, ich gebe nicht auf, und Kyo wird schon sehen, was er von der ganzen Sache hat… Ich brauche nur Kaoru nach seiner Adresse zu fragen…. Kein Grund sich Sorgen zu machen….

Tief ein und aus atmend versuche ich mich wieder zu beruhigen, und meine Gedanken auf etwas anderes zu fixieren, als auf dich und ihn, und die Dinge, die ihr gerade in diesem Augenblick tun mögt, doch es will mir einfach nicht gelingen. Ich ertränke meine Verzweiflung in Wut und beginne zu rennen um schneller bei Kaoru anzukommen.

Endlich kommt das Haus seiner Eltern in Sicht, und ich drossle mein Tempo um mir vor ihm nicht die Blöße zu geben vollkommen aufgelöst und außer Atem zu sein. …Hoffentlich ist er da… Und nicht zum Arzt gegangen, oder so…. Ach Quatsch… Der ist bloß abgehauen, weil er keine Lust mehr dazu hatte dem stumpfsinnigen Unterricht beizuwohnen… Ihm wird es schon gut gehen…

Ohne weitere Umschweife drücke ich den Klingelknopf und erwarte ungeduldig, dass sich auf der anderen Seite der Tür etwas regt. Tatsächlich regt sich etwas hinter der Milchglasscheibe und kurz darauf wird mir die Tür geöffnet. Kaoru sieht mich auf eine verschlossene Art und Weise an, so dass ich nicht sagen kann, was gerade in ihm vorgehen mag, ob er vielleicht sogar sauer oder genervt ist, weil ich hier bei ihm aufkreuze. Im Grunde ist das aber ohnehin egal, denn alles was ich will, ist Kyos Adresse.

„Hi….“, begrüße ich ihn und setze ein unbekümmertes Lächeln auf, „Darf ich reinkommen?“ Er nickt und dreht mir sofort den Rücken zu, um in sein Zimmer zu gehen. Hastig streife ich mir die Schuhe ab und stelle sie mehr schlecht als recht ordentlich neben die anderen um ihm nach zu laufen. Gnädiger Weise schlägt er mir nicht, wie ich für einen Moment befürchtet habe, die Zimmertür direkt vor der Nase zu, sondern schließt diese erst, als ich bei ihm im Zimmer stehe. Immer noch sagt er kein Wort sondern lässt sich nur auf seinem Schreibtischstuhl nieder und mustert mich mit weiter versteinertem Blick.

Mittlerweile ist mir die Situation doch beinahe unangenehm und ich beginne mit dem Körper leicht von links nach rechts zu pendeln. …Er muss sauer sein… Wegen vorhin?... Ach Fuck…. Das kann ich nun wirklich so gar nicht gebrauchen…. Mit einem halblauten Seufzer lasse ich mich vor ihm auf dem Boden nieder, stehe aber gleich wieder auf, weil es mir unbehaglich ist, zu seinen Füßen zu sitzen, und zu ihm aufsehen zu müssen. Unschlüssig wende ich mich dem Fenster zu und sehe nach draußen. Die Wolken hängen tief und es sieht baldigem Regen aus. …Was du jetzt wohl gerade machst?.... Klagst du ihm dein Leid?... Oder habt ihr schon längst beschossen was ihr tun werdet, damit ich nicht mehr nahe an dich heran komme?... Heißt das dann, dass ich dich nie wieder sehen darf?...

„Warum fragst du nicht, warum ich hier bin?“, frage ich mit tonloser Stimme, weiter die Wolken am Himmel betrachtend. Sie sehen so weich aus, überhaupt nicht bedrohlich. Eher traurig.

Weil der Violetthaarige noch immer nicht geantwortet hat, drehe ich mich zu ihm um und mustere ihn forschend. Er steht auf und kommt näher zu mir. „Ich weiß weshalb du hier bist…. Deshalb brauche ich nicht zu fragen…. Ich warte nur darauf, dass du deine Frage stellst….“ Seine Augen sehen nun seltsam leer aus, erschöpft und beinahe so als habe er geweint. Doch warum sollte er das getan haben?

„Wenn du die Frage schon kennst, warum sagst du mir dann nicht die Antwort?“

Er lacht leise und setzt sich auf das Bett. „Weil ich dir nicht sagen werde, wo Kyo wohnt“

Verständnislos sehe ich ihn an. „Wie bitte?“ „Du hast schon richtig gehört, Dai… Von mir wirst du nicht erfahren, wo Kyo wohnt, und ich werde dir auch sonst nicht helfen Shinya zu finden…“ …Aber woher weiß er?.... Was hat er damit zu tun?... Was soll das alles?...

Mein Körper löst sich aus seiner Starre und ich fühle wie Wut sich in mir zusammenballt und mein Denken und Handeln übernimmt. „Was soll das, Kaoru? Was weißt du? Woher weißt du, dass Shinya nicht mehr bei mir ist?“ Weil ich mich vor ihm aufgebaut habe, sieht er nun zu mir hoch, ohne dabei eine seiner Emotionen preiszugeben. „Ich habe ihn vorhin getroffen. Darum“ „Wann? Und wo?“ „Das sage ich dir nicht…“, er legt den Kopf ein wenig zur Seite und mustert mich abwartend.

„Was soll der Mist? Hör auf mit diesen Spielchen und sag mir endlich wo er wohnt!“ „Nein…“

Mein Körper zittert bereits vor Wut und unter der Erkenntnis, dass auch Kaoru mich verrät. Es liegt ihm nichts an mir und meiner Liebe zu dir, es liegt ihm nichts daran, ob ich nun glücklich bin. Als er sagte er würde mich mögen hat er genauso gelogen, wie du.

Ich trete einige Schritte von ihm zurück, nicht in der Lage das Warum zu begreifen. Es macht keinen Sinn. „Warum machst du das? Ich bin dir auch egal, oder? Es geht dir nur um dich, und darum dass du aus was auch immer für Gründen wütend auf mich bist…. Das ist alles, oder? Nur das?“, meine Stimme ist immer lauter geworden und ich fühle dass mir Tränen über das Gesicht rinnen, während ich meine den Verstand verlieren zu müssen. Ich sehe nicht mehr die Züge des Jungen, den ich als meinen besten Freund sah, höre nicht, ob er mir etwas nachruft, als ich aus dem Zimmer renne, und Sekunden später das Haus verlasse.

…Alles nur elendige Lügen… Hört auf…. Hört einfach auf….

Es fühlt sich wie Sterben an. Als würde einem das Innere zerrissen, als müsse man in die Knie gehen. Mir die Lippen zerbeißend kämpfe ich gegen die Verzweiflung an und zwinge mich weiter zu rennen. …Ich verstehe es nicht…. Verstehe nicht, was ich falsch gemacht habe…
 

……….~……….+Shinya+……….~……….
 

Kyo hat mich wieder an sich gedrückt, und streicht mir beruhigend durch das Haar. Meine Gedanken sind völlig ungeordnet und wechseln zwischen ihm und Dai hin und her, kreisen um die Ereignisse der letzten Woche und um das, was nun sein wird. „Ich darf doch…. Noch ein wenig hier bleiben, oder?“

Weil ich das Gesicht an seine Brust drücke, spüre ich nur, dass er mit dem Kopf nickt. „Aber mein Vater wird wieder kommen…. Davor musst du weg gehen…. Ich kann nicht zulassen, dass er dir auch etwas tut….“ „Aber dann wirst du doch ganz alleine hier sein!“, erschrocken richte ich mich auf. ….Ich will nicht, dass sein Vater ihm wieder wehtut…

Er lächelt sanft und schüttelt den Kopf. „Keine Angst…. Das macht mir nichts…. Ich bin das gewohnt... Er ist schon oft so wie jetzt gewesen….“ „Ich lasse dich nicht hier mit ihm alleine….“, bringe ich trotzig hervor und klammere mich an ihn. „Und was ist mit Dai? Wenn ich bei dir bin, kann er es nicht sein…“, er hört sich wehmütig an. „Das…. ist mir egal… Ich will dich nicht alleine hier lassen… Darum wird Dai gehen müssen…“, ich versuche nicht daran zu denken, wie der Rothaarige reagieren wird, wenn er an meiner Tür klingelt, und ich ihm nicht aufmache. …Es geht einfach nicht anders… Hier könnte Kyo alles Mögliche passieren…

Der Junge, an dessen Körper ich mich noch immer klammere, bringt mich sanft dazu, ihn anzusehen. „Meinst du das ernst? Dass du mir erlaubst bei dir zu sein, selbst wenn das bedeutet, dass du nicht mit Dai zusammen sein kannst?“ Zaghaft nicke ich, „Ich… fürchte mich nur davor, dass….. Dai dir… irgendetwas tut….“

„Ich dachte…. du würdest ihn lieben….“, bringt Kyo schwach hervor. Seine dunklen Augen blicken mich traurig an, ehe er den Kopf zur Seite wendet, meinem Blick ausweichend. ….Ich möchte es ihm erzählen…. Möchte, dass er verstehen kann…. Aber wird das nicht auch schmerzhaft für ihn sein?.... Wenn ich ihm sage, was passiert ist?...

„Ich… bin mit ihm….“, versuche ich einen Anfang zu machen, doch die Worte wollen sich einfach nicht zusammenfügen. Kyos warme Hand legt sich auf meine Wange. Nun, da seine Augen wieder auf mich gerichtet sind, verspüre ich Trauer und Scham. …Wie soll er mich noch mögen können, wenn er die Wahrheit weiß?.... „Shinya?....“, unendlich behutsam zieht er mich näher zu sich, „Ganz egal, was passiert ist…. ganz egal, was du fühlst…. Du darfst es mir sagen…. Es wird nichts daran ändern, dass ich dich mag…. Wirklich mag….“

Ängstlich suche ich in seinen Zügen nach der Bestätigung seiner Worte, und finde sie in einem zerbrechlichen Lächeln und einem flüchtigen Streichen über mein Gesicht. „Hab keine Angst….“, er drückt meinen Körper an sich, sachte, und dennoch beschützend. Die Augen schließend fasse ich den Entschluss seinen Worten Glauben zu schenken, mich nicht länger niederdrücken zu lassen von meinen Ängsten, sondern mich der Wärme hinzugeben.

Mich an ihn klammernd beginne ich langsam von meinem ersten Zusammentreffen mit Dai zu erzählen, davon, dass er, als ich von Kyo nachhause gekommen bin, vor meiner Haustür gestanden hat, von meiner Freude, nicht alleine sein zu müssen, von unserer gemeinsamen Zeit, vom dem, was passierte, nachdem wir uns im Kino von einander verabschiedet hatten.

„Er hat gesagt, er könne es nicht ertragen, wenn ich von dir spreche… Ich hatte mir nur Sorgen gemacht…. weil du so traurig ausgesehen hattest…“, Tränen tropfen von meinem Gesicht auf die Kleider des Blonden, während er mir unsicher über den Rücken streicht, „darauf hin hat er mir… gesagt er würde mich lieben…. Und…. ich habe gesagt, dass ich ebenso empfinde….“, Kyos Körper verspannt sich. Traurig setze ich mich auf und sehe ihn lange an, stumm weinend unfähig ihm zu sagen, wie sehr mir sein Blick wehtut, dass ich keine Liebe mehr für Dai in mir finden kann, dass, in mir vielleicht auch niemals so etwas wie Liebe für ihn existiert hat. …Warum sieht er mich so an?.... Habe ich ihn so verletzt…. Alles ist falsch…. Ich habe alles falsch gemacht….
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Ich weiß nicht wohin. Es gibt keinen Ort, an den ich gehen kann, keinen Ort, an dem ich mit dir zusammen sein kann… Denn das ist alles, was ich will…. Nur das….

Ich bin zu deiner Wohnung zurückgekehrt und kauere mit angezogenen Beinen an der dreckigen, kühlen Hauswand. Die Hausnummer über der Klingel scheint mir wie Spott. Dreizehn.

Weit über mir haben sich Wolken unheilsschwanger zusammen geballt, und in meinem entrückten Zustand geht es mir kurz durch den Sinn, dass es regnen wird, doch im Grunde spielt das keine Rolle. Ich werde nass werden, und vielleicht auch krank, wenn ich zu lange hier sitzen bleibe. Doch wen kümmert das? …Dich?... Kaoru?... Meine Eltern, die es nicht einmal bemerken werden?....

…Jeder hat sich von mir abgewandt…. Nur weil ich nicht ändern kann, was ich bin… Wenn ich mir das Herz heraus reißen würde, könnte es dann besser werden?... Kann ich dann anders sein?... Geliebt werden?.... Wenn ich aufhöre, dich zu lieben, kannst du dann glücklich werden?.... Du hast mich nicht geliebt… Jedes Wort nur eine Illusion….

…Wenn ich aufhöre, dich zu lieben, werde ich auch zu sein aufhören…

Langsam wende ich das Gesicht dem Himmel zu, den Regen erwartend, gerade als würde ich hoffen, dass er alles von mir abwaschen könne. Die Vorstellung ist zu süß, zu unwirklich. Leere.

Dann wieder der Dumpfe Schmerz, Beschuldigungen an dich, an mich, an alle anderen, der Wunsch, dass es aufhören möge.

Die Finger in meinem eigenen Haar vergrabend bette ich das Gesicht auf meinen Knien, beiße die Zähne fest aufeinander, kämpfe gegen die Tränen an. Etwas Kaltes tropft in meinen Nacken, rinnt ganz allmählich hinab, versickert in meinem Oberteil. Ein weiterer Tropfen. Leises Tröpfeln.

Ganz ruhig hebe ich den Kopf, und gebe es auf, gegen die Tränen zu rebellieren. Während Regen auf mich herab fällt benetzen Tränen mein Gesicht und ein Zittern durchläuft meinen ganzen Körper. ….Du bist irgendwo hier…. Gar nicht so weit von mir entfernt…. Und dennoch darf ich dich nicht berühren, nicht die Wärme deines Körpers spüren, nicht dein Lächeln…. Soll das hier also Liebe sein?....
 

+Seichtes Licht einer flackernden Kerze

+Der kleine Vogel ist dem Käfig entkommen

+blickt mit zitternden Gliedern auf die Welt

+Die zerstörerische Hand kann dich nicht beschützen

+Die traurige Flamme zehrt an mir

+Sie soll dich zurückführen zu mir…

+….auch wenn nichts von mir übrig bleiben mag…

+Ohne dich kann ich nicht sein

From the marrow of these bones

Meinem Engelchen gewidmet *chu*

Es neigt sich dem Ende zu. Vielen Dank an alle Leser und besonders an alle Kommi-Schreiber... *kuchen-und-tee-dalass*
 

XX. From the marrow of these bones
 

……….~……….+Shinya+……….~……….
 

Noch immer liegt der Blick des Blonden auf mir, unverändert und voller Schmerz. Meine Hände krallen sich in die Laken, und mein Blick wird von Tränen so verschleiert, dass ich Kyos Gesicht nicht länger erkennen kann.

„Ich habe ihm gesagt, ich würde ihn lieben…. Aber nun kann ich es nicht mehr…. Ich kann nichts dagegen tun…. habe ihn angelogen…. ihn verletzt….“, meine Stimme ist dünn geworden und hängt doch in der Luft wie ein kalter Schleier, „wie soll ich das nur wieder gut machen?... Wie nur….“

Ich zucke erschrocken zusammen, als mein Kinn angehoben wird, zwei Hände warm mein Gesicht umfassen. Die Tränen wegblinzelnd blicke ich in seine dunklen Augen, ganz glasig von den Tränen, die über seine Wangen rinnen. „…er hat dir…. etwas angetan, oder?“

Zitternd und von einem Gefühl der Panik erfasst versuche ich das Gesicht abzuwenden, seine Hände abzustreifen, weil er mich nicht ansehen soll. …Ich kann es ihm nicht sagen…. Wie könnte ich?.... Er soll es nicht wissen, darf es nicht wissen….

„Nein…. Er hat mir nichts getan…“, bringe ich hervor, als er mich erneut dazu bringt, ihn anzusehen, in diese traurigen Augen zu blicken, die sich auf ein Neues mit Tränen füllen. „Shinya… Bitte hör auf, mir etwas vorzuspielen…. Du hast mir längst gezeigt, dass ich Recht habe…“ Ohne ein Wort zu sagen drücke ich mich an ihn und breche einmal mehr an diesem Tag in Schluchzen aus. ….Was ist das hier für eine Welt?... Muss jeder auf diese Weise empfinden?.... Warum muss ich Kyo so traurig machen?... Warum kann nicht „alles gut“ werden?...

„Ich verstehe nicht, wie er dir so etwas antun kann….“, die Arme des blonden schlingen sich enger um mich, ich spüre seinen Atem auf meiner Haut, das Zittern seines Körpers, seine Traurigkeit. …wenn ich könnte, würde ich ihn vor der Welt verbergen…. An einem Ort, an dem wir ganz für uns sein können…. Und keiner ihn verletzen kann…

„Ich werde mit dir gehen…“, das leise Flüstern des Jungen verursacht ein Kribbeln auf meiner Haut, „ich will nicht, dass er dir noch einmal zu nahe kommt…“ Vorsichtig hebe ich den Kopf und sehe, dass die Traurigkeit sich zum Teil in verzweifelte Entschlossenheit gewandelt hat. „Ich lasse dich nicht alleine….“, verspricht er leise, und legt seinen Zeigefinger auf meine Lippen, als ich etwas sagen will.

…..Ich darf nicht…. Darf es nicht annehmen, nicht so nah bei ihm sein… Sonst wird er nur verletzt werden…. Ob nun von Dai oder von mir….

Und dennoch, trotz all dieser Zweifel und meiner Angst dränge ich mich vorsichtig an seinen warmen Körper und genieße es zu spüren, wie er sich langsam entspannt, sein Atem immer ruhiger wird, und er mir durch das Haar streicht. ….In diesem Augenblick möchte ich verharren… Hier möchte ich mich verstecken, am Rade des Abgrunds, hier soll uns keiner finden….

Doch das Geräusch einer Tür, die heftig ins Schloss geschmissen wird, macht uns beiden nur allzu klar, dass wir uns hier nicht verstecken können. Das flüchtige Bild aus Eisblumen, das wir an die Scheibe gezeichnet haben, stirbt im erbarmungslosen Gluthauch. Hastig springt Kyo auf und schaltet seine Anlage ab, nimmt mich bei der Hand und zieht mich kurzerhand unter den Schreibtisch, wo wir uns wie zwei verängstigte Tiere zusammenkauern, dicht aneinander gedrängt und mir stockendem Atem, den leeren Karton als einzigen Schutz vor uns.

„Ich hoffe mein Vater hat nicht bemerkt, dass wir hier sind….“, Kyos Körper zittert entsetzlich, „es tut mir Leid, Shinya…“

Behutsam schüttle ich den Kopf und lege die Arme um ihn, stumm darauf wartend, was kommen mag.

Schritte auf der Treppe.

Schweres Atmen.

Schritte im Flur.

Vor Kyos Zimmer Stille.

Eine Hand, welche die Tür öffnet.

Nur ein flüchtiger Blick aufs Bett.

Dann wird die Tür wieder geschlossen, unsanft, aggressiv, und die Schritte entfernen sich von uns. Neben mir atmet Kyo zittrig ein und aus und lehnt sich erschöpft an mich. „Wir müssen weg von hier.“ Ich nicke und streiche ihm behutsam das Haar zurück.

Unruhig verbleiben wir noch einige Minuten in unserem notdürftigen Versteck, bevor Kyo vorsichtig unter dem Tisch hervor kraucht. Nach kurzem Zögern greift er nach seiner Jacke und seiner Tasche und hält mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen. Für den Augenblick bedarf es keiner Worte, um uns zu verständigen. Ganz leise, bei jedem Schritt den Fuß nur vorsichtig aufsetzend, bewegen wir uns durch den Flur, die Treppe hinunter und zur Tür, wo wir schnell aber lautlos in unsere Schuhe schlüpfen, um letzten Endes zur Tür heraus schleichen, die Vortreppe hinunter, auf die Straße.

Während der Zeit, da ich bei Kyo gewesen bin, hat es zu regnen begonnen, und nun spiegeln wir uns verzerrt in schmutzigen Pfützen auf dem Asphalt. Die Wolken hängen so tief, als würden sie sich dazu anschicken, auf die Erde nieder zu fallen und alles in weißen Nebel zu hüllen. Der Blick des Blonden trifft den meinen. Sein Haar ist schon jetzt ganz nass von dem Regen. Vorsichtig ergreift er meine Hand und zieht mich nahe zu sich, bringt seine Lippen an meine Wange. „Lass uns gehen….“
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Ich habe mich versteckt.

Auf der anderen Seite der Straße habe ich mich auf einen der niedrigen Äste eines Baumes gesetzt. Du wirst mich nicht sehen, wenn du zurückkommst. Du wirst nicht wissen, dass ich hier bin, hier bin und auf dich warte, geduldig, still, kalt.

Der Regen hat mich durchnässt und ausgekühlt, doch ich spüre die Kälte schon länger nicht mehr. In mir ist es ganz still, und falls ich in diesem Augenblick überhaupt etwas empfinde, so ist es Trauer.

Jetzt, wo der Himmel in Tränen ausbricht, zeigt sich, von welcher Beschaffenheit diese Welt ist. Sie ist kalt und grau und erbarmungslos und unaufhaltsam. So ist meine Welt. Mein Leben.

Nur du bist wirklich schön.

Nur du bist warm und voller Leben, das sich besonders dann deutlich zeigt, wenn ich dir wehtue. Dann kann ich sehen, dass du lebst, das Schlagen deines Herzens spüren, dein hastiges Atmen, deine Tränen. ….Verstehst du wirklich nicht, wie sehr ich dich brauche?... Wie sehr es mir nach dir verlangt?.... Kannst du so einfach von mir weggehen?...

Am Himmel tanzen eng verschlungen Wolken, getrieben vom Wind, der durch mein nasses Haar fährt, und durch meine triefenden Kleider, so dass ich unwillkürlich fröstle. Langsam kehren die Empfindungen meines Körpers zurück, und ich bewege zaghaft meine klammen Finger, fahre über meine Wange, die sich fremd anfühlt, und bemerke, dass ich furchtbar kalt bin.

In den verfärbten Blättern des Baumes flüstern die Tropfen eines neuerlichen Regengusses und ich schließe die Augen. …Wenn du mich jetzt sehen könntest, was würdest du bei meinem Anblick fühlen?... Genugtuung? Mitleid? Schuld, weil ich deinetwegen hier sitze?.... Du hast mich alleine gelassen…. Ebenso wie Kaoru…. Ich bin alleine… Ganz alleine…

Und ich beginne zu weinen wie ein kleines Kind, denn ein solches bin ich. Keiner sagt mir, warum das, was ich tue falsch ist. Immerzu bekomme ich zu spüren, dass es falsch ist, doch da ist keiner, der dem Kind sagt, wie es die Dinge richtig machen muss, damit die anderen es lieb haben, denn das ist, was das Kind sich wünscht. …Ich will, dass du mich liebst… Für alles, was ich bin…. Für jeden dieser Fehler…

Doch wie könntest du?

Im Rauschen des Regens geht mein Weinen unter, und als meine Tränen versiegen, scheint es schon, als seien sie nie geflossen. Meine Augen blicken zum Himmel auf und beobachten den Tanz der Wattegestalten.

Ein Auto fährt die Straße entlang und wirbelt Sand und Blätter in den großen Pfützen auf, so dass sie trüb und traurig wirken.

….Dieses Gefühl in mir ist so groß…. Diese Liebe für dich… Und dennoch hat es keine Bedeutung, nicht für dich, der du dich von mir abwendest. ….Was nutzt es denn zu lieben, wenn keiner da ist, dem dieses Gefühl etwas wert ist?.... Warum muss ich so leiden, wenn es für dich keinen Unterschied macht?.... Auf diese Weise will ich das Spiel nicht mitspielen…. Ich will dich für mich, und wenn ich schon nicht deine Liebe haben kann, dann deinen Körper…

….Das ist doch nur gerecht, oder?.... Ein jeder von uns beiden leidet für den anderen, wegen des anderen… Wir sind uns gar nicht so unähnlich….

Einen Moment lang werden die Wolken dünn, und Sonnenstrahlen brechen durch den Dunst, sichtbar als helle Strahlen in der Luft, glitzernd auf den Blättern des Baumes. Unendlich kalt umfängt mich der Himmel, entfacht meine Sehnsucht nach dir, ein zartes Gefühl der Angst und des Verlangens, das an der Kälte in mir nagt, und mich daran zu erinnern sucht, dass ich nicht tot bin, noch nicht.

Doch die Welt bleibt ihrer Farben beraubt.

Und schließlich sehe ich dich kommen. Das Licht schimmert in deinem weichen Haar, deine Haut ist so hell, du wirkst zu schutzlos. Doch du bist nicht alleine, bist nicht zurückgekommen, um mich zu sehen. Ein anderer Junge hält deine Hand, tastet sich mit dir zaghaft vorwärts, zur Auffahrt der Nummer 13 hin, und sein erleichterter Blick bringt dich zum Lachen.

Kyo streicht dir das Haar aus dem Gesicht. Ihr seid beide nass vom Regen.

Du ziehst ihn zu dir.

Legst deine zierlichen Arme um seinen Körper. Ich sehe ihn noch lächeln.

Die Welt versinkt. Der Regen kehrt wieder.

Ich löse mich aus meiner Position, setze die Füße auf den Boden, gehe auf ihn zu, auf dich zu, dich, den ich liebe, spüre meinen eigenen Herzschlag nicht, nicht mein eigenes Atmen.

Ich höre nur deinen verängstigten Ausruf, als ich Kyo an den Haaren packe und von dir wegziehe.
 

……….~……….+Shinya+……….~……….
 

Wir haben gedacht, er sei nicht hier, der Regen habe ihn vertrieben.

Ich bin so froh darüber gewesen, so froh, dass ich ihm für den Augenblick nicht in die Augen sehen musste, und so froh, dass Kyo nichts passieren konnte. Ohne darüber nachzudenken habe ich ihn umarmt, meinen guten Freund, der jetzt unter einem Tritt zu Boden geht.

„Kyo!“, schreie ich auf und will zu ihm laufen, um ihm aufzuhelfen. Ich will nicht, dass Dai ihm weiter wehtut, und will ihn vor ihm beschützen. Der Rothaarige hebt kurz den Blick und sieht mich aus glasigen Augen an, bevor er erneut zutritt.

„Hör auf!“, meine eignen Worte hallen in meinen Ohren nach, als ich versuche Dai von Kyo wegzuzerren. Der Blonde versucht sich aufzurichten, als Dai ihn in der Seite trifft, wortlos, ohne Emotion. „Aufhören!“ Doch ich werde nur zurückgestoßen, stolpere rückwärts, falle.

Der Junge, der mich zu lieben behauptet, beugt sich zu dem Kleineren hinunter und fasst ihm in das helle Haar, zwingt ihn auf diese Weise, ihm in die Augen zu sehen.

„Warum hast du nicht einfach auf mich gehört?“, seine Stimme ist leise und von einer namenlosen Trauer durchzogen, „Warum konntest du nicht einfach auf mich hören? Ich wollte doch nur ihn… Und jetzt hast du ihn mir weggenommen…“, die zitternde Hand löst sich aus seinen Haaren. „Und dabei wollte ich ihm doch nie so wehtun…“

Ein Schrei zerreißt die Stille als Dai zutritt, und die Hand des anderen unter seinem Schuh zu zerdrücken scheint. Nun bin ich es, der aufschreit und sich auf die Füße kämpft. Ein Tritt trifft Kyo im Gesicht, kurz bevor ich bei ihm bin, und mich über ihn dränge, seinen Körper so gut es geht mit dem meinen schützend, die Arme fest um ihn geschlungen. Er ist ganz still während ich seinen Namen wimmere.

Eine Hand legt sich ganz sanft auf meine Schulter, um mich unmissverständlich nach hinten zu ziehen. „Shinya, geh da weg“

„Nein!“, ich wische seine Hand weg und sehe ihn wütend an, „Lass ihn in Ruhe! Er hat nichts getan!“

Mein Gegenüber legt den Kopf schief. „Komm zu mir zurück…. Dann lasse ich ihn gehen.“
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

In deinen Augen sehe ich das Widerstreben, als du den Blonden vorsichtig freigibst, und dich aufrichtest. …Endlich…. Jetzt habe ich dich zurück….

Ungestüm ziehe ich dich in meine Arme. Du gehörst nur mir. Dein Körper ist zierlich und warm. Du zitterst.

Erst als ich dich küsse, sehe ich deine Tränen und den Ausdruck in deinen feuchten Augen. Du hast Angst. Nur deshalb lässt du es zu, dass ich dich berühre. Weil du ihn schützen willst, erwiderst du den Kuss und siehst mir in die Augen. Bittend. Ängstlich.

Es geht dir nur um Kyo.

Starr lasse ich dich los, sehe dich an, suche verzweifelt nach einem Rest von Zärtlichkeit oder Zuneigung, einem Aneichen von Vergebung. Doch ich weiß, dass du mir nicht vergeben wirst. Dass du mich nie wieder aus freien Stücken berühren wirst, keine Verzückung bei den Berührungen meiner Lippen mehr spüren wirst. Ich habe alles verloren.

Die Geräusche meiner Schritte sind gedämpft in meinen Ohren, als ich zurück trete, dich immerfort ansehend, bis ich einige Meter von dir entfernt stehe. Den Blickkontakt brechend kniest du wieder neben Kyo nieder, und richtest ihn vorsichtig auf. Behutsam. Ganz behutsam.

Schweigend wende ich mich ab und gehe davon. Langsam, denn ich weiß nicht wohin, nicht wozu. In mir ist es leer und keine Farbe begegnet mir auf meinem Weg.
 

+ Kalter Regen brennt auf meiner zerrissenen Haut

+ Ein leerer Käfig, den ich umarme…

+ ….Während Dornen meine Haut weiter zerfressen

+ Für mich gibt es keinen Trost

+ Das ferne Singen des Vogels nährt meine Qual

+ Wer beschützt mich?

+ Wer kann mich retten?

+ Wer wird mich lieben?

Where the blind birds go

Allen gewidmet, die bis hier her gekommen sind
 

XXI. Where the blind birds go
 

……….~……….+Shinya+……….~……….
 

“…Ist er noch da?”

Ängstlich und am ganzen Körper zitternd hebe ich den Kopf. Die Straße ist vollkommen leer und es gibt nichts mehr, das noch daran erinnert, dass Dai bis vor wenigen Sekunden hier gewesen ist und es würde mir nur wie ein Albtraum scheinen, wenn da nicht Kyos geschundener Körper wäre, der unter meinen Berührungen schmerzerfüllt zusammen zuckt. …Warum?... Wie konnte er das einfach so tun?... Ihm so wehtun?....

„Ist bei dir alles in Ordnung, Shinya? Alles noch heil?“, will der Blonde wissen, während er sich ganz langsam aufrichtet. „Mir ist nichts passiert….“, hauche ich leise und versuche bei seinem Anblick nicht sofort wieder in Tränen auszubrechen. An seiner Stirn ist die Haut abgeschürft, eben so an seiner Wange und an seinen Händen. Sein rechter Handrücken verfärbt sich bereits blau, und ich habe Angst, dass es unter seiner Kleidung verborgen noch mehr solcher Stellen gibt. ….Ich wünschte Dai hätte das hier mit mir getan und nicht mit ihm… Es ist schließlich nur meine Schuld…. Warum sieht er denn nicht, dass Kyo gar nichts getan hat, nie etwas tun wollte um ihn zu verärgern…

Der Kleinere vor mir ist ganz still und starrt mit leerem Blick auf das Nasse Pflaster. Ich weiß nicht, was ich sagen oder tun soll, nur dass mir alles so Leid tut, und ich nicht will, dass noch mehr passiert.

Nach unendlichen Minuten ziehe ich ihn schließlich vorsichtig auf die Füße helfe ihm dabei die Treppe zu meiner Wohnung zu erklimmen. Die Ganze Zeit über sprechen wir kein Wort, und auch als ich ihn auf meinem Bett absetze, bleibt er weiter stumm. „Ich… Ich besorge dir etwas um deine Verletzungen zu versorgen, in Ordnung? Ich bin gleich wieder da…. Ich muss nur zur Apotheke, und….“, er hält meine Hand fest und sieht mich traurig an.

„Geh nicht…. Es ist nicht nötig oder viel mehr… Ohne Bedeutung und am Ende doch egal…“, er lacht und beginnt schließlich zu weinen. „Ich kann einfach nicht mehr, Shinya…. Jeder Tag, jede Minute ist mir unerträglich… Alles, was in meinem Leben noch wichtig ist, ist mit dir zusammen zu sein… Und selbst das tut weh…. Bevor du da warst, war es nicht ganz so schlimm, und doch noch viel unerträglicher…. Toshiya ist kein Halt für mich… Obwohl ich weiß, wie sehr er mich mag, und wie wichtig ich ihm bin. Es ist einfach nicht genug um mich hier zu halten…“

Das Blut pocht mir in den Ohren, als ich ihn sanft umfange, meinerseits von ihm eng umschlungen. „Es tut mir Leid…. Ich wollte das nicht. Nicht, dass es dir noch schlechter geht….“, flüstere ich halblaut. …Wäre ich ihm doch nie begegnet… Ich bringe nur Unglück…. Bin es nicht wert hier zu sein…

Kyo schüttelt den Kopf und drückt sich an mich. „Ich bin wirklich froh, dich getroffen zu haben. Aber… Shinya ich… So wie jetzt kann ich nicht weiter machen. Darum werde ich…. gehen….“ Mein Herz setzt mit dem Schlagen aus nur um Sekundenbruchteile später heftiger den je zu pulsieren. Ein taubes Gefühl macht sich in meinem Brustkorb breit und verengt mir den Hals.

„Was meinst du damit?“ …Ich weiß längst, was er meint…. Tief in mir weiß ich es, doch ich will es nicht wahr haben…

…Kalt….

….So kalt…

….Er will nicht einfach nur gehen, oder?....

Fast schon unsanft zwinge ich ihn dazu, mich anzusehen. Der Blick aus seinen dunklen Augen bringt mich um den Verstand. …Bitte nicht…

„Es gibt in dieser Welt keinen Ort, an dem ich sein kann. Keinen Ort an dem ich sein will. Wenn ich alleine bin überkommt mich die Gewissheit, dass es für mich keine Zukunft gibt. Dass ich niemals anders empfinden werde und das Leben kein Glück für mich vorgesehen hat… Ich will nicht mehr weiter kämpfen, Shinya…. Ich bin müde und habe kein Ziel, das ich erreichen könnte….“

Sanft, unendlich vorsichtig, streiche ich über seine von Tränen nasse Wange, den Blick nicht von ihm abwendend.

„Dann nimm mich mit“

„Nein!“, er schüttelt heftig den Kopf und sieht mich aus großen Augen verzweifelt an, „Ich möchte nicht, dass du so endest….“

„Und ich will auch nicht, dass du auf diese Weise gehst…“, lächle ich zärtlich und ziehe ihn wieder zu mir. Es fühlt sich komisch an. Meine Worte sind mein Ernst. Ich würde mit ihm gehen. Ich habe keine Angst davor zu sterben. Doch das Alleinsein macht mir Angst.

„Da wo du bist, will auch ich sein. Egal wohin, ich folge dir….“ Erneut will der den Kopf schütteln, mir sagen, dass er es so nicht akzeptieren kann, doch ich verschließe seine Lippen zaghaft mit den meinen. „Ich lasse dich nicht gehen…. Nicht alleine….“
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Nun, da der Regen aufgehört hat, bin ich endgültig alleine.

Ich habe dich verloren, den einzigen Menschen, den ich geliebt habe, und auch Kaoru, der sonst immer für mich da gewesen ist. Vielleicht wäre alles ein wenig anders ausgegangen, wenn ich schon vorher erkannt hätte, dass er in all den Jahren immer mein Zufluchtsort gewesen ist, und der einzige Ort, an den ich immer zurückkehren konnte. Die einzige Zuflucht in einer Welt, die vollkommen aus den Fugen geraten ist.

…Also warum bin ich noch hier?.... Was habe ich für einen Grund noch zu bleiben?.... Die ganze Zeit über habe ich dir wehgetan… Immer wieder… Darum brauche ich mich nicht darüber zu wundern, dass du dich von mir abgewandt hast… Kyo wird nicht so zu dir sein…. Gewiss nicht…. Er wird dich beschützen, das für dich sein, was ich nicht sein konnte, obwohl ich es sein wollte…

Der Himmel über mir klart auf und Sonnenlicht glänzt auf den nassen Blättern von hohen Bäumen. Es wird langsam Abend und ich wünsche mir das Morgen nicht erleben zu müssen. Ich weiß jetzt, dass alles, was ich getan habe, falsch gewesen ist, und dass ich der eigentliche Schuldige bin. Nicht Kyo. Nein. Kyo hat nichts falsch gemacht.

Er wollte dich vor mir beschützen.

Und es ist gut, dass er jetzt da ist.

…Vielleicht ist es auch deshalb gut, dass ich da bin…. Durch mich bist du ihm so nahe gekommen…. Weil du dich vor mir verstecken musstest, oder?.... War es so?.... Dann hatte meine Existenz einen Sinn… Doch nun ist meine Rolle in diesem Stück zu Ende und ich werde einfach verschwinden…

Zittrig einatmend blicke ich dem Himmel entgegen. Am Horizont verfärbt sich der Himmel langsam rot. …Ich muss einfach nur einsehen, dass es so ist… Welchen Sinn hat es auch, sich gegen etwas zu widersetzen, das im Grunde des eigenen Herzens schon so klar ist?...

Ich weiß jetzt, was zu tun ist.

Es ist nicht viel.

Ganz einfach.

Vielleicht sogar bedeutungslos.

Es gibt nur noch sehr wenig zu tun.

Aber ich habe Zeit. Ich muss mich nicht eilen. Meine Eltern sind ohnehin nicht zuhause.

In einem Baumarkt kaufe ich einen Cutter. Einfach so. …Seltsam…. Ich hatte es mir schwieriger vorgestellt…. Verzerrt grinsend verstaue ich den Gegenstand in meiner Tasche und wende mich dem Weg zu, der mich nachhause führen wird. …Na ja… Zuhause kann man das eigentlich ohnehin nicht nennen… Wie meine Eltern wohl darauf reagieren werden?... Wahrscheinlich werden sie sich vor den Nachbarn schämen und gleich ein paar Mal umziehen…. Krokodilstränen vergießen…. Und behaupten, dass sie keine Schuld an diesem tragischen Ereignis tragen….

Du wirst bestimmt weinen. Auch wenn du mich hasst. Du kannst einfach nicht anders. Du ist viel zu sanft… Viel zu lieb…. Ich liebe dich Shinya… Und darum werde ich jetzt gehen….

Dunkel und einsam steht das Haus meiner Eltern an seinem ihm angestammten Platz vor einem glühenden Abendhimmel. Schweigend halte ich inne, warte, bis die Sonne hinter Dächern und vereinzelten Baumwipfeln verschwunden ist, in hunderten von unendlich weichen Farben, und freue mich, dass mein letzter Sonnenuntergang so wunderschön gewesen ist.

Komischer Weise fühle ich kaum etwas während ich in mein Zimmer trete und mich an den Schreibtisch setze, um noch zwei letzte Briefe zu verfassen.

Einen an Kyo und dich.

Um mich zu entschuldigen.

Mich bei dir zu bedanken.

Dir zu sagen, dass ich dich liebe.

Und ihm zu sagen, dass er bitte auf dich aufpassen soll. Dich bitte nicht alleine lassen soll. Dass ich mir wünsche, wir hätten uns auf anderen Wegen kennen gelernt, so dass wir vielleicht sogar Freude geworden wären.

Und den letzten an Kaoru. Meinen Kaoru.

Erst jetzt kommen mir die Tränen und ich sehe kaum noch was ich schreibe.

„Ich habe mich furchtbar ungerecht verhalten. Du musst mir nicht verzeihen.

Du bist immer für mich da gewesen.

Es tut mir Leid. Bitte vergiss mich schnell.

Weine nicht um mich. Sieh nicht zurück.

Ich habe dich sehr lieb.

Lebe wohl Kao…“

Mir ist, als würde ich bereits in dem Moment sterben, da ich die Briefe sorgfältig zuklebe und adressiere, um letzten Endes noch eine Briefmarke darauf zu kleben.

Als Toter wandle ich ein letztes Mal durch die nun dunklen Straßen zur Post, wie um sicher zu gehen, dass beide Briefe wirklich dort ankommen. Ich gebe sie ab.

Nun ist mein Ende endgültig besiegelt.

Ich lächle den Mann hinter dem Postschalter an und verlasse ungeachtet seiner Verwirrung das Gebäude. …Nur noch eins ist zu tun… Dann wird es vorbei sein…
 

……….~……….+Shinya+……….~……….
 

Kyo hat die ganze Zeit geweint, doch nun ist er ganz still und atmet ruhig, an meine Schulter gelehnt.

Meine Finger halten seine umschlungen und er lächelt als ich ihn sanft mit der Nase anstupse.

„Ich weiß nicht wie… aber so lange du bei mir bist, werde ich versuchen weiter zu machen. Ich weiß jetzt, dass ich dich einfach nicht allein lassen darf…. Darum bleibe ich…“

„Danke…“, ich versuche nicht gegen die Tränen anzukämpfen, die mir nun über die Wangen rinnen. …Ich bin nicht mehr alleine… Ich habe mein Zuhause gefunden.

Seine Lippen streifen meine Wange. Ich wage es nicht darüber nachzudenken, wie lange das hier gut gehen kann. Ebenfalls versuche ich nicht daran zu denken, wie mein nächstes Zusammentreffen mit Dai aussehen wird. …Kyo hat längst schon genug mitgemacht… Ihm darf nicht noch einmal so etwas zustoßen… Beim nächsten Mal werde ich ihn beschützen… Ob nun vor Dai oder vor seinem Vater… Ab jetzt bin ich für ihn da…

Ohne Vorwarnung werde ich in die Matratze meines Bettes gedrückt und Kyo kuschelt sich von der Seite zaghaft an mich. Ich muss lachen und lege meinen Arm um ihn. „Ich mag dich sehr, Shinya….“, murmelt der Blonde leise, „Ich kann gar nicht sagen wie sehr….“ Es fühlt sich schön an, so nah bei ihm zu sein, und zu spüren, wie sich sein Brustkorb beim Atmen leicht hebt und senkt. Obwohl die Situation so verfahren ist, und ich selbst nicht weiß, wie ich den nächsten Tag noch überstehen soll, fühle ich mich glücklich und geborgen. Als könne uns hier niemand auf der ganzen Welt etwas antun.

…Wie schön es wäre, wenn wir für immer so bleiben könnten…. Ich weiß, es ist unmöglich, ebenso wie Kyo es weiß…

Und dennoch klammern wir uns beide gleichermaßen an diesem Gedanken, bis zu dem Moment, da es laut an der Tür schellt. Wir haben Besuch, und dass Kyo ebenso heftig zusammenzuckt wie ich, beweist mir, dass er so wie ich fürchtet, dass es erneut Dai sein könnte.

Nichts desto trotz steht der Blonde langsam auf und hilft mir auf die Füße. Zittrig wie zwei neugeborne Lämmer nähern wir uns der Freisprechanlage der Klingel und ich betätige den großen Knopf neben dem Lautsprecher.

„Guten Abend?“, meine Stimme hört sich furchtbar an.

„Ich bin’s, Kaoru!“, der Tonfall in dem Dais Freund spricht ist nicht minder panisch als meiner, „Ist Dai bei dir?“

„Gewesen. Aber jetzt ist er weg…“, antwortet Kyo an meiner statt.

Kaoru schluchzt auf. „Ich kann ihn nirgends finden. Als ich vorhin bei ihm war, ist er nicht da gewesen. Er antwortet nicht auf meine Anrufe, weder am Telefon noch am Handy. Ich weiß nicht was los ist. Ich mache mir Sorgen…“

Einen kurzen Blick mit Kyo tauschend schnappe ich nach meiner Jacke. „Warte einen Augenblick, Kaoru, wir kommen zu dir runter…“
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Mein Handy hat lange Zeit geklingelt, doch ich habe es nicht beachtet, ebenso wenig die das Haustelefon. Dort rufen ohnehin nur Leute an, die meine Eltern sprechen wollen. Meine Eltern… Wie verachtungswürdig sie sind.

Ich sitze im Badezimmer. Hinter mir tropft Wasser vom Hahn in eine Befüllte Badewanne. Der Klassiker. Was anders fällt mir dazu nicht ein.

Das Licht brennt noch. Es ist unangenehm in den Augen, und doch schalte ich es nicht ab. Ich rühre mich nicht. Für mich hat Zeit keine Bedeutung mehr.

Mir ist kalt. Ich beginne zu Zittern.

…Es…. Ist nun… Zeit…

Ich hebe den Cutter auf, der schon seit einer geraumen Weile neben mir liegt. Irgendwie sieht er unscheinbar aus. Er lässt nicht darauf schließen, was gleich passieren wird.

Das Wasser in der Wanne ist lauwarm. Angenehm und gleichzeitig auch nicht. Meine Kleidung saugt sich mit Wasser voll während ich mich langsam niederlasse, nachdenklich meine Handgelenke betrachtend. …Wie viel Kraft es wohl braucht?.... Meine Hand ist ruhig als ich das Metall meiner Haut nähere. …Irgendwie… ist es beinahe bedeutungslos…

Ich setze an. Drücke auf. Eine schnelle Bewegung. Schmerz.

Ein tiefer Schnitt.

Blut.

Wasser, das sich langsam einfärbt.

Kalt. Ich lächle.

Ich habe nicht die Kraft die Klinge auch am anderen Arm anzusetzen.

Ich lasse mich einfach fallen.

…Lebt wohl...
 

+Kalte Nachtluft

+Fallende Sterne

+Ein Opfer für den Liebsten

+Nur ein weiterer blinder Vogel

+Erkenne den Käfig, der dich beengt…

+Ein ungehörter Schrei

+Morgenrot

+…Alleine können wir nicht überleben…

+Folge dem Pfad, den blinde Vögel gehen…

+…Ganz allein
 

……….~……….+Shinya+……….~……….
 

Als Kaoru Kyo gesehen hat, ahnte er bereits, was passiert war.

Wortlos hat er sich erzählen lassen, was vorgefallen ist, und auch jetzt ist er noch ganz still.

„Ich bin mir sicher, dass er das so nicht gewollt hat…“, bringt er endlich leise hervor. „Ich weiß…“, flüstere ich, obgleich ich nicht sicher bin, ob er zu mir oder nur zu sich selbst gesprochen hat.

„Ist er schon immer so gewesen?“, will ich zaghaft wissen. Kaoru lächelt. „Ja… Er war schon immer recht besitzergreifend und wenn er etwas wollte so beharrlich wie ein kleines Kind ohne Sinn für mögliche Konsequenzen. Früher war er nur bei mir so. Und es war in Ordnung für mich. Weil ich ihn liebe…“

Bei seinen letzten Worten verkrampft sich mein gesamtes Inneres, und neben mir zuckt Kyo merklich zusammen. …Aber warum?.... Ich bin mir sicher, Dai ist sich dessen überhaupt nicht bewusst…

Mitgefühl drückt auf meine Kehle und es ist mir unmöglich etwas zu sagen, während ich Tränen in meinen Augen brennen spüre. „Mach doch nicht so ein Gesicht, Kleiner… Ich habe mich längst damit abgefunden, dass ich nur ein Freund für ihn sein kann, und darum werde ich mich stets bemühen eine Stütze und ein Zufluchtsort für ihn zu sein. …Heute… ist mir das nicht gelungen, und darum werde ich jetzt weiter nach ihm suchen…“, er lächelt traurig.

„Kann ich dir dabei helfen?“, fragt Kyo, noch bevor ich es kann, doch der Junge mit den violetten Haaren schüttelt den Kopf. „Bleibt ihr lieber hier und ruht euch aus. Ich rufe euch an, wenn ich ihn gefunden habe…“

Es fällt mir schwer zu nicken und nicht zu widersprechen. „Wenn du sonst bei irgendetwas Unterstützung brauchst, kannst du dich ebenfalls jeder Zeit melden….“, erkläre ich bemüht ruhig.

„Danke….“, er verbeugt sich und wendet sich ab.

…Er hat es die ganze Zeit über so schwer gehabt…. Auch wegen mir….

Ich verberge mein Gesicht an Kyos Schulter. Ich sehe nicht, wie das hier jemals gut ausgehen könnte.

„Lass uns rein gehen, Shinya… Es ist kalt….“, langsam nickend lasse ich mich von dem Blonden bei der Hand nehmen und in meine Wohnung führen. Da wir uns seitdem wir hier her gekommen sind, nicht umgezogen haben, so dass unsere Kleider an unseren Körpern getrocknet sind, fürchte ich ohnehin, dass wir uns beide erkälten werden. In Anbetracht der Umstände ist diese Erkenntnis jedoch kaum von Bedeutung.

Dennoch verfrachte ich Kyo in ein warmes Schaumbad und brühe mir, während ich mich umziehe, einen heißen Tee auf. Ich spüre die Hitze an meinen Fingern kaum, als ich mich samt Tasse in einer Ecke des Wohnzimmers unter einer Decke zusammen kauere. Dieselbe Decke, unter der ich noch vor so kurzer Zeit mit Dai gesessen habe. Alles in diesem Raum erinnert mich an ihn. …Ich hasse ihn nicht… Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn… Schließlich bin ich Schuld an allem…

Mit zusammengebissenen Zähnen verbiete ich mir weitere Tränen. …Es hilft nichts, wenn ich weine… Kyo wird sich dann nur Sorgen machen…

Um mich abzulenken und mir vorzuspielen, dass alles in Ordnung ist, nippe ich an dem Tee, lasse die Tasse jedoch fast fallen, weil die Flüssigkeit so heiß auf meinen Lippen ist. …Wie soll es jetzt noch weiter gehen?.... Wie kann es jetzt noch weiter gehen?.... Ich verstehe das alles nicht…. Es ist viel zu viel… Was ist, wenn Kyo es doch nicht aushalten kann?.... Wenn ich ihn ebenso verletze wie Dai…

Nun weine ich doch. Vor Angst.

Eine Hand berührt mich sanft und entwendet mir den Tee um ihn ein Stück weit von mir entfernt auf dem Boden abzustellen. Kyos Arme umfangen mich schützend und voller Zärtlichkeit.

Mühevoll unterdrücke ich das Zittern meines Körpers und mein Schluchzen. „Passen die Sachen?“, versuche ich abzulenken, erneut versucht so zu tun als sei alles in Ordnung. „Ist schon Okay…“, flüstert er leise an meinem Ohr, „Du brauchst dich nicht zu verstellen. Weine ruhig, wenn dir danach ist. Ich bin bei dir….“ Seine Worte lassen jeden Rest meiner Selbstbeherrschung zerbröckeln und ich klammere mich ängstlich an ihn.

Aus dem Nichts heraus klingelt das Telefon.

Kaoru klingt hoffnungslos, vollkommen aufgelöst.

„Ich habe ihn gefunden“
 

+Vielleicht gibt es keine Rettung für uns

+Vielleicht sind wir ganz alleine zum Scheitern verurteilt

+Doch mit dir an meiner Seite will ich es noch ein weiteres Mal versuchen

+Darum verlasse mich nicht…

+Lass uns unseren eigenen Weg gehen

+Zwei kleine Vögel aus einem geborstenen Käfig…

Epilog

Epilog
 

.....~+~…..Kaoru.....~+~…..
 

….Dai ist noch immer nicht aufgewacht…

….Heute werden wir wieder zu ihm fahren…

Wie an den letzten Sonntagen zuvor treffe ich mich mit Shinya und Kyo an der Bushaltestelle unfern der Schule. Heute ist auch Toshiya gekommen. Er hat mir wirklich geholfen in den vergangenen Wochen und mich, ohne dass ich ihn darum bitten musste, immer wieder aufgebaut, obwohl er ohnehin schon so viele Sorgen mir Kyo gehabt hat, und wir uns ja eigentlich nur flüchtig kannten. Ich lächle ihn dankbar an und wende mich zu Shinya und Kyo, die beide unausgeschlafen, aber zumindest besser als in jener Nacht vor Sieben Wochen aussehen.

Weil im Badezimmer das Licht brannte als ich in besagter Nacht noch einmal bei Dai vorbeigeschaut habe, bin ich panisch geworden und habe im Wohnzimmer eine Scheibe zertrümmert, um ins Haus zu gelangen. Es war nur ein Gefühl gewesen, eine furchtbare Vorahnung, die ich nicht zu glauben wagte, die sich aber dennoch als wahr herausstellte.

Selbst hunderte von Worten könnten nie beschreiben, was ich in diesem Moment gefühlt habe, als ich ihn im gelben Licht der Deckenlampe gefunden habe, still und bereits wie tot in der Badewanne liegend.

Das Wasser war bereits rot von seinem Blut gewesen und ich habe ihn aus dem Wasser gezerrt und sein Tuch auf seinen Arm gepresst. Da mein unsanftes Eindringen die Polizei auf den Plan gerufen hatte, traf diese noch vor dem Krankenwagen ein, denn ich mit zitternder Stimme rief.

Sie haben sein Leben gerettet, er schwebt schon lange nicht mehr in Lebensgefahr.

Aber aufgewacht ist er noch nicht.

Schweigend warten wir auf den Bus.

Bereits als wir uns zum ersten Mal im Krankenhaus getroffen haben, habe ich Shinya gefragt, ob er Dai verzeihen kann, und er hat genickt und ist in Tränen ausgebrochen. Obwohl ihn eigentlich keine echte Schuld trifft, macht er sich unablässig Vorwürfe, ebenso wie Kyo.

Nichts ist mehr wie zuvor.

Die Erde dreht sich unbekümmert weiter, obwohl meine Welt endgültig zerbrochen ist. Doch ich gebe nicht auf.

Seit Sieben Wochen habe ich nur noch einen Wunsch.

Dass Dai zu uns zurückkommt.

Es gibt noch Hoffnung. Dass spüre ich ganz genau.

Und so lange wir uns hier wie an jedem Sonntag treffen, weiß ich, dass auch die anderen noch hoffen und noch nicht aufgegeben haben zu leben.

….Vielleicht kann Dai das spüren….

…Vielleicht kommt er zurück zu uns….

Ruckelnd und quietschend kommt der Bus vor uns zum Stehen.

…Vielleicht wird er mich schon heute ansehen, damit ich ihm sagen kann, dass ich ihn an meiner Seite will…. Dass ich ihn liebe….
 

+Meine zerrissenen Schwingen umarmen den Horizont…

+…Umfangen dich ganz sanft…

+Auch wenn du mich nicht siehst, ich bin da….

+…Ein stilles Lied für dich singend

+…Dir sagend, dass ich dich mag…

+Ich höre nicht auf zu hoffen, dass du mich eines Tages hören wirst

+…Das ist die Hoffnung, die mir bleibt

+Wieder und wieder
 


 

Little bird in a cage - Ende



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (74)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8]
/ 8

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Wheel_of_Fortune
2008-03-16T16:59:34+00:00 16.03.2008 17:59
Seit langem habe ich mich nicht mehr hier gemeldet...
Es kommt mir wie gestern vor, da steckte die FF noch in den Kinderschuhen...
Und nun ist sie zu Ende...
Wie schnell die Zeit doch vergeht.

Ich hatte Recht, was Kaoru und seine Gefühle für Die angeht, er hat ihn wirklich geliebt, auch als er wusste, dass er für ihn nie mehr sein wird als ein Freund. Unvorstellbar ist es da, dass er Shinya hilft, demjenigem, den er hassen oder wenigstens nicht mögen müsste.
Dennoch...
Kaoru hat ihm geholfen, weil er Die kannte, von seinem Besitzanspruch wusste.
Er hat das Leid anderer über seines gestellt, auch wenn er damit viele Gelegenheiten ausgelassen hat Diefür sich zu gewinnen.
Damit ist er für mich einer der Charaktere aus der Geschichte, der am wenigsten an sich denkt

Shinya und Kyo...
So viel haben sie gemein, auch wenn sie auf den ersten Blick verschieden wirken.
Beide wurden von ihren Vätern gehasst, beide haben ihre Mütter verloren, beide wurdem dem beraubt, was ihnen am meisten bedeutet hat.
Ich finde es schön, dass sie nun Seite an Seite leben können, nach allem was sie erduldet haben.
Ich gönne es ihnen ehrlich von ganzem Herzen. ^^

Es klingt seltsam, aber am Ende empfand ich Mitleid für Die.
Vom Geiste her war er wirklich wie ein Kind, dem man gesagt hat, dass es etwas falsch macht, dem man aber nie gezeigt hat wie man etwas richtig macht.
Auf mich wirkte er einfach nur verwirrt...
Und enttäuscht, da er glaubte, dass alle, die ihm etwas bedeuten, ihm nur Lügen erzählt hätten.

Ich finde es gut, wie du die Geschichte beendet hast, es sag zwar aus, als wenn Die sterben würde, aber indem das Ende offen ist kann jeder selbst entscheiden wie es weitergeht.
Außerdem möchte ich mich für diese Geschichte bedanken, ja, bedanken, weil es für mich immer schöön war sie zu lesen, trotz dass ich sehr mit den Charakteren mitgefühlt habe.
Dein Schreibstil ist einfach unvergleichbar, weil du durch diesen einfach die Menschen dazu bringen kannst unterschiedliche Dinge zu fühlen.
Mich würde es freuen wieder irgendwann eine Geschichte von dir zu lesen, aber ich habe ja noch nicht alle deine Werke durch. ^^

*dich ganz doll knuddelt*
Dein Wölfchen
Von:  Lich
2008-03-06T16:37:27+00:00 06.03.2008 17:37
wah *O*
und zuende is die ff <3333
T.O.L.L (。・O・。)~
Und keiner is gestorben TToTT
..
man du kannst so gayl schreiben ♡
Wie ich schonmal gesagt habe XD
du könntest drama autorin werden o(≧∀≦)o
immer weiter so <3
da miu ^//^
Von:  Lich
2008-02-01T21:59:54+00:00 01.02.2008 22:59
wah TToTT
wieder mal voll toll geschrieben *^*
mach schnell weiter |D
wünschte die geschichte würde länger sein T.T
aber naja kann man nix dagegen machen ;D

wah würdest du für mich auch mal ne geschichte mit kyo und shinya schreiben *O*~
aber mit happy ending =P

dein treuer fan <3
miu |D
Von:  Lich
2008-02-01T20:56:12+00:00 01.02.2008 21:56
heißt des das die geschicht bald zuende ist TToTT?
wegen den 59% ?
Von:  Lich
2008-01-21T18:40:16+00:00 21.01.2008 19:40
wah *O*~
wieder voll toll <333
was wohl jetzt aus shinya und kyo wird o.o (lieblings pairing <33)
und mit dai |D??
mach schnell weiter x3
lg des miu
Von: abgemeldet
2007-12-03T18:54:41+00:00 03.12.2007 19:54
So~ jetzt komme ich endlich mal dazu einen Kommentar abzugeben>____> gomen nasai das es solange gedauert hat...ich bin wirklich ein unmögliches Raptor.

*schnüf* Dieses Kapitel hat mich wieder einmal an den Rande eines Heulkrampfes getrieben....die Sache mit Kyos Katzen und das mit Shinyas Leben....und deren beiden Leben überhaupt...*doppelschnüf*...du hast das wirklich sehr gut beschrieben, und ich vergöttere nach wie vor deinen Schreibstil...*verbeug*...mach bitte weiter so.

Du schreibst immer so anschaulich, dass man das Gefühl hat man würde im Raum stehen, und die Szenen beobachten...

...Ich freue mich schon auf das nächste kapitel...*kiss*

Love ya~

Yours Raptor
Von:  Lich
2007-11-30T19:43:29+00:00 30.11.2007 20:43
hui is geht weiter *~*
und das kappi is auch wieder voll toll <3
shin & kyo 4 evaaa XD *sabba*

mach schnell weiter *_*
baikii
des miu x3
Von:  Wheel_of_Fortune
2007-07-26T14:00:36+00:00 26.07.2007 16:00
Hi Schäfchen.
Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast, dass du ein neues Kapitel hochgeladen hast, mit so etwas hätte ich kurz vor meiner Abreise nicht gerechnet.

Kaoru hat mich im ersten Moment in dem Kapitel überrascht, mit seiner kühlen Art, mit der er Dai behandelt hatte. Sie stand ganz im Kontrast zu seinem gewöhnlichem Verhalten, wenn er in Dais Nähe war.
Zuerst wusste ich auch nicht, was er mit dem bezwecken wollte, ich dachte anfangs es wäre wegen seinen Gefühlen zu Die, dass er versucht die beiden zu trennen. Aber als er Shinya dann begleitet hat und ihm versprochen hat zu schweigen, da begriff ich, dass er ihm helfen will.
Vielleicht ist meine erste Vermutung auch nicht so ganz falsch und Kaoru will aus der Sache seinen eigenen Nutzen ziehen. Obwohl, es ist nicht ganz klar ob er Die für sich nicht schon aufgegeben hat oder nicht, das erfahren wir aber wohl oder übel später.

Danke, dass du mich wegen der Sache mit Asagi aufgeklärt hast, nun kann ich Shinya etwas besser verstehen.
Shinya ist immer noch etwas unentschlossen, wie es mir scheint.
Zuerst zögert er Kyo zu Hilfe zu eilen, aber dann scheint er wohl zu begreifen, dass er nun nicht mehr zurückkann.
Nebenbei gesagt, ich bin froh, dass Shinya Kaoru begegnet ist, wenn es nicht so gewesen wäre, hätte Shinya seinen Plan wohl wieder verworfen.
Er war ja bereit zu gehen, aber trotzdem hatte er noch Zweifel. Kaoru kam da gerade zur rechten Zeit, er hat die letzten Zweifel vertrieben mit dem Versprechen Dai nicht zu verraten wo Kyo lebt.
Ich bin schon jetzt gespannt darauf, was geschehen wird, wenn Shinya bei Kyo ist.

Tja, nun ist die Katze aus dem Sack und Die mehr als wütend.
Wobei, wütend allein würde nicht den Zustand beschreiben, in dem er sich im Moment befindet. Er fühlt sich zugleich verraten, da Shinya ihm gegenüber sein Versprechen nicht gehalten hat, zornig, da er seines Vögelchens beraubt wurde, und letztendlich verzweifelt und traurig, da er sehr große Angst um "seinen" Shinya hat.
Bei diesem vielen Emotionen wundert es mich, dass er Toshiya einfach gehen lässt, aber es war bestimmt im ersten Moment die Verwirrung, die ihn dazu veranlasst hat ihn gehen zu lassen. Er hatte gedacht, dass er die Information mitttels Drohung aus ihm herausbekommt und hat sich dann gewundert, dass Toshiya das ziemlich kalt gelassen hat.
Ich freue mich übrigens, dass Toshiya überlebt hat. ^^
Dais letzte Worte lassen schon vermuten, was uns am Ende erwarten wird.
Ich lasse mich mal überraschen, bei dir weiß man nie so ganz, wie eine Geschichte endet.

Danke nochmal, dass du mir Bescheid gegeben hast, das Kapitel hat mir meine Ferien sehr versüßt, auch wenn es eher dazu wenig geeignet ist.
Mich hat es trotzdem gefreut etwas von dir zu lesen, bevor ich für lange Zeit meinem PC "Tschüss" sagen muss.

*dich ganz doll knuddelt*
Dein Wölfchen

Von: abgemeldet
2007-07-25T19:46:42+00:00 25.07.2007 21:46
Danke fürs Hochladen (und die Widmung*.*) und sorry wenn ich dich drängle...nimm das um Gottes Willen nicht zu ernst *in-Ecke-kriech*...ich mag nicht wenn du dich hetzt...du triffst den Nagel auf den Kopf mit den Schilderungend die Shin und Dai verwenden...*autsch*...ich wünschte ich könnte das so formulieren...

ergebenst

velociraptor
Von: abgemeldet
2007-07-25T18:45:46+00:00 25.07.2007 20:45
Es ist mir absolut unerklärlich, wie mein Pc es geschafft hat, die Seite doch noch zu öffnen... Ich bitte dich, beizeiten mal für ihn zu applaudieren -.-
Duu? Ich mag Kaoru *nodnod* Und Da mag ich auch, aber das weißt du ja...xD
Ich hab bei der Szene auf dem Dach ja schon gedacht, Dai wird Tosh gegenüber brutaler... aber gott sei Dank hat er es ja gelassen... wenigstens hat Tosh ihn nicht noch provoziert (naja...).
Aber ich mach mir Sorgen um Kaoru, wenn Dai wirklich bei ihm aufkreuzt... immerhin hätte Dai ihn ja schon in der Schule fast geschlagen... hm...
So wie ich dich kenne, nimmt das noch ein böses Ende ;___;
Nya... mehr fällt mir grad nicht ein... irgendwie ist mein Kopf zu voll
-.-


Zurück