Der Überfall
Der Überfall, der alles ändert
Schnaufend blieb Harry stehen und stellte die drei Einkaufstaschen auf dem Boden ab. Er brauchte dringend eine Pause und sehnte sich nach ein wenig Wind und einem Schluck Wasser. Doch Beides war im Moment für ihn unerreichbar.
Mit dem Handrücken fuhr er sich über die schweißnasse Stirn, atmete noch einmal tief ein und nahm die Taschen dann wieder hoch, um weiter zu gehen. Petunia saß gerade wahrscheinlich mit ihrem Duddykins vor dem Fernseher und genoss den großen Ventilator, den Vernon vor drei Wochen gekauft hatte. Aber seit eine Hitzewelle in Surrey einzug gehalten hatte, gab es in der näheren Umgebung wohl keinen Haushalt mehr ohne ein solches Gerät.
Und diese Hitzewelle brachte, außer natürlich der unerträglichen Hitze, zwei weitere, mehr als nur unangenehme Dinge mit sich:
1. Dudley hatte Hausarrest; angeblich, weil er seine Diät nicht einhielt, aber Petunia hatte einfach nur Angst, dass ihr Duddy-spätzchen sich die zarte Haut verbrennen und Hautkrebs bekommen könnte. Somit war er immer zu Hause und machte seinem Cousin das Leben zur Hölle.
2. Genauso, wie sie verbot, dass Dudley das Haus verließ, setzte auch Petunia keinen Schritt mehr vor die Tür, außer um ein wenig mit den Nachbarn zu tratschen. Das hatte allerdings zur Folge, dass der ungeliebte Neffe einkaufen gehen musste. Die Pferdegesichtige Frau hatte zuerst gezögert, ihm Geld anzuvertrauen, aber entweder er ging, oder sie musste das selbst machen. Dabei hatte sie doch so empfindliche und zarte Haut. Und eine Sonnenallergie noch dazu!
Also verfasste sie eine ellenlange Einkaufsliste, gab ihrem Neffen ein paar abgezählte Scheine und schickte ihn, wie konnte es auch anders sein, zu dem weit entferntesten Supermarkt, wo SIE natürlich immer hinlief und das ohne zu murren.
'Ja, klar, wers glaubt wird selig', dachte Harry seufzend und ging an ein paar alten Häusern vorbei, die schon seit einiger Zeit leerstanden. In der nächsten Woche wollte man angeblich endlich beginnen, sie abzureißen und ein großes Kaufhaus an dieser Stelle zu errichten. Aber da wäre der Schwarzhaarige schon längst nicht mehr hier.
Denn in zwei Tagen war es endlich soweit! Der 1. September! Endlich würde er wieder nach Hogwarts fahren. Und dieses Jahr würde er doppelt genießen, weil es sein letztes Jahr sein würde. Und wohl auch das Ruhigste, dass er je hatte.
Denn auch sein 6. Schuljahr war nicht einfach gewesen. Voldemort war immer aktiver geworden und auch der Endkampf hatte nicht lange auf sich warten lassen. Dumbledore, der Orden und natürlich Harry hatten Voldemort am letztem Schultag aufgespürt und waren gegen ihn und seine Todesser angetreten. Der Kampf zwischen den beiden Feinden aus Leidenschaft dauerte vier Stunden, bis der Gryffindor es endlich schaffte, den selbsternannten Lord zu töten und seine Seele ein für alle Mal komplett auszulöschen.
Nur einen klitzekleinen Nachteil hatte das Ganze gehabt. Harrys Zauberstab war während des Kampfes zerbrochen und ließ sich auch nicht so schnell wieder reparieren. So etwas braucht Zeit, hatte Ollivander gesagt. Er hatte ihm aber versprochen, dass er am 1. September fertig sein würde; er bräuchte ihn dann nur abzuholen, bevor er zum Gleis 9 3/4 ging.
Das hieß, er war volljährig, hatte die Erlaubnis zu zaubern, besaß aber keinen Zauberstab! Das war wirklich mehr als nur frustrierend.
Natürlich beherrschte er stablose Magie, aber noch nicht sehr gut und zudem war es ziemlich kräftezehrend. Und da er sowieso schon am Ende seiner Kräfte war; man beachte die Hitze, die schweren Taschen und den Wassermangel, hatte es keinen Sinn, auch nur zu versuchen, die Taschen leichter zu zaubern.
So musste er sich also auf gewohnte Art damit herumplagen.
Wenigstens hatte der Endkampf auch seine positiven Seiten gehabt. Dumbledore hatte darauf bestanden, dass er sich die Augen magisch korrigieren ließ, da eine Brille mehr als nur hinderlich sein konnte.
Er seufzte tief. Wie gern würde er jetzt der Riesenkrake im See von Hogwarts Gesellschaft leisten und das kühle Nass genießen. Einfach nur irgendwo herumliegen und die Ferien genießen, die Sonne genießen, den Frieden genießen. Aber nein, er musste bei dieser Affenhitze drei schwere Einkaufstaschen spazieren führen!
'Halt! Stopp! Harry, hör auf!', mahnte er sich selbst. 'Du wirst sonst nur wieder depressiv.'
Trotzdem konnte er nicht verhindern, sich zu fragen, was Draco Malfoy wohl gerade machte. Lag er in einem großem Pool und ließ sich von vorne bis hinten von seinen Hauselfen verwöhnen? War er gar im Urlaub und lag jetzt irgendwo in der Karibik am Strand? Oder war er ... STOPP!
Jetzt reichte es aber wirklich! Es ging doch nicht an, dass er sich über Malfoy Gedanken machte. Wo kam man denn da hin?
Doch eine leise Stimme in seinem Inneren erinnerte ihn schadenfroh daran, dass er in letzter Zeit sehr oft an Malfoy dachte. Zu oft.
Aber nun, es war ja auch mehr als interessant, zu beobachten wie der Blonde sich in seinem Verhalten änderte, seitdem sein Vater Ende Januar bei einem Überfall gestorben war. Er und seine Mutter hatten sich sogar öffentlich zur guten Seite bekannt und hatten damit sehr viel Aufregung verursacht. Der Slytherin spazierte nun nicht mehr durch das Schloss, als würde es ihm gehören und sagte nichts mehr gegen Muggelgeborene.
Allerdings zofften die beiden Erzfeinde sich immer noch genauso gern, wie vor Lucius Tod. Draco Malfoy provozierte ihn einfach immer zu sehr und bettelte geradezu um seine, Harrys Aufmerksamkeit.
Belustigt über sich selbst, schüttelte er den Kopf. Malfoy und betteln? Nie im Leben.
Das leise Bellen eines Hundes riss ihn aus seinen Gedanken und er sah sich suchend um. Immer, wenn er einen Hund bellen hörte, musste er unwillkürlich an Sirius denken. Auch nach über einem Jahr war der Schmerz über diesen Verlust noch nicht abgeklungen.
Er lächelte traurig, als er auf der anderen Straßenseite eine junge Frau mit einem Yorkshire Terrier an der Leine entdeckte. Gerade kam ein junger, gutaussehender Mann auf sie zu und die Beiden begrüßten sich mit einer Umarmung und einem liebevollen Kuss. Dann gingen sie gemeinsam weiter.
Harry blieb stehen und sah dem Paar hinterher. Vielleicht würde er ja bald auch jemanden finden, mit dem er glücklich werden könnte? Immerhin war die Gefahr durch Voldemort nun vorbei und er brauchte keine Angst mehr zu haben, dass sein Partner von diesem Verrückten ermordet wurde.
Ja, genau, sein Partner. Nicht Partnerin. Denn das er schwul war, hatte der Gryffindor in seinem 5. Jahr erkannt. Cho Chang hatte ihm wirklich die Augen geöffnet. Zudem konnten Männerhintern sehr sexy sein. Wieder lächelte er und da passierte es!
Er ging gerade an einer dunklen Seitengasse vorbei, als er in eben diese hineingezogen wurde. Vor Schreck ließ er die Taschen fallen und fand sich dann auch schon an die Wand gepresst wieder. Verblüfft sah er sein Gegenüber an. Es war ein Junge, ca. in seinem Alter und Dudley vom Aussehen her nicht unähnlich. Hinter diesem standen noch drei andere Jungs, mit dem gleichem fiesem Gesichtsaudruck.
Oh Shit! Das war Dudleys Bande!
"Na, du Freak! Lang nicht gesehen.", sprach ihn der an, der ihn festhielt.
"Lass mich los, Tyler. Was willst du?", erwiderte der Schwarzhaarige verärgert.
Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er sich nachher von seiner Tante eine gehörige Standpauke anhören durfte, wenn er nicht bald zurück war. Und darauf hatte er nun wirklich keine Lust. Doch die vier Jungs hatten anscheinend etwas anderes vor, als ihn einfach so wieder gehen zu lassen.
"Na, na, na. Sei nicht so unhöflich, du Freak! Weißt du, seid Big D Hausarrest hat, ist uns ziemlich langweilig und wir haben Lust, mal wieder irgendwo drauf zu hauen. Da kommst du uns gerade richtig.", grinste Tyler.
Harry starrte ihn entsetzt an, doch da hatte er auch schon die erste Faust im Magen und krümmte sich japsend zusammen. Tyler ließ ihn los, so fiel er hart zu Boden. Und ab da spürte er nur noch Schmerz. Die Vier traten und schlugen ohne Sinn und Verstand auf ihn ein. Er rollte sich zu einer Kugel zusammen und hob schützend die Arme über den Kopf.
"Hey! Hört sofort auf! Lasst ihn in Ruhe!", hörte er plötzlich wie durch einen Nebel einen lauten Ruf und die Vier stoppten abrupt. Schritte näherten sich und Harry hob vorsichtig den Kopf. Doch das war ein folgenschwerer Fehler, denn einer von Dudleys Freunden holte aus und trat noch einmal zu, traf genau den Hinterkopf des Schwarzhaarigen. Dieser keuchte schmerzerfüllt auf und er hörte nur noch die schnellen Schritte der Vier, als sie nun davon rannten, bevor es schwarz um ihn wurde.
Er bekam nicht mehr mit, wie das Paar, dass er vorhin noch beobachtet hatte, auf ihn zurannte und die Frau sich neben ihn kniete, während ihr Freund die Jugendlichen verfolgte. Der Hund bellte laut und lief aufgeregt hin und her. Sie zog ein Handy aus ihrer Tasche und rief den Notruf an, während sie entsetzt bemerkte, dass sich eine kleine Blutlache unter dem Kopf des Jungen bildete. Kurz darauf kam ihr Freund zurück und sagte nur, dass sie ihm entwischt wären. Er keuchte sehr stark, war anscheinend nicht sehr sportlich.
Und während Petunia Dursley schrie und zeterte, dass ihre Einkäufe immer noch nicht da wären, wurde ihr Neffe mit Blaulicht ins Krankenhaus eingeliefert. Doch selbst, wenn sie das wüsste, würde es sie wohl kaum stören.
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Also, was haltet ihr davon?
Weiß, es war ein wenig kurz...
aber war ja nur so ne Art einführung...
würd mich über ein Kommi freuen...
bye, wölfin