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Arash - Herr der Gezeiten

Der ewige Winter
von

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Kapitel 5: Schnelles Wiedersehen

Es war tiefste Nacht. Weit, sehr weit in der Ferne sah man das Flackern einer brennenden Stadt. Natür-lich würde es solch ein Ende nehmen. Kriegerische Handlungen untereinander der vier Länder waren nicht unüblich.

Die weiße Stute sprintete in einem hohen Tempo die leere Straße entlang auf den finsteren Wald östlich von ihr zu. Das Tier nahm nicht an Tempo ab, im Gegenteil, es nahm noch mehr zu, es schien sein Ziel zu kennen.

Kaum betraten die beiden den Wald schnellte ein weiteres weißes Pferd aus dem Nichts hervor und rammte die Stute in die rechte Flanke. Das Pferd konnte zwar das Gleichgewicht halten, jedoch schaffte es Naomi nicht im Sattel sitzen zu bleiben. Sie stürzte herunter in den kalten Schnee. Naomi fing sich gerade noch so ab, sonst wäre sie mit dem Kopf auf einen Stein geschlagen. „Es scheint, dass du mich verfolgst.“, sagte eine bekannte Stimme und Naomi warf sich zur Seite auf den Rücken und blickte zu dem anderen weißen Ross.

Auf dessen Rücken saßen Arash und Linus. „Ihr seid nicht sehr weit gekommen, oder sehe ich das Falsch?“, fragte Naomi nach. Sie erhob sich langsam aus dem kalten Schnee und ergriff die Zügel der weißen Stute. Als sie sich umsah bemerkte sie: „Wo steckt der schwarze Hengst?“ Arash seufzte: „Weg.“ „Weg?“, fragte Naomi und Linus fauchte: „WEG!“ Naomi stöhnte genervt auf und kletterte wieder in den Sattel der Stute.

Sie schnallte mit der Zunge und brachte die Stute dazu weiterzugehen. Arash sprang von dem Rücken des weißen Pferdes, vertrat Naomi den Weg und ergriff die Zügel, mit ernster Stimme sagte er: „Der sture Hengst ist nicht wiedergekommen.“ Naomi zog an den Zügeln und entriss sie Arash, etwas erbost fuhr sie ihn an: „Was geht mich das an?“ Arash biss sich auf die Unterlippe und Linus rief nun fast feindselig: „Lass sie, wir finden das Biest schon noch.“

Arash reagierte nicht auf seinen Bruder. Er ergriff erneut die Zügel der Stute und deutete mit dem Fin-ger auf sie: „Er mag dich sehr, vielleicht kannst du MIR ja helfen.“ Naomi wischte sich den geschmolze-nen Schnee aus dem Gesicht und sagte mit verbitterter Stimme: „Meinetwegen.“ Es schien schon fast selbstverständlich zu sein, denn Arash zog sich hinter Naomi in den Sattel, nahm ihr mit einer Hand den Zügel ab und umklammerte sie mit dem anderen Arm um ihr sicheren Halt zu geben. Die dreier Grup-pen setzten ihren Weg fort, auch wenn Linus etwas dagegen hatte.

Das hin und her schaukeln des Pferdes machte Naomi müde, sie lehnte ihren Kopf an Arashs Schulter und schloss die Augen.

Eine fremde, raue Stimme war es, die Naomi wieder aus der Müdigkeit empor riss. Linus und Arash hatten eine lange, schmale Brücke erreicht die über einen Fluss führte der mit Eisschalen bedeckt war.

Arash seufzte und blickte seinen Bruder kurz an. Naomi bemerkte den starken Griff ihres Mitreiters, er drückte sie so fest an sich, dass sie seinen Herzschlag hören konnte und seinen Atem im Nacken spür-te. Der Fremde der zusammen mit seinem Gefährten die Brücke verstellte rief erneut: „Ihr da, Reiter, Ihr habt keine Erlaubnis diese Brücke zu überqueren!“

Linus lachte kurz und nickte dem Mann zu: „Wir sind Reisende, mehr nicht, wir wollen nur unseren Weg fortsetzen.“ „Nichts da. Wenn ihr rüber wollt, müsst ihr schon schwimmen.“, erwiderte der alte Mann gereizt und hob sein Breitschwert in die Höhe. Nun erst erkannte Naomi die Rüstung der beiden Män-ner, sie stammten aus Blattregen. Vorsichtig nahm sie eine aufrechte Haltung ein und rief den Männern zu: „Warum dürfen wir nicht passieren?“ Der alte Mann blickte das junge Mädchen erschrocken an und verneigte sich kurz vor ihr, was Naomi seltsam vorkam, dann sagte dieser: „Wir wurden in letzter Zeit öfters von Eiscolt und Feuersturm überrannt, Mord und Todschlag war das Ergebnis. Dörfer wurden niedergebrannt und Vorräte gestohlen. Ein schlimmes Massaker war erst vor drei Tagen, vier Dörfer sind Feuersturm zum Opfer gefallen.“

„Nun habt ihr die Sicherheit verschärft!“, stellte Naomi fest und nickte dem Mann zu. Der etwas jüngere der Beiden seufzte: „Dies ist die einzige Brücke nach drüben, wir wollen wenigstens Eiscolt aufhalten.“ „So, so. Wie wollt ihr beide das anstellen? Wenn eine Armee hier anrückt überrennen sie euch ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.“ Der junge Blattregen-Ritter lachte und nickte: „Wir sind nicht zur Verteidigung gedacht!“ Er deutete auf einen großen Haufen Holz und Stroh der dicht neben der Brücke aufgestapelt lag. Naomi lächelte: „Ihr schlagt Alarm wenn sie kommen!“ „So ist es. Wir wissen, dass wir keine Chance hätten. Fast einen Kilometer von hier wartet unsere Armee und Verteidigungslinie.“ „Wie-so erzählt Ihr uns das? Wir könnten die Vorhut sein!“, fragte Arash nach der bisher geschwiegen hatte und der alte Mann lachte: „Ja, ja. Eiscoltritter haben keine Frauen bei sich. Wir werden von einer Frau, unserer Königin und ihrer Tochter, geführt und geleitet.“

„Deshalb redet Ihr so offen mit uns!“, fragte Arash lächelnd nach und der Alte nickte: „So ist es, trotz-dem können wir euch nicht passieren lassen.“ Linus stieg aus dem Sattel und trat auf die beiden Män-ner zu: „Sicher wir verstehen das natürlich. Wohl oder übel werden wir wirklich schwimmen müssen.“ Der etwas jüngere Ritter seufzte: „Es tut mir wirklich sehr Leid. Aber Vorschrift ist Vorschrift, wenn wir nicht gehorchen, kostet es unseren Kopf.“

Plötzlich ging alles blitzschnell. Linus holte aus und traf die beiden Männer mit einem kleinen nadelähn-lichen Gegenstand. Die Männer keuchten und gingen bewusstlos zu Boden. Naomi runzelte die Stirn und griff Linus mit Worten an: „Wir konntest du nur? Was wenn Ritter aus Eiscolt kommen? Sie werden gnadenlos getötet werden!“

„Ja, ja.“, Linus interessierte Naomis Meinung eher wenig, er stieg wieder in den Sattel seines Pferdes und ritt auf die Brücke zu. Ein seltsames Gefühl überkam Naomi. Es war ein Gefühl wie man es hatte, wenn etwas Großes bevorstand. Naomi glitt unter Arashs Arm hindurch und aus dem Sattel heraus. Sie trat auf die schmale Brücke zu und blickte links an der Seite herunter. Der Fluss war stürmisch und heimtückisch. Das Gefühl nahm immer mehr zu und fast schon eingeschüchtert trat Naomi weit, sehr weit vor der Brücke zurück.

Linus ritt zielsicher über die Brücke hinüber. Es dauerte per Pferd nicht einmal fünf Minuten, da hatte er die andere Seite auch schon erreicht. Arash ritt an Naomis Seite: „Komm schon!“ Er ritt langsam auf die Brücke und folgte instinktiv seinem Bruder dem Wind. Als schließlich auch Arash die andere Seite er-reicht hatte, drehte er sich im Sattel herum und rief: „Nun komm schon!“ Auch Linus hatte angehalten und seinen Blick auf Naomi gerichtet.

Naomi seufzte und rief zurück: „Ich kann nicht.“ Arash runzelte die Stirn und lachte: „Wieso nicht? Hast du Höhenangst?“ Naomi sah Arash kurz, aber dafür bösartig an, dann setzte sie einen Fuß auf die Brü-cke und rief zurück: „Ich habe ein beschissenes Gefühl bei dieser Brücke.“ „Wir sind doch auch rüber gekommen!“, warf Linus ein, der sich nun sichtlich Sorgen machte. Er hatte aber Recht, dachte Naomi und setzte nun langsam einen Fuß vor den anderen.

Arash und Linus wirkten beide leicht besorgt, ahnten sie was Naomi meinte? Naomi hatte fast die Hälfte erreicht, als sie ein leises, kaum hörbares Knacken vernahm. Sie wusste, dass es nun kein Zurück ge-ben konnte, vielleicht war es ihr Schicksal gewesen, hier auf der Brücke von den beiden jungen Män-nern getrennt zu werden!

Es dauerte nicht einmal eine Minute wo Naomi dies gedacht hatte, da brach ihr unter den Füßen das morsche Holz weg. Ohne wirklich zu wissen was geschah rauschte sie durch das Holz der Brücke, ratz-te sich die Arme und Beine auf und tauchte in das eiskalte Wasser des reisenden Flusses. Es war wie ein Schlag auf den Hinterkopf, alles um Naomi herum begann sich zu drehen und nun sah und hörte sie nichts mehr.

Eine leise Stimme drang in ihr Bewusstsein ein: „Es war dein Schicksal!“ Dann trug sie der Fluss dahin ins Nirgendwo. Sie tauchte auf, umklammerte eine Eisschorle und versuchte die Augen zu öffnen. Die Brücke war längst nicht mehr zu sehen, genauso wenig wie Arash und sein Bruder. Ihr Gefühl hatte Recht behalten, es würde etwas Schreckliches auf der Brücke passieren und es war ihr Schicksal ge-wesen, nicht das des Herrn der Gezeiten. Vor Kälte konnte sie sich kaum bewegen, trotzdem musste sie an das Ufer kommen um zu überleben.

Sie versuchte es. Naomi hangelte sich von einer Eisschorle zur nächsten und kam dem verschneiten Ufer immer näher. Der Fluss war so schnell und unzähmbar, dass Naomi sicher schon viele Kilometer von der Brücke entfernt war. Mit letzter Kraft die sie aufbringen konnte klammerte sie sich an einem Strauch am Ufer fest und zog sich an Land.

Sie zitterte am ganzen Leib, nun würde sie zwar nicht mehr ertrinken, dafür aber wahrscheinlich erfrie-ren.



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