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Anno 1096

Sichelmond
von

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Malik Teil 1

Schandmaul - Sichelmond
 

Kapitel 3 - Malik
 

Zusammengerollt lag Malik auf seinem Strohsack und tat, als schliefe er. Aber auch wenn er hundemüde war, er konnte nicht. Er lauschte dem Gepräch, welches im Nebenraum geführt wurde.
 

~*~*~*~

Es hebt an ein Wehgeklang,

schwankendes Seelenleben

es schickt sich an das Heidenpack

die heilge Stadt zu nehmen

Welch Drohung für die Christenheit!,

es muss etwas geschehen

so entschied die Obrigkeit:

Das Volk wird kämpfen gehen!

~*~*~*~
 

"Das wird Krieg geben!", dröhnte sein Onkel. "Das Heidenpack ist zu weit gegangen! Noch einen Fall darf der Papst gar nicht vorkommen lassen! Er MUSS Kämpfer losschicken!"

Malik wusste, warum sein Onkel so fluchte. Er war Pastor, treuer Anhänger von Papst Urban II. Er wusste nicht von welchem 'Fall' dieser sprach, doch er wusste, dass es um irgendwelche Leute weit, weit im Süden ging. Ihm war es auch egal. Teilweise zumindest. Wenn nicht...

"Und was hat das mit Malik zutun?", fragte sein Vater.

... von Zeit zu Zeit ständig sein Name fallen würde. Was sollte das? Wieso sprachen sie da über ihn?
 

Sein Onkel sprach weiter. "Er könnte mitkämpfen! Immerhin, er ist kräftig. Außerdem lernt er dort etwas mehr Disziplin. Es würde einiges bringen!" "Nein! Er ist mein ältester Sohn! Ich würde ihn nie in den Kampf schicken!" "Dann warten wir ab, wie der Papst entscheidet und dann reden wir weiter!", entschied sein Onkel. Kurz darauf hörte er schon seine Schritte. "Sieh ihn dir an, Bruder! Er schläft immer noch, dieser Taugenichts!", hörte er die Stimme seines Onkels, kurz bevor dieser die Hütte verließ. Dann spürte er einen harten Tritt von seinem Vater. "Steh auf, du Faulpelz!", wurde Malik angeschrien.

Grummelnd erhob er sich. Er war immer noch müde. "Jetzt beweg deinen faulen Hintern! Es wartet noch genug Arbeit auf dich! Los, ab in den Stall mit dir! Du kannst ihn ausmisten!"

Malik verdrehte die Augen und ging in den Stall. Der Tag konnte ja heiter werden... Viel lieber hätte er seine Ruhe gehabt.
 


 

Mariku war wieder auf Jagd. Inzwischen war es dämmrig geworden, die Sonne war am Untergehen. Fast den ganzen Tag hatte er den Jungen beobachtet, doch vor einigen Stunden war er losgeflogen, denn er brauchte mal wieder was zu trinken. Die ganzen letzten Tage hatte er nicht sehr viel zu sich genommen. Das musste er jetzt nachholen. Außerdem wollte er mal wieder ein bisschen durch das Land fliegen.

Die Nacht neigte sich dem Ende. Mariku war weit geflogen, hatte viel Jagd gemacht und war nun satt, allerdenigs auch erschöpft. Kurz nach Sonnenaufgang hatte er einen Unterschlupf gefunden. Hier würde er den Tag verbringen, denn er brauchte jetzt dringend Schlaf. Den hatte er auch schon länger nicht mehr gehabt und der lange Flug hatte ihn auch ausgelaugt.

Er schloss die Augen. Nach seiner Rechnung war es erst Freitagmorgen, das bedeutete er würde von keinem Gottesdienst gestört werden, denn er hatte in einer Kirchengruft Zuflucht gefunden.
 

~*~*~*~

Sogleich die Masse ward bewegt

und die Leiber bebten

und wenn einer Reue hegt,

sorgt er fürs Seelenleben

des Bruders Sohn des Taugenichts

und schickt ihn zu der Meute

kämpfnde Mäuler fressen nicht

und bringen reiche Beute

~*~*~*~
 

Wieder war sein Onkel zu Besuch. Diesmal mit schlechten Nachrichten. Im Morgengrauen war ein Bote zu ihm gekommen udn hätte verkündet, dass vor einigen Tagen in Rom beschlossen worden sei, dass der Papst beschlossen habe, Krieg zu führen. "Ich bin immer noch dafür, dass du Malik mitschickst. Wie gesagt, er ist ein kräftiger Junge und wenn er wiederkommt, wird er dir garantiert mehr zur Hand gehen! So ein Kampf stärkt und vertreibt Faulheit!" Maliks Vater stimmte zu. Ja, das klang vernünftig.

Malik bekam von alldem nichts mit. Er war im Stall und molk die Kühe. Als er endlich fertig war, ging er zurück in die Hütte,dort wurde er schon von den beiden Männern, die sich inzwischen geeinigt hatten, erwartet. "Los Malik! Pack deine Sachen!" "Wie... was... warum-" "Na los Junge! Du sollst deine Sachen packen!" Malik verstand das Verhalten seines Vaters nicht. Warum sollte er seine Sachen packen? Wollte sein Vater ihn vor die Tür setzen? Viel hatte er eh nicht, nur ein paar Kleider. Mehr besaß er nicht. Seine Familie war arm und seine Eltern hatten für insgesamt sieben Kinder zu Sorgen. Aber warum sollte sein Vater ihn, den ältesten Sohn vor die Tür setzen?

Langsam wurde er ungeduldig, denn Malik hatte sich immer noch nicht bewegt. "Na los! Du gehts auf Reisen, also pack zusammen, oder willst du ohne irgendwas losgehen?!" Endlich kam bewegung in Malik. Keine fünf Minuten später hatte er sein Hab und Gut zu einem Bündel verschnürt und stand wieder vor seinem Vater und dessen Bruder. Der Onkel lächelte ihn an. "Wunderbar, Malik. Dann könnt ihr ja los." "Ihr? Wer kommt denn noch alles mit?" "Einige Männer und Burschen aus dem Dorf werden mit dir ziehen."

"Wohin?" Sein Onkel wurde ungeduldig. "Junge, das wirst du sehen!", war seine einzige Antwort. Malik wandte sich wieder an seinen Vater. "Warum?", war seine einzige Frage. Sein Vater lächelte leicht. "Du gehts mit den anderen Männern nach Pontarlier. Alles andere siehst du dort."
 


 

Gähnend richtete Mariku sich auf. Er war sofort hellwach, denn etwas war so, wie es nicht sein sollte. Zuerst konnte er sich nicht erklären, was das sein sollte doch dann hörte er eine laute Stimme von oben. Er stand auf und ging leise die Wendeltreppe hoch. Er konnte die Stimme immer besser verstehen. Sie sprach Latein. Mariku überlegte fieberhaft. Es gab da einige Punkte, die ihn störten. Zum einen wurde nur in einem Gottesdienst Lateinisch geredet. Zum anderen war er am Freitag eingeschlafen und die Menschen hielten doch nur am Sonntag Messe ab, oder?! Er war oben angekommen, versteckte sich hinter einer Heiligenstatue und lauschte den Worten des Predigers. Dieser redete über seine Heiligkeit, Papst Urban II. und dessen geplanten Krieg gegen das Heidenpack. Das ganze Volk sei gebeten Männer und kräftige Söhne zu entbehren und in den Kampf nach Jerusalem zu schicken. Mariku lief es kalt den Rücken hinunter. Ein Glaubenskrieg! Plötzlich fiel ihm der blonde Junge ein. Er war kräftig und erwachsen genug. Was wenn... Mariku schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Er musste eh warten, bis die Messe vorbei war, wenn er hier raus wollte, ohne entdeckt zu werden. Eine Entdeckung würde ihn nur aufhalten.

Irgendwann war der Gottesdienst endlich vorbei. Unbemerkt mischte er sich unter die aus der Kirche herausströmenden Leute. Als er draußen war, betrat er ein kleines Waldstück in der Nähe und als er sicher war, dass niemand ihn sah, flog er los. Er wollte so schnell wie möglich zu dem Jungen zurück! Da es hellichter Tag war, musste er vorsichtig sein, weshalb er auch erst in der Abenddämmerung bei dem Haus des Jungen ankam. Er versteckte sich an seinem Stammplatz und blickte in das Fenster. Normal sah er von diesem Platz aus den Jungen auf seinem Strohsack liegen. Allerdings war er nicht zu sehen. Mariku bekam ein ungutes Gefühl. Sogar der Sack war nicht mehr da. Mariku schlich ums Haus herum, blickte in jedes Fenster, schaute sogar im Stall nach. #
 

"Scheiße", murmelte er halblaut. Das konnte doch nicht sein! Die gesammte Familie saß um die Feuerstelle herum, Kinder spielten, die Mutter stillte ein Baby. Auch der Vater war da. Nur der Junge nicht. Wo war er?! Wie konnte es sein, dass er fort war!?

Eine dunkle Ahnung machte sich in Mariku breit. Was wenn... Er schüttelte den Kopf. Daran wollte er gar nicht denken. Er beschloss, die Familie etwas zu belauschen. Vielleicht erfuhr er dann, wo der Blonde steckte.
 

Später wusste er das, was er wissen wollte, doch es beruhigte ihn kein bisschen. Eher im Gegenteil. Der Junge war nach Pontarlier geschickt worden und sollte von dort aus nach Rom weiterziehen! In einen Glaubenskrieg! Mariku begann sich ernsthaft Sorgen zu machen. Er schlich sich weg. Bei diesem Haus hatte er nichts mehr verloren. Er musste jetzt zusehen, dass er ihn wiederfand. Aus dem Gespräch hatte er geschlossen, dass der Junge, von dem er jetzt wusste, dass er Malik hieß, am Freitagabend losgeritten war. Damit hatte er einen zu großen Vorsprung, so dass Mariku ihn kaum noch einholen konnte. Wütend knirschte er mit den Zähnen. In Rom wäre die Chance am großten, Malik wiederzufinden. Aber Rom war riesig. Ob er ihn je wieder finden würde?

Mariku flog los, wählte den direkten Weg nach Rom. Das bedeutete, er musste über die Alpen. Diese Nacht würde er allerdings zum jagen benutzen. Im Gebirge brauchte er seine ganze Kraft und dort gab es kein Blut.
 


 

Endlich kamen die ersten Hütten von Pontarlier in Sicht. Malik atmete auf. Er konnte langsam nicht mehr reiten. Nicht, dass er es je gekonnt hätte. Als sie losgeritten waren hatten die anderen ihn auf ein Pferd gesetzt und ihn angeweiesen, nicht herunterzufallen. Ein junger Mann hatte die ersten Tage immer Maliks Zügel genommen und ihn hinter sich her gezogen, während Malik sich in der Mähne des Tieres verkrallt hatte. Inzwischen konnte er sich alleine auf dem Tier halten, doch ihm tat alles weh. Er wollte nicht mehr reiten. Deshalb war er auch froh, dass sie ihr Ziel endlich erreichten. Er ahnte nicht, dass Pontarlier nicht das endgültige Ziel war. Das lag noch viel weiter fort.

Zum hundertsen Mal fragte er sich, was er dort überhaupt sollte. Niemand hatte es ihm gesagt. Die anderen aus seinem Dorf wussten es scheinbar auch nicht, zumindest hatte niemand ihm etwas erzählt. Allerdings redete er auch nicht viel mit ihnen. Deshalb war ihm auch entgagen, dass sie sehr wohl wussten, weshalb sie nach Pontarlier ritten. Doch sie sprachen nie darüber, denn der bevorstehende Krieg berunuhigte sie. Sie versuchten es zu verdrängen.
 


 

Müde sank Mariku in sich zusammen. Er hatte es endlich geschafft, die Berge zu überqueren. Nach seiner Rechnung war Freitag, was bedeutete, dass er länger als erwartet unterwegs gewesen war. Jetzt brauchte er dringend Blut. Die Zeit, die er in den Bergen war, hatte er sich wenig Ruhepausen gegönnt. Doch später hatte er sich vor der Sonne verstecken müssen, denn er war zu schwach gewesen. Er hätte ihrer Kraft nicht mehr standhalten können, vor allem weil sie durch den Schnee noch stärker war. Da er auf nichts Jagd hatte machen können, hatte er sich gezwungen gesehen, sich zu verstecken. Aber endlich war er über sie hinweg! Nun hatte er Zeit zum jagen. Mariku blickte in den schwarzen Nachthimmel. Es war nach Mitternacht, doch die Nacht war noch lang.
 

In der nächsten Stadt suchte er sich ersteinmal ein paar Soldaten, die nicht zu versoffen aussahen. Zwar hätte ihm der Alkohol in ihrem Blut nicht geschadet, doch er mochte den brennenden Gechmack nicht, den das Blut dadurch zwangsläfig bekam. Nach seiner erfolgreichen Jagd begab er sich zu einer nahen Taverne und nahm sich ein Zimmer. Jetzt brauchte er einen richtigen Platz zum schlafen. Während er auf dem Bett lag und an die Decke starrte, überlegte er, warum überhaupt noch Soldaten in der Stadt waren. Waren die Menschen inzwischen schlauer geworden und schickten nicht einfach wahllos alle Männer in den Krieg?

In der nächsten Nacht wachte Mariku ausgeruht auf. Er lächelte. Nun konnte er die Weiterreise nach Rom antreten.
 


 

Malik fühlte sich seltsam. Wieder saß er auf dem Pferd, doch diesmal war es anders. Er trug ein Schwert an der Seite, eine Lederhose, einen Helm und ein weißes Leinenhemd mit einem roten Kreuz vorne drauf. Außerdem trug er auf dem Kopf einen Helm. Inzwischen wusste er auch, warum sie aufgebrochen waren, denn in Pontarlier hatte man es ihm erklärt, besser gesagt ihnen allen. Dort hatte man sie mit Rüstung und Waffen und natürlich Verpflegung ausgestattet. Dann hatte der Priester der Stadt ihnen allen erklärt, worum es bei dem Kriegszug wirklich ging und was sie erwarten würde. Malik musste zugeben, dass er dem Priester zuerst kein Wort geglaubt hatte. Schließlich hatte er auch viel versprochen. Zuerst mussten sie nach Rom, würden vom Papst den Segen erhalten und dann ging es von dort aus in das Land der Heiden. Wenn sie diese besiegen würden, was eigentlich relativ einfach wäre, da diese ja nicht den Schutz Gottes hatten, winkte ihnen Reichtum ohne Ende. Jeder von ihnen konnte ein Held werden!
 

Malik dachte daran, dass er ja eigentlich nur Gutes für seine Familie tat. Bald würde er mit den Taschen voller Gold heimkehren! Dann bräuchte er nicht mehr den ganzen Tag im Stall oder auf dem Feld schuften. Denn dann wäre seine Familie reich! Er ritt weiter, zwischen den hunderten von Männern Pontarliers, denen er sich mit den aus seinem Dorf angeschlossen hatte. Dabei dachte er über all das nach, was ihnen allen versprochen worden war. Doch er glaubte fest daran.
 

Die Reise nach Rom erwies sich als schwieriger als gedacht. Ettliche Menschen und Pferde starben im Gebirge. Hätte er noch die Kraft dazu besessen, Malik hätte, als er sah, dass sie auf der italienischen Seite das Gebirgsvorland erreichten, Luftsprünge vor Freude gemacht. Doch dazu war er zu erschöpft. Er lief einfach nur weiter. Sein Pferd hatte er irgendwo in den Alpen verloren.

Schon lange hatte er es aufgegeben, die Tage zu zählen. Er war einfach nur erleichtert als er die heilige Stadt erblickte. Rom! Bald waren sie da! Malik war glücklich. Was ihn wohl in der heiligen Stadt erwarten würde?
 


 

Mariku knurrte. Seit einem Monat war er schon in Rom, ettliche Truppen waren eingetroffen, doch Malik war nicht unter ihnen gewesen. Oder er hatte ihn übersehen. Allerdings hoffte er immer noch ihn irgendwann zu finden. Immer mehr Truppen kamen nach Rom, immer mehr Schiffe verließen den Hafen. Mariku wusste nicht, wo genau er suchen sollte. Er blickte zum Horizont in die Richtung, in der die Alpen liegen müssten. Irrte er sich oder sah er dort wirklich einen neuen Trupp? Nach einigen Minuten konnte er es besser erkennen. Ja, es war ein neuer Trupp. Scheinbar kein sehr großer, aber immerhin. Wie bei jeder neuen Truppe hoffte Mariku diesmal Malik zwischen den Kriegern zu sehen. Sie kamen immer näher. Jetzt bemerkten auch die Menschen der Stadt, dass neue Krieger kamen und machten sich bereit, sie zu empfangen und in Richtung Vatikanstadt zu bringen. Zum Papst.
 

Mariku hielt sich von alldem abseits. Er suchte nur die Menge mit seinen scharfen Vampiraugen nach Malik ab. Als der Trupp die Stadt erreichte, entdeckte er ihn in der Menge. Endlich! Endlich hatte er ihn gefunden! Mariku beschloss, ihn von nun an nicht mehr aus den Augen zu lassen.
 


 

Malik bemerkte den jungen Mann, der ihn beobachtete nicht. Zumindest nicht sofort. Erst nach einer Weile, als der Papst sie schon begrüßt hatte, war er ihm aufgefallen. Allerdings hatte er sich nichts dabei gedacht. In der Nacht hatte Malik einen seltsamen Traum: Er sah diesen Mann, wie er durch die Reihen der schlafenden Soldaten zu ihm schlich. Dann beugte er sich über ihn, lächelte ihn an und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Als Malik am nächsten Morgen aufwachte, wusste er seinen Traum noch. Die Worte hatte er allerdings vergessen. Die ganze Truppe, mit der er angekommen war, hatte sich auf dem Platz vor einer Kirche versammelt. Er hörte wie der Papst, der auf einem Balkon stand und auf sie herabblickte, irgendetwas sagte, doch er verstand die Worte nicht. Sie waren in Latein gesprochen, einer Sprache, die er nicht verstand.

Die Rede des Papstes dauerte lange und er verstand immer noch kein Wort. Aber das störte ihn inzwischen nicht mehr. Er war stolz darauf, dass er in der heiligen Stadt war, den Papst sehen konnte.
 


 

Mariku verstand das Geschwafel des Papstes. Er stand in Maliks Nähe und verdrehte bei jedem Mal, wenn der Papst wieder von Ruhm und Reichtum anfing, die Augen. Wie lange sollte das noch so weitergehen? Er wartete nur darauf, dass Malik alleine war und er mit ihm verschwinden konnte. Der Blonde durfte nicht in diesen Kampf ziehen! Die Chance darin umzukommen war groß und Mariku wollte ihn nicht verlieren. Nicht, wenn er es verhindern konnte. Er würde ihm folgen und ihn zu sich holen; aus diesem grausamen Krieg heraus.
 

~*~*~*~

Weit überm Meer

wo Träume, Sehnsucht, Hoffnung liegen

weit überm Meer

wo Legenden sich nährn

weit überm Meer

erzählt der Sichelmond vom Frieden

weit überm Meer

leuchtet ein Stern

~*~*~*~
 

Am nächsten Tag stand Malik aufgeregt im Hafen, zwischen vielen anderen Soldaten. Neben ihm sein Freund Marid, den er auf seiner Reise nach Rom kennengelernt hatte, als er ihn in den Alpen davor bewahrt hatte, in einer Spalte im Eis zu fallen. Seitdem waren Marid und er gute Freunde. Marid sah ihm sogar ein bisschen ähnlich: Sie hatten beide lavendelfarbene Augen und sandblondes Haar, allerdings war Marids Hautfarbe hell, während Malik dunkelhäutig war.
 

Aufgeregt hüpfte er neben Marid auf und ab. Er konnte es nicht erwarten endlich aufs Schiff zu kommen. Marid grinste. "Du benimmst dich wie ein kleines Kind." "Ich weiß. Aber ich bin nunmal aufgeregt!", antwortete Malik, ebenfalls grinsend. Endlich begannen die Leute am Hafen, die Schiffe mit Vorräten und Soldaten zu beladen. "Wir bleiben zusammen, oder?" Malik sah Marid von der Seite an. "Klar!"

Zusammen mit einem Schwung anderer Soldaten betraten die beiden jungen Männer ein Schiff. Sie waren gespannt, was sie erwarten würde, denn keiner von ihnen war je auf einem Schiff gewesen.
 

Alle versammelten sich um den Kapitän, so auch die beiden Jungen. Dieser hielt eine Ansprache, was auf diesem Schiff alles zu beachten war. Dann setzte er sich an einen Tisch, winkte jeden Kämpfer zu sich und ließ sich den jeweiligen Namen nennen. Marid und Malik gingen zusammen hin, nannten ihm ihre Namen und entfernten sich wieder. Beide bemerkten den jungen Mann aus Maliks Traum nicht, wie er sich unbemerkt von der Gruppe in Richtung Laderäume entfernte und sich dort versteckte. Niemand brauchte zu wissen, dass er auf diesem Schiff weilte und wie er hieß.
 

~*~*~*~

Stehen die Seelen hoffnungsvoll

Papst Urban spricht den Segen

der Traum von Ruhm von Glück und Gold

kann tumben Geist bewegen

die Schiffe stechen aus in See

dem Halbmond dort entgegen

stolz geschwellt die Heldenbrust

der Blick funkelt verwegen.

~*~*~*~
 

Am nächsten Tag ging es los. Die Schiffe wurden fertig gemacht; der Papst segnete jedes von ihnen. Machmal erteilte er auch ein oder zwei Männern, die so aussahen, als würden sie es zu etwas bringen, persöhnlich den Segen.
 

Malik und Marid waren ziemlich überrascht, als sie sahen, wie der Papst, in einer Sänfte sitzend, sich von seinen Würdenträgern auf das Schiff trgen ließ. Der Papst höchstpersönlich! Sie standen beide in der Nähe Reling und der Papst musste somit an ihnen vorbei. Als er in seiner Sänfte kam, sank Marid auf die Knie, auch Malik senkte ehrfürchtig den Kopf. Er war zwar Christ, jedoch nicht SO gläubig wie sein Freund. Der Papst war auf dem Schiff angekommen, seine Sänfte war nun neben Malik und Marid. Papst Urban blickte über das Schiff, sah Marid, streckte die Hände aus und legte sie ihm auf den Kopf. Dann sprach er den Segen. Nach kurzer Zeit endete er, nahm seine Hände von dem Kopf des Jungen und wandte sich der Mannschaft zu, segtnete diese und das Schiff.

Als er sich wieder vom Schiff tragen ließ, kniete Marid immer noch auf dem Boden. Nach einer Weile war wieder das normale Treiben auf dem Schiff eingekehrt, Leinen wurden gelöst, Befehle gebrüllt und Marid kniete immer noch. Genervt verdrehte Malik die Augen und zog ihn vom Boden hoch.
 

"Mensch Marid, reiß dich zusammen! Der Papst hat dich nur gesegnet, ja und?! Klar, du freust dich drüber, aber das Leben geht WEITER!" Langsam schien Marid in die Wirklichkeit zurückzukommen.

Zusammen halfen sie der Mannschaft, das Schiff aus dem Hafen zu fahren, immer hinter den anderen her. Am Abend befanden sie sich schon auf hoher See. "Schau mal!", meinte Malik und deutete in den Himmel. "Halbmond." Malik nickte. "Nach dem, was ich gehört habe, erreichen wir bei Vollmond unser Ziel." "Ob wir dort wirklich zu Helden werden können?" "Klar." Malik grinste. Er freute sich schon auf den Kampf. Wie alle hier.
 

Gemeinsam gingen sie nach unten in den Laderaum. Sie hatten keine Nachtschicht und konnten sich daher schlafen legen. Beide blickten sich in dem dunklen Laderaum um. In der Ecke sahen sie eine leere Hängematte schaukel. Gleichzeitig schürzten sie darauf zu und lieferten sich eine kleine Prügelei, wer dort schlafen durfte, wodurch sie einige andere Soldaten aufweckten. Schließlich einigten sie sich darauf, sich beide dort hinein zu legen. So aneinander gekuschelt schliefen sie auch ein.
 

Malik erwachte, weil ihm irgendjemand durch die Haare strich. Blinzelnd öffnete er die Augen und sah den jungen Mann aus seinem Traum wieder. Sofort war er hellwach und stieß die Hand des Mannes weg. "Wer bist du?!", fauchte er. Der Mann grinste. "Komm mit..." "Wohin!?" Immer noch grinste der Mann, gab allerdings keine Antwort. "Was willst du von mir!!?" Malik wurde lauter und richtete sich auf. Neben ihm regte sich Marid. Ehe er etwas tun oder sagen konnte, war der Mann vor ihm in die Hocke gegangen, so dass ihre Gesichter auf einer Höhe waren und hatte ihn geküsst. Mitten auf den Mund. Erschrocken riss Malik die Augen auf. Dieser Mann war ein Teufelswesen! Anders konnte es gar nicht sein. Denn Menschen auf der Seite Gottes begingen keine Sünde, indem sie andere des gleiches Geschlechts küssten. Das war Sodomie! Malik wollte den Mann von sich stoßen, doch dieser hielt seinen Kopf fest. Schließlich löste er sich von ihm und blickte ihm sanft ihn die Augen, ließ seinen Kopf jedoch nicht los.

"Wa... was soll-"

Weiter kam er nicht, denn der Mann kam ihm zuvor. "Du wurdest zu laut." Das war seine einzige Antwort. Dann packte er Malik am Kragen und zog ihn sanft aber bestimmt aus der Hängematte, in seine Arme. "Und du...," flüsterte er, "Kommst mit mir!" Kurz schmiegte Malik sich an ihn, genoß diese Umarmung, dann wurde er sich klar, was er da tat und riss sich entschlossen los. "Lass mich in Ruhe!", fauchte er.
 

Marid lag noch halb im Schlaf auf der Hängematte und beobachtete Malik und den fremden Mann. Er wusste nicht, was das sollte. Wer war dieser Kerl? Was redeten er und Malik da? Er konnte nicht alle Worte verstehen, dafür sprachen sie zu leise und das Schnarchen einiger anderer Soldaten war zu laut. Er verstand nur, dass Malik irgendwohin mitkommen sollte. Schlaftrunken rollte er sich zusammen. Wahrscheinlich sollte sein Freund oben Wache halten. Er hörte Schritte, die sich entfernten und einige Flüche, die sich nach Malik anhörten. Marid war zu müde und verstand erst nach einigen Sekunden, dass da etwas faul war.

Normal würde Malik nicht wegen der Nachtwache fluchen. Nicht Malik. Er freute sich schon die ganze Zeit auf die Kämpfe gegen die Heiden und würde wegen der Nachtwache garantiert nicht fluchen. Noch nichtmal, wenn er müde war und eigentlich schlafen wollte. Schnell, aber immer noch müde rappelte der Junge sich auf, fiel fast aus der Hängematte, und torkelte zur Leiter, die auf das Deck führte.

Inzwischen hatte er ein übles Gefühl, was Malik betraf.
 

An Deck angekommen, blickte Marid sich um. Am Steuer stand einer, weiter auf dem Deck spielten einige Matrosen, etwas vom Schiff entfernt sah man einen Schatten wegfliegen, der Ausguck stand auf dem Mast, alles war wie es sein sollte. Doch plötzlich stutzte Marid und rannte zur Reling. Der Halbmond erleuchtete ganz leicht die Nacht und wenn Marid sich nicht täuschte, dann flog der Schatten dort WIRKLICH. Und er war zu groß für einen Vogel. Ohne wirklich nachzudenken, brüllte Marid Maliks Namen dem Schatten hinterher. Nach einigen Sekunden meinte er ein leises "Marid" zu hören. Vielleicht war es auch nur Einbildung, was er allerdings nicht glaubte. Er sank zu Boden, kümmerte sich nicht um den Ruf des Ausgucks, der meinte einen Vampir zu sehen, der übers Meer flog. Ihm war es auch egal. Sein Freund, sein Lebensretter war fort!
 

Fortsetzung folgt ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-06-17T13:37:04+00:00 17.06.2008 15:37
BITTE!!!! schreib weiter diese ff is sooooooooooooo gut!!!!!!!!


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