6. Kapitel
6. Kapitel
Seto saß lange reglos auf dem Sofa.
Es war ganz still und dunkel.
Ab und zu verirrte sich der Lichtschein eines vorbeifahrenden Autos im halb vollem Wodgaglas.
Setos Hand wanderte immer wieder darauf zu, aber nie wagte er es das Glas zu berühren.
Immer wieder gingen ihm Joeys Worte durch den Kopf, seine Schilderungen über Alkohol und seine indirkete Folge...
"Seto? Bist du das?"
Plötzlich flammte die Deckenlampe auf und alles wurde in ein sanftes gelbes Licht getaucht.
Nur Setos düstere Gedanken blieben, auch als er an der Tür seinen kleinen Bruder erblickte, welcher ihn mit leicht entsetzem Blick ansah.
"Seit wann trinkst du?"
Ein kleines, ganz kleines Lächeln stahl sich auf Setos Gesicht.
Er wusste selber, dass das in dieser Situation fehl am Platz war, aber er konnte nichts dagegen tun.
Immer wenn er Mokuba sah, lächelte er ganz automatisch, denn der Kleine war, bis vor gar nicht langer Zeit noch der einzige Grund geswesen, aus dem er überhaupt gelächelt hatte.
Mit einem Seufzer erhob sich der Brünette von der Couch und ergriff das halbvolle, halbleere Glas.
Während er auf seinen Bruder zuging, schüttete er den Inhalt in eine nahe Zimmerpflanze und stellte das Glas auf einen Schrank.
Dann beugte er sich zu Mokuba runter, um diesen erst einmal richtig zu begrüßen, ehe er auf seine Frage antwortete:
"Nein, ich trinke nicht, keine Panik."
Doch der Kleine war noch nicht fertig.
Als er das Haus betreten hatte, lies es sich nicht vermeiden, das sein Blick auf den Rollstuhl am Fuße der Treppe fiel und da Seto mit ihm immer über alles sprach, hatte er sich seinen Teil dazu schon zusammengereimt.
"Joey ist hier, nicht wahr?"
Die kindliche Stimme war plötzlich ganz sanft, Mokuba ahnte, das sein großer Bruder, jetzt wohl seine Hilfe gebrauchen könnte.
Seto nickte einfach nur und zog seinen kleinen Bruder aufs Sofa.
Dann begann er ihm das zu erzählen, was Joey ihm erzählt hatte.
...
Mokuba war, nachdem sein Bruder geendet hatte, geschockt.
In erster Linie natürlich wegen Joey, aber auch wegen Seto.
Jetzt erst sah man ihm an, wie sehr ihn alles mitgenommen hatte.
Er atmete schwer, war blass und sah müde aus.
Zwar hatte er Seto schon oft in einem solchen Zustand gesehen, wenn er mal wieder Tage im Büro verbracht hatte, aber noch nie so.
Noch nie mit solcher Sorge, solchem Mitleid und solcher Liebe in den Augen.
Aber auf einmal änderte sich etwas in seinem Blick, auf einmal war er hellwach.
"Hast du das gehört?"
Fragte der Brünette und war bei diesen Worten schon halb vom Sofa aufgesprungen.
Mokubva hingegen sah ihn nur etwas irritiert an.
Halluzinierte sein Bruder schon?
Hatte er etwa doch getrunken?
Doch dann hörte er es auch, es war eine ganz leise, fast schüchterne Stimme, die irgendwo von oben Setos Namen rief.
Dieser war natürlich schon auf dem Weg in sein Schlafzimmer.
Dort fand er Joey, der sich in seinem Bett aufgerichtet hatte und in leicht rot im Gesicht ansah, es war ihm peinlich, das er Seto gerufen hatte, wie ein kleines Kind seine Mama, wenn es Angst im Dunkeln hatte.
"Hey Joey, was ist los?"
Fragte der Brünette besorgt und setzte sich neben sein Hündchen.
Joey war die ganze Situation immer noch ein wenig unangenehm, weswegen er Seto nicht direkt ansah als er antwortete:
"Nichts es ist nur...naja, ich bin aufgewacht und du warst nicht da..."
Bei diesen Worten verstärkte sich die Röte auf seinen Wangen und das Lächeln auf Setos Gesicht.
Wie schon so oft an diesem Abend konnte dieser nicht anders und drückte sein Hündchen an sich und zu seiner Freude wurde die Umarmung sogar zaghaft erwiedert.
Ihm ging ein kalter Schauer über den Rücken, als Joey ihm leise ins Ohr flüsterte:
"Steht dein Angebot noch? Hilft du mir?"
Seto drückte den Blonden leicht von sich, sodass er ihm in die Augen sehen konnte, sie strahlten richtig, da nur das Flurlicht von draußen auf sie fiel:
"Natürlich...Ich liebe dich doch..."
Er gab Joey einen vorsichtigen Kuss, welcher nur schüchtern erwiedert wurde.
Während beide aber immer mutiger wurden, wurde es immer dunkler um sie herum, bis es schließlich ganz schwarz war.
Mokuba hatte genug gesehen und leise die Tür geschlossen.
Vielleicht werde ich noch mal ein/zwei Kappis dran hängen...