Alabama in Aufruhr
New York-Manhattan
15.03.1957
14:00 Uhr
Obwohl nur wenig Licht in das kleine Zimmer fiel, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Nur was? Alles sah wie eh und je aus. Vor meinem Fenster der Schreibtisch aus Buche, hinter dem ich saß und nachdachte. Ich glitt mit meiner linken Hand über die raue Oberfläche des alten Tisches. Nein. Das war es nicht. Ich stand auf, die Hände in den Hosentaschen und schaute nach links. Mein Blick haftete nun auf meinen ganzen Stolz: Dem Aktenschrank. In ihm bewahrte ich alle von mir gelösten Fälle auf. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wie viele ich schon gelöst hatte! Der stählerne Koloss sah ebenfalls wie immer aus. Ich begab mich zu meinem Bücherregal, las die Buchrücken und sah mir die bronzene Medallie an, die man mir überreicht hatte, als ich einen Geld-Skandal der Mafia aufgedeckt hatte. Rechts daneben war die Tür, hinter der ich meine Sekretärin arbeiten hörte. Auf dem Rückweg zum Schreibtisch, fiel mein Blick auf sie. Diese Grimassen, die mich unentwegt anstarrten, egal wo ich im Raum war. Einer von ihnen hätte mein jüngerer Bruder sein können, so jung, wie er war. Der andere daneben hatte fast kein Haar und sah aus wie mein Großvater. Wieder ein anderer hatte so viel Haar, dass man die Augen nicht mehr sehen konnte. Alle Gesichter kannte ich schon, immerhin sahen sie mich schon die ganze Zeit an. Ich trat ein paar Schritte vor, damit ich die Schrift lesen konnte, die auf jedem in Druckbuchstaben stand 'DEAD OR ALIVE'. All diese Steckbriefe von den meist gesuchten Verbrechern hatte ich gesammelt, weil ich hoffte, sie hinter Gitter bringen zu können. Ich wandte mich von den vielen Steckbriefen ab und schaute mich noch einmal in dem dunklen Raum um. Nichts sah seltsam aus und so setzte ich mich wieder in meinen Sessel, steckte mir eine Zigarette an und wartete, dass etwas passierte...
15:56 Uhr
Aus Langeweile machte ich das Radio an, nahm meine Kopfhörer und hörte etwa eine halbe Stunde Musik. Dann begannen die Nachrichten und ich lauschte aufmerksam nach ungelösten Kriminalfällen. Da die Nachrichten schon bald zu Ende waren machte ich das Radio aus. Nach kurzer Zeit platze meine Sekretärin unerwartet in mein Büro. Sie meinte, gerade im Radio gehört zu haben, dass ein berühmter Millionär vor zwei Tagen im Schlaf erstochen worden wäre. Da die Polizei von Alabama den Mörder bisher nicht gefunden hätte, würde sich die Tochter des alten Mannes an jeden guten Privatdetektiv in Manhattan wenden und würde ihm ein hohes Honorar bezahlen, wenn er nur einen Hinweis finden würde. Ich sagte ihr, die Nachrichten schon gehört zu haben und dass dort von keinem Fall, wie diesem, berichtet wurde. Als meine Sekretärin behauptete, dass es ein Sonderthema sei und außerhalb der Nachrichten besprochen wurde, begann ich nachdenklich zu werden. Ich überlegte den ganzen restlichen Tag über diesen Fall nach und kam zu dem Schluss, dass ich mich doch lieber darüber informieren sollte.
16.03.1957
8:16 Uhr
Den ganzen Morgen hatte ich schon überlegt, was ich unternehmen müsste, um diesen Fall zu lösen. Doch ich konnte gar nicht weiter denken, weil meine Sekretärin abermals in mein Büro platzte. Ich wartete darauf, sie sagen zu hören, dass ich von der Millionenerbin engagiert worden wäre. Sie brachte mir aber nur mit einer Tasse Kaffee, die sie mir auf den Schreibtisch stellte und wieder ging.
Fortsetzung folgt...