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Summer Wine

von

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Teil 1

Alles begann an einem Morgen, an dem ich mal wieder fast verschlafen hätte. Meine Mutter kam hoch zu mir ins Zimmer und warf mich aus dem Bett. „Los raus, du kommst sonst zu spät!!“ Und zog mir die Decke weg. Ich zog sie natürlich wieder zu mir hin, war ja klar dass ich nicht aufstehen wollte. Wieso auch!? Ich hatte heut voll keine Lust auf Schule. Wir schrieben heute einen Mathe – Test und von dem wollt ich schon gleich gar nix wissen. Aber schließlich raffte ich mich doch noch auf und verließ mein wohlig warmes Schlafgemach. Was soll’s, in 12 Stunden würd ich eh wieder hier liegen. Oder so ähnlich.

Ich wankte schlaftrunken hinunter in die Küche und machte mir erst mal meinen morgendlichen Kakao. Völlig ordinär wie jeder andre auch. Schmierte mir ein Brötchen und las Zeitung. Zeitung... das war wovor mir am allermeisten graute, ich war bei der Schülerzeitung, Jenny hatte mich überredet, mitzumachen und jetzt hatten wir den Schlamassel. Der Rektor hatte uns eine Aufgabe gestellt – wir sollten uns irgendeine berühmte Persönlichkeit suchen und die für die Zeitung interviewen. Das Problem war nur – die deutschen Promis sind langweilig und sonst is hier nix los. Und mir hatte man natürlich nahegelegt, Vorschläge zu bringen, denn ich sollte das ganze leiten. Argh. Wo ich bei gewissen Promis doch eh kein Wort rauskriegen würde wenn ich vor ihnen stünde bzw. säße. Gewisse Promis... ach, ich schweife schon wieder ab. Ich stellte meine Tasse in die Spüle und machte mich auf den Weg ins Badezimmer.

Wieder aus der Nasszelle entkommen durfte ich feststellen dass es bereits halb war und ich in fünf Minuten raus musste zum Bus. Also noch schnell irgendwo einen Apfel grapschen, eine Flasche Limo einpacken und ab dafür, hoffentlich hatte ich oben nichts liegen lassen, aber um nachzusehen war keine Zeit mehr.
 

„Und, was glaubst du was du kriegen wirst?“ Fragte mich meine Banknachbarin Mandy. „Ich schätze mal, nachdem ich ja soo fleißig war und die ganze Nacht im Schlaf gelernt hab...“ Wir mussten lachen. Dann kam unser Mathelehrer mit strenger Miene und einem Stapel Papier im Arm herein. Sofort wurde es mucksmäuschenstill. Scheiß Mathetest. Als ob ich nicht andere Sorgen hätte, ich musste immer noch einen Interviewkandidaten finden. Im hintersten Eckchen meines Hinterstübchens fiel mir da was ein – war nicht in zwei Wochen die Premiere vom dritten Fluch der Karibik hier in München? Ich musste heimlich grinsen, da würde sicher jedes Mädchen an der Schule mitwollen wenn ich das veröffentlichte. Ich selber fand die Jungs ja auch nicht übel, aber zu alt... Mandy stieß mich am Ellenbogen. „Hey, es hat angefangen, schläfst du?“ – „Nein, ich hab nur nachgedacht.“ – „Ruhe da hinten!“ Unterbrach der Lehrer unser Gespräch. „Ich erzähl dir in der nächsten Stunde wieso.“ Und beugte mich über mein Aufgabenblatt. Dreisatz, na toll. Ich hasse es.
 

Nach der Stunde dauerte es gute zehn Minuten bis unsere Aushilfslehrerin für Deutsch kam, denn die eigentliche hatte sich den Fuß gebrochen und saß mit Gips zu Hause. „Also was is los.” Löcherte mich Mandy. Ich zuckte mit den Schultern. „Du weißt doch, dieses blöde Interview für die Schülerzeitung, glaubst mir würde was einfallen?!?“ – „Ja, nicht leicht. Aber such dir doch Alfons Schubeck oder so.. Is doch egal wer. Schülerzeitungs – Interviews sind eh immer todlangweilig.“ Das ging mir gegen den Strich, dass Mandy alles so auf die leichte Schulter nahm. Ich wollte aber mit Ruhm glänzen. „Is ja langweilig. Nein, ich will einen Knüller, einen der sie alle vor Neid erblassen lässt.“ Mandy grinste. „So einen wie Jonny Depp auf dem Cover einer Bravo?“ Wir mussten wieder lachen. „Zu dem Thema hatte ich scho so einen Hintergedanken... in zwei Wochen ist doch die Filmpremiere im Mathäser...“ Mandy wurde auf einen Schlag stumm. „Jetz nicht dein Ernst.“ – „Mein voller. Nur wird die ganze weibliche Belegschaft hier wahrscheinlich mitwollen.“ – „Nimm mich mit, bitte!!“ Bettelte Mandy nun. „Bist du bei der Zeitung?“ – „Leider nicht...“ Sie sah mich traurig an. Wie ein Kind, das gerade erfahren hat, dass ihr Kuschelhase gestorben ist. „Na gut, ich werd sehen was sich machen lässt. Aber erst mal muss ich Becky und Jazzy bescheid sagen dass mir was eingefallen is. Und unsrem Redakteur...“ Wir mussten beide bei dem Gedanken kichern, weil der Redakteur natürlich niemand andres war als unser aller Oberstreber persönlich, Tobi. Aber er war ein netter Mensch und erfüllte dir jeden Wunsch. Er konnte dich sogar auf die Titelseite bringen wenn du das wolltest. „Wobei ich sowieso meine Zweifel hege ob das klappen wird... ich wett, wenn ich vor dem oder denen steh krieg ich eh kein Wort raus...“ – „Und du kippst schielend um...“

Wir lachten uns grade halbtot, als unsre schrullige Aushilfslehrerin den Raum betrat. So eine alte abgetakelte Rentnerdame, die nichts besseres zu tun hatte, als Schüler zu quälen. „So Leute, heut hab ich mir für euch einen Lernzirkel ausgedacht. Ich verteil das Material auf verschiedene Tische, dann könnt ihr nach und nach die Stationen abarbeiten. Ich muss nachher noch zu einer Besprechung ins Sekretariat, also verhaltet euch ruhig und gesittet.“ Das war ihr Lieblingssatz. Ruhig und gesittet. Seit drei Tagen bekamen wir nichts andres zu hören. Aber so konnten Mandy und ich uns wenigstens unterhalten und keinen interessierte es. Wir mussten nur aufpassen dass vor allem Tina und Jeany nichts mitbekamen, die zwei waren verrückt nach unseren Interviewzielscheiben und würden wahrscheinlich vor nächster Woche nicht mehr aufhören zu kreischen wenn sie was spitz kriegten. Also setzten Mandy und ich uns an den allerletzten Tisch ganz hinten in der Ecke wo sowieso niemand hinkommen würde.

„Und vor allem müssen wir aufpassen dass unsre beiden Piratenbräute da vorne nichts spitz kriegen. Kennst sie ja.“ – „Oh ja... die würden dir dann ewigst lange in den Ohren liegen, dass du sie mitnehmen musst weil sie dich sonst verfluchen oder so was ähnliches.“ – „Oh ja, die hetzen mir dann den Fluch von Cortez auf den Hals...“ Mit Mandy konnte man richtig schön ablästern und sich einen Ast nach dem andren lachen. Just in dem Moment betrat Jazzy den Raum, mit der ich eh noch reden wollte. Ich winkte sie zu uns her.

„Hey, gut dass du da bist, mir is was eingefallen!“ Begrüßte ich sie. „Ich wollt eigentlich zur Schiefenbach... aber schieß los, dann sag ich's Becky gleich auch und Tobi.“ – „In zwei Wochen is doch die Filmpremiere im Mathäser... was hältst du davon, Orli oder Johnny auszufragen?“ Einen Moment lang wollte Jazzy mir das glaub ich nicht abkaufen. „Pass ja auf dass das niemand andres mitkriegt, sonst will die ganze weibliche Belegschaft hier noch mit... prima Idee, mein Onkel ist Journalist, ich kann ihn ja bitten dass er uns Presseausweise besorgt...“ Mir rutschte nun das Herz in die Hose. Scheiße, das würde wirklich klappen... „Eine Frage hätt ich noch...“ – „Schieß los.“ – „Ich geh nicht ohne Mandy.“ Die warf mir einen freudigen Blick zu und ich wusste dass sie einen lauten Aufschrei unterdrückte. „Eins, zwei... weißt was, ich muss da gar nicht so unbedingt mit, ich besorg euch die Presseausweise und dann könnt ihr die Jungs löchern. Becky kann die eh nicht ab. Kennst sie doch, die steht eher auf US5...“ Wir mussten lachen. „Super, danke!“ Nun sah mein Tag schon ein wenig lichter aus. Scheiße. „Ach so, mein Onkel macht das natürlich mit den Interviews auch klar und ruft da vorher an! Super wenn man Beziehungen hat...“ – „Und ob...“ ich war nämlich auch kurz davor, vor Freude an die Decke zu springen. „Aber vorher muss ich noch nen Besenstiel verschlucken und du musst mir Schuhe mit Bodenhaken besorgen damit ich nicht aus den Latschen kippe...“ Grinste ich Jazzy an. Die lachte. „Neunundneunzig Prozent der Mädchen hier an der Schule stehen auf Johnny und Orli... ich bräuchte auch Hakenschuhe, keine Sorge...“ – „Und für Mandy auch ein Paar bitte.“ Jazzy hob die Hand zum Abschied und verschwand in der Tür. Wir waren mit dem Lernzirkel keine Station vorangekommen, aber das würde mit Sicherheit keinen stören. Besonders die alte Schiefenbach nicht.
 

Nach dem Unterricht hatten wir nur eins im Sinn – so schnell wie möglich nach Hause und den Schrank nach passenden Klamotten durchsuchen. Leider fand sich in meinem nichts passendes und so kam es dann auch dass keine fünf Minuten später mein Handy klingelte und Mandy anrief. „Hast du auch nichts gefunden?“ – „Nur Müll... gehn wir shoppen?“ Das übliche weibliche Laster halt, den Schrank voller Klamotten aber nichts anzuziehen...
 

Um drei trafen wir uns im Einkaufszentrum zu einer ausgiebigen Shopping – Tour a la Piratenbraut. Wir probierten viele Sachen, manche waren schon fast zu gewagt, wie das träger – und ärmellose Oberteil das ich irgendwo gesehen hatte.. damit würde es sicher nicht lange dauern und der nächstbeste Security – Typ würde einen aus der Menge fischen. Was gestreiftes wär am besten, Piraten tragen doch gestreift... „Ich mag aber keine Streifen, die machen Dick.“ Kam es aus der Umkleidekabine neben mir. Ich hatte Mandy dazu überredet, wenigstens mal ein Oberteil in dieser Variation anzuprobieren. Sie sträubte sich zwar anfangs, aber ich hab so lange nachgebohrt bis sie nachgab. Aber Mandy behielt Recht, das Ding sah wirklich nicht vorteilhaft aus. Ich hatte mein Teil schon gefunden, so ein schönes weißes Teil mit vielen Rüschen, ganz Piraten – like. Dazu noch meine schönste Jeans und einen Gürtel mit Totenkopf – Schnalle und das Outfit war perfekt. „Und, für was entscheidest du dich jetz?“ Fragte ich Mandy nachdem sie schon fünfzehn Oberteile wieder zurückgehängt hatte. „Ich glaub ich nehm das. Sie hielt mir ein beiges Oberteil entgegen, das ein wenig altertümlich aussah, aber perfekt ins Genre passte. Ich nahm den Daumen hoch. „Super, dann gehn wir zahlen, is schon spät und ich muss meiner Mutter erst noch einhämmern dass ich da hingehe..“ Meine Mom war da ein bisschen fies, wenn’s ihr zu gefährlich wurde mit den Männern dann verbot sie mir alles. Wie die Frisur meines letzten Freundes, die hat ihr nicht gefallen, also durfte ich ihn auch nicht behalten. Da half selbst umstylen nichts. Ich mag halt mal Kerle mit langen Haaren, da kann ich doch auch nichts dafür! Aber bei Orli is das was andres... „Hey, du bist dran, zahlen!“ Mandy weckte mich wieder auf. „Oh, t’schuldigung...“ Ich gab der Kassiererin einen zwanziger und verschwand dann mit Mandy aus dem Geschäft.
 

Am Mittwoch saßen wir dann in der Redaktion zu einem Meeting zusammen in dem alles besprochen wurde. Mandy war auch dabei, sie war ja schließlich meine Begleitung und sollte da nicht ganz unwissend hineingeworfen werden.

„Hast du noch Fragen?“ Fragte Jazzy, an Mandy gewandt. „Nicht wirklich. Und dein Onkel hat das wirklich alles schon unter Dach und Fach? Nicht dass wir dann vor verschlossenen Türen stehen.“ – „Wo denkst du hin, er hat gestern im Management angerufen und die ham sich nur allzu gerne bereit erklärt ein Interview für eine Schülerzeitung abzugeben, mal was anderes ham sie gemeint. Hier sind übrigens eure Ausweise...“ Jazzy gab mir und Mandy unsre Presseausweise. Cool. „Sind aber nur für den 24. Mai gültig, danach leider nicht mehr.“ Ich sah unter Jazzys Pullover etwas hervorblitzen. „Du, kann es sein dass er dir auch einen besorgt hat?“ Fragte ich sie schelmisch grinsend. Jazzy lief ein bisschen rot an. „Das ist sein Geburtstagsgeschenk...“ Das war richtig, Jazzy war vor zwei Tagen 18 geworden. Und zum achtzehnten bekam man normal schon mal was Besondres geschenkt. „Dann sind wir eben drei, auch egal. Also das Ding läuft wie folgt – ihr seht euch erst den Film an zusammen mit den ganzen andren Berühmtheiten – normale Paparazzis dürfen da nicht rein, aber da ihr Schülerinnen seid und ihnen ja nicht gefährlich werden könnt ham die gesagt ihr dürft euch den Streifen auch reinziehen. Danach wird noch was gegessen eben und dann könnt ihr die Jungs löchern. Bzw. den Jungen.“ – „Ui, wer hat denn zugestimmt?“ Jazzy grinste übers ganze Gesicht. Dann wusste ich wer’s war. „Wenn du so grinst, dann weiß ich schon, wer. Oh Gott dann musst du mich aber festnageln...“ – „Wer denn, wer denn?“ Quengelte Mandy. „Na kannst du’s dir nicht denken, in wen is Jazzy denn schon seit Herr der Ringe verknallt?“ – „Oh, verstehe...“ Gab Mandy zurück, ebenfalls übers ganze Gesicht grinsend. „Also in eineinhalb Wochen. Ich nehm das Diktiergerät von meinem Onkel mit, der hat an dem Tag grad keine Interviews und kann’s mir borgen.“ – „Alles klar, geht klar!“ Gab ich zurück und schlug bei Jazzy ein. „Auf dass das ein einmaliger Erfolg wird, der alle an dieser Schule vor Neid erblassen lässt!“ Nun war der Kampfgeist in mir geweckt und nichts würde ihn so schnell wieder zum Erlöschen bringen.
 

Nun ging es daran, sich Fragen auszudenken. Unser beider Gehirne liefen die nächste Woche fast heiß vor Ideen, Mandys und meines. „Aber nix allzu privates.“ Wir saßen am Dienstag darauf nach der Schule bei mir zu Hause auf meinem Zimmer und schrieben bei einer Tasse Tee Fragen auf. Meiner Mutter hatte ich es inzwischen beigebracht, die reagierte ganz lässig und meinte, die seien eh unerreichbar, also würd sie da nix drauf geben. „Frag ihn doch, wie viele Paar Strümpfe er inzwischen besitzt... sammelt die Dinger doch wenn ich mich nicht irre?“ Lachte Mandy. Ich verstand nicht, wie man Socken sammeln konnte... und zuckte mit den Schultern. „Schreibs einfach mal auf. Sehn wir dann schon, aber wahrscheinlich wird er sich erst mal nen Ast lachen, genau wie wir. Wie wär’s mit... mir fällt echt nix mehr ein.“ – „Soll ich das auch aufschreiben?“ Ich gab Mandy einen freundschaftlichen Schubs. Die Schubste zurück und so entwickelte sich erst mal eine kleine Rangelei. Ich hatte mich inzwischen eingehend mit der Materie befasst und die ersten beiden Teile vom Fluch der Karibik mit Mandy zusammen angesehen. Zugegeben, ich mochte ihn irgendwie, unsern Interviewpartner... mögen war eigentlich kein Ausdruck mehr. Wir hatten uns schon zu Fans entwickelt. Ob das gut oder schlecht war werden wir nie erfahren. Und so zwei Tage vor dem Großereignis war auch schon alles vorbereitet, die Klamotten lagen fertig gebügelt über dem Schreibtischstuhl, Stifte waren gespitzt, Blöcke besorgt ... Fotoapparate mit Film gefüllt, man konnte ja nie wissen, aber ein Erinnerungsfoto wollte ich schon haben. Damit konnte ich nachher überall herumprahlen – seht, ich hab Orli getroffen!! Bei dem Gedanken freute es mich immer wieder, dass die anderen dann absolut neidisch werden würden und mich ausquetschen würden wie er so war. Ob ich wusste wie er ist? Keine Ahnung! Hoffentlich kein Arroganter, mies gelaunter Schnösel dem’s nur ums Geld geht! Nein, aber ich glaub so is er nicht. Morgen wollte Mandy bei mir übernachten, damit wir uns zusammen vom Acker machen konnten, Jazzy würde uns um neun hier abholen und zum Kino fahren. Um zehn machte der Schuppen auf und die ganzen Leute kamen. Natürlich aus piekfeinen Luxushotelzimmern und nicht aus einer Mietwohnung irgendwo in der Innenstadt. Aber das war mir momentan egal.
 

Der Mittwoch kam schneller als erwartet. Nach der Schule wurden noch die restlichen Utensilien gepackt, die Ausweise zurechtgelegt damit wir auch ja reinkamen. Jazzy hatte mir heute noch das Diktiergerät gegeben und erklärt wie es funktioniert, das lag jetzt auch auf dem Schreibtisch neben meinem Presseausweis, zusammen mit meinem richtigen Ausweis, zwei Pack Kaugummi, meiner Handtasche, Geldbeutel und Handy. Taschentücher... falls ich heulen musste. Was ich aber nicht glaubte. Eher lachen. Mandy und ich saßen zusammen auf dem Bett und studierten gesammelte Zeitungsartikel. Inzwischen war es schon acht Uhr abends, die Zeitbombe tickte. Man hatte uns für morgen von der Schule freigestellt. Langsam sollten wir ins Bett gehen um morgen fit zu sein...
 

Alles begann an einem Morgen, an dem ich mal wieder fast verschlafen hätte. Meine Mutter kam hoch zu mir ins Zimmer und warf mich aus dem Bett. „Los raus, du kommst sonst zu spät!!“ Und zog mir die Decke weg. Ich zog sie natürlich wieder zu mir hin, war ja klar dass ich nicht aufstehen wollte. Wieso auch!? Ich hatte heut voll keine Lust auf Schule. Wir schrieben heute einen Mathe – Test und von dem wollt ich schon gleich gar nix wissen. Aber schließlich raffte ich mich doch noch auf und verließ mein wohlig warmes Schlafgemach. Was soll’s, in 12 Stunden würd ich eh wieder hier liegen. Oder so ähnlich.

Ich wankte schlaftrunken hinunter in die Küche und machte mir erst mal meinen morgendlichen Kakao. Völlig ordinär wie jeder andre auch. Schmierte mir ein Brötchen und las Zeitung. Zeitung... das war wovor mir am allermeisten graute, ich war bei der Schülerzeitung, Jenny hatte mich überredet, mitzumachen und jetzt hatten wir den Schlamassel. Der Rektor hatte uns eine Aufgabe gestellt – wir sollten uns irgendeine berühmte Persönlichkeit suchen und die für die Zeitung interviewen. Das Problem war nur – die deutschen Promis sind langweilig und sonst is hier nix los. Und mir hatte man natürlich nahegelegt, Vorschläge zu bringen, denn ich sollte das ganze leiten. Argh. Wo ich bei gewissen Promis doch eh kein Wort rauskriegen würde wenn ich vor ihnen stünde bzw. säße. Gewisse Promis... ach, ich schweife schon wieder ab. Ich stellte meine Tasse in die Spüle und machte mich auf den Weg ins Badezimmer.

Wieder aus der Nasszelle entkommen durfte ich feststellen dass es bereits halb war und ich in fünf Minuten raus musste zum Bus. Also noch schnell irgendwo einen Apfel grapschen, eine Flasche Limo einpacken und ab dafür, hoffentlich hatte ich oben nichts liegen lassen, aber um nachzusehen war keine Zeit mehr.
 

„Und, was glaubst du was du kriegen wirst?“ Fragte mich meine Banknachbarin Mandy. „Ich schätze mal, nachdem ich ja soo fleißig war und die ganze Nacht im Schlaf gelernt hab...“ Wir mussten lachen. Dann kam unser Mathelehrer mit strenger Miene und einem Stapel Papier im Arm herein. Sofort wurde es mucksmäuschenstill. Scheiß Mathetest. Als ob ich nicht andere Sorgen hätte, ich musste immer noch einen Interviewkandidaten finden. Im hintersten Eckchen meines Hinterstübchens fiel mir da was ein – war nicht in zwei Wochen die Premiere vom dritten Fluch der Karibik hier in München? Ich musste heimlich grinsen, da würde sicher jedes Mädchen an der Schule mitwollen wenn ich das veröffentlichte. Ich selber fand die Jungs ja auch nicht übel, aber zu alt... Mandy stieß mich am Ellenbogen. „Hey, es hat angefangen, schläfst du?“ – „Nein, ich hab nur nachgedacht.“ – „Ruhe da hinten!“ Unterbrach der Lehrer unser Gespräch. „Ich erzähl dir in der nächsten Stunde wieso.“ Und beugte mich über mein Aufgabenblatt. Dreisatz, na toll. Ich hasse es.
 

Nach der Stunde dauerte es gute zehn Minuten bis unsere Aushilfslehrerin für Deutsch kam, denn die eigentliche hatte sich den Fuß gebrochen und saß mit Gips zu Hause. „Also was is los.” Löcherte mich Mandy. Ich zuckte mit den Schultern. „Du weißt doch, dieses blöde Interview für die Schülerzeitung, glaubst mir würde was einfallen?!?“ – „Ja, nicht leicht. Aber such dir doch Alfons Schubeck oder so.. Is doch egal wer. Schülerzeitungs – Interviews sind eh immer todlangweilig.“ Das ging mir gegen den Strich, dass Mandy alles so auf die leichte Schulter nahm. Ich wollte aber mit Ruhm glänzen. „Is ja langweilig. Nein, ich will einen Knüller, einen der sie alle vor Neid erblassen lässt.“ Mandy grinste. „So einen wie Jonny Depp auf dem Cover einer Bravo?“ Wir mussten wieder lachen. „Zu dem Thema hatte ich scho so einen Hintergedanken... in zwei Wochen ist doch die Filmpremiere im Mathäser...“ Mandy wurde auf einen Schlag stumm. „Jetz nicht dein Ernst.“ – „Mein voller. Nur wird die ganze weibliche Belegschaft hier wahrscheinlich mitwollen.“ – „Nimm mich mit, bitte!!“ Bettelte Mandy nun. „Bist du bei der Zeitung?“ – „Leider nicht...“ Sie sah mich traurig an. Wie ein Kind, das gerade erfahren hat, dass ihr Kuschelhase gestorben ist. „Na gut, ich werd sehen was sich machen lässt. Aber erst mal muss ich Becky und Jazzy bescheid sagen dass mir was eingefallen is. Und unsrem Redakteur...“ Wir mussten beide bei dem Gedanken kichern, weil der Redakteur natürlich niemand andres war als unser aller Oberstreber persönlich, Tobi. Aber er war ein netter Mensch und erfüllte dir jeden Wunsch. Er konnte dich sogar auf die Titelseite bringen wenn du das wolltest. „Wobei ich sowieso meine Zweifel hege ob das klappen wird... ich wett, wenn ich vor dem oder denen steh krieg ich eh kein Wort raus...“ – „Und du kippst schielend um...“

Wir lachten uns grade halbtot, als unsre schrullige Aushilfslehrerin den Raum betrat. So eine alte abgetakelte Rentnerdame, die nichts besseres zu tun hatte, als Schüler zu quälen. „So Leute, heut hab ich mir für euch einen Lernzirkel ausgedacht. Ich verteil das Material auf verschiedene Tische, dann könnt ihr nach und nach die Stationen abarbeiten. Ich muss nachher noch zu einer Besprechung ins Sekretariat, also verhaltet euch ruhig und gesittet.“ Das war ihr Lieblingssatz. Ruhig und gesittet. Seit drei Tagen bekamen wir nichts andres zu hören. Aber so konnten Mandy und ich uns wenigstens unterhalten und keinen interessierte es. Wir mussten nur aufpassen dass vor allem Tina und Jeany nichts mitbekamen, die zwei waren verrückt nach unseren Interviewzielscheiben und würden wahrscheinlich vor nächster Woche nicht mehr aufhören zu kreischen wenn sie was spitz kriegten. Also setzten Mandy und ich uns an den allerletzten Tisch ganz hinten in der Ecke wo sowieso niemand hinkommen würde.

„Und vor allem müssen wir aufpassen dass unsre beiden Piratenbräute da vorne nichts spitz kriegen. Kennst sie ja.“ – „Oh ja... die würden dir dann ewigst lange in den Ohren liegen, dass du sie mitnehmen musst weil sie dich sonst verfluchen oder so was ähnliches.“ – „Oh ja, die hetzen mir dann den Fluch von Cortez auf den Hals...“ Mit Mandy konnte man richtig schön ablästern und sich einen Ast nach dem andren lachen. Just in dem Moment betrat Jazzy den Raum, mit der ich eh noch reden wollte. Ich winkte sie zu uns her.

„Hey, gut dass du da bist, mir is was eingefallen!“ Begrüßte ich sie. „Ich wollt eigentlich zur Schiefenbach... aber schieß los, dann sag ich's Becky gleich auch und Tobi.“ – „In zwei Wochen is doch die Filmpremiere im Mathäser... was hältst du davon, Orli oder Johnny auszufragen?“ Einen Moment lang wollte Jazzy mir das glaub ich nicht abkaufen. „Pass ja auf dass das niemand andres mitkriegt, sonst will die ganze weibliche Belegschaft hier noch mit... prima Idee, mein Onkel ist Journalist, ich kann ihn ja bitten dass er uns Presseausweise besorgt...“ Mir rutschte nun das Herz in die Hose. Scheiße, das würde wirklich klappen... „Eine Frage hätt ich noch...“ – „Schieß los.“ – „Ich geh nicht ohne Mandy.“ Die warf mir einen freudigen Blick zu und ich wusste dass sie einen lauten Aufschrei unterdrückte. „Eins, zwei... weißt was, ich muss da gar nicht so unbedingt mit, ich besorg euch die Presseausweise und dann könnt ihr die Jungs löchern. Becky kann die eh nicht ab. Kennst sie doch, die steht eher auf US5...“ Wir mussten lachen. „Super, danke!“ Nun sah mein Tag schon ein wenig lichter aus. Scheiße. „Ach so, mein Onkel macht das natürlich mit den Interviews auch klar und ruft da vorher an! Super wenn man Beziehungen hat...“ – „Und ob...“ ich war nämlich auch kurz davor, vor Freude an die Decke zu springen. „Aber vorher muss ich noch nen Besenstiel verschlucken und du musst mir Schuhe mit Bodenhaken besorgen damit ich nicht aus den Latschen kippe...“ Grinste ich Jazzy an. Die lachte. „Neunundneunzig Prozent der Mädchen hier an der Schule stehen auf Johnny und Orli... ich bräuchte auch Hakenschuhe, keine Sorge...“ – „Und für Mandy auch ein Paar bitte.“ Jazzy hob die Hand zum Abschied und verschwand in der Tür. Wir waren mit dem Lernzirkel keine Station vorangekommen, aber das würde mit Sicherheit keinen stören. Besonders die alte Schiefenbach nicht.
 

Nach dem Unterricht hatten wir nur eins im Sinn – so schnell wie möglich nach Hause und den Schrank nach passenden Klamotten durchsuchen. Leider fand sich in meinem nichts passendes und so kam es dann auch dass keine fünf Minuten später mein Handy klingelte und Mandy anrief. „Hast du auch nichts gefunden?“ – „Nur Müll... gehn wir shoppen?“ Das übliche weibliche Laster halt, den Schrank voller Klamotten aber nichts anzuziehen...
 

Um drei trafen wir uns im Einkaufszentrum zu einer ausgiebigen Shopping – Tour a la Piratenbraut. Wir probierten viele Sachen, manche waren schon fast zu gewagt, wie das träger – und ärmellose Oberteil das ich irgendwo gesehen hatte.. damit würde es sicher nicht lange dauern und der nächstbeste Security – Typ würde einen aus der Menge fischen. Was gestreiftes wär am besten, Piraten tragen doch gestreift... „Ich mag aber keine Streifen, die machen Dick.“ Kam es aus der Umkleidekabine neben mir. Ich hatte Mandy dazu überredet, wenigstens mal ein Oberteil in dieser Variation anzuprobieren. Sie sträubte sich zwar anfangs, aber ich hab so lange nachgebohrt bis sie nachgab. Aber Mandy behielt Recht, das Ding sah wirklich nicht vorteilhaft aus. Ich hatte mein Teil schon gefunden, so ein schönes weißes Teil mit vielen Rüschen, ganz Piraten – like. Dazu noch meine schönste Jeans und einen Gürtel mit Totenkopf – Schnalle und das Outfit war perfekt. „Und, für was entscheidest du dich jetz?“ Fragte ich Mandy nachdem sie schon fünfzehn Oberteile wieder zurückgehängt hatte. „Ich glaub ich nehm das. Sie hielt mir ein beiges Oberteil entgegen, das ein wenig altertümlich aussah, aber perfekt ins Genre passte. Ich nahm den Daumen hoch. „Super, dann gehn wir zahlen, is schon spät und ich muss meiner Mutter erst noch einhämmern dass ich da hingehe..“ Meine Mom war da ein bisschen fies, wenn’s ihr zu gefährlich wurde mit den Männern dann verbot sie mir alles. Wie die Frisur meines letzten Freundes, die hat ihr nicht gefallen, also durfte ich ihn auch nicht behalten. Da half selbst umstylen nichts. Ich mag halt mal Kerle mit langen Haaren, da kann ich doch auch nichts dafür! Aber bei Orli is das was andres... „Hey, du bist dran, zahlen!“ Mandy weckte mich wieder auf. „Oh, t’schuldigung...“ Ich gab der Kassiererin einen zwanziger und verschwand dann mit Mandy aus dem Geschäft.
 

Am Mittwoch saßen wir dann in der Redaktion zu einem Meeting zusammen in dem alles besprochen wurde. Mandy war auch dabei, sie war ja schließlich meine Begleitung und sollte da nicht ganz unwissend hineingeworfen werden.

„Hast du noch Fragen?“ Fragte Jazzy, an Mandy gewandt. „Nicht wirklich. Und dein Onkel hat das wirklich alles schon unter Dach und Fach? Nicht dass wir dann vor verschlossenen Türen stehen.“ – „Wo denkst du hin, er hat gestern im Management angerufen und die ham sich nur allzu gerne bereit erklärt ein Interview für eine Schülerzeitung abzugeben, mal was anderes ham sie gemeint. Hier sind übrigens eure Ausweise...“ Jazzy gab mir und Mandy unsre Presseausweise. Cool. „Sind aber nur für den 24. Mai gültig, danach leider nicht mehr.“ Ich sah unter Jazzys Pullover etwas hervorblitzen. „Du, kann es sein dass er dir auch einen besorgt hat?“ Fragte ich sie schelmisch grinsend. Jazzy lief ein bisschen rot an. „Das ist sein Geburtstagsgeschenk...“ Das war richtig, Jazzy war vor zwei Tagen 18 geworden. Und zum achtzehnten bekam man normal schon mal was Besondres geschenkt. „Dann sind wir eben drei, auch egal. Also das Ding läuft wie folgt – ihr seht euch erst den Film an zusammen mit den ganzen andren Berühmtheiten – normale Paparazzis dürfen da nicht rein, aber da ihr Schülerinnen seid und ihnen ja nicht gefährlich werden könnt ham die gesagt ihr dürft euch den Streifen auch reinziehen. Danach wird noch was gegessen eben und dann könnt ihr die Jungs löchern. Bzw. den Jungen.“ – „Ui, wer hat denn zugestimmt?“ Jazzy grinste übers ganze Gesicht. Dann wusste ich wer’s war. „Wenn du so grinst, dann weiß ich schon, wer. Oh Gott dann musst du mich aber festnageln...“ – „Wer denn, wer denn?“ Quengelte Mandy. „Na kannst du’s dir nicht denken, in wen is Jazzy denn schon seit Herr der Ringe verknallt?“ – „Oh, verstehe...“ Gab Mandy zurück, ebenfalls übers ganze Gesicht grinsend. „Also in eineinhalb Wochen. Ich nehm das Diktiergerät von meinem Onkel mit, der hat an dem Tag grad keine Interviews und kann’s mir borgen.“ – „Alles klar, geht klar!“ Gab ich zurück und schlug bei Jazzy ein. „Auf dass das ein einmaliger Erfolg wird, der alle an dieser Schule vor Neid erblassen lässt!“ Nun war der Kampfgeist in mir geweckt und nichts würde ihn so schnell wieder zum Erlöschen bringen.
 

Nun ging es daran, sich Fragen auszudenken. Unser beider Gehirne liefen die nächste Woche fast heiß vor Ideen, Mandys und meines. „Aber nix allzu privates.“ Wir saßen am Dienstag darauf nach der Schule bei mir zu Hause auf meinem Zimmer und schrieben bei einer Tasse Tee Fragen auf. Meiner Mutter hatte ich es inzwischen beigebracht, die reagierte ganz lässig und meinte, die seien eh unerreichbar, also würd sie da nix drauf geben. „Frag ihn doch, wie viele Paar Strümpfe er inzwischen besitzt... sammelt die Dinger doch wenn ich mich nicht irre?“ Lachte Mandy. Ich verstand nicht, wie man Socken sammeln konnte... und zuckte mit den Schultern. „Schreibs einfach mal auf. Sehn wir dann schon, aber wahrscheinlich wird er sich erst mal nen Ast lachen, genau wie wir. Wie wär’s mit... mir fällt echt nix mehr ein.“ – „Soll ich das auch aufschreiben?“ Ich gab Mandy einen freundschaftlichen Schubs. Die Schubste zurück und so entwickelte sich erst mal eine kleine Rangelei. Ich hatte mich inzwischen eingehend mit der Materie befasst und die ersten beiden Teile vom Fluch der Karibik mit Mandy zusammen angesehen. Zugegeben, ich mochte ihn irgendwie, unsern Interviewpartner... mögen war eigentlich kein Ausdruck mehr. Wir hatten uns schon zu Fans entwickelt. Ob das gut oder schlecht war werden wir nie erfahren. Und so zwei Tage vor dem Großereignis war auch schon alles vorbereitet, die Klamotten lagen fertig gebügelt über dem Schreibtischstuhl, Stifte waren gespitzt, Blöcke besorgt ... Fotoapparate mit Film gefüllt, man konnte ja nie wissen, aber ein Erinnerungsfoto wollte ich schon haben. Damit konnte ich nachher überall herumprahlen – seht, ich hab Orli getroffen!! Bei dem Gedanken freute es mich immer wieder, dass die anderen dann absolut neidisch werden würden und mich ausquetschen würden wie er so war. Ob ich wusste wie er ist? Keine Ahnung! Hoffentlich kein Arroganter, mies gelaunter Schnösel dem’s nur ums Geld geht! Nein, aber ich glaub so is er nicht. Morgen wollte Mandy bei mir übernachten, damit wir uns zusammen vom Acker machen konnten, Jazzy würde uns um neun hier abholen und zum Kino fahren. Um zehn machte der Schuppen auf und die ganzen Leute kamen. Natürlich aus piekfeinen Luxushotelzimmern und nicht aus einer Mietwohnung irgendwo in der Innenstadt. Aber das war mir momentan egal.
 

Der Mittwoch kam schneller als erwartet. Nach der Schule wurden noch die restlichen Utensilien gepackt, die Ausweise zurechtgelegt damit wir auch ja reinkamen. Jazzy hatte mir heute noch das Diktiergerät gegeben und erklärt wie es funktioniert, das lag jetzt auch auf dem Schreibtisch neben meinem Presseausweis, zusammen mit meinem richtigen Ausweis, zwei Pack Kaugummi, meiner Handtasche, Geldbeutel und Handy. Taschentücher... falls ich heulen musste. Was ich aber nicht glaubte. Eher lachen. Mandy und ich saßen zusammen auf dem Bett und studierten gesammelte Zeitungsartikel. Inzwischen war es schon acht Uhr abends, die Zeitbombe tickte. Man hatte uns für morgen von der Schule freigestellt. Langsam sollten wir ins Bett gehen um morgen fit zu sein...
 

Ihr glaubt doch nicht im Ernst dass ich diese Nacht auch nur ein Auge zugetan habe?!? Die Aufregung machte mir mehr zu schaffen als die Tatsache dass Mandy mir immer wieder die Decke wegzog, denn sie schlief seelenruhig vor sich hin. Wie konnte man nur im Angesicht des fast sicheren Ohnmachtsanfalls so ruhig bleiben?? Irgendwann musste ich aber dann doch eingeschlafen sein, denn ein rythmisches Piep – piep riss mich aus meinem Traum von.. na ja ihr wisst schon wem ;o) Ich streckte meine Gliedmaßen und wischte mir erst mal den Schlaf aus den Augen. Mandy tat mir gleich, sie war auch grade erst aufgewacht. Es war halb acht. Ich stand auf und setzte meine Füße auf den kalten Boden. Wir marschierten runter in die Küche wo es schon lecker duftete... „Mom?“ Ich schaute um die Ecke und sah sie an der Küchenzeile stehen, am Toaster herumhantierend. „Ich hab euch ein stärkendes Frühstück gemacht, damit ihr auch stehen bleibt heute!“ In so was war meine Mom spitze, Überraschungen machen. Ich fiel ihr um den Hals. „Danke!“ – „Bitte! Los, und jetzt esst, die Eier werden kalt!“ Mandy und ich sahen uns an und prusteten los. Meine Mom schüttelte nur den Kopf. „Tss, Teenies...“ Das ließ ich nicht auf mir sitzen. “Hey, ich bin auch schon 18, ich bin kein Teenie mehr.” Doch sie konterte knallhart: „Du verhältst dich aber wie einer.“ – „Sag mir mal was du machen würdest wenn du an meiner Stelle heut da hingehen müsstest.“ – „Ich würd das Ding professionell durchziehen und keine emotionale Regung zeigen...“ – „Ja ja, in deinen kühnsten Träumen. Ich kenn dich Mom.“ Ich wusste nämlich genau, dass sie immer heimlich meine Bravos studierte. „Nein ich weiß nicht, ach was, der is doch noch ein Kind. Was soll ich mit dem.“ Stimmt auch wieder, sie stand eher auf Jonny, der entsprach eher ihrer Altersgruppe, sie war 44. „Weißt du, ich hab immer davon geträumt, einen wie Johnny zu heiraten, aber sieh dir an was ich für einen abgekriegt hab...“ Sie spekulierte auf meinen Dad, der mit einer andren davon war. „Ich kann dir nur immer wieder sagen dass es mir furchtbar leid tut für dich, und du sicher noch nen besseren findest, also gräm dich nicht. Die Welt is voller Männer!“ Wir mussten lachen. Inzwischen war es viertel vor neun und wir saßen fertig angezogen und geschniegelt mit allen Utensilien unten am Küchentisch und warteten, dass es an der Tür klingelte.

Um drei vor neun schellte schließlich die Türglocke. Wir hüpften in freudiger Erregung zum Portal hinaus, runter zum grünen Golf von Jazzy. (Anm.d.A.: *LOL* Hab erst lange nach diesen Zeilen herausgefunden dass Orlis erstes Auto ein grüner Golf war... Wasn seltsamer Zufall ^^ o.O) „Bringt mir wenigstens ein Autogramm mit!“ Rief mir meine Mutter noch nach. Ich schüttelte grinsend den Kopf und stieg zu Jazzy ins Auto.
 

„Hey ihr zwei, man ihr seht ja richtig gut aus... im Gegensatz zu mir.“ Jazzy hatte es tatsächlich gewagt und Streifen angezogen. „Ach was, das wird keiner merken. Wir wollten nur ein bisschen edel aussehen.“ Sagte ich und hängte mir meinen Presseausweis um den Hals. „Hast du das Diktiergerät?“ Fragte Jazzy mich. Ich klopfte auf meine linke Hosentasche. „Dabei.“ – „Ausweis? Sowie den Perso?“ – „Alles da. Oh man, was glaubst du wie der is?“ – „Nach alledem was ich schon gelesen und gehört hab ein total lieber. Aber jetz mach dir mal noch keinen Kopf, wir schaun ja erst mal den Film, da sitzen die natürlich ganz vorne, meilenweit weg von uns.“ – „Hoffentlich. Ich glaub ich würd sogar samt dem Kinosessel umkippen wenn der auch nur näher als zwanzig Meter käme...“ Wir mussten lachen. „Mandy, du gar nicht aufgeregt?“ Die zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich freu mich und gleichzeitig hab ich auch überhaupt keinen Bock.“ – „Aber du wolltest doch unbedingt mit.“ Ermunterte ich sie. „Das schon, na ja du kennst das doch wenn du einen geil findest, in der nächsten Minute interessiert er dich nicht mehr. So etwa.“ – „Das wird sich spätestens dann ändern, wenn du ihn auf der Leinwand bewundern kannst.“ Noch mal lachen, dann bog Jazzy rechts ab und fuhr den nächsten Parkplatz an. „So bitte, alles aussteigen...“

Wir kletterten aus dem Fahrzeug und sahen schon von weitem den roten Teppich vor dem Mathäser, eine Menge Leute stand darum, Paparazzi, Fans... und wir durften da rein, Wahnsinn. „Los, lasst uns gehen, um viertel vor sollen wir da sein ham sie gesagt, wir würden gesondert reingelassen und müssen dann erst mal im Foyer warten...“ Jetzt war mein Herz ganz unten an den Schuhsohlen angelangt. Vorne warten würde heißen wir würden sie ja schon vor Filmbeginn sehen... Wir waren vorm Kino angekommen und zeigten unsre Presseausweise einem Security – Mann, der uns sogleich die Tür öffnete.
 

Drinnen war es angenehm warm, alles war sauber, kein Staubkorn zu sehen... vor Kino 1 stand ein riesiger Pappaufsteller mit Fluch der Karibik 3 – Design. Ein Security kam zu uns herüber. „Sie dürfen sich schon mal in den Saal begeben.“ Wies er kurz angebunden an. Wir stiegen also die Treppen hinunter in den dunklen Kinosaal. Es war wirklich stockfinster und wir mussten aufpassen dass wir nicht über unsre eigenen Füße stolperten. Wir suchten uns ein paar Plätze etwa in der Mitte. Jazzy links, Mandy in der Mitte und ich rechts. Es dauerte auch nicht lange, da hörte man von draußen Schritte. Ich wurde nervös, das Herz schlug mir bis zum Hals. Mandy legte mir ihre Hand auf meine und wir hielten uns fest. Inzwischen lief schon Werbung, aber es war immer noch stockdunkel. Nun kamen die ersten drei Gestalten ins Kino. Sie schienen sich über irgendwas zu streiten, nicht böse aber sie diskutierten. Einer sonderte sich von der Gruppe ab, die andern beiden gingen ganz nach vorne. Wo der andre hin ging hab ich nicht mehr gesehen, bis... „Is der Platz noch frei?“ ... mich jemand diesen Satz fragte und ich, steif vor Entsetzen, kein Wort herausbrachte und schon die Flucht ergreifen wollte, als Jazzy das Wort für mich ergriff und die Situation rettete. „Bleib nur sitzen, es is frei.“ Ich sah mich Hilfe suchend um und formte lautlos das Wort „Hilfe“ hinüber zu Jazzy. Die grinste jetzt noch breiter als jemals zuvor. Mandy brachte ebenfalls kein Wort heraus. „Ihr müsst die sein, die mich nachher noch löchern dürfen?“ Grinste der jemand neben mir. Komisch, ich wusste dass er grinste, obwohl es stockfinster war. „Jap. Wieso sitzt du eigentlich hier hinten und nicht bei Johnny und Keira vorne?“ – „Ich krieg immer Genickstarre wenn ich soweit vorne sitz, weißt ja bestimmt, mein Kreuz...“ Stimmte, er war ´98 ja vom Dach gefallen und wär bald nicht mehr aufgestanden. „Außerdem wollt ich mal andre Gesellschaft. Mit denen hock ich Tag und Nacht aufeinander, hast ja grade gesehen dass wir uns gezankt haben.“ Wir mussten kichern. Wie gut dass es noch dunkel war, ich wusste schon dass er da neben mir saß, aber ich war froh dass ich ihn nicht in vollen Licht sah weil ich sonst wahrscheinlich ohnmächtig geworden wäre. „Und, wer hatte die glorreiche Idee?“ Ich sah betreten zu Boden, denn zwei Finger zeigten auf mich. Die von Jazzy und Mandy. „So?“ Das Licht ging an und ich sah wie er mich zuckersüß angrinste. Ich fing schon leicht an zu schielen als Mandy mir einen Stoß gab, der mich wieder in die Realität zurückholte. „Nein weiß nicht, ich hatte da im Hinterkopf dass heute diese Filmpremiere war und da dacht ich mir, das wär doch mal ganz interessant, weil die deutschen Promis sind langweilig.“ Er grinste weiter. Hatte ich was Falsches gesagt? Sonderlich gesprächig war er ja nicht. „Außerdem wollt ich den Film sehen.“ Gestand ich nun. „Ich sag dir gleich, so toll isser gar nicht.“ Gab Orli zurück. „Jeder Film mit dir ist toll.“ Ups. Jazzy und Mandy lachten nun. Scheiße, ich hatte mich verquasselt. Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue von der Seite an und wartete auf eine Reaktion. Er schmunzelte, was hieß er hatte verstanden. Mist. „Wo kommt ihr her?“ Fragte er schließlich nach einer Zeit Schweigen. „Alle aus der Umgebung, Innenstadt. Wir sind eine gute Stunde gefahren mit Berufsverkehr. Du glaubst nicht wie voll die Straßen hier sind.“ Man sah, dass Jazzy auch kurz davor war, umzukippen. „Oh doch, das kenn ich aus London, da is auch ständig alles verstopft und du musst höllisch aufpassen dass dich keiner erkennt in deinem Auto.“ – „Is sicher nicht leicht. Die ganzen kreischenden Teenies, die Paparazzis...“ Orli seufzte. „So is das Business nun mal, damit muss ich leben, ich hab's mir ja ausgesucht.“ – „Du tust mir leid... ständig sind die Fans hinter dir her.. ich vermute mal 70 Prozent der weiblichen Bevölkerung ist dir nicht abgeneigt...“ Er musste lachen. „Ich weiß, ich hab noch keine gesehen die mir nicht ins Hotelzimmer gefolgt wäre wenn ich sie darum gebeten hätte.“ wir lachten. Dann fing der Film an.

Ich muss sagen, der Streifen war alles andre als schlecht, sogar der beste bis jetzt, wie ich finde. Und irgendwann mittendrin muss es auch gewesen sein, ich war so vertieft, ich muss es wirklich nicht gemerkt haben – sich eine Hand auf der meinen befand – und zwar nicht die links von Mandy, sondern die rechts von mir. Erschrocken und kurz vor der Ohnmacht sah ich Orli an, der es aber merkte und seine Hand verlegen zurückzog. Aber eins wusste ich – ich würde diese Hand nie mehr waschen! *lol* Lieber einen Klumpen Dreck an der Hand haben als jemals wieder waschen. Aber das grade war schon irgendwie angenehm gewesen... keine rauen Männerhände, nein, er schien sie gut zu pflegen... ich rutschte nach links. „Jetz hör halt auf!“ Scherzte ich zu ihm hinüber, als er ebenfalls nach links gerutscht war über die Lehne des Kinosessels in meine Richtung. Ich warf Mandy und Jazzy einen verzweifelten Blick zu. Jazzy war ein wenig neidisch, das sah ich ihr an. Und Mandy... die sah nur zu und grinste sich eins.
 

Als der Film zu Ende war, blieben wir noch eben sitzen. Warum nicht gleich hier das Interview machen, dafür waren wir ja da eigentlich. So ermahnte ich mich selber. Ich hatte nämlich selbst auch ein bisschen zu baggern angefangen.

Das Interview selbst gestaltete sich ein bisschen chaotisch, unsre Fragen waren auch wirklich zu komisch. Bis Jazzy schließlich das Ruder in die Hand nahm und ihre eigenen Fragen herausholte. So nahm das ganze doch noch ein gutes Ende.

„Wir gehn uns draußen schnell nen Kaffee holen, kommst du mit oder bleibst du eben?“ wir machten Pause und Mandy und Jazzy wollten sich was zu trinken holen. Ich wäre eigentlich immer noch am liebsten abgehauen, aber ich wollte eigentlich auch bei Orli bleiben... langsam fand ich ihn sympathisch. Ich drehte mich wieder um und musste feststellen dass er mich anstarrte. Als er merkte, dass ich mich ihm wieder zugewendet hatte, grinste er mich lieb an. Ich schluckte. Unsre Blicke trafen sich und ich sah in diese wunderschönen Augen... Hammer. Doch dann ergriff mich Panik, ich war immer noch voll konzentriert, aber merkte dass er immer näher kam... HILFE!! Just in dem Moment eilten Mandy und Jazzy zur Rettung. „Na na, was läuft denn hier?“ Lachte Jazzy. Ich prallte in meinem Stuhl zurück, als hätte jemand ein Seil losgelassen, das mich festhielt. „Danke Leute, das war Rettung in letzter Sekunde...“ – „Hat man gesehen, ja. Wie gut dass hier keine Paparazzi rumhängen, die hätten sofort wieder ein neues Gerücht in die Welt gesetzt.“ Orli sah verlegen zu Boden. „Hey, brauchst dich net schämen! Schon in Ordnung, macht was ihr wollt, wir werden kein Wort verlieren.“ Ich sah Jazzy entsetzt an. Wollte sie mich etwa wirklich in die Fänge dieses lebendigen Wahnsinns werfen?!? „Bitte lasst mich nicht im Stich...“ – „Oh... in dem Fall isses glaub ich ganz gut wenn. Machen wir weiter? Noch fünf Fragen dann hast du’s geschafft.“ Orli lehnte sich wieder lässig zurück und beantwortete auch noch den Rest unserer Fragen.

„Wir gehen eben die Becher wegschmeißen, ihr könnt euch ja aussprechen... wir warten dann draußen auf dich, Marie.“ Jazzy zwinkerte mir zu und verließ mit Mandy den Kinosaal. So, da saßen wir also, Orli und ich, einsam und verlassen. „Na ja also...“ Fingen wir beide an und mussten kichern. Das war wie in diesen berühmten Filmszenen. „Du zuerst.“ Meinte er dann zu mir. „Na ja, hör mal, du lebst in England, ich kann hier nicht weg...“ – „Wozu hat man Sommerferien?“ Grinste er. Mist. Ich wollte das nicht, nein, ich wehrte mich innerlich dagegen obwohl er mir total die Sinne vernebelte. „Trotzdem.“ Leider sind mir in dem Moment die Argumente ausgegangen. Ich wollte ihn, um jeden Preis dieser Welt… Und merkte nicht wie ich ihn schon wieder anstarrte. Und diesmal ist es (leider) passiert – wir küssten uns, bzw. er konnte es einfach nicht lassen. Danach weiß ich nicht mehr was passiert ist.
 

Ich bin erst wieder aufgewacht als mir jemand kaltes Wasser drüberschüttete. Ich sah mich um und merkte, dass ich auf dem Kino – Klo saß. Jazzy und Mandy sahen besorgt auf mich herunter. „Orli hat dich hergebracht, war wohl ein bisschen zu viel... er dachte schon, du hättest nen Herzinfarkt oder so.“ Ich musste grinsen. „Wo isser denn?“ – „Lehnt vorne an der Wand und bangt um dein Leben. Einfach süß. Ich wünschte, ich hätte rechts gesessen...“ Ich grinste Jazzy frech an. „Leider hat’s mich getroffen.“ – „Küsst er wirklich so gut wie man immer sagt?“ – „Du meinst die Filmküsse? Also wenn die nur halb so gut sind....“ – „Verstehe. Und jetz erlös ihn von seinem Leid. Er war kreidebleich als er zu uns gerannt kam mit dir auf dem Arm.“ Ich musste grinsen. Das musste ja lustig ausgesehen haben. Verrückter Teenie fällt in Ohnmacht... was mochte Orli nur gedacht haben. Ich wankte nach draußen, wo er wirklich an der Wand stand und die Klotür anstarrte. Als ich rauskam konnte man förmlich sehen wie er von einer Last erleichtert wurde. Er nahm mich fest in seine Arme. „Schön dass du noch lebst. Sorry, das wollt ich nicht, war wohl zu viel für dich.“ Oh man, ich wollte nie wieder aus diesen Armen entlassen werden... andrerseits hatte ich immer noch Schiss, dass es mich ein zweites Mal umhauen könnte. Aber er hielt mich ja fest... „Na ja, nächstes Mal kannst du mich ja festhalten...“ Grinste ich ihn an. Er schmunzelte zurück. „Und jetz? Musst du nicht zurück ins Hotel oder noch Interviews geben?“ – „Nö, für heute is Sense. Ich hab extra alles abgesagt um den Rest des Tages blau zu machen.“ Cool. Nun verließen auch Jazzy und Mandy das Klo, nachdem sie mein Aufweck – Wasser ein bisschen aufgetrocknet hatten. Ich zog den Fotoapparat aus meiner Tasche. „Fotos?“ Ich sah zu Orli hinauf. Na ja gut hinauf ist ein bisschen übertrieben, er war grad mal drei Zentimeter größer als ich. Ich gab Jazzy den Fotoapparat und warf mich zurück in seine Arme. *grins* Das Foto ist richtig gut geworden. Dann noch Jazzy und Mandy. Und Jazzy war auch nahe am ohnmächtig werden. Mandy hingegen schien ganz gelassen, aber als beste Freundin sah ich dass es in ihrem Inneren brodelte. „Ich lass den Film so schnell wie möglich entwickeln.“ Mit diesen Worten steckte ich den Foto wieder ein. Ich merkte gar nicht dass ich immer noch neben Orli stand.. zack – wieder seine Hand um meine Hüfte. Nun gab ich halt nach und lehnte mich an ihn. „Und was machst du jetz noch nachdem du dich mit uns aufgehalten hast?“ Er winkte ab. „Ach was, war mal ganz schön was andres zu erleben, nicht immer nur dieses Schicki – micki Getue. Schön wenn man sich mit Leuten mal ganz normal unterhalten kann.“ Er zog mich noch weiter zu sich hin. Von Jazzy erntete ich einen baffen Blick zusammen mit einer herunterklappenden Kinnlade. Okay, für mich war das ein kleiner Sieg, was heißt eigentlich ein riesengroßer, aber mit ihm zusammen sein würde ich nicht. So große Filmstars sind nichts für mich kleines Landei. Außerdem würde mir das eh keiner glauben. Er ließ mich einfach nicht los... ich zog und zerrte, aber er lockerte seinen Griff nicht. Ich sah zu ihm hoch – er grinste natürlich frech. „Komm, lass los. Der Tag is vorbei und du kannst nun wieder deinen eigenen Weg gehen. Es war wunderschön, und vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder, aber für heute war’s das...“ Er ließ immer noch nicht los. Mandy und Jazzy lehnten an der gegenüberliegenden Wand und sahen mit verschränkten Armen und einem Grinsen zu. „Gehn wir noch was trinken? Ich nehm dich mit.“ Ich musste lachen. „Ja klar, an irgend ner Hotelbar und dann lichten mich die Paparazzis ab und stellen mich als deine neue Freundin hin... und meine Mom fällt um wenn sie das erfährt, das gibt mindestens ein Jahr Hausarrest.“ Andererseits wollte ich ihm nie wieder von der Seite weichen, die Art wie er mich festhielt, was er tat, wie er war... so ganz anders als alle, die ich kannte. Aber ich 18, er 30... und schon wieder schweifte ich ab. „Dann werd ich halt in den Interviews so lange die Gerüchte dementieren bis sie mir glauben... aber komm noch mit einen trinken, auch wenn’s nichts werden sollte mit uns.“ Süß, einfach nur süß. „Na ja, ihr müsst dann wohl erst mal ohne mich nach Hause gehen...“ Mandy und Jazzy sahen ziemlich enttäuscht aus, aber ich würde ihnen ja nachher jedes Detail erzählen. Oh nein, danach verschwand der noch ins Hotelzimmer mit mir als Beute... allein hier könnte man schon aufhören zu erzählen, aber ich finde, da sollte noch mehr sein.

Traurig verschwanden die beiden hinaus. Jetzt stand ich da ganz alleine ... was heißt, nicht ganz alleine, aber allein mit dem schärfsten Kerl der Welt. Jetzt endlich ließ er ein bisschen lockerer, aber nicht los. „Und wie kommen wir jetzt hier raus, ohne dass wir abgelichtet werden?“ Fragte ich. „Ganz einfach: getrennt. Du zuerst, dann ich eine Minute oder so später. Wir treffen uns Um die Ecke wo mein Geländewagen steht... und ein englisches Kennzeichen kannst ja net übersehen. Bis gleich also.“ Wir wagten noch mal einen zaghaften Versuch, uns zu küssen. Diesmal passierte nichts...

Ich machte mich also auf den Weg nach draußen. Die Fotofuzzis hoben schon ihre Kameras, aber als sie mich erblickten ließen sie sie gleich wieder sinken. Hehe, die hatten mich wohl zusammen mit Orlando erwartet. Tja Jungs, so dumm sind wir nicht. Ich schlich also um die Ecke und da stand tatsächlich ein großer schwarzer Geländewagen mit englischem Kennzeichen. Ich lehnte mich an die Wand des Kinogebäudes und tat ganz unauffällig. Oje, aber was, wenn Orli jetz um die Ecke kam und ihm einige Knipsies folgten? Ich betete, dass das nicht so sein würde. zwei Minuten später kam er dann auch daher, ganz ohne die lästigen Knipser. Nie hatte ich mich so gefreut, jemanden wiederzusehen. Diese zwei Minuten waren die Hölle gewesen, wieso weiß ich nicht, wahrscheinlich weil ich ihn einfach liebe und nichts dagegen tun kann außer mich in jeder Minute der Abwesenheit nach ihm zu verzehren. Er umarmte mich noch mal, dann stiegen wir ein. „Is nicht weit, eine Viertelstunde durch die Stadt.“ Ich sah ihn verwundert an. „Du kennst dich hier aus?!?“ – „Das nicht, aber es is leicht zu finden.“ Er grinste mich verschmitzt an. Was wenn jetzt vor dem Hotel tausende Fans warteten? „Du? Wie machen wir's vorm Hotel? Da stehen doch bestimmt ein paar Hundert Fans...“ – „Wieder die Getrennt – Methode... ich park um die Ecke, du gehst ganz lässig hinein und ich folg dir dann ne Minute später... kann sein dass ich noch eben ein paar Autogramme geben muss aber spätestens in fünf Minuten bin ich dann da.“ – „Na gut wenn du das sagst... hoffentlich verschleppst du deine Beute nicht hoch ins Zimmer... ich bin doch gefangen wie eine Fliege im Spinnennetz.“ Er sah mich schief an. „Denk nur so was nicht, du kannst gehen wann immer du willst. Aber du gehst nicht weil du nicht kannst.“ Forderte der jetzt ein Geständnis von mir?! „Nein, weil ich nicht kann, ja. Du bist einer von diesen Menschen, von denen man sich nur schwer lösen kann.“ Er grinste mich an, sichtlich zufrieden.
 

Die Trenn – Methode funktionierte bestens und komischerweise waren drinnen überhaupt keine Paparazzis zu sehen. Keine zehn Minuten nach mir kam dann auch Orli herein, zufrieden seinen Autoschlüssel schwingend. Grinsend und kopfschüttelnd kam er auf mich zu. „Ich muss immer wieder lachen was denen alles einfällt... grad eben meinte eine zu mir, sie wolle ein Kind von mir.“ Ich musste lachen. „Wenn ich welche wollte würd ich sicher von dir auch eins haben wollen.“ Aber ans Kinder haben denken war jetzt zu früh. „Wirres Gerede...“ fügte ich grinsend hinzu. Orli musste lachen. „Der Satz is geklaut.“ – „Woher weißt du das.“ – „Weiß ich halt.“ Wir stiegen in den Aufzug und fuhren nach oben. Mist, er verschleppte mich wirklich...
 

Mir blieb der Mund offen stehen, nachdem Orli die Zimmertür geöffnet hatte. Luxus pur wohin man schaute. Diese Suite hatte mindestens 60 Quadratmeter. Genug Platz um sich auszutoben... ich schlug mir den Gedanken schnell aus dem Kopf. Orli war um die Ecke verschwunden. „Also was magst, O-Saft, Schampus, Gin...“ – „Nur O-Saft, danke... sag mal wo darf ich mich denn hinsetzen, hier is alles so edel, ich trau mich gar nix anfassen...“ – „Wo du willst.“ Grinste er. „Muss das geil sein, jedes Mal in einem Luxushotel zu pennen...“ langsam lockerte sich meine Zunge. „Nix besonderes mehr für mich.“ – „Klar.“ Wir ließen uns auf einem gemütlichen großen Sofa nieder und stießen an.

Unsere Gläser waren noch halb voll, da trafen sich unsre Blicke wieder. Jetzt konnte ich meinem Verlangen ja freien Lauf lassen... bloß nicht zu weit gehen. Auf jeden Fall knutschte ich ihn erst mal nieder. Außer Mandy und Jazzy würd ich das eh keinem erzählen. Jetzt erst wusste ich, was für Glückspilze seine Filmpartnerinnen waren... wenn die Filmküsse auch nur halb so toll waren wie dieser hier... irgendwas befand sich an meiner Bluse... er versuchte, den obersten Knopf aufzubekommen. Sollte ich es wirklich zulassen...? Dabei hab ich so oft davon geträumt... „Langsam...“ flüsterte ich „Ich weiß nicht ob ich das verkrafte... bedenke, mich hat’s heut schon mal aus den Latschen gehauen...“ - „Wenn dir schummrig wird musst sagen, dann lass ich's.“ Ich nickte nur und er machte weiter...
 

Ich weiß nicht warum – aber das war mit Abstand – weitem Abstand – das Schönste was ich jemals erlebt habe. Von diesem Augenblick an wollte ich ihn nie mehr wieder gehen lassen. Also halten die Gerüchte ihre Versprechen...
 

Erschöpft lagen wir aufeinander, denn für Nebeneinander war kein Platz auf dem Sofa. „Du bist ein Hammer...“ Brachte ich nur noch raus. Er schmunzelte. „Ach was.“ – „Doch, ehrlich! Absoluter Wahnsinn.“ – „Danke...“ Ich hätte stundenlang so rumliegen können... hatte gar nicht gemerkt, dass es draußen allmählich dunkel wurde. Oje, was meine Mom jetzt wohl durchmachte... Aber sie würde wohl neidisch werden wenn sie wüsste was da abgelaufen war... na ja, sie musste halt akzeptieren dass ihre Tochter langsam erwachsen wurde. Orli strich mir über den Rücken und bemühte sich, aufzustehen. Ich wollte ihn aber nicht gehen lassen. „Bitte bleib noch da, lass mich nicht los. Jedes Mal loslassen ist wie wenn du fortgehst. Ich will dich immer spüren um zu wissen dass du da bist...“ Er grinste mich lieb an und ließ meine Hand nicht los. „Dann musst du jetzt mal kurz mit ins Bad. So einfach ist das.“ Ich folgte ihm bereitwillig. Aber für heute hatte ich genug.

Langsam wurde es Zeit dass ich mich auf den Nachhauseweg machte. Und dann erst mal eine Stunde oder zwei mit Mandy telefonieren. Ich umarmte Ihn von hinten. „Du?“ – „Es is schon spät, ich muss langsam nach Hause... um elf fährt die letzte Ubahn...“ Er grinste mich zuckersüß an. „Nix da Ubahn, ich bring dich selbstverständlich heim!“ – „Aber du kennst dich doch hier gar nicht aus und ich will nicht dass dir womöglich noch einer reinfährt bei den Verkehrsverhältnissen hier. Obwohl, nachts wird’s immer bissel ruhiger...“ – „Na dann steht dem ja nichts mehr im Wege, ich mach mich nur noch eben ein bissel frisch und dann können wir los.“ Er drehte den Wasserhahn auf. „Ey, spritz mich nicht voll hier!“ Er hatte mich gerade nassgespritzt als er sich eine Hand voll Wasser ins Gesicht beförderte. „Du wolltest mich nicht loslassen, also musst auch damit leben wenn du mal nass wirst.“ Gab er zurück. Da hatte er leider Recht. Ich würde ihn ganz sicher nie mehr gehen lassen. Wir mussten nachher unbedingt noch Handynummern tauschen. Ich musste ihn irgendwann wiedersehen, auch wenn’s erst in einem Jahr sein sollte oder so. Das war ein absoluter Glückstreffer. „So, ich bin soweit, können wir?“ riss er mich aus meinen Gedanken. Ich nickte, ließ ihn aber nicht los. „Jetzt musst du mich aber mal kurz loslassen, wir müssen wieder getrennt raus, wenn du keine Gerüchte wecken willst.“ ich kann euch gar nicht sagen wie schwer es mir fiel, seine Hand loszulassen, diese Geborgenheit für einen Moment aufzugeben...
 

Unten an der Ecke trafen wir uns wieder, wo er sein Auto abgestellt hatte. Drinnen nahm er mich sofort wieder bei der Hand und lächelte mich lieb an. Dann fuhren wir los durch den Großstadtdschungel Münchens. Ich lotste ihn so gut es ging in Richtung meines Zuhauses, was sich als gar nicht einfach herausstellte, denn die Ecke in der das Hotel sich befand kannte ich selbst nicht wirklich. Ich konnte nur raten, wohin wir mussten, aber am Ende standen wir dann doch noch vor meiner Haustür...

„Ich denk mal, uns haben keine Paparazzis verfolgt oder?“ Fragte ich Orli, bevor wir ausstiegen. Er sah sich um. „Sehen tu ich nix, ich komm noch schnell mit raus.“ Sagte und öffnete die Autotür. Draußen war es ganz schön kalt und es blies ein gemeiner Wind. Orli sah dass mir kalt war und umarmte mich von hinten... „Ich will nicht dass du jetzt schon gehst... bitte lass mich nie mehr los, hörst du?“ Er legte seinen Kopf auf meine Schulter. „Alles hat ein Ende... Aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende... ich komm ja wieder. Und wir telefonieren. Ich vergess dich nicht, keine Sorge.“ So ganz glaubte ich ihm das nicht. Bestimmt hatte er nächste Woche schon wieder eine Hollywoodschönheit an seiner Seite und ich war passé. Er hatte gemerkt dass ich ein paar Hintergedanken hatte und versuchte sie zu zerstreuen. „Nein ehrlich, lieber bleib ich ein Jahr solo um nachher wieder zu dir zurückzukommen, als jedes Vierteljahr eine neue zu haben... Hollywood is auch nicht das was die Leute immer denken. Es ist nicht alles Gold was glänzt.“ Ich lehnte mich zurück und wurde erneut fast ohnmächtig. Wir standen inzwischen auf dem Treppenabsatz vor meiner Haustür und der Moment des Abschieds rückte immer näher. Irgendwo hörte man eine Eule rufen. Wir umarmten uns noch einmal zum Abschied. „Also, versprich dass du mich nicht sitzen lässt und pass auf dich auf du Bruchpilot...“ Er grinste und seine Augen funkelten im Licht der Lampe über uns. Ich konnte nicht anders, ich musste ihn einfach noch mal küssen... ich weiß nicht wie lange, aber das ging sicher zehn Minuten so. Ich wollte ihn nicht gehen lassen. Jetzt wo ich das Glück förmlich greifen konnte wollte es mir schon wieder durch die Finger rutschen... Aber es blieb mir nichts andres übrig. Mir stiegen ein paar Tränen in die Augen, als er die Treppen hinunterstieg und seinen Wagen aufsperrte. Er drehte sich noch einmal um und lächelte mich an. Den Blick auf mich gerichtet, stieg er ins Auto und ließ den Motor an. Ich sah ihm lange nach, bis ich nichts mehr erkennen konnte.
 

Leise schloss ich die Haustür auf, drinnen war es totenstill. Kein gutes Zeichen, denn normalerweise schnurrt mir Snoopy, unser dicker Kater immer um die Beine wenn ich nach Hause komme. Aber es war ja auch schon spät und er schlief sicher irgendwo in der Ecke. Aber in der Küche brannte noch Licht... ich schlich um die Ecke. Meine Mom saß am Tisch und las Zeitung... Ich hob zaghaft die Hand zur Begrüßung, aber sie sah mich nur ein bisschen verwundert an, so als hätte sie mich jetzt noch nicht erwartet. „Wart ihr so lange aus?“ Fragte sie dann. „Hat ein bisschen länger gedauert, ja...“ Ich versuchte, die Wahrheit zu vertuschen, weil sie dann sicher einen Anfall gekriegt hätte. „Das war aber nicht Jazzys Wagen...“ kam es dann. „Becky war doch noch dabei, sie hat mich heim gebracht.“ Und da konnte sie nicht meckern, denn Becky hatte tatsächlich das selbe Auto wie Orli. „Lüg mich nicht an, der Wagen stand lange vor der Tür, so lange kannst du mit Becky nicht geredet haben, ihr wärt reingekommen.“ Scheiße. Sollte ich’s ihr sagen? „Du brauchst mir nichts verheimlichen, ich weiß was hier gespielt wird.“ Das gab Hausarrest, mindestens ein Jahr. Ich hakte zur Sicherheit lieber noch mal nach. „Und, wie lang, ein Jahr? Länger?“ Meine Mutter hob die Augen von ihrer Tasse Kaffee. „Wovon sprichst du?“ – „Du erteilst mir doch sicher Hausarrest nachdem was heute passiert ist...“ Jetzt grinste sie. War meine Mom verrückt geworden?? „Ich hab euch zwei beobachtet.. ihr gebt ein süßes Paar ab.“ Jetzt klappte mir die Kinnlade runter. „Das is nicht fair.“ – „Wieso?“ – „Du verbietest mir doch sonst auch jeden Umgang mit einem männlichen Individuum...“ – „Jedem normalen Individuum, aber bei dem... ich weiß nicht, der is was andres, ich würd auch nicht nein sagen, wenn Johnny plötzlich vor der Haustür stehen würde... Ich vermute mal, es is nicht nur beim Händchenhalten geblieben oder?“ Sie schmunzelte. Na ja, sie kannte mich ja auch schon 18 Jahre, da wunderte es mich nicht, wenn sie wusste wie ich handelte. „Ich hab versucht, zu widerstehen, aber es war nicht möglich...“ Man sah, dass sie ein klein wenig neidisch war. „Und?“ Fragte sie dann. „Wie war er?“ – „Das willst du nicht wissen.“ – „Verstehe... hast du ein Glück. Ich hätt gern mal wieder einen, der morgens an meiner Seite aufwacht...“ Meine verbitterte Mutter... „Dann geh halt mal aus und such dir einen. Wenn du nur hier rumsitzt, wirst du auf keinen grünen Zweig kommen.“ Denn außer auf Arbeit hatte meine Mom keinen großartigen Kontakt zur Außenwelt, außer ihre Freundinnen, mit denen sie ab und zu beisammen saß. Sie lehnte sich zurück. „Vielleicht hast du ja Recht. Aber stell mir meinen Schwiegersohn mal vor wenn er wieder mal in der Stadt ist, ja?“ Ich grinste. „Aber nicht dass du ihn mir ausspannst, ja?“ Jetzt prustete sie los und spuckte dabei fast ihren Kaffee auf die Zeitung vor ihr. „Was soll ich mit so einem Bubi? Der is fünfzehn Jahre jünger als ich.“ – „Und elf Jahre älter als ich...“ – „Na und? Älter geht immer, aber jünger geht nimmer...“ Mom und ihre Reime... „Ich muss jetz ins Bett... hab morgen wieder Schule und die werden mich sicher von A bis Z löchern was da vorgefallen ist.“ – „Du erzählst es der ganzen Schule?“ Ich verdrehte die Augen. „Nein, natürlich nur Jazzy und Mandy, die auch dabei waren, die ham ja schon mitbekommen wie er sich an mich rangemacht hat der Schlingel...“ – „Ah okay, na dann ab in die Federn.“ sie scheuchte mich mit einer Handbewegung raus und ich ging nach oben, mich bettfertig machen.
 

Aber ich lag noch lange wach. Diese Nacht würde ich sicher auch kein Auge zubekommen. Nicht nachdem was heute passiert war. Unvorstellbar, ich konnte es immer noch nicht glauben und ich weiß bis heute nicht wie oft ich mich gekniffen hab. Auf jeden Fall hatte ich am nächsten Morgen einige blaue Flecken...
 

In der Schule warteten Mandy und Jazzy schon in einer Ecke des Klassenzimmers auf mich. Die erste Stunde fiel heute aus und ich hätte eigentlich noch ausschlafen können, aber ich zog es dann doch vor, noch eine gepflegte Unterhaltung mit meinen Freunden führen zu können. Erwartungsvoll sahen sie mich an. ich setzte mich an einen Gruppentisch – anscheinend hatten sie gestern nicht mehr aufgeräumt. „So, und nun rück raus, wir wollen jedes einzelne Detail wissen. Habt ihr miteinander...?“ Fragte Jazzy gleich als erstes. Ich kniff die Lippen zusammen und nickte kurz. „Wow... tausende Mädchen träumen davon und du...“ – „Ich wollt ja eigentlich gar nicht, aber es ist dann doch passiert... und ich bereue nichts. Er war unglaublich...“ Ich lehnte mich im Stuhl zurück, den Blick an die Decke, ich schwebte immer noch. „Der hat dir ja ganz schön den Kopf verdreht... was gäb ich darum an deiner Stelle zu sein.“ Ich grinste Jazzy an. „Wir können dich ja nächstes Mal als mich verkleiden und dann kommst du auch mal in den Genuss seiner Handlungen...“ – „Sag bloß...“ Ich grinste noch breiter und hob mein Handy hoch. „Jap, er meldet sich sobald er wieder zu Hause ist...“ Mandy und Jazzy klappte die Kinnlade herunter. „Du Glückspilz...“ Ich holte die beiden wieder auf den Boden zurück. „Habt ihr das Interview schon aufs Papier gebracht?“ – „Noch nicht, das Ding liegt in der Redaktion gut verschlossen in meinem Fach, ich werd mich morgen mal dran machen, muss die Ereignisse auch erst mal verkraften.“ – „Kann ich verstehen, so einen wie Orlando trifft man auch nicht jeden Tag...“ – „Ja, und da du leider das Original abgekriegt hast muss ich mich jetz nach nem Verschnitt umsehen...“ Es ging nun gut auf die zweite Stunde zu und langsam kamen meine Klassenkameraden hereingetröpfelt, darunter auch Tina und Jeany, unsre beiden Piratenbräute. Doch was war das, die beiden kamen freudestrahlend auf uns zu... „Hey ihr Reporter... wir haben euch gestern gesehen!“ Ich hatte ganz vergessen zu erwähnen dass beide natürlich blond und – entschuldigt den Ausdruck, denn sicher nicht alle Blondinen sind das, aber die zwei schon – blöd waren. Immer nur eins im Kopf, Männer und die Horizontale Lage... „Hä?“ Ich sah die beiden schief an. „Wir waren gestern auch auf der Filmpremiere du Dummerchen, um uns ein paar Autogramme zu ergattern, aber das habt ihr ja vermasselt, weil sie gleich rein sind.“ Anscheinend schienen sie nichts über mein Verhältnis zu Orli zu wissen. Gut so. „Aber das krasseste war ja vorm Hotel... Da kam eine daher, die hat ausgesehen wie du, Marie!“ Oh man, wie dusselig musste man eigentlich sein... Mir klappte jedenfalls (scheinheilig) die Kinnlade herunter. „Also ich war das nicht falls du das meinst, ich bin nachher noch mit Jazzy und Mandy ein Eis essen gegangen. Stimmts?“ Ich zwinkerte den beiden zu. „Stimmt.“ Kam es Ton in Ton zur Antwort. „Ach schade, wir wollten dich nämlich löchern was ihr da oben so alles angestellt habt... oh Gott ich würde sterben für eine Nacht mit diesem Schnuckel!!“ Tina faltete die Hände und richtete den Blick an die Decke. „Tjaa...“ grinste ich frech zurück. Worauf sie mich dumm ansah. „Ich doch auch... wir ham leider nur den Film zusammen gesehen und das Interview gemacht.“ Enttäuscht, dass sie mich nicht nerven konnten, zogen die beiden von dannen. Jazzy schlug bei mir ein. „Das hast du super gemacht. Müssen die doch nicht wissen, denn dann weißes die ganze Schule und du kriegst keine Ruhe mehr.“ – „Dann müsst ich wohl die Schule wechseln ja...“ Witzelte ich und hatte dabei in einem Auge immer unsre beiden Damen in Beobachtung ob sie nicht doch zuhörten. In dem Moment piepte mein Handy, was mir natürlich den Puls wieder in die Höhe trieb, denn das konnte nur Orli sein, mit allen andren Sms – Schreibern saß ich hier grade zusammen... Hey... bin wieder sicher gelandet. Vermiss dich jetzt schon, hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Ich mach jetz eine längere Pause nachdem der Dreh zu FdK3 beendet ist, kann sein dass ich die nächsten Wochen noch mal vorbei schau... Kuss, Orlando Ich umarmte das Handy und ließ mich im Stuhl herunterrutschen. „Was schreibt er?“ Fragte Jazzy neugierig. Ich gab ihr mein Handy. „Oh wie süüüüß!! Ein Traum der Kerl.“ Ich nickte und steckte das Handy wieder weg, denn unsre beiden Missies da vorne sollten das sicher nicht lesen. Ich musste höllisch aufpassen von nun an dass mir keiner das Handy klaute. Orli wäre sicher nicht sehr erpicht wenn plötzlich seine Handynummer öffentlich wurde... Ich tippte noch eben zurück bevor unser allseits verhasster Mathelehrer hereinkam. Hey du... ich sterbe tausend Tode jede Sekunde die du nicht bei mir bist... vermiss dich wie die Hölle, komm bald zurück, ja? ILDFIUE, Marie Ich steckte das Handy weg, denn gerade war unser Zahlengenie eingetrudelt.

Die Mathestunde war langweilig und grausam wie immer. Und konzentrieren konnte ich mich heute eh nicht, weil ich die ganze Zeit nur an Orlando denken konnte.. Ich sehnte mich mit jeder Faser meines Herzens nach ihm, aber jetzt war er gute tausend Kilometer weit weg... und die einzige Verbindung das Handy, aber das konnte mir keine Zärtlichkeit schenken wie er es tat.. Ich war erst 18, aber ich wusste von diesem Zeitpunkt an, ich würde nie mehr jemanden so lieben wie ihn. Und das nicht aus reinem Fanatismus, sondern ehrlich und aufrichtig. Auch wusste ich, dass diese Beziehung nicht ewig halten würde. Aber lieber ein Jahr mit ihm als alle Jahre alleine und einsam ohne ihn. Ich wachte wieder auf, als unser fieser Mathelehrer mit dem Zeigestock vor mir auf den Tisch klopfte: „Miss Marie, es ist ja verständlich dass der Kinobesuch Sie gestern mitgenommen haben muss, aber könnten Sie jetzt bitte wieder dem Unterricht folgen? Geschlafen wird zu Hause!“ Ich wäre am liebsten aufgesprungen und hätte ihn an der Gurgel gepackt. Hatte der eigentlich eine Ahnung wie weh es tat, von einem Menschen getrennt zu sein, den man mehr liebt als sein Leben?? Ich glaube nicht. Doch ich blieb sitzen und sah ihn nur giftig an. Ich hätte am liebsten losgeheult, wäre rausgerannt und hätte den nächsten Flieger nach London genommen. Mandy klopfte mir auf die Schulter. „Hey, du wirst sehen, in einer Woche ist es nicht mehr so schlimm, er kommt ja wieder.“ Ich wies sie an, zu flüstern, das sollte ja keiner mitkriegen. Nicht jetzt, wo ich mich in einem emotionalen Sumpf befand, in dem ich zu versinken drohte...
 

In der Pause saß ich dann mit Mandy in einer Ecke und mir war kurz vorm Heulen. Ich ging innerlich fast drauf vor Sehnsucht. Denn noch nie hatte ich jemanden – hatte mich jemand so geliebt wie er... und wie ich ihn. Es schien mir unabdingbar dass Orli und ich zusammengehörten wie Pech und Schwefel, Butter und Brot... „Du bist nicht die einzige, der er gehörig den Kopf verdreht hat... glaub mir.“ Meinte Mandy zu mir und ich lächelte zu ihr hinüber, immer noch geistesabwesend. „Ich weiß... ich hab gesehen wie du dich beim Fotos machen nur schwer zurückhalten konntest... hättest ihn ruhig niederknutschen dürfen, hätt ich nix gegen gehabt.“ Ich lachte. Das hätte bestimmt lustig ausgesehen – die 1,60 - Mandy knutscht den 1,80 – Orli nieder... Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Und das sagst du mir jetzt!“ Mandy sah mich leicht bedrückt an. „Ich lad dich ein wenn er wiederkommt. Und das is hoffentlich schon sehr bald...“ Ich versank wieder in meiner Ecke und hatte keine Ahnung ob ich diese Tag, diese Woche, die Zeit bis er wiederkam, überleben würde...
 

Nach der Schule hatte ich Mandy zu mir eingeladen, wir wollten uns noch mal den Herrn der Ringe reinziehen und mein Zimmer mit den Postern tapezieren, die ich aus meiner Schublade gekramt hatte. Ich hatte vor Jahren schon einmal einen Orlando – Tick, aber das hat sich wieder gelegt, da hab ich alle Poster runtergenommen und sicher in meiner Schreibtischschublade verwahrt. Nun kam der Zeitpunkt da sie wieder von meiner Wand strahlen durften. Auch wenn das eher nach einem Fan aussah als nach seiner Freundin, ich musste über mich selbst lachen, als ich mich als seine Freundin bezeichnete... eigentlich war ich ja nur ein One – Night - Stand für ihn. Mehr nicht. Aber wir hatten ja noch Kontakt, also konnte man nichts ausschließen. Ich knipste den Fernseher aus und wir gingen nach oben ins Zimmer. Zuerst zog ich die ganz großen aus der Schublade... gut, ich hatte eigentlich nur drei – zwei mit Jack Sparrow, eins hatte mir meine Schwester zu Weihnachten geschenkt letztes Jahr, und ein großes mit Jack und Will das man sich normal an die Tür hängt... das musste an die Wand. Dazu noch ein paar kleinere, vor einem Schwarz – weiß – Poster stand ich glaub ich mindestens zehn Minuten und musste aufpassen dass ich keine Sabberpfütze auf dem Boden hinterließ ^.^“ Wenn ich die Poster so um mich sah war er mir schon wieder ein bisschen näher. „War das nicht eben dein Handy?“ Fragte mich Mandy und sah zum Schreibtisch. Ich rannte natürlich sofort hin. Hey Süße... ich schnapp mir den nächsten Flieger wenn’s recht is, meine Agentin hat mir zwei Wochen Urlaub gegeben! Is das nicht schön? Kuss, Orlando Ich ließ mich rückwärts aufs Bett fallen, denn stehen konnte ich in diesem Moment nicht mehr. Der Mund blieb mir offen stehen und es hatte mir die Sprache verschlagen. Ich sah Mandy nur ungläubig an und die wusste bescheid. Ich simste zurück. Wann kommst du denn an? Ich fahr mit der S-Bahn zum Flughafen und hol dich ab! *ganzliebknuddelundküss* Marie Er kam ... noch heute! Dussel, wieso war er dann überhaupt zurückgeflogen. Piep... So was gegen sieben... freu mich schon auf dich, kann es gar nicht mehr erwarten! Orli Und ich zurück - Ich kann’s auch nicht mehr erwarten, wieso bist du dann erst zurückgeflogen?? Vermute mal, du musstest drüben erst mal alles klar machen... Und beeil dich, bevor ich hier sterbe ohne dich... Marie :o] Mandy kicherte neben mir. „Der is ja ein schlimmerer Simser wie du...“ stimmt, normal verschickte ich nicht so viele sms. Ein Mann mit Handy – Fimmel... ich musste lachen. Gegen sieben würde er kommen, das waren also noch gute drei Stunden... am besten wir fuhren gleich los, denn ich kannte mich am Flughafen null aus und wusste dass wir uns verlaufen würden. Aber das war mir total egal, Hauptsache Orli wieder in die Arme schließen und nie mehr loslassen. „Los komm, lass uns aufbrechen!“ – „Es sind doch noch drei Stunden...“ – „Ja das schon, aber zweieinhalb davon werden wir wahrscheinlich mit Terminal –Suchen verbringen...“ Mandy musste grinsen, sie kannte meinen Orientierungssinn, der der einer tauben Fledermaus war. Wir gingen runter zur Ubahnstation. Ich hatte vorsichtshalber meinen Schnellbahnplan mitgenommen. Man wusste ja nie. Trotz dass ich hier zu Hause war kannte ich mich im Münchner Untergrund nicht sonderlich gut aus, denn ich benutzte die Ubahn nur um zur Schule und wieder zurück zu kommen. Und vielleicht mal um in die Einkaufsmeile zu fahren, aber das kam nicht oft vor.
 

Nach einer – wie es mir vorkam - schier endlosen Ubahnfahrt kamen wir am Flughafen Franz Josef Strauß an. Allerdings mit der S-Bahn. Ubahn fuhr hier keine raus. Egal. Wir stiegen die Stufen hoch zum Eingang.

In der Eingangshalle hing eine riesige Tafel auf der alle Terminals ausgewiesen waren. Am besten, wir fragten, wo ein Flug aus London gegen sieben ankommen würde dann könnten wir uns in aller Ruhe auf die Suche machen, denn wir hatten immer noch zwei Stunden Zeit, was evtl. auch noch einen Kaffee an einer der vielen Kaffeebars hier zuließ. Wir gingen zu einem der vielen Schalter und ich fragte die Dame dort nach dem Flug. „Terminal 28, einfach den Wegweisern nach.“ Gab sie mir zur Antwort. Wir gingen vor zur Tafel. Oje, das war ja ganz am Ende... „Mandy, ich fürchte wir müssen durch den ganzen Gebäudetrakt hier... 28 is ganz am Ende..“ Die zuckte mit den Schultern. „Wenn’s sein muss..“ – „Muss sein, für Orli würd ich die Alpen überqueren und in den Vesuv springen...“ Wir lachten und machten uns auf den Weg.
 

Nach einer guten halben Stunde Herumirren kamen wir schließlich ans Ziel und machten es uns auf einer Sitzbank an der Wand bequem. Jetzt konnten wir nur noch abwarten. Je näher 19 Uhr kam, desto schneller ging mein Puls. Ich musterte jeden, der aus dem Gateway kam, ob es nicht Orli war. Er würde sich sicher gut verkleiden müssen. 18 Uhr 45... noch eine Viertelstunde, ich starb schon fast vor Ungeduld. Mandy neben mir hatte ihren Gameboy eingepackt und spielte Super Marioland... wie konnte man nur so cool bleiben?? Ich werd sie nie verstehen. 19 Uhr und 5... draußen kam ein großes Flugzeug herangefahren. Durch das Glas konnte man sehen wie der lange Tunnel angeschlossen wurde durch den die Passagiere das Flugzeug verließen. Einer nach dem anderen kam heraus... wie viele Leute gingen eigentlich in so ein Ding rein?? Viele... jeder wurde gemustert, aber Orli war nicht dabei.. schon als ich die Hoffnung aufgegeben hatte, kam einer raus, der ihm ein bisschen ähnelte, graue Jacke, Schal und graues Cap, sein berühmtes Army – Cap, das konnte nur Orli sein! Ich tippte Mandy an, die steckte ihren Gameboy ein und wir gingen hin.

Orli sah sich fragend um, offenbar erwartete er, dass wir hier irgendwo waren. Ich schlich mich von hinten an und umarmte ihn. Er wollte schon ausholen und mich wegschubsen weil man mich ja gut für einen fanatischen Fan halten hätten können, aber dann erblickte er mich und schloss mich wieder in seine Arme... „Bitte lass nie mehr los, bitte...“ Da war es wieder – dieses Gefühl der absoluten Geborgenheit, niemand auf der Welt konnte einem was anhaben. „Ich hab Mandy mitgebracht, sie war heute Nachmittag bei mir, Zimmer tapezieren und Filme schauen...“ ich zwinkerte Orli zu, der grinste. „Hey – lang nicht gesehen!“ Witzelte er. „Komm lass uns gehen, bevor mich noch jemand erkennt. Wollt ihr noch nen Kaffee trinken drüben an der Bar? Ich brauch jetz Koffein...“ – „Warum nicht, aber halte deine Tarnung aufrecht, sonst können wir uns hier vor Fans bald nicht mehr retten...“ Er zog sein Cap tiefer ins Gesicht und wir folgten ihm.
 

In der Kaffeebar hatten wir dann erst mal unsre Ruhe. War ja klar – keiner vermutete Orlando an einem Freitagabend am Münchner Flughafen ohne direkten Anlass... Er überlegte schon, ob er sein Käppi nicht abnehmen sollte, aber das war ihm dann doch zu riskant. Scheiße wenn man so berühmt ist. „Und, habt ihr die Fragen schon ausgewertet?“ Fragte er mich und nahm einen Schluck Kaffee. „Nein, Jazzy hat das Diktiergerät noch bei ihr in der Schublade in der Redaktion liegen... sie packt’s wohl nicht, dich noch mal reden zu hören.“ Wir mussten lachen. „Ja, ich glaub sie hat’s ganz schön mitgenommen unser Treff... ich kann aus den Gesichtern lesen wie die Leute sich fühlen.. schau zum Beispiel den da drüben an, den Dicken im Anzug...“ Ich sah rüber, dort drüben saß ein Geschäftsmann mit ein bisschen Überbreite und las Zeitung. „Der is grade total in Gedanken versunken und grämt sich wegen irgendwas.“ Ich war baff. „Einfach cool. Du beeindruckst mich immer wieder.“ Orli strahlte, stolz auf seinen Erfolg. „Ach was... das kann man lernen. Und was habt ihr die übrige Zeit gemacht in der ich abwesend war?“ Blöde Frage. Ich hätt ihm schon bald gesagt dass ich fast draufgegangen wär ohne ihn und dass er das ja nie wieder machen soll, aber ich wollt ihm nicht die ganze Suppe auf einmal hinklatschen. „Na ja, wie gesagt, Zimmer tapeziert, Filme geschaut, Tina und Jeany veräppelt...“ – „Tina und Jeany?“ – „Achso, hab ich dir das noch gar nicht erzählt? Unsre beiden Piratenbräute in der Klasse, die waren gestern auch auf der Premiere und sind nun gelb vor Neid dass wir rein durften und sie nicht.“ – „Gelb, das gefällt mir...“ Grinste Orli. „Ja ja ich weiß. Auf jeden Fall sind die uns auch noch zum Hotel gefolgt und behaupteten steif und fest sie hätten eine mit dir reingehen sehen die aussah wie ich... da hab ich natürlich dementiert und gesagt ich wär mit Mandy und Jazzy noch ein Eis essen gegangen, das ham die mir glatt abgekauft...“ Ich kringelte mich vor Lachen über unsre beiden Barbies. Auch Orli musste lachen. „Das sind Fans vor denen man sich besser in Acht nimmt, die schleppen dich nämlich garantiert in die nächste Hotelsuite und dann geht’s ab...“ Ich sah ihn schelmisch grinsend an. „Ach, und was war dann das gestern mit uns beiden?“ Er kniff den Mund zusammen und sah zur Seite. „Immerhin bist du keine Barbiepuppe. Und außerdem hab ja ich dich abgeschleppt und nicht andersrum.“ Grinste er dann. Ich knuffte ihn in die Seite. „Stimmt eigentlich gar nicht, ich bin freiwillig mitgegangen, du Keks.“ Er sah mich ein bisschen komisch an, hatte wohl nicht verstanden was ich meinte. „Ich meinte, du bist ein Keks.“ – „Definier das mal genauer.“ Ich kratze mich am Kopf, wie konnte man den Begriff – du bist ein Keks – genauer definieren... „Schelm, Schlingel...“ Langsam ging ihm ein Licht auf. Ich weiß nicht warum die Leute meine Art Humor nicht ganz verstehen. Bis heute nicht. „Aber du bist, wenn man’s ganz genau nehmen würde, das Gegenstück zu Barbie – Ken...“ Wir konnten uns vor Lachen nicht mehr halten, denn das war ein lausiger Vergleich – Orli sah um Längen besser aus als der glatt geleckte Ken. Und nicht dass ihr jetzt denkt – ja klar, er sieht geil aus und deshalb liebt sie ihn! – Nein! Er is ein so ganz andrer Mensch, bodenständig, hat seine Eigenheiten die ich absolut faszinierend finde... und sieht nebenbei halt auch noch zum Sterben gut aus... ich wendete mich wieder der Unterhaltung zwischen Mandy und Orli zu. „... der Lehrer musste sie heute schon aufwecken weil sie die ganze Zeit von dir geträumt hat...“ Ich gab Mandy einen Stoß – freundschaftlich natürlich. „Wie würdest du dich fühlen, wenn du am Tag zuvor den Wahnsinn in Person erlebt hast und der dann tausend Kilometer weg ist und du nicht weißt wann du ihn wiedersiehst, he??“ Feixte ich sie an. „Is ja schon gut, ich versteh dich ja.“ Mandy funkelte zu Orli hinüber. „Wag es ja nicht, ihn mir auszuspannen.“ Lunste ich zurück, denn ich hatte gesehen dass sie ihn anflirtete. Für die schüchterne Mandy ging sie aber ganz schön ran heute. Na ja, sie hatte mir ja gestanden dass sie ihn auch nicht uninteressant fand... Orli grinste nur zu mir herüber. Irgendwie wusste ich, dass er sich nicht ausspannen lassen würde... Schon befand sich seine Hand wieder in der meinen... natürlich so dass es keiner sah, denn irgendjemand hatte ihn sicher erkannt, traute sich aber nicht, ihn anzusprechen. Da waren wir lieber vorsichtig, denn Paparazzis lungerten um jede Ecke... Wobei es mir auch nicht ganz unrecht gewesen wäre wenn ich öffentlich seine neue Freundin gewesen wäre, denn dann hätte er zu mir stehen müssen, aber das war gemein. Ausnutzen wollte ich ihn sicher nicht. „Machen wir uns dann auf den Weg?“ Fragte Orli nach einer Zeit des konzentrierten Grübelns. „Wo pennst du heute eigentlich?“ Fragte ich ihn dann, denn er hatte noch keine Anstalten gemacht, mir seinen Aufenthaltsort zu nennen. „Oh, ich denk ich such mir ein Hotel in deiner Nähe.. Das Arabella Sheraton liegt da doch irgendwo in der Gegend oder nicht?“ Stimmte, das war nicht weit von mir, zehn Minuten zu Fuß vielleicht. „Jap, gute zehn Minuten zu Fuß von mir... aber sag mal, nur wenn’s dir nicht zu runtergekommen ist und du vielleicht was feineres vorziehst.. kannst ja auch bei mir nächtigen wennst willst. Meine Mom wird’s zwar an der Türschwelle umhauen, aber das kriegen wir schon.“ Ich grinste ihn an in der Hoffnung, er würde zustimmen. „Also ich will deiner Mom ja keinen Herzinfarkt bescheren so wie’s bei dir gestern fast der Fall gewesen wär... aber ansonsten hab ich nix dagegen, mal wieder ein normales Leben zu führen... bzw. in einer nicht – Luxus – Unterkunft abzusteigen...“ – „Sag nur, es is dir nicht fein genug.“ Lunste ich zu ihm rüber. Mit großen Augen wehrte er ab: „Aber nein! Ich bin keiner dieser versnobten Promis, denen nichts gut genug ist! ich bin sogar froh wenn nicht dauernd jemand um mich herumwuselt!“ Na dann war ja alles klar... Wir befanden uns inzwischen schon auf halbem Weg zur S-Bahn und hatten schon zwei, drei misstrauische Blicke abbekommen, aber passiert war zum Glück noch nichts. Ich konnte nur hoffen, dass Tina und Jeany nicht wieder auf Prominentenjagd waren, das machten sie öfter nach der Schule, denn sie wohnten nicht weit vom Flughafen. Eine Viertelstunde mit der S-Bahn vielleicht hatten sie hierher. Aber heute war zum Glück nichts von ihnen zu sehen. Wie oft hatte ich mir schon Storys anhören müssen, dass sie da und dort den und die da getroffen hatten... mir wurde regelmäßig übel davon.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  swansongs
2007-05-14T11:52:56+00:00 14.05.2007 13:52
Also ich find den anfang cool^^
wenn cih zeit hab les ich mehr

dat Shai
Von: abgemeldet
2007-05-12T05:52:26+00:00 12.05.2007 07:52
ohnee ic will auch mitkommen und johnyy interwiewen!!
ist doch klar der typ ist der genialste schauspieler überhaupt!!!


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