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Raftel (1)

When Spirits Are Calling My Name ...
von

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22 - Über den Dächern von Kosa

Irgendwann erreichten sie ein Haus irgendwo inmitten dieser alten Fischerstadt. Nach den unzähligen Stufen einer langen Wendeltreppe nach oben kamen sie außer Atem im siebten Stock an, denn Yurenda selbst schlüpfte die Treppen im Sauseschritt hinauf, als wäre es ein Sprintwettbewerb. Es schien ihr keinerlei Mühe zu machen. Besser beschrieben handelte es sich bei dem Zielort eher um eine halbe siebte Etage, denn die eine Hälfte war eine Behausung wie ein Wintergarten und die andere Hälfte war eine Dachterrasse mit grandioser Aussicht über ganz Kosa und die angrenzende rote Wüstenrinne. Auf den ersten Blick schien es eines der höchsten Gebäude der Ortschaft zu sein. Das ganze Haus würde wohl ihres sein, aber sie mochte diesen Platz hier oben auf dem Dach am liebsten, erklärte sie ihren Gästen. Man wäre dem Himmel und der Freiheit so nahe. Das Haus würde ihr nur als Stadtresidenz dienen. Sie hätte noch komfortablere Wohnorte außerhalb dieser Stadt auf der ganzen Welt verteilt, worauf Usopp flüsternd zu Chopper anmerkte, dass er sie für extrem suspekt hielt.

Ihren Gästen wies sie in einer durch Mauern windgeschützten Ecke Plätze zu. Dort luden große weiche Kissen in allen Farbenschattierungen zum Sitzen um einen Feuerkorb ein. Kurze Zeit später war jeder mit Essen und Trinken versorgt, was von den dreien verschlungen wurde, als hätten sie nie zuvor Tischmanieren gelernt. Sie sah ihnen gutgelaunt zu und schenkte reichlich Nachschub nach. Dabei beobachtete sie genau die drei Gäste und versuchte eine erste Einschätzung ihrer Absichten. Das Rentier und die Langnase waren sicher aus Abenteuerlust und Neugier hier, während sie an der Körperhaltung des Grünhaarigen erkennen konnte, dass dieser sich endlich ein Ende des ganzen Spuks wünschte. Selten hatte sie jemanden getroffen, der derart unzufrieden mit sich und der Welt war, wie Zoro. Es lies sich nur schwer abschätzen, ob es sein eigenes Verschulden wäre, aber in den meisten Fällen war es das und daher bohrte sie auch nicht weiter nach. Da sie jedoch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen wollte, fragte sie ganz unverbindlich in die Runde, aber dennoch mit provokantem Unterton:

„Wie denkt ihr, könnte ich euch behilflich sein?“

Wie auf Kommando unterbrachen alle drei gleichzeitig ihr Essen und sahen von ihren Reisschüsseln auf. Sie hatten mit vielem gerechnet, aber nicht mit einer so schwierigen Frage. Zoro zog das Gespräch mit einer Gegenfrage an sich:

„Dass du meinem Problem ein Ende bereitest?“

Sie lachte und antwortete ihm, dass dieses wohl ein bisschen zuviel verlangt wäre, denn sie könne in der Tat sehr viel ändern, aber nicht die Gesetzmäßigkeiten der Natur. Er müsse sich eben seinem Schicksal fügen. Oder ausblühen. Von Letzterem riet sie aber augenzwinkernd ab. Es läge jedoch in seiner Hand, sein Schicksal selbst so zu beeinflussen, dass er sich mit seinen Fähigkeiten arrangieren könnte. Usopp misstraute dem Frieden und der Hilfsbereitschaft. Es interessierte ihn zudem, woher sie all diese Informationen hätte und ob sie tatsächlich eine Dämonin wäre, wie sie vermuteten. Sie gab bereitwillig Auskunft und fing an zu erzählen. Sicher wäre sie keine Dämonin und umschrieb ihre spirituellen Fähigkeiten damit, dass sie die Telekinese bis zur absoluten Perfektion einsetzen könnte, wenn sie wollte. Doch sie wollte es nicht mehr. Näher ging sie auf dieses wohl doch eher heikle Thema nicht ein und so musste der Scharfschütze sich mit dieser Umschreibung zufrieden geben. Weiter erzählte sie, dass sie zuviel in ihrem Leben gesehen hätte. Gutes wie Schlechtes. Lange Zeit hatte sie als Botschafterin eines lang vergessenen Königreiches diplomatische Verhandlungen auf der ganzen Welt geführt. Jedoch hatte sie nie erkennen können, dass jemals irgendjemand etwas aus der Geschichte gelernt hätte. Und so hatte sie irgendwann beschlossen, nur noch ihren eigenen Frieden zu finden. Sie nannte es: Die eigene, innere Mitte. So sähen alle Probleme plötzlich ganz einfach und unbedeutend aus. Sie wäre nun mit sich und der Welt zufrieden und glücklich.

Usopp stutze bei ihren Erwähnungen um das vergangene Königreich und protestierte. Wenn es sich dabei um das verlorene und vergessenen Königreich handeln sollte, dann müsste sie doch schon Hunderte von Jahren alt sein. Das ginge nun wirklich nicht. Doch sie nickte nur und lobte seine gute Auffassungs- und Kombinationsgabe. Obgleich sie hier in einem Körper von noch keinen dreißig Jahren säße, so war sie Dank ihrer Fähigkeiten tatsächlich mehrere hundert Jahre alt. Sie hätte aber schon längst aufgehört, die Geburtstage zu zählen. Nämlich ab dem Moment, als sie all ihre Familie, Freunde und Feinde überlebt hatte. Alle waren einmal gekommen und wieder gegangen. Es würde sie nur betrüben.

„Das Leben ist ein langer Fluss, Usopp. Ich bin alt. Ich habe bereits alles gesehen. Mich reizt nichts mehr und irgendwann wird der Tag kommen, wo ich denke, ich kann auch gehen.“

Dies sagte sie mit einem so ruhigen und pathetischen Ton, dass es fast dramatisch war und Chopper Tränen in die Augen trieb.

„Aber wenn du so alt bist, dann könntest du alles erzählen. Nico Robin würde sich sicherlich sehr freuen und ihre ganzen Fragen lösen. Und was ist das One Piece? Hast du es je gesehen? Boah, Zoro! Wie kannst du jetzt wieder pennen!“

Usopp war ganz aufgeregt, sprach so schnell, dass sich seine Stimme überschlug und gestikulierte dabei wild mit den Armen in der Luft. Aus Wut über Zoros Tiefschlaf warf er diesem mit voller Wucht eines der Kissen an den Kopf, wovon der Getroffene keinerlei Notiz nahm. Wie konnte Zoro nur so herumliegen? Waren sie nicht wegen ihm hier?

Yurenda hatte die Szene mit Souveränität beobachtet und ihr Gesicht wirkte fast gütig, als sie dem Scharfschütze antwortete: „Jeder hat eine bestimmte Aufgabe im Leben. Meine Aufgabe ist längst erfüllt. Es ist also nicht mein Job, als Märchenerzähler oder Hanyô-Ausbilder zu dienen. Das schafft ihr sicherlich allein. Ihr habt bis jetzt alles allein geschafft.“

„Bitte lass uns nicht allein! Was sollen wir denn machen, wenn Zoro wieder ausblüht? Wir haben doch keine Ahnung!“ flehte Chopper sie an und versuchte durch Umklammern ihres Armen seiner Verzweiflung Nachdruck zu verhelfen.

Doch sie beruhigte ihn und blickte dann amüsiert zum Scharfschützen, der nun mit dem siebzehnten Kissenschlag den Schwertkämpfern aus dem Reich der Träume holte und sich dafür herbe Vorwürfe einfing. Denn Zoro befand, wenn Yurenda nichts für ihn tun könnte, dann bräuchte er auch nicht weiter zuhören, worauf er sich für diese Antwort einen erneuten wütenden Kissenschlag auf den Kopf einfing. Selbst Chopper bekam wieder gute Laune und musste lachen.

„Ich sehe schon, ihr kommt gut miteinander klar“, merkte sie trocken an. „Vielleicht noch eine Anmerkung. Damit ihr nicht so sehr ihm Dunkeln tappt, solltet ihr einmal den Kerzenmacher von Wanane aufsuchen. Wenn ihr wirklich das One Piece finden wollt, dann kommt ihr um den Kerzenmacher nicht herum. Wanane liegt dort!“

Sie deutete mit dem ausgestreckten Arm in Richtung Norden, wo sich Gewitterwolken türmten und es heftig krachte und blitze.

„Sucht dort das Haus der Stille auf. Man wird euch dort weiterhelfen. Ich denke, ihr müsst gehen. Lebt wohl!“ Damit verabschiedete sie ihre Gäste und verschwand mit den Worten „Man sieht sich immer zweimal im Leben!“ in ihrem Wintergarten.

Zoro ließ sich dieses nicht noch einmal sagen, erhob sich sofort und wandte sich der Treppe zu. Sie hatten schon viel zu viel Zeit verschwendet. Vielleicht hätten Nami und Luffy herausbekommen können, wann sie durch den Kosa’schen Korridor segeln könnten. Mit diesen Gedanken im Kopf zog er allen voran los, die beiden anderen gingen verstört über die neuen Informationen hinterher. Zudem konnte Usopp nicht verstehen, wie Zoro an Dingen, die ihn etwas angehen müssten, absolut kein Interesse zeigte, was Chopper medizinisch-psychologisch mit einem Verdrängungsmechanismus erklären wollte. Als der Schwertkämpfer das Gerede direkt hinter seinem Rücken über ihn auch noch mitbekam, herrschte vollends dicke Luft. Auf dem Weg zur Sunny sprach keiner der drei auch nur mehr ein Wort.
 

Zur selben Zeit nahm Yurenda in ihrem Wintergarten von einer kleinen Gestalt eine Tasse mit grünem Tee in Empfang. Sie setzte sich in einen großen bequemen Rattan-Sessel und starte nachdenklich hinaus. Keineswegs war sie eben mit dem Gespräch zufrieden gewesen. Gern hätte sie mehr gesagt, aber es ging nicht. So war die Abmachung.

„Was starrst du so hinaus? Du hast doch alles richtig gemacht?“ fragte die kleine Gestalt. Sie war sicher nicht größer als einen guten halben Meter, hatte eine dunkelblaue Haut, einen menschenähnlichen Körper, aber der Kopf glich der einer Fledermaus mit großen spitzen Ohren und riesigen Augen wie Kristallkugeln. Der Stimme nach war die Gestalt männlich.

„Ich weiß nicht, Kivi. Ja, ich habe es richtig gemacht, aber habe ich es auch recht gemacht? Wir beide sind einer der letzten Zeitzeugen einer längst vergessenen Ära. Wir könnten die Welt regieren und tun es nicht. Sind wir falsch und verantwortungslos?“ Sie blickte traurig und zornig zugleich in die grünliche Flüssigkeit ihrer Tasse. Hatte sie eben nicht selbst gesagt, dass jeder sein Schicksal selbst wenden könnte? Sie war ein schlechtes Vorbild, denn sie tat nichts mehr dergleichen.

Kivi zuckte bei jedem Schluck aus seiner Teetasse mit den Ohren. Als sie ganz geleert war, sah er seine gegenübersitzende alte Verbündete lange an.

„Wir wissen beide, was wir können, woher wir kommen und wohin wir gehen werden. Und wir haben uns beide damals geschworen, dass wir den Lauf der Weltgeschichte auf keinen Fall beeinflussen werden. Es ist, wie es ist. Keine Kompromisse! Nun denn, ich muss mich auf den Weg in die Heimat machen! Vielen Dank für den Tee! Schau nicht so! Alles wird gut!“

Damit verabschiedete sich Kivi, schulterte einen großen, prallen Leinensack auf seinen Schultern und verschwand die Treppe hinunter in Richtung Norden. Dorthin, wo es grummelte und blitze.

Yurenda saß noch lange in dem Rattansessel und beobachtete, wie sich einige Blüten ihrer Pflanzen in der Dämmerung zu schließen begannen. Sie liebte ihre Pflanzen und manche waren durch ihre gute Pflege eben so alt wie sie. Besonders der Kirschbaum war einer ihrer Lieblinge. Diese Sorte gab es heute nicht mehr auf der Welt. Von dem letzten Exemplar hatte sie Samen gewinnen können. Sie stellte sich vor, wenn aus dieser Saat einmal ein Kirschbaumwald wachsen würde und wie in zartem Rosa die großen Blüten aufgehen würde. Die Blüten glichen der Form nach einer großen flauschigen Teerose. Herrlich! Wie konnte so etwas Schönes nur vergangen sein?

Sie machte sich Gedanken über das Gespräch und das schlechte Gewissen befahl ihr, sich doch ein klein wenig der Sache anzunehmen. Ja, sie würde gehen und ein Auge auf die ganze Angelegenheit haben. Sie hatte eine Abmachung mit Kivi, aber jede Abmachung war eine Auslegungssache und hatte gewisse Grauzonen. Zufrieden lächelnd lehnte sie sich zurück, genoss die letzten Schluck Tee und sah die ersten Sterne am Abendhimmel aufgehen.
 

Gegen Abend versammelte sich die ganze Mannschaft der Sunny zum Essen wie gewöhnlich um den großen Tisch. Tatsächlich hatte Nami und Luffy sich am Hafen durchgefragt und sich einiges an altem Seemannsgarn anhören müssen. Jedoch steckte bekanntlich in jedem Gerücht ein Funke Wahrheit und so puzzelten sie sich das, was sie an Wissen benötigten zusammen. Besser gesagt: Die Navigatorin puzzelte und der Captain war bloß der Captain und sorgte mit seinen Gummiarmen für Erheiterung in der Bevölkerung. Nun denn ... Sie bekamen letztendlich heraus, dass die Zeiten der großen Stürme voraussichtlich in ein oder zwei Wochen beginnen würden. Dann würde wohl auch die Wüstenrinne befahrbar sein. Jedoch wäre es kein stupides Durchpaddeln. Man müsste die Flutwelle auf dem East Blue in der exakten Entfernung abpassen und sich dann von Rücksog aus dem North Blue durchziehen lassen. Da aber die Wüstenrinne nicht gerade, sondern geschlängelt wäre, könnte man jederzeit zerschellen oder stecken bleiben. Wenn man stecken blieb, dann könnte die nächste Welle einen rausziehen oder aber zerschmettern. Man bräuchte definitiv den Einsatz der ganzen Crew. Für Luffy klang es nach dem genau richtigen Abenteuer und für Nami nach einem nicht kalkulierbaren Risiko. Sanji erklärte seinen Kapitän für komplett wahnsinnig, während Franky in der Fahrt eine meisterbare Herausforderung für die Sunny sah. Selbst Robins Gesichtsausdruck ließ erahnen, dass sie die ganze Aktion mehr als zweifelhaft betrachtete. Der Knock-Up-Stream nach Sky-Island war damals im Gegensatz zum Kosa’sche Korridor wohl nur ein Kinderspiel gewesen. Doch die Sache war nicht abwendbar: Luffy wollte da durch, also würde es auch so geschehen. Da war er einfach stur.

Usopp bekam wieder seine „Anti-Abenteuer-Krankheit“, sah aber plötzlich einen bequemen Ausweg aus der Sache. Er warf spontan ein, dass er zu Besuch bei Yurenda gewesen war und einen Hinweis erhalten hatte. Wenn sie nach Raftel wollten, dann müssten sie einen Kerzenmacher nördlich von hier befragen. Selbstverständlich würde sich Captain Usopp persönlich um diese Angelegenheit kümmern. Das Rentier bekam große Ohren und entrüstete sich sofort. Immerhin wäre der Kanonier nicht allein bei Yurenda gewesen, sondern sie waren zu dritt und somit wäre es eine Angelegenheit für sie alle drei zusammen. Natürlich forderte der Gummijunge, dass dann alle zum Kerzenmacher gehen müssten. Immerhin wollten alle nach Raftel. Eigentlich aber witterte er nur ein nächstes Abenteuer. Der Rest der Crew nickte zustimmend bis auf Franky und Zoro.

„Luffy, das geht nicht so einfach!“ warf der Cyborg ein.

„Warum?“ fragte Luffy mit seinem typischen Kulleraugenblick.

„Hast du das schon wieder vergessen? Wir wissen nicht, wann die Welle für den Korridor kommt, du Schwachkopf! Während du nach einem Kerzenmacher suchst, verpassen wir vielleicht die Welle. Verstanden?“ keifte Nami ihn an und gab ihm zum besseren Verstehen noch eine Kopfnuss oben drauf.

Das hatte er verstanden und es war hart. Er würde eines der beiden Abenteuer streichen müssen. Betrübt blickte er seine Crew an.

„Wir teilen uns. Ihr segelt durch den Korridor und wir Drei suchen den Kerzenmacher. Dann treffen wir uns irgendwann am North Blue“, schlug nun Zoro vor, nicht ohne Hintergedanken. So wäre er erst mal wieder von der Crew weg und müsste ihnen nicht gleich allen die Wahrheit über sich selbst sagen.

Franky zog die Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Luffy fand es einfach nur „Cool!“ und willigte ein. Niemand würde wissen, wie lange es dauern würde. Daher würden schon morgen früh Usopp, Chopper und Zoro sich auf die Suche machen und der Rest der Crew wartete, bis sie durch die Wüstenrinne segeln könnten. Wieder einmal würden sie getrennt sein. Doch das gegenseitige Vertrauen auf ein Wiedersehen nach den neuen Abenteuern machte es allen leichter.
 

Ein ganz anderes Abenteuer startete weiter südöstlich in Loguetown. Keineswegs war es Smoker entgangen, dass sich seine ehemals Unterstellte über alle Berge aus dem Staub gemacht hatte. Er sah dieses mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Er hätte ihr niemals diesen Mut und diesen Willen zugetraut, ihre heißgeliebte Marine zu verlassen und somit nicht die Konsequenzen ihres Handelns zu tragen. Tashigi war nun wie ein Pirat auf der Flucht und zum Tode verurteilt. Es gab nur den Unterschied zu einem Piraten, dass auf Hochverräter kein Kopfgeld ausgesetzt war. Sie war lediglich vogelfrei und musste jederzeit damit rechnen, von Feldjägern getötet zu werden. Die Marine regelte solche Angelegenheiten intern ohne Prozess, denn durch die öffentliche Bekanntmachung in allen gängigen Tageszeitungen war bereits durch das Marinehauptquartier geurteilt worden.

Andererseits missfiel dem Qualmer ihre Entscheidung. Vielleicht hätte man durch Kungelei etwas an ihrem Urteil ändern können, aber nun war sie einfach so fort. Planlos wie immer. Ihm war der Bericht von einer Fähre mit blindem Passagier und geklautem Rettungsboot nicht entgangen. Obgleich Tashigi nie seine Tochter war, so hatte er sie oft unter seine Fittiche genommen. Und so fühlte er eine Verbindung zwischen ihrem Verschwinden und dem Rettungsboot. Lange hatte er Offiziere Strömungskarten auswerten und Prognosen rechnen lassen. Wenn sie tatsächlich auf dem Boot gewesen wäre, dann wäre sie entweder in nordwestliche Richtung zur Redline getrieben oder im offenen Meer hängen geblieben. Die bittere Vermutung lag nah, dass sie bereits tot sein könnte. Verhungert, verdurstet oder gekentert auf dem East Blue. Smoker mochte sich trotz allen Ärgers über sie solche Vorstellungen nicht ausmalen.

Tage und Nächte hatte er überlegt, bei wem die Schuld der ganzen Misere liegen würde. Natürlich fand er sein Lieblingsfeindbild in Form der Strohhutbande dafür genau passend. Den Strohhutjungen wollte er eh fassen. Das war vollkommen klar. Hinter diesem Triumph jagte er schon zu lange hinterher und er wollte endlich dafür die Belohnung: Monkey D. Luffy auf dem Schafott und hingerichtet. Die Blamage bei dem letzten Hinrichtungstermin war desaströs. Die halbe Welt machte sich über die Marine lustig und schädigte ihr Ansehen und ihre Autorität schwer. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr formte sich ein anderes Feindbild. In den Augen des Rauchers gab es mittlerweile nur einen, der ein allem Schuld war und der deshalb ein noch höheres Kopfgeld als dieser elendige Strohhut verdient hätte: Roronoa Zoro! Er war es, der Luffy befreit hatte. Er war es, der ihm Tashigi genommen und dumme Flausen eingetrichtert hatte. Und überhaupt! Wenn Smoker nur an diesen grünhaarigen Teufel dachte, dann bekam er Hautausschlag und geschwollene Beine. Da halfen auch sämtliche Pluspunkte aus Arabasta nichts mehr. Diese hatte der Qualmer einfach mal eben für sich revidiert. Wenn er Zoro in die Finger kriegen würde, dann könnte der was erleben. Dagegen wäre die Hinrichtung Luffys ein Klacks. Nur allein bei diesen Gedanken rauchte Smoker seine Zigarren schon mit einem Zug auf und hinterließ einen boshaften Eindruck bei seinen unterstellen Mannschaften, dass diese panisch die Reichweite ihres Chefs mieden.

Unter diesen negativen Voraussetzungen hatte Smoker sein Schiff klar machen lassen und war losgesegelt. Er würde sie finden: die Strohhüte und Tashigi.
 

Chopper war in der Nacht erwacht und hatte sich klammheimlich von der Sunny gestohlen. Er war unter Grübeln eingeschlafen, doch der Schlaf war sehr unruhig. Nun folgte er seiner Nase durch die sternenbeleuchtete Straße, um das Haus von Yurenda wieder zu finden. Er wollte als Arzt allen helfen können, doch Parapsychologie und Dämonisches war bei Dr. Kuleha niemals ein Studiengang gewesen. Er brauchte dringend Ratschläge, wo er zumindest Literatur oder Ausbilder finden könnte. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn sie wieder einmal in einer Situation wie in der letzten Nacht geraten würde.

Tatsächlich führte seine Nase ihn zum Haus und hinauf aufs Dach. Sofort erkannte er den Wintergarten mit den herrlichen Pflanzen. Die Besitzerin schien nicht da zu sein und so schlich er vorsichtig durch die Blumenkübel und staunte bei jedem Topf ein wenig mehr. So etwas hatte er noch nie gesehen. Sicherlich könnte man aus den Früchten und Blüten einiger Pflanzen eine hervorragende Medizin machen. Es war ein Jammer, dass er es leider nicht untersuchen und damit experimentieren könnte. Besonders vor dem einen Topf blieb er stehen. In ihm steckte nur ein verkrüppelter kleiner Stamm mit wenigen Ästen und Blättern, aber dennoch hatte er das Gefühl, diese Stange von einem Baum hätte ihn gerufen. Er grübelte, um welche botanische Art es sich hier wohl handeln könnte und tippte dann auf eine Kirsche.

„Gefällt dir die Pflanze?“

Chopper fuhr wie von der Tarantel gestochen herum. Er sah auf Herrin diese Prachtgartens und stammelte eine Entschuldigung nach der anderen herunter. Doch zu seiner Überraschung kam kein Tadel, sondern sie hielt im einen Beutel mit Samen unter die Nase.

„Die sind Samen dieser Pflanze. Geh’ und suche den besten Erdboden unserer Welt und pflanze dort die Saat so, wie es auf dem Zettel steht. Wenn du es richtig machst, wirst du am Ziel deiner Suche sein! Vertraue mir, kleines Rentier!“ Und plötzlich war Yurenda weg wie vom Erdboden verschluckt. Der kleine Arzt rief nach ihr und galoppierte auf der Dachterrasse herum. Nein, sie war weg und er war allein. Traurig machte er sich zurück zur Sunny, aber das Saatgut machte ihn ein wenig stolz und neugierig. Er schwor sich, die Saat zu säen und Yurenda zu vertrauen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Soud
2007-08-01T15:10:03+00:00 01.08.2007 17:10
HAy heut is so ein schöner Tag und dann brinhst du auch noch ein neues Kapi! Jetzt is der Tag perfekt!
Ja und dieses Kapitel war wieder sehr schön. Es hat mir sehr gefallen obwohl ich gehofft hatte dass unsere Dämonin mehr informationen preis gibt. Naja so hab ich wenigstens gründe weiter zu lesen. Und ich frage mich ob die Samen vielleicht...ach ich werds schon noch lesen. Also bis zum nächsten Kapi! ^^
Dat Soud
Von:  Koenig
2007-08-01T11:00:10+00:00 01.08.2007 13:00
*argh* hab völlig verpasst das neue Kapitel draußen sind X___x
oh aber ich wette ich weiß,was da für Kirschbäume aus den Smane kommen *höhö* (zumindestens bilde ich mir ein,ich wüsste es ^^)trotzdem wie immer sehr gut
weiter so
mfg
ratti


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