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Raftel (1)

When Spirits Are Calling My Name ...
von

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46 - Verbannung

Leise und sanft ließen sich eines Morgens Schneeflocken von einer beruhigenden Klaviermelodie begleiten, als sie auf die Sunny niederfielen und bedeckten sie wie ein weißes Seidentuch. Brook war wieder unter ihnen und seitdem war es mit der Stille an Bord vorbei. Auch wenn er sehr begabt so ziemlich jedes als Instrument definiertes Ding musikalisch beherrscht, konnte sein stundenlanges Üben und Komponieren manchmal gepflegt nerven. Doch die Crew hatte es nicht anders gewollt und war insgeheim auch sehr froh, das wandelnde Skelett wieder an Bord zu haben. Es stand einfach komplett außer Frage, ein Mitglied irgendwo auf der Welt einfach so versauern zu lassen. Schnurstracks waren die Strohhutpiraten von Umeshu-Shima über den Reverse Mountain gesegelt und hatten am Twin Cape den Musiker der Crew wieder eingesammelt. Es war ein herzliches und großes „Hallo“ gewesen, was um eine Feier nicht herum kam. Jeden einzelnen Schritt der Piratenfreunde hatten das musikalische Gerippe und der Wal Laboon aus Zeitungsartikeln verfolgt und waren nun mehr als froh, alle lebendig wiederzusehen. Lange genug hatte es gedauert. Selbst der Leuchtturmwärter legte ein zufriedenes Grinsen auf, was man so noch nicht von ihm kannte. Mehr jedoch erfuhr man von ihm nicht, obwohl die Mannschaft und allen voran Robin den Alten über die Grandline und die Weltgeschichte zu löchern begannen. Brook hingegen spielte erst einmal zu einer fröhlichen Willkommensmelodie auf, nachdem er sich einen kräftigen Hieb durch Tashigis Katana eingefangen hatte. Er brauchte fünf Tüten Milch, um den Knochenschaden zu beheben. Sie aber hatte kein Mitleid. So eine Unverschämtheit seinerseits ließ sie nicht durchgehen, obgleich sie von den restlichen Strohhüten vorgewarnt worden war. Nein, niemals würde sie ihm ihre Unterwäsche zeigen. Frechheit!

Zwei Tage später hatten sie das Twin Cape verlassen und waren weitergezogen. Sie hatten eine Route erwischt, die sie diesmal nicht nach Whiskey Peak bringen würde, sondern zu kleineren, unbewohnten Inseln. Ganze sechs Wochen waren sie nun unterwegs ohne nennenswerte Ereignisse oder gar Abenteuer. Luffy wurde allmählich zu einer Nervensäge für die Crew, denn er langweilte sich zu Tode. Lediglich die Archäologin freute sich, dass ihr Lageplan von den Porneglyphen stimmte, denn so hatten sie tatsächlich schon sechs dieser riesigen Quader aufstöbern können. Jedoch musste sie enttäuscht feststellen, dass sich lediglich ein Bruchteil von Heimatkunde der betreffenden Insel darauf zu lesen befand. Aber beim nächsten Steinklotz würden sie sicherlich alle mehr Glück haben. So motivierte sie sich selbst.

Es wurde kühler und die Flocken kleiner und dichter. Die Navigatorin schellte mit der Schiffsglocke, um die Crew auf ihre Positionen zu scheuchen. Das beständige Wetter und die nautischen Angaben aus der Seekarte waren unabänderliche Zeichen dafür, dass vermutlich eine Winterinsel direkt vor ihnen lag. Die bronzetönerne Glocke erhallte jeden Schiffswinkel. Wieder einmal aus dem Schlaf geweckt, drehte sich Zoro missmutig vom Rücken auf den Bauch und schob trotzig mit beiden Händen das Federkissen über seinen Kopf. Blödes Läuteding! Im Meer sollte man es versenken! Vielleicht wäre er wieder eingeschlafen, wenn da nicht wieder dieser bestialisch stechende Schmerz aus seinem Fußgelenk wäre. Einen Trümmerbruch hatte dort der kleine Arzt diagnostiziert, doch der Schwertkämpfer hatte den Fuß partout nicht eingipsen lassen wollen. Und so geschah nun dem unbelehrbaren Patienten das, was Chopper prophezeit hatte: Die Heilung würde länger dauern und die Knochen würden auch nicht ordentlich verwachsen. Zwar heilte sich Zoro selbst im Schlaf, doch nach all den vielen lebensgefährlichen Verletzungen war sein Körper arg gebeutelt und der zollte nun seinen Tribut in der Form, dass die gewohnte Selbstheilung am Ende aller Kräfte war. Auch wenn es Zoro niemals zugeben oder zeigen würde, machten sich mittlerweile die alten Kriegsverletzungen rege und piesackten ihn mal hier und mal da. Zu Beginn hatte er sich nicht darüber geschert, doch es wurde unaufhaltsam mehr und mehr.

„Wenn wir alles erreicht haben, dann schicke ich dich auf Kur!“ hatte Chopper dem Schwertkämpfer gedroht und das wohl auch extrem ernst gemeint. Zoro hatte nur genickt, was aber eher daran lag, dass er keine Lust auf Diskussionen hatte.

Schon wieder bimmelte die Schiffsglocke. Er schwang sich nun doch aus dem Bett, kleidete sich an und zog noch seine Winterjacke über. Das war auch die richtige Wahl, denn schon beim Türöffnen umhüllte ihn kalte Schneeluft. Langsam watete er durch den bereits knöchelhohen Schnee an Deck in Richtung der Couch am Steuerrad. Schnee! Der war nass und kalt. Seine Laune sank. Er war froh gewesen, dem Winter auf der Nordhalbkugel entgehen zu können, denn auf der Grandline gab es alle Jahreszeiten gleichzeitig. Doch diese Winterinsel musste er wohl trotzdem über sich ergehen lassen. Daran vorbeisegeln wäre eine bessere Alternative gewesen.

„Die Insel ist bestimmt cool“, stellte Luffy fest und schob gleich eine Begründung hinterher. „Die feiern hier die Nacht von Dezember auf Januar mit einem Feuerwerk!“

„Woher weißt du das denn schon wieder?“ erstaunte sich Zoro über das ungeglaubte Wissen seines Kapitäns.

„Das hat mir Usopp aus der Zeitung vorgelesen. Die kam gerade mit der Möwe!“

„Aha...“ murmelte er nur zurück und fragte den Kanonier strafend:

„Warum hast du das gemacht?“

„Naja, er hatte wieder den halben Morgen abgenervt und so ist er vielleicht erstmal abgelenkt und macht keinen anderen Quatsch...“ versuchte Usopp sich zu rechtfertigen, obwohl er selbst wusste, dass Luffy neben Feste feiern auch feste Abenteuer entdecken konnte.

Eine gute halbe Stunde später legten sie etwas abseits in dem kleinen Hafen an. Das Schneien hatte aufgehört und man blickte auf eine mittelgroßen Ort mit gepflasterten Straßen, mehrstöckigen Häusern und aufwendig verarbeiteten Fassaden. Es war eine Handelsstadt ähnlich Loguetowns, jedoch ruhiger und beschaulicher. Dennoch zeugten die Bauwerke von großem Handelsreichtum, denn spiegelten den Stil des Klassizismus wieder. Anhand der vor Anker liegenden Schiffe machten die Piraten aus, dass es wohl keine weiteren Piraten oder gar die Marine gab. Nur gut gepflegten Fischerboote und Handelsschiffe schaukelten gemütlich im leichten Wellengang. Der Schwertkämpfer ließ für einen kurzen Augenblick seine Gedanken über die Insel schweifen. Ja, hier war alles absolut idyllisch. Kein Hinterhalt und kein Feind. Natürlich konnte man sich da nie hundertprozentig sicher sein, aber bange machen galt noch nie. Die Crew machte einen gutgelaunten Eindruck. Selbst Tashigi schien ihre Krise schon recht gut überwunden zu haben. Sie alberte ab und zu mit dem ein oder anderen herum, stolperte von einem Fettnapf in den nächsten und zeigte sich zuweilen auch mal äußerst zickig. Doch da sie im Grunde eine äußerst liebe Art hatte, nahm es ihr niemand krumm, obgleich die Navigatorin manchmal doch den Eindruck dessen hinterließ. Zwei Zicken auf einem Haufen. Da musste es halt auch mal Reibereien geben. Nein, trotz allem wollte er sie nicht mehr missen.

Plötzlich stutzte Zoro verwundert. Für den Bruchteil von Sekunden hatte er ganz eindeutig zwölf Seelen an Bord gespürt, obwohl es nur zehn sein dürften. Doch so schnell wie der Hauch des Gefühls gekommen war, so wallte er auch schon wieder davon. Er schüttelte innerlich den Kopf. Vermutlich hatte sein zweites Ich ihm nur einen Streich gespielt.

Ganz automatisch teilte sich die Crew in ihre üblichen Gruppen auf, um die Insel zu erkunden. Es hatte sich eingespielt, wer wann das Schiff bewachen, Proviant einkaufen oder einfach nur die Insel erkunden würde. Als neue Aufgabe war hinzugekommen, nach Eternal Ports Ausschau zu halten. Die alte, verknüddelte Grandline-Seekarte aus Buggys Inventar war nach Namis Auskunft zwar mehr als brauchbar, doch allein mit einem Logport ausgestattet würden sie Ewigkeiten brauchen, alle sieben Routen abzusegeln. Und angeblich gäbe es ja auch noch die achte Route aus dem Orakelspruch. Kurzum wurde geschlussfolgert, sich alle Eternal Ports unter den Nagel zu reißen, die man irgendwem irgendwo abnehmen konnte. Selbst ein kleines, unbedeutendes Marineschiff musste schon vor gut zwei Wochen auf hoher See dran glauben. Vermutlich war es wohl das erste Marineschiff, welches jemals von einem Piratenschiff überfallen worden war. Und das einzige, was gestohlen wurde, waren Eternal Ports. Obgleich sich Tashigis Idee als Gold erwies, eine Marineschiff zu entern und man somit schon auf gut siebzig dieser nützlichen Kompasse kam, so hatte sie dann doch ein paar kleine Gewissenbisse. Sie schüttelte diese ab, indem sie Trost in den Armen ihres Freundes suchte.
 

In einer Dreiergruppe zogen sie durch die Straßen wie schon damals über die Redline ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Fürs erste tat es einfach nur gut, nach den letzten Tagen auf See einen Boden unter den Füßen zu haben, der nicht wankte und schaukelte. Das Rentier fühlte sich pudelwohl. Es mochte dieses kalte Klima und zog den Schwertkämpfer auf, der seine Hände in den Taschen und die Arme dich an sich gedrückt hatte. So kalt wäre es doch nun wirklich nicht, meinte der kleine Arzt und nervte mit seiner viel zu guten Laune. Tashigi belustigte sich über die beiden und beschwichtigte sie, nicht streiten zu müssen. Ihr langer, weiter Ledermantel bedeckte sie vom Fußboden bis hoch zur Nasenspitze vollkommen und gab der Kälte keine Chance. Sie liebte diesen Mantel und so konnte man ihn schon als ein Markenzeichen ihrerseits bezeichnen.

Die Stadt machte einen sehr ordentlichen Eindruck. Die Fußwege waren vom Schnee befreit worden und kleine Schneehäufchen reihten sich in der Gosse aneinander. In den meisten Fenstern leuchteten selbstgebastelte Sterne, Tannenzweige schmücken die Fensterrahmen und an jeder Straßenecke standen Tannenbäume mit Lichterketten behängt. Die Dekoration wirkte sehr festlich und besinnlich. In einem kleinen Krämerladen, in welchem das Rentier medizinische Kräuter erwarb, klärte der Verkäufer die drei verwunderten Fremdlinge auf, dass man auf dieser Insel das Weihnachtsfest feiern würde. Er erzählte ihnen noch beim Verpacken der Ware in kurzen Sätzen die Hintergründe für diesen Brauch und empfahl ihnen noch das bunte Feuerwerk am Abend abzuwarten. Danach folgten ein paar interessante Sitten rund um Silvester und Neujahr. Das dürfte man nicht verpassen. Auch der Ausverkauf des Weihnachtsmarktes sollten besucht werden. Mit so vielen Informationen gefüttert verließen die Drei wieder den Laden. „Eben haben wir die Zeit zwischen den Jahren“, hatte der Verkäufer fröhlich geplaudert. „Das weltliche Jahr ist noch nicht um, aber das Kirchliche schon. Das ist die Zeit der Ruhe und Einkehr. Man hat das Gefühl, die Zeit stünde still.“

Keiner der Drei war religiös in irgendeiner Form berührt und so war es immer wieder verwunderlich, wie Religionen das Leben von Menschen prägten.

Eine gute Viertelstunde später erreichten sie den Marktplatz. Einige Lücken in den Reihen der Buden verrieten, dass der ein oder andere Händler schon abgereist war. Andere verkauften noch Reste zum Schleuderpreis. Gerüche von gebrannten Mandeln, Lebkuchenherzen, aber auch deftiger Bratwurst oder heißem Glühwein mischte sich in der Luft und zog noch den ein oder anderen Kunden aus den warmen Häusern auf den kalten Marktplatz. Daher war einiges los, wenn auch überschaubar. Als hätte man es vorhersehen können, fand man hier auch zwei weitere Strohhüte wieder.

„Natürlich am Fressstand“, kommentierte Zoro den Aufenthaltspunkt von Luffy und Usopp trocken, während sie sich selbst zu ihnen gesellten. Eine Minute später hatte auch sie alle Drei einen heißen Pott Kakao mit Schuss in den Händen.

„Die Zeit der Ruhe und Beschaulichkeit...“, philosophierte Tashigi vor sich her. „Der Mann vorhin hat recht. Über allem schwebt so ein seliger Schein...“

„Hä, was faselst du da?“ mischte sich Usopp ein, der nicht so ganz das Gesprächsthema verstand.

„Ah, nichts. Ich hatte nur laut nachgedacht über das, was uns vorhin erzählt wurde“, erklärte sie lachend. Sie erzählte davon und Luffy verzog dann das Gesicht zu einer maulenden Schnute, als sie zu der Stelle kam, dass Silvester hier nicht als ein großes Inselfest, sondern eher daheim im Freundes- oder Familienkreis gefeiert würde. „Komisches Volk!“ merkte er enttäuscht an und kehrte dann mit seinen Freunden langsam schlendernd zum Schiff zurück. Im Laufe des Nachmittags trudelten auch alle weiteren Strohhüte ein und da sich der Logport in der kommenden Nacht neu einstellen würde, einigte man sich darauf, dass Schiff klar zum Auslaufen zu machen und noch das Feuerwerk abzuwarten.
 

In der Nacht zog die Temperatur schlagartig an. Eiswind wehte über das Deck und verwandelten den Rasen in einen Nadelwald und die Bohlen in eine Rutschbahn. Die Takelage wurde mit dicken Eis überzogen. Als die Strohhüte kurz vor Mitternacht aus dem gut beheizten Essensraum ins Freie traten, schlug ihnen die Kälte wie ein Hammer ins Gesicht. Der Alkohol im Blut tat ein Übriges dazu bei. Die Stimmung war feucht fröhlich gewesen. Bei leckerem Fingerfood wurden Karten gezockt, zu Brooks Liedern mitgegröhlt und viele Albereien getrieben. Einzig Frankie viel auf, dass Zoro nicht über eine einzige Flasche Sake hinaus kam. Das war doch recht ungewöhnlich.

„Ist der Sake schal oder warum nuckelst du nur so an der Pulle rum?“ fragte er in einer ruhigen Minuten den Schwertkämpfer unter zwei Augen.

„Alles in Ordnung!“ war nur die knappe Antwort und damit musste sich der Schiffsbauer zufrieden geben.

Auf die Minute genau erklangen die Neujahrsglocken und ließen ihr Läuten kraftvoll von der Domkirche über die Stadt und die Welt hinaus erklingen. Just in diesem Moment flogen auch die ersten Raketen gen Himmel und zauberten die buntesten Feuerblumen an das Nachtfirmament.

„Guckt mal! Die da zieht aus wie Sterntaler!“ freute sich Chopper über einen breiten zu Boden rieselnden Funkenregen.

„Ja! Und das wie große Rosen!“ stellte Nami fest.

Man hatte nicht zu viel versprochen: Das Feuerwerk war gigantisch. Aus den Gassen schallten Feuerwerksknaller herüber, um noch die letzten bösen Geister des alten Jahres zu vertreiben.

„Die zünden tatsächlich hier Knaller gegen böse Dämonen. Wir werfen dem Brauch nach Sojabohnen. Vielleicht sollten wie die mal gegen den Marimo werfen!“ giftete Sanji trocken.

„Ich geb’ dir gleich Sojabohnen. Und zwar links und rechts!“ fuhr ihn der Angesprochene aggressiv an.

Eine halbe Stunde später war der Zauber des Feuerwerks vorüber. Nur hier und da flogen noch vereinzelte Raketen wie Irrlichter in den Himmel. Die Crew lichtete den Anker und folgte dem aufgeladenen Logport zur nächsten Insel.
 

Das Eis sollte nicht von ungefähr kommen. Weit entfernt, irgendwo auf der nördlichen Redline befand sich ein alter Vulkan, der schon seit Jahrhunderten keine Feuerbälle mehr gespuckt hatte. Sein Fels war reinstes schwarzes Lavagestein, doch nun war es unter einem magischen Eispanzer verborgen. Mit diesem künstlichen Hindernis würde er nicht so schnell sein heißes Innerstes gegen seinen Eindringlich erheben. Dieser merkwürdige Eindringling hatte es sich wie eine schmarotzende Larve in der Mitte des Kegels gemütlich gemacht, indem er unzählige Erker, Treppen, Kuppel und Terrassen hatte bauen lassen. Es sah aus wie eine Miniaturstadt, welche sich an der Kraterwand nach oben streckte. Der Gipfel des Vulkans verschwand gänzlich in schwarzen Donnerwolken, die den Betrachter einfingen und ihm die Sinne raubten. In wenigen Abständen standen schwarze Panzerreiter mit ihren scharfen Waffen Wache in Reih und Glied und ließen keine neugierigen Blicke von außen zu.

Über lange Steinwedeltreppen trat einer dieser gepanzerten Wesen in die Tiefe des Kraters hinab. Er war ein Bote und auf dem Weg zu seinem Herren. Seine schweren Schritte halten durch die dunklen Gänge blechernd. Viele Schritte tiefer endete sein Weg vor einem schwarzen Tor, dessen Höhe man in der Finsternis nicht ausmachen konnte. Wie durch Geisterhand wurde ihm Einlass geboten und zielstrebig stampfte er quer durch die himmelhohe Halle. Nur rußende Öllampen stanken bestialisch und erleuchteten diesen ungemütlichen Ort spärlich. Dennoch herrschte hier unerwartetes Getreibe an den Saalrändern. Skurrile Gestalten hielten sich an gedrungen Eichentischen auf, spielten Karten um hohe Einsätze, tranken merkwürdigen Wein und ließen ihre unansehnlichen Körper auf weiten Kissen ruhen. Schräge Musik von einer Jazzkapelle dröhnte durch die Halle und übertönte das Stimmengewirr gelegentlich. Ein Ort der festlichen, zügellosen Orgie.

Der Bote hielt vor einem erhöhten Podest und plötzlich verstummte jegliches Geräusch. Im schwachen Lichtschein sah man aus allen Winkeln Augen leuchten, die nun alle gebannt auf den Panzerreiter starrten, um seiner Botschaft zu lauschen.

„Mein Herr!“ tönte dessen blecherne Stimme von den Wänden wieder. Den Anwesenden dehnte sich sekundenlanges Schweigen wie unendliche Stunden bis sich endlich oben auf dem Podium etwas regte. Der Körper einer dicken, fetten Kröte gleich thronte dort oben, die von Warzen übersäht war. Ein übler Gestank drang von diesem Vieh aus. Der breite Mund öffnete sich zu einem grollenden, aber dennoch kurzem Rülpser, sodass sich das Partyvolk geekelt die Nasen hielt, obgleich sie ebenso entsetzlich anzusehen und zu riechen waren. Aus schmalen Schlitzaugen starrte die Kröte seinen Boten an. Ein kurzer Wink mit seiner Hand gebot dem Schwarzen dort unten zu seinen Füßen zu sprechen.

„Herr, wir haben sie gefunden. Sie kreuzen auf der sechsten Route der ersten Hälfte der Grandline und habe bereits drei Inseln“, blecherte es von dem Boten, obwohl er überhaupt nicht den Mund bewegt hatte.

„Wir erwarten Euren Befehl, oh Herr!“ plärrte es metallisch weiter. Dann verstummte der Bote und er harrte aus der Dinge, welche auch immer da noch kommen würden. Er war hohl und besaß keinen eigenen Willen. Sein Herr würde ihn schon lenken.

Noch immer beherrschte die Totenstille den Saal. Die fette Kröte begann zu grunzen und dann ging es in ein irres, triumphierendes Lachen über, dass es nur so im Vulkankegel hallte. Seine Untergebene kämpften mit der aufsteigenden Angst. Noch nie war es jemandem gelungen, ihren Gebieter zu durchschauen. Was würde nun wohl folgen?

Die fette Kröte namens Sammakko, welche sich seit der Eroberung des Vulkans nur noch als „Herr“ anreden ließ, erhob sich unter dem aberwitzigen Gelache.

„Seht her, Ihr billiger Abschaum! Ich gebe euch Pack, was ihr wollte. Dunkelheit und Rausch und Kälte, auf dass die uns Gesinnten und unser Gleichen endlich frei sein können!“

Jeder Außenstehende würde Sammakko nun Größenwahn und Beklopptheit bescheinigen, wie er dort oben so lachhaft stand und über sein Gefolge aus Panzerreitern und Missgeburten eine tollkühne Rede schwang. Er würde sogar nun bestätigt werden, als die Kröte begann, mit den Armen in der Luft zu rudern, um auf nicht sichtbare Welten und Himmelsrichtungen zu deuten.

„Seht den Norden, den ich mit Eis überzog!“

Die Masse grölte begeistert, verharrt aber auch wieder so schnell.

„Seht die Redline, die auch im schwarzen Nebel des Irrsinns und der Auflösung versinkt!“

Wieder kurzes Gegröle.

„Und seht meinen letzten Sieg! Den Sieg über die ganze Welt!“

Der Siegesgeschrei des Pöbels wurde unbändig laut und lang, bis dann doch das Unerwartete geschah.

Ein kleiner dummer Zweifler übersah die Nichtigkeit seiner Person und wagte seinen Tischnachbarn bibbernd vor Angst zu fragen, wie denn die Weltherrschaft zu erreichen wäre ohne aber One Piece oder den Schlüssel zur achten Route zu haben. Doch Sammakko hörte diesen leisten Zweifel und strafte den Sprecher vor aller Augen mit dem Tode. Nur ein Häufchen Staub blieb über, welches im luftzugigen Raum verwehte.

„Wehe dem, der zweifelt!“ brüllte das fette Vieh in die Masse und beschwor sie:

„Die Macht allein liegt hier in meinen Händen. Das gelbe Prisma der Macht. Einmal eingesetzt, zerstört diese Welt. Aber was wollen wir mehr? Wir brauchen niemand und nichts. Die anderen sind keine Gefahr. Was wollen denn die Prismen mit „Wissen“ und „Gefühlen“ ausrichten? Und auch das blaue Prisma des Wissens wird bald unseres sein! Soll Yurenda doch da oben auf der Redline in Marijoa hocken und gefühlsduselige Erinnerungen an längst vergessene Dimensionen streuen. Das Volk hat längst vergessen. Niemand wird ihr folgen. Niemand!“

Das Lachen wurde noch irrer als zuvor.

„Und nun Musik! Ich will mir den Sieg nicht vermiesen lassen!“

Die Kröte war irre. Daran gab es nichts zu zweifeln. Doch es war nicht ihr innerstes Ich gewesen. Ein Prisma sucht sich zwar einen Träger aus, aber es manipuliert ihn auch zu dessen Gunsten. Und so hatte das gelbe Prisma, welches Macht und Kraft, aber auch Hass und Neid verkörperte, in seinem Träger unheilbare Narben hinterlassen. Sammakko wusste nicht mit dem Einfluss des Prismas umzugehen. Doch es war ihm ins einem verblendeten und vernebelten Geiste auch vollkommen egal. Er setze sich wieder bequem auf seinen Kissenberg und spreizte seine Froschhände bis die Schwimmhäute dazwischen schmerzvoll spannten. Nur mit einer Handbreit Abstand hielt er beide Handinnenflächen nebeneinander und starrte darin hinein, als würde er etwas halten. Tatsächlich tauchte kurz darauf ein grellgelber Schein auf in Form einer kleinen, sehr flachen Pyramide. Sie war purstes Licht und blendete seinen Träger fast bis zur Erblindung. Beschwörerisch stierte er auf die Lichtquelle, die zu einem gleißenden Blitzball wuchs. Murmelnd kam es über seine wulstigen Lippen in einem Schwall aus stinkendem Schleim:

„Verbanne sie! Irgendwohin, wo sie nie mehr Schaden machen können!“

Dann schoss das Licht los.
 

Der Morgen brach gerade auf der Sunny an, als ein grelles Licht durch die Fenster des Piratenschiffes drang. Es brannte ihn den Augen, dass alle sich vor Schmerz schreiend die Hände vor das Gesicht hielten.

„Ahhhhhh, was ist das?“

„Wo seid ihr alle?“

Doch niemand gab Antwort und nichts war zu hören. Es war nur das Licht, welches wie ein Blitz einschlug. Saß man gerade noch am Tisch auf einem Stuhl, so war dieser weg. Stand man gerade noch im Raum, so spürte man den Boden unter den Füßen nicht mehr. Es war ein unheimlicher Schwebezustand, welchen man aufgrund der Helligkeit nicht betrachten konnte.

Und plötzlich war alles vorbei.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  einfach_Antonia
2008-10-11T12:49:07+00:00 11.10.2008 14:49
*gespannt guck*
Und wie gehts weiter?
Bin tierisch gespannt!

Die Idee mit Weihnachten find ich eigentlich ganz cool, hätte ich nicht mit gerechnet!

Warte danna aufs nächste Kapitel!

^-^
Von:  Joka
2008-10-11T10:09:29+00:00 11.10.2008 12:09
das irgendwo in der weiten one piece welt weihnachten gefeiert wird, ist irgendwo unlogisch ^^°
da gab es schließlich keinen jesus und folglich auch kein weihnachten... aber ist ja auch nicht so wichtig.

das ende war jetzt irgendwie mysteriös Oo
wie unfair T_T


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