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ein neues Leben

von

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Kapitel 2

Die ganze Stimmung von Thornfield hatte sich seit Janes Rückkehr verändert. Sogar Pilot, der in Tagen vorher von Stimmung scheinbar so niedrig wie sein Meister gewesen war, trabte jetzt mit hohem Kopf und wedelte erfreulich mit dem Schwanz. Er folgte mit springenden Schritten hinter seinem Meister und Jane, als sie zusammen durch die umliegenden Felder von Thornfield spazierengingen.
 

Der Nachmittag war warm und hell, der Himmel blau und Wolkenlos. Mit Jane an seiner Seite schritt Rochester in eine Stimmung, die fast den Ruhm vom Sommertag gleichkam. Und doch verhängten leichte Schwierigkeiten seine Gedanken—eine die ihn schon seit langer Zeit beschäftigte, aber er hatte nicht den Mut gehabt davon zu sprechen, denn er fürchtete was die Antwort sein könnte. Er machte den besten Versuch, seinen beunruhigten Verstand zu verstecken, aber Jane war immer in der Lage seine Gefühle zu erkennen, und mit besorgtem Ausdruck schaute sie ihn an.
 

„Herr, geht es dir gut?“ fragte sie und sie hielten an.
 

Sofort sträubte er sich und lächelte sowohl, über diese vertraute Zärtlichkeit von ihr.
 

„Manchmal fühle ich, daß du meinen Namen verabscheust,“ erklärte er. „Vielleicht sollte ich an ein neues denken, den du begünstigst. Dann vielleicht kann ich für immer diesen hassenswerten Begriff von deinem Vokabular ausrotten.“
 

Sie lächelte leicht, aber er wußte durch den Blick in ihren Augen, das sie nicht so einfach von der Verfolgung seiner Gedanken abgebracht war.
 

„Du denkst an St. John,“ sagte sie.
 

Es würde ihn ewig erstaunen wie gut sie seine Gedanken lesen konnte, und in Antwort auf ihre Aussage gab er einen kleinen und gestörten Seufzer.
 

„War er grausam zu dir, Jane?“ fragte er, nahm sie in die Arme und stützte ihr Gesicht sachte in seine Hände. Als er sprach leuchtete ein Feuer des Ärgers in seinen dunklen Augen auf. „Wenn ich an die Sachen denke, die er dir gesagt haben könnte…“ er schüttelte seinen Kopf, als er für einen Moment pausierte und versuchte, seine steigende Laune beizubehalten, mit geballten Zähnen und flackernden Nasenlöcher.
 

„Du mußt dich nicht fürchten,“ sagte sie sanft und beruhigend. „Ja, er war auf seine Weise kalt und streng, aber ich glaube nicht, daß es je seine Absicht war zu schaden. Er ist ein guter Mann. Gott hätte keinen ergebeneren Diener erschaffen können.“
 

„Aber er hätte dich geopfert, Jane,“ er sagte bitter. „Er hätte dich zu den Enden der Erde gebracht, hätte dich in eine lieblose Ehe gefangen. Wenn ich an dich denke, wie du zu nichts in dieser wüsten Stelle dahinschwindest…“ er riß sie plötzlich nahe zu ihm, umarmte sie scharf und drückte sein Gesicht gegen ihren Hals. Es erschrak ihn, solch einen Schicksal für sie vorzustellen. Es hatte seine Träume geplagt, und sogar jetzt drohte es ihn zu überwältigen, während er leicht vor Emotion zitterte. Als das Zittern vorbei war, lehnte sich Jane in seine Umarmung zurück und setzte ihre kleinen Hände auf die Seiten seines Gesichtes.
 

„Hätten ich und er geheiratet,“ sagte sie, „es wäre eine Unwahrheit vom ersten gewesen. Denn egal wo ich gegangen wäre, egal die Entfernung, oder wie groß das Opfer, meine ersten und letzten Gedanken auf dieser Erde wären von dir gewesen.“
 

Sein Herz zitterte, als ein zartes Lächeln auf sein Gesicht strahlte. Und dieses Mal war es sie, die ihre Lippen zu seine brachte, in einem hitzigen und liebevollen Kuß. Fast sofort war ihr Atem schnell geworden. Er unterbrach den Kuß für einen Moment, und lehnte die Stirn gegen ihre.
 

„Heirate mich, Jane,“ sagte er mit beschleunigtem Atem. „Sag, daß du meine Frau sein wirst.“ Er sah in ihre Augen, die voller Feuer und Liebe in ihrer Seele waren und als sie lächelte, war es die einzige Antwort die er brauchte. Er warf seine Arme um sie, hob sie vom Boden hoch und drehte sie rund bis beide ihre Köpfe sich drehten. Zusammen stolperten sie wirbelnd zur Erde, und fielen in einen Anfall freudigen Gelächters zum Boden.
 

Die Nacht war dunkel und der Regen fiel, aber es war eine angenehme Art von Regen—sanft und beruhigend, die Art der öfters Schlaf mit sich bringt. Aber Rochester war in seiner Kammer unruhig, denn die Morgendämmerung würde den Tag bringen, nach dem er sich so sehr gesehnt hatte. Er und Jane würden heiraten, und diesmal hingen keine ominösen Wolken über ihnen, keine Ängste oder Geheimnisse, wie es zuvor gegeben hatte. Es gab nur eine süße Erwartung, und es hielt ihn wieder und wieder von seinem Bett fern, bis er es schließlich nicht mehr aushalten konnte, und seine Kerze nehmend, riskierte er hinaus in die Halle.
 

Er empfand etwas verwandtes zu Leichtfertigkeit, als er den Korridor entlang schritt, wie ein Kind das ohne Erlaubnis aus dem Zimmer geht. Er hielt einen Moment an ihrer Tür inne und wußte, daß er sie in Ruhe schlafen lassen sollte, aber er konnte nicht anders außer sachte an ihrer Tür zu klopfen. Rochester lächelte, als er von innen eine Bewegung hörte. Sie war genauso unruhig wie er, so schien es. Die Tür öffnete sich leicht, und sie stand in ihrem langen Nachthemd und Umhängetuch dort und lächelte.
 

„Die Stunde ist spät,“ flüsterte sie. „Solltest du nicht schlafen?“
 

„Ich machte Versuche und alle sind gescheitert,“ flüsterte er in Antwort. „Wirst du mir Gesellschaft leisten, Jane?“
 

Jane grinste und schüttelte den Kopf, und als er versuchte in der Nähe der Türschwelle zu treten, hielt sie ihn mit einem Arm zurück.
 

„Wir sind nicht richtig verheiratet, Herr,“ erklärte sie und bemühte sich ernst zu bleiben, aber war unfähig es zu machen, besonders wegen dem Welpenblick der zu seinem Gesicht kam. „Du mußt für eine letzte Nacht in Einsamkeit bleiben,“ sagte sie, und ein enttäuschtes Murren fiel von seinen Lippen.
 

„Wirst du mir wenigstens einen Kuß gewähren?“ fragte er.
 

Sie schüttelte wieder den Kopf, mit Augen voller Schalk. „Gute Nacht, Herr Rochester,“ sagte sie und durchkreuzte seinen letzten Versuch einzutreten, als sie die Tür schloß.
 

Er hörte wie sich das Riegel schloß, und er stand einmal mehr allein im dunklen Korridor. Er hörte für die letzten ihrer Bewegungen im Zimmer, und dann dort fiel nur der Klang vom Regen auf das Dach. Er seufzte leicht, drehte sich widerwillig und bewegte sich leise zu seinem eigenen Bett zurück…



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