Zum Inhalt der Seite

Gewohnheiten

Eigenarten
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eigenarten

Eigenarten
 

Der Schnee war kalt unter seinen Fingern und ein eisiger Wind zerzauste sein mühsam in Ordnung gebrachtes Haar. Das Blut quoll ihm heiß aus der Nase, schmeckte seltsam metallern und hinterlies rote Flecken auf dem teuren Designerhemd. Er merkte es noch nicht einmal.
 

Seine Finger waren taub gefroren und bläulich angelaufen, gaben bei jedem Schlag ein verräterisches Knacken von sich. Es schmerzte höllisch, aber sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Es war egal, ob er sich sämtliche Knochen brach, ob er morgen mit blauen Flecken übersäht nicht mehr sitzen konnte, es war auch egal, dass sie sich vor der stinkenden Hütte des Halbriesen prügelten und dafür mächtig in Schwierigkeiten geraten konnten. All diese Gedanken waren weit entfernt, aus seinem Bewusstsein verdrängt. Es gab nur noch eines, das zählte und das war der schwarzhaarige Gryffindor, der wie besessen auf ihn einschlug. Immer wieder und wieder und wieder und noch einmal und seine Brust schien zu zerbersten unter den Schlägen, das Atmen fiel ihm schwer, aber er dachte gar nicht daran sich mit seinen Händen zu schützen, war er selbst doch zu sehr damit beschäftigt dem Anderen jeden Schmerz doppelt zu vergelten, bis seine Arme vor Anspannung zitterten.
 

Es war ein merkwürdiges Gefühl seinen Körper auf diese Weiße an seine Grenzen zu bringen. Aber diese Situation war auch mehr als surreal. Wie er sich mit Potter im Schnee wälzte, als gäbe es nichts anderes auf der Welt, wie er seinen Zauberstab weggeworfen hatte, sich lieber auf seine Fäuste berief und wie betrunken ihn der Geschmack seines eigenen Blutes machte. Atmen. Es fiel so schwer, er vergaß es leicht, weil sein Brustkorb protestierte bei jedem Zug den er tat. Sauerstoff und noch ein Schlag und noch einer und noch einer, weiter, immerzu und weiter und weiter bloß nicht aufhören, solange er es auch nicht tut und nicht vergessen Luft zu holen.
 

Er roch Blut, schmeckte es, fühlte es sein Gesicht entlang laufen und sah es, wie es auf den schön geschwungenen Lippen seines Erzfeindes klebte, die längste Zeit schön gewesen. Dick und geschwollen und aufgeplatzt waren sie. Waren sie überhaupt jemals schön gewesen, waren sie es nicht jetzt noch viel mehr als sonst auch?
 

Wie langsam die Zeit wurde, wenn der Körper erst einmal taub war. Vor Anstrengung gelähmt, vor Schmerzen sich windend. Es erschien ihm, als vergingen Stunden, bis er seinen Arm bewegte, langsam viel zu langsam und viel zu schnell, noch ein Schlag, nur noch einer und noch einer, wenn Potter auch noch einen setzte. Stolz. Er lies es nicht zu dass er aufhörte, auch wenn er längst nicht mehr wusste, was er tat.
 

***
 

Er lag auf ihm und konnte sich nicht mehr bewegen. Regungslos. Sein Atem streifte den Anderen und er merkte, wie sich der Körper des Schwarzhaarigen unter ihm anspannte. Lächerlich! Elender Feigling, hatte Angst, weil er es nicht mehr schaffte ihn von sich zu stoßen. Draco hatte immer geahnt, dass der hochgerühmte Gryffindor-Mut nichts als ein Ammenmärchen war. Genauso wenig wahr, wie alle anderen Eigenschaften, die man den übrigen Häusern zuschrieb.
 

Er stemmte sich mit den Händen hoch und sah in das Gesicht des anderen Jungen. So viel Schönheit. Augen, die in der Farbe eines Trankes leuchteten, der gegen Juckreiz half. Fortgeschrittene Klasse. Eine Narbe, die nicht entstellte, sondern zierte und ein Gesicht, dass die Mädchen in seinem Jahrgang aufseufzten. Typisch bedauernswerter Held! Zu viel Schönheit und zu viel Edelmut, eines davon vergänglich, dass andere tödlich. Und Potter hatte von letzterem so viel, dass er sicherlich schön sterben würde. Voller Abscheu rammte Draco ihm seinen Ellebogen ins Gesicht, bevor er sich von dem Schwarzhaarigen runter rollte, einen Ausdruck tiefster Verachtung auf seinen Zügen.
 

Der Schnee war ekelhaft matschig. Braun vom Dreck und plattgedrückt durch die beiden schweren Körper, die sich in ihm herumgewälzt hatten. Sie hatten einige von den rätselhaften Abscheulichkeiten, die der Halbriese züchtete, zermatscht; waren wohl irgendwie in den Garten des Wildhüters geraten. Aber Draco störte sich nicht daran, dachte noch nicht einmal länger darüber nach. Er schmeckte immer noch Blut und schloss die Augen, als er merkte, wie bittere Galle seinen Hals hinauf kroch.
 

Er konnte noch nicht einmal sagen, ob er fror, als die ersten Schneeflocken vom Himmel segelten und sich in seinen viel zu blonden Haaren verfingen. Atmen. Er verfluchte die Tatsache, dass es lebensnotwendig war.
 

Mühsam schluckte er und konnte sich gerade noch davon abhalten einfach in den Schnee zu kotzen, vor Potter. Eine Blamage, die er nicht bereit war sich zu leisten und er bedankte sich im Stillen für seine Selbstbeherrschung, die ihm das erspart hatte.
 

Die eisige Kälte umfing ihn wie ein wohliger Schleier, versprach seine schreienden Glieder zu trösten und die brennenden Schmerzen zu kühlen.

Sollte Potter doch verrecken! Der vertraute Hass wallte erneut in ihm auf und wahrscheinlich war es gut, dass er nur wenig später eingeschlafen war, sonst hätte er gesehen, wie Harry sich besorgt über ihn gebeugt hatte, hätte die Angst in seinem Gesicht registriert, die Finger gespürt, die vorsichtig seine Nase betasteten und mitbekommen, wie ihn der Gryffindor schließlich zur Krankenstation brachte.
 

***
 

Ein Malfoy hatte immer kühl und gefasst zu sein, ein Malfoy lies sich durch nichts und niemanden aus dem Konzept bringen, ein Malfoy verlor nie die Beherrschung über sich, ein Malfoy prügelte sich auch nicht und er wälzte sich erst recht nicht mit einem Potter im Schnee herum! Ein Malfoy tat so etwas ganz einfach nicht. Und Draco war ein Malfoy.
 

Aber er tat es trotzdem.
 

***
 

Das Klassenzimmer war nicht der ideale Ort, um sich zu prügeln. Zu viele Tische, zu viele Stühle, gegen die man fortlaufend stieß und es war schwierig, die getrockneten Blutspuren von dem Holz zu kriegen, wenn man den Zauberstab gar nicht erst mitgenommen hatte.
 

Draco hatte eine Kerze entzündet, aber Potter war ohnehin unsichtbar, wie auch immer er es anstellte, aber es war egal, er wusste, wo er war, weil er ihn immer noch spüren konnte. Jeden Schlag, jeden Tritt und als er die Kerze ausblies war es wieder fair.
 

„Ich hasse dich, Draco Malfoy!“ Keuchte Harry und der Slytherin konnte nur lachen. Er hasste ihn auch, hasste ihn noch so viel mehr, als der Schwarzhaarige es sich vorstellen konnte, verfluchte ihn und fragte sich ernsthaft, ob er Potter wohl würde töten können, als er seine Finger um den Hals des anderen legte.
 

„Erzähl mir was, was ich noch nicht weiß!“ Es war vertrackt.
 

Manchmal glaubte Draco über sich selbst lachen zu müssen, wenn er daran dachte, wie sehr der Dunkelhaarige sein Leben bestimmte. Was gab es ihm, wenn er sich mit ihm prügelte? Nachts, in einem verdrecktem Klassenzimmer, mit den Fäusten. Was zum Teufel machte ihn so rasend, dass er glaubte den Verstand zu verlieren, wenn er dem anderen sah? Manchmal glaubte Draco schon längst verrückt geworden zu sein und dann fand er sich plötzlich keuchend auf dem Boden liegend wieder und starrte in die Dunkelheit, solange, bis Potter eine Kerze anzündete, mit einem seltsamen Gerät, das er zweifelsohne aus der Muggelwelt mitgebracht hatte. Es war so lächerlich!
 

Das Blut klebte nahezu überall, auf Tischen, Bänken, Boden.

Sie ließen es meistens wie es war.
 

„Morgen, selbe Zeit?“ Fragte Harry. Draco richtete sich auf. Ein Grinsen, falscher, als diese merkwürdige Vertrautheit, die zwischen ihnen herrschte, auf dem Gesicht.

„Ich wünschte, ich könnte die Gesichter der Erstklässler sehen, die das Pech haben, morgen hier drin als erste Unterricht zu haben!“ Harry starrte ihn an, als hätte er gerade einen besonders schlechten Scherz gemacht. Dann ging er wortlos davon. Draco schnaubte. Typisch Gryffindor, keinen Sinn für Humor!
 

Das Blut an seinen Fingern war noch warm.
 

***
 

Er starrte zur Decke, sein Gesicht zierte eine Grimasse. Je länger er starrte, desto kälter wurde der Ausdruck in seinen Augen, desto mehr versteifte er sich. Grün. Wie hatte er diese Farbe nur Lieben können? So grün, wie Potters Augen, so grün wie Zaubertrank, so grün wie Gift. Potter-Gift. Oh wie er ihn hasste!
 

Er zitterte vor Anspannung, konnte sich der Gedanken nicht erwehren, die in seinen Kopf stürzten. Er sah ihn vor sich, mit seinen unmöglichen Haaren, wie er lachte mit seiner Schlammblut-Freundin und der rothaarigen Plage, die sich Reinblut schimpfte. Beißender Neid kroch ihm in die Knochen, Hass floss wie glühendes Eisen durch seine Adern. So viel Hass, dass er glaubte verrückt zu werden. Er war vollgestopft davon, fühlte sich, als würde er jeden Moment zerbersten unter dem Druck, der sich in ihm aufbaute. Verräter!
 

Der eigene Körper war es, der seinen Verstand verkaufte. Für nichts als ein bisschen trügerischen Seelenfrieden. Wieder und wieder und wieder. Er glaubte dem Wahnsinn zu verfallen. Körper gegen Geist, wie erniedrigend die Schwäche des Verstandes doch war, wie zerstörerisch sie waren, die Triebe, die ihn zum Schlaflosen machten und in das leere Klassenzimmer jagten, um zu spüren, was er nicht spüren wollte, was er sich nicht erlauben durfte zu spüren. Er verlor gegen sich selbst und wusste nicht, ob es der richtige Teil war, der verlor, oder der falsche. Er hasste ihn, verachtete ihn so sehr. Die Pest wünschte er ihm an den Hals!
 

Warum gab es eigentlich keine Helden mit krummem Buckel und schiefer Nase?
 

Draco biss sich so fest auf die Zunge, dass er Blut schmeckte, um nicht zu schreien, was er dachte, als seine Hand das tat, was er ihr niemals erlauben wollte.
 

***
 

„Weißt du eigentlich, wie besessen du von Potter bist? Man könnte glatt meinen, dass du dich in ihn verknallt hast und ihn nur zusammenschlägst, weil du weißt, das du ihn nicht haben kannst!“
 

Treffer.
 

Draco starrte Blaise an, blinzelte einmal, zweimal und konnte einfach nichts sagen. Verknallt. Das Wort geisterte durch seinen Verstand, hallte in seinem Kopf wider, wie ein Echo. Er wusste er sollte antworten, irgendetwas höhnisch-sarkastisches von sich geben, oder seinem Gegenüber einfach einen Fluch auf den Hals hetzen, sowie sein bester Freund es von ihm gewohnt war, von ihm ERWARTETE, aber alles, was er zustande brachte, war eine Maske aus Nichts über seine Fassungslosigkeit zu stülpen.
 

„Du weißt hoffentlich, WIE genau ich dein Schweigen jetzt deute.“
 

Er wollte es nicht wissen.
 

„Scheiße!“
 

***
 

Es war ein merkwürdiges Gefühl, auf einem Besen zu sitzen und über das Quidditchfeld zu jagen, als gäbe es kein Morgen. Die Klatscher wurden wie tote Steine hin und her geschleudert, schienen keine Gelegenheit zu haben, ein Eigenleben zu entwickeln. Und er konnte nicht leugnen, dass er es genoss, wie sein Blut kochte, Adrenalin durch seine Adern schoss und der Regen ihm ins Gesicht peitschte.

Er wusste, dass er zu schnell flog, zu orientierungslos, weil der Regen ihm die Sicht verschleierte und er wusste auch, dass genau DAS den Reiz ausmachte: die Gefahr, von einem Klatscher getroffen zu werden und die Möglichkeit, mit einem anderen Spieler zu kollidieren. Er stellte sich vor, wie es wäre, mit Potter zusammenzuprallen, wie sie in die Tiefe stürzen würden, welcher Teil des Körpers nachgeben würde, wenn sie auf dem Boden aufschlugen. Er versuchte das Bild eines blutenden Gryffindor mit obszön verrenkten Gliedern aus seinem Kopf zu vertreiben, scheiterte aber kläglich.
 

Es war kaum einen Moment später, als er den Schwarzhaarigen neben sich spüren konnte. Der Versuch ihn in die herumfliegenden Bälle zu drängen, war übermächtig. Sie rauschten eine Weile nebeneinander her. Draco verstand nicht ein Wort von dem, was der andere Junge ihm zurief und war sich sicher, dass auch der Gryffindor keins seiner Worte vernehmen konnte. Aber es waren ohnehin nur belanglose Beleidigungen und nach kurzer Zeit wusste der Slytherin selbst nicht mehr so genau, was er da schrie und ob es überhaupt richtige Worte waren und nicht nur Abklatsch eines dumpfen Kreischens.
 

Irgendwann verloren sie sich wieder in dem unübersichtlichen Treiben um sie herum. Draco durchbrach die Wolkendecke und blieb einfach nur ruhig in der Luft schweben. Er hörte Buhrufe und musste grinsen. Offenbar hatte Slytherin ein Tor erzielt.
 

Erst als der Schwarzhaarigen ebenfalls aus den Wolken auftauchte, wurde ihm bewusst, dass er wohl auf Harry gewartet hatte. Dass er sich tatsächlich gewünscht hatte, dass der Gryffindor hier oben auftauchte. Er sagte, dass erste, was ihm einfiel.
 

„Du sieht so scheiße aus, Potter!“ Wen versuchte er hier eigentlich zu belügen? Sich selbst? Was für ein kläglicher Versuch! Die vom Regen schwere Kleidung des Gryffindor, klebte an dessen Haut, verherrlichte die schmächtige Gestalt des Jungen auf eine bizarre Art und Weiße. Die sonst so wild abstehenden Haare, hingen triefend nass herunter, klebten an dem von der Kälte leicht gerötetem Gesicht. Draco wusste nicht, ob er froh war, dass er Harrys Augen nicht erkennen konnte, oder nicht. Die Entfernung war zu groß und gleichzeitig zu gering, als dass er nicht wieder den Drang hätte verspüren können, diesen Jungen zu zerstören.

„Es ist ein ziemlicher Mist, dass ich vom Besen steigen müsste, um dir eine reinzuhauen!“ Wie erschreckend ähnlich ihre Gedanken doch waren!

„Tja, Potter, es gibt eben keine fliegenden Inseln.“
 

Und in diesem Moment bedauerte er das wirklich.
 

***
 

Wie blöd konnte man eigentlich sein?
 

Eine Frage, die sich der Slytherin krampfhaft immer und immer wieder gestellt hatte, seit er blutend und außer Stande sich in irgendeiner Weiße zu bewegen im Krankenflügel lag. Er hielt die Augen geschlossen, lachte über Granger, die sich auch noch ernsthaft Vorwürfe für Harrys Absturz machte, hasste den rothaarigen Teufelsbraten, weil er sich über seinen lustig machte, verfluchte die Pomfrey für ihre Übelkeit erregende Medizin und konnte seine eigene Dummheit einfach nicht fassen.
 

Und er war erregt, erregt, weil dieser wandelnde Fehler, mit Narbe auf der Stirn plötzlich neben ihm stand und

WEG!

Zu nah!

Bei Merlin, er würde es bemerken! WEG!

Potter hatte ihn berührt, sein Körper zitterte vor Anspannung, sein Herzschlag verdreifachte sich und seine Atmung verwandelte sich in ein unregelmäßiges Keuchen.

Er versuchte sich schlafen zu stellen, was aber schwieriger war, als er sich das vorgestellt hatte, weil alles in ihm danach schrie den Jungen neben ihn zu berühren. Seine Hand zuckte bedenklich und der Hass auf seinen verräterischen Körper wuchs in diesem Moment ins unermessliche.
 

Und dieser verfluchte Gryffindor hatte auch nichts besseres zu tun, als sinnloses Zeug vor sich hin zubrabbeln, bis er es schließlich nicht mehr aushielt und die Augen öffnen und antworten musste, obwohl er gar nicht wusste warum und er konnte sie fühlen, die Wärme die von Potter ausging, oder war es die Hitze, die er selbst ausstrahlte?

Sein Verstand schien sich in einen klebrigen klumpen Matsch verwandelt zu haben, der zu nichts mehr zu gebrauchen war. Er dachte nur noch Dreck! Und Potter schaffte dem nicht wirklich Abhilfe, indem er sich zu ihm aufs Bett setzte. Aber er musste nicht viel denken, um die Kühle Maske Arroganz aufzusetzen, die längst Teil von ihm war.
 

„Vergiss es! So blöd mich direkt vor den Augen von der Alten mit dir zu Prügeln, bin ich dann doch nicht!“ Wundervoller kalter Spott! Wahrscheinlich das einzige, auf das er sich noch verlassen konnte und somit seine einzige Waffe gegen diese beklemmend, bedrückende Nähe des Schwarzhaarigen. Der schwieg nur, während Draco versuchte irgendetwas halbwegs Intelligentes zu artikulieren und gleichzeitig gegen diesen schier übermächtigen Drang anzukämpfen, den anderen zu berühren. Alles schrecklich, alles falsch! Wie geistesgestört war er denn eigentlich?
 

„Ich weiß ja nicht, was du in deinem kranken Hirn wieder für Probleme hast, aber würdest du die bitte in deinem Bett klären und mich jetzt endlich in Ruhe schlafen lassen?“ Ha! Dabei war er es doch, dessen Hirn verfaulte!
 

Der Andere ging tatsächlich, aber was sich früher wie ein Sieg angefühlt hätte, bereitete irgendeinem Teil von ihm mehr Schmerzen, als er ertragen konnte.
 

„Ich könnte dir jetzt einen schönen Alptraum wünschen, aber ich bin mir fast sicher, dass du eh schon einen hast.“ Ins Blaue geraten, wie so ziemlich alles, was er dem Schwarzhaarigen an den Kopf warf, aber kaum, dass sich Draco ächzend auf die Seite gedreht hatte, verlies der Gryffindor fluchtartig die Krankenstation. Ein Umstand, der ihm äußerst gelegen kam, wenn er wollte, dass sein Kopf wieder klarer wurde. Und Merlin wusste WIE sehr er das wollte.
 

Doch Harry hatte keinen seiner Gedanken mit sich genommen. Keinen einzigen.
 

***
 

„Ich hatte Recht, oder?“ So oft Blaise Zabini einen auch die Entscheidung des sprechenden Hutes anzweifeln lies, mindestens genauso häufig bewies er mit aller Nachdrücklichkeit, zu der er fähig war, dass er ganz und gar Slytherin war - wenn er denn wollte. Und zu Dracos Leidwesen wollte er in diesem Augenblick scheinbar genau das.
 

„Ich weiß nicht, wovon du redest - und bevor du auch nur auf den Gedanken kommst es mir zu sagen: ich will es auch gar nicht wissen!“
 

„Lüge.“ Konstatierte der Schwarzhaarige Slytherin trocken. Natürlich hatte er recht, aber Draco würde den Teufel tun und ihm das auch noch mitteilen. Es war so schon beschissen genug und ein Blaise, der ihm Tipps in Sachen flirten mit Jungs gab, war da das letzte was er gebrauchen konnte!
 

„Beweiß mir das mal!“ Missmutig stellte der Blonde fest, dass diese Konversation Kindergartenniveau hatte und so bissig seine Kommentare auch waren, Zabini blieb dermaßen ernst, dass es schon fast gruslig war. Fast. Viel schlimmer war die Gewissheit, dass seine... homoerotischen Fantasien, wenn man es denn so nennen wollte, wohl nicht ganz so unbemerkt geblieben waren, wie er sich das gewünscht hätte.
 

„Und ich dacht immer du hasst Potter wirklich!“ Fuhr der Schwarzhaarige ungerührt fort.
 

„Ich hasse ihn ja auch WIRKLICH!“
 

„Du benimmst dich aber nicht so.“ Kam es prompt zurück.
 

„Hallo? Ich wäre fast von der Schule geflogen, weil ich mich mit ihm geprügelt habe! Was interpretiertst du da bitte rein, wenn nicht Hass?“ Rhetorische Frage. Er kannte die Antwort ja schon, hatte sie sogar von Blaise selbst gehört. Aber es klang selbst in seinen eigenen Ohren so abstrus, dass er es nicht glauben wollte. Tatsachen leugnen, darin war er schon immer gut gewesen.
 

Es war auch nicht so, als hätte es keinerlei Anzeichen für eine derartige Neigung gegeben. Pansy, zum Beispiel. Die halbe Schule wollte etwas von ihr, einer SLYTHERIN und er? Er war ihr Verlobter und fand sie so wenig attraktiv, dass er sie jedes Mal abwies, wenn sie zu ihm in den Schlafsaal geschlichen kam. Tatsächlich war Draco, entgegen der Meinung sämtlicher Hogwartsschüler, – ausgenommen Blaise – noch immer Jungfrau. Mädchen reizten ihn nicht. Und DAS konnte selbst ein Weasley nicht falsch interpretieren.
 

„Na dann lass mich doch mal überlegen!“
 

„Blaise!“
 

„Du schleichst dich Nacht für Nacht in ein leeres Klassenzimmer, nur um ihn zu treffen...“
 

„Um ihm die Nase zu brechen!“
 

„Du schwänzt den Unterricht, weil du den Drang ihn zu sehen, nicht unterdrücken kannst...
 

„Du meinst wohl den Drang ihn zu verprügeln!“
 

„Ach mein armer Draco!“ Blaise machte eine theatralische Geste mit der Hand, „das sind alles nur deine angestauten Emotionen, weil du dein Verlangen völlig falsch interpretierst. Diese... kleinen Handgemenge,“ Ein hohles Lachen entwich Dracos Kehle. Blaise war wirklich der einzige, der seine Differenzen mit Potter als Kleinigkeit abtun würde! „dienen euch beiden doch nur als Katalysatoren! Aber glaub mir, wenn du mit ihm schlafen würdest, wärst du hinterher wesentlich...“ weiter lies Draco seinen besten Freund nicht sprechen. Er hatte wirklich genug Bilder im Kopf, die ihn fast um den Verstand brachten, irgendwann war es auch mal gut! Er brauchte wirklich dringend einen neuen besten Freund, dem er nicht erst ein Kissen in den Mund stopfen musste, damit er die Klappe hielt und der es nicht so hervorragend verstand ihm die Wahrheit mit Worten ins Gesicht zu Prügeln!
 

Denn von allen Dingen, die man zu ihm sagte, war die Wahrheit das, was er am wenigsten hören wollte.
 

***
 

Hogsmeade.

Schülermassen, die sich von einem Geschäft zum nächsten drängten, Gesichter, die rot vor Aufregung waren, Grölen und Lachen, das ihm Kopfschmerzen bereitete und eine Begeisterung, die er einfach nicht teilen konnte.

Nein, Draco hatte längst vergessen, was ihn einst so fasziniert hat an diesem kleinen Zaubererdorf, dass er es für nötig befunden hatte jede Möglichkeit wahrzunehmen, um dorthin zu gelangen.

Das Butterbier schmeckte schal, die Scherzartikel waren ihm zu harmlos – Potter musste bluten und wem außer Potter sollte er einen Streich spielen? Und wer war er denn, dass er sich etwas aus dem überzuckertem Süßkram machte, den es im Honigtopf zu kaufen gab? Sein Geschmackssinn war genauso verdorben, wie der Rest von ihm und es war ihm völlig egal.
 

Die Hitze der Kneipe fraß sich in seine Haut und er musste befürchten, dass er quer über den Tresen kotzte, wenn er auch nur einen Schluck des dampfenden Gebräus zu sich nehmen würde, das da so widerlich stinkend vor ihm stand und von dem sein bester Freund scheinbar nicht genug kriegen konnte. Als dann auch noch Potter den Raum betrat, konnte er nicht anders, als Blaise sein unberührtes Getränk zuzuschieben und ohne ein Wort fluchtartig nach draußen zu stürmen. Slytherin hin oder her, das hier hatte längst nichts mehr mit Stolz zu tun und Blaise würde Potter sehen, die richtigen Schlüsse ziehen und ihn in Ruhe lassen, anstatt wie ein hirnloser Gryffindor sofort hinter ihm her zu rennen; dafür war er ihm wirklich dankbar.
 

***
 

Ob er erwartet hatte, das Potter genau das selbe tun würde? Nun, vermutlich nicht. Aber wenn er so darüber nachdachte, war in diesem Augenblick gar nichts so, wie er es erwartet hatte. Sein Gesicht war ein einziges Epizentrum an Schmerz, fühlte sich an, als hätte er keinen fetzen Haut mehr daran und er spürte das Blut sein Kinn entlang laufen, den Hals hinab und im Kragen seines Hemdes verschwinden. Potter über ihm rang nach Luft und alles was Draco denken konnte, war, dass sich ein Kuss so nicht anfühlen sollte.
 

Und weil ihm alles wehtat und sich Potter tatsächlich ein Lächeln auf die Lippen zwang, schlug er eben zu und stellte dabei erschrocken fest, dass es überhaupt keinen Spaß machte. Der Gedanke einen zweiten Kuss als Vergleich herbeizuziehen durchkreuzte sein Hirn, tatsächlich tun wollte er es aber nicht, oder wollte es vielleicht schon, wusste aber nichts mit diesem Verlangen anzufangen.
 

„Wir werden riesigen Ärger bekommen.“ Japste Harry, setzte sich auf, lachte befreiter, als er hätte sein sollen. Draco schwieg. Erinnerte sich an den Anfang ihrer Prügelei und daran, dass seine Frage unbeantwortet geblieben war. Scheiße, er musste Blaise finden, hoffentlich saß er noch vor seinem Butterbier.
 

„Glaubst du mein Heldenstatus reicht, um uns vor dem Rauswurf zu bewahren?“
 

„Glaubst du alles, was Dumbledore sagt?“
 

„Du bist doch gut in der Anwendung von Heilzauber, oder?“
 

„Nein.“
 

end



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-07-22T12:43:59+00:00 22.07.2009 14:43
Hey ^^ *angesprungen komm*
(Sou jez bin ich mal dazu gekommen die FF zu lesen, wie man sieht ;P)
Aww, du weißt doch, gib mir einen gut aussehenden Chara, ein paar Prügeleien, viel Blut und ich bin dabei!! >D
Juhuu sie sind ein Stück näher dran zusammen zukommen... >_____< Auch wenn das in dieser FF vermutlich nicht mehr der Fall sein wird xD
Aber ich muss doch sagen, das mich die FF ein wenig an Fight Club erinnert auch wenn sich da die beiden Hauptcharas nicht ineinander verlieben...
Nya aber alles in allem sehr schön geschrieben. *g*
Weiter so ^.~
HDL, Kuri_san
*knuff*


Zurück