Zum Inhalt der Seite

Orange Juice

Über das verzwickte Gefühlsleben starrsinniger Piraten
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Orangenträume

Endlich! Nach einem gefühlten Jahrhundert hab ich es endlich mal wieder geschafft in die Tasten zu hauen (hat ja auch lange genug gedauert) und ein vernünftiges Kapitel zu Stande gebracht, obwohl, ob es tatsächlich vernünftig ist überlasse ich dann doch eher euren Meinungen. Wie dem auch sei, ich kann mich nicht zu sehr beklagen und das wo ich doch schon ein wenig aus der Übung bin .. man fühl ich mich alt ..

Was auch immer, ich wünsche euch jedenfalls viel Spaß mit dem letzten Kapitel. Wer die Fanfiction mit verfolgt hat, dem ist meine Änderung schon aufgefallen, ich hab nämlich beschlossen die Kapitel von geplanten 20 auf 13 zu kürzen (wer rechnen kann dem fällt jetzt auf, das ich dann eigentlich noch fünf weitere zu schreiben hätte) aber aus Zeitmangel und weil ich persönlich nicht glaube, das ich Orange Juice noch länger durchziehen könnte, müsst ihr euch wohl oder übel mit diesem Kapitel und einem Epilog beglücken. Aber keine Sorge es wird definitive ein vernünftiges Ende geben :)

Vanadie
 


 

Orangenträume
 

Zorro war sich sicher, dies war mit meilenweitem Abstand der entkräftenste und anstrengenste Tag seines gesamten, und vor allem harten, Lebens. Nicht nur sein Körper sondern auch sein Geist waren so sehr geschunden das er sich ehrlich wunderte warum er überhaupt noch dazu im Stande war über den Verlauf dieses Scheißtags nachzudenken.
 

Sein Fuß tat ihm weh, sein Kreuz fühlte sich an als hätte er gerade Steine getragen, seine Arme taten ihm weh, seine Hände waren geschwollen, seine Beine taten ihm weh und sein Kopf fühlte sich an als hätte gerade jemand einen Buster Call in ihnen freigesetzt und sein ohnehin schon winziges Hirn gesprengt. Doch das größte Unglück war wohl die Tatsache, dass sein Gesicht sich so verhielt als hätte es gerade Feuer gefangen. Wirklich ironisch, dabei hatte er früher Ace für seine Teufelskraft beneidet, aber nein danke, das war ihm wirklich zu viel. Und das alles nur, weil er darüber nachgedacht hatte, was seine Kameradin wohl unter ihrem dünnen Stoffetzen trug. Dabei war die Antwort doch wohl offensichtlich gewesen. Nichts. Wie sollte sie auch?

Zorros Wangen begannen noch mehr zu glühen und er versuchte nun wirklich nicht genauer über die Tatsache nachzudenken, dass er sie noch vor wenigen Minuten ganz unbekümmert auf dem Rücken getragen hatte. Sich ihre schlanken Beine wie selbstverständlich um seinen Oberkörper geschlungen hatten.
 

Nami kauerte neben ihm auf den Boden und rieb sich ihren zerstochenen Fuß etwas zu eifrig, um ja nicht über den die Folgen ihres Handelns nachdenken zu müssen. Sie wusste ja, dass sie Schuld daran trug, dass Zorro so aussah als könne er keinen Finger mehr bewegen, aber hey! Dieses Mal hatte sie ihn nicht darum gebeten sie zu tragen, das hatte er ganz alleine gemacht, also wo um Himmels Willen kamen diese Gewissensbisse bitte her? Sie warf ihrem Gegenüber einen scheuen Blick zu, doch Zorro schien sie gar nicht zu bemerken. Nami biss sich auf die Lippen. Sie wusste sehr wohl, dass wenn sie nicht bald von hier verschwinden würden, den Riesen früher oder später wieder in die Hände fallen würden und das wollte sie nun wirklich nicht unbedingt. Eigentlich hatten Zorro und sie nämlich vorgehabt zum anderen Ende der Insel zu laufen und da auf die Ankunft Robins und der restlichen Strohhüte zu warten, die sie dann hoffentlich von hier wegbringen würden. Aber danach sah es im Moment noch nicht aus.

Sie befanden sich noch immer inmitten des dichten Dschungels und von überall her drangen seltsame Geräusche an ihre Ohren, über dessen Ursprung Nami nun wirklich nicht genauer nachdenken wollte. Zorro hatte sich noch immer nicht erholt und so sehr der Kämpfer auch versuchte seine Schwäche zu vertuschen, so war sein derzeitiger Zustand der Orangenhaarigen doch mehr als offensichtlich. Entkräftet lehnte er an einem der schleimigen Bäume und blickte finster in alle möglichen Himmelsrichtungen, bloß nicht zu ihr. Was sollten sie nur tun?
 

Seufzend und mit steifen Knochen erhob sie sich dann doch schließlich und lief mit neuer Motivation und entschlossener Miene auf Zorro zu. Vor ihm blieb sie stehen, sodass dem Grünhaarigen gar nichts anderes übrig blieb, als seinen Blick zu heben und ihr in die feurigen Augen zu sehen.

»Steig auf.«

Zorros Augenbrauen zogen sich im wachsenden Argwohn zusammen. Was hatte sie gesagt?

Nami erkannte das er ihrem Befehl wohl nicht ohne Weiteres Folge leisten würde, deshalb begann sie mit steigendem Unmut zu erklären. »Du hast mich jetzt schon ein paarmal getragen, jetzt bin ich dran. Also steig auf.«

»Vergiss es.«

Zorro erhob sich und stemmte in einem Anflug von Ärger die Hände in die Hüfte. Was erwartete sie da von ihm? Dass er seinen zwar leicht lädierten, aber immer noch schweren Körper ohne weiteres auf ihren zierlichen Rücken schwang? Was war sie, lebensmüde? Die Hitze des Urwaldes hatte wohl nicht nur sein Hirn vernebelt, sondern auch ihres geröstet.

Nami baute sich trotz des Größenunterschiedes mit steigendem Selbstbewusstsein vor ihm auf und ihr Blick gab zu erkennen, dass sie ein Verneinung ihres Angebotes nicht zuließ. Da hatte sie sich schon mal dazu herabgelassen eine so wichtige Entscheidung zu treffen und er wies sie einfach ab!

»Lorenor Zorro, du wirst jetzt, sofort aufsteigen und damit keine Widerrede! Ich hatte vor heute nochmal von hier wegzukommen und nicht von einem der Riesen hier gekocht werden! Mir ist sehr wohl bewusst, dass du keinen Schritt mehr gehen kannst, du brauchst es also gar nicht versuchen zu verstecken! Und jetzt steig endlich auf!«

Der Angesprochene hatte schon zu einem passenden Widerspruch den Mund in Protest geöffnet, doch Nami ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Jetzt, Zorro, oder ich erhöhe nicht nur deine Zinsen, sondern lass dich in diesem Wald verschimmeln und erzähl den anderen du wärst von irgendwelchen Kreaturen gefressen worden, was ja bei näherer Überlegung gar nicht mal so abwegig ist, immerhin werden dich die Riesen bestimmt mit Freude als Mittagshäppchen verspeisen!«

Zorro versuchte verzweifelt seinen Kloß im Halse runterzuschlucken. Ihr musste genauso gut wie ihm klar sein, das er niemals hier alleine bleiben würde, selbst um nur das letzte bisschen Würde zu bewahren, was er noch hatte. Eher würde er aus dem Dschungel kriechen. Aber sie konnte doch nicht allen Ernstes von ihm verlangen, dass er sich von ihr tragen ließ? Ihr, einer kleinen, zierlichen Frau?

Doch noch im selben Moment, als er ihren entschlossenen Blick empfing, wusste er, dass er keine Wahl hatte. Entweder aufsteigen oder sie würde ihn zurücklassen und das ohne Gnade.

Ein Knurren entfuhr seiner rauen Kehle. Aber er konnte doch nicht zulassen, dass er sich von einer Frau tragen ließ!
 

Wofür auch immer er sich letzten Endes entschieden hätte, sie nahm ihm die Entscheidung vorzeitig ab.

Nie hätte er gedacht, dass sie so eine Stärke besitzen würde, doch als sie ihre dünnen Ärmchen nach ihm ausstreckte, die ihn mit einer solchen ungeheuren Kraft packten, war er so erstaunt von ihrer Aktion, dass er sich nicht dagegen wehren konnte, als sie ihn auf umständlichste Weise auf ihren Rücken schnallte. Ihre Fingernägel krallten sich wie die Klauen einer Raubkatze tief in seine Oberschenkel und ließen kein Entkommen. Tief beugte sie sich vorwärts und schritt erst wackelig mit dem neuen Gewicht, doch dann immer sicherer in den fortlaufenden Dschungel voran.

Zorro hätte sterben können vor Scham. Am liebsten würde er sich jetzt lauthals über sie ausgelassen oder sich zumindest vergewissern ob sie noch ganz bei Trost war seinen schweren Körper, im wahrsten Sinne des Wortes, auf die leichte Schulter zu nehmen. Doch seine Lippen formten nur leere Worte die von der schwülen Luft ungesprochen in die Höhe getragen wurden.

Seine großen Hände legte er etwas unbeholfen auf ihre angespannten Schultern, wofür er von ihr einen zustimmenden Laut erhielt. Sowas peinliches war ihm in seinem ganzen Leben noch nicht passiert.
 

Auch wenn der Grünhaarige es nicht für möglich gehalten hätte, so hatte Nami doch genau im selben Moment wohl ähnliche Gedanken. Wie konnte sie nur so bescheuert sein Zorro einen solchen Vorschlag beziehungsweise, Befehl zu unterbreiten? Ja, sie mochte vielleicht nicht ganz so schwach sein, wie man ihr Geschlecht gerne hinstellte, doch stark genug um den muskulösen Körper ihres Kameraden zu tragen war sie mit Sicherheit nicht. Sowas hirnloses hatte sie schon lange nicht mehr gemacht, wie kam sie bloß dazu? Ihre Atmung stieg an und sie versuchte ein Ächzen zu unterdrücken. Reflexartig beugte sie sich noch etwas tiefer und grub ihre Finger tiefer in sein Fleisch. Das fehlte ja wohl noch, das sie erst so wahnwitzig prahlte sie könne es mit ihm aufnehmen und dann doch schlapp machen würde. Ha, sie hatte auch ihren Stolz. Und indem sie die Zähne noch etwas mehr zusammenbiss begann sie ihre Schritte selbstbewusst zu vergrößern und lief mit wachsendem Tempo auf den imaginären Ausgang hinzu.

Wo war denn jetzt bitte dieser verdammte Strand?

Gerade in dem Moment als sie glaubte ihre Beine würden jeden Moment wegbrechen, taten sich vor ihr die Bäume auf, beinah so, als hätte der Wald ihre Bitte erhört. Jubelnd begann sie zu rennen, während sich Zorro krampfhaft versuchte oben zuhalten und zum ersten Mal die Befürchtung hatte er könnte jeden Moment seekrank werden. Abrupt kam Nami am Waldrand zum Stehen und Zorros Magen begann sich zu drehen.

Schon fast ehrfürchtig schritt die junge Frau in das Sonnenlicht und fühlte den rauen Sand unter ihren geschundenen Füßen. Sie hatte gar nicht gewusst wie schön ein Strand, wie schön das Meer sein konnte, so sehnsüchtig betrachtete sie die dunklen Fluten. Nami wäre fast weitergelaufen, der See vorfreudig entgegenblickend , die Last auf ihrem Rücken vergessend, hätte Zorro nicht auf eine so ungnädige Weise an ihren Haaren gezogen, das sie stehen bleiben musste.

»Was zum Henker tust du-?« Zischte sie ungehalten, doch seine Stimme unterbrach sie mitten im Satz.

»Guck mal.« Nami glaubte sie hatte ihn noch nie so leise sprechen hören. Sanft drangen seine Worte an ihr Ohr und sein Atem kitzelte ihren Nacken auf eine so angenehme Art, dass ihr ein kalter Schauer über den Rücken krabbelte. Es klang beinah als wolle er durch seine Worte nicht die Aufmerksamkeit eines Dritten erwecken, doch als sie sich dann umsah, konnte sie seine ruhigen Worte noch weniger verstehen als vorher. Sie stieß einen spitzen Schrei aus.
 

Etwas zu ihrer Linken befand sich ein riesiges Piratenschiff im Wasser. Ein Schiff mit dem Gallionskopf einer strahlenden Sonne. Die Thousand Sunny. Stimmen drangen an ihre Ohren, aufgebrachte, laute, ungehaltene Stimmen. Stimmen die sie unter Tausenden wieder erkannt hätte. Ihre Kameraden schienen sich über irgendetwas zu streiten, das wohl mit dem Gang an Land zu tun hatte.

Ungeachtet darüber, dass sie Zorro noch immer trug begann sie zu rennen und rief auf so verlangende, leidenschaftliche Weise den Namen ihres Kapitäns, das sich der Grünhaarige unweigerlich fragte wie es sich wohl anhören müsste, wenn sie seinen Namen auf eine solche Art in den Mund nehmen würde.
 

Auf dem Deck des Schiffes begann sich sogleich etwas zu regen und der bekannte Strohhut erschien an der Reling, zusammen mit dem Rest seiner Mannschaft, inklusive einem grölenden Smutje. Sanji begann Namis Namen zu brüllen und erst als er eine ungläubige Bemerkung darüber äußerte, warum seine Herzdame bitte den Spinatkopf auf ihrem zarten Rücken trug, wurde Zorro sich der peinlichen Tatsache bewusst und löste sich mit einem solchen Schwung von dem Griff der Frau, das er sie fast mit sich zu Boden riss. Das alles geschah mit Untermalung von Ruffys befreiendem Lachen und Zorro war nicht sicher, wann er das letzte Mal so froh darüber war dem schmierigen, blonden Sanji wieder gegenüber zu stehen.

Seine zitternde Hand streckte er dem gedehnten Arm seines Kapitäns entgegen und ließ sich von ihm zurück an Bord katapultieren. Der Erschöpfung nahe setzte er sich zu Boden und sah mit Anspannung wie auch Nami durch Ruffys Hand den Weg zurück aufs Schiff fand. Fluchend und dankend zugleich lag sie ihm in den Armen und ließ sich daraufhin sofort in eine Umarmung von dem anderen weiblichen Teammitglied ziehen. Zorro spürte den weichen Körper Choppers neben sich und wurde ohne Kommentar von dem Schiffsarzt untersucht. Wie bereits erwartet konnte dieser nur die üblichen Folgen starker Anstrengung feststellen und begab sich daraufhin zu der Navigatorin, um auch bei ihr mögliche Schäden zu beseitigen.
 

Nami sank dankend auf den Boden neben Zorro. Sanji wich keinen Meter von ihrer Seite und beobachtete die beiden Verschollenen noch immer mit Argwohn. Erst als er einen so offensichtlich ungenierten Blick auf ihre spärliche Kleidung warf, wurde sie sich ihrem Erscheinungsbild bewusst und humpelte mit Unterstützung von Robin in die Kabine der beiden.

Der Smutje wand sich daraufhin, wenig begeistert, an seinen Kameraden.

»Was hast du mit ihr gemacht?« Fragte er düster, doch der Angesprochene zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern.

»Mit was zum Henker hast du ihr gedroht, das sie dich einfach so getragen hat, hä?«

»Tz, wohl eher andersherum.« Murmelte Zorro.

»Was hast du gesagt?«

»Das wüsstest du wohl gerne.«

»Sonst würde ich wohl nicht fragen, Spinatwachtel!«

»Ach geh mir aus der Sonne, Küchenfee, ich bin müde.«

Sanji packte seinen Gegenüber grob bei den Schultern und zwang ihn ihm in die Augen zu sehen.

»Wenn du ihr auch nur ein Haar gekrümmt hast-.«

»Glaub mir, ich hab ihr viel mehr gekrümmt als nur ein Haar.« Zorro grinste dreckig und der Blonde musste sehr an sich halten, damit ihm nicht eine seiner kostbaren Hände ausrutschte, oder zwei. Ihm war noch nie ein Mann untergekommen, der einer Frau so wenig Benehmen entgegenbrachte, wie Zorro. Doch bevor er sich zu einer unüberlegten Bewegung hinreißen konnte, kamen Nami und Robin wieder zum Vorschein und die Aufmerksamkeit des Smutjes wurde durch die beiden Damen vollends beschlagnahmt.
 

Wieder adrett gekleidet wand sich Nami an ihren fröhlich gestimmten Kapitän.

»Ruffy, können wir bitte sofort von hier verschwinden?«

»Warum ist doch ganz nett mal wieder auf einer Insel zu sein.«

»Nein, ist es nicht! Zumindest nicht auf dieser, könne wir jetzt also bitte Anker lichten?«

Ruffy legte den Kopf schief und warf Zorro einen flüchtigen Blick zu.

»Wir sind hier auf Elban, Ruffy, aber die Riesen sind nicht mal im Ansatz so wie Boogie oder Woogie.«

Schon nachdem Zorro den Namen Elban erwähnt hatte waren Lysop, der sich bis dato eher im Hintergrund gehalten hatte und Ruffy halb über die Reling geklettert ohne auf die weiteren Worte des Grünhaarigen zu achten.

»Jungs, könnt ihr euch bitte ein bisschen zusammen reißen, das ist wirklich überhaupt keine gute Idee!« Sagte auch Nami in einem Anflug von Verzweiflung über dem grausigen Gedanken sie würde hier noch länger ausharren müssen, als nötig. Doch die beiden Abenteurer waren schon auf dem Weg gen Boden. Erst das Ertönen eines ihnen unbekannten Kriegshorns ließ sie innehalten.

Und dann kamen sie. Aus dem Wald brachen fünf bewaffnete Riesen die einen so wilden, wütenden Blick in die Richtung des Schiffes warfen, das auch Ruffy und Lysop auf dem schnellsten Weg wieder ihren Weg zurück an Deck fanden, letzterer warf sich schreiend auf die Arme Frankys.

»Wieso sagt denn keiner das die so- so anders sind?« Kreischte er in das metallene Ohr seines Trägers.

»Warum sehen die so wütend aus.« Fragte auch Ruffy etwas erstaunt und warf sowohl Nami als auch Zorro einen verwunderten Blick zu.

»Können wir uns darüber bitte später Gedanken machen und erst mal die Fliege machen?« Mit schrumpfender Distanz zwischen ihr und den Einwohnern dieses Eilands wurde die Angesprochene immer ungehaltener. »Männer an die Ruder, wir müssen hier weg!« So als hätte die männliche Besatzung nur auf einen Befehl ihrerseits gewartet wurde ein jeder aus seiner Starre gerissen und begab sich auf schnellstem Wege zu den nächstgelegenen Rudern. Selbst Zorro rappelte sich etwas unbeholfen auf seine Beine und nahm einen der Stäbe in die Hand und das ganz ohne auch nur ein ungezügeltes Kommentar abzugeben, etwas wofür Nami ihm ausnahmsweise einmal dankbar war.
 

Noch bevor auch nur einer der tonnenschweren Kolosse die Thousand Sunny erreicht hatte, befand sich das Piratenschiff wieder auf der See und hatte sich der Reichweite eines möglichen Angriffes entzogen. Der frische Wind nahm an Kraft zu und die Segel blähten sich zu ihrer vollen Größe auf.

Nami seufzte, unendliche Erleichterung machte sich in ihr breit und ließ sie selbst ihre Verletzungen vergessen. Endlich war dieser Spuk zu ende. Schlimm genug, dass sie fast einen ganzen Tag auf dieser Insel zu bringen musste und das mit niemandem außer Zorro an ihrer Seite. Sofort wanderten ihre Gedanken wieder zurück zu dem grünhaarigen Mann, der sich erschöpft auf eine der Liegen gelegt hatte und auf dem besten Weg war einzuschlafen. Fast ein ganzer Tag allein mit Zorro. Schon seltsam, erst im Nachhinein wo sie darüber nachdachte wurde ihr bewusst wie nahe sie ihrem Kameraden gewesen war.

Unbemerkt leckte sich Nami über ihre spröden Lippen. Ihr Pulsschlag stieg an und ihre Wangen färbte eine süße Röte. Sie konnte es sich nicht erklären, aber aus irgendeinem Grund stieg ihre Nervosität mit jedem weiteren Gedanken an ihn. Dabei waren sie doch schon wieder zurück auf dem Schiff und zusammen mit den anderen. Ein weiterer, unsicherer Blick huschte hinüber an seine Seite und ausgerechnet in dem Moment, als er die Augen aufschlug und ihren Blick suchend erwiderte wurde sie sich erneut der Frage bewusst, die ihre Freundin und Zimmergenossin ihr vor gut zwei Tagen gestellt hatte.
 

»Bist du in Zorro verliebt?«
 

Namis Wangen wurden noch um eine Nuance Roter, etwas das dem Schwertkämpfer nicht aufzufallen oder zu interessieren schien, denn seine Augen hatten ihre Suche scheinbar beendet und waren schon wieder geschlossen. Sie fragte sich, mal wieder, wie Robin nur darauf gekommen war ihr eine solche Frage zu stellen? Sie hatte doch nie auch nur in irgendeiner Art oder Form andeuten lassen, dass ihr etwas mehr an Zorro lag, als es vernünftig war oder etwa doch? Fieberhaft durchforstete sie ihre Erinnerungen und wurde dennoch nicht fündig. Sie hatte sich gegenüber Zorro immer den Umständen entsprechend verhalten, da war sie sich absolut sicher. Sie stritt mit ihm, wenn er es an Faulheit und scheinbarer Gelassenheit mal wieder übertrieb. Sie unterhielt sich mit ihm, ruhig und nichtssagend, wie es sich für Kameraden schickte. Sie ignorierte ihn, in sonstigen Situationen, wo ein Wort zwischen ihnen nicht notwendig war. Sie behandelte ihn wie jeden anderen an Bord. Zumindest hatte sie das immer versucht. Nie wollte sie eine derjenigen sein, die Favoriten unter ihren Teammitgliedern hatte, auch wenn sie die besondere Verbundenheit zu Ruffy und das Mitgefühl für Lysop nicht unterdrücken konnte.

Sie gab zu, dass sie Zorro manchmal mit anderen Augen ansah. Augen, die unausgesprochene Wünsche äußerten, die nicht einmal sie selbst verstand. Augen, die Dinge verlangten, die sie gar nicht verstehen wollte. Sie gab zu, dass Zorro bei ihr im Kampf ein noch größeres Vertrauen hervorrief, als beispielsweise Sanji. Sie gab zu, dass sie nichts dagegen hatte von seinen kräftigen Armen getragen zu werden. Aber war das gleich Verliebtheit?

Sie konnte Robins Gedankengängen nicht folgen.
 

Nami warf Zorro erneut einen fragenden Blick zu, doch er schien jetzt tatsächlich eingeschlafen zu sein. Mit einem flauen Gefühl im Magen, machte sie sich auf in Richtung Küche und fand dort Sanji vor, welcher bereits dabei war ein stattliches Abendessen zuzubereiten. Nachdem auch Robin, ihr folgend, den Weg in die Kantine gefunden hatte, trafen immer mehr ihrer Kameraden ein und Nami durfte allen, ohne Anwesenheit Zorros, erklären, was sich auf der Insel Elban so alles zugetragen hatte. Mindestens drei Mal musste sie dabei das Treffen mit den Riesen für Lysop und Ruffy beschreiben und über zehn Mal eine Erklärung für Sanji abgeben, warum sie Zorro denn bitte getragen habe. Alles in Allem wurde sie der Unterhaltung sowas von müde, das sie es sehr begrüßte, als auch Zorro endlich den Weg in die Kajüte fand. Dieser wollte gerade anfangen seinen Teil der Geschichte zu erzählen, als der Orangehaarigen eine erschreckende Erkenntnis kam.

»He Leute, wo ist denn Ace?«

Ihre Frage wurde durch das betrübte Gesicht ihres Kapitäns beantwortet. Er war gegangen. Einfach so, ohne sich vorher von ihr oder Zorro verabschiedet zu haben. Ohne ihre Rettung abgewartet zu haben. Ja war er denn verrückt? Nami hätte ihrem Unmut über die Entscheidung ihres Freundes noch gerne weiter Luft gemacht, aber der traurige Blick Ruffys hielt sie davon ab.

Und damit endete der Abend ihrer Wiedervereinigung auf eine ruhige und zurückgehaltene Weise, wie man es von den stürmischen Piraten gar nicht gewohnt war. Ein jeder verabschiedete sich nach dem Essen, um seinen eigenen Gedanken oder Aktivitäten nachzuhängen und während es Nami zunächst in ihr eigenes Zimmer verschlug, verließ sie jenes schon wieder kurzdarauf, um ihren geliebten, und in letzter Zeit viel zu vernachlässigten, Orangenbäumen einen Besuch zu machen.

Diese standen wetterfest und in ihrer vollsten Pracht der Abendsonne entgegenstreckend am obersten Deck des Schiffes. Von überall an Bord hatte man einen wunderbarer Blick auf ihre orange-goldenen Schätze. Niemand außer ihr war erlaubt sich ihnen auf irgendeine unwürdige Weise zu nähern oder sie gar zu betasten. Niemand außer ihr durfte Anteil an dieser Schönheit haben, denn sie waren ihr Besitz.
 

Nami stockte. Das durfte doch wohl nicht-!

Da hatte sie gerade noch davon erzählt, dass sich keiner ihren Bäumchen auf eine unartige Weise nähern durfte und dann lag da doch wahrlich einer ihrer Kameraden, schlafend, an einen der dürren Stämme gelehnt. Und natürlich, war es nicht nur irgendjemand, sondern er. Lorenor Zorro.

Die junge Frau blieb auf den Stufen der Treppe stehen und warf einen finsteren und doch zweifelnden Blick auf den Mann zu ihren Füßen.

Was sollte sie denn jetzt machen?

Langsam und leise wie eine Katze auf Samtpfoten schlich sie zu dem Schlafenden herüber und hockte sich neben ihm ins Gras. Zorro schien, wie sie es bereits befürchtet hatte, nicht aufzuwachen. Der Mann hatte einfach einen zu festen Schlaf. Selbst ein kurzes, kratziges Räuspern schien ihn nicht wecken zu können und Namis Augen verengten sich noch um ein weiteres. Das war ja mal wieder typisch. Unwirsch hob sie eine Hand und stupste ihren Gegenüber etwas sanfter als geplant an die Schulter. Widererwartend öffneten sich seine Augen sofort und fanden auf dem ersten Versuch hin ihre eigenen, rehbraunen Seelenspiegel. Nami war so überrascht, dass sich auf ihren Wangen schon wieder eine unangenehme Röte ausbreitete. Was war das für eine seltsame Reaktion die er in ihr hervorrief? Abgesehen von dem Vorfall wenige Stunden bevor, war er sich dieses Mal ihres Unbehagens durchaus bewusst und dennoch wusste er es nicht zu deuten und hob nur fragend eine Augenbraue. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie seine Anwesenheit an diesem Ort wohl nicht sehr zu schätzen wusste. Doch obwohl er nur auf einen Ausbruch ihrerseits wartete, kam keine einzige Anschuldigung über ihre Lippen. Ganz im Gegenteil. Ihre Augen, die sich doch dafür rühmten auf so unwahrscheinlich feurige Weise Funken sprühen zu können, waren in diesem Moment unerwartet ruhig und sanft, ja beinahe .. zart.

Zorro senkte seinen Blick, ohne das er ihn kontrollieren konnte, auf ihre Lippen, die sie verbissen zusammenpresste und welche doch nicht den Anschein gaben, als hielten sie irgendwelche wütenden Wörter in Schach. Sie war ihm so nah, das er ihre winzigen Sommersprossen auf der Nase zählen konnte. Unbewusst zuckte er zurück, als er sich ihrer Bewegung bewusst wurde und sein Körper eine abwehrende Haltung aufrichtete. Doch ihre Lippen lockerten nicht, um ihrer Stimme Platz zu machen, sondern nur um einem entspannten Gesichtsausdruck zu weichen, als sich Nami zum Erstaunen Zorros in eine bequemere Position begab und sich neben ihm setzte. Zorro versuchte nicht zu sehr zu verkrampfen, rechnete er doch insgeheim noch immer damit, es könne jeden Moment ein Streit zwischen ihnen entfachen. Doch nichts dergleichen schien zu geschehen. Ihr Mund blieb geschlossen, ihr Körper da wo er war, ihre Augen waren noch immer so sanft wie er sie noch nie geglaubt hatte zu sehen und ihr Blick war auf den Sonnenuntergang gerichtet.
 

Nami wusste selbst nicht was sie tat. Aber in dem Moment als seine dunklen Augen ihre trafen, schien sie jeden einzelnen Satz vergessen zu haben, den sie ihm anschuldigend an den Kopf werfen wollte. Wie machte er das bloß? Statt ihm gehörig die Meinung zu geigen, verflog ihre Wut wie Rauch als sie sich seinen ruhigen Blicken ausgesetzt sah. Und erst jetzt wurde sie sich erneut seiner Nähe bewusst. Sie brauchte nur ihre Finger ausstrecken und sie würden ihn berühren können. Wo kam dieses Verlangen her seine Haut unter ihren Fingern spüren zu wollen?

Ihre Seelenspiegel wanderten wie von selbst vom Meer zu ihm. Seine stählerne Brust hinauf, über sein stoppeliges Kinn zu seinen rabenschwarzen, immerzu unergründlichen Augen. Nach einer Weile, so schien es, erwiderte er ihren forschenden Blick. Keiner der beiden lächelte. Niemand schien auch nur ein Wort sagen zu wollen, stattdessen herrschte eine fast wohltuende Stille zwischen ihnen, wie sie es nur selten gab.
 

Nami zuckte nicht zusammen, als sich sein Gesicht plötzlich dem Ihrigen näherte. Sie erschrak sich auch nicht, als Zorro seine Lippen auf ihren platzierte und sie aus einem uralten Instinkt heraus diese exquisite Berührung auf so selbstverständliche Weise erwiderte, das sie sich noch nie in ihrem Leben so glücklich geglaubt hatte.

Der Kontakt ihrer Lippen war kurz und doch so verlockend, dass sich Nami sicher war es würde nicht der letzte bleiben. Ihre Hand schob sich neben seine und Zorros raue Finger verschränkten sich zögernd mit ihren. Ein scheues Lächeln zog sich über ihre Lippen, während er starr geradeaus blickte. Wer hätte gedacht eine solche Zärtlichkeit wäre jemals zwischen ihnen möglich gewesen?

Es fühlte sich so gut, so richtig an, dass Nami keinen Augenblick an der Aufrichtigkeit dieser süßen Gefühle zweifelte.
 

Vielleicht hatte Robin mit ihrer Frage ja doch nicht so Unrecht gehabt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dark-Nami
2010-01-07T17:18:03+00:00 07.01.2010 18:18
>/////<
Das Kapitel ist so Zucker!
Ich hatte ewig nichts mehr von dir gelesen, aber es ist wie immer ein Augenschmaus und die Worte zergehen einem auf der Zunge >///<
Besonders der letzte Abschnitt hat mir wahnsinnig gut gefallen, wo Nami ihn bei ihren Bäumen erwischt hat *_________*
*LIEBE*
Und die Abschlussszene ist so unheimlich schön beschrieben..
Will auch >_________<!
Schade, dass die FF gleich zu Ende ist
*noch den Epi lesen geht*

*knuddl*
Darki
Von:  OnePieceFan
2009-12-31T13:28:29+00:00 31.12.2009 14:28
OH MEIN GOTT!!!
Ich hab die letzte Szene grade vor meienm inneren Auge ablaufen sehen!
Das Kappi ist ja mal so was von süß ♥.♥
Manchmal hab ich wirklich eine Wut auf Nami! Warum darf sie bei Zorro sein und ich nich?? Die Welt ist doch nicht fair!!
Aber ich liebe LIEBE deinen Story!!
Ich freu mich schon auf den Epilog!!
Is echt (wie immer) super toll geworden!
Liebe Grüße Romina♥
Von:  Elbenprincess
2009-12-29T20:15:22+00:00 29.12.2009 21:15
super es geht endlich weiter,das kapi war echt toll. ich freue mich schon aufs Ende
Von:  Fascination
2009-12-29T02:41:15+00:00 29.12.2009 03:41
Also ich hab' die FF grad komplett gelesen& WOOW !
Die ist dir echt super gelungen (:
Ich konnte nicht aufhören zu lesen :D

Einfach tolle Ideen& eine super Schreibweise :)
Weiter so.

Liebe Grüße:)
Von:  nami_swan
2009-12-28T20:57:56+00:00 28.12.2009 21:57
OH. MEIN. GOTT!!!! Endlich gehts weiter *in die Luft spring* *solange gewartet hab*!!! Man bin ich happy *grins*
und die beiden sind einfach zu genial xD
freu mich auf´s Ende (da könntja noch was kommen^^)

ggglg nami_swan ♥
Von:  Pfirsichsaft
2009-12-28T19:57:02+00:00 28.12.2009 20:57
Also ich finds supi. :D Hat zwar lange gedauert, aber mein Gott.
Nochn schönen Epilog dazu & fertich is der Lack. :D

Liebe grüße, Naddi. :D


Zurück