Ein Morgen voller merkwürdiger Gelüste
Das Erste, was Tayuya am nächsten Morgen wahrnahm, war etwas Schweres, das auf
ihrem Körper ruhte. Sie spürte Orochimarus warme Haut an ihrer und hörte
seine ruhigen Atemzüge genauso wie sein schlagendes Herz. Früher hatte sie
manchmal daran gezweifelt, dass dieser Mann überhaupt ein Herz besaß, aber in
den letzten Wochen hatte er sie vom Gegenteil überzeugen können. Nach einigen
Minuten wurde diese Lage recht ungemütlich und Tayuya versuchte, ihn von sich
herunterzuschieben. Erfolglos. Murrend zog sie an seinen Haaren um ihn zu
wecken.
“Lass mich in Ruhe schlafen, verdammt.”, maulte ihr Meister leise in das
Kopfkissen.
“Du liegst auf mir und du bist schwer. Also geh runter.” Sie begann zu
zappeln.
“Hey, sonst beschwerst du dich doch nie so.” Der provozierte Druck auf einer
bestimmten Stelle rief ihr das sofort wieder ins Gemüt.
“Meister...”, seufzte sie leise und spreizte sie Beine ein wenig um doch
noch in eine bequeme Lage zu kommen.
Sein dunkles Kichern, ja man kann auch dunkel kichern, erfüllte den Raum und
Orochimaru rollte sich behutsam von ihr herunter. “Dafür werden wir nachher
noch Zeit haben. Jetzt habe ich erst einmal Hunger.”
“Du bist wahrhaft unersättlich...”
Ihm entging die leichte Enttäuschung nicht. “Nachher nehmen wir etwas Sahne
oder Honig mit ins Zimmer, einverstanden?”
Ein helles Leuchten breitete sich auf ihren Gesichtszügen aus. “Du bist
kindisch.”
“Was bin ich?” Er schnappte ihre Hände und drückte sie über ihrem Kopf
ins Kissen. “Sag das noch mal.”
“Kindisch.” Sie wusste wahrscheinlich nicht, welchen Ärger sie sich damit
einholen konnte, aber das war ihr in diesem Moment sowieso reichlich egal.
“Ich zeige dir gleich wie kindisch ich bin.” Orochimaru hatte sich
demonstrativ auf ihre nackte Hüfte gesetzt und musterte nun ihren Oberkörper.
“Was kann man denn bei dir machen, dass für dich nicht kindisch wirkt...”
Er musste nicht lange überlegen und machte sich zuerst über ihre Erhebungen
her.
Tayuya wohliges Stöhnen erfüllte den Raum, als er ihre Handgelenke losließ,
und sich auch noch seine Finger auf ihrem Oberkörper einfanden und diesen
streichelten.
Jetzt war aber wirklich genug, sagt er zu sich in Gedanken. Er wollte wirklich
vorher etwas essen. Ihr Spiel gestern Nacht war einfach zu Kräfte raubend
gewesen. Sein Körper machte das so langsam nicht mehr wirklich mit. Wo nahm sie
nur ihre Ausdauer her? Orochimaru spürte bereits den Muskelkater in den Beinen
und legte sich wieder neben sie.
“Hey, warum hörst du jetzt auf, wo ich dir doch sooo ergeben bin?”
Er beantwortete die Frage nicht, sondern stand auf und ging zum Kleiderschrank
um sich einen Yukata überzuziehen. Vielleicht lag es ja auch daran, dass er
meist die aktive Rolle spielte. Sie hatte ja eigentlich nicht mehr zu tun, als
laut zu stöhnen und dann zu kommen... Oder? War ihre Beziehung denn so einfach
gestrickt? Wenn er es sich genauer überlegte, war es eher eine Art
Gleichberechtigung. Sie tat ihm etwas Gutes, und er dann ebenso. Anfangs war sie
so furchtbar schüchtern gewesen im Umgang mit seinem Körper, aber sie hatte
alles schnell begriffen und trieb ihn damit nun in den Wahnsinn.
Nicht nur ihn selbst trieb sie in den Wahnsinn. Orochimaru sah an sich
herunter.
Wenn das so weiterging, würde er alle anderen Aktivitäten unterbrechen
müssen. Hoffentlich würde ihr Hunger durch das heranwachsende Kind bald
gestillt werden. Das hoffte er zumindest.
Genervt kroch Tayuya aus dem Bett. Erst machte er sie heiß und dann verdeckte
er ihr die Sicht auf seinen tollen Körper... Nun gut. Dieses Spiel konnten auch
zwei spielen. Sie nahm sich ebenfalls ein Kleidungsstück aus dem Schrank und
schnürte es so, dass man übermäßig guten Blick auf ihr Dekolté hatte. Sie
würde ihm schon zeigen, was er verpasst hatte. Auch wenn er das Ganze nachholen
würde.
Mit einem zuckersüßen Grinsen trat sie auf ihn zu. Sofort schloss er sie in
die Arme und drückte sie fest an sich. “Ich liebe dich...” Warum musste ihm
dieser Satz nur alle paar Stunden rausrutschen?
Errötete ihr Meister etwa gerade? Nach diesem Liebesbekenntnis war das für
einen sonst so eiskalten Mann wie ihn auch nicht verwunderlich. “Ich dich
auch...“
Das war so unsinnig... Aber wie alle Frauen mochte sie Liebesbekenntnisse, auch
wenn sie normalerweise nicht der Typ für solche Dinge war, tat es dennoch gut.
Aber verdammt noch mal. Es war so: “Kindisch”, flüsterte sie in seine
rabenschwarzen Haare hinein.
Sie spürte, wie er sich anspannte, aber dann sagte er nur: “Lass uns
frühstücken, sonst vernasche ich dich gleich an Ort und Stelle um dich für
dieses Wort zu bestrafen.”
In Tayuyas Ohren ergab das irgendwie keinen Sinn, aber trotzdem hörte es sich
gut an.
Und so führte er sie in die Küche, in der Kabuto bereits das Essen
hergerichtet hatte. Sein Diener war gerade nicht anwesend, aber er spürte eine
merkwürdige Präsenz in der Nähe der Vorratskammertür, die, welch Zufall,
einige Ritzen hatte, die nicht nur für die Luftzufuhr da waren, sondern auch
ein perfektes Guckloch für lüsterne Diener abgaben. Aber daran wollte er jetzt
bestimmt nicht denken. Sollte Kabuto doch tun und lassen, was er wollte.
Mittlerweile hatten beide Platz genommen. Vielleicht sollte ich sie mal wieder
füttern, dachte Orochimaru im Stillen, ließ es aber dann doch bleiben. “Nimm
dir, was du willst.” Er bestrich bereits sein Brot mit Butter.
Es wunderte ihn mittlerweile nicht mehr, dass sie flink zur Banane griff. Doch
die nächste Reaktion hatte er nicht erwartet. Sein abgehärteter Verstand
schreckte nun nicht mehr davor zurück, sie direkt hinein beißen zu sehen, doch
nach dem ersten Kauversuch spuckte sie das Zeug wieder aus. “Ihh, das schmeckt
ekelig.”, jammerte sie.
“Was schmeckt 'ekelig'?” Sein verdutzter Blick war in diesem Moment wirklich
Gold wert.
“Na die Banane...” Ohne weiter nachzudenken feuerte sie das Obststück in
die Ecke. “War das Ding verschimmelt oder warum schmeckst es nach ~piep~?”
Orochimaru war überrascht von diesem eher unsittlichen Ausdruck, der hier nicht
genannt werden will. “Verschimmelt? Wohl eher kaum. Kabuto hat doch alles
frisch eingekauft.”
Aber Tayuya hatte sich bereits dem Vorratsschrank zugewandt und fand dort ein
kleines Glas mit sauren Gurken. Orochimaru hatte dieses Glas noch nie gesehen.
Hatte Kabuto etwa voraus schauend gehandelt und das Ding gekauft?
“Darauf habe ich jetzt Lust!” Sie ergriff das Glas und setzte sich wieder
hin.
Darauf war er nun wirklich nicht vorbereitet. Ihr kräftiger Biss ließ ihm
erneut das Blut in den Adern gefrieren.
“Das schmeckt gut!”
“Ähm... Wenn du meinst.” Orochimaru hatte sich wieder gefasst und sah zu,
wie sie ihren Heißhunger stillte, der sie wahrscheinlich noch die nächsten
paar Monate begleiten würde.
Nun kam auch Kabuto in die Küche. “Ihr seid schon wach?” Sonst schlaft ihr
doch noch immer, wobei ich nicht glaube, dass ihr dabei Erholung sucht, dachte
er bei sich.
“Gut, dass du kommst, Kabuto. Gib mir mal die Eiscreme rüber.”, befahl die
Schwangere.
“Natürlich...” Ein wenig verwirrt blickte er in Orochimarus Richtung, der
wiederum gespannt auf seines Dieners Reaktion war. Schnell griff der Medic-Nin
in das Gefrierfach und holte ein Schokoeis heraus. “Das hier?”
Tayuyas Augen leuchteten auf. “Genau das!” Glücklich nahm sie es an und
machte sich sofort darüber her.
Sie zeigt nun die ersten wirklich bemerkbaren Anzeichen. Mal sehen, wie lange
die anderen brauchen, um es zu bemerken. Kabuto freute sich bereits auf die
Reaktion der anderen Oto-Nins.
Just in diesem Moment betrat Jiroubou den Raum. “Hier riecht es nach
Essen!”
Tayuya hatte plötzlich der Beschützerinstinkt gepackt und sie schloss ihre
Hände um das Eis und die Gurken. “Meins!”
Orochimaru musste ein Grinsen unterdrückten, genauso wie Kabuto. Für beide war
diese Situation einfach nur eine amüsante Nebenwirkung, die ihnen jedoch bald
lästig werden würde.
Als Tayuya gerade die Gurke in das Eis tunkte, kam Kidoumaru zu ihnen und blieb
wie versteinert stehen. Kimiaru stieß gedankenverloren mit ihm zusammen und
schaute verwirrt zu Tayuya.
Der Gedanke, der allen männlichen Anwesenden wahrscheinlich gerade durch den
Kopf schoss, war: Auf was für Ideen kommt die denn?
“Tayuya, was hast du denn plötzlich für Essgewohnheiten?” Kimimarus Frage
war in seinen Augen berechtigt, aber Tayuya trieb sie nur weiter der Weißglut
entgegen.
Sakon und Ukon betraten auch die Küche und drehten sich ohne ein Wort wieder
zum Gehen um.
“Hast du ein Problem damit, hä?” Tayuya schaufelte unbeirrt alles in sich
hinein, was wohl in keiner Weise zueinander passte.
Kabuto hatte es endlich geschafft, und das zur Freude seines Magens, sich von
der Szene leicht abzuwenden, und nur noch Orochimaru anzuschauen, wobei starren
eine bessere Beschreibung dafür wäre. Doch was sollten sie dagegen tun? Nun
mussten sie mit Tayuyas neuen Gelüsten leben oder sterben.
Jiroubou hatte sich inzwischen ebenfalls gesetzt. Ihn kümmerte das ganze Spiel
recht wenig und er begann zu essen. Demonstrativ schnappte Tayuya ihm alles vor
der Nase weg, weswegen bald ein Streit um die letzte Essiggurke entbrannte.
Na das würde noch mal heiter werden... Kabuto und Orochimaru seuzften gemeinsam
und sahen einfach nur zu, wie der typische Streit der beiden Oto-Nins
entbrannte. Auch Kidoumaru hatte sich gesetzt, schließlich hatte bei ihm doch
der Hunger gesiegt: “Hey, lass mir auch noch was übrig!”
“Dann beeil dich gefälligst!” Noch immer kauend tunkte Tayuya die letzte
Gurke, die sie gekonnt gegen ihren Team-Kameraden verteidigt hatte, in die
Eiscreme und streckte sie Orochimaru entgegen: “Willst du auch was,
Meister?”
Der starrte auf das ekelerregende Gemisch und schien nur darauf zu warten, dass
etwas davon auf die Tischdecke tropfte. Verdammt, er konnte Leichen sezieren und
die schlimmsten und grausamsten Morde durchführen, aber DAS war zu viel.
“Nein, danke. Ich habe keinen Hunger mehr.”
Kidoumaru schien sein Mahl nun auch beendet zu haben. “Hat jemand Lust zu
trainieren?”
Jiroubou nuschelte mit vollem Mund: “Ne, noch Hunger.”
Kabuto hegte inzwischen ebenfalls den Wunsch zu trainieren, aber das einfach nur
um von der skurrilen Szene wegzukommen.
“Ich gehe mit.” Kimimaru war aufgestanden und stellte seinen Teller auf der
Spüle ab. Da würde Kabuto wieder einiges zu tun haben...
Kidoumaru drehte sich zu Tayuya um. “Dann lass uns gehen. Willst du auch,
Tayuya-chan?”
Leise läuteten die Alarmglöckchen in Orochimarus Kopf, doch sie waren noch ein
wenig zu gedämpft.
“Gerne.” Das Mädchen war aufgesprungen und verspürte einen großen Drang
sich zu bewegen.
“Ich komme auch.” Jiroubou steckte sich noch ein paar Sachen in die Tasche
und ging ebenfalls los.
Kindergarten... Kabuto hatte nicht geahnt, wie naiv diese ganze Truppe doch
war.
“Und haltet euch bloß nicht zurück, nur weil ich ein Mädchen bin!”
“Ich doch nicht.”, kam es von Kidoumaru.
Jetzt klingelte es schon um einiges lauter in Orochimarus Oberstübchen. Sie
konnte sich verletzen! Sich und das Kind, das sie nun in sich trug! Das Risiko
war viel zu groß, zumal er Tayuyas Trainingsmethode gut kannte.
“Tayuya... Ich ... Ich will viel lieber, dass du mit mir trainierst.” Das
war das Einzige, das Orochimaru gerade einfiel.
Ihre naive Seite sprach sofort darauf an: “Und woran dachtest du dabei? Ein
neues Jutsu?” Ihren Augen leuchteten, als sie ihn ansah.
Wie armselig... Kabuto machte sich Sorgen um die Kleine. Sie war einfach zu
zutraulich bei ihrem Meister. Glaubte ihm alles blind. Das konnte nur ein Fehler
sein, doch der Medic-Nin schwieg.
“Ich dachte an so etwas...” Orochimaru stand binnen eines Augeblicks hinter
Tayuya und strich ihr die Schultern hinab. “Es gibt viel besseres, das wir
beide tun können.”
Sogar der standhafte Kimimaru, der seinen Meister immer bewunderte, wand sich
nun ab. Jiroubou und Kidoumaru suchten ebenfalls schnell das Weite.
“Echt?” Tayuyas Naivität tat Kabuto so leid, dass er nicht mehr zusehen
konnte. Unter den scharfen Blicken Orochimarus verließ er ebenfalls das
Zimmer.
“Ja.”, flüsterte er in ihr Ohr und strich ihr sanft durch das feuerrote
Haar.
Drauf hin folgte sie ihm brav in sein Schlafzimmer.