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Weil ich dich brauche

von

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Jedes Detail zählt

Es hat gedauert, gebe ich offen und ehrlich zu. Beschwerden bitte an meinen inneren Schweinehund...
 

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Toshiya fand Kyo schlafend vor, als er in dessen Zimmer zurückkam. Der Sänger wirkte noch immer so erschöpft. Langsam bewegte sich der große Japaner auf das Bett zu seines Freundes zu. Ein trauriges Lächeln erschien auf seinen Lippen, je näher er dem anderen kam. Was sollte er nur machen. Er fühlte sich hilf- und machtlos. Dabei wollte er doch am Liebsten alle Berge der Welt versetzen, damit seine kleine Bandfamilie wieder zusammen war. Schon spürte er diesen vertrauten Klos im Hals. Sollte er Kyo erzählen, dass sie kaum noch Zeit hatten die Andern lebend zu finden? Nein, dann würde er sich nur aufregen, vielleicht auch Vorwürfe machen, was für seinen Regenerationsprozess nicht hilfreich wäre.

„Ach, Kyo-chan. Warum ist das Leben manchmal nur so scheiße?“

Niedergeschlagen setzte er sich aufs Bett, mit dem Rücken zum Schlafenden und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Ich kann nicht mehr.“ Er spürte schon die Erschöpfung, die diese Nerven zerfressende Nachricht hinterlassen hatte. Das Bett, in dem er noch heute Morgen geschlafen hatte, war inzwischen weggebracht worden. Gut, in einem Krankenhaus herrschte gerne chronischer Bettenmangel, aber er hätte sich jetzt gerne wieder hingelegt, auch wenn vor seinem geistigen Auge ein Countdown in leuchtend roten Zahlen ablief. Natürlich könnte er jetzt auch Kyo aufwecken und diesen noch etwas weiter ausfragen, aber dafür schien jener die Ruhe wirklich mehr als nötig zu haben.

Gedanklich fügt Toshiya noch ‚ratlos’ zu seiner Gefühlslage hinzu.

„Toshiya?“

„Hier!“, antwortete jener aus seinen Gedanken gerissen und wandte sich zu Kyo um.

„Seit wann bist du wieder da?“

„Nicht lange. Ein paar Minuten vielleicht. Hast du gut geschlafen?“

„Nicht wirklich“, seufzte der Sänger, „Mein Bein tut ganz schön weh.“

„Das wird schon wieder“, lächelte Toshiya ihm zu, ehe seine Mimik wieder ins traurige wechselte.

„Was ist? Schlechte Neuigkeiten?“, erkundigte sich der Blonde und sah besorgt in das Gesicht des Anderen.

„Kann man so sagen. Es fehlt nämlich immer noch ein genauerer Hinweis darauf, wo die Anderen sind.“

„Unten.“

„Wie?“

Kyo holte tief Luft, sah zur Decke, als würde dort dass unglaublichste Farbenspiel sein, dass er je gesehen hatte. „Ich weiß nicht mehr viel von der Zeit zwischen dem Schuss, der mir das“, er fuhr, leicht den Mund verziehend, über die Stelle mit der Schusswunde, „verschafft hat und der Zeit als ich Die wieder gesehen hatte. Nur…Wir sind eine ganze Weile gefahren. Und dann war da… ein Fahrstuhl. Ich hatte das Gefühl, dass wir nach unten fuhren. Und eine Stufen waren da noch. Ich musste sie hinab gehen.“ Negativ überwältigt von seinen Erinnerungen musste Kyo schlucken und seine Augen fingen verräterisch an zu glitzern. Das hätte ihm vorhin bereits einfallen müssen.

„Ist schon gut Kyo. Ist doch vorbei. Du bist in Sicherheit.“

„Eben. Ich bin in Sicherheit, aber die anderen Drei… Bei Die gebe ich die Hoffnung sogar schon fast auf.“

„Nein, Kyo! So darfst du nicht denken. Bis heute Abend haben wir noch Zeit. Es besteht immer noch eine Chance.“

„Wieso ‚heute Abend’?“, hakte der Blonde nach und sah den Bassisten misstrauisch an.

Dieser blickte betroffen auf seine Hände. „Ranmaru-san hatte auf seinem Rechner einen Plan, der besagte wann Kaoru und Shinya sterben würden. Und das ist heute Abend. Wie Die sterben soll weiß ich nicht, aber… Ihnen Beiden wird die Luft ausgehen.“
 

„Verdammt!“, fluchte Inspektor Hashimoto derweil im Präsidium, nach einem Blick auf die Uhr. „Wenn wir uns nicht beeilen wird Andôu-san in den nächsten drei Stunden sterben.“

Er hatte sich gerade den Plan genauer angesehen. Auch hatte er, zu seiner Erleichterung, festgestellt, dass sie durch die gestrige Festnahme Ranmarus Toshiya das Leben gerettet hatten, denn laut dem Plan wäre Toshiya jetzt in den Fängen dieses Verrückten und stünde kurz davor von Kyo erschossen zu werden.

Dumm war nur, dass dieser Irre einfach nicht sagen wollte, wo sich die Drei fehlenden Bandmitglieder befanden. Die ganze Zeit starrte er sie mit seinen Blutunterlaufenen Augen an und grinste nur wahnsinnig.

„Inwiefern hilft uns die Information mit den Funkkameras weiter?“, fragte er den Wissenschaftler neben sich, wollte nur irgendeinen Hinweis darauf bekommen, was er als nächstes zu tun hatte.

„Gut, dass Sie fragen“, entgegnete jener, „Ich habe über die Software herausgefunden mit was für einem Modell wir es zu tun haben. Über den Hersteller weiß ich, dass die Dinger eine Reichweite von sage und schreibe vierhundert Metern haben. Hat sich also nicht lumpen lassen was das Equipment angeht.“

„Und weiter?“

„Wenn wir berücksichtigen, dass sich die vermissten Personen in einem dickwandigen Raum aufhalten, dürfte die Reichweite nur noch bei etwa dreihundertfünfzig liegen“, erklärte der Computerspezialist weiter. „Ausgehend von dem Standort des Empfängers“, fuhr er fort und klackerte auf der vor ihm liegenden Tastatur herum. Auf dem Bildschirm erschien ein 3-D Modell von dem Hochhaus, in dem Ranmaru seine Wohnung hatte, samt Umgebung. Ein paar Eingaben später breitete sich von der Wohnung, genauer gesagt von dem Raum in dem ehemals der Rechner stand, eine Kugel aus, die den Radius von 350 m darstellte. Kritisch studierte der junge Inspektor die Darstellung vor sich, insbesondere die Stellen der nahe liegenden Gebäude, die innerhalb des Kreises lagen.

„Das ist zu viel. Irgendwie muss es noch eingegrenzt werden.“

„Geben Sie mir Input und ich schränke Ihnen Ihren Suchraum gerne ein.“

Noch einen Moment lang weiter auf den Bildschirm starrend, überlegte der Inspektor wie er denn an weitere Informationen käme. Der Bruder schied aus, denn der hatte wohl in nächster Zeit nicht vor viel zu sagen. Woher also dann? Seufzend zog er sein Handy aus der Hosentasche und rief Toshiya an. Vielleicht hatte er doch noch was auf Lager.

„Moshi moshi, Hara Toshimasa desu.“

“Hier Inspektor Hashimoto. Wir haben hier ein kleines Problem und wir hatten gehofft, dass Sie oder Kyo-san uns behilflich sein könnten.“

„Das können wir wirklich. Sie rufen nämlich genau im passenden Moment an. Aber besser wenn Kyo Ihnen das selbst erzählt.“

Jetzt war der Polizeibeamte neugierig geworden.

Toshiya reichte Kyo währenddessen sein Mobiltelefon , nickte ihm zuversichtlich zu, wollte diesem dadurch Mut machen. „Du kannst das“, flüsterte er.

Kyo nahm das Telefon entgegen. Man sah ihm an, dass ihm mulmig zumute war, so zittrig waren sein Hände und er war auch ein wenig blasser geworden. Er begrüßte den Inspektor und nach einer freundlichen, wenn auch leicht drängenden, Aufforderung von diesem fing er an zu erzählen, an was er sich erinnern konnte. Immer wieder musste er schlucken. Es nahm ihn mit, vor allem da so viel auf dem Spiel stand.

„Mich wundert vor allem, dass niemand das Blut gesehen hat, dass ich durch die Schusswunde verloren habe.“

An die Schusswunde hatte Hashimoto-san gar nicht mehr gedacht. Dann sollten sie besser mal nach Blutspuren suchen. Mal sehen, wohin sie dadurch gelangen würden.

„Vielen Dank, Niimura-san. Sie sind uns eine große Hilfe.“

„Keine Ursache“, meinte Kyo leise, denn freuen konnte er sich trotz allem beim besten Willen nicht. Zumindest noch nicht.

Hashimoto hingegen schon. Denn ‚unten’ bedeutete, dass sie ihren Suchradius auf alles unterhalb von Hashimotos Wohnung und unterhalb der höchsten Parkebene, des zum Wohnhaus gehörenden Parkhauses, absuchen mussten. Oder präziser, ab dem 4. Stockwerk abwärts, denn der Parkplatz von Ranmaru -san befand sich in der Höhe jenes Stockwerkes.

Im Krankenhaus gab Kyo Toshiya gerade sein Eigentum zurück und ließ sich seufzend und niedergeschlagen in die Kissen sinken. „Versteck das Handy lieber, bevor noch jemand mitkriegt, dass du es benutzt und du noch Besuchsverbot bekommst“, gab er monoton von sich.

„Okay“, lächelte der Jüngere und steckte das Gerät in seine Jackentasche.

Für eine Weile schwiegen sie sich an. Mit ihren Köpfen und Herzen waren sie bei den Anderen, flehten, dass sie noch rechtzeitig gefunden werden würden.

„Möchtest du etwas essen?“, durchbrach Toshimasa plötzlich die Stille. „Dann würde ich nämlich losgehen und uns etwas organisieren.“

„Hört sich gut an. Hatte schon eine Weile nichts mehr im Magen.“ ‚Außer Wasser’, fügten seine Gedanken ironisch hinzu.

„Stimmt ja. Entschuldige. Dann gehe ich besser gleich mal los und schau mal, was sich finden lässt.“
 

Während Kyo und Toshiya etwas zu sich nahmen, trommelte Hashimoto einige Leute zusammen und fuhr mit diesen zu dem Hochhaus zurück. Zuerst bat man jeden Bewohner in seiner Wohnung zu bleiben, damit ihre Untersuchungen nicht gestört werden würden. Vom Parkhaus aus arbeitete man sich zum Fahrstuhl vor, fand in regelmäßigen Abständen die Überreste von Blutspuren. Das war gut, denn das hieß, dass sie eine Spur hatten, der sie folgen konnten. Im wahrsten Sinne des Wortes.

„Wir bewegen uns von hier aus abwärts“, wies der Inspektor an. Sofort machten sich die Leute von der Spurensicherung, begleitet von einigen weiteren Beamten, um zu verhindern, dass diese gestört wurden. Nachdenklich betrachtete der Schwarzhaarige den Boden zu seinen Füßen. Womöglich befand sich irgendwo hier unter ihm der Raum, den er suchte. Nein, Mehrzahl. Die Räume. Er suchte immerhin drei Personen, aufgeteilt in zwei Räumen.

Zusammen mit der Spurensicherung bewegte er sich Stockwerk für Stockwerk nach unten. In jedem einzelnen untersuchten sie den Bereich vor dem Fahrstuhl auf Blut. Im Keller wurden sie schließlich endlich fündig.

„Das hätte ich mir auch denken können“, murmelte Hashimoto, ehe er die Anweisung gab, die Spur zu verfolgen. Die Tropfen waren gut weggewischt worden und auch recht klein, wenn man bedachte, dass die Schusswunde stark geblutet haben musste. Die Tropfen hätten zwar auch von etwas anderem kommen können oder zufällig hier sein können, dich ihre Regelmäßigkeit entsprach denen aus dem Parkhaus und dem zufolge konnten es nur die von Kyo-kun sein. Mit jedem weiteren Blutfleck, den sie fanden, wurde er nervöser, spürte er doch, dass sie dem Ziel immer näher kamen. Im Hinterkopf hatte er ständig die Zeit, welchen ihnen noch blieb.

Sie gelangten nach kurzem zu dem abgelegeneren Bereich des Kellers. Mit ihren Taschenlampen leuchteten sie vorerst den Weg aus, bevor sie mit der Suche nach weitern Blutsspuren weitermachten. Es schien, als wären sie in den weniger genutzten Teil vorgedrungen, denn unter der Decke waren dicke Spinnennester und auf dem Boden wurde der Staub mit jedem Meter dichter. Jedoch gab es ein weiteres, entscheidendes Indiz dafür, dass dieser Gang nicht ganz so ungenutzt war, wie er erschien: Fußspuren.

„Weiter“, drängte Hashimoto-san.

Die Leute von der Spurensicherung nahmen ihre Arbeit wieder auf, fotografierten die Spuren, ehe sie wieder das Luminol zum Einsatz brachten.

„Wir sind hier auf jeden Fall richtig“, stellte eine Beamtin der Spurensicherung nach einigen weiteren Metern fest. Sie entschlossen daher das Luminol wegzulassen und den vielen Fußspuren zu folgen. Die Fotoapparate zur Beweismittelaufnahme hatten keine ruhige Minute mehr. Sie mussten an mehreren Kartonstapeln vorbei, an denen Blut klebte. Vermutlich übersehen worden, genauso wie die auf dem Boden, verwischt von den Fußspuren. Eifrig folgten sie dem Pfad aus roten Punkten, der abrupt vor einer Wand aus weiteren Kartons.

„Runter nehmen, aber seit vorsichtig. Das sind Beweisstücke“, ermahnte Hashimoto.

„Nicht nötig, Inspektor“, widersprach einer der Beamten und machte sich, natürlich mit Handschuhe, daran einen der Stapel einfach aus der Wand zu ziehen. Sie waren auf Rollen angebracht. „Wie es aussieht sind die sogar zusammengeklebt, damit sie nicht runterfallen können“, äußerte jener Beamte ebenfalls und leuchtete mit seiner Taschenlampe auf einen Spalt zwischen zwei Pappkisten. Dort konnte man deutlich den Klebstoff sehen.

Hinter der Pappwand ging es nur noch wenige Meter weiter.

„Hier ist eine Tür“, rief der Beamte, der voranleuchtete. Sofort strömten alle Anwesenden hinter die Kartons. Interessiert betrachtete Inspektor Hashimoto die Entdeckung.

„6…7…8…9 Stück. Da ist wohl einer übervorsichtig“, meinte er und studierte die Schlösser, die an der gefundenen Tür angebracht waren. „Haben wir die passende Ausrüstung, um alles aufzubrechen?“

„Wir haben sogar noch etwas besseres.“

„Wie?“ Überrascht drehte sich der Inspektor herum und sah, dass die Ranghöchste der Spurensicherung mit einem großen Schlüsselbund wedelte.

„Der stammt aus der Wohnung oben.“

„das ist doch Beweismaterial!“

„Aber hilfreich.“ Die junge Dame gesellte sich zu dem Inspektor und fing an die Schlüssel durchzuprobieren. Ein Schloss nach dem anderen gab nach und den Weg hinter die Tür frei. „Nach Ihnen, Inspektor“, meinte sie nach verrichteter Arbeit und trat einen ehrfurchtsvollen Schritt zur Seite.

Jetzt hieß es hoffen, dass dies auch wirklich die richtige Tür war.

Hashimoto-san öffnete die schwere Holztür, leuchtete mit seiner Taschenlampe in die Dunkelheit dahinter.

Plötzlich entsetzte Schreie. Jedoch von einigen Beamten. „Kakerlaken!“, hörte man die Frau von der Spurensicherung kreischen, als große dunkle Chitinpanzer an ihr vorbei huschten. Das Klirren von Ketten lenkte die Aufmerksamkeit aller sofort wieder auf den Raum hinter der Tür.

„Niikura -kun? Terachi -san?“, fragte der Inspektor ein wenig zögerlich und leuchtete wieder in die Dunkelheit vor ihnen. Im Lichtstrahl wurden 2 Paar Schuhe sichtbar, zu denen, je höher der Strahl kam, auch noch 2 Personen gehörten, welche versuchten ihre Augen vor dem, für sie viel zu grellen, Licht zu schützen.

„Kami. Sie sind es. Sie sind es!“ Hashimoto-san eilte, begleitet von einem Kollegen, zu den Beiden hin. „Ruft mir einen Krankenwagen. Sie brauchen medizinische Versorgung“, wies er an, nachdem er die Wunden entdeckt hatte und mit dem glasigen, leeren Blick von Kaoru konfrontiert wurde. „Es wird alles wieder gut. Es ist vorbei.“ Ruhig sprach er auf die beiden Männer ein, die sich ängstlich aneinanderklammerten. Verständlich, denn jedes Mal wenn die Tür geöffnet worden war, war etwas schreckliches passiert. Wie lange es wohl dauern würde, bis sie verstanden hatten, dass sie jetzt in Sicherheit waren?

Die Spurensicherung beschäftigte sich derweil damit die Stahlmanschetten zu öffnen, damit die beiden Männer diesen Ort endlich verlassen konnten und sie die Dinger als Beweismaterial einpacken konnten.

„Bringt Sie hier endlich raus. Sie brauchen frische Luft.“ ‚Und vielleicht begreifen Sie dann, dass es vorbei es’, fügte der Inspektor gedanklich noch hinzu.

Kaoru und Shinya wurden in Decken eingewickelt, um wieder ein wenig Wärme in ihre unterkühlten Körper zu bekommen. Während die Beiden, gestützt von einem Beamten und einer Beamtin, aus dem Raum geführt wurden, leuchtete Hashimoto-san einmal durch den Raum. Von der Tür aus links oben in der Ecke fand er die Kamera vor, die doch irgendwie geholfen hatte diesen Ort zu finden. Bei weiterem Umsehen fand er etwas abseits etwas, das wie eine tote Ratte aussah, auf der noch eine von den riesigen Kakerlaken saß und ungestört ihren Hunger an dem Aas tilgte. Mit einem Male wurde dem Inspektor furchtbar übel.
 

Kaoru starrte beim Weggang unentwegt auf den Fußboden, betrachtete die verwischten Blutspuren. „Die“, murmelte er und in seinen Augen bildeten sich Tränen. Sein guter, wenn nicht sogar bester Freund war tot und er hatte nichts dagegen tun können. Er blieb stehen, kniete sich hin und berührte das Blut zu seinen Füßen. „Die“, wiederholte er flüsternd. Wehmütig legte er seine Hand über den roten Tropfen. Warum nur war Blut verdammt noch mal rot?

„Nein“, meinte plötzlich die Beamtin, die ihn begleitet hatte, sanft, aber bestimmt und erwiderte den ungläubigen Blick mit einem sicheren, leicht ernsten. „Das ist nicht das Blut von Die-san“, begann sie daraufhin zu erklären und beugte sich zu dem Schwarzhaarigen Band-Leader hinunter. „Diese Spur aus Blut stammt von ihrem angeschossenen Freund Niimura-san.“

Verständnislos sah Kaoru sie an. „Aber, wenn das nicht Dies Blut ist, was ist dann mit ihm passiert? Er wurde doch erschossen. Hier müsste Blut von ihm sein.“

„Beruhige dich, Kao“, sagte Shinya sanft und legte eine Hand auf die Schulter des Älteren, kämpfte jedoch selbst mit den Tränen und rang um Fassung. „Wir können nichts mehr für ihn tun.“

„Doch, dass können sie.“

„Wie?“ Vollends verwirrt sahen die beiden Musiker zu der Beamtin.

„Sie haben mich wohl eben nicht richtig verstanden“, lächelte sie und fing an zu erklären, „Wir haben erfahren, dass Andôu-san noch lebt. Wir müssen ihn nur noch finden, bevor… Er wurde jedenfalls nicht erschossen.“

Jetzt musste sich Shinya erstmal setzen. Konnte es wirklich sein? War der Rothaarige wirklich noch am Leben? Das wäre wunderbar, denn dann hätten sie es alle geschafft. „Sind das nicht tolle Nachrichten, Kaoru?“, wandte sich der Drummer an den Gitarristen, strahlte richtig, aber Kaoru starrte auf den Boden. „Was ist denn? Hast du denn nicht gehört? Die lebt. Wir haben ihn nicht verloren.“

„Aber wo ist er dann?“, fragte der Ältere noch immer fassungslos und sah traurig zu dem Jüngeren. „Wie geht es ihm? Was hat er mit ihm gemacht? Verdammt, Die hat genug durchgemacht. Ihn hätte man vor uns finden sollen.“ Er war am Ende. Natürlich war es eine gute Nachricht, jedoch hatte er furchtbare Angst um den Roten. Er hatte ihn zwar nur für einen kurzen Moment gesehen, allerdings hatte er da schon registriert wie schlecht es dem Anderen ging. Wie mochte es ihm dann erst jetzt gehen?

„Kommen Sie. Wir bringen Sie raus an die frische Luft. Dort werden Sie auch medizinisch versorgt werden.“ Die Beamtin wollte Kaoru wieder aufhelfen, dieser wehrte jedoch stur ab. Traurig und sich auf die Unterlippe beißend sah er zurück, beobachtete die Menschen, die dort eifrig jeden Quadratzentimeter absuchten. Plötzlich zog er die Augenbrauen zusammen.

„Kaoru? Was hast du?“

Den Drummer ignorierend stand der Gitarrist auf und ging auf einen Stapel Kartons zu.

„Niikura-san, kommen Sie zurück. Wir bringen Sie ins Krankenhaus, zu ihren anderen Freunden. Wir werden Andôu-san schon finden.“ Die Beamtin, die Kaoru eben noch gestützt hatte, ergriff dessen Arm, während sie die Andere auf dessen Schulter legte, ihn so zurückführen wollte.

Allerdings verspürte er den Drang auf diese Kartons zu zugehen, weshalb er sie abschüttelte und, gebannt auf den Stapel guckend, seinen Weg fortsetzte.

„Niikura-san!“

„Seien Sie still!“, herrschte er sie aus heiterem Himmel an, so dass sie verschreckt einen Schritt nach hinten machte.

Der Schwarzhaarige wandte sich wieder den Pappschachteln zu. Vorsichtig hob er die Oberste an, war überrascht von dem schweren Gewischt. Schnell stellte er sie neben sich ab, spürte er doch, wie wenig Kraft er hatte.

Die Spurensicherung hatte mittlerweile mit ihrer Arbeit aufgehört, immerhin war gerade jemand dabei den Tatort zu verwüsten. Die Chefin ging Bereits auf ihn zu, wollte ihn aufhalten, da entdeckte sie einen schmalen Streifen, der sich hervorhob. Eine Tür. Und jetzt, in der Stille, hörte man ein dumpfes, jedoch gleichmäßiges Klappern. Kaoru wurde beiseite geschoben und die Leute von der Spurensicherung übernahmen die Aufgabe die Kartons wegzunehmen. Als die Tür frei war standen sie für einen Moment davor, unschlüssig was als nächstes zu tun sei. Aber Kaoru wusste es. Er stellte sich vor die Tür, hämmerte dagegen und versuchte sie zu öffnen, was zwecklos war, denn sie war verschlossen.

„Die! Die, bist du das? Antworte!“

Nervlich angespannt, presste er sein Ohr gegen das Holz, lauschte angestrengt.

„Ka…o…ru…“

Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich. Es war tatsächlich sein bester Freund. „Halte durch. Wir holen dich da raus“, rief er ihm zu, schlug nochmals verzweifelt auf das unbeugsame Holz ein. „Tun Sie was!“, schrie er die Beamten um sich herum an.

Die Frau von der Spurensicherung trat neben ihn und holte den Schlüsselbund hervor, mit dem sie es eben geschafft hatte die andere Tür zu öffnen. Sie suchte ein paar Schlüssel heraus, von denen sie sich sicher war, sie eben nicht verwendet zu haben. In dem seltsamen Licht, welches sie hier hatten durch ihre wenigen Lampen, eine nicht ganz so einfache Aufgabe. Einer nach dem anderen wurde ausprobiert und erst der Letzte schloss endlich auf.

Kaum hatte der Leader das Knacken des Schlosses vernommen riss er die Tür auf. Dahinter war erst einmal tiefe Schwärze. Auf den zweiten Blick erkannte er dann eine Person, die auf dem Boden lag.

„Dai!“, rief er aus, überglücklich den Anderen endlich gefunden zu haben. Er stürzte auf ihn zu, ließ sich neben ihn fallen und nahm ihn in den Arm. Erst der schwache, kaum hörbare Atem ließ ihn endlich erkennen und bewusst werden, was ihm vorhin gesagt worden war: Dai lebte. „Wir haben es geschafft, Dai. Für uns ist es endlich vorbei. Jetzt fehlt nur noch Kyo. Dann haben wir es alle hinter uns“, versuchte er den Lebenswillen des Halbroten aufrecht zu erhalten.

„Nicht ganz“, mischte sich der Inspektor auch mal wieder ins Geschehen ein. Er stand in der Tür und sah lächelnd zu den beiden Gitarristen. „Hat man ihnen das noch nicht gesagt? Kyo-san fanden wir bereits gestern Abend. Er liegt derzeitig im Krankenhaus und erholt sich von den Strapazen. Sie haben es wirklich alle hinter sich.“

Pure Erleichterung machte sich auf Kaorus Gesicht breit. Jetzt waren seine ‚Schäfchen’ wieder in Sicherheit. Glücklich lächelnd und mit leicht feuchten Augen wandte er sein Gesicht nach oben und dankte den Göttern im Stillen dafür, dass die grausame Zeit endlich vorbei war, ehe er die Augen verdrehte und ohnmächtig zur Seite kippte.
 

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Seid ihr auch so erleichtert? Ich denke mal schon, denn jetzt wissen wir alle, was da in dem Raum so vergammelt roch...

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...

Sorry X) ich konnte gerade nicht anders. Kleiner Scherz am Rande.

Also diese Version finde ich weitaus besser, als die letzte und ist auch stellenweise plausibler, als die alte Version.

Das nächste Kapitel ist schon fertig, muss nur noch abgetippt werden. 21 ist auch schon in Arbeit und mal schauen, wie das noch so wird. Je nachdem mache ich aus der Gerichtsverhandlung einen eigenständigen Teil oder hänge den daran. Also noch maximal 3 Kapitel + Epilog^^
 

Noch eine kurze Bitte am Schluss:

Es gab, außer KenTsu-chan, noch jemanden, der benachrichtigt werden wollte. Aber ich dumme Nuss hab mir idiotischerweise nicht aufgeschrieben wer das war T-T Nicht böse sein. Einfach noch mal melden bitte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Camui_Gackt
2009-03-17T11:31:36+00:00 17.03.2009 12:31
Cool geschrieben, schon rech clever die Kortons an eindr zu kleben und 9 Schlösser an zu hängen.
Freu mich schon auf die weitere zusätzliche Kapitel ^^

*Kese hin stell*
für dich du Krümel Monster XD
*knuddel*
Von:  KenTsu
2009-03-16T20:42:23+00:00 16.03.2009 21:42
hey, sorry hab e mir von FanFiction geholt da war es schneller on. och schön hab ja wieder geheult, aber dieses mal vor freude das alle gefunden worden sind. hoffe das bleibt auch so. aber mal ehrlich kao wäre doch nicht kao wenn er das nicht irgentwie geanht hätte das dai dort dahinter den kartons ist, oder? schönes kappi.

danke für deine ens und hoffe du gibst mir wieder BESCHEID *grins* wenns weitergeht.

sei ganz dolle und ganz lieb von mir gegrüßt.

ps danke auch das du meine bitte weitergeleitet hast sie hat schon geantwortet.


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