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Wieso?

Eine Kurzgeschichte zum Nachdenken...
von

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Wieso?

Ich verstehe die Welt nicht mehr.

Wütend starre ich meinen Sohn an. Trotz der Verbände tropfte Blut auf den Fußboden.

Ich kam nach Hause, nichts ahnend, rief ihn, bekam keine Antwort.

In seinem Zimmer war er nicht.

Auch im Rest des Hauses hatte ich ihn nicht gefunden. Weder in der Küche, noch im Wohnzimmer, auf dem Dachboden oder im Keller. Nirgendwo eine Spur von ihm.

Die letzte Hoffnung: Das Badezimmer im Erdgeschoß.

> Hoffentlich ist er dort < dachte ich nur.

Ich musste mich einfach mal wieder abreagieren. Natürlich wusste mein Sohn, dass er wieder Schläge bekommen würde. Er hatte ja schließlich in meiner Post herumgeschnüffelt und den Brief mit meiner Kündigung gefunden. Die fünfte in zwei Monaten…

Doch ich hatte die Fenster vergittert und es gab nur einen Schlüssel für die Haustür. > Und den habe ich < Ich lachte mir ins Fäustchen. Er musste im Haus sein. Ich legte meine Hand auf die Türklinke, um die Tür zum Badezimmer zu öffnen.

Doch die Tür war abgeschlossen…

„MACH DIE TÜR AUF, VERDAMMT NOCHMAL!“

Rasend vor Wut riss ich an der Tür.

„Wenn ich die Tür aufkriege, prügele ich dich grün und blau!“ kreischte ich.

Tobend rannte ich in den Keller, auf der Suche nach etwas, um die Tür aufzukriegen. An den Ersatzschlüssel dachte ich nicht mehr, als ich den Hammer entdeckte.

Ich sprintete wieder zur verschlossenen Badezimmertür und schrie: „Jetzt setzt es was!“

brüllte ich die Tür an und schlug mit dem großen Vorschlaghammer auf das unschuldige Stück Holz ein. Die Tür zerbarst, als ob ich sie gesprengt hätte. Nach wenigen Schlägen hing sie nur noch in den Angeln. Mit einem kräftigen Tritt riss ich die Tür aus ihren kläglichen Halterungen.

Meine Augen starrten eiskalt in das Badezimmer, doch was ich dort sah, lies mein Herz beinahe stillstehen.

Dort lag mein Sohn, mitten auf dem Fußboden, direkt vor mir und schaute mich aus müden Augen an.

Die Blutlache in der er lag war so groß, dass ich schon beim ersten Schritt in den Raum feuchte Socken bekam. Doch das störte mich nicht im Geringsten.

> Was ist hier passiert? <

Als ich ihn aufhob, war meine anfängliche Wut nur noch größer geworden. Dann entdeckte ich zwei Schnitte an seinen Handgelenken.

> Er wollte sich umbringen! < schoss es mir durch den Kopf.

Doch schien er etwas falsch gemacht zu haben. Als gelernte Krankenschwester erkannte ich, dass er trotz des hohen Blutverlustes nicht in Lebensgefahr schwebte. Trotzdem holte ich schnell einen Erste-Hilfe-Kasten aus dem Schrank und verband seine Wunden.

Schließlich brauchte ich immer noch etwas unwichtiges, zum abreagieren…

Als ich mit dem verbinden fertig war, schaute ich in seine Augen. Eine Frage geisterte mir durch den Kopf.

Doch erst brachte ich ihn in die Küche.

Jetzt saß er dort, mit geschlossenen Augen und atmete langsam.

Trotz der Verbände tropfte Blut auf den Fußboden.

Ich starrte diesen Jungen, der für mich nichts weiter als ein Prügelsack war, aus kalten, wütenden Augen an. Und dann stellte ich ihm die Frage, die mir durch den Kopf geisterte. Es war nur ein kleines Wort…

„Wieso?“



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