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Pictures

AU NaruxSaku
von

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Whisky and Death

Kapitel1: Whisky and Death
 

Titel: Pictures

Teil: 2/? (Ca. 15 – 20, denke ich)

Autor: vulkan_chan

Disclaimer: nichts von Naruto gehört mir und dass mich jemand für diesen Schund hier bezahlt, wird wohl auch auf ewig ein Wunschtraum bleiben...

Warning: AU, teilweiße ziemlich OOC, Drama

Anmerkung: die Schauplätze in dieser FF sind frei erfunden, sämtliche Ähnlichkeiten zu realen Schauplätzen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
 

Widmung: Normalerweise widme ich meine Storys niemanden, dazu sind sie zu schlecht, aber diese hier will ich wolfsorceress widmen, weil sie mir so nette Tipps gegeben hat und weil ich meine Inspirationsquelle von ihr habe. ^-^
 

Anmerkung2: vielen lieben Dank an alle, die das hier lesen und mir einen Kommentar hinterlassen haben. Auch denjenigen, die „Pictures“ auf ihre Favoritenliste gesetzt haben, vielen Dank. ich fühle mich geehrt ^-^

und jetzt viel Spaß beim lesen. ^^
 

Kapitel 1: Whisky and Death
 

Dämmriges Licht, das surreale Schatten an die Wände schmierte, ein Dunst, herrührend von dem vielen Zigarettenqualm und der drückenden Hitze, die einen so völligen Gegensatz zu der klirrenden Kälte draußen bildete. Fette Körper, dicht zusammengepfercht auf engstem Raum, Wurstfinger, die nichts mehr zu begehren schienen, als ihr an den Hintern zu fassen, Lärm, der in den Ohren vibrierte, tausend Echos unkenntlichen Stimmengewirrs, Lachen, Schreie, Grölen, Rufe, Beschimpfungen, Jubel, ein einziger Brei sogenannter menschlicher Konversation; Sakura glaubte jedes Mal fast taub zu werden.
 

Staub, an, auf und unter den Tischen. Irgendwo hing ein alter, längst vergilbter Fächer an der Wand, riesengroß und nicht im mindesten dekorativ. Dreckige Fensterscheiben und der schmierige Tresen rundeten das Bild des hässlichen Raumes nicht gerade gelungen ab und würde jedem aufmerksamen Beobachter die Frage liefern, warum es so viele Leute gab, die tagtäglich hierher kamen. Aber es gab hier keine aufmerksamen Beobachter, denn die würden nicht bleiben.
 

Zigtausend Bestellungen jeden Abend, alles dasselbe: Bier oder Whisky, das eine billig, das andere hochprozentig, das eine zum Trinken, das andere zum Vergessen. Hierher kam man nicht, um sich zu unterhalten, hier her kam man immer alleine, oder mit Leuten, die man loswerden wollte. Niemand käme auf die Idee mit seiner Freundin im ‚Whisky and Death’ aufzutauchen, niemand würde ausgerechnet hier ein „sauberes“ Geschäft abwickeln. So war es mit Sicherheit schon, bevor sie hier angefangen hatte, so war es jetzt, wo sie schon so lange hier arbeitete und so würde es wohl auch immer sein. Eine schmutzige Kneipe in mitten der äußersten Unterschicht, für die äußerste Unterschicht. Sie glaubte nicht, dass Temari jemals viel Geld mit diesem - wie sie es für ihre Eltern liebevoll bezeichnet hatte – Lokal verdienen würde, aber das ging sie nichts an und wenn sie ehrlich war, war sie auch ganz froh darüber. Es war allgemein bekannt, dass die Blonde so ihre Probleme mit diesem Laden hatte, auch wenn Sakura nicht wusste welcher Natur sie waren.
 

Irgendwo an der Theke vernahm sie das Klatschen einer Hand gegen Haut, übernatürlich deutlich in diesem Wust aus Geräuschen. Vielleicht nahm sie es aber auch nur wahr, weil sie gerade in dem Augenblick zum Tresen blickte, als die Blonde einen rundlichen End-vierziger, der ihr schon den ganzen Abend in den Ausschnitt stierte, mit einer Ohrfeige zurechtwies. Vielleicht hatte sie es auch nur bemerkt, weil sich dieselbe Szene Nacht für Nacht stetig immer und immer wieder in genau derselben Form wiederholte. Er gab nicht auf und auch, wenn Sakura Temaris Abneigung gegenüber dem aufdringlichen Mann - der nun wirklich keine Schönheit war - verstehen konnte, so zollte sie diesem doch ungewollt ein wenig Respekt für seine Hartnäckigkeit. Temari nervte es wahrscheinlich nur. Die Rosahaarige war sich sicher, dass es nur sein weit über dem Normalniveau liegender Alkoholkonsum war, der ihm vor dem Lokalverbot bewahrte. Die Blonde mit der – wenn man den männlichen Stammgästen glauben schenken durfte - Modelfigur, sah nicht so aus, aber sie konnte einen Mann vom Betreten ihres Lokals abhalten, wenn sie es wollte.
 

Sakura hatte sie schon des Öfteren gefragt, wann und wieso sie Kampfsport erlernt hatte, aber sie hatte nur auffällig ausweichende oder auch gar keine Antwort erhalten.
 

„Wie oft muss ich dir das denn noch erklären, du versoffener Idiot?! Behalte deine Grabschpfoten gefälligst bei dir!“ Sie schrie, er hatte einen roten Kopf, hörte ihr nur verklärt zu und Sakura hätte sich über diese Situation gewöhnlich wohl mehr amüsiert, aber nicht heute. Sie war so unendlich müde.
 

Er lallte eine kaum zu verstehende Liebeserklärung, schon duzende Male gesagt, immer wieder auf taube Ohren gestoßen und wie jede Nacht konnte Sakura sehen, wie Temari ihren Verehrer mit groben Händen vor die Tür schleifte. Es war so amüsant und es war gleichzeitig so traurig, dass er es wie immer einfach vergessen würde, weil sein Kater am folgenden Morgen alle anderen Gedanken überdecken würde. Unerwiderte Liebe war ihr nicht unbekannt, sie kannte das zerbeißende Gefühl, und doch war ihre Situation völlig anders, ihr Alltag war nicht zu vergleichen mit dem dieses Gastes, so wie dessen Alltag nicht zu vergleichen war mit dem der anderen. Jeder hatte seine eigenen Dämonen zu bezwingen. Die Anwesenden glichen sich nur in einem: sie HATTEN einen Dämonen zu bekämpfen. Und manchmal, wenn sie sich die Stammgäste des ‚Whisky and Death’ ansah, dann war sie froh, dass der ihre nur so klein und unbedeutend schien und dass es wohl nur noch eine Sache von Monaten war, bis sie ihn endlich besiegt hätte.

Sie wusste nicht, dass sie sich irrte.
 

„Hey Haru’, ich weiß zwar, dass du es unheimlich lustig findest, wie ich den Idioten vor die Tür schleife, aber deswegen darfst du ruhig trotzdem weiterarbeiten! Die Typen dahinten haben schon nichts mehr in ihren Gläsern!“

Die Rosahaarige lies einen Seufzer vernehmen, bevor sie sich fachmännisch mit Stift und Notizblock ausgerüstet zu besagtem Tisch begab. Nichts, was wirklich nötig gewesen wäre, aber sie machte gute Miene zum bösen Spiel. Ätzend diese Müdigkeit.

„Wünschen die Herrschaften vielleicht noch etwas zu trinken?“ Fragte sie bemüht höfflich, während ihr Blick skeptisch über die hochroten Gesichter und glasigen Augen schweifte.

Sie bekam eine seltsame Mischung aus Grunzen und Schnauben zur Antwort und drei erhobene Finger. Sakura konnte sich nicht vorstellen, dass es irgendwo noch eine Kneipe gab, in der das als Bestellung durchging.
 

„Und?“ Temari sah sie erwartungsvoll an.

„Drei Bier und eine Ausnüchterungszelle, wenn du mich fragst.“ Die Blonde lachte tonlos und füllte drei Gläser Whisky. Sakuras Augenbraue wanderte nach oben.

„Interessant, diese neue Sorte ‚Bier’.“

„Wenn sie’s zurückgehen lassen und ihr Bier verlangen, geht die nächste Runde aufs Haus!“ Beißender Sarkasmus. Und natürlich behielten die Männer ihre Gläser.
 

Zwei Männer betraten das Lokal. Sakura erkannte das beschissene Wetter draußen, an ihren triefenden Mänteln und verzerrten Gesichtern. Der Lärm in der Kneipe übertönte den Sturm, der vor der Tür des ‚Whisky and Death’ tobte und der sicherlich eiskalte Wind, der ihr bis hinter an den Tresen entgegenschlug, glich mehr einem kühlen Luftzug zwischen all den schwitzenden Körpern und dem giftigen Rauch. Sie spielte mit einer Haarsträne, als sie ein Gespräch wieder aufgriff, dass sie bereits unzählige Male mit ihrer Chefin geführt hatte.
 

„Du solltest netter zu ihm sein.“ Unverständnis zeichnete sich auf dem Gesicht Temaris ab angesichts dieser Aussage.

„Zu wem?“ Die Rosahaarige schnaubte.

„Zu deinem ewigen Verehrer, natürlich. Zu wem denn sonst?“ Die Besitzerin des ‚Whisky and Death’ sah sie an, als ob sie den Verstand verloren hätte.

„Wenn ich netter zu ihm bin, dann macht er sich falsche Hoffnungen und rechnet sich irgendwelche Chancen aus und die hat er nicht!“ Ihr Blick war hart, als sage sie das nicht zu Sakura, sondern zu dem Mann, dessen Namen die Rosahaarige nicht kannte. Sie rieb sich über die Augen, eine Geste, die die Blonde ständig bei ihrer Angestellten beobachten konnte. Ihre Kehle fühlte sich seltsam rau an. Zweifellos Resultat des hohen Nikotingehalts in der Luft hier. Sakura verzog spöttisch den Mund.

„Ach? Gibt es da etwa eine heimliche Liebe, von der die Männerwelt hier drin nichts weiß?“ Gut zwei drittel aller Stammgäste des ‚Whisky and Death’ kamen nur wegen der hübschen Blonden, zumindest ging dieses Gerücht um. Ob es stimmte konnte die Rosahaarige nicht sagen. Jetzt war es Temari, die schnaubte.

„Du wieder! Nicht jeder verrennt sich in eine unglückliche Liebesaffäre, so wie du. Was macht denn dein Auserwählter? Kommt er dich mal besuchen? So von sich aus? Oder erscheint er immer noch nur dann, wenn seine Eltern der Meinung sind, dass es mal wieder Zeit wird, über die Hochzeit zu reden?“ Sakura schluckte hart. Sie wollte darüber nicht reden, am besten noch nicht einmal daran denken. Aber nichts sagen ging irgendwie auch nicht.

„Die Verlobung war nicht meine Idee. Und ich hab auch nicht darum gebeten.“ Sie hasste sich dafür, dass es klang, als rechtfertigte sie sich für etwas Verbotenes.

„Richtig. Aber du hast es dir gewünscht. Wahrscheinlich mehr, als du dir je irgendetwas anderes gewünscht hast.“

„Seit wann ist es falsch, sich über seine Verlobung zu freuen?“ Sie war wütend, aber mehr auf sich selbst, als auf die Blonde. Wann war dieses Gespräch nur von den üblichen Witzen zwischen Angestellter und Chefin auf ihr privates Liebesdebakel gekommen? Warum hatte sie überhaupt je mit Temari darüber gesprochen? Sie seufzte.

„Zwei Tage später hast du heulend in meinem Lokal gesessen und Whisky gekippt! Ist dass deine Vorstellung von ‚sich über seine Verlobung freuen’? Heulen, weil man den Mann den man liebt heiraten wird?“ Genau! Heulen, wegen dem Mann, DEN man liebt, nicht DER einen liebt. Der Schmerz nistete sich erneut in ihr Bewusstsein ein, als sie an Sasuke dachte. Er hatte sie sehr verletzt, aber sie hatte gedacht, längst darüber hinweg zu sein, vielleicht hatte sie sich geirrt?
 

Sie verlor sich in ihren melancholischen Gefühlen, suhlte sich in Selbstmitleid, schläfrig wie sie war und vernahm den ganzen Krach um sich herum nur als ein vages Wiegenleid, dass sie betäubte.
 

Lärm war ohnehin relativ im ‚Whisky and Death’, lautes Gegröle war normal, Beschimpfungen nichts als Geplänkel und ein Streit, bei dem auch mal eine Faust ein bis dato wohlgeformtes Gesicht entstellte, zwar selten, aber nicht ungewöhnlich.
 

Dem Ganzen Treiben am hinteren Ecktisch hätte sie wohl keine besondere Bedeutung zugemessen, wenn sie nicht genau in Blickrichtung gestanden hätte und die Faust des dunkelhaarigen Mannes leer gewesen wäre. Ihre Taubheit fiel so rasch von ihr ab, dass es sie selbst erschreckte.
 

„Scheiße, der hat ja ne Waffe!“ Sakuras Ausruf klang selbst in ihren eigenen Ohren, wie ein verzerrtes Quietschen. Er verebbte irgendwo zwischen Lachen und Brüllen der anwesenden Gäste.
 

Temari reagierte augenblicklich, kaum einen Wimpernschlag nach dem Ausruf ihrer Angestellten stand sie schon zwischen den beiden Streitenden. In ihrem Gesicht lag eine Härte, die die Rosahaarige noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Nicht einmal als sie einem ihrer Gäste einen Bierkrug über den Schädel gezogen hatte. Aber das hier war auch etwas ganz anderes. Beinahe unwirklich. Wieso sollte auch ausgerechnet IHR so etwas abstruses passieren? Wieso sollte ausgerechnet in dem Lokal, in dem SIE arbeitete, ein Typ mit einer Waffe auftauchen und einen ihrer Gäste bedrohen? War doch lächerlich. Und doch stand da dieser Mann und starrte herausfordernd in das Gesicht ihrer Chefin.
 

Sie redeten miteinander, irgendetwas, was Sakura von ihrem Platz am Tresen aus nicht verstehen konnte, aber ihre Neugier war nicht groß genug, als dass sie näher an die Szenerie heran getreten wäre. Die Blonde war wütend und gestikulierte wild mit den Händen, abartig pingelig darauf bedacht dabei nicht lauter zu werden; ihren Gegenüber lies das kalt.

Und dann ging alles plötzlich viel zu schnell.
 

Vielleicht war es ein Versehen, dass der Schuss sich löste, vielleicht war es bloßer Zufall, dass er die Schulter der Blonden streifte, vielleicht war es nichts als eine unglückliche Angelegenheit, dass der Mann Temaris Schulter nur knapp überragte und vielleicht war es keine Absicht, dass die Kugel ihn genau zwischen die Augen traf; vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Sie würde es nie wissen.
 

Sakura zuckte heftig zusammen, machte einen Satz rückwärts, sodass sie gegen den Tresen stieß; sie klammerte sich mit den Händen an die Kante des hässlichen Holzes und dachte nur ein einziges Wort: Schuss.
 

Gewöhnlich war es im ‚Whisky and Death’ nicht still, nicht einmal annähernd. Normalerweise konnte man sein eigenes Wort kaum verstehen und musste sich richtig anstrengen, um den Lärm zu übertönen. Der Schuss hatte das spielend geschafft und ihn mit sich genommen, als hätte er jedes Geräusch in sich aufgesogen. Die Stille erfüllte den Raum mehr, als das Stimmengewirr es jemals gekonnt hätte. Es war eine greifbare, unwirkliche Stille, die Sakura in den Ohren schmerzte. Totenstille.
 

Ihre Beine zitterten und sie lies sich hinter den Tresen gleiten. Eines der Gläser war zu Bruch gegangen, wahrscheinlich hatte sie es selbst umgeworfen. Das alles musste ein ganz ganz blöder Traum sein!
 

„Was glotzt ihr alle so dämlich?! Wir schließen jetzt, also raus hier!“ Temaris Aufforderung hätte sicherlich eindrucksvoller geklungen, wären es nicht durch vor Schmerz zusammengebissenen Zähnen hindurchgezischt worden. Trotzdem reichte scheinbar allein ihre Stimme aus, um die Gäste aus ihrer Starre zu lösen.
 

Die meisten erhoben sich eher murrend, andere hetzten regelrecht Richtung Ausgang und wieder andere schienen überhaupt nicht begriffen zu haben was eigentlich passiert war, betrunken wie sie waren, aber alle taten, was Temari verlangt hatte. Abgesehen von dem Toten, natürlich, der sowieso nie wieder etwas tun konnte. Sein Mörder war längst verschwunden.
 

Sakura mahnte sich zur Ruhe. Unschlüssig, was sie nun tun sollte, ging sie auf ihre Chefin zu.

„Alles... OK?“ Sie schallt sich selbst eine Idiotin angesichts dieser dämlichen Frage. Wie konnte alles in Ordnung sein, wenn einem die Schulter durchschossen worden war? Die Rosahaarige griff nach dem Telefon, wollte einen Notarzt rufen, als Temari sie unwirsch am Handgelenk packte.

„Wen rufst du an?“ Das Misstrauen in der Stimme der Blonden verwirrte sie, aber sie schob das dem Schock zu, den ihre Chefin zweifelsohne erlitten hatte.

„Einen Notarzt. Das,“ sie deutete ein wenig unbeholfen auf Temaris blutende Schulter, „muss verarztet werden. Und wir müssen auch die Polizei inf...“

„Das lass mal bleiben! Mir geht’s gut und der da kann froh sein, dass er tot ist! Wird schon ewig per Steckbrief gesucht...“ Sakura hatte keine Ahnung wovon die Blonde redete, beschloss aber nicht näher darauf einzugehen. Ihre Beine zitterten immer noch. Die Leiche auf dem Boden machte sie nervös und sie spürte einen leichten Anflug von Übelkeit, wenn sie in seine leeren Augen sah, oder dazwischen, wo das kleine rote Loch wie ein hässlicher Fleck auf seiner Stirn prangte, oder beim Anblick des Blutes, überhaupt wenn sie diesen toten Körper betrachtete.
 

„Gib mir mal das Telefon.“ Sie reichte es ihr. Hilfe, sogar ihre Finger zitterten, dabei hatte sie den Mann gar nicht gekannt! Und die erste Leiche, die sie sah, war es auch nicht. Schließlich lagen immer wieder Verkehrstote auf den Straßen von Inunk, oder erfrorene Bettler unter der Brücke, oder Junkies in den Gassen, oder Alkoholiker auf der Straße... Aber eine kleine Stimme in ihrem Kopf vereitelte diesen bemitleidenswert schlechten Versuch sich zu beruhigen und sagte ihr, dass das nicht das Selbe war, sagte ihr, dass sie das unmöglich mit der Tatsache vergleichen konnte, dass sie bei einem Mord zugesehen hatte.
 

„Is mir scheißegal! Du bewegst deinen Arsch gefälligst hierher!“

„...“

„Nein! SOFORT!!“ Temari legte auf, Zornesröte im Gesicht. Dann begann sie an ihrem T-Shirt zu zerren, bis sich eine hässliche Fleischwunde enthüllte. Der Schuss hätte nur Millimeter tiefer gehen müssen und er hätte ihre Schulter durchbohrt. Fluchend machte sie sich am Erste-Hilfe-Kasten zu schaffen. Sakura half ihr einen provisorischen Verband anzulegen.

Längst glaubte sie nicht mehr daran, dass Temari einen Krankenwagen, geschweige denn die Polizei angerufen hatte. Selbst die Blonde konnte unmöglich derart unhöfflich zu jemandem sein, der sie wegen Beamtenbeleidigung belangen konnte.
 

Sakura hörte den Sturm toben und spürte einen eisigen Luftzug, als sich die Tür zur Kneipe öffnete. Hatte sie vor nicht mal einer Stunde den Wind noch als angenehm kühl empfunden, so schien er sie nun zu beißen, mit Zähnen aus Eis.
 

Der Mann der eingetreten war, hatte wild abstehende blonde Haare, einen nicht zu übersehenden Fable für die Farbe Orange und schien bei genauerer Betrachtung nicht viel älter als Sakura zu sein, wenn überhaupt. Sein Gesicht war ein einziges Grinsen, so breit, dass es der Rosahaarigen beinahe schien, als berühre es seine Ohren. Die Fröhlichkeit verschwand auch dann nicht von seiner Miene, als Temari ihn wutschnaubend entgegenstapfte und

„Naruto!“ brüllte. Im Gegenteil, er hob die Hand, als ginge eine derartige Begrüßung bei ihm noch als freundliches ‚Hallo’ durch. Sie war zu aufgewühlt, als das sie bemerken könnte, wie fahrig diese Geste war.

„Sieh dir das an! SIEH DIR DAS VERDAMMT NOCH MAL AN!!“ Sakura hatte Temari noch nie so laut schreien hören, oder überhaupt je derart wütend erlebt.

„Wie konnte das passieren?! Kannst du mir mal erklären, wieso DEINE Zielperson in MEINEM Lokal ermordet worden ist?!“ Der Rosahaarigen war der Blonde gänzlich unbekannt und warum Temari ganz offensichtlich ihm die Schuld am Tod des Mannes gab, war ihr ebenso schleierhaft. Über den Rest des Satzes wollte sie lieber gar nicht erst nachdenken.

Naruto hob seine linke Hand hinter seinen Kopf und lachte verlegen. Er versuchte den Ansatz einer Erklärung.

„Na ja, weißt du Temari, dass ist eine ganz dumme Geschichte...“ Aber sie lies ihn nicht ausreden.

„Nein, dass ist eine mittlere Katastrophe! Sakura!“ Die Rosahaarige schrak zusammen, als sie so plötzlich angesprochen wurde.

„Ja?“ Aber Temari hatte sich wieder ihrem ‚Gast’ zugewandt.

„Das,“ sie wies auf ihre Angestellte, „ist Sakura, meine Kellnerin. Du wirst sie jetzt nach Hause bringen.“ Das Grinsen des Blonden schwankte keine Sekunde, aber besagte Kellnerin war sich gar nicht sicher, ob sie von Selbigem nach Hause gebracht werden wollte. Die Vorstellung einem völlig unbekannten, der auf irgendeine verquere Weiße etwas mit einem Mord zu tun hatte, ihre Adresse zu geben, machte ihr eher Angst. Trotzdem schwieg sie.

„Geht klar, wo wohnst du?“ Sakura fand das Lächeln gruselig, teils weil es wirklich gigantisch war, teils, weil es so gar nicht in die Szenerie eines Tatortes und einer wutschnaubenden Temari hineinpasste. Ihr eigenes misslang kläglich, als sie den Versuch, höfflich abzulehnen, startete. Aber Temari ignorierte sie. Sie griff erneut zum Telefon, schien es sich aber dann doch noch anders überlegt zu haben.
 

„Noch was: Sakura, sei so gut und behalt das hier“, ihr Blick glitt über die Leiche, die überraschenderweise besser in ihr Lokal passte, als Narutos Grinsen, „lieber für dich. Ihn können meine Gäste vergessen, aber Bullen in meinem Lokal... ich würde bankrott gehen, verstehst du?“ Die Rosahaarige konnte nicht sagen warum, aber sie hatte nicht das Gefühl, dass das der einzige Grund war, warum Temari die Polizei nicht rufen wollte.

„Aber das hier ist ein Mord! Was willst du denn mit der Leiche machen?“ Sie ärgerte sich ein wenig über den schrillen Klang ihrer Stimme, der verriet, wie aufgekratzt sie war.

„Und der Mörder? Wenn du behauptest nichts zu wissen, könnte das glatt Beihilfe...“

„Fang jetzt bloß keinen Juristischen Vortrag an, ja? Ich habs schon kapiert, ich kümmre mich drum, aber du hältst den Mund, verstanden? Wenn nicht für mich, dann für dich! Oder glaubst du, dass die Uchihas begeistert sind, wenn sie erfahren, dass du in einen Mordfall verwickelt bist?“ Sakura glaubte ihr ohnehin kein Wort, doch als sich die Besitzerin des ‚Whisky and Death’ vor beugte und sie eindringlich musterte, um ihren Worten noch mehr Gewicht zu verleihen, da wurde es ihr noch deutlicher. Temari würde die Leiche eher unter den Dielen verscharren, als zur Polizei zu gehen.

„Ich hab nichts getan! Ich bin doch bloß Zeugin!“ Die Blonde schnaubte, während Naruto sich auf einem der Barhocker niedergelassen hatte und ihnen schweigend zuhörte. Ihm schien das alles nicht im geringsten zu stören. Einzig sein Grinsen war einem merkwürdig verträumten Ausdruck gewichen, aber Sakura registrierte es gar nicht, Temaris nächste Worte lenkten sie ab.
 

„Und sein Mörder war reich! Glaub mir, es sind schon andere wegen weniger unschuldig ins Gefängnis gewandert!“ Sie sprach es aus, als wäre ihr das selbst schon duzende Male passiert.

Überhaupt, es gab keine reichen Gäste im ‚Whisky and Death’.
 

Sakura wusste, dass es Temari nicht im geringsten interessierte, ob sie nun Sasuke heiraten würde oder nicht und sie wusste auch wie unwahrscheinlich es war, dass sie tatsächlich für diesen Mord im Gefängnis landen würde, aber allein der Gedanke daran, dass die Verlobung nun doch noch aufgelöst würde, bereitete ihr Magenschmerzen. Sie liebte diesen kalten Idioten schon so lange und viel zu sehr, als dass es ihr egal sein könnte.

Sie nickte. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie wusste, dass sie einen Fehler beging und dass sie nicht klar denken konnte.

„Jetzt starr den Idioten nicht so an! Du kanntest den Mann doch gar nicht!“ Ihre Chefin schob sie grob Richtung Ausgang. Naruto folgte ihnen.
 


 


 

Die Straßen waren schmutziger, als sie sich vorgestellt hatte. Der Regen hatte sämtlichen Unrat von den Bürgersteigen geschwemmt, der sich mit dem nassen Staub zu einer übel riechenden Masse verbunden hatte. Der Slum von Inunk gehörte zu genau jenen Gegenden, in die sich ihr Vater nicht einmal wagen würde, wenn es um sein Leben ginge. Die schäbigen Hütten säumten die Straße zu beiden Seiten. Wand an Wand, als würden sie aneinander lehnen, um nicht in sich zusammenzufallen, glichen sie einer absurden Parodie der untersten Reihe eines Kartenhauses. Und sie sahen ebenso zerbrechlich aus. Die meisten der Häuser hatten weder Tür noch Fenster, so dass Sakura die noch schäbiger wirkende Innenausstattung betrachten konnte.
 

Sie sah, dass auch innerhalb der Häuser der Boden matschig und feucht war und fragte sich, wie man nachts schlief, wenn einem der Wind um die Ohren Pfiff und der Regen laut und unnachgiebig auf das Blechdach schlug.
 

Der Blonde neben ihr lächelte noch immer versonnen vor sich hin, während Sakura krampfhaft versuchte nicht an die letzte halbe Stunde zu denken. Sie hatte Angst, Angst vor etwas, dass sie nicht greifen konnte. Dennoch schlug ihr das Herz hart gegen die Brust und ihre Eingeweide verkrampften sich zu einem schmerzhaften Knoten.
 

‚Verdammt, Sakura! Reis dich mal ein bisschen zusammen! So was passiert täglich und überall auf der Welt!’

Sie beschloss grimmig, dass sie gleich am nächsten Morgen zur Polizei gehen würde. Als zukünftige Anwältin konnte sie unmöglich NICHT hingehen! Nicht, wenn sie sich sicher sein konnte, dass Temari es nicht selbst tun würde. Außerdem kannte sie sich mit Recht aus, man würde ihr so leicht schon nichts anhängen können.
 

Ihr wurde kalt. Der Wind peitschte noch immer heftig durch die Luft und drang durch ihre Jacke. Was war das aber auch für ein verflucht beschissener Tag!
 

Sie hasste das Schweigen, dass zwischen ihr und dem Blonden herrschte. Vielleicht, weil sie gedacht hatte, dass er sie endlos voll quatschen würde, bis sie sich entnervt die Ohren zugehalten hätte.

Was er nicht tat.

Worüber sie froh sein sollte.

Es aber nicht war.
 

„Bist du eigentlich immer so schweigsam?“ Sie hatte keine Ahnung warum sie überhaupt fragte. Innerlich graute ihr sogar ein wenig vor dem Gespräch mit dem Jungen neben ihr, aber viel schlimmer als diese endlose Stille konnte es auch nicht sein.
 

Er lachte verlegen. Dann begann er zu reden, und zu reden und zu reden. Er hörte gar nicht mehr auf und störte sich nicht im mindesten daran, dass sie selbst nichts sagte. Also hörte Sakura ihm nur zu, lauschte der überraschend angenehmen Stimme, ohne auch nur zu realisieren, was ihr Begleiter überhaupt sagte.
 

***
 

„Nun Frau Haruno, Tatsache ist aber, dass sie wohl nicht zur Polizei gegangen sind, nicht war?“
 

Was soll ich groß anderes tun, als ihm recht zu geben? Ich bin tatsächlich niemals auf dem Revier erschienen.
 

„Warum?“
 

Ich kann ihm nicht antworten. Es überrascht mich selbst, dass ich es nicht mehr weiß, obwohl ich mich zu erinnern glaube, wie ich nächtelang schlecht geschlafen habe, in Überlegungen versunken, ob es das richtige war, was ich tat.

Natürlich war es das nicht. Und ich glaube ich wusste das damals schon.
 

„Wollen sie mir nicht antworten, Frau Haruno?“
 

Ich sage, dass ich mich nicht erinnern kann und dass ich wohl wirklich Angst gehabt hatte, verhaftet zu werden, obwohl das nicht stimmt. Temari war eine furchterregende Frau, aber ich habe ihr damals einfach nicht geglaubt.

Ich könnte ihm ins Gesicht schlagen, als er es wagt zu Lachen, aber die Worte, die auf sein Amüsement folgen, sind noch schlimmer.
 

„Vielleicht können sie mir dann ja sagen, warum auch keiner der anderen Gäste, von denen es – laut ihrer Aussage – ja genügend gegeben hat, den Vorfall gemeldet hat? Immerhin reden wir hier von Mord und das ist doch wohl selbst in den Kreisen, in denen sie gewöhnlich verkehren, keine Lappalie!“
 

Erstaunlich, wie schnell man einen Menschen hassen kann! Ein falsches Wort, ein falscher Satz zur falschen Zeit und schon kocht das Blut und der Verstand wird zum Verräter. Ich habe lange und genügend Zeit gehabt um dieses Gefühl zu erkennen. Es hat Zeiten gegeben, in denen ich den Mann vor mir einfach getötet hätte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es hier und heute tun würde, wenn ich eine Waffe hätte, aber auch das ist egal. Haru schweigt. Sie schweigt immer, wenn sie nichts zu sagen hat. Und sie hat nichts zu sagen, denn heute spricht Sakura. Ich habe die letzten beiden Jahre schon zu oft geschwiegen, dort wo Haru ununterbrochen geredet hat.
 

„Ist es nicht viel mehr so, dass sie selbst es waren, die den Mord verübt hat? Und um das Ganze zu vertuschen, denken sie sich hier diese Geschichtchen aus. Wirklich herzallerliebst! Zu schade, dass ihnen niemand hier glaubt!“
 

„Warum hätte ich das tun sollen? Ich kannte den Mann nicht.“
 

Es ist so selbstverständlich das zu sagen, dass ich fast anfange zu lachen! Man ist geneigt zu glauben, dass man jemanden hassen muss, um ihn zu töten, aber das stimmt nicht. Es ist noch nicht einmal erforderlich den Namen der Person zu kennen, die man ermordet, geschweige denn die Person selbst.
 

„Geld? Kannten sie etwa alle Opfer persönlich? Oder – und tut mir leid, wenn ich damit in ihrer Geschichte ein wenig vorgreife – kommt die Story mit dem Unbekannten, der den Mord begeht auch bei allen anderen ihnen vorgeworfenen Straftaten?“
 

Ich lache.

Vollidiot.

Haru stürzt sich auf ihn. In meiner Phantasie sehe ich ihn bluten und schreien, sich winden und lang, qualvoll, bettelnd sterben. Mein Verstand ist Matsch, wie immer. Wahnsinn, so schön dich anzusehen! Mordlust vergeht wohl nie. Ich weiß gerade selbst nicht, ob ich Sakura oder Haru bin.
 

„Ich bin nicht unschuldig. Ich habe nur Terian nicht getötet.“
 

„Und seine Haushälterin? Die etwa auch nicht?“
 

***
 

„Der Angeklagten Haruno Sakura wird vorgeworfen am Mord an Herrn Oron Terian beteiligt gewesen zu sein. Am Abend des 27. Oktobers 2001 begab sie sich gegen 20 Uhr in das ‚Whisky and Death’, wo sie seit zwei Monaten als Kellnerin arbeitet. Das Opfer betritt das Lokal gegen 21 Uhr. Später tritt die Angeklagte an seinen Tisch, zieht eine Waffe und schießt Herrn Terian genau zwischen die Augen. Er verstirbt nur Sekunden später gegen 23:12 Uhr.“
 

tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  sweetitachi
2008-09-09T14:30:50+00:00 09.09.2008 16:30
hey tolle ff kannst du mich auf die ens liste setzen^^weiter so cucu
Von: abgemeldet
2008-08-03T19:17:12+00:00 03.08.2008 21:17
Ok ich wollt ma so a bssl hallo sagen und weiter wollt ich sagen das die geschichte gut is und das dich rannhallt sollst und des wars jetzt erst ma weil mir nix besseres einfällt tschüss. (vom stuhl aufsteh und geh)
Von:  kinee
2008-05-05T20:00:34+00:00 05.05.2008 22:00
Hey!

War wieder mal klasse von dir geschrieben. Dein Schreibstil ist wirklich sehr gut. Ich hoffe du schreibst weiter und läss dich nicht von den wenigen Komis aus der Ruhe bringen. Ich bin echt gespannt wie das weiter geht und überhaupt was mit der Haushälterin passiert ist. Ich hab wirklich mitleid mit Saku/Haru. Sagst du mir dann bescheid wenn das nächste Kapi on ist.
thx ^_^

lg kinee
Von: abgemeldet
2008-05-05T15:58:49+00:00 05.05.2008 17:58
ich schlisse mich werepuxx an. (der name werepuxx ist echt cool)
werepuxxwerepuxxwerepuxxwerepuxxwerepuxx (räusper)
schön das du weitergeschriben hast und denk dran das du dich auch weiterhin ranhälst!

P.S.: Sorry WerepuXx. Ich finde den Namen echt cool!
Von: abgemeldet
2008-05-02T18:37:45+00:00 02.05.2008 20:37
Oi ... Terian also? Ah, das wird ja immer komplizierter.

Am Anfang, wo du das Lokal beschrieben hast, fand ich den Fächer an der Wand cool und hatte schon geahnt, dass Temari da iwie was mit zu tun hatte. Kann es sein, dass Temari sone Art Auftragskillerbüro betreibt? Zumindest scheint es so, wie sie rumgeschrien hat und wenn man bedenkt, dass sie iwelche Schwierigkeiten hat? Verdächtig :D

Naruto is ja auchn Knülller, oder? :D Grinsebacke, wirkt schon recht Wahnsinnig. Echt geiler Schreibstil, wie du so die Atmosphäre beschreibst, das läuft einem doch glatt kalt den Rücken runter. Und ich will mehr wissen! Will wissen, wie Sakura zu Haru wurde ... wobei sie ja eigentlich das Rechtbewusstsein haben sollte.

Gruß, WerepuXx


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