Entführung
Der mächtige Regen hatte das Land zwar nicht zerstört, es aber in eine Wüste aus Schlamm verwandelt und dafür gesorgt, dass manche Pfade, Wege, Straßen und Pässe unpassierbar wurden. So mussten die Menschen in ihren Häusern bleiben und warten bis das schlimmste vorbei war. In der warmen und schwülen Sommerluft hielt sich dichter Nebel, als wollten sie die Hinterlassenschaften der Überschwemmungen verdeckt werden. Aber all das konnte man kaum sehen, da die Nacht auf dem Land lag. Der Mond war unsichtbar am Himmel für menschliche Augen, da Neumond war und nur die Sterne erhellten die Nacht. Der schwarze Berg, der mitten in dem Gebiet lag, war ein riesiger Schatten, der sich von allem anderen abhob und sich dem ebenfalls dunklem Himmel entgegen reckte. Die Bäume des Waldes standen wie Soldaten um den berg herum und schützten ihn und sein Geheimnis, dass er tief in sich trug. Die Luft war kühl und unangenehm rau, wenn man draußen unterwegs war und nur selten streiften die warmen Luftzüge, die Bäume und spielten mit den Ästen und den Blättern der Bäume, die dann eine leise Melodie raschelten. Der einzige Laut, der in der sonst stillen Nacht hören konnte. Auch trieb der Wind die Wolken immer weiter über den Nachthimmel, die sich so langsam vor die Sterne schoben und ihren hellen Glanz erlöschen ließen und die Nacht gewann so immer mehr an Macht. Macht für die Dunkelheit in einer Mondlosen Nacht und solche Nächte standen schon immer in Zusammenhängen mit Magie....
Doch dann wurde die Stille der Nacht von etwas unterbrochen. Deutlich war das stampfen von Füßen zu hören und schnaufende Laute. Immer schneller und schneller wurden die donnernden Schritte, die das Wasser der Pfützen und des Schlammes aufspritzen ließen, die sich so auf die schwarze Kleidung klebten und darin hängen blieben. Aber war das dem Rennenden egal. Seine Gedanken kreisten um das was bald geschehen würde und das was vor wenigen Stunden geschehen war. Seine Brust hob und senkte sich hektisch bei jedem Atemzug, während seine Arme hin und her an seinem Körper vorbei zogen, im Perfekten Takt zu seinen Schritten, die ihn quer über das nasse und dreckige Land hetzten. Aufmerksam sahen sich die roten Augen des Vampires um, der sich keine Pause gönnte. Ununterbrochen rannte er nun seit mehreren Stunden umher und ging der Spur nach, die er verfolgte. Immer weiter und weiter....
Dann endlich ließ er das weite Land hinter sich zurück und passierte die Grenze des Waldes. Seine schwarze Kleidung verschmolz nun perfekt mit der Umgebung und Kai war beinahe unsichtbar, würden seine roten, scharfen Augen nicht hervorstechen, wie glühende Kohlestücke, die im Feuer lagen. Und genau solch ein Feuer brannte in dem Vampir, der sich langsam an die Grenzen trieb, aber Aufgeben kam für ihn nicht in Frage, das erlaubte schon sein Stolz nicht, das einzige, was ihn wohl noch nach der Tortur neben seinem Eisernen Willen aufrecht hielt. Auch wenn er aufmerksam alles sah und sich einprägte, trügt der Eindruck, den er nach aussen hin zeigte. Sein Gesicht verzog keine Miene, auch wenn der Mund leicht geöffnet war um besser Luft zu bekommen, strahlte er Ruhe aus, doch in seinem Inneren tobte ein heftiger Sturm. Die Gedanken des rotäugigen drehten sich allesamt nur um den rothaarigen Lycaner. //Yuriy.....halte bloß durch.// Schoss es ihm durch den Kopf. //Was musste sich der Idiot auch fangen lassen?// fluchte Kai innerlich wütend auf den eingebildeten Lycaner. Aber im Stich lassen durfte er ihn auch nicht. Immerhin waren sie beide für diese Aufgabe ausgewählt worden und nur Yuriy kannte den Weg zum Heiligen Gral, den sie finden sollten. Auch ließ Kai nie einen Gefährten im Unglück, egal ob Vampir oder der Todfeind, der Werwolf. Nein. Ein Verräter war Kai noch lange nicht...
Endlich kam der Berg in Kais Blickfeld und er beschleunigte seine Schritte noch mehr, falls das noch möglich war. Diese Hetzjagd ging schon mehrere Stunden und über mehrere Kilometer hinweg. Jeder Mensch wäre darunter schon zusammengebrochen, aber Sie waren Schattenwesen und konnten das durchstehen, auch wenn es sie Kraft und Ausdauer kostete...aber sie schafften es. Als Kai den Berg so musterte, musste er an die letzen Stunden zurück denken und daran wie Yuriy vor seinen Augen entführt wurde...
>>>>>Rückblick ins letzte Kapitel Anfang<<<<<
Kai ging eilig die Treppen hinunter. Er konnte Yuriy nicht nur spüren sondern auch wittern. Dabei hatte er als Vampir normal keine scharfen Geruchsinne. Er erkannte den See und lächelte kurz. Wunderschön...Kurz glitt sein Blick zu den Bücherregalen, bevor er sich dann dem Geruch folgend die Treppe bestieg und nach oben ging. Ohne darauf zu achten wo er hin lief, kam am Schrein an und sah sich um. Hier musste Yuriy länger gewesen sein, da es noch stärker nach Lycanern roch. Oder vermengten sich da zwei Düfte? Kai konnte es nicht sagen, aber dafür hatte er auch keine Zeit. Er spürte innerlich einen Schlag Eiseskälte. „Yuriy!“ Sofort setzte sich Kai in Bewegung und rannte in den Tempel. Er wusste nicht warum, aber er machte sich sorgen um seinen Yuriy. Seinen??? Für einen Moment war der Vampir irritiert, doch rannte er immer weiter und verdrängte alles andere. Seine roten Augen glitten umher, als Instinktiv bleckte er die Fänge und knurrte kehlig. Seine Augen glühten auf.//MEINS!// schoss es ihm durch den Kopf. Aber nun spürte er das Dunkle im Raum vor den Beiden. „Was zum..?“ Er nahm wahr sie sehr Yuriy zitterte und angespannt war. Langsam kam er näher. „Yuriy?“ Die Frau drehte sich zu ihm um, während der Rotschopf einfach den Raum betrat. „Yuriy!“ Er wusste, dass es das letzte war was gut war. Yuriy durfte nicht in den Raum, das konnte er spüren. „NEIN! YURIY!“ schrie er panisch auf und rannte die letzten Meter noch schneller falls das möglich war. Doch schon erschien ein heller Lichtblitz und alle anwesenden kniffen geplagt die Augen zusammen...//Yuriy....//
>>>>>Rückblick ins letzte Kapitel Ende<<<<<
>>>>>Rückblick in Kais Erinnerungen wie es weiter geht ANFANG<<<<<
Kai öffnete langsam die Augen und blinzelte mehrmals. Das Licht hatte seinen Augen weh getan, doch nun konnte er wieder klar sehen. Die Frau, die in der Tür gestanden hatte, lag nun bewusstlos am Boden. „Yuriy!“ Sofort wanderten Kais rote Augen zur Türe, durch die der Lycaner eben gegangen war. Mit einer Bewegung war Kai an der Türe und sah in den Raum. Dort stand Yuriy vor einem Tisch, auf dem die Schriftrollen lagen. Verwirrt sah Kai umher. Woher kam das Licht? „Yuriy?“ sprach er zögerlich seinen Freund an, doch dann wurde er hart zurück geschleudert. „Tut mir Leid kleiner, aber...du hast hier nichts verloren....“ schnurrte die Person. Zwischen Yuriy und Kai war eine Gestalt mit einer Kutte erschienen. //Was zum...?// Verwirrt sah Kai den Kerl an. Wie konnte dieses Ding es wagen sich ihm in den Weg zu stellen. Ein wütendes Schnaubend kam über Kais Lippen, bevor er sich mit einer fließenden Bewegung erhob. „Geh mir aus dem Weg!“ zischte der Vampir und bleckte wütend seine Fänge. „Warum sollte ich?“ kam die einfache Gegenfrage.
Doch die vermummte Gestalt schien das Interesse an Kai verloren haben. Er wandte sich mit einer Drehung Yuriy zu, der noch immer vor den Schriftrollen stand, beinahe wie hypnotisiert. Seine Gedanken schienen völlig weg, während seine sonst so scharfen Augen leicht verklärt wirkten. Sein Körper zitterte leicht, doch nahm der Rotschopf nichts von seiner Umgebung war. Leise lachte die vermummte Gestalt auf. „Komm mit mir Yuriy.....“hauchte er und hielt dem Lycaner seine Hand hin. Die Worte schwebten einen Moment im Raum, bevor der Angesprochene sich herum drehte. Seine Augen glitten zu dem Sprecher, dennoch wirkte er wie eine Marionette. Mit einer langsamen, zögernden Bewegung hob er die Hand an und wollte sie in die Angebotene Hand legen. Alles in ich schrie danach die Hand weg zu ziehen, die Fremde nicht zu berühren. Aber etwas lenkte ihn und er kam nicht dagegen an, er war wehrlos. Seine Hand kam der anderen immer näher, doch dann ertönte eine ihm allzu bekannte Stimme. „YURIY!“
Wütend hämmerte Kai gegen die Unsichtbare Barriere, die ihn nicht in den Raum ließ. „Yuriy! Wach auf!“ Schrie er aufgebracht. Ein Ruck ging durch den Körper des Lycaners, bevor er die Hand zurück und sein aufgeweckter und wacher Blick zu Kai glitt. Er war wieder klar und das hatte er wohl nur dem kleinen Vampir zu verdanken. Doch dann glitten die wütenden blauen Augen zu dem Fremden, wobei sich Yuriy ein kehliges Knurren entrang. Er war sauer und wütend, dass jemand derart seinen Stolz verletzte. Darauf reagierte er mehr als allergisch. „Das büßt du!“ knurrte er wütend und stürzte sich mit einer schnellen Bewegung auf seinen Feind. Der Rotschopf konnte es klar wittern. Sein Gegenüber war ein Lycaner.....jemand aus seinem Volke, aber da war noch etwas anderes. Etwas, dass Yuriy nicht zu ordnen konnte. „Du hast keine Chance gegen mich!“ erschallte die Stimme des Fremden, während er die Hand hob und den Angreifenden zurück schleuderte. Yuriy wirbelte durch die Luft, bevor er hart auf dem Tisch auf kam, der unter ihm zerbrach. Holzstücke kratzten über Yuriys Wange und ein spitzer Splitter bohrte sich in seine rechte Seite, was ihn schmerzlich aufkeuchen ließ. Seine Augen blitzten kalt und voller Hass auf. Er mochte es nicht verletzt zu werden und das war nun zu viel. Er wollte auf die Beine kommen, doch konnte er keinen Finger rühren. //Was zum..?// „Ich habe dich gelähmt kleiner....du wirst nun mit mir kommen....“ hauchte er und packte den Lycaner, am Kragen und zerrte ihn an sich. Seine blauen Augen glitten zu Kai. Er wollte zu ihm. Er wollte die Hand heben und nach dem Vampir greifen, der wütend gegen die Barriere hämmerte und versuchte in den Raum zu gelangen. Voller Panik schrie er den Namen des Lycaners. „Yuriy! Wehr dich! Yuriy!“
Doch der verletzte konnte sich noch immer nicht rühren, während sein Oberteil sich allmählich voller Blut sog. Der Fremde lachte nur auf und verschwand mit ihm.....“NEIN YURIY!“ schrie Kai auf und sacke an der Barriere zu Boden. Er hatte Angst um seinen Freund. Er ahnte, dass etwas schlimmes geschehen würde....Er wollte ihn nicht verlieren....
>>>>> Rückblick in Kais Erinnerungen wie es weiter geht ENDE >>>>>
Kai rannte immer weiter auf den Berg zu und erkannte erst jetzt, dass es eine Art Vulkan war. Verdammt...wenn das mal gut ginge. Mit letzter Kraft wurde er schneller und beeilte sich. Wenn er Yuriy retten wollte musste er sich beeilen. Er wusste was geschehen würde und das würde er verhindern. Kurz wanderte Kais Hand in seine Tasche. Sanft umschloss er die Kette und drückte zu. Yuriys Freundin, die Lycanerin hatte es ihm gegen und ihm alles erklärt.....Seufzend dachte Kai an das kurze Gespräch zurück. Kai hatte sich erklärt und wollte wissen was nun mit Yuriy sei. Sein Yuriy war in Gefahr....
>>>>> Rückblick Anfang>>>>>
Die beiden standen sich gegenüber, während Kais Augen wütend funkelten. „Erklär mir das endlich! Wer war das und warum hat er Yuriy entführt?!“ Der Vampir wollte endlich antworten und die brauchte er. Und zwar schnell!
Vaelanor seufzte leise und wand den Blick ab. „Das war...einer der ältesten Lycaner. Sayorem...“ meinte sie und sah zu Kai auf. „Er ist ein Diener unserer Verbotenen Gottheit. Seit Jahrhunderten ist der Wolfsgott Wolborg verbannt worden. Er hat uns angegriffen und viele Lycaner starben. Die anderen Götter griffen ein und verbannten ihn, damit er keinen Schaden mehr anstellen konnte. Allerdings versucht Sayorem ihn seit Jahrhunderten wieder zu erwecken. Bisher hat es nie geklappt aber.....“ Unsicher spielte sie mit einer Haarsträhne. „Rede endlich und mach nicht so ein Theater! Beeil dich endlich ich muss Yuriy finden und ihm helfen!“ knurrte er aufgebracht und funkelte die Lycanerin an. „Es gibt eine alte Prophezeiung. Man braucht ein....lebendes Opfer um Wolborg zu befreien....Er wird ihn töten um das Siegel zu brechen. Yuriy wird sterben....“ „WAAAAAS?!“ Geschockt weiteten sich die roten Augen. Niemals würde er zu lassen, dass Yuriy starb. Niemals! „Weißt du wo er hin ist?!“ „Ich denke er wird Yuriy zum Feuerberg bringen....“ Feuerberg....Kai hatte keine Ahnung aber er würde es finden. Selbst jetzt konnte er Yuriy noch spüren...Schon lief Kai los und verließ die Hölle und trat hinaus ins freie. Der Tag war vergangen und die Nacht begann. „Perfekt....keine Sorge Yuriy....ich komme....“ Damit rannte er los....
>>>>> Rückblick Ende>>>>>
Nach Luft schnappend kam er am Fuße des Feuerberges an. Der Vulkan. Kurz glitten Kais Augen umher, während er sich die Haare zurück strich. Er brauchte einen Eingang. Er würde irgendwie darein kommen. Seine Brust hob und senkte sich schnell, bevor er einfach weiter auf die Felsen zu lief. Hektisch glitt sein Blick umher als er endlich etwas sah. An der einen Stelle war der Fels dunkler als sonst überall. Langsam ging er darauf zu und strich hauchzart über den Felsen, als dieser aufglühten und verschwand. So gab er den Eingang zu einer Höhle frei. Frech lächelte Kai. „Ich komme Yuriy...“ murmelte er und stürmte ohne darüber nach zu denken in die Höhle, während sich hinter ihm der Eingang schloss.
Seufzend strich sich eine Person über die Kleidung. „Das war viel zu voreilig...viel zu schnell und ohne nach zu denken....“ murmelte die Gestalt. Schatten verbargen das Gesicht, doch kurz blitzen die Augen gelb auf und wirkten tierisch. „Aber keine Sorge...ich helfe euch..“ Damit ging diese Person eben auf den Eingang zu und verschwand im inneren wie zuvor Kai. //Sie werden meine Hilfe noch dringend brauchen...//