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Allerheiligen

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Allerheiligen - Farfarello

Allerheiligen – Farfarello
 

Die kleine Kirche war dunkel und still, als Farfarello die leise knarrende Tür auf schob und hinein ging. Zielsicher ging er zu der langen Reihe von Kerzen, die neben dem kleinen Altar stand, und fing an sie zu entzünden. Die Flammen tanzten und warfen Schatten, erfüllten den kleinen Raum mit orange-gelbem Flackern. Das Licht wurde vom Messingkreuz auf dem Altar gespiegelt, tauchte auch den hölzernen Gekreuzigten in blassen Schein.
 

Farfarello fiel vor dem Altar auf die Knie und sah nach oben zu dem Wandbild, welches in der Dämmerung nur schwach zu erkennen war. Die Engel auf dem Bild sahen beinahe so aus wie die auf dem Wandbehang, den Schwester Rutz damals seiner Schwester geschenkt hatte. Seine Schwester, die Gott ihm so grausam genommen hatte, genau wie seine Eltern.
 

An diesem heiligen Tag wäre er gerne zu ihren Gräbern gegangen, doch sie lagen auf einem kleinen Friedhof nahe des irischen Dorfes in dem er aufgewachsen war. Deshalb kniete er jetzt in dieser kleinen Kirche, dem Haus des Gottes, den er so sehr hasste und dachte an seine geliebte Familie. Gott hatte sie ihm weggenommen und egal wie sehr er auch versuchte Gott zu verletzen, es brachte sie ihm nicht zurück.
 

Aber das war ja gar nicht wahr. Gott hatte nichts damit zu tun. Er selbst war es gewesen, der sie getötet hatte, nicht Gott. In seiner rasenden Wut hatte er ein Blutbad angerichtet und sie aus dem Leben gerissen, hatte seine Schwester in den blutgetränkten Engelswandbehang eingewickelt. Und warum? Weil Schwester Rutz ihm die Wahrheit gesagt hatte, eine Wahrheit, die er nicht ertragen konnte. Und wegen dieser Wahrheit war auch sie gestorben.
 

Farfarello sah auf seine Hände. Ihr Blut- das Blut seines Vaters, das Blut seiner Mutter und das Blut seiner Schwester. Jetzt sah man es nicht mehr, aber er konnte sich noch genau an das warme, klebrige Gefühl an seinen Fingern erinnern. Ein schönes Gefühl. Ein Gefühl, das er immer wieder erleben wollte. Beinahe gedankenverloren zog er einen Dolch aus der an seinem Gürtel befestigten Scheide. Er glänzte im Kerzenschein, bis Farfarello ihn über seinen Unterarm zog und helles Blut zum vorquellen brachte.
 

Es tropfte auf den Boden, ein Blutopfer für die Toten aus seiner Vergangenheit. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er die Klinge über seine Zunge zog und das rote Leben davon ableckte. Er steckte die mittlerweile wieder blitzblanke Klinge weg und stand vom Boden auf.
 

Dann ging er zu der Reihe von Kerzen hinüber und pustete sie nacheinander aus. Ein Lebenslicht für seinen Vater, eins für seine Mutter, eins für seine Schwester und eins für Schwester Rutz. Nachdem er das getan hatte, verließ er die Kirche, ohne noch einen letzten Blick zurück zu werfen.



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