Stille
Der Wald wirkte düster und dunkel. Die Blätter an den zahlreichen Bäumen waren zu dich beisammen, als wenn Sonnenlicht sie durchdringen könnte. So lag der ganze Ort im Schatten, wo alle Tiere des Waldes sich vorsichtig bewegten. Selbst die Vögel waren ausnahmsweise einmal verstummt. Sie ahnten, dass sich jemand starkes durch den Wald bewegte. Sie ahnten, es war niemand gutes. Sie ahnten es, seit er den Wald betretten hatte und nach ihr suchte. Sie saß an der einzigen Stelle im Wald, die von der Sonne beschienen wurde. Eine kleine Lichtung, an der ein großer See lag, der hell in der Sonne glitzerte. Der schwarze Mantel mit den roten Wölkchen lag neben ihr im kniehohen Gras, direkt davor ihre hölzernen Sandalen. Es waren einige Blutspritzer darauf zu sehen, vielleicht von ihr, vielleicht von ihren Feinden die sie so zahlreich bekämpft hatte. Sie wusste es nicht. Sie saß einfach nur da, genoß die friedlichen Strahlen der Sonne und entspannte sich und ihr schmerzendes Bein. Aufmerksame Beobachter hätten die große Schnittwunde am Oberschenkel bemerkt, doch bislang war sie allein am See und niemand kümmerte sich um sie. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen als sie die beiden Eichhörnchen bemerkte, die sich jagend auf einem Baum herumturnten. Doch in dem Lächeln lag etwas bitteres, denn sie wusste, dass er kommen würde. Er würde kommen und ihr wiedereinmal Vorwürfe machen wie schwach sie doch geworden sei, wie weich. Früher einmal war es ihr gleich gewesen, früher hatte sie das gemacht wozu sie Lust hatte. Doch seitdem die Organisation so gejagt wurde, fiel es ihr immer schwerer seine Vorwürfe gleichgültig zu nehmen. Vorallem seit sie ihn mit anderen Augen sah. als dennen der Freundschaft.
Seit die Vögel, sie so emsig gezwischert hatten, verstummt waren, wartete sie wachsam. Sie wusste die Zeichen zu deuten, bald würde er da sein. Pain. Ihr Partner, ihr Anführer und ihre einzige Liebe. Das war es, was die Situation so bitter erschienen ließ. Seit langer langer Zeit war sie in Pain verliebt, doch er wusste wahrscheinlich nicht einmal was dieses Wort bedeutetet geschweige denn von ihren Gefühlen für ihn. Sie traute ihm auch nicht eine andere Gefühlsregung ausser Hass zu. Nicht seit damals, als ihr ihr Gemeinsamer Freund von ihnen gegangen war. Sie hörte leises rascheln, fast lautlose Fußstapfen und ein unruhiges Atemgeräusch. Sah ihm ja garnicht ähnlich, so unvorsichtig zu sein. Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie wusste, dass er hinter ihr stand. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihr aus, als er nach einiger Zeit immernoch nichts gesagt hatte. Sie war kurz davor, sich umzudrehen als er sie ansprach. "Konan" mehr sagte er nicht. Nur ihren Namen, mit einer Stimme bei der sie schaudern musste. "Pain-sama" antwortete sie, drehte sich aber nicht um. Er sollte ruhig sehen, dass sie noch sauer auf ihn war, dass sie seine Vorwürfe nicht akzeptierte. "Es ist mehr als kindisch, hier zu sitzen und zu schmollen" sagte Pain und umrundete sie langsam. Konan sah hoch, direkt in seine merkwürdigen Augen. "Weder bin ich kinisch, noch schmolle ich" gab Konan zur antwort und strich sich eine ihrer blauen Strähnen aus dem Gesicht. "Ach, was tust du dann hier?" fragte Pain und stützte die Hände an die Seiten. Er legte den Kopf schief und sie sah, das er nicht so ganz wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte. "Ich genieße die Stille" antwortete sie und fügte nach einer kleinen Pause hinzu: "bis zu kamst." Ärgerlich runzelte Pain die Stirn, ließ sich dann aber nach einem kurzen zögern neben sie in das Gras sinken. Er schwieg, was sonderbar für ihn war. Normal ließ er Widerworte nicht durchgehen, so hart war er im Laufe der Jahre geworden.
Pains Blick fiel auf ihre Wunde am Bein, doch er sagte nichts. Ihr Kimono, den sie anhatte war an der Stelle leicht zerfetzt, doch ansonsten war sie unversehrt. Konan war recht stolz auf ihren Kampf gewesen, den sie mit zwei Jou-nins hatte. Letztendlich hatte einer sie nur verletzt, weil sie etwas unvorsichtig war. Doch sie hatte die beiden, wie es ihr Auftrag verlangte, umgebracht und den anderen so den Weg nach Konoha freigemacht. In diesem Moment waren Itachi und Kisame wahrscheinlich dabei, das Dorf auszukundschaften. Sie atmete tief die frische Luft ein, und fragte sich wieso Pain so ruhig war. Normal war er schon ruhig, aber wenn sie eine Verletzung oder einen schweren Kampf hinter sich hatte, kam wenigstens ein unfreundlicher Kommentar von ihm. Durch seine tiefe Stimme wurde sie aus ihren dunklen Gedanken gerissen. "Konan... ich weiss, ich sollte dir nicht immer Vorwürfe machen, aber du musst dich mehr im Kampf konzentrieren. Ich muss mich vollstends auf dich verlassen können, die anderen haben auch bemerkt, dass etwas nicht mit dir stimmt. Auch wenn sie... wir Mörder sind und Ausgestoßene, wir machen uns dennoch Sorgen um dich."
Überrascht und leicht entsetzt ruckte Konans Kopf herum und sie starrte Pain verblüfft an. Er machte sich Sorgen um sie?! Pain sah sie nicht an, anscheinend war es ihm leicht unangenehm sowas zugegeben zu haben. Auf Konans Gesicht breitete ich ein Lächeln aus, was sogar ihre Augen erreichte. "Danke" meinte sie nur, weswegen Pain aufsah und ihr direkt in die dunklen Augen sah. Einen Moment lang war sie fasziniert, doch dann nahm sie sich zusammen und stand auf. Sie bückte sich und hob ihren Mantel, sowie die Schuhe hoch. "Wir sehen uns später" sagte sie und ging in die Richtung ihres Hauptquartiers. Sie bemerkte, dass die Eichhörnchen aufgehört hatten zu spielen und sie beobachteten. Konan warf sich den Mantel über, ünterdrückte das schmerzende Gefühl im Bein und beschleunigte ihr Tempo etwas. Sie wollte noch vor einbruch der Nacht "zuhause" sein, denn etwas erholung vor der nächsten Mission morgen wollte sie sich schon noch holen. Vielleicht auch ein kurzes Bad? Mal schauen.
Pain, der Leader der Akatsukis, blieb schweigend an dem See sitzen. Er schien tief in Gedanken versunken und bemerkte nicht, wie das Leben im Wald langsam wieder zu erwachen schien. Die Vögel stimmten ein leises Lied an und der Wind wehte kühl um ihn herum. Es dämmerte, als Pain aufstand und Konan in Richtung Hauptquartier folgte. Einzig allein die zwei Eichhörnchen sahen ihm nach und legten synchron den Kopf schief. Seltsam waren die Menschen, sehr seltsam.