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Bitter-Süß

Retro 1~
von

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Veränderung

Nach langer Zeit stelle ich dieses Kapi besonders für AngelOfDestiny online^^ Ich hoffe ihr habt Spaß, mal wieder was von mir zu lesen xD
 

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So schwer es einem auch gehen mag, man muss sein Schicksal so hinnehmen wie es kommt. So ist es schon immer gewesen, und so wird es wohl auch immer sein. Es macht mir Angst in die Zukunft zu schauen, da ich meine eigene Vergangenheit kenne. Der Blick voraus wird meistens mit dem Blick zurück, der Vergangenheit, verglichen, mehr sogar als mit der Gegenwart. Und das ist es wovor ich zurückschrecke.
 

Warum zweifle ich an anderen Menschen mindestens genauso wie an mir selbst? Angst davor erlebtes noch einmal zu durchleben? Oder einfach Selbstschutz?

Verzweiflung baute sich in mir auf. Ich war allein und ich wurde gehasst. Das war seine Schuld. Warum musste er auch so mit mir spielen. Ich.... ich ..... hasse ihn dafür. Ich hasse die Menschheit.

Warum existiert sie überhaupt?

Nein, Menschen sind zu unperfekt. Jeder sucht nur nach eigenen Vorteilen und wenn es einem schlecht geht, versucht man jemanden zu finden dem es noch schlechter geht. Und sollte man in seiner Umgebung niemanden finden, so machte man sich jemanden.

Zwar existiert in jedem Menschen ein wahres Ich, doch sucht selten jemand danach. Die meisten wissen nicht mal, dass es da ist, und sehen ihr falsches Gesicht, ihre schauspielerische Hülle, als echt an.

Denn schon im Kindergarten wird uns beigebracht, dass man den Weg wählen sollte, der am einfachsten für das so perfekte System ist. Entweder man regiert, oder man ordnet sich unter, ohne Rücksicht auf den einzelnen. Dabei gehen wir verloren.

Vorteil oder Nachteil ist das einzige das zählt. Die Welt ist eine große Bühne, und wir sind alle Schauspieler.

Oft dachte ich mir, mein Schmerz sei das einzige Gefühl das man mir gelassen hatte und das mir niemand nehmen sollte. Ich wollte das einzige, das ich überhaupt noch fühlte nicht verlieren.

Also beschloss ich alles in eine Kiste in meinem Inneren zu sperren, damit sie niemand erreichen konnte. Doch irgendwann merkte ich, das ich trotz allem meinen Schmerz den meisten offen legte, es ihnen erzählte, und kam einmal, nach langem überlegen, zu der Erkenntnis, dass ich es zwar geschlossen, aber nicht verschlossen hatte, sodass jeder der es öffnen wollte, auch konnte

Doch da niemand, trotz meiner Erzählungen, auch nur die Oberfläche meines Inneren Kästchens streifte, wurde somit mein Schmerz nur noch größer. Wohl so was wie mein letzter Versuch, doch vergebens. Das einzige was dieser Versuch zustande brachte, war, meinen Schmerz noch mehr zu vergrößern.

Es war nichts weiter als eine große Lüge, genau wie das Thema Liebe.
 

5 Uhr morgens. In einer Stunde würde mein Wecker klingeln. Natürlich hätte ich nicht schon so früh aufstehen müssen, doch, wenn ich morgens nicht etwas Ruhe hatte, würde ich den Tag unter Menschen nicht aushalten.

Doch heute war es anders. Ich sah auf die Uhr und starrte sie ungefähr drei Minuten an. Doch es brachte nichts. Egal wie lange ich sie anstarrte, mein Gefühl in der Magengegend änderte sich kein Stück.

Egal.

Ich nahm meinen Wecker zur Hand und stellte ihn ab. Den einen Tag zu fehlen war ja wohl auch nicht der Weltuntergang, außerdem standen auch noch lange keine Prüfungen an. Ich würde einfach später in der Schule anrufen und bescheid geben das es mir nicht gut ginge.

Ich würde zwar bestimmt keine andere Wahl haben, als mir von einem der Jungs die Sachen auszuleihen, doch wie sollte man das ändern. Keiner wusste wo ich wohnte, denn niemand sollte erfahren, dass ich allein wohnte, abgesehen von den Lehrern natürlich.

Und die Mädchen hassten mich nun entweder alle, oder hielten sich aus Angst, auch gemobbt zu werden, von mir zurück. Keine andere Chance. Ich schlief bald darauf wieder ein.
 

Als ich wieder erwachte merkte ich, wie ungewöhnlich ausgeschlafen ich war. Ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass wir halb zehn hatten. Draußen schien herrliches Wetter zu sein. Ich öffnete das Fenster einen Spalt.

Der Griff des Fensters war ungewöhnlich kühl und die frische Brise ließ mich kurz frösteln. Herrlich.
 

An solchen Tagen konnte man fast vergessen, wie erbärmlich man als Mensch schon da stand.
 

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und streckte meine Arme in die Höhe. Ein erlichtender Seufzer verließ meinen Körper.

Wenn ich nicht die Dunkelheit meiner Seele so tief in mir gehabt hätte, wäre ich bestimmt in diesem Moment zufrieden gewesen.

Langsam lief ich in meinem Nachthemd in die Küche. Der Boden war nun schon etwas zu kühl geworden. Kein Wunder, in meinem Zimmer war Teppichboden und keine Fliesen gewesen. Schnell griff ich nach dem Telefon und ergriff die Flucht in mein Zimmer zurück, machte einen Satz auf mein Bett und wickelte mich zurück in meine Decke.

Zufrieden grinste ich, schon besser!

Ich sah die abgenutzten Tasten meines kabellosen Telefons an. Auch die Kabel der Station waren schon mehr als einmal geflickt worden. Langsam würde es wohl Zeit werden sich irgendwie ein Neues zusammen zu sparen. Langsam fuhr ich über die weichen, gummiartigen Tasten. Wie in Trance, in Gedanken versunken. Plötzlich schreckte ich selbst aus diesem Zustand heraus.
 

Ich wählte die Nummer meiner Schule, während meine Finger in gleichmäßigem Rhythmus über die Tasten glitten. Ja, ja, war doch jedes Mal das gleiche, wenn ich mich krank meldete. Ob ich denn alleine zu Recht komme und alles in Ordnung sei. Wie üblich.

Sonst interessierte das doch auch niemanden, oder? Doch bloß nicht unfreundlich werden. „Machen sie sich bitte keine Sorgen, Frau Kühn, ich komme schon zurecht.“

„Hast ja Recht, du bist schon recht weit für dein Alter!“

Recht weit? Ging es denn noch weiter als ich schon war? Ich bezweifelte es. Doch vermied es, mein Kommentar auch preiszugeben.

„Danke für das Kompliment. Aber machen sie sich bitte keine Sorgen, ich schaffe es wirklich.“

„Soll ich nicht jemanden aus deiner Klasse bei dir vorbeischicken um dir die Schulsachen zu bringen und nach dem rechten zu sehen?“ Da würde sie wohl niemanden finden.

„Nein, nein. Das ist wirklich nicht nötig. Außerdem fände ich es angebrachter niemanden vorbei zu schicken. Schließlich möchte ich ja nicht, dass überall bekannt wird, dass ich alleine wohne. Von Gerüchten möchte ich nämlich gerne abstand halten, wenn sie verstehen was ich meine.“

„Natürlich... aber wenn etwas sein sollte, melde dich wieder und geh bitte zum Arzt!“

„Werde ich...“ ...nicht.

„Na dann ist ja gut.“

Damit beendeten wir dieses, zugegeben, unnötige Gespräch. Ich atmete noch mal tief durch. Jeder Atemzug in meiner Lunge erinnerte mich schmerzhaft daran, dass das Leben trotz allem immer noch weiter ging.

Und auch nicht so schnell von alleine beendet sein würde.

Wie ein Horrorspiel bei dem der nächste Schreck nicht der letzte sein würde. Nun hatte ich jedenfalls Zeit mich etwas auszuruhen und mich auf die Dinge die da kommen würden vorzubereiten. Doch egal wie viel Zeit mir blieb, schrecklich war schrecklich und würde auch nie etwas anderes sein.
 

Ich weiß ich bin kindisch wenn ich einen Wusch äußere, doch wenn ich es dürfte, wünschte ich mir, einmal, nur einmal, wie andere in meinem Alter zu sein.

Nur einmal wie andere Mädchen geliebt zu werden, von Eltern ebenso wie von einem Jungen.

Ich merkte wie durch die schwere meiner Seele plötzlich auch mein Körper schwerer wurde. Meine Gedanken schweiften ab in eine andere Welt.

Eine Welt, in der ich glücklich war, weil mich die Menschen so liebten wie ich war. Eine Welt, in der ich Kei zum Abendessen bei mir und meinen Eltern einladen konnte. In der mein Vater ihn genau unter die Lupe nahm, während meine Mutter versuchte ihn zu beruhigen.

In der ich mein eigenes neues Telefon in meinem Zimmer stehen hatte und damit jeden Abend mit meiner besten Freundin über meinen Liebsten reden konnte.

Diese kleine Welt schwebte um mich wie eine Seifenblase, zerbrechlich bei jeder Berührung. Zerbrechlich wie ich.

Zeit verging, Menschen veränderten sich, nur ich konnte es nicht. Wenn alle liefen blieb ich stehen. Wenn ich nach ihnen schrie hörten sie mich nicht. Und wenn ich weinte, sah keiner meine Tränen.

Das war sie, die einzig wahre Realität, das einzige, das tatsächlich existierte. Doch um in der Realität existieren zu können, musste ich in meiner Fantasie leben.
 

Meine eigene Welt war so etwas wie ein schöner Traum, wenn diese Welt zum Alptraum wurde. Ich legte das Telefon aus der Hand und lies mich zurück in mein Bett fallen. Die Brise, die durch das geöffnete Fenster drang, blies mir direkt ins Ohr. Wenn ich nicht aufpasste würde ich wieder eine Ohrenentzündung bekommen.

Wäre nicht die erste dieses Jahr gewesen.

Mit einem Seufzer drehte ich mich auf die Seite, während der Wind nun mit den Haaren, die in mein Gesicht gefallen waren, spielte. Langsam umklammerte ich die Decke und knüllte sie etwas zusammen, sodass sie mir warm gab.

Ein wunderbares Gefühl Wärme zu spüren. Genauso warm hätte sich sein Körper wohl anfühlen müssen, wenn nicht die Decke, sondern Kei neben mir gelegen wäre. Doch da lag nur die Decke. Nicht mehr und nicht weniger. Nichts und niemand. Genauso wie es den Rest des Tages auch sein würde.

Ich konnte nicht mit und nicht ohne Gesellschaft. Wenn ich nicht so viel zu tun hätte, hätte ich mir wahrscheinlich ein Haustier angeschafft, doch warum sollte ich ein Tier den halben Tag die Einsamkeit spüren lassen, die ich jetzt auch spürte. Das wäre doch absurd.

Tatsächlich fand ich diesen Vergleich leicht grotesk, doch wahr. Wie lang werde ich wohl noch aufrecht gegen meine Gedanken ankommen können. Gegen die dunkelsten, geheimsten Gedanken? Gegen den Hass. Für die Existenz.
 

Ich merkte langsam, dass mir warm wurde, schloss kurz die Augen und betrachtete dann eingängig das Telefon. Für was besaß ich es überhaupt? Ich hatte gerade mal die Telefonnummern der Schule, meines Vaters und die meiner Oma. Und mich rief sowieso niemand an.

Ich konnte mich nicht mal mehr an die Melodie des Klingeltons erinnern. Moment. Hatte ich nicht letztens die Telefonliste von meiner Klasse bekommen? Ich zwang mich, meinen warmen Platz kurz zu verlassen um in meinen Unterlagen nach besagter zu suchen. Was lag hier in meinem Unterlagenstapel nicht alles rum? An manche der Blätter konnte ich mich nicht mal mehr erinnern. Allerdings konnte ich durchaus sagen, dass ich den Geruch von Papier mochte, ebenso wie die Farben der Stifte mit denen ich immer schrieb.

Da. Ich hatte mich also nicht geirrt. Man hatte mir also wirklich die Telefonliste gegeben. Na gut, das war aber auch schon eine ganze Weile her gewesen.

Ohne sie wirklich anzusehen nahm ich sie in die Hand und trat den Weg zurück in mein Zufluchtsbett an. Eingewickelt in alles weiche, was hier so rumlag, machte ich mich daran, zu lesen was nun so alles darauf stand.

Taki Miko. Ich bezweifelte das ich diese Nummer jemals gebrauchen könnte. Kei Hatoru. Ihn könnte ich doch anrufen. Er war schließlich der einzigste der wusste, dass ich allein lebte. Damit er mir die Schulunterlagen bringen konnte? Aber, warum sollte er das für mich tun? Weil er mich liebte? Mit diesem Thema wollte ich nicht gerade konfrontiert werden.
 

Genaugenommen hatte er mir schließlich diesen ganzen Ärger eingebrockt. Doch andererseits hatte er auch versucht mir da rauszuhelfen und bestimmt war das auch nicht das Ergebnis, dass er sich auf sein Geständnis gewünscht hatte.

Aber, ich wollte auch nicht dass er sich wegen mir so fertig machte. Kein Mensch sollte wegen mir leiden. Denn ich war es einfach nicht wert.

Nein, ich würde ihn bestimmt nicht anrufen. Gedankenversunken glitt mein Blick weiter über die Liste. Mikako Takawara. Ich zog kurz die Luft ein und konnte beim besten Willen die Tränen nicht zurückhalten.

Ich lies das Blatt sinken und weinte bitterlich wie ein kleines Kind. Den Kopf in die Hände stützend merkte ich wie meine Haare an meinem Gesicht festklebten. Doch das störte mich nicht weiter. Wie konnte ich ihr das nur antun? Eigentlich hatte sie doch Recht gehabt.

Dieser Blick den ich in ihren Augen sah. Ich würde ihn wohl nie vergessen. So verletzt, ohne jegliche Freude, die sie sonst immer gehabt hatte. Sie war verzweifelt. Und ich hatte sie verletzt. Ich hatte ihre fröhliche Art zerstört. Einen Teil ihres Lebens.

Wie konnte ich mir so etwas einbilden. Wie konnte ich mir das Recht dazu nehmen. Und wieso fühlte ich mich trotz allem noch geschmeichelt von ihm? Warum war ich nur ein so schlechter Mensch?

Hass. Selbst-Hass. Weshalb? Weil ich mich dabei, zu mindestens teilweiße, auch noch gut fühlte. Aber auch nur der Teil in mir, der sich offen und ehrlich nach Kei-kun sehnte. Doch ich war nicht geschaffen dafür mit irgendwem eine Art von Beziehung zu führen. Und ich würde immer wieder allein gelassen werden.
 

Ich versuchte den Tränenstrom zu unterbrechen, doch da es sowieso nicht funktionieren würde, fragte ich mich weshalb ich ihn nicht gewähren lies. Schließlich war ich allein. Es gab niemanden der diese Tränen sehen konnte. Oder wollte.

Ich hörte einen Ton, der mir den Schreck in die Glieder trieb. Der Schock über diesen Ton war so groß gewesen, dass ich sogar aufgehört hatte zu weinen. Dieser Ton. Er kam mir bekannt vor.

War das die Klingel gewesen? Nein, das konnte doch nicht sein, oder? Wer sollte mich denn um diese Mittagszeit besuchen. Wer sollte mich überhaupt besuchen? Langsam erhob ich mich und ging in Richtung Tür. Der Weg war nicht gerade weit, da ich nur eine Einzimmerwohnung hatte. Und in besagtem standen ein Bett, ein alter Fernseher und ein Bücherregal. So gesehen war das mein Wohn- und Schlafzimmer.

Da ich allerdings nie Besuch bekam, war das eigentlich auch egal. Die Mühe, mir etwas über mein Nachthemd zu ziehen, machte ich mir gar nicht erst. Der Postbote konnte es um diese Uhrzeit nicht sein und die einzigsten Menschen, die wussten wo ich wohne, würde ich sowieso nicht reinlassen.
 

Meine Haare klebten noch immer in meinem Gesicht und hinterließen nun ein ekliges Gefühl. Ich wischte sie zur Seite und merkte wie die Wut schon in mir anstieg, bevor ich überhaupt wusste, wer dort geklingelt hatte.

Der Luftzug war nun, dank meinem nassen Gesicht, unangenehm kalt und meine Augen brannten durch das weinen mindestens so sehr, wie die Wut in mir. Der Teppichboden allerdings war, wie ich schon so oft festgestellt hatte, eine gute Investition gewesen, denn dadurch wurden zumindest meine Füße nicht so kalt. Entschlossen griff ich zur Freisprechanlage. „Ja?“ fragte ich mit leicht genervter Stimme.

„Sana?“ ich fing an zu zittern.

„Ich bin’s Kei. Du warst heute nicht in der Schule, deswegen wollte ich mal nach dem Rechten sehen. Dann hab ich unseren Direktor nach deiner Adresse gefragt und als ich ihm sagte ich wüsste, dass du alleine wohnst, hat er so komisch gegrinst und sie herausgerückt. Soll dir gut Besserung wünschen und so. Ich hoffe ich komme nicht ungelegen.“

Ich konnte nicht antworten. Mir fehlten die Worte und die Kraft dazu. Wie in Trance drückte ich den Türöffner und machte die Haustür zum Gang auf.

Als ich seine Schritte hörte, wie sie näher kamen, lauter wurden, wurde mir langsam bewusst, dass er wirklich hier war. Nur um mich zu sehen.

Ein Cocktail aus Gefühlen übermannte mich. Verzweiflung, Einsamkeit, Angst, Verwunderung. Wusch und Realität verschmolzen miteinander. Ich verstand nicht, was hier gerade passierte. Weshalb zu diesen negativen Gefühlen plötzlich auch noch positive, wie Freude und Glück, dazu kamen.

Und wie es möglich war das sowohl die negativen als auch die positiven zur gleichen Zeit, gleich stark waren. Und mit jedem Schritt, den er näher kam, füllten sich meine Augen erneut mit Tränen.

Tränen der Trauer und Freudentränen. Es ging alles so schnell und doch kam es mir vor, als würde er eine Ewigkeit brauchen, bis er die Treppe erklommen hatte. Und als es dann doch so weit war, rannten mir auch schon die ersten Tränen, trotz des starren Blicks mit dem ich ihn ohne zu zwinkern ansah, hinunter.

Ich wollte ihn umarmen.

Ich wollte auf ihn zurennen und ihn nie wieder loslassen. Doch mein Körper reagierte nicht. Wie gelähmt stand ich so da. Sein Blick verriet mir, dass er meine Reaktion nicht verstand. Doch als die eben erwähnte Träne, die erste, aus meinem Augenwinkel trat, war er es der auf mich zurannte, der mich durch seine feste Umarmung aus meinem hilflosen Zustand riss. Ich konnte den Druck seiner Arme spüren, den Schlag seines Herzen.

Alles, einfach alles brannte sich in mein Gedächtnis ein. Das Gefühl, die Farbe und der Stoffe seines Hemdes. Das Gefühl seiner Haare in meinem Gesicht. Die Wärme, die ich mir vorher noch vorgestellt hatte. Nun verstand ich endlich, was ich vermisste.

Was ich brauchte.

Nur ihn. Mehr nicht. Und auch wenn die ganze Welt gegen uns war und wenn ich leiden würde, ohne ihn würde ich es noch mehr. Es gab nichts, was ich in diesem Moment nicht getan hätte, um bei ihm zu sein. Wenn er mich jetzt loslassen würde, würde ich mit Sicherheit sterben.

Das war es was ich immer gesucht hatte. Nachdem ich mich gesehnt hatte. Und auch wenn mich Selbstzweifel und der Hass meines Verrates auffressen würden, jetzt würde ich ihn bestimmt nicht loslassen.

Egal was passierte. Selbst wenn die Welt unterginge. Nun war es da. Dieses Gefühl. Es schmerzte, wenn er nicht da war. Und es würde nicht mehr weggehen.

Ich liebte ihn.

Und es war mir egal was die anderen davon hielten. Doch anstatt mich durch seine Umarmung zu beruhigen wurde ich nur noch aufgewühlter. Durch eine Drehung zerrte ich ihn in die Wohnung, doch er wehrte sich nicht. Mit dem Fuß stieß ich die Tür hinter mir zu.

Und selbst wenn ich es später bereuen sollte, konnte ich einfach nicht anders. Ich musste einfach tief in das Meer seiner Augen blicken. In die Augen, die das gleiche sagten wie mein Kopf. Die das gleiche empfanden.

Ich ging durch den leichten Druck seines Körpers einen Schritt zurück, ohne dabei auch nur eine Sekunde meine Blickrichtung zu ändern. Ich konnte die Kälte der Tür an meinem Rücken spüren. Doch es war als wäre sie auf einer Oberfläche, die sie total abweißt, denn mir war so heiß, das nicht mal sie mich abkühlte, obwohl sie einen Kontrast wie Eis zu Feuer bildete.
 

Dieser ernste Blick, der all das sagte was ich wollte. Unglaublich. Ich lies mich einfach im Meer seiner Augen treiben. Langsam schloss ich die Augen und merkte wie er noch näher kam als er sowieso schon war. Doch ich würde mich nicht wehren. Ich wollte mich nicht wehren.

Ein Ansturm von totaler Überwältigung durchdrang meinen Körper. Schlimmer, als wenn man in einer Achterbahn fuhr. Der totale Adrenalinstoß. Doch noch 100 Mal schöner.

Die Sekunden, in denen das alles geschah, kamen mir vor, wie wenn sie in Zeitlupe abgespielt würden. Die Ungeduld war fast unerträglich, als ich seinen heißen Atem spüren konnte. Eine Gänsehaut überkam mich.

Es gab nichts und niemanden das uns jetzt noch trennen konnte. Und als ich seine Lippen auf meinen spüren konnte, als ich merkte wie unsere Zungen eins wurden, fragte ich mich, wie ich bis jetzt überhaupt ohne ihn leben konnte. Überleben konnte.

Als sich unsere Münder trennten, blieb seiner jedoch nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt. Seine Nähe war allgegenwärtig. All die Stunden, Jahre, die diese Wohnung für mich Einsamkeit bedeutet hatte, waren mit einem Schlag vergessen. Doch es war, als ob mein Körper am verhungern wäre. Denn er verlangte mehr.

So stahl ich ihm einen weiteren seiner wertvollen Küsse und bemerkte dabei nicht richtig, dass ich ihn in Richtung Bett schob. Es war, als ob ich nicht mehr ich wäre. Als ob jemand von mir besitz ergriffen hatte.

Und dieser jemand hieß Begierde.
 

Er setzte sich auf das Bett. Ich konnte nicht anders, als ich seine Haare an meinem Hals spürte. Ich wollte seine Haut spüren und so knöpfte ich mit etwas Problemen sein Hemd auf.

Doch dann hielt er plötzlich mein Handgelenk fest und beförderte mich von seinem Schoß auf das Bett. Und das mit einer solchen Wucht, dass ich direkt da lag, ohne mich halten zu können. Er hielt noch immer mein Handgelenk und lehnte seinen Oberkörper so nahe über mich, dass seine etwas längeren Wuschelhaare in meinem Gesicht hingen und sagte dann leise zu mir: „Ich werde mich doch nicht an einer Kranken vergreifen!“

Ich musste lachen und hob den Kopf ein Stück an, um an sein Ohr zu gelangen.

„Wenn sich hier jemand an jemandem vergriffen hätte, dann wäre ich das wohl an dir gewesen!“

Nun musste auch er lachen. Er setzte sich wieder aufrecht hin und auch ich versuchte meinen Körper wieder so weit unter Kontrolle zu bekommen, dass auch ich mich wieder normal hinsetzten konnte.

Langsam knöpfte er sich sein Hemd wieder zu. Ohne wirklich zu verarbeiten was da eben genau mit mir passiert war, starrte ich ihn weiter an. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er hier war.

Hier, in meiner Wohnung. Er drehte kurz den Kopf in meine Richtung, doch drehte ihn sofort wieder weg und lief leicht rot an, als er sein Hemd weiter zuknöpfte.

„Meine Güte, du machst es einem Mann echt schwer sich zu beherrschen. Vergiss nicht, wir sind Triebgesteuert. Und wenn du dann auch noch so rumläufst, werde ich dich nicht ansehen können, ohne früher oder später doch noch über dich herzufallen.“

Ich sah an mir herab. Ich hatte nur mein leichtes Sommernachthemd an, das nun auch noch so hoch gerutscht war, dass man meine Unterwäsche sehen konnte. Mit einem schnellen Ruck zog ich es nach unten und sprang von meinem Bett, um mir schnell eine Hose und ein Hemd anzuziehen.

Denn obwohl ich vor ein paar Minuten noch bereit gewesen wäre ihm mehr als nur das zu zeigen, war es mir jetzt plötzlich peinlich, dass er überhaupt schon gesehen hatte, was er gesehen hatte. Außerdem band ich meine Haare nun zurück.

„Begrüßt du alle deine Gäste so?“

Machte er sich jetzt lustig über mich? Er hatte mich abgewiesen. War das so etwas wie eine Ansage gewesenen?

„Nein. Wieso? War das nicht in Ordnung für dich? Hat es dir nicht gefallen?“

Er sah mich wieder mit diesem Blick an.
 

„Das war nicht das Problem. Das Problem war, dass es mir zu sehr gefallen hatte. Schließlich hast du mir nicht mal gesagt, dass du mich liebst. Und ich möchte keinen Sex aus Mitleid. Und woher sollte ich denn wissen ob du nicht irgendwelche Medikamente eingenommen hast, Schmerzmittel oder so, bei denen du wie auf Droge bist.“

Das sagte er wahrhaftig mit einem so ernsten Blick, dass ich lachen musste.

„Also ich bitte dich. Ich bin 17 und du 18 Jahre alt. So schlimm kann das in dem Alter ja wohl nicht sein. Und übrigens brauch man bei deinem Körper weder Mitleid noch Drogen um so eine Reaktion zu rechtfertigen.“ Verwundert sah er mich an.

„Ich wusste gar nicht, dass du eine verdorbene Seite an dir hast. Warst du schon immer so?“ Nun, da er es sagte, erschreckte ich mich ein bisschen vor mir selbst. Das war doch nicht ich, die so etwas sagte, oder?

War das weil er mir Kraft gab? Weil ich bei ihm so sein dürfte? War ich bei jedem Menschen soviel von mir wie ich sein durfte? Wenn ja war ich bei ihm 100 Prozent ich. Und das war bestimmt gut so. Eine Art Befreiung, eine Art Erholung.

Eine Art Veränderung.
 

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War das Kapitel länger als sonst? oO

Na ja, nun wisst ihr jedenfalls, warum ich keine Hentais schreiben werde. Selbst die hier nur angedeutete Szene ist so Gefühlslos... na ja xD

Was solls^^

Ich hoffe ihr hattet Spaß <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-05-21T01:27:35+00:00 21.05.2008 03:27
also die geschichte is gut zum nach vollziehen^^
das erinnernt mich an den manga Vitamin xD
dort gehts auch um mobbing, doch is sie da auf sich alleine gestellt >.<
aber ich finds in kapitel 4 nen bisschen komisch,
das sie sich um 180° wendet find ich doch nun nen bisschen ZU doll o.O
das gefaellt mir nicht soooo >.<
aber der rest is klasse ^^

Von: abgemeldet
2008-05-18T11:08:04+00:00 18.05.2008 13:08
das hat mich irgentwie bewegt...
nein ehrlich :)
ich fands total schön geschrieben^^
du wirst echt immer besser^^


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