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Blut

Leben und Leiden eines jungen Vampirs
von

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Das Leben...

Teil 1 – Das Leben
 

Eine wirklich miese Gegend : In den Straßen stank es nach Pisse und Alkohol, ständig durchbrachen Schüsse und Sirenen von Polizeiwagen die Luft und in jeder Ecke lagen Penner, meist mit eingepisster Hose oder einer Nadel im Arm.

Es dämmerte. Tami schlich mit hängendem Kopf durch eines dieser Ghettos von Los Angeles. Die Stadt der Engel. Vielleicht, wenn man reich war, aber nicht so. Tami sah keine Engel am Straßenrand, Tami sah nur Leichen, die zwar teilweise noch lebten, allerdings bereits so gut wie tot waren.
 

Eine Träne lief über Tamis Wange. Sie hatte ein Schicksal, das bereits seit mehreren Jahren ihr Leben überschattete: Tami war eine Vampirin. Natürlich hatte sie nichts mit dem dargestellten Hollywood-Klischee des Vampirs, der sich bei Tageslicht nicht ins Freie wagen darf und mit seinen Flügeln durch die Luft fliegt, gemeinsam. Sie konnte bei Tageslicht durch diese versifften Straßen spazieren, sie konnte nicht fliegen und wenn sie jemanden gebissen hatte, wurde dieser nicht wie sie, er war lediglich tot. Sie war ein ganz normales Mädchen, allerdings mit einem Fehler : Sie hatte von Zeit zu Zeit eine unstillbare Lust auf frisches Menschenblut. Es war wie bei einem Heroinsüchtigen: Wenn sie nicht ab und zu eine neue Ladung Blut zwischen die Lippen bekam, drehte sie durch. Sie hatte versucht, ohne diese tödliche Leidenschaft auszukommen. Natürlich hatte sie das probiert, nicht nur einmal, doch sie war jedes Mal kläglich gescheitert.

Nachdem sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte und sich vorkam wie tot, hatte sie sich mit letzter Kraft auf die Straße geschleppt und irgend einen wehrlosen Penner ausgelutscht. Das Blut hatte zwar wenig Energie, doch es gab ihr wenigstens genügend Kraft, um sich ein zweites, besseres Opfer an Land zu ziehen.
 

Das erste Mal verspürte Tami den Drang nach Blut vor fünf Jahren. Damals war sie zwölf und sie musste mit ansehen, wie ihre Mutter in ihrer eigenen Wohnung von einem Freier getötet wurde, der für die geleisteten Dienste nicht bezahlen wollte. Oft, wenn sie nicht schlafen konnte, sah Tami das Bild vor sich : Eine Küche, deren weißer Fußboden sich rot gefärbt hatte. Tamis Mutter lag mittendrin, halb nackt, die Augen geschlossen. Das kleine Mädchen kam hinein, kniete sich neben die Leiche ihrer Mutter und begann, ihr Blut vom Boden aufzulecken. Danach rannte sie nach draußen, die Treppe des Hochhauses hinunter und obwohl es bereits dunkel war und die Gangs sich draußen herumtrieben, lief sie mehrere Stunden durch die kalte Novembernacht. Sie wurde nicht belästigt.
 

Seit diesem Zeitpunkt lebte Tami mit ihrem Vater zusammen, doch sie bezweifelte, ob er überhaupt noch wusste, dass er eine Tochter hatte, um die er sich eigentlich kümmern sollte.

Er kam von der Arbeit nach Hause, hockte sich vor den kleinen Schwarzweißfernseher und machte eine Flasche Schnaps auf. Manchmal kam er auch gar nicht nach Hause, sondern ging in seine Stammkneipe, die er erst zur Sperrstunde wieder verließ. Danach war er meistens so voll, dass er irgendwo zusammenbrach und die Nacht in der Gosse schlief.

Zur Schule ging Tami bereits seit zwei Jahren nicht mehr, doch dem Jugendamt war es scheinbar scheißegal. Einmal hatte so eine Frau ihren Vater angerufen, doch der hatte bereits ziemlich einen in der Krone und nachdem er die Beamtin als blöde Nutte beschimpft hatte, legte sie auf und ließ nie wieder etwas von sich hören.
 

Tami schlief meistens zu Hause. Etwa zwei Mal in der Woche musste sie sich ihre Spezialnahrung beschaffen. Ansonsten ging sie Abends meist noch einfach so vor die Tür. Die Jugendgangs kannten sie und ließen sie in Ruhe.

Sie lebte in der Gegenwart, dachte wenig an die Vergangenheit und gar nicht an die Zukunft. Der Zeitpunkt, an dem das köstliche rote Getränk das nächste Mal ihre Kehle hinunterlief war das Einzige, an das sie dachte und das reichte ihr.

Tami hatte keine Ängste, manchmal dachte sie darüber nach, was wäre, wenn man sie einmal erwischen würde, doch diese Gedanken tat sie als Spinnerei ab. Es war unwahrscheinlich. Fast täglich wurde hier jemand brutal abgeknallt, viele starben bei Bandenkriegen oder Messerstechereien und nie wurde jemand von den Bullen geschnappt. Okay, viele bekamen ihre Strafe indem die Freunde des Toten sich rächten, doch das Gesetz schlug niemals zu. Man hatte die Menschen in dieser Gegend der Stadt praktisch abgeschrieben, das wusste Tami und deshalb machte sie sich keine Sorgen.
 

An diesem Abend war es wieder einmal soweit: die nächste Ladung war fällig. Es dämmerte zwar, dennoch war die Luft warm und angenehm. Tami trug nur ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Jeans, die sie bei einem Dealer gegen Crack eingetauscht hatte, das sie einem ihrer Opfer abgenommen hatte.
 

Sie schlich umher und sah sich um. Jugendbanden kamen nicht in Frage, die waren immer in einer Gruppe zusammen. Drogensüchtige und Alkoholiker wollte sie nur im äußersten Notfall nehmen, deren Blut war verbraucht und schmeckte ein bisschen eklig. Und noch war sie nicht so am Ende, dass man von einem Notfall hätte sprechen können. Sie ging also weiter.
 

Als Tami an einer kleinen Kirche vorbeiging, blieb sie stehen. Ein jüngerer Mann, etwa 30, kam gerade aus dem Gebäude. Er war gut gekleidet und machte einen gepflegten Eindruck. So etwas fällt auf, das ist selten in dieser Gegend. Da er allein war, beschloss Tami, nicht mehr weiter zu suchen : Sie hatte ihr ideales Opfer gefunden. Ein gläubiger Christ, vielleicht sogar ein Katholik. Hoffentlich hatte er immer enthaltsam gelebt, dann war sein Blut dickflüssig wie Sirup und der Geschmack war rein und intensiv.

Tami leckte sich die Lippen. Eigentlich tat es ihr ja leid um den armen Mann, er hatte ihr schließlich nichts getan, vielleicht hatte er ja sogar eine Familie. Doch, wie hieß das Sprichwort der Straße, der Gegend, in der sie allein und ohne Hilfe aufgewachsen war?-Jeder denkt an sich selbst, so ist an alle gedacht.
 

Tami setzte sich in Bewegung. Sie musste warten, bis der Mann und sie in einer einsamen Gegend waren. In dieser Straße war zwar nicht viel Betrieb, dennoch befanden sich ein paar Menschen im einsehbaren Umkreis. Der Mann bog in eine kleine Seitenstraße, Tami folgte ihm mit einigen Metern Abstand. Der Mann bog erneut ab und betrat einen kleinen Parkplatz, auf dem verschiedene Autos standen. Tami grinste. Auf diesen Parkplatz kamen sehr wenige Menschen, da hier oft die Gangs rumlungerten, Autoreifen zerstachen, Autos knackten oder mit ihrem Motorrädern angaben. Der Mann musste von Außerhalb sein, er hätte sonst seinen Wagen sicherlich nicht auf diesem Platz abgestellt.
 

Tami schlich sich an seinen Wagen. Als er endlich seinen Schlüssel aus der Tasche gefummelt hatte und die Tür aufschließen wollte, stand sie hinter ihm. Mit aller Kraft boxte sie ihn in den Rücken. Der Mann fuhr herum, Tami hob ihr rechtes Knie und rammte es ihrem Opfer mit aller Kraft in die Genitalien. Seine Augen verdrehten sich und er ging in die Knie. Darauf hatte Tami gewartet. Sie holte ein schmuddeliges, blutverkrustetes Messer hervor, setzte es an seine Halsschlagader und drückte zu. Blut floss aus der Wunde, der Mann zitterte noch, machte allerdings keinerlei Anstalten, sich zu wehren. Tami legte ihren Mund an die Wunde und saugte. Sie spürte, wie die warme Flüssigkeit sich in ihrem Mund ausbreitete und ihren Hals entlang lief. Sie stöhnte lauthals, ohne jedoch ihre Lippen vom Hals des Fremden abzuwenden. Als aus seiner Wunde letztendlich kein Blut mehr lief, hob Tami seinen, mittlerweile erstaunlich leichten Körper, hoch und legte ihn auf die Motorhaube seines Wagens, wo sie begann, ihm die Klamotten vom Leib zu reißen und mit ihrem Messer weiter an seinem Körper herumzuschneiden. Hier und da traten noch ein paar Tropfen Blut aus und Tami schleckte sie genüsslich ab.
 

Sie war ziemlich weit von zu Hause entfernt. Als sie nach einem langen Fußmarsch endlich dort ankam, war es bereits halb eins.

Ihr Vater hing in seinem Fernsehsessel, eine leere Schnapsflasche lag neben ihm. Der Fernseher lief noch. Tami stellte ihn ab und ging in ihr Zimmer. Wie immer nach einem Mord hatte sie Gewissensbisse. Sie holte ihr Feuerzeug aus der Tasche, zündete es an und hielt ihre Finger in die Flamme. Als sie die Schmerzen nicht mehr aushielt, warf sie das Feuerzeug mit aller Kraft in eine Ecke und legte sich ins Bett. Als sie versuchte einzuschlafen, musste sie wieder an den Tod ihrer Mutter denken. Sie begann, leise zu schluchzen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Prue
2008-06-16T16:26:46+00:00 16.06.2008 18:26
Also ich habe dir ja versprochen, wenn ich Zeit habe deine FF zu lesen.

Also was soll ich sagen?
Du hattest Recht. Die FF ist hart, aber schön. Gefällt mir wirklich sehr gut.
Bin gespannt wie es weiter geht.
mfg Prue
Von:  IchBinLiebe
2008-06-12T12:22:21+00:00 12.06.2008 14:22
uff... ganz schön hart damit hätte ich jetzt gar nicht gerechnet.. aber es ist gut geworden mehr als gut vorallem die ersten zeilen haben es in sich
Von: abgemeldet
2008-05-14T17:59:02+00:00 14.05.2008 19:59
gail!!!!
is echt das erste, was mir einfällt...das is total gail geschrieben und die handlung hat mich jetz schon gepackt *fan-fähnchen schwenk*
schreib das weiter, ja, und zwar ganz~ schnell

lg
L~

PS: Favo


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