Kein einziges Wort
Mein Blick ruhte auf dir. Seit du diesen Raum betreten hattest, ließ ich dich nicht aus den Augen. Wie könnte ich auch?
Diese Schönheit zog einen förmlich in ihren Bann. Ich war nicht der Einzige, dem dies aufgefallen war. Es war nicht nur dein Körper, welchen du unter einem teuer scheinenden Umhang verbargst. Es war deine Aura, die mich erschaudern ließ. Dein anmutiges Verhalten ließ mich schlucken, meine Finger zuckten gierig. Ich hatte noch nie einen Menschen von derartiger Schönheit gesehen.
Die dunklen, antoupierten Haarsträhnen umschmeichelten dein Gesicht, schienen die blasse Haut regelrecht zu umgarnen. Keine Miene verzogst du, als man dich begrüßte und dann mit deinem Sänger sprach. Unbewegt folgtest du den Worten, doch deine schwarz umrandeten, blauen Augen ruhten nicht auf den Sprechenden. Stattdessen betrachtetest du die Menschen, die sich in diesem Raum befanden.
Meine roten Augen weiteten sich, als dein Blick den meinigen kreuzte. Du saßst nur ein paar Meter von mir entfernt.
Langsam legtest du den Kopf zur Seite und betrachtetest mich.
“Kenne ich Dich?"
Und schon war ich verloren
Alle Lieder schwiegen still
Die größte Liebe
Fing am allerkleinsten an
Vielleicht flüstert irgendwann
Wenn's der Lauf der Dinge will
Diese Stimme Nacht für Nacht
In meinen Ohren
Du schienst mich nicht einordnen zu können. Ich schien dir wohl wie ein Fremder. Wenn es nur so wäre. Doch ich wusste es besser. Mein Verlangen nach dir erinnerte mich ununterbrochen daran. Mein Blut war bereits in Wallung geraten, als dich meine Augen diesen Raum betreten sahen.
Aber als du mich jetzt mit deinem Blick traffst, ging jegliche Beherrschung in mir verloren..
Mein Begehren nach dir ruhte schon so lange in den Tiefen meiner Seele. Ich sehnte mich nach dir. Ich wollte dich. Ich wollte dich besitzen. Jede Faser deines Körpers sollte mir gehören. Dein Herz sollte nur noch für mich schlagen.
Du solltest dich nach mir verzehren, nach meiner Aufmerksamkeit und Zuneigung betteln.
Niemand anderes sollte dich besitzen dürfen. Dein eigener Wille war dabei nicht von Bedeutung. Ich wusste, dass nur ich dir das geben konnte, was du brauchtest. Dein Inneres zeigte es mir, wenn ich mich in deine Gedanken stahl.
Ein einziges Wort von mir
Sagst Du, das hätte ausgereicht
Damit die Sehnsucht in Dir
Ihrer Erfüllung weicht
Streck' noch mal die Hände aus
Denn ich war da
Du hast nicht aufgehört
Nach mir zu suchen
Damals, als wir uns das erste Mal getroffen hatten, hattest du dich bereits nach mir verzerrt. Deinen Körper hattest du nur schwer unter Kontrolle, dein Herz hatte dich gedrängt, dich mir hinzugeben. Alles in deinem Inneren hatte nach mir geschrien, sich nach meiner Aufmerksamkeit gesehnt.
Doch du hattest geschwiegen und mich nur mit deinem unnahbaren Blick betrachtet. In deinem Blick lag dennoch etwas Suchendes, suchend nach einer Reaktion meinerseits, dass ich ebenso diese Sehnsucht verspürte, dass ich der Richtige war – Du fandest nichts.
Du suchtest schon so lange nach dem richtigen Partner. Du verabscheutest es einsam zu sein, jeden Abend erneut allein die leere Wohnung zu betreten und in deinen Gedanken von diesen glücklichen Pärchen, welche dir auf den Straßen begegneten, heimgesucht zu werden.
Strebsam suchtest du nach jemanden, der deine Bedürfnisse befriedigen konnte. Tief in deinem Inneren sehnte sich alles nach mir, doch du entsinntest dich nicht mehr daran.
Ja, ich war Dir
Schon einmal nah
Als ich Dich vor Jahren sah
Da nahmst Du mich gefangen
Wir sind aneinander
Vorbeigegangen
Heute weiß ich nicht woher
Aber unser Anfang, er wird schwer.
Das werde ich ändern. Mein Inneres zwang mich jetzt förmlich dazu. Bereits damals hatte ich dich besitzen wollen. Doch zu spät war mir das bewusst geworden. Erst als du mir den Rücken zu gewandt hattest und gegangen warst, hatte ich das Streben meines Inneren deuten können. Wer hätte auch ahnen können, dass gerade ein Mensch in den Augen eines Vampirs so besonders wirken konnte.
Damals war es zu spät gewesen, aber vergessen hatte ich dich nie. Ich versuchte es nicht einmal, ich konnte nur mein Verlangen in mir verbergen. Das Versäumte würde ich in Zukunft nachholen. Mit diesem unbeabsichtigten Wiedersehen liefertest du dich mir unbewusst aus.
Ein einziges Wort von Dir
Sag' ich, das hätte ausgereicht
Damit der Wunsch in mir
Endlich seiner Erfüllung weicht
Mit der Zukunft in der Hand
So stand ich da
Dir längst verbunden
Du hast gesucht, und ich
Hab' nur gefunden
Als du dich von mir abwandtest, leckte ich mir gierig über die Lippen. In all den Jahren hatte ich dich nicht aus den Augen gelassen. Ich war dein Schatten gewesen.
Ich verfolgte dein Leben, beobachtete die Höhen und Tiefen deines Daseins. Mein Begehren wuchs jedes Mal, wenn ich dich sah.
Ich griff in den Verlauf deines Lebens ein. Gewaltsam entriss ich dir Gackt, dem du deine Liebe schenktest. Dieser hatte sie nicht verdient. Du warst ein unvergleichbar wertvoller Schatz, den ich gefunden hatte und nicht teilte.
Kein einziges Wort von uns
Wird jemals dem einen gleichen
Das mein Herz Dir entgegen schrie
Als ich damals
Sprachlos vor Dir stand
Mit der Feder in der Hand
Sitze ich da und such' vergebens
Nach dem Wort uns'res Lebens
Du wusstest nichts davon. Mit der Zeit hattest du unsere Begegnung wieder verdrängt, hattest mich aus deinem Gedächtnis verbannt. Du setztest dein Leben fort, ohne weitere Notiz von mir zu nehmen.
Ich war anders. Als du mir damals gegenüber gestanden hast, war ich reaktionslos geblieben. Du warst nur ein Mensch, du verdientest meine Aufmerksamkeit nicht. Doch innerhalb weniger Augenblicke hattest du meine Prioritäten zerstört. Ohne davon Kenntnis zu nehmen, hattest du jede einzelne Faser meines Körpers nach dir schreien lassen.
Bis heute hatte sich das nicht geändert und würde es auch in Zukunft nicht. Begehren war das einzige Wort, was meinen Zustand treffend beschreiben konnte.
Ich war mir im Klaren darüber, dass einfaches Begehren einem Wesen wie dir nicht ausreichen würde, doch das ließ mich kalt. Es interessierte mich nicht. Ich wollte dich nur als mein Eigentum und als Mensch konntest du dich mir nicht widersetzen.
„Kenne ich Dich?"
Und schon war ich verloren
Die Musik schwieg plötzlich still
Auch große Liebe fängt
Mit kleinen Schritten an
Vielleicht finden irgendwann
Wenn's der Lauf der Dinge will
Diese Lieder ihren Weg
In Deine Ohren
Ein kurzes Lächeln deinerseits streifte mich und mein Herz setzte ohne mein Wollen aus. Einen kurzen Moment zweifelte ich an meinem Entschluss, fragte mich, ob ich dieses Lächeln auf deinem Gesicht zerstören wollte.
Doch dann lächelte ich kühl, diese Gedanken waren wie weg geblasen. Ich war mir sicher, dass du dich danach sehntest.
Dein Inneres sehnte sich danach von der Langenweile deiner vergangenen Liebelein erlöst zu werden. Nur ich konnte dir das geben. Du würdest dich nach mir verzehren. Du würdest mir dankbar sein und mein Begehren erwidern. Dafür würde ich schon sorgen.
Mit diesen Gedanken erhob ich mich. In Zukunft würde sich so vieles in deinem Leben ändern.
Genieß deine Freiheit, Mana.
Dabei ignorierte ich, dass ein kleiner Teil meines Herzens dagegen protestierte.
Erst Jahre später sollte mir bewusst werden, dass uns etwas anderes als Begehren verband…
Liebe