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Wolken

von

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Erste Wolke

„Mann, meine Mutter nervt! Ok, das ist nichts Neues, aber heute hat sie es echt übertrieben! Kann sie nicht verstehen, dass jeder normale Mensch am Samstag ausschlafen will? Anscheinend nicht. Und dann schreit sie noch die ganze Zeit rum, weil irgendwas im Weg liegt, ich mein Zimmer nicht aufgeräumt habe oder die Butter ausgegangen ist. Wieso hat mein Vater nur so eine ätzend laute und launische Frau geheiratet? Unbegreiflich!“

Shikamaru lag auf seiner Lieblingswiese, beobachtete Wolken und dachte über sein Leben nach.

„Ist es eigentlich normal, dass man mit 15 Jahren von allen Frauen angekotzt ist? Wahrscheinlich nicht. Aber sie sind alle so unvernünftig! Regen sich über alles auf und zicken sich untereinander nur an. Sakura macht ständig Naruto nieder, Ino nervt alles und jeden, meine Mutter kann man vergessen, Temari nervt fast so sehr wie meine Mum und mit Hinata und Tenten hab ich zum Glück nichts am Hut. Wäre ja noch schlimmer...“

Er seufzte und betrachtete eine Ino-änliche Wolke, die ihm die Zunge rausstreckte.

„Oh mein Gott, ich bin paranoid! Psychiater, ich komme.“

Nun verwandelte sich die Wolke in Tsunade.

„Oh je, noch eine laute Frau mit zu viel Zeit... ich werde verfolgt! Wie Shizune das bloß aushält? Naja, Shizune ist auch eine Frau, kein Wunder...“

Er gähnte und ignorierte eine weitere Wolke, die ihn stark an seine Mutter erinnerte, wenn sie wütend war.

„Ich sollte wirklich über andere Dinge nachdenken, zum Beispiel über mein anstrengendes Leben, mein Mittagessen oder den Marienkäfer auf meiner Nase. Aber nicht über Frauen! Ich werde sie sowieso nie verstehen. Warum muss man merken, dass sie eine neue Frisur haben? Wieso werden sie so schnell aggressiv? Und weshalb gehen sie am liebsten stundenlang einkaufen? Einfach unglaublich...“

„He, Shikamaru, was machst du da?“, hörte er plötzlich jemanden quer über die Wiese rufen.

„Ich werde von psychopatischen Wolken verfolgt“, antwortete er leicht genervt.

„Aha... aber ansonsten gehts dir noch gut!“ Gras raschelte und nun lag neben Shikamaru ein grinsender Kiba. „Was ist an ihnen so schlimm?“

„Naja, sie sehen aus wie Ino, meine Mutter und ein paar andre anstrengende Frauen. Das ist echter Psychoterror.“

„Du hast Probleme“, nuschelte Kiba, „dich beachten sie wenigstens...“

„Wie meinst du das denn?“

„Hast du noch nie mitbekommen, wenn sich Ino und Temari wieder wegen dir gestritten haben?“ Kiba starrte ungläubig zu Shikamaru, der sich ungerührt weiter die Wolken ansah.

„Nein, und ganz ehrlich ist es mir sehr egal. Ich komme mit ihnen einfach nicht zurecht.“

Ein unangenehmes Schweigen entstand.

„Du liebst sie immer noch.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Shikamaru wusste es einfach. „Du kannst Hinata nicht vergessen.“

Kiba lachte leise. „Wie könnte ich? Ich sehe sie jeden Tag beim Training und die anderen reden auch über nichts anderes außer, dass Hinata und Naruto jetzt zusammen sind. Vielleicht ist es besser für sie...“ Er zupfte ein paar Grashalme aus und spielte mit ihnen. „Halte mich aber nicht für sentimental oder so, weil ich über so etwas spreche. Sonst erzähle ich so private Dinge nicht, aber du musstest es ja unbedingt anfangen.“

„Ts, jetzt bin ich wieder schuld“, murmelte Shikamaru. „Es ist zwar mühsam, aber ich will dir helfen dich ein bisschen abzulenken.“

Leicht skeptisch musterte Kiba den Käfer auf Shikamarus Nase. „Du musst nicht, wenn es dir zu viel Aufwand ist. Gib doch zu, du würdest lieber hier liegen und Wolken betrachten.“

„Eigentlich schon, doch ich hab kein Interesse daran, dass du wegen einer Frau Depressionen bekommst. Das wäre echt ätzend.“

„Danke, dass du dir Gedanken um mich machst, hat noch nie jemand zugegeben.“ Vorsichtig schnipste Kiba den Marienkäfer von Shikamarus Nase. „Wenn du auch so viel Verständnis für das weibliche Geschlecht hättest, wärst du bestimmt noch beliebter als Sasuke Mehr- Gel- geht- nicht Uchiha oder Neji Ich- hab- die- längsten- Haare- Konohas Hyuga.“

„Beliebt sein ist aber nervig. Da hat man nie seine Ruhe!“, kommentierte der trägste Ninja Konohas und gähnte. „Sorry, aber vom Nichtstun wird man so schnell müde. Kann passieren, dass ich einschlafe.“

„Egal, dann weck ich dich“, antwortete Kiba.
 

Schließlich waren beide eingeschlafen, wachten aber am späten Nachmittag wieder auf und setzten Shikamarus Lieblingsbeschäftigung fort. Kiba erstaunte es, wie angenehm und entspannend es sein konnte, zusammen auf einer Wiese zu liegen und stumm den Himmel anzublicken. Es bestand ein großer Kontrast zwischen dem hektischen, lauten Ninjaleben und der einfachen Tätigkeit, fast nichts zu tun.

Doch nach einer weiteren Stunde bekam spürte Kiba ein leichtes Hungergefühl und entschloss sich zu Abend zu essen.

„Wohin gehst du?“, wollte Shikamaru wissen, als Kiba sich vorsichtig aufsetzte.

„Ich wollte etwas essen gehen. Kommst du mit?“ Im Stillen hoffte er auf ein „Ja“, denn er hatte sich schon an die Nähe Shikamarus gewöhnt und alleine aß er sowieso fast jeden Tag.

„Na gut, wenn du möchtest.“ Ohne Hast stand er auf und klopfte sich lose Grashalme von der Hose. „Was willst du denn essen?“

„Ramen wäre nicht schlecht“, antwortet Kiba nach kurzem Überlegen.

Shikamaru nickte zustimmend und gemeinsam schlugen sie den Weg zum nächsten Ramenstand ein.

Obwohl es noch früh am Abend war, versank die Sonne schon hinter dem Horizont und in einigen Häusern brannte Licht. Die Straßen waren fast leer und nur wenige Leute sprachen.

„Wirklich schön diese Ruhe“, dachte Shikamaru.“ So könnte es immer sein.“

Einige Meter vom Ramenstand entfernt hörte Shikamaru zwei Stimmen, die ihm sehr bekannt vorkamen.

„Es schmeckt richtig gut“, meinte die Mädchenstimme.

„Das hab ich dir doch gesagt, Hinata!“

Wie vom Blitz getroffen blieb Shikamaru stehen. „Verdammt, das sind Hinata und Naruto! Kiba dreht durch, wenn er sie hier entdeckt, da kann er noch so cool tun. Am Besten weg hier!“ Er packte Kiba am Handgelenk und zog ihn in die entgegengesetzte Richtung wieder zurück.

„Was wird das Shikamaru?“, fragte Kiba, während er von ihm mitgezogen wurde.

„Ähm, mir ist eingefallen, dass meine Mutter heute Abend kochen wollte. Deshalb gehen wir jetzt zu mir nach Hause.“ Ohne auf Kibas Proteste zu hören schleifte Shikamaru ihn durch die dämmrigen Gassen und Nebenstraßen, Hauptsache weit weg von dem Rahmenstand.

„Das gibt es doch nicht. Da will ich einmal mit Kiba essen gehen und schon sitzen dort die zwei Menschen, die Kiba am wenigsten sehen sollte. Was würde unser Horoskopfan sagen? Schicksal!“

Nach wenigen Minuten kamen sie an Shikamarus Haus an und hörten die unverkennbare Stimme von Shikakus Ehefrau. „Wie oft habe ich dir gesagt, dass du auch mal im Haushalt helfen sollst? Außerdem habe ich dich schon fünfmal gebeten, den Küchentisch zu reparieren. Ich bin doch keine Gebetsmühle. Und unser Sohn ist auch kein Stück besser! Lässt sein Zeug überall rumliegen, verschläft den halben Tag und erwartet auch noch, dass ich seine Wäsche wasche.“

„Willkommen im Irrenhaus Nara. Das ist normal hier.“ Mit einem gequälten Lächeln forderte Shikamaru Kiba auf einzutreten. „Irgendwann gewöhnt man sich dran.“

Bevor Kiba es sich anders überlegen konnte, scheuchte Shikamaru ihn zur Haustür herein, wobei sie fast mit einem missmutigen Shikaku zusammenstießen, der gerade dabei war, fluchtartig das Haus zu verlassen.

„Ich an eurer Stelle würde aufpassen, sie ist nicht gut gelaunt.“ Dann verschwand er schnell.

„Und was macht er jetzt?“, wollte Kiba wissen.

„Wahrscheinlich geht er mit Inos Vater einen trinken und kommt dann erst gegen 1 Uhr wieder. Dabei weiß er, dass das wieder Ärger gibt. Meine Mutter wartet meistens, bis er zurückkommt und schreit die halbe Nachbarschaft zusammen. Sie soll sich mal nicht wundern, wieso ich tagsüber schlafe, nachts geht das bei dem Lärm fast nicht.“

„Das klingt nicht gut...“, murmelte Kiba vor sich hin.

„Shikamaru, du räumst auf der Stelle dein Shogispiel weg, sonst landet es im Müll! Und dein Haargummi kommt auch weg!“ Wenn es ums Aufräumen ging, kannte Shikamarus Muter keine Gnade.

„Geh schon mal in mein Zimmer, im ersten Stock das zweite Zimmer rechts. Ich versuche unser Abendessen zu organisieren.“ Ohne große Hast schlurfte Shikamaru ins Wohnzimmer, um sein Eigentum zu retten, während Kiba in das beschriebene Zimmer ging.

Wider allen Erwartungen war der Raum relativ durchschnittlich, was man von Shikamaru nicht unbedingt sagen konnte. Auch wirkte es sehr aufgeräumt und sauber, das höchstwahrscheinlich nicht an seinem Bewohner lag, der fast zum Atmen und Existieren zu faul war. In der Ecke stand ein ordentlich gemachtes Bett, an der gegenüberliegenden Wand befanden sich ein Schrank, ein Tisch und ein Stuhl und neben der Tür lagerten in einem Regal Shikamarus persönliche Gegenstände aller Art.

„Mann, hat meine Mutter gute Laune. Echt gefährlich.“ Mit dem Shogi-Spiel und dem Haargummi in der Hand tauchte Shikamaru in der Tür auf und pfefferte alles in das unterste Regalfach. „Aber sie macht uns trotzdem was zum Abendessen. Nur solltest du sie nicht auf meinen Vater ansprechen.“ Er grinste leicht und ließ sich auf sein Bett fallen. „Das Essen dauert aber noch eine halbe Stunde.“

„Ich kann auch gehen, wenn ich störe.“ Auf keinen Fall wollte Kiba unhöflich oder aufdringlich wirken, indem er die Familie Nara zwang, seine Anwesendheit beim Abendessen zu erdulden. Lieber ließ er sich vor die Tür setzen.

Doch Shikamaru war anderer Ansicht. „Ich habe dich eingeladen, also darfst du auch bleiben. Nur weil sich meine Eltern gestritten haben, werf ich dich nicht raus.“

Einige Zeit schwiegen beide und hingen ihren Gedanken nach.

„Was hat Naruto, was ich nicht habe?“, überlegte Kiba laut vom Bett aus, auf dem er sich ebenfalls niedergelassen hatte.

„Fang erst gar nicht mit solchen Sachen an! Naruto und du, ihr seid euch zwar ähnlich, aber immer noch unterschiedlich und das ist gut so. Mach dich nicht selbst schlecht mit solchen Fragen, sondern vergess Hinata. Bitte!“

„Okay, ich werde es versuchen!“ Kiba grinste ihn an, während Shikamaru erleichtert aufatmete.

„Shikamaru, Abendessen ist fertig!“, tönte die Stimme seiner Mutter durch das Haus.

„Na endlich.“ Wenn er wollte, konnte Shikamaru blitzschnell in den „Von allem genervt“ Modus schalten.

Gemeinsam liefen sie die Treppe hinunter in die Küche, wo Shikamarus Mutter gerade dabei war, den Tisch zu decken. Sie goss die selbstgekochte Suppe in die Teller, stellte den Topf zurück auf den Herd und verließ den Raum.

Nachdem sie sich gesetzt hatte, aßen die beiden ihre Suppe und redeten nebenbei über kommende Missionen, lästerten etwas über Shino und Sasuke, nur über Hinata und Naruto verloren sie kein Wort mehr. Gegen 21:30 Uhr verabschiedete sich Kiba, aber für den nächsten Tag wollten sie sich nach dem Training wieder auf der Wiese treffen. Obwohl er eigentlich keine Lust hatte, sich jedoch dazu verpflichtet fühlte, weil seine Mutter extra für sie die Suppe gekocht hatte, räumte Shikamaru den Tisch ab, spülte das Geschirr und ging müde ins Bett.

Zweite Wolke

Am nächsten Morgen traf Shikamaru auf dem Trainingsplatz eine am Boden zerstörte Ino und seinen Freund Choji, der versuchte, Ino aufzumuntern.

„Was ist denn hier los?“ Der Tag versprach gleich am Morgen schon anstrengend zu werden.

„Sasuke und Sakura... sind zusammen!“, erklärte ihm Ino mit Tränen in den Augen. Sie schien die ganze Nacht nicht geschlafen zu haben; ihre Haut war unnatürlich blass, unter ihren Augen lagen dunkle Ringe und selbst ihre Haare glänzten nicht wie sonst. „Ich habe es gestern Abend erfahren. Das ist so unfair!“

„Und wo liegt jetzt das Problem?“ fragte Shikamaru ungerührt und verschränkte die Arme vor der Brust. Mit den vor Liebeskummer kranken Shinobis nahm es langsam überhand. Bei Jungs konnte er gerade noch so helfen, aber bei Mädchen hatte er überhaupt keine Ahnung. Das müsste Ino eigentlich wissen. Auch, dass er von diesem Angeber Sasuke wenig hielt.

„Das ist das Problem, du gefühlloser Ananasfreak! Verstehst du denn gar nichts? Kein Wunder, dass du keine Freundin hast.“ Die Verzweiflung packte Ino nun vollends. Sie legte ihr Gesicht an Chojis Schulter und begann leise zu weinen. Von Choji erntete Shikamaru noch vorwurfsvolle Blicke.

„Jetzt reichts mir.“ Eilig verließ Shikamaru den Trainingsplatz und ging in die Richtung seines Standartorts. Nicht nur, dass Ino ihn als einen gefühlskalten, beziehungsunfähigen Idioten dargestellt hatte, auch Choji wollte ihm unbedingt ein schlechtes Gewissen bereiten, was er erfolgreich hatte. An den Ärger von Asuma dachte er lieber nicht.

Ein lautes Bellen riss ihn aus seinen trüben Gedanken und ein flauschiges weißes Tier stürzte sich auf den Ananasfreak.

„Müsstest du nicht beim Training sein?“ Kiba schaute auf Shikamaru herab, der sich erfolglos gegen die feuchte Zunge Akamarus wehrte.

„Naja, es gab kleinere Komplikationen“, wich Shikamaru geschickt aus.

„Das heißt im Klartext?“

„Wir haben uns gestritten“, gab er zu.

Kiba ließ nicht locker. „Worüber?“

In einer Kurzfassung berichtete Shikamaru ihm von dem Geschehnis auf dem Übungsplatz.

„Und du hast das nur gefragt, damit sie dich in Ruhe lässt?“ In Kibas Stimme schwang Unverständnis und ein anklagender Ton mit.

„Was hätte ich denn sonst tun sollen?“, verteidigte sich Shikamaru. „Die Gefühlswelt der Frauen ist mir ein ziemliches Rätsel.“

„Am besten gehst du zu Ino und entschuldigst dich bei ihr“, schlug Kiba vor.

„Wenn du meinst... bis später!“ Shikamaru stand auf und verschwand in Richtung seiner Teamkollegen.
 

„Es tut mir Leid, Ino.“

„Das glaubst du doch selbst nicht.“

„Aber es ist so!“

„Lass mich in Ruhe, Ananasfreak, und geh zu deinem neuen Freund.“

Während des gesamten Trainings ignorierte Ino Shikamaru komplett, und wenn sie mit ihm sprechen musste, dann redete sie ihn entweder mit „Ananasfreak“, „unsensibler Schattenidiot“, „Fauler Psychopath“ oder „Hundefan“ an. Shikamaru überhörte geflissentlich die Beleidigungen und ließ sich auch sonst nichts anmerken.

Nach acht endlos erscheinenden Stunden durfte sie endlich nach Hause gehen, was Shikamaru sofort nutzte und sich davonstahl, um Asumas unangenehmen Fragen wegen Inos schlechter Laune zu entkommen. Natürlich ging er nicht nach Hause, sondern zum vereinbarten Treffpunkt. Dort angekommen stellte er fest, dass er ganz alleine war; von Kiba konnte er nichts entdecken, genauso wenig wie Akamarus Bellen.

„Jetzt darf ich auch noch warten.“ Mit einem lauten Seufzen ließ er sich ins auf das grüne Gras fallen, gähnte ausgiebig und schloss die Augen.
 

Er rannte durch eine riesige Höhle, Dunkelheit umhüllte ihn. Nur vereinzelt stachen glänzende Steine wie Eissplitter heraus. Die lauten Stimmen und Schritte seiner Verfolger kamen unaufhaltsam näher und eine unglaubliche Panik ergriff ihn.

„Wir kriegen dich“, schrien sie, „verlass dich drauf!“

Wie er hierher gekommen war, wusste er nicht. Aber er wusste, dass er nicht mehr lange leben würde, wenn er nicht floh.

Er beschleunigte noch einmal seine Schritte und merkte zu spät, dass vor ihm ein Abgrund auftauchte.

Mit einem lauten Schrei stürzte er in die Tiefe.
 

Er saß auf dem Boden derselben Höhle, die dieses Mal jedoch in einem matten roten Lichterstrahlte. Eine ihm unbekannte Person lehnte fünf Schritte von Shikamaru entfernt mit einem Schwert in der Hand an der Wand.

„Wer bist du?“, murmelte er während seine Blicke auf jemanden zu den Füßen des Unbekannten fielen. Es war Kiba. „Was hast du vor?“

„Das wirst du gleich merken“, zischte er bedrohlich, „und du kannst nichts daran ändern!“

„Shikamaru“, flüsterte Kiba ängstlich. „Hilf mir...“

Wieder stieg Angst in Shikamaru auf, die ihn lähmte und unkontrolliert zittern ließ.

„Stirb!“ Mit einem irren Funkeln in den Augen rammte der Unbekannte sein Schwert Kiba Inuzuka in den Oberkörper.
 

„Nein!“, schrie Shikamaru verzweifelt. „Kiba!“

„Was ist denn los?“ Kiba kniete neben ihm und schüttelte ihn. „Shikamaru, wach auf, verdammt noch mal!“

Vorsichtig setzte sich Shikamaru auf. Ein leichtes Zittern lief durch seinen Körper, doch er versuchte es zu unterdrücken. Bloß keine Schwäche zeigen! „Ich hatte einen Alptraum. Irgendjemand... er hat dich... mit einem Schwert erstochen... einfach so und ich konnte dir nicht helfen.“ Oh Gott, mit 15 Jahren wegen einem Alptraum rumheulen! Wahrscheinlich stand er selbst unter Drogen.

Kiba legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Keine Angst! Weder laufen hier Unbekannte mit Schwertern rum noch bin ich tot. Du machst dir wirklich zu oft Sorgen um mich. Versuch dich, etwas zu entspannen.“

„Wer soll hier eigentlich wem helfen?“, fragte Shikamaru schon wieder leicht genervt. Zwar wusste er, dass Kiba es nur gut meinte, aber er ließ sich nicht gern von anderen helfen, da hatte sogar er seinen Stolz.

„Du hilfst mir, ich helfe dir und im Moment geht es mir besser als dir.“

„He, kein Psychogelaber!“

„Ich will dir doch nur helfen.“

„Aber ich sollte dir helfen!“

Kiba seufzte ergeben. „Das bringt nichts. Wenn du nicht willst...“

„... lassen wir es sein und sehen uns Wolken an.“
 

Mit einem ernsten Gesichtsausdruck verfolgte Asuma das Verhalten seiner Gruppe, das ihm äußerst missfiel. Seit dem banalen Streit vor drei Wochen hatte sich Shikamaru immer mehr von den anderen beiden abgespalten. Er trainierte nur noch alleine und selbst mit seinem besten Freund Choji sprach Shikamaru nur noch wenig. Doch so ein Benehmen unter Umständen, die eine hohe Teamfähigkeit forderte, konnte Asuma nicht dulden. Ihm blieb nichts anderes übrig als ein klärendes Gespräch.

Er rief seine Problemkinder zu sich, die nach kurzer Zeit vor ihm standen; Shikamaru deutlich abseits von Ino und Choji.

„Ich weiß zwar nicht genau, was vor drei Wochen passiert ist, aber eure Einstellung zueinander ist völlig inakzeptabel. Ino, Shikamaru hat einen Namen, mit dem du ihn ansprechen kannst. Shikamaru, du könntest dich im Gegensatz etwas integrieren.“

„Die Heulsuse braucht uns sowieso nicht mehr“, zischte Ino. „Er kann sich jetzt bei seinem Kiba ausheulen wie vor drei Wochen. Seitdem sind sie wie siamesische Zwillinge.“

„Halt die Klappe und nerv nicht, Blondinchen“, knurrte Shikamaru.

„Benehmt euch mal vernünftig!“, fuhr Asuma die beiden an. „Ihr schadet der ganzen Gruppe mit eurem kindischen Getue.“

„Kann mir ziemlich egal sein.“ Desinteressiert starrte Shikamaru in den Himmel.

„Irgendetwas stimmt nicht mit ihm“, überlegte Asuma. „Seit drei Wochen hat er entweder kaum oder gar nicht geschlafen. Dazu kommen die Stimmungsschwankungen und die Gleichgültigkeit seinen Kameraden gegenüber. Anscheinend gibt es bei ihm schwerwiegende Probleme, aber wie ich ihn kenne, lässt er sich nicht helfen.“ Er seufzte und wünschte sich das unkomplizierte Ino-Shika-Cho Trio wieder.
 

500 Meter entfernt musste Kurenai ein ähnliches Gespräch mit ihren Schützlingen führen.

„Euer Gemeinschaftssinn hat sich in letzter Zeit in Luft aufgelöst“, beklagte sie sich bei Hinata, Shino und Kiba, die vor ihr im Gras saßen und beschämt zu Boden blickten.

„Zum Glück ist es bei euch nicht ganz so schlimm wie bei Asumas Gruppe, aber ihr redet kaum noch miteinander und sobald das Training beendet ist, seid ihr alle verschwunden.

Kiba, es gibt noch andere Menschen in deiner Umgebung. Das Gleiche gilt für dich, Hinata. Und Shino, mach dir keine falschen Hoffnungen: Anko ist fast doppelt so alt.“

Ertappt nickten alle.

„Bitte bemüht euch um ein wenig mehr Zusammenarbeit, damit wäre ich auch schon zufrieden.“ Sie schnippte einen Käfer von ihrem Knie. „Für heute ist das Training aus.“

Dritte Wolke

Gedankenversunken saß Kiba bei sich zuhause am Küchentisch und rührte in seiner Tasse. Ihm gefiel Shikamarus Zustand überhaupt nicht und er sorgte sich fürchterlich um seinen Freund. Dadurch rückten sogar Hinata und Naruto in den Hintergrund.

Durch Gespräche mit Ino und Choji hatte Kiba erst erfahren, dass sich Shikamaru von allen außer Kiba zurückzog, und sie baten ihn, mit Shikamaru zu reden, denn beide gaben sich selbst die Schuld an Shikamarus Zustand.

Kiba trank seinen Kakao aus und schlenderte langsam zu ihrem alltäglichen Treffpunkt, konnte Shikamaru aber dort nicht finden. Wahrscheinlich war er zu Hause und versuchte, etwas Schlaf nachzuholen.

Auf dem Weg zum Haus der Naras überlegte Kiba, was der Grund für Shikamarus Alpträume sein könnten. Jedenfalls endete jeder Traum mit seinem, Kibas, Tod. Höchst mysteriös.

Am Ziel angekommen klopfte Kiba und wartete, dass jemand die Tür öffnen würde. Dieser Wunsch wurde ihm von Shikamarus Mutter erfüllt, die ihn dann in Shikamarus Zimmer schickte. Dort herrschte das reine Chaos:

Der gesamte Regalinhalt flog durchs Zimmer, das Bettzeug hing halb auf dem Boden und auf dem Tisch lagen Kekskrümel. Wieder kein Shikamaru. Offensichtlich war er noch in der Dusche, wie seine Mutter behauptet hatte.

Kurz entschlossen räumte Kiba das Regal wieder ein, fegte die Krümel in den Mülleimer und machte das Bett. Wenn er schon hier war, konnte er auch aufräumen. Besser als dumm rumsitzen und nichts tun.

Nach zehn Minuten stolperte Shikamaru nur mit einem blauem Handtuch um die Hüften in sein Zimmer. Er taumelte zwei, drei Schritte weiter, wurde aber von Kiba abgefangen, bevor er vor Müdigkeit umfiel.

„Danke, Kiba“, nuschelte er undeutlich. „ich bin irgendwie so müde.“

„Kein Wunder“, antwortete Kiba. Er schleifte Shikamaru zu seinem Bett und wollte ihn dort ablegen, doch Shikamaru ließ ihn nicht los. Stattdessen kuschelte er sich noch etwas an Kiba und murmelte leise „Bitte“.

„Na gut“, willigte Kiba ein. „Solange du wenigstens etwas schlafen kannst und der Alptraum dich in Ruhe lässt...“ Er legte sich mit Shikamaru auf das Bett, spürte dessen sanften Atem an seiner Wange und schloss die Augen. „Wenn jetzt seine Muter rein kommt, sind wir am Arsch“, waren seine letzten Gedanken, bevor er einschlief.
 

Als Kiba erwachte, saß Shikamaru schon angezogen neben ihm und las ein Buch.

„Wir müssen reden“, begann Kiba leicht unsicher.

„Worüber denn?“, fragte Shikamaru und sah von seinem Buch auf.

„Ino und Choji behaupten, du wärst im Moment so merkwürdig und wollten, dass ich mit dir rede“, fing Kiba an.

„Ach, seit wann interessiert es die denn, wie es mir geht?“ Shikamaru schleuderte sein Buch auf den Boden und funkelte Kiba an. „Die sind doch froh, wenn sie mich los sind... und das nicht nur sie!“

„Shikamaru, verdammt, was erzählst du? Was soll das heißen?“

„Egal, brauch dich nicht zu interessieren. Das ist alleine meine Sache.“

„Ich will dir helfen, warum sagst du mir nichts? Vertrau mir auch mal, ich dachte, wir sind Freunde!“ Er stockte. „Oder? Sind wir es nicht?“

„Doch!“, murmelte Shikamaru. „Es ist nur... ich hab keine Probleme... zumindest keine Richtigen...“

„Wenn du mir nicht vertraust, kann ich auch gehen!“ Kiba sprang vom Bett auf und wollte den Raum verlassen, Shikamaru hielt in aber am T-Shirt fest.

„Bleib bitte hier, ich erzähl es dir.“

Beide setzten sich wieder auf das Bett und Shikamaru erklärte, warum er sich immer mehr von anderen isolierte.

„Ich fühle mich von Ino und Choji richtig verarscht, weil die beiden seit zweieinhalb Wochen zusammen sind und es nicht nötig gefunden haben, mir irgendwas davon zu sagen. Hätte ich sie nicht zufällig beobachtet, wüsste ich bis heute nichts davon. Das hat mich vor Allem von Choji enttäuscht und deshalb bin ich ihnen aus dem Weg gegangen.

Außerdem ist da noch die Sache mit meinen Eltern. Wie du mitbekommen hast, kriselt es in ihrer Ehe schon seit Jahren sehr und es gibt Leute aus ihrem Bekanntenkreis, die mir die Schuld dafür geben. Ich weiß zwar, dass es nicht stimmen kann, aber manchmal glaub ich es wirklich.

Das klingt bestimmt alles voll selbstmitleidig und kindisch, und gerade deshalb wollte ich es dir eigentlich auch nicht sagen. Es nervt mich nämlich selbst, dass ich mir etwas einrede, nur weil irgendwelche Leute, die ich nicht mal persönlich kenne, ihre Vermutungen nicht für sich behalten können.“ Nun wirkte er wieder genervt wie immer.

Kiba verstand die Welt nicht mehr. Shikamaru war doch sonst ein so rational denkender Mensch, der sich nicht um das Gerede anderer Leute kümmerte.

„Am besten redest du erst mal mit Ino oder Choji, die beiden machen sich wirklich Sorgen. Die Sache mit deinen Eltern ist da schon etwas komplizierter, wenn sie selbst nichts unternehmen, kannst du erst recht nichts machen.“

„Ich weiß“, fiel ihm Shikamaru ins Wort. „So schlau bin ich auch noch.“

„Hab ich ja nicht bestritten. Bei den Gründen für deine Alpträume musst du aber selbst dahinter kommen, da kenn ich mich gar nicht aus.“

„Im Klartext: Nummer eins und drei soll ich selbst regeln, bei Nummer zwei können das nur meine Eltern.“ Er seufzte leise. „Das klingt mal wieder höchst anstrengend.“
 

Gleich am nächsten Tag suchte Shikamaru das Gespräch mit seinen Teamkameraden und konnte die ganze Angelegenheit klären. Es stellte sich nämlich heraus, dass Choji und Ino es ihm nicht mitgeteilt hatten, weil dieser und Ino ihren Streit noch nicht begraben hatten und Choji ein schlechtes Gewissen seinem Freund gegenüber gehabt hatte.

„Na also“, meinte Kiba fröhlich, als er am Nachmittag mit Shikamaru wieder auf der Wiese relaxte. „Es gab doch einen sinnvollen Grund.“

„Ja, red du nur“, brummte Shikamaru und beobachtete eine Wolke, die ihn auszulachen schien. „Manchmal durchschau ich auch Männer nicht, kann passieren.“

„Oh Gott, unser Genie wird alt“, stichelte der Hundebesitzer und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Das nächste Mal vergisst du, wie ich heiße.“

Doch das hörte Shikamaru nicht mehr, denn er war demonstrativ eingeschlafen, um vor Kiba seine Ruhe zu haben.

„Mann, das ist gemein“, beschwerte sich dieser und streichelte Akamaru, der in anbellte und mit dem Schwanz wedelte. „Einfach einschlafen, wenn ich ihn ärgern will.“

Beleidig legte sich Kiba neben seinem Freund und schlief schon bald ebenfalls ein.

Vierte Wolke

Er träumte schon wieder, das wusste Shikamaru genau und das störte ihn gewaltig. Denn seine Träume waren in letzter Zeit wirklich alles andere als schön, angefangen bei dem fürchterlichen Traum über Kibas Tod – zum Glück erinnerte er sich nicht mehr in allen Einzelheiten daran – bis hin zu anderen seltsamen und verworrenen Dingen, die eindeutig keine Logik besaßen und ihn jedes Mal fast so müde wie vorher aufwachen ließen.

Doch dieser Traum war anders, er schien nicht so düster wie seine Vorgänger und es geschah kein Mord und Totschlag wie öfters.

Ganz im Gegenteil, man hätte ihn als beinahe kitschig einstufen müssen; Kiba und Hinata saßen zusammen auf einer sonnig grünen Wiese und sahen sich ziemlich verliebt an. Ein eindeutiges Zeichen, dass das hier nicht Realität sein konnte, da Hinata ja eigentlich glücklich mit Naruto zusammen war. Und außerdem hätte Kiba nie jemanden so peinlich hirnlos angesehen, nicht einmal Hinata. Da war sich Shikamaru sehr sicher.

Aber es ging noch weiter; nach einer halben Ewigkeit, wie es Shikamaru vorkam, beugte sich Hinata zu Kiba hinüber, strahlte ihn noch einmal mit einem typisch scheuen Hinatalächeln an und küsste ihn.

Irgendwie regte diese Szene Shikamaru auf, das lag wohl daran, dass er sich seit Wochen bemüht hatte, Kiba abzulenken und dann träumte er solch einen Stuss. Da konnte man auch nur genervt sein.

Unter großer Anstrengung zwang er sich aufzuwachen und stellte schließlich fest, dass es erst fünf Uhr morgens war. Nun stahlen ihm seine bescheuerten Traumteile schon wieder seinen Schlaf, langsam ging es ihm auf den Geist.

Aber was hatte diese nette kleine Illusion zu bedeuten? Dass Hinata demnächst Naruto mit Kiba betrog, weil der Augenblick so wunderbar romantisch war? Sicher nicht, außerdem bezweifelte Shikamaru, dass er mithilfe irgendwelcher unrealen Bilder in die Zukunft sehen konnte.

Aber eins wusste er: Er wollte nicht, dass es so kam. Wahrscheinlich, da sonst seine ganze Arbeit für die Katze gewesen wäre und die Vorstellung fand er ziemlich ätzend.

Zwar versuchte er sich noch einmal hinzulegen und einzuschlafen, doch er war nun wach und konnte nichts dagegen tun, zusätzlich erinnerte er sich an das seltsame Stechen, als er Kiba und Hinata so vertraut zusammen gesehen hatte. Was ging bloß in letzter Zeit mit ihm ab? Das war ja nicht mehr normal, etwas stimmte da nicht, nur kam er nicht dahinter, um was es sich handelte.

Schrumpfte seit Neustem sein IQ oder warum verstand er manche Dinge nicht? Möglicherweise lag es auch daran, dass diese Dinge einfach nichts mit Wissen, sondern mit etwas Anderem zu tun hatten. Und genau daran schien er zu scheitern, das ärgerte ihn ungemein.
 

Das Training verlief wieder reibungslos, immerhin hatten sich die Spannungen zwischen Ino und Choji nach dem klärenden Gespräch langsam aufgelöst und er konnte auch das Verhalten von ihnen nachvollziehen.

Danach ging er seinem Dauerhobby nach; so konnte er sich endlich entspannen und gewisse Traumbilder verdrängen, die ihm von Zeit zu Zeit unerwartet vor sein inneres Auge sprangen und nur mit großer Mühe wieder verschwanden. Nervig das ganze, als hätte er sonst nichts zu tun.

Heute schien sich Kiba zu verspäten, denn für gewöhnlich traf er ein, wenn die Sonne etwas höher am Himmel stand. Aber vielleicht überzogen sie heute aus irgendwelchen Gründen das Training oder er hatte einfach keine Zeit. Oder keine Lust, er wurde hier schließlich zu nichts gezwungen, weder zum Wolken betrachten noch zum ständigen Treffen mit Shikamaru.

Obwohl er es ohne Kiba ungewöhnlich ruhig fand, er brachte ja meistens Akamaru mit und der veranstaltete manchmal einen ziemlichen Lärm, wenn er wollte. Dabei hatte er früher doch so sehr auf Ruhe bestanden und nun? Nun forderte er schon fast, dass jemand kam, der etwas Leben auf die grüne Wiese brachte.

Etwas stimmte tatsächlich nicht mit ihm oder etwas hatte sich deutlich gewandelt; letzteres klang irgendwie besser.

Ein leises Bellen kündigte ihm an, wer in wenigen Minuten zu ihm kommen würde und tatsächlich hockte wenig später Kiba grinsend neben ihm mit seinem Hund im Schlepptau.

„Hast du schon auf mich gewartet?“

„Etwas, wo warst du denn noch?“

„Ach, nur kurz zuhause, nichts Besonderes.“ Müde streckte sich Kiba ausgiebig und legte sich in Position neben Shikamaru. „Und, wie wars Training?“

„Wie wohl? Anstrengend, aber endlich mit einer besseres Stimmung, da macht es eindeutig mehr Spaß.“ Was ein paar Missverständnisse weniger alles bewirken konnten.

„Dann sind ja fast alle Probleme gelöst“, freute sich Kiba, doch eine Zustimmung bekam er dazu nicht. Ein Anfang war gemacht, aber da gab es ja noch die Dinge, für die sie nicht schnell eine Lösung aus dem Ärmel zaubern konnten, außer sie ließen Shikamaru nie wieder schlafen.

„Hast du wieder was Komisches mit mir geträumt?“

„So könnte man es sagen.“ Mehr musste er allerdings nicht erfahren, fand Shikamaru, die Tatsache allein war ja fast schon peinlich. Welcher Junge träumte so gut wie jeden Tag von einem anderen? Das musste auf seine Umwelt ziemlich albern wirken. Nur interessierte es ihn irgendwie wenig, was seine Umgebung dazu sagte, immerhin tat er es nicht freiwillig.

„Bin ich schon wieder abgekratzt?“

„Nein, ausnahmsweise nicht.“ Was die Sache nicht besser gemacht hatte, eher komplizierter.

Er widmete sich einer besonders interessant geformten Wolke und überlegte, was sie darstellen könnte, als Kiba plötzlich das Geständnis des Tages machte.

„Ich glaub, ich habe heute Nacht auch von dir geträumt.“

„Sag mal, ist das irgendwie eine ansteckende Krankheit?“ Kopfschüttelnd lag Shikamaru auf dem Boden, vielleicht hatte Kiba ihn auch nur reingelegt. „Was kam denn vor? Irgendwelche Gewalttaten oder unrealistisches Zeug?“

„Ach, nicht so wichtig“, brummte Kiba ausweichend und machte es sich noch ein Stückchen gemütlicher auf dem Gras. „Jedenfalls war es nichts Schlimmes.“

„Ich hoffe es doch.“ Einer, der dummes Zeug träumte, reichte theoretisch.

Die beiden schwiegen eine Weile; Shikamaru hing seinen Gedanken nach und Kiba schien wie so oft eingeschlafen zu sein. Tat er ziemlich gerne, wenn ihm das Beobachten zu anstrengend wurde oder er es einfach nicht mehr tun wollte.

Shikamarus Meinung nach konnten sie noch ewig hier liegen, es war viel schöner als die ganze sonstige Hektik um sie herum. Hier gab es nur sie beide, die Sonne und die Wolken. Und Akamaru natürlich, aber der störte sie nicht.

Kiba rückte näher an Shikamaru heran und schlug ihm plötzlich fast einen Arm ins Gesicht. Was sollte das denn werden?

„Kiba, lass das“, brummte Shikamaru, doch natürlich wurde nicht auf ihn gehört, weshalb auch? Der Hundejunge fand es scheinbar ganz toll, ihn als zusätzliches Polster zur Wiese unter ihm zu benutzen und ließ auch nicht nach ein paar sanften Rippenstößen von Shikamaru ab.

Dann blieb es halt so, wirklich stört es ihn sowieso nicht, er hatte nur aus reiner Gewohnheit gehandelt. Nicht, dass sich Kiba hinterher beschwerte, weil er nichts getan hatte, um die Situation für mögliche Zuschauer zu entschärfen.

Fünfte Wolke

Kibas Arm, der vorhin fast sein Gesicht zertrümmert hätte, lag nun schwer auf seinem Oberarm. Es fühlte sich seltsam an; nicht unangenehm, aber anders als erwartet. Ob das gleiche auch für Kiba galt?

Allerdings schlief dieser ja und solche Fragen stellte Shikamaru einfach nicht, das klang nämlich mehr als idiotisch. Wie eins von diesen pubertierenden Mädchen, die von nichts und niemand eine Ahnung hatten und deshalb ihre Mitmenschen nervten.

Nein, so wollte er sich sicher nicht zeigen, vor allem nicht vor Kiba, zum Schluss lachte der sich noch kaputt. Er lachte sowieso schon genug, also brauchte er nicht noch mehr Gründe dafür, außerdem machte man sich nicht über intelligente Leute lustig, fand Shikamaru.

Unvermittelt spürte er Kibas Kopf halb auf sich liegen; wenn der Braunhaarige einen weichen Platz zum Schlafen suchte, sollte er gefälligst in sein Bett gehen und nicht andere Menschen dafür missbrauchen. Doch Shikamaru ließ ihn gewähren, zum Verscheuchen blieb später noch Zeit. Die Nähe war nicht so beengend, wie er geglaubt hatte, sondern auf eine schräge Weise gut, wie sie wahrscheinlich eher nicht sein sollte. Zumindest zwischen zwei männlichen Wesen.

Am besten beendete er einfach die ganzen überflüssigen Gedanken in seinem hellen Köpfchen und genoss den Moment, solange das möglich war, denn Kiba würde nicht ewig still sein.

Das geschah auch nach einer knappen halben Stunde, sodass Shikamaru von seinem Teilzeitjob als Matratzenersatz befreit wurde, was ihn gar nicht so freute, wie es eigentlich der Fall sein müsste, denn er durfte sich wieder frei bewegen.

„Was hast du jetzt überhaupt von mir geträumt?“, fragte Kiba interessiert und kraulte Akamaru den Kopf.

„Naja...“ Musste er das sagen? „Du und Hinata, ihr ward auf einer Wiese...“

„Aha, gut zu wissen.“ Das hörte sich nicht besonders begeister an, war Kiba bis vor Kurzem nicht in Hinata verliebt gewesen? Aber Gefühle konnten sich ändern, vor allem bei jungen Leuten.

Nun dachte er schon wie sein eigener Großvater. Unheimlich.

„Ihr habt euch dort geküsst.“ So, wenn er lachte, sollte er es tun, niemand hielt ihn davon ab.

„Echt?“ Warum sah er ihn so erstaunt an? Hatte er das sich nicht immer schon gewünscht? „Und... wie fandest du das?“

Seltsame Frage, als ob das besonders wichtig wäre, aber egal. „Ich kam mir ein wenig verarscht vor. Erst versuche ich dich ständig auf andere Gedanken zu bringen statt an sie zu denken und dann kommt sowas. Du fühlt man sich irgendwie von sich selbst hintergangen.“

„Ja, da hast du wohl recht.“ Wieso sah er so enttäuscht aus? Vielleicht, weil es nicht Realität war? „Ich glaub, ich muss langsam mal gehen, sonst, macht meine Mutter Terror.“ Fast hastig verschwand er mit Akamaru und ließ Shikamaru erstaunt zurück. Hatte er irgendetwas Falsches gesagt? Eigentlich nicht, nur die Wahrheit und die hatte Kiba unbedingt hören wollen. Also brauchte er sich nicht schuldig zu fühlen.

Dann durfte er sich nun allein beschäftigen, kein Problem für ihn, wofür gab es den Himmel mit seinen weißen Wattefeldern darauf?

Doch lange dauerte es nicht, bis er sich einer anderen Tätigkeit widmete: er analysierte die ungewöhnliche Lage, in der er sich befand.

Sein ganzes untypisches Verhalten, die Träume, auch Kibas plötzliche Flucht – er hätte das viel früher tun sollen, wofür besaß er so ein unnormal leistungsfähiges Gehirn? – und kam zu einem erstaunlichen und gleichzeitig etwas erschreckenden Ergebnis: Er musste sich in Kiba verliebt haben. Zwar nicht richtig katastrophal, sodass er nicht mehr ohne ihn leben konnte und dem sinnlosen romantischen Kram, aber wichtig war er ihm schon, da gab es keine Zweifel. Hatten diese Horrorträume ihm bewiesen.

Und wenn er Glück hatte, bestand die Chance, dass es bei Kiba genauso war.

Nur schwebte noch die Frage um ihn herum, ob er das überhaupt wollte, was er gerade herausgefunden hatte. Seine Eltern wären sicher entsetzt, die Nachbarn würden tuscheln und falls Kiba doch anders empfand als er, wäre er aufgeschmissen, und das alles nur, weil möglicherweise seine Hormone in letzter Zeit nicht ganz so arbeiteten, wie erwünscht.

Aber ganz ehrlich: Hatte es sich nicht unglaublich gut angefühlt, als Kiba so vertraut neben ihm gelegen hatte? Wollte er das nicht ein wenig öfters spüren?

Wenn ja, musste er mit Kiba darüber reden.

Und sich danach vor seinen Eltern outen, egal ob seine Mutter einen kleinen Anfall erleiden würde und sein Vater sich fragte, ob sich nicht doch irgendetwas falsch gemacht hatten. Das fragte sich Eltern ja sowieso dreimal am Tag.

Nachdem er sich das Ganze noch ein weiteres Mal gut überlegt hatte, stand Shikamaru entschlossen auf und suchte Kiba, um ihm die Neuigkeit mitzuteilen.

Diesen fand er auch relativ schnell, allerdings nicht zuhause, so wie er es gesagt hatte, sondern ein paar hundert Meter entfernt unter einem Baum, wo er scheinbar tief in Gedanken versunken Akamaru streichelte und die Rinde von einem abgestorbenen Ast entfernte.

Mit einem deutlichen Räuspern machte Shikamaru auf sich aufmerksam, wartete, bis Kiba ihn ansah, und fing dann einfach an draufloszureden: Von seinen Gedanken, Vermutungen, die hobbypsychologischen Traumdeutungen und noch anderen Dingen, die Kiba vielleicht interessieren könnten.

Dieser saß während des Zuhörens stocksteif an seinem Plätzchen und man konnte ihm ansehen, wie verwirrt er durch die Offenbarung war.

Shikamaru erkannte Verwunderung, leichtes Entsetzen, sogar einen Hauch Widerwillen dagegen, aber gegen Ende auch Akzeptanz. Also mehr, als man von ihm erwartete.

„Und... du bist dir da ganz sicher?“, fragte er stockend, als Shikamaru mit seinem ellenlangen Bericht geendet hatte und auf eine sprachliche Reaktion von ihm hoffte. „Dass du mich mehr magst als nur freundschaftlich.“

„Ich nehme es mal an, zumindest habe ich noch nie vorher wirklich so etwas für jemanden empfunden.“ Jedenfalls konnte er sich nicht daran erinnern.

Verlegen strich sich Kiba eine Haarsträhne aus dem Gesicht, obwohl sie ihn nicht störte; Hauptsache, er benutze seine Hände. „Und wie sollen wir uns da hundertprozentig sicher sein? Nicht, dass wir hier tolle Theorien entwickeln und zum Schluss stellt sich raus, sie waren alles nichts.“

„Entweder jeder setzt sich zuhause hin und denkt darüber noch mal zwei Stunden nach oder...“, Shikamaru rückte ein ganzes Stück an Kiba heran, „wir finden eine andere Methode, um es herauszufinden.“

Natürlich wussten beide, auf was es hinauslaufen würde, nachgedacht hatten sie in den letzten Tagen wirklich genug und es stand die Stunde der Wahrheit vor der Tür.

Kiba entschloss sich den entscheidenden Schritt zu wagen; er näherte sich seinem Freund so weit es ging und drückte seinen Mund auf den des anderen, fordernd, aber nicht zu stürmisch.

Es kribbelte leicht, doch Shikamaru wusste, dass es so sein sollte, fast wie bei den unabsichtlichen Berührungen vorhin. Seine Hände legten sich automatisch an Kibas Rücken und begannen ihn dort zu streicheln, ganz vorsichtig natürlich, um nichts zu überstürzen, schließlich hatten sie fast alle Zeit der Welt.

Nun, da sie sich sicher sein konnten, dass Shikamarus Überlegungen in die richtige Richtungen gegangen waren.



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von:  jyorie
2014-08-30T07:34:01+00:00 30.08.2014 09:34
Hallo (^o^)y

Das ist ein süßes Ende ;)

Schön, wenn beide so fühlen und es
Nicht einseitig ist *sich freut*

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  jyorie
2014-08-30T07:33:54+00:00 30.08.2014 09:33
Hallo (^o^)y

*schmunzelt* das hört sich gut an,
Wenn Kiba jetzt auch von shika träumt
Und wenn er das nicht sagen will, kann
Ich mir ungefähr denken, was das
War *ggg* und das Kiba dann auf der
Wiese shika als kissen benutzt.

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  jyorie
2014-08-30T07:33:47+00:00 30.08.2014 09:33
Hallo (^o^)y

Das hat mir gefallen, wie Kiba
Nachgebohrt hat und die Probleme
Wirklich nicht an ihm liegen. Aber
Auch, das er, weil er auf Kiba gehört
Hat, wenigst ein paar seiner Probleme
Los geworden ist.

Etwas musste ich ja Grinsen, weil
Der Stratege (shika) da nicht selbst
drauf gekommen ist. ^^*

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  jyorie
2014-08-30T07:33:40+00:00 30.08.2014 09:33
Hallo (^o^)y

Oh, das ist schade, das die Teams
Momentan so Auseinander fallen,
Aber ich glaube nicht, das es allein
An shika und Kiba liegt, so wie das
Die senseis und ino meint.

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  jyorie
2014-08-30T07:33:32+00:00 30.08.2014 09:33
Hallo (^o^)y

Ich finde du hast Kiba und shikamaru gut
dargestellt. Ein bisschen kann
Shika einem ja leid tun, wie er von den
ganzen Frauen gescheucht und genervt
wird. Mir hat die Situation gefallen,
Bei der sich Kiba und shika getroffen
Haben.

Ich bin gespannt ob sich zwischen den
Beiden eine Freundschaft entwickelt. :)

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  Ita_sama
2013-05-03T15:22:27+00:00 03.05.2013 17:22
klasse ff wirklich super
ich mag die 2 sehr
in favo liste steck
mfg ita
Von: abgemeldet
2010-12-06T00:31:27+00:00 06.12.2010 01:31
tolle ff ^^

gefällt mir wirklich sehr gut =3
*in favo steck*
Von: abgemeldet
2009-06-27T10:13:30+00:00 27.06.2009 12:13
huhu ^_^

habe eben deine ff gelesen und ich muss sagen ich bin begeistert!

ich fand sie voll toll ^___^

ich mag dieses pairring sehr und dein schreibstil ist auch richtig klasse, schade das es schon vorbei ist =(

goffe du schreibst noch mehr über die 2, würde mich dann sehr über eine ens freuen =D

LG Neji-Inuzuka ^///^
Von:  Tayuya
2008-06-04T18:39:35+00:00 04.06.2008 20:39
Haii!
Noch kein kommi? Ôo
Mir gefällt die Story sehr gut.
Ich find den Abfang so geil.
Psychowolken... XD
*Lachflsh*
Shika, hat anscheinend seeeehr zickige Eltern/ ne zickige Mutter.^^
Aber trotzdem, klasse.
Shika´s Zimmer ist voll klasse.
Aber wo ist Akamaru!
LG Tayuya
Von:  Tayuya
2008-06-04T18:39:25+00:00 04.06.2008 20:39
DAS ist furchtbar!
Richtig beschissen!
Das geht so gar nicht!
Einfach eine hammer geile FF. <3
Die ist so geil.
Aber am geilsten find ich:
Shikamaru=Ananasfreak.
*lach*
Voll toll.
Aber, das Shino auf Anko steht... hammer.
Shika ist echt etwas ... unsensibel, aber warum interessiert es Ino eig., das Saku und Sasu zs sind?
Ich dachte die will was von Shika?
Nya egal.
Amer Shika hatte nen Alptraum... .
Super Kapitel.
ach bitte schnell weiter und ich würde mich über eine ENS sehr freuen, wenn es weiter geht.
Dein Schreibstil ist klasse.
GLG Tayuya


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