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Keyla Spin-Off

von

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Yousouf und Keyla I

Ein weitere Geschichte von Keylas und Yousoufs Expedition des ersten Bandes.
 

Das Surren der Rotoren des Raumschiffes war ruhig und gleichmäßig und hatte auf Keyla für gewöhnlich eine einschläfernde Wirkung. Doch diesmal gelang es Keyla einfach nicht ihren Kopf frei zu bekommen. Mit offenen Augen ließ sie die letzten Tage gedanklich Revue passieren. Tag für Tag waren sie von Planet zu Planet geflogen. Tag für Tag war Keyla mit ihr völlig unbekannten Orten, mehr oder weniger gefährlichen Lebewesen und fremden Kulturen konfrontiert worden. Tag für Tag hatte Keyla neue und für sie nicht ganz so einfache Situationen meistern müssen. Yousouf hatte ihr zwar geholfen, wenn es hart auf hart kam, aber nicht sofort, sondern zögerlich. Warum hielt er sich zurück? Warum sprach er nicht so viel mit ihr? Lag es vielleicht nur daran, dass sie nicht dieselbe Sprache sprachen und von verschiedenen Kulturen stammten? Oder war sie einfach nicht mehr für ihm als eine Packtier?

Zwei Tage hatten sie nun keinen anderen Planeten angeflogen und Keyla fragte sich, ob die mangelhafte Bewegungsmöglichkeit auf diesem Schiff mit daran Schuld war, dass sie nun keinen Schlaf finden konnte. Sie begann sich nach den langen Fußmärchen zu sehnen, Steine, Pflanzen, Erde sogar schwer durchschreitbaren Morast unter ihren Füße. Sie vermisste den Himmel über sich, Wasser, das als Regen oder Schnee vom Himmel fällt und ihre Kleider durchnässt, eine wärmende oder auf sie unbarmherzig niederbrennende Sonne.

Ein Knarren der Schiffsaußenwand riss Keyla aus den Gedanken. Erst jetzt bemerkte sie, dass die Rotoren langsamer rotierten, das Surren einem Pulsieren wich. Sie spürte wie das Schiff gewendet wurde. Oder bildete sie sich das nur ein? Dann ein Rumms. Kein Rotieren und keine Surren. Stille.

Yousouf trat in die Kabine, sagte, so gut verstand Keyla ihm schon, dass sie ruhig kommen solle. Sie seien da.

„Wo?“, fragte Keyla in Yousoufs Sprache.

Yousouf schaute sie verwundert an. Da wurde Keyla plötzlich bewusst, dass sie das erste mal überhaupt in seiner Sprache, in der basischen Sprache gesprochen hatte. Es war ganz unbewusst, völlig automatisch passiert.
 

Keyla und Yousouf standen am Geländer der verglaste Aussichtsplattform der Station und schauten in den Weltraum hinaus. Yousouf wies auf Raumschiffe und Sterne, nannte ihre basischen Bezeichnungen. Keyla wiederholte das Gesagte, was Yousouf korrigierte oder nickend mit einem Lächeln quittierte. Dafür ernteten beide wiederum verwunderte Blicke von anderen exotisch aussehenden Raumreisenden, die an ihnen vorbeischritten oder, ihre jeweiligen Gespräche unterbrechend, sich neugierig zu den beiden umdrehten und lauschten.

Keyla und Yousouf verließen die Plattform, schlenderten an den Geschäften des Ganges vorbei, der sie vom Zentrum der Raumstation wegführte. Dabei setzten sie das Übersetzungsspielchen fort. Keyla sog die basische Sprache geradezu in sich auf. Doch dann wurde es ihr langsam zu viel, sodass sie letztenendlich bei jedem Wort, das ihr Yousouf sagte, nur noch nicken konnte. Als es Yousouf auffiel, interpretierte er ihre Reaktion richtig, wuschelt Keyla stolz übers Haar und sagte nichts mehr.

Schweigend schritten sie nebeneinander her. Links von ihnen verließen die für Keyla extrem fremdartig anmutenden Reisenden mit mehr oder weniger vielen Einkaufstaschen und Boxen beladen die Geschäfte und umschifften das ungleiche Keyla-Yousouf-Paar manchmal nur knapp.

Keyla sah sich im Vorbeigehen die Auslagen in den Schaufenstern an. Plötzlich blieb sie stehen, steuerte direkt auf ein Fenster zu und presste ihre Hände auf das Glas.

Vor ihren Augen tat sich eine unglaubliche Vielfalt an Süßigkeiten auf. In bunt leuchtenden Farben, extravagant eingepackt, in den skurrilsten Formen gepresst oder vollkommen in sich verdreht, zogen sie Keyla vollkommen in ihren Bann. Noch nie hatte Keyla so etwas gesehen, geschweige denn gegessen.

Yousouf sagte ihr auf basische, dass das Süßigkeiten seien. Da Keyla so etwas wie Süßigkeiten gänzlich unbekannt war, ließ Yousouf sehr schnell von einem noch länger andauernden Erklärungsversuch ab, und betrat mit ihr einfach das Süßwarengeschäft.

Nur kurze Zeit später kamen sie mit zwei Zuckerstangen wieder heraus. Yousouf steckte seine in den Mund und lutschte daran zufrieden lächelnd. Keyla beäugte neugierig das rot, blau weiß gestreifte Etwas in ihrer Hand, dann steckte sie ihre Zuckerstangen ebenfalls in den Mund. Die Süsse der Stange breitete sich in ihren Mund aus und brannte fast auf Keylas für eine derartig hohe Zuckerdosis noch unsensibilisierter Zunge. Das war schon fast zu viel des Guten. So etwas hatte sie tatsächlich noch nie gegessen. Sie zog die Stange wieder aus ihrem Mund, biss ein Stück davon ab, lutschte es langsam, ließ es sachte auf ihrer Zunge zergehen.

So nebeneinander ihre Zuckerstangen lutschend liefen Keyla und Yousouf schweigend die Einkaufspassage entlang.

Sie näherten sich der Lokalmeile. Angenehme Düfte umschmeichelten sie, stiegen in ihren Nasen und weckten den Hunger in ihnen.

Yousouf kaufte zwei mit Flabberwürmer gefüllte Teigtaschen. Als er eine davon Keyla reichte, und sie die sich in der Tasche herumrekelten lebenden Würmer sah, lehnte sie dankend ab. Yousouf verschlang die eine der beiden Teigtaschen innerhalb kürzester Zeit und kaufte für Keyla ein undefinierbares gegrilltes Etwas am Spieß. Es roch ganz gut und schmeckte zu Keylas Erstaunen auch überaus lecker. Und während Keyla am Spieß knabberte, biss Yousouf ein großes Stück der zweiten Teigtasche ab.

Keyla folgte Yousouf zu einer Sitzbank. Sie setzten sich und beobachteten beim Essen die an ihnen vorbeischreitenden verschiedensten Lebensformen. Keyla spürte förmlich wie der Stress der letzten Tage förmlich von ihr abglitt. Nichts schien diese für Keyla entspannte Atmosphäre trüben zu können.
 

Nach dieser Abwechslung von den Planetenexpeditionen der letzten Tage, machten sich Keyla und Yousouf auf den Weg zurück zum Andockring. Yousouf hatte Keyla noch ein Babybuch gekauft, wo neben den Abbildungen die basische Bezeichnungen zu lesen waren. Zwar bezweifelte Keyla, ob es wirklich von Wichtigkeit war zu wissen, was beispielsweise die basische Bezeichnung für Ball oder Rassel war, aber mit einem Lächeln im Gesicht wusste sie Yousouf lieb gemeinte Geste zu schätzen. Sie waren nicht mehr allzu weit von ihrem Schiff entfernt, da kamen ihnen vier Gestalten entgegen. Keyla erkannte sie sofort. Es waren Pautscho und Gan sichtlich angetrunken Arm in Arm mit zwei leicht bekleideten Damen. Als Pautscho und Gan eher schwankend als gehend auf sie zukamen, zog sich innerlich alles in Keyla zusammen. Verängstigt wandte sie ihren Blick von den Beiden ab und drängte sich unwillkürlich näher an Yousoufs rechte Seite. Schon waren Pautscho und Gan mit den beiden Damen an Keyla und Yousouf vorbeigezogen, zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, als dass ihnen Keyla aufgefallen wäre. Kaum waren sie nicht mehr zu hören, machte sich Erleichterung in Keyla breit.
 

Was für ein Tag, ging es Keyla durch den Kopf, als sie sich kurze Zeit später in ihre Koje warf. Dann fielen ihr auch schon die Augen zu, und sie träumte das allererste Mal in der basischen Sprache.



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