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Ich komm dich holen

von

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Traum oder Realität?

Joe öffnet die Augen. Tief und fest hat sie geschlafen. Und geträumt. Von Engel. Es war doch ein Traum, oder? Aber es fühlte sich so echt an…! So real hat sie noch nie von ihm geträumt.

Als die Tür geöffnet wird, wird sie aus ihren Gedanken gerissen. David betritt den Raum. Und ihre Mutter. Und Maria.

„Hallo ihr drei“, begrüßt sie ihre Besucher.

„Wie geht es dir?“, fragt Maria sie.

„Ganz okay“, antwortet Joe schulterzuckend. „Wann kann ich endlich hier raus?“ Sie will hier nicht mehr sein, sie hat das Gefühl, das Krankenhaus mache sie wahnsinnig. Sie hat Krankenhäuser schon immer gehasst. Außerdem will sie weiter nach Engel suchen. Nach ihrem Engel. Ob er sie nicht vielleicht doch besucht hat? Dann muss er noch irgendwo in der Nähe sein. Doch woher hat er dann von ihrem Krankenhausaufenthalt gewusst?! Wie soll das möglich sein?

Traurig sinkt sie in sich zusammen, als ihre Mutter ihr sagt: „Du wirst noch ein paar Tage da bleiben. Zur Beobachtung, meinte der Arzt.“

„Muss das wirklich sein?“, fragt sie deprimiert und genervt zugleich. „Du weißt doch, wie sehr ich Krankenhäuser hasse…“

„Tut mir Leid, aber scheint so…“, meint ihre Mutter, „außerdem sind sie doch alle sehr nett zu dir, oder?“

Joe seufzt: „Ja, klar. Trotzdem kotzt mich das alles hier an. Ich will hier endlich raus. Ach, du verstehst es nicht, Mama.“

„Ich kann doch auch nix daran ändern, Johanna.“

„Ich weiß…“

„Du, Mama…“, meldet sich jetzt auch David Che zu Wort. „Wenn du wieder hier raus kommst, kommst du dann wieder zurück nach Hause? Also ganz?“

Joe schüttelt den Kopf. „Nein, ich muss dann wieder weg…“

„Willst du etwa schon wieder nach diesem komischen Typen suchen?“, fällt ihr ihre Mutter ins Wort.

„Engel ist kein komischer Typ“, zischt Joe. „Er ist immerhin der Vater meines Sohnes!“

„Und ein Krimineller.“

„Nein, er ist nicht kriminell, Mama.“

„Und was war das damals mit dem Überfall?“

„Das war doch nur wegen uns“, Joe kommen langsam die Tränen, auch vor Wut. Wie kann ihre Mutter nur so starrköpfig sein?!

„Ja, natürlich“, meint ihre Mutter sarkastisch.

Dann mischt sich Maria ein. „Er ist wirklich ein guter Mensch, sie sollten nicht über ihn urteilen, bevor sie ihn kennen gelernt haben.“

„Das habe ich schon…und wie!“, meint Joe’s Mutter. „Und deshalb bin ich auch der Meinung, dass er weder ein guter Mann für meine Joe ist noch ein guter Vater für David. Und ich bin dagegen, dass du weiter nach ihm suchst, meine Liebe.“

„Das ist mir egal!“, antwortet Joe, „ich bin inzwischen erwachsen, Mama, falls du das vergessen haben solltest. Ich bin nicht mehr die kleine, unschuldige Johanna, die du vor allem und jedem beschützen musst, obwohl du das ja eh nie wirklich getan hast!“ Es ist soweit, Gefühlschaos. Es bricht wieder aus ihr heraus.

„Was soll das denn wieder heißen?“, fragt ihre Mutter sauer.

„Das weißt du doch selbst am besten!“

Scheiße, denkt sich Maria. „Hey, kann ich mal bitte mit Joe unter vier Augen sprechen?“, fragt Maria Joe’s Mutter. Diese schaut ihn nur herablassend an. „Wenn es sein muss“, knurrt sie dann, „aber red ihr das mit diesem Typen aus!“ Dann schnappt sie sich David und verlässt das Krankenzimmer.

„Endlich“, seufzt Maria. „Das war ja nicht auszuhalten.“

Joe nickt nur. Dann meint sie: „Egal, was du sagst, ich werde weiter nach ihm suchen. Solange, bis ich ihn gefunden habe.“

„Ich wollte es dir ja auch nicht ausreden. Ich will nur nicht, dass du enttäuscht bist, solltest du ihn doch nicht finden, ja?“

„Ja, klar. Aber ich weiß, dass er noch lebt und dass ich ihn finden werde, früher oder später. Ich weiß es einfach!“, erwidert Joe.

„Was macht dich da so sicher, Kleines?“, fragt Maria.

„Ich habe ihn gesehen.“

„Wo? Hier im Krankenhaus? Oder wo?“ Maria ist aufgeregt. Sollte er seinen Freund etwa doch noch nach all den Jahren wieder sehen??

„Ja“, antwortet Joe. „Einmal draußen auf dem Gang und einmal…diese Nacht vielleicht.“

„Wieso vielleicht?“

„Weil ich nicht hundertprozentig sagen kann, dass es so war. Ich weiß nicht, ob ich nicht vielleicht doch nur geträumt habe. Aber ich bin mir sicher, dass er hier war. Ich spüre das doch“, meint sie überzeugt.

Maria überlegt. „Naja, aber woher soll er denn wissen, dass du hier bist?“

Joe zuckt mit dem Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht hat er mit jemandem gesprochen. Ich weiß es nicht.“

„Hm“, Maria ist am Grübeln. „Wenn er es wirklich gewesen sein sollte, dann könnte es doch sein, dass er auch nach dir sucht. Nach dir und David Che. Dann kommt er vielleicht wieder.“

„Aber warum hat er dann nicht mit mir geredet, als er hier war?“, Joe steigen Tränen in die Augen. „Er hätte mich doch ansprechen können, oder diese Nacht wecken.“

„Überleg doch mal…er weiß doch auch nicht, wie du reagiert hättest. Das alles ist doch schon 5 Jahre her. Vielleicht ist es ihm lieber, dich nur zu sehen, als dass er von dir einen Korb kriegt. Denn er scheint immer noch an dir zu hängen, wenn er schon hier auftaucht.“

Joe weiß nicht, wie sie darauf reagieren soll. Das, was Maria sagt, klingt alles so logisch. Außerdem war er ja schließlich Engel’s bester Freund, also muss er wohl recht haben.

„Und was soll ich da jetzt machen?“, fragt Joe dann.

„Dich erstmal ausruhen“, meint Maria gelassen, so als wäre es das logischste auf der Welt. „Und dann kannst du weiter nach ihm suchen. Aber zuerst verbringst du bitte etwas Zeit mit deinem Sohn.“

Seine letzten Worte lassen Joe aufhorchen. Damit hätte sie jetzt nicht gerechnet, dass er jetzt anfängt, über David zu sprechen. Aber er hat ja recht – dadurch, dass sie momentan die ganze Zeit nach ihrem Geliebten gesucht hat, hat sie jemand anderen total wichtigen in ihrem Leben komplett vergessen: ihren eigenen Sohn!

Ich bin eine schreckliche Mutter, denkt sie und ihr steigen Tränen in die Augen. An Maria gewandt sagt sie nickend: „Du hast Recht. Sobald ich hier draußen bin, fahr ich erstmal mit David Che weg…irgendwohin, wo es schön ist.“

Maria lächelt zufrieden.



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