Sasuke Uchiha
Sasuke Uchiha
20.49 Uhr…
Es läutete.
Sasuke Uchiha öffnete zögernd die Augen. Er blickte müde an die Zimmerdecke des Wohnzimmers.
»Mhhwwm…«, stöhnte er, bevor er sich schwerfällig von seiner Couch hievte. Er fuhr sich mit seiner Hand übers Gesicht, damit sein Besuch nicht viel von seinem kurzweiligen Dämmern an seiner teils verschlafenen Miene ablesen konnte.
Noch ein wenig träge machte er sich auf den Weg in den Flur, warf noch schnell einen Blick auf die Uhr und schritt gemächlich zur Tür.
Seine Hand wanderte zum Türknauf, und er fragte sich, wer ihn wohl zu solch später Stunde noch besuchen kommen würde. Nicht, dass heute ein besonderer Tag wäre… für ihn jedenfalls nicht. Seit Jahren war dies kein besonderer Tag mehr für ihn.
Doch als der Schwarzhaarige die Tür langsam öffnete, konnte er nicht umhin, ein wenig zu hoffen, dass…
Ein Korb Tomaten?
Sasuke Uchiha stand im Türrahmen seines Hauses und blickte auf einen geflochtenen Korb hinab. Verdutzt sah er sich um, bevor er sich wieder dem Korb mit den Tomaten zuwandte.
Ein Scherz?
Ein Streich?
Eine Falle?
Er bückte sich, tastete mit seinen Händen den Korb ab, bis erst sein Blick kurz, und dann seine Griffel zu den im noch wenigen Tageslicht schimmernden Tomaten glitten.
Unecht?
Schleichend fuhr er über eine Tomate. Ihm fiel auf, wie groß und reif diese doch aussah.
Auf keinen Fall unecht.
Vergiftet?
Er sah sich die Tomaten noch einmal ganz genau an… bis er leise murmelte »Scheiß drauf«, sich den Korb schnappte und ins Haus schnellte.
20.59 Uhr…
Er saß gerade in der Küche, den Korb Tomaten auf dem Tisch stehend, als es erneut klingelte.
Erschrocken fuhr der Schwarzhaarige hoch. Konnte es vielleicht dieses Mal sein, dass…?
Er ging wiederholt zur Tür, atmete tief ein, und öffnete diese.
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
Dort, wo er den Kopf eines Menschen vermutete, war weit und breit nichts. Er sah sich um. Links, rechts, nichts.
Klingelmännchen?
Das Gesicht des Schwarzhaarigen verzog sich. Wer würde es wagen, bei einem Uchiha Klingelmännchen zu streichen?! Dem würde er’s geben.
Er wollte gerade den ersten Schritt aus seiner Haustür machen, um auf die Straße zu gehen, und dort nach einem Übeltäter Ausschau zu halten, als ihm etwas auf seinem Fußvorleger in die Trittbahn geriet. Er fuchtelte wild mit den Armen, als er versuchte noch schnell einen unmachbaren Bogen um dieses Etwas zu machen, aus dem Gleichgewicht geriet und auf den Rasen stolperte.
Erschrocken sah er zurück, und sein Gesichtsaudruck verdunkelte sich bei dem, was er auf seinem Fußabtreter stehen sah.
Er trat näher, und betrachtete eine große Schüssel, die mit Frischhaltefolie abgedeckt war.
Bevor er der Plastikschüssel noch weitere Aufmerksamkeit schenkte, sah er unsicher über seine Schulter nach hinten auf de Straße.
Wie würde es denn aussehen, wenn ihn jemand dabei sah, wie er vor seinem Haus eine Plastikschüssel begutachtete, als sähe er so etwas zum ersten Mal?
Die Frischhaltefolie ließ den Blick in die Schüssel leicht verschwimmen, doch es war, unbestreitbar, Tomatensalat. Es reichte nicht, wenn man sagte, Sasuke hatte einen Blick für so etwas. Sasuke kannte sich einfach aus.
Dass der Schwarzhaarige sich mit solchen Dingen auskannte, half jedoch nicht über die Tatsache hinweg, dass dies alles so langsam anfing rätselhaft zu werden.
Wer stellte ihm Nahrungsmittel vor die Tür? Mitten am Abend?
Er hatte schon eine Tomate aus dem Korb gegessen, jetzt war es vielleicht schon zu spät, aber womöglich wollte ihn doch jemand vergiften?
Weswegen dann aber Tomaten UND Tomatensalat?
Tomaten allein hätten gereicht. Es war schließlich allseits bekannt, dass Sasuke Uchiha eine unbezwingbare, große Schwäche hatte - rotes, rundes Gemüse, was auf den Namen Tomaten hörte.
Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf und kniete vor der Schüssel nieder.
»Schwachsinn«, nuschelte er.
Wer würde ihn schon vergiften wollen? Dazu noch an diesem Tag…
Sasuke stand stracks auf, als er mädchenhaftes Gelächter die Straße entlangkommen hörte. Er grapschte nach der Schüssel, hatte Mühe sie in seiner Hast nicht fallen zu lassen, sprang ins Haus und schloss die Tür.
Verdammt, das war knapp.
Fangirls konnte er jetzt erst recht nicht gebrauchen… Er seufze und schloss die Augen.
Moment, Fangirls?
Er riss die Augen auf und sah die Schüssel in seinen Händen an.
Das musste es sein!
Die banale Idee, einige seiner vielen Verehrerinnen könnten, weil sie sich nicht getraut hatten sie ihm persönlich zu geben, die Sachen einfach vor seine Tür gelegt haben.
Er seufzte abermals. Fragen schwirrten durch seinen Kopf, knallten gegeneinander und warfen wieder neue Mysterien auf.
Warum kamen sie abends? Warum nicht morgens? Warum nicht mittags?
Er versuchte sich zu erinnern, ob ihm heute morgen schon etwas komisches aufgefallen war.
Morgens war er zu Hause, dort ging er seinem gewohnten Tätigkeiten nach.
Aufstehen.
Bad.
Frühstücken.
Für eine Mission fertig machen.
Mittags war er auf Mission mit den ANBU, doch als er nachmittags wieder zurückkehrte war alles beim Alten.
Er machte sich Tee.
Trank.
Las Zeitung.
Er legte sich schlafen, bis es schließlich zum ersten Mal an der Tür klingelte.
Nichts!
Warum also kamen sie, wenn es denn nun die Fangirls waren, abends?
Es war ja nicht grad so, dass er nicht schon seit heute morgen…
DingDong
Vor Schreck ließ er beinahe die Schüssel mit dem Tomatensalat fallen. Jetzt hatte er sie!!! Ein Glück, dass er noch immer direkt an der Tür stand.
Hastig stellte er den Tomatensalat auf die erste Stufe, die in den Flur führte, drehte sich um und öffnete die Haustür.
»Jetzt reichts!«, rief er.
Wieder niemand.
Resigniert und mit hängendem Kopf drehte er sich auf dem Absatz um und schlug mit der Faust gegen den Türrahmen.
Zu langsam.
Raschel
Brennend drehte er sich um und sah den großen, grünen Busch vor seinem Haus an. Dieser hatte eindeutig geraschelt. Er eilte über den kleinen Wiesenabschnitt in seinem Vorgarten auf das Gestrüpp zu, nahm aus den Augenwinkeln kurzfristig wieder etwas auf der ersten Stufe zu seiner Haustür wahr.
»HAB ICH DICH, EUCH, SIE!«, schrie er, während er um das Gebüsch rannte, um den oder die potentiellen Fangirls oder Scherz-Macher zu stellen.
Entsetzt und schwer atmend starrte er auf einen kleinen, leeren Fleck grünen Rasens.
Ein Zwischenspiel aus schwerem Seufzer und grobem Ausatmen drang aus seiner Kehle als er in den Himmel aufsah.
Machte ihn die ganze Sache so verrückt, dass ihm sein Verstand nun solche Streiche spielte?
21.15 Uhr…
Er saß schon wieder in der Küche.
Bevor er sein Haus wieder betreten hatte, sammelte er noch schnell und nach langem, ausführlichen Prüfen, eine weitere, warme Plastikschüssel mit Silberfolienabdeckung von der Treppe vor seiner Haustür auf.
Er konnte allein vom Geruch her sagen, dass der Inhalt sich auf eine Tomatensuppe belief.
Und nun saß er vor ihr. Vor ihr, vor dem Korb, und vor der anderen Schüssel.
Bis jetzt hatte die Tomate von vorhin noch keine Wirkung eines möglichen Gifts gezeigt, und der Schwarzhaarige überlegte doch ernsthaft, auch etwas von dem Tomatensalat zu kosten.
Er drehte die Schüssel mit den Händen.
Jetzt, wo er darüber nachdachte, stellte er sich die Frage, ob das nicht ein bisschen viel für ihn allein war.
Selbst der Tomatensalat reichte ein bisschen mehr bis zur Hälfte der Schüssel, und diese hatte mindestens einen Durchmesser von zwei Tellern und eine Höhe von 30 cm.
Bei aller Liebe zu seiner Lieblingsspeise, so viel konnte er doch heute Abend nicht mehr essen.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
Warum eigentlich nur diverse Tomatengerichte?
Weil er sie am liebsten mochte?
Im ernst, was ging hier vor?
Hatten seine Fangirls etwa letztes Jahr so ein Theater abgezogen?
Nein! Sie hatten ihm Tonnen an niedlich verzierten Karten in seinen klitzekleinen Briefkasten gequetscht! Er erinnerte sich nur zu gut daran, was er für gewaltige Probleme mit der Entsorgung dieser kitschigen Dinger hatte.
Blitzartig richtete er sich auf.
Warum waren dieses Jahr keine Karten gekommen?
Nicht, dass er es unbedingt nötig hatte.
100x Liebesgeständnisse, 150x Date-Einladungen und 200x Ich-erzähl-nur-dir-meine-schmutzigsten-Geheimnisse, das musste nicht sein.
Er sah zur Sicherheit noch einmal aus dem Fenster. Briefkasten leer.
Warum waren keine Karten da?
Warum nicht?
Weil sie sich das mit den Tomaten einfallen hatten lassen?
Hatten sie sich etwa untereinander abgesprochen?
Ohne sich gegenseitig etwas zu tun?
Schließlich wollte jeder dieser Weiber bei ihm am meisten punkten. Das hätte nicht ohne Zanksüchte funktioniert.
Aber was war es dann? WER war es dann?
Wo waren die Karten, wenn die Fangirls nichts mit den Tomaten zu tun hatten?
WER hatte was mit den Tomaten zu tun?
WARUM UND WOFÜR VERDAMMT NOCHMAL TOMATEN, TOMATENSALAT UND TOMATENSUPPE?!
Er ließ sich wieder in den Stuhl sinken, schreckte nicht einmal mehr auf, als es zum vierten Mal diesen Abend klingelte.
Fast routiniert und auf alles und zugleich gar nichts gefasst machte er sich auf den Weg zu seiner Haustür. Er schloss auf, und sah sofort hinunter, vor seine Füße.
Ein Kasten Tomatensaft.
Der Schwarzhaarige lehnte sich gegen den Türrahmen und legte eine Hand vor seine Augen.
»Den schlepp ich jetzt aber nicht rein.«
Was sollte das?
Hatte jemand angst, dass er verhungerte? Verdurstete?
Es half ja nichts.
Er beugte sich ein wenig hinunter, ließ das ausführliche Inspizieren des Gegenstandes dieses Mal ganz aus, und fing an, den Kasten in sein Haus zu schleifen.
Wieder im Haus setzte er sich auf den Kasten und sah an die Holzdecke, bevor sein Blick zur Uhr gegenüber wanderte.
21.30 Uhr…
Er hatte den Blick gerade von der Uhr abgewandt, als es erneut klingelte.
»Das ist doch nicht möglich…«
Der Schwarzhaarige lehnte sich zurück an die Wand hinter ihm. Neben ihm die Tür.
Er beschloss, nicht aufzumachen. Unter keinen Umständen. Niemals.
Ein Sasuke Uchiha ließ sich nicht einfach so zum Vollidioten machen.
Er legte seinen Kopf in den Nacken und drückte seine Hände auf sein Gesicht.
Vielleicht sollte er das ganze auch einfach als eine nette Geste ansehen…
Vielleicht wollte ihm jemand nur etwas gutes…
Schließlich war heute sein…
DingDong
Sasuke sah nach links, zur Tür.
Er lauschte gespannt…
Und hörte auch prompt ein Fußscharren!
Wieder begann ein Fünkchen Hoffung in ihm zu entflammen.
Dieses Mal musste etwas menschliches dort vor der Tür stehen!
Die ganze Zeit hatte er gehofft, dass jemand von ihnen herkommen würde. Die ganze Zeit hatte er gehofft, dass sie ihre nervigen Sprüchlein sagten, und dann wieder verschwanden. Die ganze Zeit hatte er gehofft, dieses Jahr, diesen Tag, für ein paar Minuten mal nicht einsam verbringen zu müssen, auch wenn es ihre nervigen Sprüchlein waren, die sie sagten…
Als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihm her sprang der Schwarzhaarige voller Elan und mit rasendem Herzen auf, machte einen Satz zur Tür, stellte sich vor sie und atmete tief ein und aus.
Er legte seine zittrige Hand auf den Türknauf, predigte sich schnell, dass ein Uchiha nicht zu zittern hatte, und schickte schnell noch einmal sämtliche Stoßgebete gen Himmel, dass dieses Mal denn nichts essbares mehr vor seiner Tür liegen sollte.
Mit einer Wucht, die er selber nicht geplant hatte, und einem Perlweißlächeln, wie man es noch nie bei ihm gesehen hatte, riss er die Tür auf.
Nur schade, dass dieses Lächeln auch nie wieder jemand zu Gesicht bekommen würde.
Seine Mundwinkel fluppten nach unten, als er abermals von einer erdrückenden Leere empfangen wurde.
Sein Blick wanderte fast automatisch nach unten. Seine Stirn legte sich in Falten, als er auch nichts vor seiner Tür fand. Dabei hatte er doch eigentlich gedacht…
»ÜBERRASCHUUUUUNG!«
Sasuke Uchiha hing reichlich niedergeschmettert schauend in seiner Tür, als Naruto Uzumaki, Sakura Haruno, Ino Yamanaka, Shikamaru Nara, Choji Akimichi, Neji Hyuuga, Tenten, Rock Lee, Hinata Hyuuga, Kiba Inuzuka & Akarmaru und Shino Aburame im Kinderchor-ähnlichem Gesang von seinem Dach aus vor seinen Füßen landeten.
Naruto trat aus der Masse hervor.
»Wir dachten, wir kommen dich mal besuchen, Bastard«, lachte er, während er seinem Gegenüber auf die Schulter klopfte.
Er drehte sich zu den anderen um, und sah danach wieder Sasuke an.
»Wir haben uns überlegt, damit nicht nur du heute deinen Spaß hast, führen wir dich mal ein bisschen an der Nase herum. Dass das allerdings so einfach werden würde, hatten wir nicht gedacht. Obwohl die Sache mit dem Busch ganz schön knapp war…«
Spaß? Weshalb, wieso, warum, und vor allem wann sollte er heute noch Spaß haben…
»Hezlichen Glückwunsch, alter«, sagte Naruto ruhig, während er Sasuke mit einem ehrlichem Lächeln ansah.
Und da war es. Endlich, dieses Gefühl…
Es war nicht das erste Mal nach dem Tod seines Clans, seiner Familie gewesen, dass ihm jemand gratuliert hatte, doch meistens fielen diese Gratulation in Form von besagten Fangirl-Brifen aus, oder sie kamen von Personen, von denen es selbstverständlich war, dass sie einem gratulierten… aus Mitleid, weil er niemanden mehr hatte, oder reiner Formsache.
Und jetzt war es so, wie er es sich erhofft hatte. Er hatte schon, wenn auch nur unterbewusst, schon den ganzen Tag gehofft, dass ihn irgendjemand an seinem Geburtstag mit einem dieser Standartsprüche gratulieren würde. Und auch, wenn er immer behauptete, dass diese Sprüche nervten, tat es ihm gut, sie zu hören. Und er hörte sie jetzt, dieses Jahr, an diesem Tag, von seiner zweiten Familie…
»Achja, Bastard. Sammelst du deine Post das ganze Jahr über, oder warum mussten wir einen ganzen Berg rosa-Briefpapier entsorgen um zu deinem Haus zu gelangen?
Oh… Und ich hoffe, du hast noch nicht alles aufgegessen, denn wir sind schließlich hier, um…«, fing Naruto an, während er und die anderen Reihenweise an Sasuke vorbei in Haus gingen.
Sasuke lächelte.
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Happy Birthday nachträglich, haha :)
