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Mein Name ist Siriana Black . . .

von

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Muggel

Sterben ist einfach, so leicht und frei von Schmerz.

Leben hingegen schien Siriana der Inbegriff des Schmerzes zu sein, denn nichts anderes war es, das sie mit ganzer Härte traf, als sie ihre Augen öffnete.

Die Erschöpfung musste sie irgendwann in der Nacht übermannt haben, aber sie kam nicht einmal dazu, sich zu fragen, wie sie hatte aufwachen können, wenn sie doch offenbar in der eisigen, unbarmherzigen Kälte das Bewusstsein verloren hatte, denn neben dem Brennen auf ihrer Haut, dem Ziehen und den Verspannungen in ihren Gliedmaßen, war da noch etwas anderes…etwas, das sie nicht recht einordnen konnte, während die verschwommenen Schemen vor ihren Augen langsam Kontur annahmen: Wärme.

Der Geruch von Schnee und nasser Baumrinde war verschwunden und als sie versuchte ihre Arme zu bewegen, stieß ihre Haut auf etwas weiches ….etwas warmes.

Der Schleicher löste sich von ihrem Blick und sie erkannte mit zunehmender Verwirrung, dass sie keineswegs länger dort draußen im Wald war.

Stattdessen lag sie in einem bequemen, wenn auch einfachen Bett aus Kiefernholz und unter einer schweren Daunendecke.
 

„Oh, du bist wach!“

Erschrocken wandte Siriana ob der fremden, unerwarteten Stimme den Kopf zur Seite. Eine Bewegung, die ihr, ihr unangenehm steifer Nacken, mit weiterem stechenden Schmerz vergold.
 

Auf einem Stuhl neben ihrem Bett saß eine blonde Frau, deren Erscheinung sie im ersten Moment an Madame Rosmerta aus den „Drei Besen“ erinnerte. Auch wenn sie wesentlich älter wirkte, mit den aschgrauen Strähnen in ihrem Haar und den tiefen Lachfältchen um Mund und Augen, so hatte sie doch das gleiche sanfte Lächeln auf den Lippen, als sie langsam aufstand und näher an Siriana heran trat.
 

„Na, Gott sei Dank. Wirklich…du hast mir einen riesen Schrecken eingejagt!“ fuhr sie fort und legte Siriana wie selbstverständlich die Hand auf die Stirn.

„Kein Fieber…das ist gut. Wirklich Mädchen, du hattest mehr Glück als Ver…“

Sie brach ab, als sie den Ausdruck im Gesicht ihres Gegenübers bemerkt, der ihr mit einer Mischung aus Angst, Verwirrung, Unsicherheit und völliger Ahnungslosigkeit klar zu machen schien, dass sie wohl schon fünf Schritte weiter war, als sie hätte sein sollen.
 

Sie zog die Hand zurück, räusperte sie und sagte:

„Entschuldige… Ich fürchte, die ganze Situation hat mich etwas aus der Bahn geworfen. Es passiert ja nicht jeden Tag, dass ich jemanden halb erfroren im Wald finde“

Obgleich sie weiterhin lächelte, zeigten ihre Augen aufrichtige Sorge.

„Ich bin Maria Wilks. Und du?“
 

„Siriana“
 

„Siriana…ein ungewöhnlicher Name“, stellt die Frau fest und betrachtete das Häufchen Elend, das in ihrem Bett lag, fragend.

„Siriana…und weiter?“
 

„Weiter?“ Siriana fühlte sich schwach und benommen. Es viel ihr schwer, ihre Eindrücke zu ordnen.
 

„Na…wie ist dein Nachname? Du musst doch einen Nachnamen haben“
 

Es war eine simple Frage und doch war sie für Siriana wie ein Schlag. Für einen Moment stieß sie sie zurück in ihre Gedanken und all die Ereignisse des vergangenen Tages brauchen erneut über sie herein. Wieder sah sie Prof. Snapes Gesicht vor sich, wie er sie anschrie und ihr eröffnete, dass sie nicht mehr als eine Lüge war…dass ihre Ehe ein Trugbild war. Sie dachte auch an Lucius, der sie aus seiner Obhut entlassen hatte….an ihre Eltern, die lange tot waren.
 

„Ich…Ich weiß es nicht…“, flüsterte sie nach einer Weile. Ihre Stirn lag in Falten und Tränen liefen plötzlich über ihre Wangen. Sie sprach die Wahrheit.

Es gab keine Familie und keinen Namen, dem sie sich noch länger zugehörig fühlen konnte.

Sie war keine Black mehr, aber auch keine Malfoy, vermutlich war sie das nie wirklich gewesen, wenn man bedachte, wie schwach und ehrlos sie war, nun, da sie selbst vor einer ganz und gar Fremden weinte und es nicht schaffte auch nur einen Funken Würde zu wahren.

Und eine Snape?...Nein, das war sie am aller wenigsten.
 

Doch ihre Worte ergaben für Maria Wilks, die nichts von all dem ahnen konnte, einen ganz anderen Sinn. Schockiert schlug sie die Hände vor den Mund.

Ihre Augen weiteten sich und sie murmelte unverständliche Worte gegen ihre Fingerspitzen, bevor sie Siriana anwies liegen zu bleiben und rasch durch die Tür verwandt.
 

Allein mit ihrem Gefühlschaos und ihrem Schmerz und innerlich erfüllt von Leere und Angst, blieb die junge Frau zitternd und schluchzend zurück.
 

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Muggel!

Diese Menschen waren Muggel.

Diese Maria und der Mann, mit dem sie nach einiger Zeit zurück gekommen war und der sich als Arzt vorgestellt hatte. Sie waren beide Muggel.

Siriana hätte entsetzt sein müssen, da sie doch eine Erziehung erfahren hatte, die ihr eingebläut hatte, Muggel wären niedere Wesen, doch sie war einfach nur überwältigt von der Erkenntnis.

Wie hatte ihr das nur entgehen können?

Prof. Snape hätte es sicher sofort erkannt, dachte sie zynisch und auch Lucius wäre es sicher beim ersten Blick aufgefallen.

Doch Sirianas Gespür für magische Schwingungen konnte mit dem der beiden Männer offenbar nicht mithalten. Nicht, dass ihre Fähigkeiten es in genereller Hinsicht getan hätten.

Müdigkeit und Erschöpfung schienen dem auch nicht dienlich gewesen zu sein und so hatte es der Untersuchung dieses so genannten Arztes mit seltsamen Gerätschaften und ganz ohne jegliche Zauber, einer Unterhaltung der beiden Fremden über Amnesie und etwas, dass sie Polizei nannten und schließlich Marias Art, ein schweres Tablett mit einem Topf voller heißer Suppe ins Zimmer zu tragen, anstatt es neben sich herschweben zu lassen, bedurft, um die junge Hexe auf das Offensichtliche zu stoßen.

Aber wie sollte sie sich jetzt verhalten? Abgesehen davon, dass sie noch nie in ihrem Leben mit einem Muggel gesprochen hatte, wusste jedes Zaubererkind, dass es die höchste Priorität war, die magische Welt vor Muggeln geheim zu halten, etwas, das, wie Lucius einmal erwähnt hatte, zu den ersten Dingen gehören würde, die der edle Lord Vodemort ändern würde, sobald er seine politische Macht zurückerlangt hatte.

Solange dem jedoch nicht so war, galten die Gesetzte des Zaubereiministeriums und zumindest an diese Grundsätze würde sich Siriana halten, wenn sie schon alles andere, das ihr jemals beigebracht worden war, mit Füßen trat.
 

Sie wollte Maria eigentlich nicht anlügen, denn trotz der Vorurteile, die in ihrem Kopf herumgeisterten, schien diese ein wirklich großherziger Mensch zu sein, denn sie kümmerte sich ganz rühren um Siriana, was ihr deren Dankbarkeit sicherte

Als sie ihr gesagt hatte, sie kenne ihren Nachnamen nicht, hatte sie nicht gelogen.

Doch nun, da sie wusste, mit wem sie es zu tun hatte, würde sich dies wohl nicht mehr vermeiden lassen.

Merlin sei Dank, hatte sie mittlerweile zumindest zu ihrer geistigen Stärke zurück gefunden und konnte wieder einigermaßen klar und vernünftig denken, auch wenn immer noch ein Sturm aus unterschiedlichsten Gefühlen in ihr tobte.

So war ihr auch bewusst, dass es weitere Fragen geben würde….Fragen die unausweichlich waren, auf die sie aber einfach nicht antworten durfte, selbst wenn sie diese vielleicht beantworten konnte.
 

Gedankenverloren löffelte sie die würzige Suppe aus der Schale, die Maria ihr ans Bett gebracht hatte, bis selbige schließlich das Wort ergriff:
 

„Ich kann mir vorstellen, dass du ziemlich durcheinander sein musst“, begann sie mitleidig.

„Es muss furchtbar für dich sein, dich nicht einmal an deinen Namen zu erinnern…. Ich wünschte nur, ich könnte dir Mut machen, aber der Doktor war nicht in der Lage eine genaue Diagnose zu stellen…Er konnte keine Wunden oder Beulen an deinem Kopf finden, die deinen Gedächtnisverlust erklären würden. Außer einer Unterkühlung, scheint dir nichts weiter zu fehlen, was irgendwie an ein Wunder grenzt“

Sie seufzte leise.

„Naja…er hat mich trotzdem gebeten, dich zu fragen, ob du dich vielleicht doch noch an etwas erinnerst“
 

Bei diesen Worten wurde Siriana hellhörig.

Unausweichliche Fragen….aber wer hätte ahnen können, wie schnell sie sich diesen stellen musste.

„Gibt es denn etwas…irgendetwas, an das du dich erinnern kannst?“
 

„Nein“
 

„Woher du kommst….oder wie du in den Wald kamst…?“
 

„Nein…ich erinnere mich an nichts“, betonte Siriana, während sie dem Reflex widerstand, sich auf die Lippen zu beißen, um sich selbst für diese Lüge zu strafen. Sie wollte das nicht….doch wieder einmal sah sie sich zu etwas gezwungen, weil Anstand und Pflichtbewusstsein es ihr geboten. Würde das denn nie aufhören? Würde es immer so weiter gehen, selbst jetzt, da sie so weit von ihrem frühren Leben entfernt zu sein schien?
 

Maria nickte betroffen, als sie sah, wie erneut Tränen in die Augen der jungen Frau vor ihr traten. Schnell setzte sie ihr aufmunterndes, freundliches Lächeln auf.

„Aber mach dir keine Sorge…..Jetzt bleibst du erst einmal bei mir. Ich werde mich um dich kümmern, bis wir herausgefunden haben, wer du bist und woher du kommst….Und dann bringen wir dich wieder nach Hause. Es ist schon alles geregelt. Der Herr Doktor hat mittlerweile sicher die nächste Polizeistation informiert, damit die Vermisstenanzeigen durchgegangen werden können….Du wirst sehen, die Polizei wird sicher ganz bald Erfolg haben“
 

Das bezweifelte Siriana doch sehr.

Wer oder was auch immer die „Polizei“ war, in Anbetracht dessen, dass es sich um etwas nichtmagisches handeln musste, würde ihre Suche ins Leere laufen.

Sie war schließlich eine Hexe…im Muggel-England existierte sie nicht einmal.
 

Ein tiefer, stechender Schmerz durchzuckte bei diesem Gedanken ihr Herz.

Nicht nur dort existierte sie nicht…. Auch im Leben eines gewissen Zauberers und vermutlich für den größten Teil der magischen Gesellschaft Englands, existierte sie ebenfalls nicht.
 

Sie schluckte hart, um nicht laut aufschluchzen zu müssen.

Sie presste ihre Lippen fest aufeinander.

Sie wollte nicht mehr daran denken…. Und dennoch glitt sie erneut hinunter in die Dunkelheit und Verzweiflung ihres Herzens.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Iore
2011-09-27T14:32:21+00:00 27.09.2011 16:32
Danke für deine Ens,
Ich muss sagen ich bin begeister von dem Kapitel und kann wirklich mit Siriana nachfühlen. Vor allen das ihr jahrelang eingetrichter worden ist das Muggel nichts wwert sind und ganz unten stehen. Ich kann sie wirklich verstehen und ihr verhalten auch. Aber ich finde es auch wirklich irgendwie süß wie sich die alte Frau um sie kümmert ganz unbeschwert und sich wirklich mühe mit ihr gibt.
Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht und ob sich Siriana´s ansichten gegenüber Muggel sich nicht vieleicht doch noch ändern.

Noch einmal danke für die Ens

Liebe Grüße Iruna
Von:  Ranofa
2011-09-13T23:11:52+00:00 14.09.2011 01:11
Also ich muss wirklich sagen... Ich hatte bisher immer wieder eine kleine Gänsehaut.
:) Also Freu ich mich schon herzlichst auf eine Fortsetzung des ganzen.

Lg Rani
Von: irish_shamrock
2011-09-12T07:12:36+00:00 12.09.2011 09:12
Hallo Siriana_Ithilris,

erst einmal danke für die ENS, die du geschickt hast.
Im weiteren Verlauf möchte ich sagen, dass mir dieses Kapitel,
genau wie die vorherigen, wieder einmal sehr gut gefallen hat.
Sprachlich korrekt und wunderbar im Ausdruck.
Ich bin ganz begeistert. :)

Zum Kapitel selbst möchte ich sagen,
dass Siriana wirklich ein schweres Los gezogen hat.
Verstoßen, allein und halb erfroren.
Dass man ihr den Umgang mit "Muggeln" verboten hat, erklärt ihre Zurückhaltung, Besorgnis und ihren Argwohn bzw. das Misstrauen,
obwohl sich die alte Dame sehr um sie bemüht.

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel,
bis denn...

Liebe Grüße^^


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