Thema 9: Vom Pech verfolgt
Viel früher als gewöhnlich stand ich vor dem Schultor. Konnte mir mal bitte jemand erklären, warum ich so etwas banales geträumt hatte? Ich bin eine Junge! Ich sollte sowas nicht träumen! Und trotzdem.. Ich schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn weiter darüber nach zudenken.
Kiba war noch nicht da. Er kam immer erst um halb acht. Wobei ‘erst’ war vielleicht das falsche Wort. Normalerweiße ging ich um diese Uhrzeit erst los. Es war knapp viertel nach sieben, ich stand in frierender Kälte draußen auf dem Schulhof und keine Menschenseele war zu sehen. Ich konnte mir denken, warum ich hier alleine war. Wer war bitte so blöd, sich in dieser nicht mehr herbstlichen Kälte draußen auf den Schulhof zu stellen und darauf zu warten, dass die Schule anfing? Die Frage ließ sich leicht beantworten. Immer wieder fragte ich mich, warum ich schon losgegangen war und die Antwort war immer wieder die Gleiche: Ich hielt es einfach nicht mehr aus, nur rumzusitzen, außerdem musste ich mich ablenken. Ich wusste nur noch nicht wie.
Langsam machte ich mich auf den Weg zur Sporthalle. Sie lang am andern Ende des Schulgebäudes. Es würde keiner dort sein. Wenn schon keiner auf dem Schulhof war, würde dort sicherlich keiner sein.
Ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte, wenn ich Sasuke wieder begegnen würde. Ich nahm mir vor, mich so natürlich wie möglich zu verhalten, aber.. was war natürlich?
Ich seufzte und ging weiter auf die Sporthalle zu, bis ich irgend jemanden fluchen hörte. Erstaunt hielt ich inne. Es war doch jemand da? Oder war das nur der Hausmeister, der mal wieder den Besen nicht finden konnte, da sich einige Schüler den Spaß erlaubt hatten, diesen auf dessen Hausdach zu werfen? Vorsichtig schaute ich um die Ecke.
Ich wurde eindeutig vom Pech verfolgt oder Gott hasste mich oder ich bildete mir das nur ein. Was, bitte, sagt mir mal jemand, irgend jemand, was ich getan hab, um so bestraft zu werden. Ich zog meinen Kopf zurück und atmete tief durch. Ich musste nicht da hin, noch nicht. Ich konnte warten, bis andere da wären, dann würde er mich in Ruhe lassen, oder? Ich wollte ihm nicht alleine unter die Augen treten.
Langsam ließ ich mich an der kalten Wand hinunter gleiten und schloss die Augen, um nachdenken zu können. Funktionierte nur leider nicht so, wie ich es geplant hatte. Immer wieder drängte sich Sasukes Gefluche in meine Gedanken. Schließlich hielt ich es irgendwann nicht mehr aus und wollte endlich wissen, warum er so vor sich hin fluchte, deswegen hörte ich genauer hin.
“Okay, Sasuke beruhig dich, er ist noch nicht hier. Du hast Zeit. Also..”, er atmete tief ein, “ich hab keine Ahnung, was ich machen soll” und atmete wieder aus. Ich verstand nicht worum es ging oder warum er sich so aufregte, aber es wunderte mich, dass Sasuke mit sich selber sprach. Das ließ ihn irgendwie menschlicher erscheinen. Selbst er hatte nicht alles unter Kontrolle.
Ich musste lächeln, als ich sah, wie er nervös hin und her ging. Und ohne, dass es mir auffiel, fing ich an, ihn zu beobachteten. Wie er versuchte, sich selbst irgendetwas zu erklären, was keinen Sinn machte, oder, wie er wild mit seinen Armes rumfuchtelte.
“Er sieht gut aus, hm?” Ich nickte gedankenversunken. Die Person hinter mir bemerkte ich nicht.
“Du magst ihn, nicht?” Wieder nickte ich. Seine Haare wirbelten bei den kommenden Windböen durcheinander. Irgendetwas an ihm war magisch, ich wusste nur nicht was.
“Du liebst ihn, stimmt’s?” Wieder nickte ich. “Ja, sehr”, sagte ich ohne weiter darüber nachzudenken. Erst da fiel mir auf, dass außer Sasuke und mir doch eigentlich niemand da war. Und bei dem Gedanken wurde mir erst bewusst, was ich gesagt hatte. Vor Schreck sprang ich einen Satz zurück und starrte entsetzt in Inos Gesicht. Einen Schrei konnte ich mir grade noch verkneifen. Zum Glück, sonst hätte Sasuke mich sicherlich bemerkt. Mit knall rotem Gesicht, ich sah es zwar nicht, aber ich spürte es deutlich, schlug ich mir die Hand vor den Mund. Was.. Das konnte ... Nee oder?
Unschuldig lächelte sie mir entgegen.
“Ach Naruto, das muss dir doch nicht peinlich sein.” Vertraut klopfte sie mir auf den Rücken, wie Kiba es immer tat. Ich fragte mich, was sie von mir wollte. Sie machte eine ihrer üblichen Handbewegungen und deutete schließlich auf mich.
“Uzumaki Naruto, du liebst Sasuke-kun und das solltest du auch zugeben.” Wo..wovon sprach sie da, bitte? Ich.. Ich... Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Aber, wenn man genauer drüber nachdachte, war es eine plausible Erklärung. Theoretisch. Es würde erklären, warum es so war, wie es war. Aber es erklärte nicht, warum Sasuke sich so komisch verhielt. Er war ja nicht ich.
Es war schon schlimm genug, dass Ino es mir laut ins Gesicht sagte, schlimmer war es aber, als ich Sasuke langsam um die Ecke kommen sah und mich mit aufgerissenen Augen anstarrte. Ich wollte fliehen, einfach nur weg von hier, aber das Schicksal wollte es nicht. Kiba hatte schon den halben Weg zur Sporthalle zurück gelegt und kam auf mich zugelaufen, nachdem er mich sah. Eingekesselt von Ino und Kiba, gab es keine Möglichkeit mehr, ohne großen Aufstand den Sporthallenvorplatz zu verlassen.
Ich weiß wirklich nicht, wie ich es die restliche halbe Stunde dort ausgehalten habe. Krampfhaft versuchte ich Sasuke zu ignorieren, der mich nicht aus den Augen ließ und jede meiner Bewegungen folgte. Am schlimmsten war es in der Umkleide der Jungs. Durch die Wolken der Deoschlachten und T-Shirt Karambolagen über mir, spürte ich immer wieder deutlich seinen Blick, der auf meinem Körper ruhte. Um mich nicht vor ihm umziehen zu müssen, verschwand ich in der Dusche. Er folgte mir zum Glück nicht.
Nachdem alle in der Sporthalle eingefunden hatten und einige Runden im Dreieck gelaufen waren, die meisten waren zu faul, um einen großen Kreis zu laufen, wurden wir in Gruppen eigengeteilt. Fußball war nicht grade meine Stärke, aber ich muss sagen, ich war auch nicht schlecht darin.
Ab und zu warf ich einen Blick zu Sasuke rüber. Nie sah er mich an. Vielleicht schaute ich immer, wenn er grade wieder wegsah? War doch möglich. Ich versuchte mich auf das Spiel zu konzentrieren, doch immer wieder hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden, doch wenn ich mich dann wieder zu ihm umdrehte, schreib er sein Protokoll.
“Hey! Vorsicht, Naruto!”, rief mir irgend jemand zu. Ich versuchte den Ball ausfindig zu machen und fand ihn, doch leider zu langsam. Wie eine knall gelbe Kanonenkugel kam er auf mich zugeschossen. Um noch rechtzeitig aus dessen Schussbahn zu gelangen, sprang ich schon fast zur Seite. Ich achtete nicht sonderlich auf meine Füße, da ich immer noch auf den Ball fixiert war und merkte so nicht, dass ich irgendwie falsch auftrat.
Von da an wusste ich, dass das nicht gut enden konnte. Mein Fuß knackte mit einem unangenehmen Geräusch unter mir weg und ehe ich mich versah, kam der Boden auf mich zu. Mit meinen Armen versuchte ich mich abzufangen, aber gleich darauf musste ich schmerhaft festellen, das diese den plötzlichen Aufprall nicht standhalten konnten. Mit einem lauten Knacken erreichte ich den Boden endgültig.
Alle hielten inne und kamen auf mich zugelaufen. Selbst Sasuke war aufgesprungen.
“Hey, Naruto, alles in Ordnung?”
Langsam richtete ich auf, versuchte aber dabei meinen rechten Arm nicht zu benutzen. Vorsichtig hielt ich ihn fest und versuchte die pochenden Schmerzen zu ignorieren.
“Ja, alles in Ordnung... glaube ich.”
Sachte halfen mir Shikamaru und Kiba hoch. Ich versuchte mich hinzustellen, musste aber festellen, dass ich mit dem rechten Fuß nicht auftreten konnte. Missmutig starrte ich von meinem Arm zu meinem Fuß. Woher wusste ich nur, dass dieser Tag nicht gut ausgehen konnte.
Gai-Sensei schaute sich meine Verletzungen etwas genauer an und beschloss, mich sicherhaltshalber doch zum Arzt zu schicken.
“Es besteht die Möglichkeit, dass etwas gebrochen ist.”
Prima, dachte ich, woher wusste ich mal wieder nur, dass ich so viel Glück habe? Ich hatte zwar schon einige kleine Unfälle gehabt, aber gebrochen hatte ich mir noch nie was und das sollte auch jetzt so bleiben.
Da es nun eine grade Zahl an Schülern war, wollte er nur ungern einen von ihnen mitgehen lassen. Sofort wanderte sein Blick zu Sasuke, der besorgt auf meinen Arm schaute. Und ohne, dass ich mich das dagegen wehren konnte, schickte er Sasuke mit mir mit.
Ich hatte versucht nicht wieder mit ihm alleine zu sein, doch es brachte nichts. Nun stand er in der Kabine vor mir und begutachtete meinen Arm. Irgendwie war es mir immer unangenehm, wenn er mich so anschaute.
“Du Idiot”, sagte er, aber es klang nicht wie eine Beleidigung. Vorsichtig nahm er meine Hand und berührte mit seinen Lippen leicht den geschwollenen blauen Fleck nahe meines Handgelenks.
“Du Idiot”, sagte er leise. Ich antwortete nicht.
Ich wusste nicht warum, ich tat es einfach, ohne weiter nachzudenken. Mit meiner linken Hand griff ich nach seinem Oberteil, zog ihn zu mir und schloss die Augen.
Gomen nasai!! Knapp drei Wochen habt ihr nichts mehr von mir gehört und es tut mir wirklich leid. Erstens hatte ich mal wieder vergessen, was ich schreiben wollte (ich liebe mein Gedächtnis) und zweitens hatte ich durch das Oberstufentraining mehr Arbeit als sonst. Ich hoffe ihr verzeiht mir! >.<Your nightdreamer