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Das Geheimnis der Kristalle

von

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neue Bekanntschaften

In dieser Nacht schlief Céline schlecht. Am letzten Tag war so viel geschehen, dass ihre Gedanken die ganze Zeit rasten. Sie hatte auch ihren Eltern angerufen, ein ziemlich trauriges Gespräch, denn ihre Eltern hatten geklungen, als ob sie sie nie mehr sehen würden. Dabei hatte sie vor, in jeden Ferien nach Hause zu gehen. Aber wahrscheinlich waren auch ihre Eltern etwas geschockt über die Geschwindigkeit mit der sich die Dinge ereigneten. Célines Mutter hatte ihr erklärt, dass ganz plötzlich eine Frau vor der Tür stand und sagte, dass ihre Tochter nicht mehr nach Hause kommen würde, zumindest für drei Monate lang. Die Frau hätte von den Eltern verlangt, dass sie Célines wichtigste Dinge zusammensuchten und dann in Kurzfassung erklärt, was los sei. Deshalb hatte ihre Mutter noch viele Fragen gehabt und Céline hatte alles, was sie wusste, ausführlich erklärt, in der Hoffnung, so lange wie möglich mit ihren Eltern reden zu können.

Am nächsten Morgen schreckte das Mädchen aus dem Schlaf hoch, als jemand an die Tür klopfte. „Céline, bist du wach?“, hörte sie die Stimme von Markus, dem einzigen Menschen, den sie bisher hier getroffen hatte. Sie nuschelte etwas und rief dann: „Ich komme gleich!“ Schnell zog sie sich um, heute wählte sie ihre eigene Kleidung, und trat dann aus dem Zimmer.

„Hast du keinen Wecker?“, fragte Markus und Céline musste zugeben, dass dem nicht so war, bisher war sie immer von ihren Eltern geweckt worden. „Ich kann dir einen besorgen, ich muss sowieso heute noch ins Dorf runter. Übrigens gibt es immer von sechs bis halb acht Morgenessen. Die Schule beginnt für Erst- und Zweitklässler um sieben, für alle anderen um acht.“

Zusammen liefen die beiden wieder in Richtung der Kantine, die, wie Markus erklärt hatte, während den Ferien nur das Morgenessen servierte. Die restlichen Mahlzeiten musste sich jeder selber organisieren, man konnte sich aber jederzeit in der Küche etwas zubereiten. Auch während der Schulzeit wird immer eine Gruppe von Schülern eingeteilt, um in der Küche zu helfen. Sowohl bei der Vorbereitung, als auch beim Aufräumen.

Als Céline in die Kantine trat, bemerkte sie zum ersten Mal andere Leute. Es waren nur etwa zwanzig und durch die Grösse des Saals schienen es noch weniger zu sein, aber Céline stellte fest, dass die anderen Schüler hier, ebenso wie die Lehrer, ganz normale Leute zu sein schienen.

Während sie noch die Gesichter der Essenden studierte und dabei feststellte, dass etwa die Hälfte deutlich jünger war als sie, steuerte Markus bereits auf eine Gruppe von drei Leuten zu, zwei Jungen und einer jungen Frau, die ihm fröhlich zuwinkten. Céline folgte ihm langsam, nicht sicher, ob sie sich dazusetzen sollte. Aber ihre Zweifel wurden aufgelöst, als Markus ihren Arm ergriff und nach vorne zog. „Seht mal was für eine hübsche junge Dame ich gefunden habe“, sagte er lachend zu den anderen, während sie rot anlief ob dieses Kompliments. „Céline, dies sind Anna und Timotheus, sie sind mit mir in der Klasse und der Kleine heisst…?“ „Bastian und ich bin nicht klein!“, ereiferte sich dieser. „Heisst Bastian und ist der Schützling von Tim, so wie du meiner bist.“

„Das heisst er ist mit mir in der Klasse?“ „Exakt, Anfänger, genau wie du, und natürlich auch einer, dessen Eltern magisch unbegabt sind.“ Céline, komplett verwirrt wegen dieser Gruppe junger Leute, begann sich langsam zu wundern: „Warum natürlich? Ihr könnt doch sicher nicht mit Sicherheit sagen, ob die Eltern von jemandem magisch begabt sind, oder?“

„Doch“, erklärte Anna, die bis anhin noch nichts gesagt hatte, „Kinder von magischen Eltern, bei denen weiss man mit Sicherheit, dass sie die Magie auch beherrschen werden, kommen hier zur Schule, sobald sie zwölf sind. Bei anderen, wie bei dir, Bastian oder auch Markus wird erst viel später entdeckt, dass sie magische Kräfte haben, deshalb seid ihr älter als die magischen Kinder.“

„Wie viele Leute haben magische Begabung, obwohl ihre Eltern diese nicht hatten?“ „So etwa vier pro Quartal. Und jetzt komm, lass uns etwas zu essen holen.“, sprach Markus und stand auf, um Richtung Küche zu gehen, wo auf einer Theke alles Mögliche zum Frühstück auslag, auch einiger der komischen Früchte, die Céline am Tag zuvor im Garten gesehen hatte. Sie getraute sich aber nicht recht, eine zu probieren.

*°*°*°*°*

Terry hatte den Abend damit verbracht, sich die Ländereien anzusehen und sich zu verlaufen. Es war ganz normal, dass er sich verlief, deshalb geriet er auch nicht in Panik sondern lief einfach weiter. Irgendwann, es war wohl schon fast Mitternacht, fand er doch noch zurück zu seinem Zimmer und er legte sich erschöpft schlafen, glücklich, hier sein zu dürfen.

Am nächsten Morgen stand er zeitig auf, denn Frau Kunz, die Lehrerin, die ihn gestern gefahren hatte, hatte ihm noch gesagt, er solle um halb sieben im Speisesaal sein, weil sein Mentor dort auf ihn warten würde. Er wusste nicht recht, wozu er einen Mentor brauchte, aber er hatte nicht vor, schon zu Beginn negativ aufzufallen.

Als er in der Kantine angekommen war, kam ein Mädchen auf ihn zu, das kaum älter zu sein schien als er selber. „Du musst Terry sein. Ich bin Kamila, deine Mentorin. Hast du gleich irgendwelche Fragen zu Beginn?“ „Ja, wozu brauche ich einen Mentor?“ „Ganz einfach, du bist als normales Kind aufgewachsen, ohne das Wissen von der magischen Welt. Alle Leute, die sind wie du oder ich, bekommen einen Mentor, den sie alles über Magie oder sonst was fragen können.“

„Wie alt bist du?“ Zuerst war Kamila erstaunt, dann lachte sie. „Eigentlich fragt man eine Frau so was nicht. Aber ich bin 17.“ Also drei Jahre älter als er. Nun ja, dachte er, solange sie nicht findet, sie müsse mich behandeln wie ein Kind, kann ich vielleicht sogar mit ihr auskommen.

Zusammen gingen sie Essen holen und setzten sich an einen Tisch, während Kamila noch mehr über das Mentorensystem erzählte. „Mentoren werden immer diejenigen, die ins vierte Jahr ins erste Semester kommen, das heisst wir haben drei Jahre mehr Erfahrung als unsere Schützlinge. Du weisst sicher, wie das mit den Quartalen funktioniert, oder?“ „Hä, Garpale?“, fragte Terry, den Mund voller Rührei. Mit einem milden Lächeln redete Kamila weiter, die selber nur ein kleines Stück Brot mit Butter ass. „Du bist ja jetzt im Frühling gekommen, während die Schule an normalen Schulen im Sommer beginnt. Dass du jetzt aber nicht dreiviertel Jahre auf das neue Schuljahr warten musst, gibt es jedes Quartal eine neue Klasse. Das hat den Vorteil, dass wenn du die Prüfungen am Quartalsende nicht bestehst, du gleich mit der nächsten Klasse das gleiche Quartal wieder absolvieren kannst.“

„Hast du auch mal die Prüfungen nicht bestanden?“ „Nein, nur gute Schüler, die nie wiederholen mussten, werden für den Mentorendienst ausgewählt“, antwortete sie, mit einem ziemlich arroganten Tonfall, den Terry reizte. Solche Menschen, die meinten, besser zu sein als andere, brachten ihn immer sofort auf die Palme. Er war sich ziemlich sicher, dass er mehrmals würde wiederholen müssen, er war ja auch bisher einer der schwächeren Schüler gewesen, auch wenn er es bis anhin immer gerade so durchs Jahr geschafft hatte. Was wohl zu einem grossen Teil auch daran lag, dass die Lehrer bei seinem Anblick so von Mitleid getroffen wurden, dass sie manchmal die Noten aufrundeten.

„Nun ja, wenigstens hab ich nie mehr Mathe oder Deutsch.“ Kamila schaute ihn schräg an: „Du hast wohl noch nicht so viel mitbekommen, oder? Während der ganzen Zeit, die du hier verbringst, und das sind im Minimum sechs Jahre, wirst du die sogenannten normalen Fächer auch belegen.“

„WAS?!“ „Ja sicher, die meisten Magier integrieren sich nämlich nach dem Abschluss in die nichtmagische Welt, da würden sie ganz schön blöd dastehen ohne einen Schulabschluss. Du, der du ja schon 14 bist beim Eintritt, hast den Vorteil, dass du einen ziemlich guten Abschluss machen kannst. Mit 17 wirst du einen normalen Abschluss haben, wie du ihn sonst auch hättest, dann kannst du noch drei Jahre lang ein Fachgebiet wählen, also fast so was wie ein Studium.“

„Mensch, ich glaubs ja nicht… Aber Moment mal, wieso erst mit 17? Eigentlich wäre ich in weniger als zwei Jahren fertig mit der Schule, wieso brauch ich hier länger als normal?“ „Weil du nur 15 Stunden nichtmagischen Unterricht pro Woche hast, nicht wie bisher über 30, deshalb dauert es natürlich einiges länger.“

Diese Informationen versetzten Terrys Freude einen erheblichen Dämpfer. Nichtsdestotrotz war er froh, hier zu sein. Er erfuhr auch noch, dass der magische Unterricht und der nichtmagische in getrennten Klassen stattfinden würde. Im nichtmagischen Unterricht wird er wohl einer der Jüngeren sein, da viele seit sie zwölf sind, hier Schule haben und er natürlich einen rechten Vorsprung vor denen hat. Im magischen Unterricht dagegen ist er einer der Älteren. Eine Aussicht, die ihn auch nicht sonderlich erfreute, er hatte nicht grosse Lust, die ganze Zeit mit zwölfjährigen Kindern rumzuhängen. Immerhin beruhigte ihn die Aussage Kamilas, dass nichtmagische Kinder aufgrund der höheren Reife seltener wiederholen mussten. Er wusste nicht, ob das auch auf ihn zutreffen würde, aber es war doch schon mal ein positiver Aspekt.

Nach dem Morgenessen nahm Kamila den Jungen mit zum Schloss. Sie selber musste in die Bibliothek um noch die letzten Aufgaben zu machen, aber sie versprach ihm, ihm am Abend noch einige wichtige Dinge zu zeigen. Terry machte sich zwar nicht viel aus Büchern, er folgte dem Mädchen aber trotzdem zur Bibliothek.

Terry sah sich kurz in der Bibliothek um, er war aber trotz ihrer unglaublichen Grösse nicht fasziniert, so wie viele andere es waren. Er trat wieder in die Eingangshalle des Schlosses, das aufgrund der ziemlich kleinen, hochgelegenen Fenster düster wirkte. Nichtsdestotrotz war alles penibelst sauber gehalten und Schimmel würde er hier sicher niemals finden. Im Erdgeschoss befanden sich noch zwei weitere Türen neben dem grossen Portal, dass in die Bibliothek führte. Die eine Türe führte in einen Saal, der wahrscheinlich gross genug war, um allen Bewohnern des Areals Platz zu bieten. Eine Zeit lang bestaunte der blonde Junge die Gemälde und Wandteppiche und war jetzt endlich doch noch begeistert vom inneren des Schlosses.

Die andere Türe war aus Glas und eindeutig nachträglich eingefügt worden. Terry, für den Architektur und Geschichte sehr interessante Dinge waren, störte sich daran, dass diese Tür so gar nicht zum sonstigen Bild des Schlosses passte. Hier war wohl jemand am Werk, der keine Ahnung von Geschmack hatte. Die Tür liess sich nicht öffnen, aber durch das Glas konnte er erkennen, dass das Innere wohl eine Art Laden war, er erkannte Bücher, Hefte, sonstige Schulmaterialien, Ständer mit Süssigkeiten und auch einige Dinge, die er nicht so recht zuordnen konnte, wie zum Beispiel Töpfe voller Flüssigkeiten, die zu fluoreszieren schienen.

Weil es im Erdgeschoss nichts Interessantes mehr gab, beschloss Terry, in den ersten Stock hochzusteigen. Hier fand er eine ganze Reihe von Schulzimmern, die alle irgendwie ähnlich aussahen. Er stieg auch noch in den zweiten Stock, wo es weitere Schulzimmer und einige verschlossene Zimmer gab. Dies waren vielleicht die Büros der Lehrer. Eine Treppe weiter hoch fand er nicht, obwohl es eigentlich noch zwei Türme geben müsste, wenn man die Höhe der Stockwerke mit der des Schlosses verglich. Terry machte sich aber keine grossen Gedanken über das Fehlen der Türme, vielleicht waren sie einfach irgendwo an ein Büro angeschlossen.

Der Junge stieg wieder runter ins Erdgeschoss und da bemerkte er eine Türe, die ihm zuvor nicht aufgefallen war. Er war sich sogar ziemlich sicher, dass da, wo die Türe war, zuvor ein Gemälde hing. Neugierig geworden ging er zu der Türe rüber, die im Gegensatz zum Rest des Schlosses in keinem sehr guten Zustand mehr war: Die Farbe war grösstenteils abgeblättert und sie hatte ziemlich viele Risse. Vorsichtig versuchte Terry, die Tür zu öffnen. Als sie quietschte liess er sie erschrocken los, er spürte instinktiv, dass er kein Recht hatte, die Türe zu öffnen und zu sehen, was sich dahinter befand. Als aber niemand kam, um die Ursache des Lärms zu suchen, öffnete er die Türe ein bisschen weiter, diesmal noch vorsichtiger und langsamer als zuvor.

Als die Tür einen Spalt breit offen war, trat er hindurch und wäre fast eine Treppe runtergefallen. Terry konnte gerade so einen Schrei unterdrücken und mit wild klopfendem Herzen hielt er sich am Geländer fest, das keineswegs sehr stabil zu sein schien. Nachdem er sich beruhigt hatte, stieg er runter und sah sich unten um. Es war nicht total dunkel, aber er brauchte doch eine Zeit, bis sich seine Augen an das diffuse Licht gewohnt hatten.

Als er sich umsah, war er enttäuscht: Es schien lediglich ein Lager für kaputte Dinge zu sein und solche, die sonst niemand mehr brauchte. Er fand ziemlich viele Tische und Stühle, denen Beine fehlten und er fragte sich, warum die nicht einfach jemand fortwarf. Auch die Schuluniformen wurden hier gelagert, allerdings in Plastiksäcken, der Staub war schier unerträglich und hätte die Kleider in kürzester Zeit zerstört.

Plötzlich hörte er eine Türe quietschen. Erschrocken sah er die Treppe rauf, aber diese Türe hatte sich nicht bewegt. Das bedeutete dass es irgendwo in diesem Raum eine zweite Türe geben musste. Schnell und so leise wie möglich rannte er die Treppe rauf, denn er wollte keinesfalls hier unten erwischt werden. Er quetschte sich durch die Tür, liess sie offen und rannte aus dem Gebäude raus und in den Garten. Eigentlich wusste Terry selbst nicht so genau, weshalb er so nervös war, aber er fühlte einfach, dass es das Sicherste wäre, nicht in der Nähe des Lagers zu verweilen.



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