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Mein Tischnachbar ist ein Idiot!

von

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Am Morgen wäre Johannes gerne im Bett geblieben, aber nur wegen einer gewissen Person wollte er sich nicht sofort den Tag verderben lassen. Vielleicht hatte er ausnahmsweise gute Laune, obwohl das höchstens einmal im Jahr vorkam.

„Man sieht dir richtig an, wie sehr du dich auf Tobi freust“, neckte ihn Kevin am Frühstückstisch, worauf dieser nur ein genuscheltes „Klappe.“ erhielt. Musste ihn jeder daran erinnern?

Auf dem Weg zur Schule verdrängte Johannes so gut wie möglich das Unvermeidbare und ließ sich lieber mit einer Ladung undefinierbarer Musik aus seinem MP3-Player beschallen. Schadete zwar den Ohren, doch Tobi schadete dem gesamten Rest.

Nach einer Viertelstunde Laufen ohne Nachzudenken – Wer kannte seinen Schulweg nicht auswendig? – erreichte er den Ort des Grauens vieler Schüler. Er selbst hegte keine Aggressionen gegen die Schule; er ging hin, lernte und fertig wars. Große Beschwerden nützten nichts, was wollte er schon dagegen unternehmen? Demonstrieren oder wie? Erstens affig und zweitens nicht sein Ding, er nahm die Dinge meistens so hin, wie sie waren.

Auf dem Schulhof standen die üblichen Bekannten herum: Kleine Fünfklässler, die laut schreiend merkwürdige Hüpfspiele ausprobierten und verschlafene Mittelstufengänger, die schnell die Hausaufgaben ihrer besten Freunde abschrieben. Nichts neues und weltbewegendes.

„Man, Basti, hör auf mich ständig zu nerven, Kapier es endlich, okay?“ Diese aufgebrachte Stimme hörte sich verdächtig nach Tobi an, wer sonst meckerte morgens um Viertel vor acht über den halben Schulhof?

„Du bist ne kleine Schlampe, damit du es weißt.“ Sein Gesprächspartner war ebenfalls nicht besonders leise.

„Na und, kann dir egal sein. Ich bin jetzt mit Nadja zusammen, du hast nichts mehr zu melden. Lass mich einfach in Ruhe.“ Wenn Tobi nun schon dermaßen gereizt war, konnte sich Johannes wieder auf ein paar neue Exemplare Schläge freuen.

„Du bist echt ein Arschloch, wie alle sagen.“

„Früh gemerkt und ich bin stolz drauf! Wenns dich stört, hau ab.“ Wütend stapfte Tobi an einem leicht verwunderten Johannes vorbei und verschwand in ihrem Klassensaal. Sein Tischnachbar folgte ihm mit deutlichen Sicherheitsabstand und fragte sich, mit wem sich Tobi gerade diese Schreiaktion geliefert hatte. Den Typ kannte er zwar flüchtig, aber was er mit Tobi am Hut hatte, konnte er sich nicht vorstellen.

„Wer war denn das eben?“, fragte Johannes, als sich auf seinen Stuhl gesetzt und sein Mäppchen ausgepackt hatte.

„Mein Exfreund“, grummelte der Gefragte ungnädig und zerstach mit seinem spitzen Bleistift einen Radierer. Nun erinnerte sich Johannes auch, dass Tobi sehr offen zugab, auf Mädchen und Jungs zu stehen, denn niemand würde es wagen, ihn deshalb dumm anzumachen. Außer, er wollte sich umbringen lassen.

„Dieser Idiot geht mir jetzt regelmäßig auf den Geist, weil ich eine neue Freundin habe.“

„Und was meinte er mit dem netten „Schlampe“?“ Eigentlich ging es ihn nichts an, aber Tobi schien gerade in Plauderstimmung zu sein und das nutzte Johannes aus, bevor es sich ändern würde.

„Basti denkt, sobald man mehr als einen Freund oder eine Freundin hat, ist man ne Schlampe. Soll er doch, wenn er nichts Besseres zu erzählen hat.“

Das wurde heute ja wirklich noch interessant. Nur etwas wollte Johannes natürlich erfahren: „Wie viele Exfreunde hattest du denn schon?“ Bei Tobis Auftreten bestimmt nicht allzu viele, schließlich schreckte sein Verhalten jeden vernünftigen Menschen ab.

„Hm, Yann, Valerie, Paula, Frank, Julia, Tanja, Niklas, Jessica, Dennis, Heiko... und noch ein paar, ich zähl da nicht mit.“

Dieses Geständnis verschlug Johannes die Sprache, darauf hatte er sich nicht vorbereitet. Entweder verarschte Tobi ihn gründlich oder diese Leute von der Liste hatten kleinere Geschmacksverirrungen, die nicht mehr zu beheben waren.

„Wenn du so weiter machst, hat dein Exfreund nicht ganz unrecht.“ Eigentlich war es ihm unbewusst herausgerutscht, aber dummerweise nicht mehr rückgängig zu machen.

„Du denkst also auch, ich hüpf mit jedem in die Kiste oder was?“, brauste Tobi auch schon auf und Johannes hatte gar nicht die Zeit, sich zu verteidigen, da packte sein Gegenüber ein auf dem Nachbartisch herumliegendes Physikbuch von gefühlten zwanzig Kilo und donnerte es Johannes dreimal heftigst auf den Kopf. Dabei beschimpfte er ihn noch, aber Johannes bekam das gar nicht mehr mit, so sehr schmerzte sein Kopf und alles schien sich wie verrückt zu drehen. Kraftlos sank er auf den Boden und hielt sich die Hände vors Gesicht, aus Angst, dass Tobis ausbrechende Aggressionen ihn noch härter treffen könnten.

Ein Schrei ertönte; Tanja hatte die brutale Attacke beobachtet, rannte zu dem Täter, riss ihm die Tatwaffe aus der Hand und machte ihn nach allen Regeln zur Schnecke.

„Bist du wahnsinnig? Weißt du, was du getan hast? Schalte einmal dein winziges Hirn an! Wenn Johannes irgendetwas passiert ist, kann er dich anzeigen wegen Körperverletzung, ist dir das klar? Du bist so idiotisch!“ Sie warf ihm das Physikbuch vor die Füße und beugte sich zu Johannes, der weiterhin benommen herumlag.

„Johannes, hörst du mich?“ Sie rüttelte ihn an der Schulter und erhielt dafür nur ein gequältes Stöhnen. „Verdammt, Tobi, wie konntest du nur?“

„Schrei bitte nicht“, murmelte Johannes und drückte die Hände auf die Ohren. „Das tut weh.“

„Entschuldigung, aber ich bin gerade ein wenig wütend.“ Sie feuerte einige Todesblicke in Richtung Tobi und wandte sich wieder an das Opfer des Tages.

In diesem Augenblick betrat Herr Köhler die Klasse und wurde sofort von zehn Schülern bestürmt und mit Fakten überschüttet. Er schickte Tanja mit Johannes ins Krankenzimmer, gab dem Rest der Klasse Aufgaben und führte auf dem Flur ein ernsthaftes Gespräch mit Tobi.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  mogura
2009-04-15T22:52:45+00:00 16.04.2009 00:52
whooa, jetzt wirds interessant xD
Von:  Laniechan
2009-03-15T15:08:16+00:00 15.03.2009 16:08
Zuerst hab ich das dämliche grinsen nciht aus meinem gesicht bekommen, aber das ist nach diesem kapi gründlich passé.
wie konntest du johannes das nur antun? böser tobi! sowas macht man doch nicht! der braucht wirklich antiaggressiontraining!
Von:  Solio
2008-11-22T22:56:52+00:00 22.11.2008 23:56
Muah, Tobi ist vielleicht ein Idiot >__<
Hoffentlich kann Johannes jetzt wenigstens nach Hause gehen oder sowas, da hat er seine Ruhe...
Von: abgemeldet
2008-11-19T23:17:00+00:00 20.11.2008 00:17
oooh armer Johannes!...
Physikbücher sind ja im Normalfall schon tödlich, aber damit auch noch fast erschlagen zu werden, muss das Schlimmste sein...*Mitleid hat*
Tolles Kapi und ich freue mich schon aufs nächste...^^
GLG
Von: abgemeldet
2008-11-19T19:43:39+00:00 19.11.2008 20:43
cooles kapi^^
johannes tut mir leid, ich glaube mit einem physikbuch erschlagen zu werden ist nicht so toll.
hast du jedenfalls super geschrieben, auch wenn ich zwei fehler gefunden hab:
- ...und fragte mich mit dem (hier müsste "wem" hin)sich Tobi gerad diese
Schreiaktion geliefert hatte.

- ...sobald man mehr als einen Freund oder eine Freund ("Freundin") hat
ist man ne Schlampe.

Trotzdemgailes kapi
ich hoff es geht schnell weiter und johannes kopf ist soweit noch heil^^



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