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Mein Tischnachbar ist ein Idiot!

von

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Nachdem Tanja ihren leeren Plastikbecher in den nächsten Mülleimer und den Löffel in ihre Jackentasche gesteckt hatte, beschloss sie, Johannes und seinen Fan zu suchen. Nicht, dass die beiden wieder sonstwas anstellten und sie nichts davon mitbekam, weil es ihr nicht erzählt wurde.

Ziellos stapfte sie über den Hof, spähte in jede noch so kleine Ecke und wunderte sich, wo die beiden denn abgeblieben waren. Das war der Nachteil, wenn man Männern nicht sofort hinter her rannte, sie verschwanden einfach und steckten wohlmöglich gerade die Kirche an, ohne dass irgendein Depp das bemerkte.

Kurz vor Pausenende sichtete sie sie immerhin eine ihr bekannte Person: Johannes, der auf dem Boden hockte – trotz der eigentlich kühlen Jahreszeit – und sich das Handgelenk hielt. Was hatten die denn bitte wieder ohne ihr Wissen veranstaltet? Und wo befand sich die Ursache für alles?

„Was geht denn hier ab?“

„Nach was sieht es aus?“

„Das übliche halt. Mr. T ging es zu gut und du hast es abbekommen.“

„Fast, dieses Mal musste er auch dran glauben. Zumindest ein wenig.“

„Wirklich?“ Freudig schaute sie Johannes an und fing schließlich an, um ihn herum zu tanzen und dabei irgendetwas Unverständliches zu summen.

„He, so weltbewegend war das nicht, seine Wange hat nur ein paar Kratzer.“

Mitten im Tanz blieb sie stehen. „Du hast Tobis hübsches Gesicht zerkratzt? Wie böse, jetzt will sicher kein Kerl mehr mit ihm zusammen sein. Bald leidet Tobi unter Entzugserscheinungen und du bist dran schuld!“

„Seiner Meinung nach bin ich auch an der Klimaerwärmung schuld, also würde mir das eigentlich nichts ausmachen“, meinte Johannes, stand wegen des Klingelns der Pausenglocke auf und verzog vor Schmerz das Gesicht, als ihm wieder bewusst wurde, dass er leider nicht mit ein paar läppischen Kratzern davon gekommen war. Wäre sowieso unrealistisch gewesen, wenn Tobi es dabei belassen hätte. Gewalt gehörte zu seinen Spezialitäten. Fand Johannes.

„Wo genau tut es dir weh?“ Tanja mutierte sofort zur Krankenschwester.

„Linke Schulter, rechter Fuß und mein Handgelenk hat sich auch schon mal besser angefühlt. Wetten, dass ich morgen als Sams - Doppelgänger in die Schule kommen werde?“

Zuerst verstand Tanja nicht, worauf er hinauswollte, doch dann erinnerte sie sich an die Kindergeschichte mit dem seltsamen Vieh mit den blauen Punkten. Guter Vergleich, obwohl Johannes normalerweise eine Spur besser aussah.

„Kann es sein, dass Tobi dir versucht hat die Zähne auszuschlagen, du blutest am Mundwinkel.“ Wie früh ihr das aufgefallen war, sensationell.

„Möglich, der schlägt überall hin, wo er dran kommt.“

„Und wo ist deine Brille?“

„Die müsste hier irgendwo auf dem Boden liegen.“

Nach kurzem Suchen fand Tanja das vermisste Stück ziemlich kaputt ein Stück entfernt neben einem Busch liegend. Einer der zwei Idioten war auf sie getreten, da half nur noch ein Besuch im nächsten Brillengeschäft. Kopfschüttelnd hielt sie Johannes die verbogene Brille entgegen.

„Deine Mutter wird sich freuen, wenn sie das sieht.“ Tanja nahm ihn am Arm und bugsierte ihn in den Klassensaal, wo schon Täter Nr. 1 aus seinem Plätzchen saß und die beiden keines Blickes würdigte.

„Er sieht aus wie ein Streifenhörnchen“, flüsterte Tanja Johannes grinsend zu, als sie die mysteriösen Striche auf Tobis Wange entdeckte.

„Dem Streifenhörnchen will ich nicht in freier Wildbahn begegnen, wer weiß, wie es sich da verhält.“

„Wenn ihr schon über mich lästert, dann macht das gefälligst so, dass ich es nicht höre, ihr Flaschen“, fuhr Tobi sie an, anscheinend hatte er immer noch schlechte Laune.

Während des Unterrichts wurde Johannes zwar verschont, aber sein Handgelenk tat immer noch dermaßen weh, dass er sich nach der vierten Stunde bei seiner Chemielehrerin abmeldete und nach Hause ging. Hoffentlich wurde das nicht zur Gewohnheit, sonst hätte er mehr Fehlstunden in diesem Halbjahr als in den letzten drei Jahren zusammen.

Seine Mutter öffnete ihm die Haustür. „Johannes, wieso bist du schon wieder da? Ist was ausgefallen?“

„Dreimal darfst du raten.“

Wie erwartet regte sie sich auf und zwar richtig. Eine halbe Stunde lang hörte er ihrem Geschimpfe zu, nickte von Zeit zu Zeit zustimmend und fragte sich, was sie wohl als Nächstes plante? Briefbömbchen? Telefonterror? Anzeige wegen Dummheit? Oder alles au einmal?

Irgendwann nahm sie sich das Telefonbuch, blätterte es durch und verschwand im Wohnzimmer, um zu telefonieren. Wenn sie nun tatsächlich Telefonterror bei Tobis Familie startete, würde er lachen.

Solange seine Mutter fremde Menschen zur Schnecke machte, konnte er sich ins Bett legen und schlafen. Dagegen hätte sie wahrscheinlich nichts. Als er gerade träumte, von einem Streifenhörnchentobi über den gesamten Schulhof gejagt zu werden, weckte ihn seine Mutter, um ihn vom Ergebnis ihres Gesprächs zu berichten.

Sie hatte sich mit Tobis Mutter, bei der sie sich erst eine Viertelstunde über das asoziale Verhalten ihres Sohns beschwert hatte, darauf geeinigt, dass sich Tobi und Johannes jeden Samstag von elf bis halb zwei treffen und Tobi ihn in das Geheimnis der englischen Grammatik einweihen würde.

Sollte nicht eigentlich das Nervkind und nicht er selbst eine Strafe erhalten? Wo blieb hier die Gerechtigkeit für arme kleine Johannese?

„Super Mama, das ist die dümmste Idee, die du je hattest.“ Wollte sie ihren jüngsten Sohn nicht schützen statt schaden? In welcher Welt lebten sie bloß?

„Das hast du auch gesagt, als ich mir die neue Stehlampe gekauft habe.“

„Aber das hier ist viel schlimmer, dagegen interessiert mich dieses hässliche Lampenteil kein Stück.“ Mit welchen Argumenten musste er ihr noch auf die Nerven gehen, um ihr klar zu machen, wie hirnlos er das alles fand. „Und was machst du, wenn er wieder gefährlich wird?“

„Seine Mutter hat mir versichert, dass sie ihn davon abhalten wird.“

„Das ist trotzdem unfair, ich bin das Opfer und er der Täter. Nicht anders herum.“

Leicht genervt versuchte sie ihrem Sohn die Vorteile zu erklären, aber Johannes blieb stur. Wenn er nicht mal Schmerzensgeld dafür bekam, konnten die hier alle machen, was sie wollten, er würde da nicht mitmachen.
 

Gegen drei Uhr klingelte jemand an der Tür, Johannes‘ Mutter öffnete und wenig später stand der Besuch in Johannes‘ Zimmer. Eigentlich hatte er mit Tanja gerechnet, aber stattdessen begrüßte ihn jemand anderes.

Sarah.

„Hat mein Bruder dich sehr verletzt?“

„Nein, nicht wirklich, aber es tut weh.“ Zumindest sein Handgelenk, der Rest ging wieder einigermaßen.

„Er weiß echt nicht, wann er aufhören muss“, seufzte sie enttäuscht.

„Bist du jetzt immer noch der Meinung, dass er auf mich steht?“ Wenn ja, sollte sie umgehend einen Arzt aufsuchen, das war nicht mehr normal.

„Bei ihm weiß man nie. ich hab dir doch erzählt, mit Basti hat es bei ihm auch länger gedauert, bis er es gecheckt hat.“

„Da bin ich aber beruhigt“, sagte Johannes ironisch. „Ich wollte schon immer, das so ein friedlicher Mensch auf mich steht, woher wusste er das nur?“

„Komm, normalerweise ist Tobi nicht ganz so gemein, nur bei manchen Leuten übertreibt er es öfters mal.“

„Irgendwoher kommt mir dieser Satz bekannt vor, kann es sein, dass du mir dasselbe schon einmal erzählt hast?“

„Kann sein.“ Sarah setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und kurvte damit ein wenig durch das Zimmer, wobei sie ein paar heruntergefallene Blätter überrollte und fast mit einer Topfpflanze zusammenstieß. Hoffentlich kam sie nie auf die Idee, den Führerschein zu machen.

„Bekommt er jetzt endlich richtigen Ärger?“ Wenn nicht, wäre er nun beleidigt.

„Klar, was glaubst du denn? Er hat bis mindestens Februar Hausarrest, Fernseh- und Computerverbot, vielleicht sogar länger. Und er darf Nachhilfe für dich spielen, aber das weißt du schon.“

“Erinner mich nicht dran, mein Samstag ist im Eimer.“

„Das Leben ist halt fies zu dir“, stellte Sarah fest und verabschiedete sich schließlich, weil Tobi nicht wissen brauchte, dass sie wieder ein Plauderstündchen mit dem 'Staatsfeind‘ eingelegt hatte.

Er würde sich sowieso genug über die zukünftigen Wochen freuen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Laniechan
2009-03-15T16:13:15+00:00 15.03.2009 17:13
*dreckiges grinsen aufsetzt* es geht los! endlich...

hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich tanja kein stück leiden kann? die mischt sich echt in alles ein und ist meiner meinung nach zu einem großteil an den klatschgeschichten schuld...

armer jo, das hat bestimmt wehgetan!

aber streifenhörnchentobi *fast keine luft mehr bekommt vor japsendem lachen*

Von: abgemeldet
2009-03-05T21:14:14+00:00 05.03.2009 22:14
Wuhu xD
Jetzt wirds richtig interessant^^
nachhilfe mir tobi, nein wie geil xD
armer johannes, er tut mir jetzt schon ein wenig leid.
aber nur ein bisschen^^
ein ganz klein wenig, aber sarah passt bestimmt auf ihn auf xD
jetzt bin ich richtig gespannt *auf stuhl rumwackel*
mach ganz schnell weiter!!!!

LG Phoenix


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