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Die Sehnsucht hinter dem Ziel

Wie das Leben von Alexander dem Großen auch hätte sein können...
von

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Blick in die Ferne

Kapitel 15:
 

„Blick in die Ferne“
 

Seufzend und glücklich lächelnd drehte sich der schlafende König am nächsten Morgen im Bett. Dabei kuschelte er sich wieder von hinten an seinen Mann. Sie beide waren noch immer nackt und hatten eine befriedigende Nacht hinter sich. Doch sein dunkelhaariger Liebster kam langsam zu sich, denn unterbewusst nahm er bereits die Gedämpften Laute aus dem Nebenzimmer war. Lysander war wach und so musste die Mama das jetzt auch werden.

Aber er hatte eine gute Amme, die sich rührend um seinen Sohn kümmerte, auch wenn Amalthea etwas verstört war an diesem Morgen. Trotz all ihrer Bemühungen löste sich Hephaistion vorsichtig von seinem Mann ohne ihn zu wecken. Er glitt aus dem Bett, wickelte sich in einen Umhang und betrat das kleine Nebenzimmer, in dessen Mitte eine schlichte, aber bequeme Wiege stand und ein einfaches Bett an der Wand.

Natürlich verbeugte sich Amalthea vor ihm, mit seinem Sohn in den Armen. "Verzeit mein Prinz, wir waren zu laut!" Ihr schüchternes Gesicht verbarg sie so vor ihm.

„Es ist schon gut.“ Er streckte wartend die Arme nach seinem Sohn aus.

"Lysander hat heute das erste Mal durchgeschlafen!", vorsichtig lächelnd reichte sie das Kind weiter.

„So?“ Er sah in die blauen Augen seines Sohnes, die den seinen so glichen. „Was für ein braves Kind du bist.“ Lächelnd küsste er die kleine Stirn. Der Kleine klatschte in die Hände und freute sich.

"Ja, er ist immer brav, wenn er euch nicht stören sollte!", flüsterte die junge Amme ehrführchtig.

Hephaistion fühlte die Hitze in seinen Wangen, als er verstand, was sie gehört und vielleicht sogar gesehen haben mochte. „Das…“

Um Vergebung bitten, sank Amalthea vor ihm auf die Knie und sah zu Boden. "Ich wollte nicht lauschen! Ich wollte nicht zuschauen! Bitte, dass müsst ihr mir glauben..."

Mehr peinlich berührt, als verärgert sah der Prinzregent auf sie hinab. „Schon gut… es… ist ja nicht deine Schuld. Wir werden ab jetzt bedenken, dass wir hier nicht allein sind.“

Vorsichtig sah sie auf. "Es tut mir leid!"

„Solange du für dich behältst was du gesehen hast, soll dir vergeben sein.“

„Natürlich!" Verlegen sah sie wieder weg. "Lysander hat auch schon gefrühstückt."

Hephaistion nickte und wand sich dann zum Gehen. „Gut, dann kannst du gehen.“ Und schneller als es sich gehörte, drehte sie sich um und ging.

"Danke!"

Noch immer voll Scham kehrte Hephaistion mit Lysander in seine eigenen Gemächer zurück. „Die Nacht in der du hättest weinen sollen, um mich daran zu erinnern, welche Ohren nahe sind, schläfst du durch.“ Doch sein Sohn verstand so etwas noch nicht und quietschte vergnügt weiter.

Mit einem mütterlichen Lächeln kehrte Hephaistion zu seinem Bett und somit zu Alexander zurück. „Schau wer da noch schläft.“ Er sah, wie die Augen des Kindes noch glänzender wurden und kleine Händchen nach dem König griffen. Also legte er sich mit seinem Sohn neben die schlafende Gestalt, damit der Kleine ihn erreichen konnte.

Fröhlich begann Lysander sofort an dem blonden Haar zu ziehen und schien daran Begeisterung zu finden.

"Lass das Hephaistion!", nuschelte der König darauf.

„Ich bin ganz unschuldig!“, lachte der Beschuldigte, während sein Sohn noch einmal kräftig zog.

"Ahhh!!!" Schlaftrunken schlugen sich graue Augen auf. "Was willst du?"

Blaue Augen funkelten ihm entgegen, auch wenn es nicht die Waren, die er erwartet hatte. "Bist du aber klein geworden!" Alexander realisierte noch nicht so ganz was um ihn herum geschah, lächelte aber warm. Lysander lachte, als sein Vater ihn ansprach und patschte ihm mit seinen kleinen Händchen ins Gesicht.

Langsam begann es um Alexanders Verstand hell zu werden und er begann zu strahlen. "Lysander!" Zart hielt er die Finger seines Sohnes fest und küsste ihn auf die Stirn. "Wie bist du denn hierher gekommen?"

„Während du geschlafen hast, hab ich laufen gelernt!“, ertönte eine Piepsige Stimme direkt hinter Lysander.

"Laufen?", lachte der Blonde und zog seinen kleinen Jungen sanft in die Arme. "Da bin ich aber mächtig stolz auf dich!"

Hephaistion bewegte die kleinen Ärmchen, während er weiter für seinen Sohn sprach. „Ich hab auch die ganze Nacht geschlafen ohne einmal aufzuwachen!“

"Oi! Dass ist ja toll!"

Der Kleine begann zu kichern, als ihm der Bauch gekitzelt wurde. „Und das obwohl wir so laut waren.“

"Waren wir doch gar nicht!", lachte Alexander weiter und küsste Hephaistion. "Morgen!" Der Dunkelhaarige erwiderte den Kuss, auch wenn er wieder rot geworden war.

„Laut genug.“ Schon wieder war der König verwirrt.

"Warum?"

Unangenehm berührt rutschte Hephaistion auf dem Bett herum. „Wir haben vergessen, dass wir nicht allein waren…“

"Ich dachte Lysander hat durchgeschlafen!?"

„Er schon, seine Amme nicht!“

Jetzt begann Alexander herzlich zu lachen. "Na und? Ich bin der König und du bist mein König. Wir brauchen uns wegen solcher Ohren nicht sorgen!" Sein Liebster war nicht so amüsiert.

„Mich stört es, das weißt du! Ich weiß die Anderen nennen mich prüde, aber für mich ist das nun mal eine Privatsache!“

Raunend beschäftigte der König seinen Sohn weiter. "Ist es dir vielleicht angenehmer, wenn ich sie nächstes Mal dazu hole?" Entsetzen schlug ihm entgegen.

„So was solltest du nicht mal vorschlagen!!“

Mit einem Schulterzucken wendete sich Alexander wieder seinem Sohn zu. "Dann vergiss sie einfach! Sieh sie als Inventar an, sowas wie ein Stuhl. Wir werden immer von Pagen, Dienern oder Ähnlichem umgeben sein!"

„Das ist fast schon ein trauriger Gedanke. Nie allein sein zu können…“

Sanft lächelnd zog Alexander auch ihn zu sich. "Wir können uns ja hin und wieder mal rausschleichen!" Und Hephaistion lachte.

„Allein für die Panik die dann ausbrechen würde, würde es sich lohnen.“

"Ja..." Grinsend küsste der König seine Liebsten. "Es würde eine heiden Panik ausbrechen!"

„Aber es wird Zeit geben, nicht wahr? Es wird Zeit für uns geben, bei allem was vor uns liegt?“

"Natürlich mein Herz, natürlich!" Noch einmal küsste er ihn. "Egal was kommt, für dich habe ich immer Zeit, das schwöre ich dir!"

„Das ist alles was ich mir wünsche!“ Mit zärtlichen Augen besah er seine beiden Männer. „Was hast du heute noch vor?“

Auf einmal bekam der Blonde einen abwesenden Ausdruck in den Augen. "Vieles..."

Der Dunklere runzelte die Stirn. „Alexander?“

"Wir reden später...", noch immer abwesend stand der junge Vater auf. "Ich werde dir alles ausführlich beim Essen berichten."

Hephaistion überging sein Ausweichen gekonnt. „Nun, du wirst etwas auf mich warten müssen, Doktor Phillip erwartet mich heute, ich weiß nicht wie lange es dauern wird. Kannst du Lysander mit dir nehmen, sonst bitte ich Amalthea?“

Noch während sich der König in seine Gewänder wickelte sah er fast schon traurig auf seinen Sohn. "Es ist besser, wenn du ihn Amalthea gibst."

„Ist gut.“ Mit ihrem Sohn auf dem Arm stand Hephaistion auf. „Und nun schau doch nicht so, wir sehen uns ja nachher.“ Sehnsüchtig zog der Blonde sie an sich.

"Ja... das werden wir!"

Zärtlich küsste sein Ehemann ihn. „Dann biss nachher.“
 

Es war schon später Abend, als sich Alexander von seinen Generälen verabschiedete. Nur seine beiden engsten Freunde begleiteten ihn. "Was soll aus Hephaistion und Lysander werden? Ich kann sie doch jetzt nicht hier lassen!"

Ptolemaios war es der Alexander zuerst sagte was er davon hielt. „Hephaistion würde dir nie verzeihen, solltest du ihn hier lassen, aber Lysander würde er auch nicht verlassen.“ Darauf hin nickte der König.

"Genau das ist ja mein Problem!"

„Viele Leute werden das Heer begleiten, warum nicht auch deine Familie?“, schlug Nearchos vor. „Es mag nicht die beste Lösung sein, aber vielleicht die Einzige.“

"Und wer garantiert mir für ihre Sicherheit? Es mag sein, dass sie selbst hier in Gefahr sind. Aber in einer Schlacht." Zweifelnd und zerrissen sah der Blonde sie an. "Ich weiß, wie wir nach Persien kommen. Aber ich weiß nicht, wie ich schützen kann, warum ich kämpfe."

„Denkst du Hephaistion würde auf seinen Platz an der Spitze des Heeres verzichten?“, mischte sich nun Ptolemaios wieder ein. „Er wird dir um jeden Preis folgen, mein Freund.“

Kopfschüttelnd fasste Alexander sie beide um die Schultern. "Nein, das würde er sich niemals nehmen lassen. Aber was würdet ihr tun?"

Die beiden Freunde tauschten einen nervösen Blick miteinander und Ptolemaios sprach für sie. „Wäre Hephaistion eine Frau… Dies ist eine besondere Situation, Alexander, es wäre wohl besser sie mit deinem Liebsten zu besprechen, nur dann kannst du die für euch richtige Entscheidung treffen.“

"Ich kenne seine Entscheidung...", seufzte der König.

„Sprich mit ihm!“, riet ihm jetzt auch sein etwas fülligerer Freund.

"Ja...", seufzte er weiter. "Das werde ich wohl müssen... Danke!"

„Sei nicht immer so sorgenvoll, Alexander.“, sprach sein weiser Freund zum Abschied. „Die Götter sind auf deiner Seite.“

Der König nickte und entfernte sich von ihnen. "Ich werde euch Morgen meine Entscheidung mitteilen!"

Sie verabschiedeten sich und kaum war er außer Hörweite schüttelte Ptolemaios den Kopf. „Glaubt er wirklich noch es ist eine Entscheidung? Hephaistion hat von uns allen den meisten Einfluss auf ihn und hier wird Alexander unterliegen.“

"Unser heimlicher Herrscher...", flüsterte Nearchos. "Keiner von uns hat Alexander so in der Hand!" Sein Freund lachte.

„Solche Worte könnten dir den Kopf kosten, aber sei beruhigt er beherrscht uns nicht, nur Alexanders Herz!“

"Noch..." Ein scharfer Blick traf Ptolemaios. "Noch, mein Freund!" Doch der schüttelte den Kopf.

„Es könnte unser größter und vielleicht auch letzter Fehler sein an Hephaistions Absichten zu zweifeln.“

"Da hast du wohl Recht!"
 

In Alexanders Privatgemächern war ein privates Abendessen hergerichtet worden und Hephaistion erschien als Erster dort, obwohl er sich sogar noch die Zeitgenommen hatte Lysander ins Bett zu bringen.

"Tut mir leid, dass ich zu spät bin!" Platzte dann auch endlich der Blonde in seine Zimmer und grinste schief.

„Ich warte noch nicht lang.“ Sofort stand der Ältere auf um ihn zu begrüßen, dabei schlangen sich sanfte Arme um ihn.

"Dann bin ich ja beruhigt!"

„Lysander hat sich etwas angestellt und wollte nicht einschlafen.“, erklärte sein Liebster ihm, bevor er ihn noch einmal küsste. „Aber lass uns essen, ich verhungere.“

Nickend führte Alexander ihn zum Tisch und fragte besorgt: "Geht es ihm nicht gut? Ist er krank?" Innerlich hoffte er auf ein 'Ja', dann wüsste er seine Familie in Pella in Sicherheit.

Hephaistion schüttelte lächelnd den Kopf, als sie sich setzten. „Keine Sorge, er ist quietsch fidel! Er war nur ein wenig aufgekratzt.“

"Dann bin ich ja erleichter!", seufzte der König. "Was möchtest du denn von dem ganzen Kram hier essen?"

Hephaistion ließ die Trauben sinken nach denen er gerade gegriffen hatte. „Ok, was ist los?“

Gespielt verwundert sah ihn der Jüngere an, nahm ihm die Trauben und wollte ihn füttern. "Was soll los sein? Ich wollte dir nur etwas gutes tun!" Durchdringende blaue Augen sahen ihn an.

„Alexander?!“

"Hephaistion, lass uns essen!", seufzte der König weiter. Er hatte gehoft, erst leicht Plaudern zu können um sich zu entspannen, damit es ihm etwas leichter fiel.

Verärgert, da sein Liebster ihn ganz offensichtlich etwas verschwieg griff der Prinzregent nach seinen Trauben.

"Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?", versuchte es Alexander noch einmal.

„Ich war beim Arzt, das weisst du doch.“, erwiderte der Dunkelhaarige kurz angebunden.

"Und ich hatte eine sehr lange Besprechung..."

„Offensichtlich.“

"...über Persien..."

Hephaistion beschloss seinen Ärger beiseite zu schieben, wenn Alexander sich nun bereit zeigte mit ihm zu sprechen. „Werden wir bald aufbrechen?“

"Wir?" Hilflos sah der Blonde auf und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, ob wir bald aufbrechen..."

„Du zögerst? Dabei träumst du seit der Kindheit davon! Schon als kleiner Junge hast du die Gesandten aus Persien doch schon nach Wegen und Strecken ausgefragt!“ Amüsiert, aber auch verwirrt sah der Dunkelhaarige ihn an.

"Ich habe Angst...", gestand Alexander leise. "...um dich... um Lysander..."

„Darum geht es?“, fragte Hephaistion sanft und ergriff seine Hand.

Nickend senkte der König wieder seinen Blick. "Darum geht es..."

„Ich werde mit unserem Sohn nicht zurück bleiben“, stellte der Ältere sofort fest.

"Aber ... eure Sicherheit!", bestand Alexander weiter auf seine Ungewissheit.

„Was nützt alle Sicherheit ohne Glück??“, protestierte Hephaistion vehement. „Deine Träume tragen dich so weit! Wie lange wären wir getrennt? Ist dir das überhaupt klar? Lysander würde aufwachsen ohne seinen Vater zu kennen!!“

Es entstand eine kleine Stille in der Alexander immer wieder hart schluckte. "Euer Leben ist mir das Wichtigste!"

„Welches Leben?? Als Frauchen zurückgelassen werden??“, fauchte Hephaistion wütend zurück, dass Alexander es auch nur in Betracht ziehen konnte ihn wieder zu verlassen, nach allem was bereits geschehen war verletzte ihn zutiefst. So lange getrennt, wer weiß wen er treffen würde, wen er heiraten würde.

"Versprichst du mir, dass euch nichts geschieht?" Der König sprach noch immer leise und vorsichtig. Doch sein Liebster begann ihn zu überzeugen und wieder nahm der die Hand des Königs.

„Du weißt, dass so ein Versprechen unmöglich ist, doch ich werde mein Möglichstes tun ... für meine Sicherheit und vor allem die unseres Sohnes.“ Jetzt hielt ihn Alexander ganz fest.

"Wirst du auf alles hören, was ich dir sage?"

Hephaistion seufzte. „Ich befolge jeden Befehl den du mir gibst, was alles andere angeht, so werde ich sicher auch meine eigene Meinung haben.“

"Mein einziger Befehl wird sein, dass du auf dich achten musst, wenn ich es nicht kann!" Aufrichtig und hoffend sah Alexander ihn an. Er hatte gerade noch unbewusst zugestimmt, dass Hephaistion mitkam.

„Das werde ich, solange du mir das selbe Verspreche gibst!“

Mit einem Nicken, küsste der Blonde ihn leidenschaftlich. "Versprochen!" Der Blauäugige ließ sich auf seinen Schoß ziehen und erwiderte den Kuss danken.

„Du wirst deine Entscheidung nicht bereuen!“

"Dann werde ich morgen alles Weitere planen und würde mich freuen, wenn du mir hilfst!"

„Sehr gerne sogar!“ Wieder presste der Ältere ihre Lippen zusammen.

Warum er auf einmal tiefe Erleichterung fühlte, wusste Alexander nicht. Doch er meinte fliegen zu können. "Du wirst mein bester General!"

Hephaistion lachte. „Lass das bloß ‚die Freunde’ nicht hören!“

"Nein, dass wissen sie auch so!" Fast schon wie bei einem Überfall, brachte Alexander ihn unter sich und küsste ihn. "Wie ich bei unserer Rückkehr nach Pella bereits sagte, du bist mein König!" Der küsste ihn jetzt.

„Nun, als dein König befehle ich dir, mich essen zu lassen, bevor du mit mir anstellen kannst, was du willst!“

Kichernd griff der Jüngere wieder nach den Trauben. "Lass mich dich füttern!" Und gehorsam öffnete sein Liebster den Mund.
 

Stolz grinsend stand Alexander, König von Makedonien vor dem großen Versammlungsraum in dem seine Generäle bereits warteten. "Geh vor!" Hephaistion warf ihm einen schrägen Blick zu, betrat aber vor ihm den großen Saal, in dem noch wildes Gerede herrschte.

Doch sobald er den ersten Fuß hinter die Türschwelle gesetzt hatte, wurde es mucksmäuschen Still.

Mit souveräner Haltung grüße Hephaistion die anwesenden Männer, bevor er seinen Platz auf dem Stuhl neben dem Thron einnahm. Dann betrat der König den großen Raum, mit hocherhobenem Haupt. Bevor er jedoch auf seinem Thron platznahm, grüßte er alle Anwesenden. "Ich freue mich, dass ihr alle noch einmal hergefunden habt!"

„Nun es geht ja auch um uns, nicht wahr, Alexander?“, rief Kleitos von seinem Platz aus.

Alexander nickte und setzte sich. "Ja, genau! Aber ich will euch nicht so lange aufhalten wie gestern. Lasst es uns heute kurz und schmerzlos machen!"

„Sag uns wann es los geht und wir sind bereit!“, rief nun ein Anderer und viele stimmten ihm zu.

"In einer Woche, bis dahin dürften alle Vorbereitet getroffen sein! Ich selbst werde euch führen." Allgemeine Zustimmung war zu hören, auch wenn Einige die Zeit für zu begrenzt hielten. Hephaistion beobachtete die Reaktion aller nur stumm und gelassen von seinem Platz aus.

Nachdem er wieder aufgestanden war, sah der König noch einmal streng und vor allem ernst in die Runde. "In diesem Feldzug wird es um alles gehen, merkt euch das!" Zustimmendes Gebrüll erfüllte den Saal, als sich nun auch alle Generäle wieder erhoben.

Jetzt suchte Alexander den Blick zu seinem Mann. Der lächelte ihm zu und deutete ihm an vor zu gehen.
 

Außerhalb der politischen Räumlichkeiten wartete der Jüngere schließlich auf ihn. Sein Ehemann fing, vor seinem eigenen Verlassen des Raumes noch eines bestimmten General ab. „Kleitos, dürfte ich dich um etwas bitten?“

Erst nach diesem Gespräch stieß er zu Alexander. "Du hast lange gebraucht...", lächelte dieser ihm zu. "Hat dir die Luft im Saal gut getan?"

„Sehr sogar, es tut gut wieder dabei zu sein.“

"Das freut mich!" Vorsichtig nahm Alexander seine Hand. "Aber ich hab ganz vergessen zu fragen, was gestern beim Arzt passiert ist." Lächelnd drückte der Dunkelhaarige seine Hand.

„Ich erfreue mich bester Gesundheit! Das heißt du kannst mir nicht mehr verbieten Arramis zu reiten!“

Mit einer hochgezogenen Augenbraue wurde Alexanders Blick skeptisch. "Was willst du mir damit sagen?"

Hephaistion hob die königliche Hand zu seinen Lippen und küsste sie. „Nichts, ich freue mich bloß nicht mehr eingeschränkt zu sein, bei dem was ich tue.“

"Soll ich dir denn nochmal zeigen, was Freiheit bedeutet?"

„Oh, das klingt viel versprechend!“

Schnell packte Alexander ihn bei der Hand und zog ihn zu den Ställen. "Wenn du dich schon der Gefahr hingibst, will ich bei dir sein!" Ehe die Stallburschen überhaupt ahnen konnten was vor sich ging waren die zwei königlichen Pferde gesattelt.

„Reiten ist eine Gefahr?“

"Alles, wovon du sterben kannst!" Elegant schwang sich der Blonde auf seinen Hengst und gab ihm die Sporen. "Fang mich, wenn du kannst!"

„Wie unfair!!“ Lachend eilte Hephaistion ihm auf Arramis hinter her, vollkommen im klaren, dass es kein Pferd gab das schneller als Bukephalos war. Doch sein König hielt sich und seinen Hengst bedeckt.

"Wo bleibst du? Lahmekrücke!"

Sein Ehemann schloss nun schnell zu ihm auf. „Ich werd dir zeigen, wer hier lahm ist!“ Und schon sah Alexander eine große Staubwolke vor sich und lachte.

"Wie schön, dich wieder vollständig fröhlich zu sehen!", redete er mit sich selbst und jagte ihm nach.

Berauscht von der ungebändigten Freiheit, die ihm mit dem Wind um die Ohren flog schienen Hephaistion und Arramis beinahe über das Land zu fliegen. Erst nach Stunden hielt der Blonde sie auf und strahlte. "Na, mein Adler..."

Sein Liebster strahlte ihm entgegen. „Oh wie schön es ist wieder so beweglich zu sein, das Schlimmste an der Schwangerschaft war ja, dass sie mich so schwerfällig machte!“

"Das sehe ich!" Der Blick des Jüngeren war ganz leicht und hoffnungsvoll. "Auf das es ewig so bleiben möge!"

„Vielen Dank!“ Hephaistions Blick sprach Bände darüber, wie glücklich er sich fühlte und wie dankbar er sich für diese Stunden war.

"Das wird mir fehlen!", gestand der König und trabte locker vor sich hin.

„Es wird wieder Zeit dafür geben, einfach nur auszureiten“, versprach sein Ehemann ruhig, während sie langsam zum Palast zurückkehrten. „Spätestens wenn wir Lysander das Reiten beibringen müssen.“

"Er wird es leider von selbst lernen...", erklang es unwillig.

„Was redest du da? Ich werde meinen Sohn sichern nicht alleine auf ein Pferd lassen!“

"Hephaistion!" Seltsam beruhigend sah Alexander ihn an. "Du hast selber festgestellt, dass es ungewiss ist, wie lange wir unterwegs sein werden. Ich gehe nicht davon aus, in den nächsten Jahren zurück zu kehren. Wir werden es ihn lehren, aber wirklich reiten, wird er nur durch sich selbst lernen..." Sein Liebster nickte.

„Sicherlich, aber die nächsten Jahre werden ja nicht nur aus Schlachten bestehen, es wird Zeit geben ihm beizubringen, was er wissen muss.“

"Wir werden sehen!" Alexander gab Bukephalos noch einmal die Sporen um die letzten Meter zu überbrücken.

Hephaistion holte ihn rasch wieder ein. „Zieh nicht so eine Miene, nach einem so schönen Tag!“

"Nein, da hast du Recht!", lächelte er wieder.

„Wir sollten den Rest auch noch schön gestallten. Den Abend zu dritt und die Nacht zu zweit?“ Hoffnungsvoll wurde der Blonde angesehen.

"Aber in meinen Gemächern!", grollte der König verspielt, mit Andeutung auf ihre Amme.

„Sicherlich!“, stimmte der Blauäugige sofort zu.

"Und du machst alles, was ich von dir verlange?" Das Verruchte klang deutlich aus der Stimme heraus.

„Ich kann mich nicht erinnern das versprochen zu haben, aber ich bin gewillt dir diesen Wunsch zu erfüllen.“ Mir einem Zwinkern galoppierte Hephaistion plötzlich an ihm vorbei. Tief kichernd folgte ihm der König. Am Stall brachte er Arramis zum stehen.

„Erster!“

"Stimmt nicht!" Wie ein kleines Kind sprang Alexander von seinem Hengst und lief in den Palast in Richtung Lysander.

Jetzt musste Hephaistion die Pferde erst einmal dem Stallburschen anvertrauen, bevor er Alexander nachlaufen konnte und dieser kam ihm schon mit ihrem Sohn auf dem Arm wieder entgegen. "Du bist spät!", grinste er heute ein zweites Mal.

„Du kannst es nur nicht ertragen gegen mich zu verlieren!“, stichelte der Dunkelhaarige grinsend und küsste Lysanders Wange zur Begrüßung.

"Nein, du bist der Einzige, der mich schlagen darf!", grinste der König zurück und lächelte verträumt. „Das werde ich heute sicher noch.“ Verschwörerisch zwinkerte der Prinz zurück.

Strahlend führte der Ältere sie weiter durch die Gänge des Palastes. "Da bin ich ja mal gespannt!", raunte er und blieb auf einmal still in einer Türfurche stehen.

„Alexander?“ Verwundert über dieses plötzliche Anhalten trat Hephaistion dichter zu ihm und folgte seinem Blick, nur um Auge in Auge mit Olympias zu stehen.

"Wir sind nicht hier!", zischte Alexander leise. Er wusste nicht, ob ihn seine Mutter schon gesichtet hatte. Doch er würde ihr seinen Sohn niemals zeigen.

„Du kannst dich doch nicht in deinem eigenen Haus vor ihr verstecken“, flüsterte der Dunkelhaarige ihm eindringlich zu. Aber er antwortete ihm nicht mehr, denn die feinen Schritte von Olympias waren zu nahe.

"Hephaistion, wie schön dich zu sehen! Du bist allein?" Natürlich hatte sie Alexander sehr wohl bemerkt, doch sie würde das Spiel mitspielen.

Die eindringliche Blicke seines Ehemannes spürend begrüßte der junge Mann sie höflich. „Ich komme von einem Ausritt.“

Sie nickte und tat so, als würde sie sich suchend umsehen. "Und Lysander? Hast du ihn ganz allein gelassen?"

Hephaistion kam sich dumm vor das Spiel mitzuspielen, vor allem da ihm klar war, dass Olympias es längst durchschaut hatte. „Er ist bei seinem Vater.“ Doch dann sah er, wie sich ein fieses Lächeln um ihre Mundwinkel kräuselte.

"Mein Alexander hat ihn mir noch immer nicht vorgestellt!"

Blaue Augen funkelten gefährlich, als sie das sagte. „So?“

Es war ihnen beiden bewusst, dass die in die Jahre gekommene Königin mit einem Schlag dafür sorgen könnte, dass sich die junge Familie zerstritt. "Du solltest vielleicht mal mit ihm reden, es ist mein Recht den Prinzen zu sehen!" Es ließ Hephaistions Nackenhaare aufstehen, dass sie grade versuchte ihn zu erpressen.

„Wir werden sehen.“

Er sah ein gewinnendes Lächeln. "Ich würde es dir sehr hoch anrechen!", sprach sie nun und ging ihrer Wege.

Hephaistion stieß einen erleichterten Seufzer aus und sah dann zu der Stelle, an der sich Alexander verborgen hatte. „Reicht das jetzt?“

"Und wenn sie sich auf den Kopf stellt, sie wird Lysander niemals sehen!", grollte er leise zurück.

„Das ist doch langsam etwas kindisch, wie lange glaubst du wirst du das verhindern können?“

Das Gesicht des Jüngeren verfinsterte sich noch mehr. "Respektiere es oder lass es sein. Aber sollte ich jemals erfahren, dass du dich dem widersetzt, dann..."

Hephaistions Rückenmuskeln spannten sich an. „Du drohst mir? Weil ich der Ansicht bin, dass Lysander sein Großmutter kennen sollte, um sich irgendwann ein eignes Urteil über sie zu bilden?“

"Wenn du es genau wissen willst, ja, das tue ich!" Zornig drehte er sich weg und ging mit seinem Sohn auf dem Arm. Mit einer Mischung aus Furcht, Entsetzen und Wut sah Hephaistion ihn hinter her.

Auf halben Weg drehte sich Alexander aber noch einmal um. "Bist du angewurzelt oder willst du nicht mehr mitkommen?" Wutschnaubend kam der Dunkelhaarige auf ihn zu.

„Du drohst mir und glaubst dann noch allen ernstes, dass ich den Abend mit dir verbringen will??“

"Ich habe dir lediglich noch einmal gesagt, dass ich nicht will das Olympias und Lysander zusammentreffen!", sprach der König wieder ruhiger. Dennoch schnaubte der Blauäugige noch einmal abfällig.

Seufzend und auf Verständnis hoffend, sah Alexander ihm tief in die Ozeane. "Bitte, ich will unter keinen Umständen, dass Lysander das Selbe wiederfährt wie mir!"

„Wie sollte das geschehen? Sie ist nicht seine Mutter, außerdem brechen wir bereits in einer Woche nach Persien auf, wie sollte sie also Einfluss auf ihn ausüben, wenn ein so langer Weg zwischen ihnen liegt?“ Seufzend strich er über das Köpfchen seines Sohnes, auf dem langsam schon blonde Löckchen zu erkennen waren.

Verletzt schob ihm der Jüngere seinen Sohn gänzlich in die Arme. "Dann mach doch was dir beliebt!", sprach nicht der Mensch, sondern der König und verschwand.

„Alexander!“, rief ihm sein Ehemann noch nach, bevor er seufzend auf seinen Sohn sah. „Wieso muss er so stur sein?“ Seine Mutter nicht verstehend, streckte ihm der Prinz die Zunge heraus und lachte. Dafür wurde ihm lächelnd die Wange geküsst. „Du bist zu süß, weißt du das? Aber jetzt suchen wir mal deinen Papa, damit wir ihn aufheitern können.“

Sie fanden ihn schließlich - wie immer, wenn er etwas persönliches zu bewältigen hatte - auf den Trainingsgeländen. Hephaistion ließ ihn sich erst einmal etwas abreagieren und wippte Lysander auf und ab. „Ja schau was dein Papa da macht.“ Und Alexander bemerkte sie irgendwann und kam verschwitzt zu ihnen hin.

"Was macht ihr denn hier? Ist Lysander nicht noch etwas zu jung?" Liebevoll und auch versöhnlich lächelte Hephaistion ihn an und ließ Lysander spielerisch die Fäuste schwingen.

„Pass bloß auf, das ist mein Sohn, der schlägt dich, auch wenn er noch nicht aus den Windeln raus ist!“

Kichernd zog sich der König etwas zurück und hielt sich die Schulter. "Und wie stark er ist!"

Seine Mama küsste ihm das Köpfchen. „Ja, das ist er!“

"Und zu welcher Entscheidung ist er gekommen? Will er seine Großmutter kennen lernen oder nicht?", wurde der König wieder ernster. Das schlechte Gewissen meldete sich bei seinem dunkelhaarigen Liebsten und er biss sich auf die Unterlippe.

„Versprichst du nicht böse zu werden?“

"Das weiß ich nicht, ob ich das kann!", gestand Alexander ehrlich, weil ihn das Thema viel zu sehr bewegte.

„Das war alles überhaupt nicht böse gemeint! Ich hatte das Versprechen gegeben, bevor ich auch nur etwas von deinem Befehl wusste!“ Und plötzlich sprudelte die ganze Geschichte nur so aus Hephaistion heraus. Wie er die echte Verzweiflung einer Mutter gesehen hatte und Mitleid mit ihr gehabt hatte, bis zu dem geheimen treffen vor einigen Wochen. „Und dann diese Sache vorhin! Da komme ich ihr entgegen und sie will mich damit erpressen!!“

Mit einer hochgezogenen Augenbraue hatte Alexander ihn beobachtet und hatte eine seltsam ruhige Stimme. "Du hast dich mit ihr und Lysander getroffen?"

Hastig nickte der Ältere und sah ihn schuldbewusst an. „Es tut mir wirklich leid!“

Er fühlte, wie ihn trockene Lippen auf die Stirn küsste, bevor Alexander noch viel wütender zurück in den Palast stolzierte. Direkt zu den privaten Gemächern seiner Mutter

„Alexander! Was für eine Überraschung!“

"Du hast dich über meine Anweisungen hinweg gesetzt! Du hast deine ach so leidende Mine aufgesetzt und Hephaistion überrumpelt, dass du in Lysanders Nähe kommst! Wie konntest du es wagen, MEINE Befehle zu missachten?", platzte er sofort brüllend heraus.

Überrascht über diesen Ausbruch sah sie ihn an. „Wie kommst du zu diesen Behauptungen??“

Alexander platzte fast vor Wut und wurde heiser, als er weiter schrie. "Willst du sagen, ich lüge?"

„Nicht doch, ich sage nur, dass du etwas falsch verstanden haben musst.“ Sie hatte ihre Fassung wieder gewonnen und war dem entsprechend kühl.

"Was soll ich da bitte falsch verstehen? DU hast DICH mit MEINEM Mann und MEINEM Sohn getroffen!"

„Ich bat, deinen Mann ein gutes Wort für mich einzulegen und erhielt stattdessen die Erlaubnis deinen Sohn zu sehen. Sollte mir seine Erlaubnis nicht reichen?“ Sie sah ihn mit einem lieblichen Lächeln an. „Schließlich war er zu der Zeit gerade Regent Makedoniens.“

"Allein mit deiner Bitte, hast du dich dem Befehl deines Königs wiedersetzt!" Alexander verstand nicht, ob Olympias nicht merkte, dass sie ihn mit ihrer arroganten Art noch zorniger machte. "Du weißt, was das heißt!"

„Was willst du tun? Mir, deiner eigenen Mutter??“ Ihr Blick bekam etwas ungemein Zärtliches. „Habe ich nicht immer nur dein Bestes gewollt? Kannst du es einer liebenden Mutter verdenken, dass sie das Kind sehen möchte, welches ihren eigenen Sohn zum Vater macht?“

Doch der König wandte sein Gesicht weg. "Deine zwiegespaltene Zunge hat dafür gesorgt, dass ich immer mit einem schlechten Gewissen rumgelaufen bin. Ich wollte es dir und Vater rechtmachen und konnte doch tun, was ich wollte, es war vergebens! Ich werde nicht noch einmal dulden, dass so etwas geschieht! Lysander wird sich nicht zwischen dir und Hephaistion entscheiden müssen!"

Olympias wusste, dass sie Eingeständnisse machen musste, um ihren Sohn nicht für immer zu verlieren. „Das wird er nicht müssen, welches Band ist denn stärker, als das zwischen einer Mutter und dem eigenen Kind? Das müsstest du doch noch wissen, wo du doch ein so gutes Kind warst.“

Alexander schluckte. "Stimmt, das wird Lysander nicht müssen! Denn wenn ich noch einmal davon erfahre, dass du hinter meinem Rücken auf irgendeine erdenkliche Weise versuchst ihn zu sehen, wirst du meinem Vater folgen!"

Sie atmete zischend ein. „Für jemand der solche Furcht vor den Furien hat bist du schnell bereit dich mit dem Blut der Deinen zu besudeln!“

Eine Vase landete auf dem Mamorboden denn an diesem Tag war alles für Alexander vorbei. "Es reicht! Wirklich jeder will mir mit irgendwelchen Gegenargumenten für irgendwas kommen. Damit ist schluss, ein für alle Mal! Wie ich das mit wem vereinbare ist mein Problem. Du solltest dir lediglich meine Worte merken: DU WIRST N I E WIEDER MEINEN SOHN SEHEN!!!!!"

Erstarrt blieb die Königin alleine in ihren Gemächern zurück, während ihr Sohn davon stürmte. Sein Weg führte ihn sofort zurück zu seinem Ehemann.

Der saß noch immer bedröppelt wo er ihn verlassen hatte und spielte mit Lysanders kleinen Händchen.

"Hephaistion?!", sprach ihn Alexander schließlich von hinten und emotionslos an. Erschrocken wirbelte der Dunkelhaarige herum, die Augen feucht glitzernd.

"Kannst du mir jetzt etwas versprechen?" Der König kniete sich zu ihm nieder, damit sie auf Augenhöhe waren. Wieder nickte sein Liebster und wirkte dabei fast so verloren wie ein kleines kind.

"Wenn dich meine... Wenn dich Olympias noch einmal um etwas bittet, von dem du weißt, dass es gegen einen meiner Befehle ist oder falsch ist, dann sag mir bescheid!" Hephaistions Stimme klang etwas brüchig als er sie benutze. „Ich… ich verspreche es dir.“

"Dann vergiss was geschehen ist und küss mich!", lächelte Alexander wieder. Ein Sturm der Erleichterung breitete sich in dem Dunkelhaarigen aus und er küsste Alexander so ungestüm, dass er beinahe Lysander zwischen ihnen quetschte.

"Vorsicht!", nuschelte der Jüngere in den Kuss und zeigte endlich väterliche Qualitäten. "Da ist noch jemand, auf den wir aufpassen müssen und...", er verzog die Nase. "...der bestimmt mal von seinem Papa gewickelt werden will."

Tatsächlich kräuselte sich das süße Kindergeschichtchen gerade ungehalten. „Oh, keine Sorge Liebling ich werde dir dabei zur Hand gehen.“

"Vergiss es! Jetzt will ich mal sehen, was ich kann! Du könntest mir höchstens eine Nasenklammer bringen?", lachte Alexander und nahm seinen Sohn wieder auf seine Arme. Hephaistion kniff ihm in die Nase. „Ich bin eure persönliche Nasenklammer, Majestät!“

Es war, als ob Alexander alles mit seiner Mutter vergessen hatte, so leicht gab er sich. "Eine ausgesprochen gute Nasenklammer!", kicherte er und legte Lysander auf eine Bank. "Jetzt brauch ich nur noch frisches Windelzeug!"

„Davon hab ich genug. Los! Schnapp dir den Stinker und folg mir unauffällig!“

Verspielt hielt sich der König einen Finger auf die Lippen. "Hörst du, Lysander, wir sollen unauffällig sein, also sei leise!" Der Kleine streckte ihm nur kichernd die Zunge raus. "Na das nenn ich mal unauffällig!", grinste er. "Wir können Hephaistion, du wirst uns nicht bemerken!"

Lachend stolzierte der Prinzregent also vorweg, zu den eigenen Gemächern. Nachdem sich diese Türen wieder hinter ihnen schlossen, erhob Alexander wieder seine Stimme. "Nasenklammer! Windeln! Saubermachtücher! Verarztung kann beginnen!"

Noch immer aufs höchste vergnügt besorgte Hephaistion alles aus Lysanders kleinem Nebenzimmer. Als der König dann wieder die geliebten Finger an seiner Nase spürte, begann er mit seiner 'Operation: Windeln wechseln'.

Zuerst musste er sich abmühen Lysanders alte Stoffwindel aufzuknoten und Hephaistion musste sich bei den Bemühungen ein Lachen verkneifen. Doch nach einigen schwierigen Minuten hatte er es geschafft. "So, Operation gelungen, Patient tot!", kicherte Alexander und sah auf seinen Sohn, der völlig im Stoff eingewickelt war.

„So sieht er mir auch aus!“, lachte Hephaistion. „Ist das mein Sohn oder eine ägyptische Mumie?“

"Dann mach es doch besser!", lachte der König mit und hielt ihm ihren Sprössling entgegen. Der Dunkelhaarige ließ die Fingerknochen knacken, bevor er den Stoff noch einmal vollkommen neu wickelte. „So soll das aussehen!“

Kichernd kratzte sich Alexander am Hinterkopf und wurde sogar etwas rot um die Nase. "Ich wusste doch, das ich noch Haut freilassen musste!" Die errötete Haut wurde kurz geküsst. „Übung macht den Meister!“

Alexander zog ihn zu sich und grinste spitzbübich. "Wenn ich immer so für Fehler bezahlen muss, übe ich gern!" Hephaistion lehnte sich gerne gegen ihn und küsste die geliebten Lippen. „Das heißt also viele schmutzige Windeln für dich in der Zukunft.“ Auch Lysander gefiel das und er lachte vergnügt. Ohne von seinem Mann zu lassen kitzelte seine Mutter ihm den Bauch.
 

"Stell dich nicht so an, Hephaistion! Du kannst noch fester zuschlagen!", stachelte Kleitos seinen Freund an und grinste ihm entgegen. Der war bereits ordentlich ins Schwitzen geraten, dennoch ließ er sich nichts von seinem Trainer gefallen und teilte auf diese Stichelei hin ordentlich aus.

Doch der General parierte lachend und mühelos. "Ich bin eindeutig unterbezahlt! Du hast gesagt, du brauchst nur ein bisschen Auffrischungstraining. Aber wir müssen ja ganz von vorn beginnen!"

„Krieg du mal ein Kind!“, maulte der Jüngere leise, bevor er erneut beherzt angriff.

"Danke, verzichte, dafür hab ich meine Frau!", lachte er zurück. Eine Faust traf ihn an der Wangee. Dennoch lachte Kleitos weiter und 'renkte' seinen Kiefer wieder ein. "Genau so sollte es sein! Vorher hast du geschlagen wie ein Weib!"

„Wenn du so weiter laberst mach ich dich noch zu einem!“, drohte Hephaistion nicht ohne Grinsen.

"Das will ich sehen!" Und schon ging der General wieder in Angriffsposition und nahm keine Rücksicht auf Verluste. Wie die Besessenen rangen die beiden Generäle mit einander, dass so mancher Knabe bewundernd stehen blieb und sie beobachtete.

Doch aufgrund seines Alters, war auch Kleitos nach einer Weile außer Atem und schwitzte heftig. "Du machst dich, Weib!" Lachend trat Hephaistion noch einmal nach ihm, bevor sie sich zu den Waschstellen auf machten. „Das tat gut!“

"Warum trainierst du eigentlich nicht mit Alexander?"

„Er muss erst völlig damit aufhören mich für zerbrechlich zu halten, bevor er daran auch nur denken darf.“ Wieder lachte der junge General. „Außerdem muss ich doch meinen Ruf wahren, ich kann doch nicht gegen ihn verlieren!“

Lachend ließ sich Kleitos ins Wasser gleiten. "Du bist ihm also noch zu weiblich und du darfst nicht gegen ihn verlieren? Erkläre dich!"

Sein Haar nass machend brauchte der Jüngere einen Moment zum Antworten. „Alexander traut sich noch nicht richtig gegen mich zu kämpfen, was für mich aber dazu gehört. Würde er es tun hätte er es sicher so leicht wie du heute und bis jetzt habe ich, unter fairen Bedingungen, noch nie gegen ihn verloren!“ Noch immer lachte der ältere General. "Ach so, verstehe. Es hat wohl etwas damit zu tun, dass er dich seinen König nannte..."

„Zum Teil.“ Er schüttelte die langen nassen Zotteln.

"Wie auch immer. Sobald ich mit dir fertig bin, wird er mich wohl dem Henker schenken!"

Der Prinz lachte. „Wenn ich dadurch meine alte Form wieder bekomme ist er wohl dankbar!“

"Wer weiß. Er wird immer mehr um dich und Lysander Angst haben, als sonst etwas!" Kleitos spritzte ihm Wasser ins Gesicht um seine Ernsthaftigkeit etwas zu verbergen.

„Er wird lernen müssen damit umzugehen.“, erklärte der Jüngere nur ruhig, bevor Kleitos einen Nassen Lappen ins Gesicht bekam.

„Die Einstellung gefällt mir!" Der Ältere stand wieder auf um das Wasser zu verlassen. Sein körper war trotz seiner vielen Jahre noch immer hart und durchtrainiert und durch das kühle Wasser und der leichten Gänsehaut, stachen all seine Kriegsnarben deutlich hervor. Dennoch war er ein attraktiver Mann und vor nicht all zu langer Zeit hatten sich die Jungen, um Alexander und Hephaistion darum gerissen unter seine Fuchtel genommen zu werden. Der Prinzregent folgte ihm aus dem Wasser und griff nach einem der Tücher, die bereit standen, und trocknete sich ab.

"Lasst ihr Lysander eigentlich hier?", fragte der Alte jetzt neugierig. "Das Mutter und Vater in den Feldzug ziehen, ist ja eher selten!" Hephaistion sah ihn überrascht an, denn für ihn war das nie ein Thema gewesen. „Er begleitet uns natürlich, ich kann ihn ja kaum hier bei seiner Großmutter lassen.“ Glucksend verschluckte sich der General um nichts falsches zu sagen. Sein junger Freund gab ihm einen kräftigen Klaps auf den Rücken.

"Nun ja,", wechselte Kleitos aprubt das Thema, "Wir brechen bald auf. Willst du morgen wieder trainieren?"

„Nach deinem so vernichtenden Urteil wird es sicher nötig sein!“

"Gut, ich erwarte dich dann morgen zur selben Zeit, natürlich heimlich, wieder hier!", grinste der General verschwörerisch. Hephaistion verabschiedete sich mit dem gleichen Ausdruck. Er mochte Kleitos, mit seinem männlichen, manchmal etwas anzüglichen Humor. Er erinnerte ihn stark an Phillip und er wusste, dass er nur bei ihm das erforderliche Training bekommen würde, als bei einem von Alexander ausgesuchten Trainer.
 

Äußerst streng und erhaben schritt König Alexander um einen gesonderten Trupp soldaten. Sie wollten in wenigen Minuten aufbrechen und diese erwählten Männer sollten seinen Sohn schützen. "Ihr kennt eure Aufgabe, ihr schützt das Wichtigeste auf diesem Weg, die Zukunft Makedoniens!" Die Männer antworteten mit dem berühmten makedonischen Kampfgebrüll. Doch der Blonde legte sofort streng seinen Zeigefinger auf seine Lippen. "Nicht so laut! Mein Sohn hatte bis gerade geschlafen! Ihr vergesst, er ist ein Säugling!"

Jetzt drang die Bejahung leiser zu ihm, auch wenn die Soldaten jetzt nicht mehr sicher waren wie sie sich als Leibgarde des neuen Prinzen verhalten sollten. Und ihr König spürte das sofort, weshalb er sich eine List einfallen ließ um ihre Moral zu stärken. "Sei einfach nur ihr selbst und ihr werdet gut entlohnt!"

Lohn und Ehre waren die Dinge die seine Armee am meisten anspornten, also lag der König genau richtig. Dann stieg Alexander auf Bukephalos und ritt langsam zu Hephaistion, der neben den anderen Generäle an der Spitze der Armee war. "Wir können los!"
 

Es war ein richtiger Festzug, zu dem das Heer Pella verließ. Ganz vorne Alexander und Hephaistion, denen der Jubel des Volkes am stärksten entgegen hallte. Ihr erster Ritt unterbrochen von einer Schifffahrt, sollte sie nach Troja führen. Eine der ehemaligen griechischen Stadtstaaten, welche nun nur noch eine kleine Siedlung war.

Die See war ihnen gewogen, als sie ihre erste Station vor dem eigentlichen Feldzug ereichten. Ein Kindheitstraum Alexanders war dabei sich zu erfüllen, als sein Schiff als erstes das Land erreichte. Auch war es an ihm, es als Erster zu betreten, das sagenumwobene Troja.

Seine blanken Füße schwebten euphorisch über das Land und sein enblößter Körper glänzte dabei erhaben. "Troja...", hauchte er erführchtig. Seine engsten Freunde und Kameraden sammelten sich um ihn und er konnte aufgeregte Blicke mit Hephaistion tauschen.

"Wir sollten nicht länger als nötig verweilen. Aber lange genug um...", seinen Satz ließ er offen, doch sein Ehemann wusste was gemeint war. Hephaistion verschränkte ihre Finger. „Du wirst den Männern kaum ihre Feier nehmen können, auf diesem ehrwürdigen Boden.“

"Nun, dann werde ich es ihnen mit dem Wein der vergangenen Helden versüßen!" Alexander hatte gehört, dass es um Troja besonders gute Weine gab und würde sie holen lassen.

Von der einst so blühenden Stadt war kaum noch etwas zu erkennen, nur ein kleines Dorf war noch übrig, deren Bewohner die nackten Fremden schon ganz misstrauisch beäugten. „Lass uns zum Tempel.“

Der König nickte. "Die Götter verlangen ihren Tribut!" Dann ging er los. Hand in Hand und von großen Gefühlen beflügelt schritt das königliche Paar von ihren Freunden umringt durch die Straßen des Dorfes.

Wie es brauch war, wurde der Göttin Athene gehuldigt. Dem Aberglauben des Heeres musste Alexander genüge tun, denn er hatte schon früh von seinem Vater erfahren, wie man ihr Vertrauen gewann. Aber auch ihm selbst war es wichtig.

In ihrem Tempel wurde er ehrfurchtsvoll empfangen, man bot ihm an ihn zum Grab des Alexander zu führen, der auch unter dem Namen Paris bekannt war, doch er lehnte ab, da er Helden sehen wollte und keine Feiglinge. Was die Priester verwunderte. Doch der König wollte zu einem anderen Grab, eines mit dessen er sich verglich.

Seine Freunde wunderte es nicht, neckten sie ihn doch, dass er mit einer Abschrift der Ilias unter dem Kopfkissen schlief.

Nur mit Hephaistion an seiner Seite betrat er die Gruft, in der, Achilles und sein geliebter Patroklos in ewiger Ruhe lagen. Dabei ließ er die Hand seines Liebsten los und legte einen Kranz vor Achilles Grab nieder, bevor auch er selbst niederkniete.

Hephaistion tat es ihm am Grab des Patroklos gleich. Es war ein Symbol, ein Symbol ihrer Liebe und ihrer Bestimmung.

Nach einer geraumen Weile sah Alexander zu ihm herüber. "Sie sind uns gewogen!" Hephaistion nickte nur stumm, so ergriffen war er von diesen einen Moment. Mehr sagte auch der König nicht. Noch nicht einmal, als sie sich etwas später wieder erhoben und die Gräber verließen.

Es gab ein riesen Fest zu ihren Ehren, bei dem Alexander Priamos, dem einstiegen König Trojas, opferte und als Geschenk das Schild des Achilles bekam, das in dem Tempel der Athena verwart worden war. Ebenso herrschte Katerstimmung am nächsten Morgen, da der versprochene Wein hervorragend mundete und auch Alexander hatte einen dicken Kopf. Nur sein Liebster schien schon auf den Beinen, da er zum einen mehr vertrug als der König und zum anderen zurückhaltender mit dem Wein war.

"Warum bist du immer so quicklebendig?", grunzte es leise.

Blaue Augen wanderten vom Horizont zu seinem Ehemann, der noch immer in dem kleinen Häuschen lag, in dem man sie untergebracht hatte. „Ich weiß einfach besser maß zuhalten.“

Brummend stand Alexander auf und schwankte zu ihm herüber. "Aber auch du darfst dich mal gehen lassen!"

Ein leises, melodisches Lachen erklang. „Ich werde meinen Spaß haben, wenn ich euch betrunkene Kerle auf dem Boot sehe, oder besser über der Reling.“

"Nein, es wird erst morgen weiter gehen!", jammerte Alexander.

Ein scharfer Blick traf ihn. „Wir müssen aber weiter.“ Hephaistions bewegrund wurde klar, wenn man wusste, dass Lysander mit seinen Ammen und der Leibgarde beim restlichen Heer geblieben war.

"Gib mir bitte vier Stunden!", flehte ihn sein König an und hielt sich den Kopf. Die schmerzende Stirn wurde zart geküsst und Alexander zurück zum Bett geschoben.

„Die bekommst du. Ich kümmere mich um den Rest.“

"Danke!!!" Er schloss wieder seine Augen. "Sonst würde ich den Tag nicht überleben!"

„Und das wollen wir ja nicht.“

Noch immer mit einem dicken Schädel, aber sich schon etwas besser fühlend, drehte sich der König irgendwann auf die andere Seite seines Schlaflagers. Wie lange er geschlafen hatte, wusste er nicht. Obwohl er sich sicher war, dass es nicht lange war, denn Hephaistion hätte ihn sicherlich nach den vier Stunden geweckt. Und tatsächlich betrat der nur Augenblicke später das kleine Haus.

„Alexander?“

"Du bist ein gnädiger Gott, der Götter!", flüsterte es leise. "Die vielen Stunden Schlaf waren der Himmel!" Lachend trat sein dunkelhaariger Liebster zu ihm.

„Vom Himmel ins Meer. Das Boot wartet.“ Er sah, wie Alexander grün wurde.

"Wellen!"

„Keine Sorge Liebling, die Anderen sehen nicht viel besser aus als du!“, trällerte sein Ehemann etwas schadenfroh.

"Mach dich nicht lustig über mich!", grollte es verärgert zurück.

Zarte Lippen berührten die königliche Schläfe. „Verzeih, mein seekranker König.“

Noch immer kam sich Alexander veralbert vor und er verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Liebster kicherte etwas zu vergnügt. „Nun komm hoch. Die Flut wartet nicht auf uns.“ Wiederwillig begann sich der König anzuziehen. "Wir könnten auch zu Pferd..." Und wieder wurde er streng angesehen.

„Du kannst uns gern nachreiten, wenn du das willst. Ich will noch heute bei meinem Sohn sein.“

"Lysander..." Nachdem er den Namen seines Kindes sanft gesprochen hatte, grummelte Alexander noch einmal. Dann schrie er auf und tauchte seinen Kopf in einen Bottich gefüllt mit kaltem Wasser.

Überrascht von dieser plötzlichen Aktion sah Hephaistion ihn an. „Du weißt, ich hätte dich auch einfach hinter das Boot binden können, wenn du nass werden willst.“

Demonstrativ zog sich eine königliche Augenbraue tief und die andere hoch. "Dir ist schon bewusst, dass, wenn ich jetzt dem Hardes einen Besuch abstatte, dass Lysander noch zu jung ist um König zu werden?"

Hephaistion wuschelte ihm durch die nassen Haare. „Na dann ist ja gut, dass du so schwimmen warst.“

"Das war nötig, jetzt kann ich wieder klar denken!" Alexander stahl ihm einen Kuss und sah fast wieder völlig fit aus.

„Heißt das ich kann das Signal zum Aufbruch geben?“

Mit einem deutlichen, königlichen Nicken gab Alexander ihm den Befehl. "Versammel die Männer zum Aufbruch!"

Und Hephaistion tat wie ihm befohlen. Bevor sie jedoch aufbrachen, veranlasste der König noch ein stärkendes Frühstück. Seine Freunde nahmen viel davon, obwohl den Meisten sehr übel war, doch wenn ihr König so fit sein konnte, würden sie es auch sein.

Gestärkt, richtete sich Alexanders Blick schließlich auf das Boot in dem er nun fahren sollte. Sein Magen begann sich dabei zu drehen und man musste es ihm wohl ansehen, denn eine warme Hand ergriff die seine.

"Wenn du auch nur einmal schmunzelst, bestrafe ich dich wie jeden anderen!", seine Stimme war sanft und dennoch unnachgiebig. Alexander würde sich versuchen keine Blöße zu geben.

„Ich werde nicht viel zu Lachen haben, wenn sich die gesamte Mannschaft übergibt.“ Angewidert verzog Hephaistion sein Gesicht.

"Das werde ich dir aber ersparen!" Als alle an Board waren, gab der König das Zeichen zum Ablegen. Danach betrachtete er gedankenverloren das Schild des Achilles.

„Du wirst es gründlich reinigen lassen müssen, bevor du es in der Schlacht benutzen kannst“ Hephaistion war zu ihm getreten, nachdem er mit dem Steuermann gesprochen hatte.

"Ja, das auch... Aber ich gedenke es nicht in jeder Schlacht bei mir zu tragen." Er wollte es sich für besondere Anlässe aufbewahren.

Vorsichtig, als wäre es zerbrechlich, fuhr Hephaistion mit den Fingern über das staubige Schild. „Es ist ein wahrhaft ehrwürdiges Geschenk.“

"Hast du sie auch im Gewölbe gespürt!" Alexander legte seinen Arm um Hephaistions Hüfte und lächelte. Der nickte und in seinen blauen Augen stand wie viel ihm dieses Ereignis bedeutet hatte.

„Es war ein ganz ergreifendes Gefühl, aber auch beunruhigend.“

"Unser Schiksal, dass wir selbst lenken!" Dann sah Alexander wieder in die Ferne und freute sich auf seinen Sohn.
 

Nur schweren Herzens ließ Hephaistion die Begrüßung der zurückgebliebenen Generäle über sich entgehen, bevor er auch schon zu seinem Zelt lief.

Ein zartes Lächeln sah ihm sanft nach. "Nearchos?" Sein treuer Jugendfreund rieb sich die Nase, die unter der starken Sonne etwas gelitten hatte. „Ja, Alexander?“

"Würdest du mir einen Gefallen tun?", wurde der König leise.

„Nenne mir den Gefallen doch erst mal.“, scherzte sein Freund gutgelaunt. Doch er merkte schon bald, dass er nicht mit dem Freund sondern seinem Vorgesetzen sprach.

"Ich kann ihn verstehen...", begann Alexander und deutete auf die 'Staubwolke', welche Hephaistion hinterlassen hatte. "Aber das kann ihn und uns alle in Gefahr bringen!"

Der junge Mann nickte. „Was wünscht du von mir, Alexander?“

"Lass einen kleinen Jungen kommen, der von Persern berichtet. Ich werde Hephaistion zum Auskundschaften vorschicken!"

Nearchos rieb sich unangenehm den Hals. „Er wird wütend sein, sollte er erfahren, dass es nur gespielt ist.“

"Natürlich!", nickte Alexander. "Doch wenn er es erfahren sollte, wird er sich auch wieder abreagieren, weil er es verstehen wird. Oder bist du nicht meiner Ansicht über sein Verhalten?"

„Ich befolge deine Befehle, keine Frage, aber glaubst du nicht, es könnte von alleine besser werden?“ Nearchos fand es fürchterlich derart zwischen den Stühlen zu stehen. Doch er sah, wie Alexander den Kopf schüttelte.

"Du verstehst mich falsch, Nearchos! Ja, ich spreche gerade als dein König zu dir, der an das Wohl aller denken muss und doch fragte ich dich nach deiner Meinung."

Der junge Mann seufzte. „Ich habe noch keine Kinder, ich weiß nicht in wie fern sich Hephaistions Verhalten noch ändern wird, ich kann dir also nicht wirklich zu etwas raten.“

Dankbar nickte sein König. "Das kann ich verstehen. Lass das mit dem Boten, ich werde mir ihm reden!" Dem Anderen war die Erleichterung deutlich angesehen.

„Tu das Alexander.“ Dann drehte sich der König um.

"Ruh dich noch ein paar Stunden aus, bald geht es weiter!"

„Danke mein König!“

Mit dem selben sanftem Lächeln, wie er Hephaistion nachgesehen hatte, betrat Alexander schließlich dessen Zelt und beobachtete, wie sein Liebster sich um ihren Sohn kümmerte. Der war das erste Mal länger als ein paar Stunden von Lysander getrennt gewesen und die Sorge hatte ihn furchtbar gequält.

„Schau! Der Papa ist auch da!“

Lachend klatschte der kleine Junge in die Hände, als er seinen Vater erkannte. "Und er hat dich auch ganz doll vermisst!", bestätigte der König weiter und trat zu ihnen um sie mit einem Kuss zu begrüßen.

Ganz aufgeregt über die Aufmerksamkeit strampelte der Kleine vergnügt und griff hurtig in die Haare seines Vaters um daran zu ziehen. Der verzog daraufhin sein Gesicht und tat beleidigt. "Das müssen wir ihm abgewöhnen!"

Sein Ehemann kicherte. „Er mag deine Haare halt, genau wie ich!“ Und prompt zog auch er Alexander an den Haaren.

"Aber ihr braucht sie mir nicht rausreißen!", beschwerte er sich weiter und streckte ihnen verspielt die Zunge heraus, als er einige Schritte zurück trat.

„Und was, wenn ich bloß ein Stückchen von dir immer bei mir haben will?“

Mit einem weichen Ausdruck in den Augen, wich Alexander noch mehr zurück. "Dann habe ich eine bessere Idee!"

Mit ehrlicher Neugier sahen ihm die blauen Augen entgegen. „Und die wäre?“

Etwas suchend, sah sich der König um, bis er den kleinen Opfertisch für ihre Götter fand. Dann ging er zielstrebig darauf zu. Es gab Kristalle auf diesem Tisch, in welche man die Bitte an die Götter sprechen konnte, die aber auch andere 'Fähigkeiten' besaßen. Alexander zog ein Messer und stach sich damit in den Finger. Der rote Tropfen seines Blutes traf genau den Kristall und dieser verfärbte sich ebenfalls rot. Ruhig ging er zurück und legte ihn Hephaistion über dem Herzen unter die Rüstung. "So bin ich dir noch näher, immer!"

Mir zittriger Hand nahm der Dunkelhaarige den Stein an sich und sah seinen Ehemann gerührt an. „Oh, Alexander.“

"Aber jetzt darfst du mir nicht mehr an den Haaren ziehen!", grinste der Verspielt zurück. Eine Hand griff kräftig in seine Haare und Hephaistion küsste ihn kurz, aber heftig.

„Nur noch, wenn du es auch magst!“

Er hörte ein Raunen und Alexander wollte gerade zustimmen, als Lysander auch wieder an seinen Haaren zog und sogar einige kleine Büschel in den Fingern hielt. Mitfühlend verzog Hephaistion das Gesicht und schüttelte Lysanders geballte Faust. „So was darfst du doch nicht machen!“

Lachend sah der junge Prinz den auf den Boden schwebenden Haaren nach. "Da... da..." Auch wenn es noch keine richtigen Worte waren, war Lysander in seiner eigenen Weise bereits sehr gesprächig und konnte Stundenlang vor sich hin brabbeln, als würde er eine spannende Gesichte erzählen.

„Ja, du hast Papa die Haare ausgerissen.“

Der Prinz nahm das Mitgefühl und den Tadel in der Stimme wahr und sah mit großen Augen zu seinen Eltern. "Haaa...", versuchte er ein Wort nachzuplappern.

„Haar!“, sagte Hephaistion es ihm noch einmal stolz vor.

"Haaaa... rrrrr..." Das abgetrennte R am Schluss zog Lysander sehr lang und er biss seine ersten kleinen Zähnchen dabei aufeinander und spannte seine Halsmuskeln an, so dass es fast wie ein knurren klang. Alexander kicherte.

Seine Mama küsste ihm immer wieder das kleine Gesicht. „Was für ein schlauer Junge du bist.“ Begeistert, weil jegliche Strenge in der Stimme, die mit ihm sprach, verschwunden war, klatschte der Junge freudig in die Hände. "Ha ha... rrr..."

„Hörst du das Alexander? Ist das nicht unglaublich??“ Vor Stolz hätte Hephaistion platzen können und er warf seinen Sohn etwas in die Luft. Quietschend genoss ihr Sohn das Spielt und der König kuschelte sich dabei von hinten an seinen Liebsten.

"Ja, unglaublich!"

Mit seinem Mund blubberte der Dunkelhaarige gegen den Babybauch. „Was für einen klugen Sohn wir haben.“

Doch dieses fröhliches Spielen erinnerte Alexander an etwas und er seufzte. "Hephaistion?", sprach er leise und ernst, in der Hoffnung sein Gemahl würde es nicht wahrnehmen.

„Ja?“, fragte der lachend, während er den kleinen Prinzen wieder an seine Brust zog.

Ein bösartiger Krampf bildete sich in des Königs Magen und er griff nach Lysander. "Lass Amalthea kurz auf ihn achten!" Er wusste noch nicht, dass sie nicht mitgekommen war.

„Sie wird kaum mal eben von Pella herkommen können.“, erwiderte Hephaistion knapp.

"Warum ist sie nicht hier?", fuhr der Jüngere auf.

„Sie ist zu jung für so eine lange Reise, ich hab ein neues Mädchen eingestellt.“

„Sie wusste, für wen sie arbeitet und was auf sie zukommen könnte!" Alexanders Stimme wurde fragend.

„Ich hab mich einfach gegen sie entschiede.“, fuhr der Dunkelhaarige nun auf. Der Grund war etwas, das er Alexander nicht auf die Nase binden wollte, weil es nur zu streit geführt hätte.

"Das hättest du mir doch sagen können!", antwortete ihm der König sanft darauf und fühlte, wie sich sein Magen noch mehr beschwerte. Das war kein guter Einstieg für sein Anliegen.

„Es muss mir entfallen sein. Aber die Neue wird dir gefallen. Anaita!“ Fast sofort betrat eine junge Frau das Zelt, mit Gesichtzügen, die weder Persien noch ganz Makedonien zugeordnet werden konnten. Sie war bei weitem keine Schönheit, doch mit ihrem langen schwarzen Haaren und den sanften Augen hatte sie etwas Liebenswürdiges. Sie hatte einen hellen Geist und war ihrem Herrn gegenüber sehr loyal, seit Hephaistion sich ihrer angenommen hatte. Sie war die uneheliche Tochter eines alten makedonischen Adligen und nach dessen Tod hatte sie niemanden mehr gehabt, der sie in Pella schütze.

"Anaita!", wiederholte Alexander und lächelte. Sicher, er reagierte nicht so wie bei ihrer Vorgängerin, doch er spürte, was Hephaistion sagen wollte. "Es freut mich sehr, dich kennen zu lernen! Kam einer deiner Eltern aus Persien?", fragte er sofort.

Sie nickte schüchtern. „Meine Mutter, Hoheit.“

"Und dir ist bewusst, was wir vorhaben?", fragte er weiter streng. Der König musste auch an sein Land und sein Heer denken und durfte sie nicht durch Verräter gefährden.

„Ja, mein König!“ Noch immer unsicher von dieser hohen Präsenz hob sie nun endlich den Blick.

"Es stört dich nicht?"

„Ihr seit mein König. Nicht nur zu Hälfte!“, antwortete sie ehrlich und Hephaistion musste lächeln, er wusste, dass er sich in ihr nicht getäuscht hatte.

Mit einer hochgezogenen Augenbraue musste der König noch eine letzte Frage stellen. "Und wenn uns deine Mutter auf dem Schlachtfeld entgegengeschickt würde, wie sollte ich deiner Meinung nach reagieren?"

„Meine Mutter ist längst tot Majestät und sollte man euch Frauen entgegnschicken würde der Großkönig seine Krone nicht einmal verdienen.“ Beeindurckt und zufrieden nickte Alexander und übergab ihr, seinen Sohn. "Ich muss mit meinem Mann sprechen!"

Sie verbeugte sich. „Jawohl, Majestät!“

Der König wartete noch, bis Anaita fort war. Dann setzte er sich seufzend auf einen Diwan. „Was ist denn plötzlich mit dir? Du siehst so bedrückt aus.“ Ein wenig besorgt über den Ausdruck seines Mannes setzte Hephaistion sich zu ihm.

"Hephaistion!", sprach er wieder und sah seinen Geliebten an.

„Alexander?“

"Wir müssen reden!"

Blaue Augen lagen fest, aber auch unsicher auf ihm. „Das klingt ernst.“

"Es geht um dich..." Vorsichtig streckte der König ihm seine Hand hin und Hephaistion nahm sie.

„Sprich es ruhig aus.“

"Du bist mein König und die Mutter meines Sohnes!", begann er schließlich. "Aber du bist auch mein General!"

Hephaistion begann unsicher zu werden. „Hab ich mich irgendwie falsch verhalten?“

"Nein und ja...", beantwortete Alexander in der Reihenfolge seiner Aufzähung. Der Dunkelhaarige schluckte den Kloß in seinem Hals runter.

„Was hab ich denn getan?“

Vorsichtig wurde er näher zu dem königlichen Körper gezogen. "Du bist eine hervorragende Mutter! Aber du kannst es nicht trennen zu deinem Platz als General. Du kannst nicht drängen, wo es Ruhe braucht und laufen, wo ein Hinterhalt sein kann. Ich kann dich verstehen, wenn du heute Morgen sagtest, du wolltest schnell zu Lysander und wir hatten ja auch erreicht, was wir wollten. Aber hier im Lager... Du hast nicht auf deine Sicherheit geachtet. Du bist sofort zu ihm. Was ist, wenn jemand unser Lager unterwandert hätte? Wir müssen vorsichtiger sein! Wir sind hier nicht in Pella!"

„In Pella waren wir auch nicht sicher! Und dein Heer ist dir treuer, als so mancher Adliger aus der Hauptstadt!“ Hephaistion fuhr sich aufgewühlt durch die langen Haare. „Das war das erste Mal, dass ich Lysander allein lassen musste, natürlich ist das schwer und es wird Zeit brauchen, bis ich besser damit umgehen kann, binde mir daraus keinen Strick.“

Beruhigend strich ihm Alexander über den Rücken. "Das habe ich nicht vor. Ich mache dir keinen Vorwurft!!! Aber ich denke, es ist besser, wenn ich es sofort anspreche, bevor es vielleicht zur Routine wird und die ist in unserer Situation tödlich. Bitte, versteh mich nicht falsch!"

Dennoch sah Hephaistion verletzt aus. „Befolge ich deine Befehle nicht? Und habe ich nicht die Begrüßung der Generäle abgewartet? Wie kannst du die Sehnsucht nach meinem Kind für schlecht halten?“

Alexander seufzte und schüttelte den Kopf. "Du befolgst meine Befehle und dein Verlangen nach Lysander teile ich doch mit dir. Ich möchte nur, dass du dir wirklich bewusst machst, dass wir keinen Feiertagsausflug machen und du womöglich auch für Wochen von unserem Sohn getrennt werden könntest..."

„Das weiß ich durchaus und dieses Wissen macht es schwer genug!“

"Würde es dir besser gehen, wenn ich dich und Lysander zurück nach Pella schicke?", unwillig sah der Jüngere ihn an und zuckte bei der bloßen Vorstellung.

„Damit ich dich vielleicht nicht wieder sehe?? Niemals Alexander!“ Hephaistions Herz zersprang beinahe, bei diesen Worten. „Ich werde meine Pflichten immer gewissenhaft erfüllen, wenn du daran Zweifel hast tut es mir leid.“

Jetzt ließ der König endgültig den Kopf hängen. Er bereute es, offen geredet zu haben. Denn egal was er sagen würde, der Blauäugige würde es falsch verstehen. Und für eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander, bevor Hephaistion sich gegen Alexander lehnte.

"Kannst du mir sagen, wie ich es dir verständlich machen kann, ohne, dass du mich falsch versethst?", hauchte der Blonde leise.

„Wenn ich es wüsste, würde ich es ja nicht falsch verstehen.“, wurde genauso sanft erwidert.

"Und was würdest du sagen, wenn ich dich für ein paar Tage fort schicken müsste?", erklang es noch leiser. Er konnte hören wie der Dunkelhaarige tief durchatmete. „Ich würde dich fragen, wann und wohin ich aufbreche.“

"Heute Abend... Keiner hat so gute Augen wie du und könnte als Späher fungieren!" Die königlichen Arme legten sich um den geliebten Körper.

Steif ließ sich Hephaistion umarmen. „Du bist mein König und ich gehorche dir, aber solltest du mich nur wegschicken, aus den Sorgen, die du mir eben verständlich machen wolltest, dann musst du als Ehemann die Konsequenzen tragen.“

"Nein, als dein Partner, würde ich dich noch enger an meine Seite ketten!", gestand Alexander ehrlich und wurde sogar etwas rot. Sein Liebster seufzte geschlagen.

„Was genau ist mein Auftrag?“

"Ich möchte dich bitten vorraus zu reiten und ausschau zu halten..."

„Dann werde ich das tun.“

"Hephaistion?"

„Ja?“

Starke Arme hielten des Königs liebste Gestallt fest. "Sei vorsichtig, ich würde durchdrehen wenn..." Die Umarmung wurde innig erwidert.

„Hab keine Angst uns steht noch ein weiter, gemeinsamer Weg bevor.“ Dann brannten sich heiße Lippen über die ältere Haut.

"Lass mich bei dir bleiben bis du aufbrichst!"

Ein heißes Keuchen entwich dem Dunkelhaarigen. „Ja, bleib bei mir.“

"Anaita!", rief Alexander und ließ seinen Ehemann nicht los.

Die junge Frau wurde eiligst herbei geholt und sie errötete, als sie ihre Herren in so inniger Umarmung vorfand. "Bring uns bitte Lysander und dann geh ein paar Stunden raus!", lächelte ihr Alexander entgegen.

„Sehr wohl, mein König.“ Sie ging und holte Lysander, der von seiner zweiten Amme so eben gestillt wurde.

"Du hast eine gute Wahl mit Anaita getroffen!", bestätigte Alexander Hephaistion noch einmal und sah sie wiederkommen. Sie reichte Hephaistion den Prinzen, der wohl genährt und glücklich drein schaute, dann ließ sie die kleine Familie diskret allein.

"Wir werden dich vermissen!", hauchte der König etwas trübsalblasend.

„Wir werden uns alle daran gewöhnen müssen.“

"Mama...", platzte Lysander auf einmal heraus. Mit offenem Mund und stockendem Herzen sah Hephaistion auf den kleinen Jungen hinab, der in seinen Armen lag. „Was… was hast du gesagt?“

"Mama... Mama... Mama...", plapperte sein Sohn munter weiter und freute sich darüber wie auf ihn reagiert wurde. Denn auch Alexander starrte ihn mit feuchten Augen an. Von seinen starken Gefühlen überwältigt küsste Hephaistion seinem Sohn immer wieder die Stirn.

„Oh mein Liebling! Vergiss deine Mama bloß nicht!“

"Ma... ma... Mapa!", versuchte er weiter zu sprechen. Gerührt wischte der Dunkelhaarige sich über die feuchten Wangen. „Ja, Mama und Papa.“

„Lysander!", strahlte sein Vater und begann ihn fliegen zu lassen. "Du bist mein Sohn!!!"

„Hast du je etwas anderes vermutet?“, fragte sein Ehemann lachend und doch immer auch noch weinend.

"Nein! Niemals!", fliegend kamen Vater und Sohn zurück und Alexander küsste Hephaistion leidenschaftlich. "Mama... Papa...", machte Lysander während dessen weiter und machte diese damit unsagbar glücklich.

„Das macht es mir nicht leichter, wer weiß welche Fortschritte ich verpasse, während ich weg bin!“

"Ich erzähle dir jede Einzelheit!", schwor der König.

„Und du achtest mir gut auf ihn? Lass ihn nicht immer nur bei den Ammen, hörst du?“ Es war dem jungen Mann anzusehen, wie schwer der Abschied ihm fallen würde.

"Nein, das verspreche ich dir. Jede Minute die ich Zeit habe, wird Lysander bei mir sein, auch jede Nacht!"

Hephaistion nickte mit schwerem Herzen. „Es wird euch beiden gut tun, ihr verbringt zu wenig Zeit miteinander.“ Sanft wurde sein Kinn angehoben.

"Lass uns gemeinsam ein paar ruhige Stunden verbringen. Wir drei..."

Wieder nickte sein Liebster. „Ja, lass uns die letzten Momente genießen.“

Neugierig sah Lysander zwischen ihnen hin und her. Dann streckte er sich ein bisschen und gab seiner Mama einen Kuss. Sofort bekam er einen zurück. „Deine Mama hat dich sehr lieb, vergiss das nie.“

"Ieb?", versuchte er die Worte nachzusprechen und irgendwo zu verstehen.

„Ja, ganz doll lieb. Mein kleiner Schatz!“

"Ieb... ieb... mama ieb. Papa..." Lachend pustete der ihm zur selben Zeit auf den Bauch.

"Ja, dein Papa hat dich auch lieb!" Der König bekam von der Mama einen Kuss auf die Schläfe. „Danke!“

Verwirrt blinzelte Alexander. "Wofür?"

„Für Lysander!“, erklärte er mit feuchten Augen. Lächelnd schüttelte der Jüngere den Kopf und streichelte über seine Wange.

"Für unseren Sohn müsste ich dir danken!"

„Du hast ihn mir geschenkt, ich habe ihn nur ausgetragen.“

"Nein, wir sind beide für ihn verantwortlich!" Wieder schenkte Alexander ihm einen liebevollen Kuss, bevor er das Gesicht verzog.

Hephaistion, musste kichern, als er sah, wer da einen festen Griff um Alexanders Haare hatte. „Sei lieber froh, dass du nicht meine Haarlänge hast, da kommt er noch leichter ran.“

"Aber er macht es immer nur bei mir!", jaulte der König.

„Er mag die Farbe wohl.“ Der Dunkelhaarige kitzelte das kleine Bäuchlein, bis sich der Griff lockerte. Erleichtert zog Alexander seinen Kopf zurück und betrachtete seinen Sohn.

"Lysander kann froh sein, dass er mein Sohn ist!"

„Weil er so deine hübschen Haare geerbt hat?“ Kichernd schüttelten sich die blonden Locken und kamen wieder gefährlich nahe an den Prinzen. "Nein, jeder andere hätte von mir gezeigt bekommen, was am königlichen Körper verboten ist."

Sein Liebster hob eine Augenbraue. „Du hättest einen Säugling bestraft?“

"Kein anders Kind kommt so nahe an mich heran!", lachte Alexander jetzt und spielte mit seinen Haaren und Lysander fangen. Der Kleine hatte vor Konzentration die Zunge zwischen die Lippen gepresst, während er immer wieder nach den Haaren schnappte.

„Er ist ja auch das einzige Kind im Kamp.“

"Er ist ja auch mein einziger Sohn!", sprach der König voller Stolz und ließ seinen Jungen gewinnen.

„Entweder wir ändern da was dran, oder holen ihm in ein paar Jahren gleichaltrige Gesellschaft. Immer mit uns Erwachsenen zusammen zu sein wird auf Dauer sicher langweilig.“ Hephaistion lachte, als Lysander kräftig zog.

Der Körper von Alexander ließ reflexartig eine Träne über seine Wange rollen, aufgrund des kleinen Schmerzes. "Ich tu dir das nie wieder an!", bestand er auf seinen Schwur bei ihrem letzten weiblichen Geschlechtsakt.

Sein Ehemann verstummte sofort. „Du willst keine Kinder mehr mit mir?“ Auch wenn er nicht in der nächsten Zeit daran gedacht hätte, war es doch so ein unbeschreibliches Gefühl gewesen Lysander in den Armen zu halten, dass er es wieder empfinden wollte.

"Von Wollen kann keine Rede sein! Aber ich kann dich nie wieder so leiden sehen! Glaubst du wirklich, ich hätte es nicht gemerkt? Ich hab es am Schluss nur noch dir zu liebe getan!", gestand Alexander ehrlich.

Eine unbeschreibliche Angst ergriff Hephaistion. „Was ist ein wenig Schmerz gegen ein solches Glück?“

Seufzend entzog der König sein Haar aus den Fingern seines Sohnes und begab sich zu einer Art Wickeltisch um beschäftigt zu sein. So eine ähnliche Diskussion hatten sie schon einmal. "Bitte, verlang das nicht von mir!"

Diese Absage, so verständlich sie sein mochte, verletzte der Prinzregenten sehr, weil es bedeutete, dass er Alexander keine Kinder mehr würde schenken können. Das war nicht nur ein Ende für seinen Wunsch wieder Mutter zu werden, sonder hieß auch, dass sein Mann sich Ersatz suchen würde, sollte er irgendwann einen neuen Kinderwunsch verspüren. Als der Dunkelhaarige die Tränen aufsteigen fühlte war er froh für ein paar Tage von dem Blonden getrennt zu sein, um Zeit zu haben, das zu verarbeiten. „Ich sollte mir die Männer zusammen suchen, mit denen ich aufbrechen will.“

Er sah ein Nicken, denn der König war nicht in der Lage ihn anzusehen. "Ja, ich komme gleich nach." Hephaistion versuchte den Schmerz hinunter zu schlucken, bevor er antwortete. „Gut, ich bringe Lysander zu Anaita.“ Etwas unwillig machte Alexander ihm platz. "Wenn du möchtest..."

Fast fluchtartig verließ Hephaistion daraufhin mit seinem Sohn das Zelt. "Es tut mir leid...", verwehten die Worte im Zelt.
 

Es hatte Hephaistion überrascht, als sich gerade Kleitos für diese unbedeutende Mission freiwillig gemeldet hatte, aber er war sehr dankbar dafür. Der Freund, den er in den letzten Monaten sehr zu schätzen gelernt hatte, gab ihm nun die Kraft Alexander bei der Verabschiedung gegen über zutreten.

Der König versuchte Gelassen zu wirken, doch innerlich schmerze es ihn, wie sich ihre Wege für die nächste Zeit trennten. "Das wird also deine Begleitung.", stellte er fest und nickte zufrieden. "Du hast eine hervorragende Wahl getroffen!" Der Dunkelhaarige lächelte Kleitos dankbar zu, der bereits aufgesessen hatte. „Ja. auf wieder sehen, Alexander.“

"Hephaistion..." Deutlich war der Schmerz in des Königs Augen sichtbar. Sein Liebster brachte ein kleines Lächeln zu Stande. „Ich bin ja bald zurück.“

"Komm heil zurück!"

„Das werde ich.“ Bevor der König noch einmal das Wort an ihn richten konnte stieg Hephaistion auf Arramis und setzte sich mit seiner Begleitung in Bewegung.
 

Nach einigen Stunden, schon weit vom Hauptlager entfernt ergriff Kleitos das Wort. "Hattet ihr Streit?" Blaue Augen, in denen ein tiefer Schmerz lag, sahen ihn an. „Nein, so kann man es nicht sagen.“

"Sondern?"

Der junge General richtete seinen Blick in die Ferne. „Wenn ich mir die Zukunft vorstellte sah ich Alexander immer, als König über alle Völker umringt von einer Scharr Söhne… es werden nicht meine Söhne sein.“ Verwundert sah Kleitos ihn an.

"Ihr werdet euch trennen?"

Die Stimme die ihm antwortete klang heiser und sprach von unterdrückten Tränen. „Nein, nur keine Kinder mehr haben.“ Der General verstand nicht.

"Ich dachte der Prinz wäre aus deinem Schoß... Warum?"

„Das ist er auch, Lysander ist mein Sohn, mein Einziger.“ Hephaistion schämte sich für die Blöße die er sich vor Kleitos gab und sah weg. „Aber er wird keine Geschwister von mir haben. Alexander will es nicht.“

"Das wird sich legen. Ich weiß zwar nicht, warum er dir keinen weiteren Sohn zeugen will. Aber ich kenne ihn zu gut. Das wird sich ändern!", versuchte ihn sein Freund aufzubauen.

Der braune Schopf schüttelte sich verneinend. „Der Entschluss steht fest. Das Problem ist…“ Röte machte sich in Hephaistions Gesicht breit, „...der Akt, der dafür von Nöten ist, ist mir sehr unangenehm und Alexander erträgt nicht, dass er mir Schmerzen bereitet.“

Der Ältere nickte. "So langsam verstehe ich..."

Dann gab der Jüngere seine größte Angst preis. „Es wird Andere geben, dessen bin ich mir schmerzlich bewusst und sie werden ihm Söhne schenken…“

"Hephaistion. Du und Alexander ihr lebt vereinter als sonst jemand. Viele wundern sich schon darüber, dass ihr noch immer "allein" seid!"

Der Prinz schnaubte. „Das weiß ich, aber das ändert nichts daran, dass es weh tut, wenn er bei anderen ist!“ Kichernd lenkte Kleitos sein Pferd. "Und wenn du dir jemanden nimmst?" Sein junger Freund verzog das Gesicht. „Mich hat noch nie ein Anderer interessiert, du solltest das wissen!“

Der ältere General nickte. "Es war nur ein Vorschlag. Vielleicht solltest du Ausschau halten..." Ein Lachen entwich dem Langhaarigen. „Bietest du dich an?“

"Interesse?", grinste er Ältere vielsagend.

Ihm wurde zugezwinkert. „Seit deinem ersten Versuch sind viele Jahre vergangen, ich gehöre jetzt zum Hochadel, du wirst dich also ins Zeug legen müssen, um mir zu imponieren.“

Kleitos zwinkerte zurück. "Du kennst meinen Körper, ist das Argument genug?" Das brachte den Jüngeren tatsächlich zum Lachen. „Keine Frage, du bist ein stattlicher Mann und sollte ich je den Drang verspüren mit einen Anderen zusammen zu sein erfährst du es als Erster!“ Lachend nickte Kleitos.

"So gefällst du mir schon besser!" Der Jüngere sah ihn dankbar an.

„Ich kann ja auch nicht die ganze Mission lang Trübsal blasen.“
 

Mit einem sanftem Lächeln kam der König aus dem Zelt seines Sohnes. Er hatte ihn endlich dazu bewegen können zu schlafen, da ihm seine 'Mutter' fehlte. "Er fehlt mir doch auch...", nuschelte Alexander leise.

In dem großen Zelt, in dem sich die Generäle versammelten und auch gemeinsam speisten, herrschte bereits großer Trubel und ein Thema schien die Runde sehr zu amüsieren.

Fast schon gelangweilt geselte sich Alexander zu ihnen. Was das Gerede dämpfte, dafür drang nun unterdrücktes Lachen an seine Ohren. So zog er eine Augenbraue hoch und fragte Nearchos was los sei.

„Oh, es ist wirklich nichts, Alexander!“, versuchte der sich heraus zu reden, was seine Kameraden aber nur mehr amüsierte.

„Oh ja, es passiert sicher gerade nichts!“, war von einem anderen General zu hören.

Der Ausdruck ihres Königs wurde skeptischer. "Wenn gerade nichts passiert, konnt ihr mir bestimmt erklären, was bald geschehen wird!"

Es war der ältere Ptolemaios, der sich nun traute ihm zu sagen, was sie beschäftigte. „Es verwundert die Männer nur, dass du ausgerechnet Kleitos erlaubt hast Hephaistion zu begleiten.“ Jetzt endgültig verwirrt sah Alexander in die Runde seiner Generäle.

"Warum nicht?"

Sein Jugendfreund Perdikkas erwiderte seinen blick genauso verwirrt. „Du weißt es nicht?“

"Was weiß ich nicht?" Alexander zuckte tatsächlich unwissend mit den Schultern.

Das Lachen war seinen Freunden vergangen und sie tauschten sorgenvolle Blicke. „Naja… über Kleitos. Jeder weiß doch, dass Hephaistion schon als Knabe eine ganze Reihe Verehrer hatte, die ihn umwarben, gerade weil er alle abwies und, neben deinem eigenen Vater, zählte Kleitos zu seinen heißesten Umwerbern…“

Zu ihrer Verwunderung begann ihr König nun von Herzen zu lachen und trank an einem Becher Wein. Seine Freunde schienen erleichtert und es löste ihnen wieder die Zungen. „Du musst verzeihen dass Gerüchte entstehen, aber da man die Beiden in den letzten Monaten oft zusammen antraf munkelt man einfach, dass Kleitos doch noch zum Zuge gekommen sei!“

Doch nun wurde Alexander wieder ruhiger. "In den letzten Monaten, öfter?"

„Ja, ich sah sie sogar einmal zusammen in den Bädern!“ Warf ein General, nun wieder belustigt ein.

Die königliche Mine verfinsterte sich, doch er ließ sich nichts anmerken. "So... Ich finde auch, das die Bäder ein schöner Ort sind!"

„Oh ja, vor allem in netter Begleitung!“ Die Männer lachten, nur Alexanders engste Freunde sahen, dass ihm das gar nicht gefiel.

Ein ungeheurer Krampf bildete sich in Alexanders Magen und er wusste nicht woher es kam. Vielleicht weil Hephaistion ihm nie davon erzählt hatte. "Ja...", bestätigte er und stand auf.

„Alexander! Willst du nicht mit uns essen?“, fragte einer seine Freunde ihn noch. "Später, ich hab Lysander schreien gehört und das sollte ich verhindern!"

Nach diesen Worten konnten sie ihn nicht mehr zurück halten, doch kaum hatte er das Zelt verlassen hörte er noch eine Stimme nach draußen dringen. „Ich glaube kaum, dass Kleitos seine Hände bei sich behalt!“

So leistete der König seinem schlafenden Sohn Gesellschaft und brachte sich auf andere Gedanken.
 

Noch in derselben Nacht erreichten zwei Reiter das Lager, die ausgelassen miteinander sprachen und sich wohl gesonnen schienen. Pagen hielten ihre Pferde und brachten diese dann fort. "Das war richtig gut, Hephaistion!", lachte der Ältere dem anderen Reiter zu.

„Wer hätte gedacht, auf so einer öden Mission so viel Spaß zu haben.“ Erwiderte sein Kamerad genauso froh.

"Ihr hattet also Spaß?!", erklang eine königliche Stimme hinter einer Zeltwand und trat hervor.

Obwohl sie unter gespannten Bedingungen von einander Abschied genommen hatten lächelte Hephaistion den König an. „Alexander! Wie schön, du bist noch wach!“ Der nickte, während sich Kleitos im Hintergrund hielt.

"Und, was habt ihr erfahren?" Diese Frage löste ein Blitzen in den blauen Augen aus.

„Rein gar nichts, da sind keine Perser und waren wohl auch nie welche.“

"Hm... Dann können wir ja getrost weiterziehen!" Alexander drehte sich um und ging in sein Zelt zurück.

Die beiden Generäle sahen sich Schulter zuckend an. „Gute Nacht, Kleitos.“

"Gute Nacht, Hephaistion!", grinste der zurück und umarmte ihn kurz aber herzlich.

Nach ihrer Verabschiedung folgte der Prinz seinem König. „Du scheinst dich ja sehr zu freuen mich wieder zusehen.“

"Sicherlich freue ich mich, dich wiederzusehen!", lächelte Alexander, als er seinen Liebsten wieder allein sah. „Das sah aber eben noch ganz anders aus.“ Leicht schmollen sah Hephaistion ihn an.

"Es ist mitten in der Nacht und Lysander bekommt zähne. Ich hab die letzten Tage kaum geschlafen!" Der König legte sich wieder hin.

„Mein armer Liebling.“ Der Dunkelhaarige kam zu ihm und küsste ihm sanft die Stirn, dann schlich er sich leise zur Wiege, die ganz hinten im Zelt stand. „Ist er denn auch ganz tapfer?“ Vorsichtig, um seinen Sohn nicht zu wecken, deckte Hephaistion ihn wieder richtig zu.

"Natürlich, er ist mein Sohn!", flüsterte Alexander. „Wie konnte ich das nur vergessen?“, neckte der Ältere liebevoll, bevor er sich zu Alexander unter die Decke stahl, um sich an dem geliebten Körper zu wärmen.

"Bist du denn gut mit Kleitos zurecht gekommen?", flüsterte der Blonde weiter. „Sehr. Ich bin froh dass er mit gekommen ist, mit ihm ging die Zeit viel schneller vorbei.“ Hephaistion kuschelte sich an ihn. „Du bist so schön warm.“

"Hm...", brummte es nur noch, dann war Alexander eingeschlafen, sein Liebster folgte ihm bald.

Erst als Lysander wenige Stunden später wieder anfing lauthalts zu schreien, wurden sie geweckt. Hephaistion war der Erste auf den Beinen und mit einer ungeheuren Wiedersehensfreude hob er seinen weinenden Sohn aus der Wiege. „Mein Lysander! Ja was hast du denn?“ Doch der schrie weiter, vor Schmerzen. Mit gequältem Gesicht wog der Dunkelhaarige ihn auf und ab. „Oh mein kleiner Schatz!“

Brummend kam auch Alexander dazu. "Lass mich mal...", er breitete seine Arme aus und nur widerwillig gab sein Ehemann Lysander her.

Gekonnt, legte der König seine Arme um seinen Sohn, so das diesem der Durck der wachsenden Zähne genommen wurde und er leiser wurde. "Ja mein Schatz, so ist es gut!" Neidisch und ein klein wenig eifersüchtig sah Hephaistion ihm dabei zu.

„Wie machst du das?“

"Wenn die Zähne wachsen, entsteht ein Druck im Kopf. Im Liegen fließ das Blut auch noch mehr in den Kopf und das tut ihm noch mehr weh. Wenn du sein Köpfchen anhebst, nimmt der Druck des Blutes in seinem Mund wenigstens ab..." Lächelnd küsste Alexander die Stirn seines Sohnes. "Du bist ein so starker Junge!"

Auch von der Mama bekam der Kleine einen Kuss. „Ja, er ist ein so tapferer Junge!“

Dann betrat ein Page das Zelt. "Verzeit eure Hoheiten. Aber General Kleitos lässt fragen...", begann er und wurde vom König persönlich unterbrochen. "Raus hier!" Der Jüngling verschwand sofort und ließ die Familie wieder allein.

Ungläubig sah sein Ehemann ihn an. „Was soll das, Alexander?“

"Es ist noch zu früh für staatliche Angelegenheiten!", maulte der zurück und legte seinen beruhigten Sohn wieder in sein Bett.

„Es muss ja nicht unbedingt etwas staatliches sein, du solltest deine Männer nicht so abweisen.“

"Für alles andere ist es ebenfalls zu früh!", bestand er weiter auf sein Recht und warf einen beobachtenden Blick zu Hephaistion. "Oder wartest du auf eine wichtige Botschaft?"

„Nein.“ Erwiderte der knapp und konnten nicht anders, also sich bei Alexanders Blick angegriffen zu fühlen.

"Und was haben du und Kleitos noch gemacht, als ihr unterwegs ward? Ich hörte, ihr seid in den letzten Monaten häufig gemeinsam gesichtet worden und ward gern baden!" Als würde er nun auf etwas wichtiges warten, ging der König bei seiner Frage im Zelt auf und ab.

„Auf was spielst du da an?“ fragte Hephaistion gereizt. „Das klingt, als würdest du mir wieder irgendwelche Vorwürfe machen!“

"Ich befrage dich lediglich nach deinem neuen Freund. Warum hast du mir nichts erzählt?", klang es weniger gereizt, als verletzt und hintergangen.

Seufzend fuhr der Prinz sich durch die langen Haare. „Ich habe mit Kleitos trainiert! Wie meinst du bin ich so schnell wieder in Form gekommen?“

"Ich hätte auch mit dir trainieren können, oder bin ich dir nicht gut genug?"

„Genau deswegen hab ich dir nichts davon erzählt! Ich wollte nicht mit dir trainieren! Mit fairen mitteln hast du mich nie geschlagen und das soll auch so bleiben, doch so außer Form wie ich war hättest du leichtes Spiel gehabt!“

Mit einer geschmeidigen Bewegung wie von einer Raubkatze, drehte sich der König und packte ihn fest von hinten, so dass sich der Prinzregent kaum rühren konnte. "Du willst also nicht, dass ich dich schlage, dir ist lieber, wenn das jemand anderes tut?!!"

Hephaistion wehrte sich gegen diese ruppige Behandlung. „Kleitos ist ein guter Trainer und er war genau das, was mein Selbstbewusstsein brauchte!!“ Doch aus dem Griff seines Ehemannes hätte sich noch nicht einmal ein schleimiger Fisch winden können. Dann wurde er unsanft aufs Bett gedrückt und Alexander hielt ihn noch fester. "Was hat er denn alles mit dir trainiert? Wie du entspannt baden kannst? Wie befriedigend es ist, einen älteren an seiner Seite zu haben?"

„Bist du von Sinnen??“, schrie ihm sein Ehemann erzürnt entgegen.

"Nein, ich frage dich lediglich danach, ob Kleitos dir ausreichend gezeigt hat, wie man seinen Ehemann und König betrügt! Hat er dir wenigstens befriedigend das Lager gewärmt, während ihr weg ward?" Alexander hatte seinen Oberkörper auf Hephaistions Rücken auf dem Bett gelegt und die Beine der Beiden standen noch immer auf dem Boden, immer eines von dem Älteren und dann eines von dem Blonden.

„Wie kannst du es wagen mir so etwas vor zu werfen??“ Statt sich zu rechtfertigen schrie der Dunkelhaarige ihn an, denn er konnte nicht glauben was hier geschah. Kaum schien er seinen ersten eigenen Vertrauten gefunden zu haben musste Alexander sich einmischen und dann auch noch mit so einem Vorwurf, wo er es doch war, der ihren Eheschwur schon des öfteren für eine Nacht vergessen hatte. Das er all dies mit einem solchen Gewaltakt tat traf Hephaistion zutiefst.

"Es gibt mehr als einen Beweis!", knurrte es nahe seines Ohres, wonach sich die königlichen Lippen hart auf den geliebten Nacken legten. "Du kannst haben soviele du willst... Aber ich werde es nicht zulassen, das jemand versucht, dich mir wegzunehmen!" Der Körper unter ihm erschauderte. „Du bist ja wahnsinnig!!“

Noch immer konnten die Lippen nicht von ihm lassen und Hephaistion fühlte, wie salzige Tränen ebenfalls auf seine Haut fielen. "Warum Kleitos?", wimmerte er leise.

„Alexander.“, antwortete sein Ehemann in derselben Lautstärke und schaffte es endlich sich aus der Umklammerung zu lösen. Er drehte sich um und zog den Blonden in seine Arme. „Ich habe nichts mit, Kleitos.“

"Lüg mich nicht an..." Wieder schwach versuchte sich der Grauäugige zu lösen. Er konnte nicht beschreiben, was in ihm vorging.

„Du bist der Einzige Alexander! Der Einzige der mir je so nah war!“ Er ahnte nicht, wie gut Hephaistion seinen Schmerz verstand.

"Verlass mich nicht... Ich weiß, dass ich ein Trottel bin... aber verlass mich nicht, bitte!"

„Niemals! Ich bleibe immer an deiner Seite!“ Wie viele Liebhaber oder Ehefrauen Alexander auch haben würde und wie viele Kinder er mit denen zeugen würde, Hephaistion würde bei ihm bleiben. Nun schlangen sich die königlichen Arme erneut um ihn, dieses mal aber zärtlich, als ob Alexander chinesisches Porzelan festhielt, von dem es nur legenden gab.

"Ich liebe dich... Phai... Nur dich..."

„Mein Alexander!“ Mit plötzlich sehr feuchten Augen zog Hephaistion ihn auf sich. Sie bemerkten nicht, wie Anaita ihren weinenden Sohn still aus dem Zelt holte, denn der Streit hatte ihn verstört. Zu sehr waren die Liebenden in einander versunken.

„Ich hatte nie Interesse an jemand anderem als dir, zweifle daran nie wieder!“

Zart strich Alexander ihm die Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Bitte verzeih mir! Ich hab mich von dem Gerede der anderen Generäle aufhetzen lassen... Und es passte so schön, weil ich deinen Körper so lange vernachlässigt hatte... Bitte verzeih mir!"

Hephaistion lächelte ihn zärtlich, aber auch etwas wehmütig, an. „Ein wenig Abstinenz ist für mich doch kein Grund unsere Ehe zu brechen.“

"Aber er hat auch so sehr viel Zeit mit dir verbracht, Zeit wo ich nicht für dich da war!" Liebevoll wurde ihm über die feuchte Wange gestrichen.

„Kleitos ist mir ein guter Freund, du musst dir dabei nichts denken, wenn ich Zeit mit ihm verbringe, nur weil du mal keine Zeit hast.“

"Ein Freund?" Ein unbekanntes Glänzen trat in die grauen Augen und er wurde hellhörig. Hephaistion nickte, fast schüchtern unter diesem Blick.

"Ein wahrer Freund?", fragte Alexander genau so weiter.

„Ja und er hat sich gut um mich gekümmert, so wie du es gewollt hättest.“

Liebevoll und mit erneuten Tränen in den Augen strich der König ihm über die Wange.

"Das habe ich mir schon sehr lange gewünscht! Dass du einen richtigen Freund findest!"

Das Alexander sich so für ihn freute rührte den Dunkelhaarigen sehr und er umarmte seinen Ehemann. „Es macht mich auch so froh, aber mein liebster Freund bist immer noch du!“ Vorsichtig berührten sich ihre Lippen und es lag weniger Leidenschaft als völlige Liebe in ihnen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Allmacht
2010-01-06T06:27:14+00:00 06.01.2010 07:27
Naja, das konnte ja nicht gut gehen. Ich hätte so ein kleines Kind ja nicht mit auf einen Feldzug genommen. Harsch fand ich die Worte, dass Phai nicht nur Mutter sondern auch General ist. Jedoch verständlich. Süß fande ich wie immer die Szenen der beiden zusammen.

lg


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