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Eistränen

von

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Not macht erfinderisch

Das war nach diesem Abend mein Motto. Die Taschentuch-Spuckaktion konnte ich nur ab und an anwenden, das war mir klar. Also suchte ich nach neuen Möglichkei-ten. Im Nachhinein ist mir nicht klar, warum ich so handelte. Ich wollte doch so schnell wie möglich da raus, wieso fing ich an zu mogeln? In späteren Therapien sagte man aber, dass das eine Sache der Gewohnheit, der Sucht ist, die man nicht mehr unter Kontrolle hätte. Ich hasste es, wenn ich keine Kontrolle über Dinge hatte, die meine Person, mein Wohlbefinden betrafen. Ich war nie der große Kontrollfreak gewesen, die Krankheit hatte so einen Kontrollfreak aus mir gemacht. Normalerweise ist es so, dass Frauen und Mädchen, die unter Anorexia Nervosa leiden, Kontrollmenschen sind. Sie achten auf gutes Aussehen, Haare, Kleidung, sind in der Regel totale Ordnungsfanatiker oder leiden zu der Magersucht noch unter anderen Zwängen, wie zum Beispiel dem Waschzwang. Ich war zur Ordnung und Sauberkeit erzogen worden, ich achte auch heute noch darauf, dass alles sauber und ordentlich ist, wahrscheinlich bin ich aber auch einfach nur Suchfaul. Ich hasse es wenn ich irgendetwas suchen muss, mir ist es immer lieber, wenn alles seinen festen Platz hat. Mein Bruder ist das totale Gegenteil, der geborene Chaot.
 

Am Anfang meines Klinikaufenthaltes, war mir das mit der Kontrolle allerdings nicht klar, die Sucht beherrschte mich. Also fand ich eine Möglichkeit, so gut wie nichts zu essen, das Essen verschwinden zu lassen und trotzdem jeden Morgen beim Wiegen mein Mindestgewicht zu erreichen. Ich war schon immer eine Frühaufsteherin gewesen und ich achtete, genau wie heute sehr auf meine Körperhygiene. Also stand ich jeden Morgen eine halbe Stunde früher auf und ging duschen. Da ich so früh aufstand, bemerkte kaum einer, dass ich relativ lange im Bad brauchte. Was machte das Kimi so lange? Ich trank Wasser! Während des Duschens schlürfte ich das Wasser buchstäblich aus der Brause. Ich trank soviel, bis ich mein Mindestgewicht hatte – und Magenkrämpfe. Es dauerte zwar eine Weile, bis ich herausfand, wie viel ich in etwa trinken musste, aber auch das hatte ich schnell heraus. Da ich keine Literanzeige hatte, formte ich meine Hände so, dass ich daraus trinken konnte und zählte. 25 volle Hände Wasser entsprachen so ungefähr einem bis eineinhalb Liter Wasser. Manchmal trank ich mehr. Ansonsten hatte ich es mir angewöhnt, mir zwei Schlüpfer anzuziehen und da ich beim Wiegen ein längeres Shirt tragen durfte, stopfte ich mir ein paar Batterien in den zweiten Schlüpfer – oder in den BH, je nachdem welche Art BH ich trug. Bei Push ups, war es einfacher die Batterien unterzubringen. Himmel war ich Naiv. Ich war stolz darauf, dass niemand mein Mogeln bemerkt hatte. Somit blieb mir auch die unangenehme künstliche Ernährung erspart. Ich hatte nur davon gehört und allein bei der Vorstellung jagte es mir einen kalten Schauer über den Rücken.
 

Mit Katsuki hatte ich mich im Laufe der Wochen richtig angefreundet, allein schon um sie tat es mir Leid, wenn ich irgendwann die Klinik verlassen müsste. Jeden Sonntag durfte ich mit meinen Eltern telefonieren aber besuchen durften sie mich erst, wenn ich so um die 45kg wog.
 

An einem ruhigen Abend saß ich auf meinem Bett und las in meinem Buch, das meine Eltern mir geschickt hatten.

Ich bekam viele Briefe von Fujita, meiner Familie und Freunden aus dem Eislauf-team. Ich freute mich über jeden Brief, jedes Foto, alles was ich geschickt bekam. Alles was für mich an Post kam oder bei uns zuhause abgegeben wurde, schickten meine Eltern mir zu. Wenn ich Briefe von zuhause bekam, so schrieb meistens meine Mutter. Ich kannte ihre geschwungene Handschrift. Sie erzählte dies und jenes und dass ich zuhause sehr fehlte. Manchmal spielte ich mit dem Gedanken einfach abzuhauen. Aber ich tat es nicht, weil ich wusste, was das bedeutet. Während ich an eben solchen ruhigen Abenden allein in meinem Zimmer saß, dachte ich über soviel nach. Alles was in meinem Leben passiert ist. Natürlich klügelte ich auch allerlei Pläne aus, wie ich weiterschummeln konnte. Allerdings änderte sich das abrupt durch einen Zwischenfall…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Christian-Grey
2010-09-16T22:05:35+00:00 17.09.2010 00:05
wow nicht schlecht bin gespannt wie es nun weitergeht^^


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