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Allein

Eine David-FF
von

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Er darf es nie erfahren

Wenn ich im Nachhinein so darüber nachdenke, konnte ich wirklich nicht mehr sagen, wie lange ich in dieser Nacht unterwegs gewesen war.

Nicht, dass Zeit für mich überhaupt noch eine Rolle spielte.

Doch irgendwann musste ich ja wieder nach Hause gehen. Und hoffen, dass Timo sich endlich schlafen gelegt hatte. Er durfte einfach nichts merken.

Während meiner Flucht vor diesem Ort und den Geschehnissen, dieser Flucht vor mir selbst, interessierte mich meine Umwelt nicht im Geringsten. Ich blendete alles krampfhaft aus, und das gelang mir sehr gut. Mich interessierte nicht, was Leute dachten, die mich hier durch die Straßen rennen sahen. Im Grunde interessierte mich gar nichts.

Immer noch hatte ich die Bilder im Kopf. Wie eine Filmszene wiederholte sich das Geschehen unaufhörlich immer wieder.

Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn mein Kopf einfach explodiert wäre. Ich wollte diese Bilder nicht mehr sehen.

Ich stoppte erst, als ich am Ufer stand. Das war ja der Einfelder See. Wie weit war ich eigentlich gelaufen?

Ich ließ mich ins Gras fallen. Ein paar Kilometer waren das schon gewesen. Früher, als ich noch öfters laufen war, wäre ich sicher niemals so weit gekommen. Und falls doch, dann wäre ich sicher ziemlich aus der Puste gewesen. Nicht so jetzt.

Eigentlich lag ich auf dem Boden, als hätte ich mich noch gar nicht aus dem Bett bewegt. Es war dunkel, doch nicht für mich. Ich hatte kein Zeitgefühl und das brauchte ich auch nicht. Denn ich würde ewig auf Erden wandeln.

Der Himmel war verdunkelt, kein Stern ließ sich erahnen und auch der Mond war nicht zu sehen.

Es war ruhig hier, wenn man von all den Tieren absah, die in der Gegend umher wuselten.

Ich setzte mich auf. Und erinnerte mich mit einem Mal. Hier war es, hier an diesem See hätte mein Leben schon einmal fast sein Ende gefunden.

Vor Weihnachten war ich mit den anderen hier am See zum Schlittschuhlaufen. Ich brach in das Eis ein und wäre fast ertrunken.

Jetzt kann ich das so leichtfertig sagen, doch damals wäre ich sicher nicht so damit umgegangen. Damals hatte ich noch ein Leben, das ich verlieren konnte.

Doch wie war das eigentlich jetzt?

Ich hatte kein Leben mehr. Hatte das alles überhaupt noch einen Sinn? Und wie war ich überhaupt zu dem geworden, was ich nun bin?

Fragen über Fragen, auf die ich keine Antwort hatte.

Jemand wie ich, der so sehr überzeugt davon war, dass es solche Wesen nicht gab, war zu einem Vampir geworden.

Unsterblich. Verdammt für die Ewigkeit.

Ich wollte nur noch Antworten finden.

Zwar wusste ich noch nicht, wo ich mit dem Suchen beginnen sollte, aber das würde sich schon noch ändern.

Viel wichtiger war im Moment allerdings, dass ich mich auf den Rückweg machte. Timo sollte nicht merken, dass ich immer noch weg war. Es war besser so.

Er würde nur wieder nachfragen.

Ich seufzte leise. Timo kannte mich besser als ich mich selbst. Er würde ganz genau wissen, dass etwas nicht stimmt. Wie sollte ich das vor ihm verheimlichen? Was konnte ich tun?

Mir kam ein Gedanke, doch ich verwarf ihn ganz schnell wieder. Das konnte ich ihm nicht antun.

Kopfschüttelnd stand ich auf und lief zurück in die Stadt.
 

Ich schloss die Haustür hinter mir und verriegelte sie.

Unten brannte nirgends Licht. Ich ging nach oben und auch dort war kein Licht, doch Timo lag in seinem Bett und schlief. Ein Glück.

Lina hatte es sich am Fußende meines Bettes bequem gemacht und schlief. Ich legte mich ins Bett, sehr darauf bedacht, sie nicht zu wecken, und drehte mich auf die Seite.

Müdigkeit verspürte ich nicht. Trotzdem schloss ich die Augen und versuchte, an etwas anderes zu denken.

Die Männer hatte ich mittlerweile aus meinem Kopf verbannt. Jetzt war da nur noch Timo.

Etwas Feuchtes lief über mein Gesicht. Ich hatte keine Ahnung, was es war.

Dann versank ich. Versank in eine Traumwelt, in der alles so war, wie es sein sollte.



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