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Das Herz des Ozeans

My Heart will go on
von

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Eisiges Schweigen

Kapitel 16: Eisiges Schweigen
 

Die drei Schiffsschrauben, die jeweils so groß waren wie eine Kirche, traten aus dem Wasser hervor. Davor schwammen einige Menschen und ein einziges Boot versuchte so schnell wie möglich von dort weg zu rudern. Sie hatten eine böse Vorahnung. Denn lange würde das Schiff dem Druck nicht mehr standhalten, da das meiste Gewicht am hinteren Ende des Schiffes war. Vorn Am Bug war alles voller Wasser, aber das war nichts im Vergleich zu dem Gewicht, das die Motoren aufbrachten, die sichalle am Heck des Schiffes befanden.

Die Passagiere, die noch lebten und sich auf dem Schiff befanden, waren hinten am Heck, viele sprangen ihrer Meinung nach ins rettende Wasser. Aber sie vergaßen die Höhe, die das Heck im Vergleich gewonnen hatte als das Schiff noch intakt war. Sie kamen alle platschend auf der Wasseroberfläche auf und starben auf Grund der Höhe, oder die, die unglücklich sprangen, schlugen auf die Schiffsschrauben auf und fanden dort ihr Ende. Andere konnten sich nirgendswo mehr festhalten und rutschten den Boden entlang zurück bis sie an eine Wand gedrückt liegen blieben. Immer wieder erlosch das Licht und lief wieder an während das Heck immer steiler in den Himmel ragte. Aber Valnar kämpfte sich mit Alaine weiter nach oben. Sie sahen viele, die von den Seiten her runtersprangen und eine Fontäne von Wasser aufspritzten. Dann erklang die Stimme eines Mannes, gekleidet in der eines Priesters und die um ihn versammelten Leute klammerten sich an allem was am Schiff fest verschraubt war oder an ihre Lieben. Er sprach ein Gebet für die Abbitte und letzte Segnung, denn es würde nun unweigerlich zum Ende kommen und diese Menschen würden ohne die letzte Ölung nie das Himmelreich erreichen.
 

Endlich, als die Schiffsschraufen mehrere Meter aus dem Wasser herausragten, erreichten Valnar und Alaine die Reling am Ende des Schiffes, wo sich viele daran klammerten. Der junge Mann hielt seine Liebste fest an sich damit er sie nicht verlor. Alaine sah zur Seite und entdeckte eine junge Frau mit blonden, gelockten Haaren. Sie sah zu ihr zurück und sie erkannten sich. Dies war das Mädchen, mit dem Asmos am Abend zuvor noch getanzt hatte. Dann sah Alaine wieder zu Valnar und erkannte, wo sie waren.

„Valnar... hier sind wir uns zum ersten Mal begegnet.“, sagte sie und ihre Stimme klang an diesem Abend nachdem der Eisberg die Lazalatin gerammt hatte, wieder glücklich. Der junge Mann sah sie an, küsste ihre Stirn und hielt sie noch dichter an sich.
 

Wer jetzt keinen Halt mehr gefunden hatte, stürzte nur noch in die Tiefe. Der Winkel war nun so steil, das gehen unmöglich war. Sämtliches Mobiliar, das nicht fest verschraubt war, fiel zu Boden und rutschte gen Wasser. Der zweite Schornstein war von seiner Halterung gerissen. Die, die sich an der Reling festhielten, kletterten nun auf die andere Seite um sich so besser abstützen zu können.
 

Alaines Mutter und Nyria Brown, die in sicherer Entfernung dem ganzen zusahen, sagten kein Wort mehr. Aysha wusste, ihre Tochter kämpfte dort noch ums Überleben. Sie hörten die Schreie und das Ächzen des Schiffes, der bis zur Mitte im Meer verschwunden war. Jinnay Ismay wandte sich dem ganzen ab. Alle anderen in den Booten schwiegen, sie alle waren gefangen von dem Martyrium, das dort vor ihren Augen lief. Einige weinten, da ihre Angehörigen nicht bei ihnen oder noch dort auf dem Schiff waren.

Im inneren des Schiffes im Maschinenraum waren die letzten Helden der Lazalatin. Sie hatten bis jetzt den Strom aufrecht erhalten, doch durch den steilen Winkel war das arbeiten schier unmöglich geworden. Immer wieder gab es Kurzschlüsse, die das Flackern begründeten. Als einer der Arbeiter einen Schalter umlegen wollte um weitere Kurzschlüsse zu verhindern, sprang der Funke über und alle Hebel fielen auf die AUS Position. Und mit einem Mal war die Lazalatin in finsterste Nacht gehüllt. Der Aufschrei war immens, so auch das dröhnen, das das Schiff nun von sich gab. Die Seitenwände bogen sich unter der Last nach außen. Die Holzplanken zerspranken knallend.

Das Heck konnte dem Gewicht nicht mehr länger standhalten und bog sich wieder nach unten, währen der vordere Teil weiterhin nach unten zeigte. Teile der Schiffswand zerbarsten und flogen im weiten Bogen davon.

Genau an der Stelle, an der das Schiff nun sich teilte, war Abraxas Lovejoy, der, mit einer Platzwunde am Kopf, sich an der Schiffswand festhielt. Die Stockwerke unter ihm gaben nach und die Lazalatin zerriss es in zwei Teile. Die Leute nebst Abraxas fielen in den Spalt.

Das gesamte Heck, raste wieder auf die Wasseroberfläche zu und begrub hunderte von Menschen unter sich. Dabei verursachte es eine gewaltige Welle zu beiden Seiten. Es war schwer, sich irgendwo festzuhalten bei dem Tempo, bei dem das Heck auf dem Wasser aufkam. Die beiden letzten Schornsteine brachen auseinander. Durch den Spalt lief nun noch schneller das Wasser hinein und der Bug schien noch am Boden des Schiffes mit dem Heck verbunden zu sein, denn jetzt zog der vordere Teil das Heck wieder in die Vertiale zurück, nur jetzt noch viel schneller und steiler.

Valnar kletterte jetzt auch auf die andere Seite der Reling und zog Alaine mit sich. Es wäre einfacher sich auf das Geländer zu knien als sich dort festzuhalten. Immer mehr Menschen konnten sich nicht mehr halten und fielen von Bord. Jetzt ragte das Heck senkrecht in die Höhe wie ein Korken im Wasser. Erst passierte nichts und es herrschte eine gespenstische Stille. Das junge Mädchen neben Alaine hing an der Reling, konnte sich dann aber nicht mehr halten und fiel schreiend in die Tiefe, wie so viele andere mit ihr. Einige spürten den Aufprall auf das Wasser nicht mehr, sie prallten gegen Wände oder Geländer und starben bevor sie das eiskalte Wasser berührten. Es waren nicht viele, die wie Alaine und Valnar auf dem Geländer knieten und sich in eine sichere Position gerettet hatten.
 

Nach dieser Stille krachte es kurz. Der Boden, der die beiden Teile des Schiffes noch miteinander noch verbunden hatte, war auch gebrochen. Und man konne merken, wie nun die letzten Sekunden angebrochen waren. Das letzte Stück der Lazalatin lief nun von unten her voll. Es war ein orenbetäubendes Dröhnen und Krachen.

„Es ist soweit!“, schrie Valnar neben der Rothaarigen. Jetzt schrie die Angst in Alaine lauter denn je. Aber Valnar wusste, was er und Alaine tun mussten um zu überleben.

„Das Schiff wird uns nach unten ziehen. Hol tief Luft, wenn ich es dir sage. Schwimm nach oben so schnell du kannst. Und lass nicht meine Hand los.“ Alaine nickte nur noch. Sie klammerte sich an seine Hand und an seine Worte. „Wir werden es schaffen, Alaine. Vetrau mir.“, rief er und sie erwiderte dies.

Jetzt waren es nur noch Sekunden und kurz bevor das Wasser sie erreichte, holten beide tief Luft. Und dann...
 

Dann versank die Lazalatin. Der Sog, der sie nach unten zog war unglaublich. Valnar hielt sich an ihrer Hand fest so gut es ging. Aber eine große Menge von Luft und der Sog, die aus dem in der Tiefe verschwindenen Heck aufkamen, trennte sie beide so plötzlich. Alaine griff nur in die Luftblasen und versuchte wieder nach oben zu kommen. Valnar hingegen wurde in die Tiefe hinab gezogen.

Als Alaine an der Oberfläche ankam und den ersten Atemzug tat, hörte sie nichts als Hilfeschreie um sich herum. Es waren mehrere hundert Leute um sie herum Lebende wie Leichen, die durch ihre Rettungswesten an der Oberfläche trieben. Sie versuchten sich an Stühlen, Fässern, Türen oder sonstigen das an der Oberfläche tireb oben zuhalten und es entfachten vermehrt Kämpfe um diese kostbaren Dinge. Sie rief nach Valnar, aber er war nirgends zu sehen. Alaine konnte nicht so einfach um diese panischen Menschen herum bleiben. Sie würde eher erfrieren als das sie Valnar finden würde und so begann sie ihn zu suchen.
 

Ein etwas älterer Mann, der japsend im Wasser schwamm ergriff sie, und drückte Alaine nach unten, da er anscheinend dachte, sie sei ein Fass oder so etwas.

Ohne Vorwarnung wurde sie nach unten gedrückt und sie bekam auch keine Luft mehr. Sie versuchte diesen Mann von sich zu stoßen, aber er war in seiner Angst zu ertrinken zu kraftvoll als das sie es aus eigener Kraft schaffen würde. Alaine schrie nach Valnar und zum Glück fand er sie auch. Er prügelte auf den panischen Mann ein, bis er sie endlich loslies. Dann ergriff er seine Liebste und befahl ihr zu schwimmen. Mit einer Hand an ihrer Retungsweste und mit der anderen rudernd kamen sie vorwärts. Alaine trat mit ihren Füßen das Wasser von sich. Sie mussten aus der Masse der Menschen raus, dort würden sie den sicheren Tod finden. In einiger Entfernung fand Valnar, was er gesucht hatte. Eine große hölzerne, verzierte Tür, die auf dem Wasser schwamm. Alaine krabbelte kraftlos darauf und Valnar tat es ihr gleich. Beinahe drohte die Tür zu kippen, aber beide konnten ihr Gewicht so verlagern, das sie trotzdem darauf liegen konnten.

Die schreie der Leute war aus der Entfernung nicht mehr so laut und verebbte nach einer Weile. Beide zitterten wie Espenlaub. Neben ihnen trieb ein Offizier im Wasser, der sich an einen Holzliegestuhl festhielt. Er hatte eine Trillerpfeiffe im Mund mit dem er versuchte die Überlebenden in den Booten auf sich aufmerksam zu machen.

„Die Boote werden zurück kommen. Wir müssen nur ein wenig Geduld haben.“ murmelte Valnar leise. Seine Stimme zitterte aufgrund der Kälte.
 

In dem Boot in dem Aysha und Nyria saßen entfachte eine Diskussion zurück zu fahren und so viele Überlebende zu retten, wie möglich. Es war genug Platz und wenn man ein Boot voll besetzen würde, könnte man die gleiche Menge auch noch aus dem Wasser holen. Das war die Meinung von Nyria. Dem hielt der Offizier entgegen, das die Leute im Wasser sich panisch auf das Boot stürzen würde und das es sinken würde. Nyria hörte die verzweifelten Schreie derer, die noch eine Chance hatten. Sie wollte helfen.

„Ich kann euch einfach nicht verstehen. Was ist bloß mit euch los? Das sind eure Männer dort draußen!“ viele Frauen fingen an bitterlich zu weinen. „Wir haben hier im Boot noch eine Menge Platz!“ rief sie. Aber der Offizier hatte endgültig genug von ihr. „Es wird noch ein Platz mehr sein, wenn sie nicht endlich ihren Mund halten!“ grollte er. Nyria setzte sich wieder. Neben ihr saß Aysha und hielt sich die Ohren zu um die Schreie nicht mehr hören zu müssen.
 

Drei andere Boote hingegen hatten genau diesen Einfall. Sie banden zwei Boote zusammen und baten ein Boot komplett zu räumen und sich auf die anderen beiden zu verteilen. Sobald das geschafft war, würden sie zurück fahren und soviele retten wie möglich.

Nach einer weile wurde es tatsächlich still. So still wie der Ozean immer war. Auch der Offizier mit der Pfeiffe war inzwischen verstummt.

„Es wird leise....“ murmelte Alaine erschöpft. In ihrem Haar hatten sich kleine Eisbrocken gebildet. Valnar neben ihr versuchte sie zu wärmen. „Die... brauchen bestimmt noch ne weile um das mit den Booten zu organisieren. Ich weiß nicht wie du darüber denkst, aber ich werde der White Star Line über diese Ereignisse einen gepfefferten Brief schreiben.“ über diesen Witz konnte die junge Frau nicht mehr lachen. Sie umklammerte seine Hand. „Ich liebe dich Valnar...“ murmelte sie. Es klang fast wie ein Abschied.

„Hey, lass das sein. Fang nicht an, dich zu verabschieden. Noch nicht, hast du mich verstanden?“, „Mir ist so kalt...“ hauchte sie leise. Valnar schlang seine Arme um sie.

„Hör zu Alaine... du wirst gerettet. Du wirst weiterleben. Du wirst später einen Haufen Babies bekommen. Du wirst sie aufwachsen sehen und du wirst als alte Frau friedlich in deinem Bett sterben. Nicht hier... nicht heute Nacht. Nicht so, hast du mich verstanden?“ , „Ich spüre meinen Körper nicht mehr...“, sagte sie und fing an langsam einzuschlafen. Doch Valnar hielt sie wach. „Diese Fahrkarte zu gewinnen, war das beste, was mir je passiert ist. Sie hat mich zu dir gebracht. Und dafür bin ich sehr dankbar, Alaine. Sehr dankbar.“ Beide lächelten sich an und hielten sich fest in den Armen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, da ich letzte Woche kein neues Kapitel hochgeladen habe, mache ich heute mal ein zweites Kapitel fertig. Und jetzt kommt es langsam zum Ende.
Aber wie wird es enden? Was meint ihr? ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ValnarsKatze
2021-04-11T19:34:12+00:00 11.04.2021 21:34
Uhh, noch ein Kapitel! *happy*
:O Ich hatte mich schon darauf vorbereitet, dass Valnar stirbt, aber sie sind beide auf der Tür und jetzt habe ich Hoffnung, dass er überlebt!
Wird es doch ein Happy End? Hmmm, bin gespannt. :D


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