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Wünsche

Sho x Kei
von

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„Kei, hey Kei, warte doch!“
 

„Was denn?“, fragt er.
 

Ich habe ihn inzwischen eingeholt und wir stehen uns gegenüber, aber er schaut mir nicht in die Augen.
 

„Kann ich mitkommen?“, will ich nach einer kurzen Pause schließlich wissen.
 

„Bist du nicht alt genug, um allein zu Hause bleiben zu können? Ich bin spätestens um Mitternacht wieder da“, speist er mich mit einer – für mich- unzureichenden Antwort, ab dreht sich um und geht weiter.
 

Ich weiß, wo er hingehen möchte. Was er tun muss, um am leben zu bleiben.

Irgendwie ist er komisch. Er hat nie einen Hehl darum gemacht, was er ja auch nicht musste- ich wusste schließlich von Anfang an, was er ist.

Aber in letzter Zeit verschwindet er einfach, und taucht irgendwann wieder auf. Ich habe das unwohle Gefühl, ihm egal zu sein.
 

Nii-chan und Toshi mögen ihn auch nicht. Er war ihnen schon seit der ersten erschreckenden Begegnung suspekt, sodass sie ungern mit ihm in einem Raum sind.

Schon gar nicht wollen sie im gleichen Raum mit ihm schlafen, aus Angst, er könne in der Nacht über sie herfallen und töten.
 

„Ich werde dich nicht stören, wirklich nicht!“, versuche ich wieder, ihn davon zu überzeugen mich mitzunehmen. Allerdings laufe ich nur hinter ihm her und spreche mit seinem Rücken- zu meinem Ärger dreht er sich nicht herum und beachtet mich auch sonst herzlich wenig.

Wir haben schon längst die Wohnungstür passiert und ich laufe mit inzwischen klatschnassen Socken über den schneebedeckten Weg.
 

„Lass mich in Ruhe. Wenn du Angst hast, allein zu sein, geh zu deinen Freunden“, weist er mich zurück.
 

„Kei!“, rufe ich wütend und bleibe stehen. Er will also nicht, dass ich mitkomme? Schön!

„Es ist mir egal, ob du um Mitternacht, oder später, oder gar nicht zurück kommst!! Ich lass dich in Ruhe, wenn du so viel wert drauf legst, aber wehe du lässt mich nicht auch in Ruhe!!“, rufe ich ihm hinterher.
 

Ich spüre einen dicken Klos in meinem Hals und ein seltsames Gefühl, dass aus meiner Magengegend kommt und sich langsam aber sicher in meinem ganzen Körper ausbreitet.

Verdammt, warum ist er nur so abweisend in letzter Zeit? Ich verstehe es nicht, aber im Moment habe ich keinen Kopf, mir darüber Gedanken zu machen. Schließlich stehe ich hier mitten im Winter in einer eingeschneiten Seitengasse und spüre meine Füße nicht mehr.
 

Kein Wunder, ich wollte nicht, dass Kei sich schon wieder wegschleicht und ich bin ihm ohne Schuhe anzuziehen nachgerannt. Ich hätte mich wahrscheinlich totgeärgert, wenn er sich klammheimlich hätte davon machen können, nur weil ich nicht auf festes Schuhwerk verzichten kann.
 

Ich wünsche mir jetzt allerdings, dass ich es doch getan hätte.

Kei ist weg, ich friere und generell bin ich jetzt so schlau wie vorher.

Tolles Resümee.
 

„Verdammt!“, rufe ich aus. Es ist wirklich hundekalt und bibbernd mache ich mich wieder auf den Weg nach Hause. Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf, hauptsächlich wegen Kei, nebensächlich wegen Kei…Kei, Kei, Kei…!
 

Ich nehme die Hände vor den Mund und hauche sie an, in der Hoffnung, dass sie ein wenig wärmer werden.

Natürlich werden sie das nicht.

Auf meinem kurzen nach Hause-Weg springt mir auf einmal ein kleiner Weihnachtsbaum entgegen, der armselig geschmückt in einer Ecke steht.
 

Weihnachten.

Bald ist Weihnachten, kommt es mir in den Kopf.

Ein wenig schockiert darüber, dass mir der Gedanke erst jetzt kommt, starre ich den Baum an. Es gab in letzter Zeit soviel zu tun, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass es schon wieder so weit ist.

Wir wohnen ja ohnehin in einer armen Gegend, wer sollte sich hier schon die Mühe machen, es ein wenig festlicher Ausschmücken?
 

„Hey, was geht denn bei dir??“, werde ich plötzlich von der Seite angesprochen. Erschrocken drehe ich mich um, und sehe in zwei starre Augen.
 

„Ähm, was?“, frage ich verwirrt.
 

„Wills du hier demnächst einsteigen oder was? Verpiss dich, oder ich rufe die Bullen, klar?“
 

Sofort verstehe ich, dass der alte Mann vor mir fürchtet, ich könne in seinen Laden einbrechen, weil ich so lange vor eben diesem Gestanden habe. Der hässliche Weihnachtsbaum gehört dazu, und der Mann geht mit einem missbilligenden Blick ins Innere- Warme!- zurück.
 

Ich weiß zwar, dass er die Polizei nicht anrufen wird- sie würde auch gar nicht kommen- aber ich mache mich trotzdem auf den Heimweg. Sogar noch ein bisschen deprimierter als vorher.

Das Weihnachtliche Gefühl, dass kurzzeitig in mir hervorgerufen wurde, ist schnell wieder verflogen.
 

Der Gedanke an unsere Wohnung baut mich auch nicht recht auf. Kei finanziert sie zum größten Teil alleine, da er derjenige ist, der mit Aufträgen Geld anbringt. Ich weiß was er tut, und er weiß, dass ich es weiß, aber mitkommen durfte ich noch nie. Generell ist er zurzeit sehr kalt zu mir.

Ich habe Angst, dass er mich einfach vor sie Tür setzt, denn mein Mietanteil beschränkt sich auf den Erlös von kleinen Gaunereien, der sich nicht auf allzu viel beläuft.
 

Endlich stehe ich vor der Wohnungstür- die zum Glück noch offen ist!- und erwarte schon die wohltuende Wärme, als ich mit einem mal zwei grobe Hände auf meiner Brust spüre, die mich brutal von Eingang der Wohnung wegschubsen. Ich kann mich wegen der Wucht nicht auf den Beinen halten und verliere das Gleichgewicht, was dazu führt, dass ich in dem widerlich kalten Schnee lande.

Das Knallen der Haustür erklingt, sowie die vom Schnee gedämpften, sich rasch entfernenden Schritte des Diebes.
 

Ehe ich allerdings recht verstehe, was geschehen ist bin ich schon auf den Beinen und renne dem Fremden hinterher, so schnell ich kann.

So schnell ich kann ist in meinem fall aber… eher langsam.
 

Da durch den Fall in den Schnee inzwischen nicht nur meine Füße zu arg stechenden Eisklumpen gefroren sind, sondern sich auch meine Hände so anfühlen, als hätte ich sie in kochenden Öl, und nicht in ein wenig gefrorenes Wasser gesteckt, breche ich diese ungerechte Verfolgungsaktion ab. Ich muss mir nichts vormachen, mir ist klar, dass ich ihn NIE bekommen hätte- in diesem Zustand.

Was ein beschissener Tag heute.
 

Es überrollt mich schon wieder eine Welle von Wut, wenn ich an zu Hause denke. Dieser verdammte Dieb- und was soll er sonst sein, wenn er sich in fremden Wohnungen aufhält und in anbetracht von dessen Besitzern die Flucht ergreift- hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen!
 

Eigentlich bieten sich mir jetzt nur zwei Möglichkeiten; entweder ich versuche mit durchgefrorenen Händen und zittrigem Körper in mein Zuhause einzubrechen, oder ich verziehe mich ins Einkaufszentrum und versuche mich dort die Nacht über zu verstecken. Wie ich Kei kenne, wird er ohnehin die nächsten Tage nicht aufkreuzen, was macht es dann, ob ich da bin, oder nicht?
 

Nach relativ kurzer Bedenkzeit entscheide ich mich schließlich für das Einkaufszentrum.

Auch wenn ein 14-Jähriger, halb durchgefrorener, viel zu frisch angezogener Jugendliche vielleicht nicht den Besten Eindruck macht, ist das alles immer noch besser, als den Rest des Abends zu versuchen wie ein Verbrecher in meine vier Wände einzusteigen.

Ich bin sicher, dass ich das ohnehin nicht ohne weiteres schaffen kann, mein Körper beginnt bereits jetzt steif zu werden, ganz abgesehen von dem stechendem Schmerz, der von der Kälte herrührt.
 

Ein wenig wohliger bei dem Gedanken an die Wärme und die weihnachtlichen Köstlichkeiten, die ich mir dort ohne Zweifel und auf kosten der Verkäufer kredenzen werde, mache ich mich auf den Weg.
 

*
 

Er beugt sich immer noch über den leblosen Körper und saugt, obwohl ihm bewusst ist, dass ihm dies nichts mehr einbringt.

Es ist schon der dritte Junge, der in dieser Nacht unter ihm liegt, kalt, mit aufgerissenen, starren Augen. Das Zeitgefühl ist ihm abhanden gekommen, schon nach dem ersten Opfer, das ihn in den Blutrausch gezerrt hat. Aber er ist sich trotzdem sicher, dass soviel Zeit noch gar nicht vergangen sein kann.
 

Unbefriedigt steht er nun doch auf, der Körper unter ihm rollt träge ein kleines Stück zur Seite. Er sieht sich im Raum um, der eigenwillig mit Postern und Trend-Dekor-Stücken dekoriert ist, und kommt zu dem Schluss, dass dies wohl der Raum einer Art Jugendtreff ist, den sich die japanischen Heranwachsenden selbst eingerichtet haben.

Eine gute Aussicht, denn das würde bedeuten, hier noch mehr Mahlzeiten zu finden.
 

Allerdings beschließt er erst einmal das Fenster, durch das er den Raum betreten hat, zu schließen. Die Winterluft zieht unangenehm.

Gerade hat er den dunklen Raum durchschritten, da erklingt von der Tür eine Stimme.
 

„Hey wer bist du?“, fragt eine jugendliche Stimme. Sie klingt nicht misstrauisch, was ihm sehr entgegen kommt. Er zögert nur kurz mit der Antwort.

„Ich bin Kei, ich suche nach meinem Bruder, der schon vor einem Jahr ausgewandert ist. Man sagte mir, hier könnte ich ihn finden“, lügt er sofort ohne Umschweife.
 

„Aha. Ich bin hier auch neu, aber ich kann mal Kira fragen, der ist hier der Boss“, bietet ihm der Jüngere an.

„Brauchst du nicht, ich tue es schon selbst. Aber.. kenn ich dich nicht irgendwo her?“, versucht er sich interessant zu machen.

„Was? Mich? Ich glaube nicht, aber wenn du mir deinen Namen sag-“, der kleine Japaner bricht seinen Satz ab, denn Kei hat sich ihm genähert. So schnell, dass der Jüngere es gar nicht gemerkt hat. Nur den plötzlichen Windhauch auf der Haut, sowie das dämonische Aufblitzen zweier unmenschlicher Augen sind ihm aufgefallen.
 

„Ich zeig dir was“, haucht Kei noch, bevor auch dieser namenlose Junge brutal aus seinem kurzen traurigen Leben gerissen wird.
 

~*~
 

Silent night

Holy night

All is calm

All is bright

´Round yon virgin Mother and Child

Holy infant so tender and mild

Sleep in heavenly peace

Sleep in heavenly peace
 

Sanfte Weihnachtsmusik umschmeichelt sein Ohr, als er durch das Einkaufszentrum huscht. Er nimmt diesen Weg hier nur, um schneller an der anderen Seite zu sein, außenrum zu gehen wäre ein Umweg.
 

Dieses Ewige weihnachtliche stört ihn enorm, er weiß nicht, warum Menschen dieses Fest Jahr für Jahr immer wieder feiern. Es geht ihnen schließlich nicht um religiöse Rieten- wer geht Weihnachten schon in die Kirche?- sondern um die Geschenke, das Angenehme, das Gefühl dabei.
 

Gerade passiert er einen kleinen Schmuckladen, der selbstverständlich auch mit Weihnachtsmännern, hell glitzernden Sternen und kleinen Engeln wirbt, da kommt ihm wieder Sho ins Gedächtnis.

Nachdem er den gröbsten Hunger überstanden hatte- was nicht bedeutet, dass er heute Nacht nicht noch ein ums andere mal vorhat, sich an den Menschen gütlich zu tun- war er ihm wieder ins Gedächtnis gesprungen und seit dem nicht mehr gewichen.
 

Er hat ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen, aber er weiß auch, dass es im Moment nicht anders geht.

Anfangs, als ihm dieser ungewohnt heftige Drang nach Blut überkam, hatte er nicht gewusst, was mit ihm los war. Viel Zeit darüber nachzudenken blieb ihm allerdings nicht, denn sein Körper hatte ihn ruhelos durch die nächtlichen Straßen der Stadt getrieben, ohne zu wissen, wonach er sich so verzehrt. Wenn er ein gewisses Pensum an Opfern und Blut hat, verschwindet dieser Drang für gewöhnlich, er ist dann wieder frei.

Seit neuestem allerdings passiert dies nicht.
 

Satt des Blutrauschs überfällt ihn dann ein ganz anderes Bedürfnis. Ein viel niederes, dass er genau so wenig auszuschalten in der Lage ist.

Ein Bedürfnis nach Sho, das ihn verrückt macht, ihn rot sehen lässt, oder viel mehr nur noch die Lippen des viel, viel Jüngeren.
 

Aber er weiß, dass Sho nicht an so einer Art Verhältnis zwischen ihnen interessiert ist. Er würde den Kleinen verschüchtern, dass weiß er, seit er sich über den Grund dieses Drangs, über seine Gefühle, bewusst geworden ist.
 

Er ist fast an dem anderen Ausgang angekommen, da kommt ihm ein lautes Gebrüll entgegen, das sich sehr von der allgemeinen Weihnachtsstimmung unterscheidet.
 

„Du verdammter Langfinger! Gib mir mein Geld wieder, oder es setzt was, verstanden?!“, brüllt ein Mann jemanden an.

Kei interessiert sich allerdings nicht für das Szenario. Ignorant geht er einfach weiter, hört nicht auf das Geschrei und versucht sich durch die Menschentraube, die sich inzwischen um die beiden Streithälse gebildet hat, zu schlängeln.

Er schüttelt den Kopf, über so viel Dummheit.

Hätte der Andere nicht gestohlen, würde jetzt nicht sie Hauptaufmerksamkeit auf ihm liegen. Vielleicht würden die Leute jetzt vorsichtiger sein, und er würde nicht mehr so leichtes Spiel haben. Aber hat der Fremde das überhaupt? Eher nicht, wenn er sich erwischen lässt.
 

Er sieht bereits die Tür, macht sich mental auf die bevorstehende Kälte stark, als ihn etwas mit großer Wucht von hinten trifft, ganz so, als ob jemand mit voller Kraft in ihn reingerannt wäre. Kurz taumelt er.

„Warum hält denn keiner diesen räudigen Dieb? Komm wieder, ich schlage dich grün und blau, du kleine ausländische Ratte!“, wird in brüchigem Japanisch durch die Hallen gerufen.

„Kei, hilf mir!“, wispert eine Stimme aufgebracht in seinen Rücken, und augenblicklich fährt er herum, und sieht einem eingeschüchterten Sho in die Augen.

Lange hat er dazu allerdings keine Zeit, denn ehe er etwas erwidern kann, wird der Kleinere auch schon nach hinten gerissen, und eine Faust klatscht unangenehm auf die, bis dahin, makellose Wange.
 

„Sho!“, ruft er geschockt aus, und noch eher der Chinese es ein weiteres Mal schafft, Sho zu schlagen, ist Kei schon hinter ihm und reißt seinen Gegner mit einem unangenehm knackenden Geräusch zu Boden.

Der Mann schreit schmerzerfüllt auf, und viele Passanten halten es auf einmal für doch nicht mehr allzu spannend, dem Geschehen zu folgen.
 

„Meine Beine…“, jammert die Gestalt am Boden, doch für ihn ist sie unwichtig.

Ohne ein weiteres Wort, jedoch mit unsagbar wütendem Blick auf den Chinesen packt er Sho beim Arm und zieht in unsanft Richtung Ausgang.
 

„Kei, es war nicht meine Schuld…!“

„Halt den Mund, ich will es gar nicht hören.“

Ein Schluchzen erklingt und Kei hat es augenblicklich schwerer, so hart zu dem Kleinen zu sein. Aber er muss.
 

„Hör mir zu, es ist was passiert und-“

„Ich will, dass du still bist, verstanden? Ich will nichts Hören, hab ich gesagt“, weist er ihn wieder kalt ab.
 

Er hat Sho inzwischen losgelassen, denn er ist der Meinung, dass der Kleinere in der Lage sein sollte allein zu gehen. Allzu weit haben sie es jetzt ohnehin nicht mehr, obwohl sie die viel befahrenen Straßen meiden, und so etwas länger zu gehen haben. Er zwingt sich dazu, Sho nicht anzuschauen, und dies gelingt ihm ziemlich gut.
 

„Warum schleichst du immer weg, in letzter Zeit? Ich versteh das nicht mehr“, kommt plötzlich trotzig von Sho.

Er sagt da nichts zu. Was sollte er auch sagen? Mit der Wahrheit würde er nicht weit kommen, und Lügen wäre genau so unsinnig.
 

Schweigend erreichen sie die kleine Wohnung, die sie sich teilen. Schnell zückt er seinen Schlüssel und schließt auf.

Er merkt schon wieder, wie ihn dieses Gefühl überkommt und zu übermannen versucht.
 

„Gehst du jetzt wieder?“, fragt Sho mit zittriger Stimme.

Bis jetzt hat er den Blick auf den kleinen Japaner gemieden, trotzdem blickt er jetzt besorgt auf.

Ihm bietet sich allerdings ein Bild, mit dem er nicht gerechnet hat; der Kleine steht zitternd und bibbernd vor ihm, trägt an den Füßen bloß Socken und sein Oberkörper ist nur bedeckt von einem dünnen Pullover.

Sein Gesicht ist unnatürlich blass, die Augen rot und die Lippen blau. Zudem ziert seine Wange eine längliche Platzwunde, die sich an den Rändern auch schon blauzufärben beginnt.
 

Ohne auf die Frage einzugehen beeilt er sich in die Küche zu kommen, und setzt heißes Wasser auf. Danach geht er zum Kleiderschrank, in dem sie beide ihre Sachen aufbewahren uns zieht zwei dickere Wollpullover heraus.
 

„Warum bist du bei dem Wetter draußen mit so wenig an rumgelaufen?“, will er ruhig wissen, als er wieder vor Sho steht und ihm die Sachen zuwirft.

Der Kleine kann gar nicht ahnen, dass er sich jetzt schon arg zurückhalten muss und die Ruhe nur spielt.

Er wird nur so lange hier drinnen bleiben, wie es notwenig ist, danach wird er sofort wieder verschwinden. Er KANN nicht hier bleiben, ohne den Drängen nachzukommen, Sho an sich zu pressen und ihn zu küssen, zu berühren, ihn zu lieben.
 

„Das ist ja wohl nicht meine Schuld! Außerdem, warum reden wir nur, wenn du reden willst, und nicht, wenn ich dich was frage? Das ist unfair, Kei!“
 

„Sei still, wenn du nicht weißt, wovon du redest. Ich gehe jetzt wieder. Mach dir einen Tee mit dem Wasser, nimm dir auch noch meine Decke und mach es dir warm, du bekommst sonst ärger von mir, wenn ich wieder komme, und ich sehe du frierst noch.“
 

„Ich setzt mich nach draußen in den Schnee, wenn du jetzt gehst!“, sagt der Jüngere ihm trotzig ins Gesicht.

„Hör auf so einen Müll zu reden!“, erwidert er auf den Ausruf Shos und dreht sich um. In seinem Innern hat sich eine Kraft gesammelt, die darauf besteht hervor zu brechen. Schnell geht er auf die Tür zu und hat die Hand bereits auf der Klinke, als sich der kleine Körper von hinten an ihn drückt.
 

„Ich rede keinen Müll, ich schwöre, ich mach’s, wenn du jetzt nicht bei mir bleibst!“
 

Ehe er sich versieht, dreht er sich um und umfasst Shos Gelenke mit seinen Händen. Er ignoriert den schmerzverzerrten Ausdruck auf dessen Gesicht, eben so die eisige Haut, unter seinen Händen.
 

„Was willst du eigentlich von mir?“, fragt er, während er sich so weit zu Sho hinunter beugt, dass sich ihre Gesichter berühren und er den rasch gehenden Atem des Kleinen auf sich spüren kann.
 

„Ich will, dass-“

Er überbrückt den letzten Abstand, der zwischen ihnen liegt und presst seine Lippen fordernd auf die des Jüngeren. Ohne nachzudenken, oder auf den Protest zu achten, den Sho von sich gibt, bewegt er dominant seine Lippen gegen die von Sho, die er in seiner Panik steif geschlossen hält. Mit dunklen Augen sieht der Vampir noch ein letztes Mal in die des Kleinen, bevor er sie schließt und ohne Rücksicht das unwillige Lippenpaar aufbricht und die Zunge seines Gegenübers zum spielen auffordert.
 

Seine Hände, die vorher die Handgelenke Shos umschlossen gehalten haben, lösen sich von dort und schieben sich in den Nacken und schlingen sich um die Taille des 14-Jährigen, um ihn näher an sich heranzuziehen.
 

Er spürt den schnellen Herzschlag und riecht den unglaublich süßen Duft von Sho, der ihn noch verrückter werden lässt. Ohne Verstand zwingt er sein Gegenüber an die nächstgelegene Wand, um dort mit seinem Spiel fortzufahren. Mit seinen übernatürlichen Kräften ist es ihm kein Problem, das Aufbegehren des Anderen zu unterbinden.

Noch einmal öffnet er kurz die Augen- und hält augenblicklich inne.
 

Tränen überschwemmen die Augen Shos, und er erschrickt, da er sie bis zu diesem Moment nicht bemerkt hat.

Augenblicklich lässt er von dem Anderen ab, und fährt sich über sein eigenes Gesicht- tatsächlich, salzige, feuchte Spuren ziehen sich über seine Wangen!
 

„Kei…“
 

*
 

Verletzt und geschockt gucke ich ihn an. Was hat er getan? Warum hat er das getan? In meinem Inneren zieht sich alles zusammen, und ich rutsche an der Wand, an die er mich brutal gedrängt hat, herunter.
 

Ich bin nicht in der Lage, etwas zu sagen, aber ich spüre, wie mir immer mehr und mehr Tränen die Wangen herunterrollen.

Jetzt bin nicht ich an der Reihe, etwas zu sagen. Er soll es jetzt tun. Er muss, sonst werde ich ihm nicht mehr verzeihen.

Nie mehr.

Vielleicht hatten Toshi und Nii-chan recht. Vielleicht war es ein furchtbar dummer Fehler, ihm zu vertrauen, mit ihm unter einem Dach, in einem Raum zu schlafen.
 

Aber er hat von mir abgelassen. Als er gesehen hat, dass er mir wehtut, hat er aufgehört…

Soll ich ihm das hoch anrechnen, oder als feige betrachten?
 

Ich will nicht, dass er nicht mehr bei mir ist. Ich mag ihn unglaublich gern. Ich will ihn aber nicht küssen müssen, damit er bei mir bleibt.

Dafür will ich, dass er jetzt etwas sagt…
 

Ich schlucke die nächsten Tränen herunter und zwinge mich dazu aufzusehen.

Ich bin noch nicht mal besonders geschockt, als ich ihn nicht mehr sehen kann.

Es war mir fast klar. Aber ich bin unendlich enttäuscht.
 

Ehe ich allerdings etwas dagegen tun kann springe ich auf und renne nach draußen- wieder ohne alles und wieder um von ihm Antworten zu bekommen.

Er ist nicht mehr da. Mir ist klar, dass das vielleicht meine letzte Chance ist ihn bei mir zu behalten, auch wenn er den ersten Schritt machen soll.
 

„Kei!! Ich warte an Weihnachten auf dich! Wehe du kommst nicht! Dann kriegst du ne Menge Ärger, klar??!“, schreie ich so laut ich kann.

Dann schleppe ich mich rein und heule so lange, bis ich einschlafe.
 

~*~
 

Irgendeine chinesische Sängerin singt ein englisches Weihnachtslied im Radio, und ich lasse zufrieden den Sender dran. Es ist nicht einfach, hier unten einen zu finden, der nicht Rauscht, und wenn der auch noch Weihnachtsmusik spielt, ist es doppeltes Glück. Es soll heute alles perfekt sein.

Ich glaube, das ist mir auch ganz gut gelungen. Nein, wirklich, wenn ich mich so umschaue, dann hätte ich es besser nicht machen können.
 

Alles ist in matten, warmen Farben erleuchtet und der Schein vieler Kerzen trägt zu einer gemütlichen Atmosphäre bei. Alle Lichterketten, die ich habe auftreiben können, hängen an um die Fenster oder von der Decke, um es noch festlicher wirken zu lassen. Kleine Engel und Sterne stehen auf dem Tisch, der für zwei Personen gedeckt ist.

Ich habe extra Servierten besorgt, sowie eine Tischdecke, die mit Weihnachtsmotiven bedruckt ist.
 

Es riecht angenehm nach Bratapfel und Zimt, denn zum Essen wird es genau das geben. An etwas anderem habe ich mich erst gar nicht versuchen wollen. Hätte auch viel zu lange gedauert.
 

Ich habe Sho eingeladen, und er soll nicht bereuen, gekommen zu sein.

Ich habe etwas begriffen in der Zeit, in der er weg war. Ich brauche ihn. Ich bleibe auch bei ihm, wenn er mich küssen will. Oder mehr will.

Ich werde es akzeptieren, denn mir ist klar geworden, dass er das Wichtigste ist für mich auf der Welt.
 

Jetzt muss ich nur noch hoffen, dass er tatsächlich kommt. Ich habe alles für ihn hergerichtet. Nicht nur die Wohnung, auch mich.
 

Inzwischen warte ich schon eine ganze Zeit auf ihn, sie Sonne ist schon vor über Vier Stunden unter gegangen. Der Gedanke, dass er gar nicht mehr kommen könnte, tut mir weh.

Das Geschenk, das ich ihm geholt habe, liegt zusammen mit einem Brief, den ich ihm geschrieben habe, auf dem Esstisch.

Die ganzen Vorbereitungen haben mich geschafft, ich fühle mich müde und so, als ob ich neben mir stehen würde. Außerdem tut mir der Rücken weh. Ich merke, wie ich langsam einschlafe.

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Zwei Lippen legen sich mir sanft auf den Mund, und im Gegensatz zum letzten Mal genieße ich die kurze Berührung. Schnell allerdings sind sie wieder verschwunden, und ich will gerade die Augen öffnen, um nach dem anderen Körper zu suchen, da fühle ich, wie sich schon wieder seine Lippen auf mich herabsenken.

Diesmal bleibt der Kontakt länger bestehen, und nachdem er merkt, dass ich nicht abgeneigt bin, bewegt er seine Lippen vorsichtig auf meinen. Es ist ein tolles Gefühl, das mich durchfährt, als plötzlich seine Zunge an meiner Unterlippe entlang streicht, und so um Einlass bittet. Ich will es, diesmal ganz sicher, und öffne so meine Lippen einen Spalt breit.
 

Zusätzlich berührt er mich mit seinen warmen Händen, und krault mir mit der einen Hand im Nacken, mit der anderen streicht er meine Seite entlang. Ein Seufzen entkommt mir und…

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Schließlich wache ich von meinem eigenen Seufzer auf. Verwirrt sehe ich mich nach Kei um, aber ich kann ihn nicht finden. Die Kerzen sind aus, die Lichterketten abgeschaltet, und ich liege in völliger Dunkelheit hier auf der Couch- alleine.
 

Todtraurig stehe ich auf und schaue mich in der Wohnung um, die ich zuvor noch so festlich geschmückt habe.

Die ganze Pracht ist verflogen, und mir ist unheimlich nach heulen zu mute. Aber ich reiße mich zusammen. Schließlich höre ich ein Geräusch in der Küche.
 

Mit einem Mal wieder hellwach schleiche ich mich in die Küche und sehe ihn am Backofen stehen, mit einem kalten Bratapfel in der Hand.
 

„Frohe Weihnachten, Sho“, flüstert er.
 


 

~~~~~~~

Eine Geschichte, dem Prinz gewidmet, der um Weihnachten Geburtstag hatte. Ich wollte die Geschichte unbedingt hochstellen, ich hoffe irgendwer ließt das hier, obwohl Weihnachten schon längt um ist |D

Außerdem ein Entschuldigung, wegen dem miesen Titel oô

Mir fällt bei sowas nie was ein...

Wenns geht bitte einen Kommentar dalassen- Kritik, Lob, alles gern gesehen : D

Assa~



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