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Ehre und Stärke III : Maats Flügel

oder: Gundam Wing goes Ancient Rome
von

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Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.

Kommentar: Eine kleine Bemerkung zur historischen Korrektheit: In der Tat ist es unklar, ob Octavian Caesarion selbst umgebracht hat (stranguliert) oder ob Caesarion auf der Flucht erschlagen wurde. Man scheint sich auch uneinig zu sein, warum Octavian ihn getötet hat. Caesarion wäre von der römischen Gesellschaft wohl ohnehin nicht als Herrscher akzeptiert worden, jedoch wurde seine Herkunft auch propagandistisch ausgeschlachtet.

Meine Version ist also eine Mischung aus all diesen Fakten.

Viel Spaß beim Lesen.
 

Kapitel V
 

Es war erstaunlich, dachte Zechs während er beobachtete wie Treize mit sichtlichem Genuss an einer Schale kräftiger Hühnerbrühe nippte. Ebenso skeptisch betrachteten Sally und Duo dieses Vorgehen. Duo hielt hinter seinem Rücken schon die Schüssel bereit, falls Treize sich wieder übergeben sollte. In den letzten Tagen hatte er nicht einmal eine schlichte Suppe bei sich behalten können.

Treize übersah dieses Misstrauen in seine Verdauung großzügig und schöpfte sich bereits eine zweite Schale. Die Vorstellung, dass sie morgen Früh bereits Alexandria erreichen würden, wirkte Wunder, Treize ging es mit jeder Stunde besser.
 

Auch Quatre schlürfte vorsichtig an der heißen Brühe. Er saß in seinem Bett, aufgestützt von einem halben Dutzend Kissen und noch immer schrecklich schmal und eingefallen. Doch er war endlich aufgewacht. Natürlich hatte er zuerst nach Trowa verlangt und es war an Treize gewesen ihm zu erklären, dass Trowa nicht bei ihnen war. Zechs war dankbar gewesen, dass es nicht an ihm war diese bittere Wahrheit auszusprechen.

Quatre war in Tränen ausgebrochen und Treize hatte ihm versichert, dass Heero bereits in Caere nach Trowa suchen würde. Überhaupt hatten Quatre und Treize den gesamten Nachmittag miteinander geredet. Quatre hatte sich mehrfach für seine Taten entschuldigt, die ihn erst ihn seine missliche Lage gebracht hatte. Treize hatte dem Tribun doch schon längst vergeben und war heilfroh, dass es Quatre jetzt wieder besser ging.

So war es auch nicht verwunderlich, dass Treize neben Quatre auf dem Bett saß und sich der jüngere Römer regelrecht an Treize lehnte.

Zechs hatte den Anblick zwar zuerst als etwas verwirrend empfunden, doch Duo hatte ihm auf Deck zugeflüstert, dass dies durchaus üblich war zwischen nahen Verwandten. Denn schließlich waren Treize und eine von Quatres Schwestern schon so gut wie verlobt gewesen. Dies war allerdings vor dem Feldzug nach Germanien gewesen.
 

Sally streckte sich genüsslich und lehnte sich gegen Zechs Schulter, der mit ihr auf dem Boden neben der Tür saß, denn die Kajüte war einfach zu klein um noch mehr Stühle darin unterzubringen.

„Müde?“, fragte er vorsichtig. Oh, Sally war auf ihn wütend gewesen. Das arme Huhn, das für die Suppe gestorben war, hatte diese Wut hautnah erleben müssen. Denn niemand anderes als Sally hatte es geköpft, ihm die Federn gerupft und dabei hässliche Flüche und Verwünschungen vor sich hingemurmelt.

Zechs hatte sich entschuldigt und ihr angeboten all ihre Instrumente, die sie für die Wundversorgung benötigt hatte, gründlich in kochendem Wasser zu spülen. Sie hatte nur knurrend genickt.
 

Jetzt gähnte sie und dies war auch eine Antwort. Jetzt wo ihre beiden Patienten wieder auf dem Weg der Besserung waren, fiel auch von ihr eine große Anspannung ab. Zechs begann ihr die Schultern zu massieren. Er bereute es zwar nicht Quatre mit Hilfe obskurer Geisterbeschwörungen gerettet zu haben. Allerdings hätte er Sally vielleicht doch einweihen sollen, egal was Treize gesagt hatte. Er konnte ihren Ärger durchaus nachvollziehen.

Tatsächlich schloss sie die Augen und entspannte sich, doch bevor sie einschlummern konnte, klatschte Treize vergnügt in die Hände. Ja, er hatte schon wieder beste Laune.
 

„Natürlich sind wir nicht ohne Grund nach Ägypten gekommen.“, erklärte er ohne große Vorrede. „Wir haben eine Auftrag.“
 

„Wir? Vielmehr doch du.“, stellte Zechs richtig, hörte nicht damit auf Sallys verspannten Nacken zu kneten. Sally kicherte und machte sie nicht mal mehr die Mühe es als Schnarchen oder Husten zu tarnen. Auch Quatre lachte und dieses Geräusch ließ sie alle grinsen. Zu lange hatten sie es missen müssen.
 

Treize - wie immer – ignorierte diese Seitenhiebe von Zechs und fuhr fort. „Ich seid alle in genügendem Ausmaße mit der großartigen Geschichte unseres Reiches vertraut. Deshalb spare ich mir unnötige Erklärungen. Kurzum, es geht um Caesarion.“
 

Zechs blickte verdrießlich drein und Treize genoss sichtlich seine kleine Retourkutsche.
 

„Jetzt vertragt euch Kinder.“, Sally richtete sich wieder auf. „Treize, erklär es ihm.“
 

Treize drohte ihr mit der Suppenschale, gab dann aber nach. „Das alte Land am Nil: Ägypten.“, begann er zu erzählen und seine Stimme wurde zunehmend schwärmerischer. „Noch lange bevor wir die Republik gegründet haben, war Ägypten schon eine bedeutende Macht. Die Pharaonen herrschten hunderte von Generationen über die zwei Länder: Ta-schemau und Ta-mehet, Ober- und Unterägypten. Mächtige Bauwerke künden noch heute von ihrer Größe und den Leistungen dieses Volkes. Aber jede noch so großartige Epoche findet irgendwann ihr Ende. Ägypten wurde zunächst von den Griechen erobert und sie herrschten als Pharaonen wiederum mehrere Generationen lang. Ihre letzte Königin hieß Kleopatra, sie war an der Macht als Julius Caesar, unser erster Kaiser, in Ägypten eintraf. Sie wurde seine Geliebte und gebar ihm einen Sohn. Sie nannte ihn Ptolemaios Caesar, was die Römer als ungeheure Anmaßung empfanden. Sie waren nicht gut auf die ‚ägyptische Hure‘ zu sprechen.“

Treize nahm einen Schluck Brühe, bevor er weitersprach.

„Nach Caesars Tod teilte sich das Reich in zwei Hälften und es kam zum Bürgerkrieg: Die Fraktion um Octavian und die Gruppe um Marc Anton. Marc Anton selbst hielt zu Kleopatra und sie wurde wiederum seine Geliebte. Als sich Fortuna gegen ihn wendete, geriet auch Kleopatra zunehmend in Bedrängnis. Sie beendete ihr Leben als die Truppen Octavians begannen Alexandria einzunehmen. Dabei wurde auch ihr Sohn, Caesarion, getötet... Oder zumindest, ist dies die Geschichte, die jeder glaubte. In Wahrheit jedoch, hat Caesarion, so wurde er spöttisch genannt, überlebt. Er wurde von Octavian mit einer großzügigen Summe, nennen wir es Schweigegeld, ausgestattet und nach Indien ins Exil geschickt.“
 

„Warum hat er ihn nicht getötet?“ Es war Duo, der diese Frage stellte, die ihnen allen auf den Nägeln brannte.
 

„Octavian war gerissen. Seine Streitmacht war ohnehin schon geschwächt eine weitere Schlacht hätten sie nicht überstanden. Hätte er ein Exempel an Caesarion statuiert, hätten sich die Ägypter gegen ihn gewandt. Einen weiteren Bürgerkrieg im Reich, das konnte er nicht riskieren. Deshalb ließ er Caesarion das Exil.“
 

„Was hat dies mit uns zu tun?“
 

„Mhm, was wird ein Mann im Exil schon tun? Sicherlich hat er Kinder gezeugt.“, Quatre lehnte sich nach vorn, um der Geschichte besser folgen zu können.
 

„Ja, so war es und das heißt, es gibt nun direkte Nachkommen von Julius Caesar, dem ersten römischen Kaiser und Kleopatra, der letzten ägyptischen Pharaonin. Einer dieser Nachkommen ist vor kurzem in Theben aufgetaucht. Die ägyptischen Adligen unterstützen ihn heimlich. Natürlich, wer könnte es ihnen verdenken, denn sie sind nicht gut auf uns Römer zu sprechen.“
 

Zechs überlegte und presste dabei die Lippen aufeinander. „Dieser Nachkomme, hätte er ein Anrecht auf den Kaiserthron?“
 

„Das käme auf die richtige Propaganda an. Aber er könnte die Doppelkrone für sich beanspruchen. Die Ägypten würden ihn unterstützen. Ihnen ist eine Marionette lieber, die von ihnen gelenkt wird als weiterhin römische Provinz unter einem fremden Herrscher zu verbleiben.“
 

„Und wir sollen das verhindern?“
 

„Ja, so etwas in der Richtung.“ Treize breitete die Hände aus. „Ich habe den Befehl den Nachkommen Caesarions zu töten. Aber...“ Er blickte jedem der Anwesenden offen in die Augen, einem nach dem anderen. „Ich sage es euch offen und vertraue auf eure Verschwiegenheit und Freundschaft. Ich werde keinen Mann einfach so töten, nur weil der Kaiser in ihm eine Gefahr sieht. Ich will mir zunächst selbst einen Eindruck von ihm verschaffen.“
 

Zechs nickte. Da konnte er nur zustimmen.
 

„Doch ich brauche eure Hilfe. Eure Augen und Ohren. Festbankette und Empfänge sind eine Sache, die Küche und Unterkünfte der Sklaven eine andere.“ Treize fixierte Duo, der als Leibdiener ohne Verdacht zu erregen in die Sklavenunterkünfte und Arbeitsstätte der Diener gelangen konnte. „Oder die Kasernen.“ Er blickte Quatre an, der lächelte und nickte. „Oder die Priester und Heiler.“ Sally grinste bereits. Sie hatte noch sehr gute Kontakte zu den ägyptischen Heilern.
 

„Und was ist mit mir?“ Zechs hatte sich in der Aufzählung nicht wiedererkannt.
 

„Du bist unser Trumpf, denn einem dummen ausländischen Germanen wird niemand für ernst nehmen. Wahrscheinlich werden dir die ägyptischen Frauen so einiges erzählen, wenn sie in deinen Armen liegen.“
 

Die andere lachten, doch Zechs fand es nicht so amüsant. „Wir werden sehen.“
 

Den Rest des Abends verbrachten sie in ihrer gemütlichen Runde. Sally und Treize lehrten sie einige Wendungen und Ausdrücke in der ägyptischen Sprache.

Zechs erfuhr, dass das Ägyptische ganz anders als das Latein der Römer war. Er hatte es bereits unheimlich faszinierend gefunden, dass die Römer eine Schrift hatten um ihre Erlebnisse und Reden nieder zuschreiben. Die Germanen kannten keinerlei Form von Schrift.

Die Ägypter jedoch benutzten keine Buchstaben, sondern winzige kleine Bilder von denen jedes eine andere Bedeutung hatte. Jedoch nur noch wenige Priester und traditionsbewusste Adlige beherrschten die alten Hieroglyphen, die mehr und mehr von den römischen Schriftzeichen verdrängt wurden und nur noch auf den Monumenten und Statuen Verwendung fanden.

Treize war wie immer voll in seinem Element, wenn er jemandem etwas erklären konnte. So beobachtete Zechs amüsiert wie nun auch Duo neben Treize auf dem Bett saß und dieser seinem Diener zeigte, wie man ‚Duo‘ in der Hieroglyphenschrift schrieb.

„Wer hat dir das beigebracht?“, wollte Sally wissen.
 

„Ein Freund,“, nuschelte Treize, denn er kaute auf einer Binse herum um sie in die richtige Form zum Schreiben zu bringen. „,Merenptah. Wir werden in Memphis bei ihm wohnen.“
 

Dies musste dann wohl einer der Bekanntschaften sein, die Treize während seiner Zeit in Ägypten gemacht hatte. Treize schwieg sich ihnen gegenüber noch immer aus, warum er damals nach Ägypten gegangen war. Zwar geriet er sichtlich ins Schwärmen sobald er von diesem Land am Nil erzählte, aber darunter verborgen lag etwas Düsteres. Er schien dem Aufenthalt mit gemischten Gefühlen entgegenzusehen.
 

Zechs ging es da ganz ähnlich, er freute sich bereits auf dieses fremde Land, das womöglich das Heimatland seiner Vorfahren war. Wie sonst war es denn möglich, dass seine Mutter ihn als Kind mit ägyptischen Kosenamen bedacht hatte. Oder, dass er Heilkünste anwenden konnte, die Sally als ägyptische wiedererkannte?

Aber andererseits fürchtete er sich vor den Enthüllungen, die diese Reise mit sich bringen konnten, denn er spürte, dass die alten magischen Kräfte in diesem Land noch besonders stark waren. Jene Kräfte, die zu nutzen er sich stets geweigert, ja sogar gefürchtet hatte.



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