Hilfe?!
Wütend betrat Kai den Klassenraum an und knurrte. „Yuriy Ivanov!“ schnaubte er noch einmal und sah den Angesprochenen aus feurigen Augen an. Doch der sah Kai nur locker an und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Hey Kai....was gibt’s?“ grinste er locker und schlug die Beine übereinander. „Du sitzt auf meinem Tisch. Schwing deinen Hintern da runter, das ist ja widerlich. Auf dem muss ich nachher noch schreiben und was weiß ich was!“ Yuriy sah einen Moment irritiert aus, bevor er auf den Tisch unter sich sah und dann zu Kai. „Oh...das wusste ich ja gar nicht...“ kam es naiv von dem Rotschopf. Und erneut war Kai nahe dran dem anderen an die Gurgel zugehen. Yuriy schaffte es immer ihn mit seiner Art an die Decke zu bringen. Und wenn es nur ein Geräusch war wie »Oh« Er schaffte es in solcher einer Provokanten Stimmlage, dass Kai instinktiv den Puls hoch jagte und er Yuriy anspringen wollte. „Aber wie du willst....gehe ich eben runter...“ seufzte er gespielt verletzt und glitt von Kais Tisch. „Geht doch..“ „Eigentlich bedankt man sich“ erklang Yuriys Stimme, während Kai Platz nahm. „Wofür?“ „Dass ich von deinem Tisch runter bin“ „Muss ich nicht, da du keine guten Manieren hast“ „Hey....“ murrte Yuriy und beugte sich zu Kai „Wie kommst du darauf?“ „Wie ich darauf komme? Ganz einfach. Dein Arsch hat auf meinem Tisch nichts zu suchen.“ „Also eigentlich sucht mein Hintern nie was....“ kam es ungerührt und Kai knurrte leise. Da war es schon wieder! Diese arrogante und dämliche Art, die der Russe an den Tag legte. Kai musste sich mühsam zusammen reißen um dem Kerl nun wirklich nicht an die Gurgel zu gehen. Am liebsten würde den Tisch packen und es auf den bekloppten Rotschopf schmeißen. Mal sehen, wie er dann ist. Kai vielen zu viel gute Methoden ein seinen Klassenkameraden leiden zu lassen. Aber leider waren das nur Wunschträume. Aber ein bisschen träumen durfte man ja. Am besten mit viel Blut und.....
“AAAAH!“ Kai schrie auf und drückte sich zurück in den Stuhl. „Was ist denn mit dir los?“ fragte Yuriy verwirrt als Kai so schrie. Auch einige andere Klassenkameraden fixierten Kai irritiert. Die roten Augen glitten von ihrem Ziel zu Yuriy und er brauchte einen Moment um sich zusammeln. Er brauchte eine Ausrede.....sofort.....“Ich....ähm....hab die Hausaufgaben nicht....“ log er einfach, woraufhin einige Mädchen leise kicherten, ein Junge sich die Handfläche gegen die Stirn knallte und Yuriy aufseufzte. „Ich weiß ja, dass du ein Streber bist.....aber deswegen gleich so ein Theater machen?“ grinste er und sah Kai ruhig an. „Ja ja ja.....lass mich in ruhe“ schnaubte Kai und schloss die Augen. Sein Herz raste noch immer und sein Puls durfte gerade jeden Höhenrekord schlagen. Ausserdem war ihm nun so warm...Yuriy schnaubte nur und nahm links neben Kai Platz. Der rothaarige saß direkt am Fenster. Diese Reihe war eine einzelne und so hatte Yuriy keinen direkten Banknachbarn. //Wofür hier wohl jeder dankbar ist....// dachte sich Kai. Neben ihm saß Bryan, sein bester Freund, aber dieser war heute Krank. //Er weiß nur, dass wir Mathe haben und drückt sich...verdammter Matheniete...// grummelte Kai wütend und vergas einen Moment seinen Schock. Doch dann erinnerte er sich daran und sah sich suchend um, bis er sein Ziel fand. Allerdings konnte er seine Augen nicht lange darauf lassen, da der Lehrer den Raum und der Unterricht begann. Wirtschaft.....es war das langweiligste Fach wie Kai fand. Doch da er eh eine glatte Eins hatte glitt sein Blick erneut suchend durch den Raum und dann sah er das Ding auf dem Fensterbrett.
Nun wo Kai den ersten Schock überwunden hatte, erschreckte ihn das Wesen nicht mehr und er musterte es nun genau. So etwas hatte er noch nie gesehen. Auf den ersten Blick hatte es den Körper eines Hamsters oder eines anderen ähnlichen Nagers. Aber der Schock war eher der Rest. Dünne violette Flügel wuchsen aus dem Rücken des kleinen Tieres und dunkle gekringelte Hörner ragten aus der Stirn. Das Fell war golden bis braun. Es war seltsam aber dennoch niedlich an zusehen. Leicht lächelte Kai. Die blauen Augen wirkten dennoch seltsam. Intelligent und wissend. Beinahe menschlich..
Leise seufzte Kai und strich sich die Haare zurück. Das war seine Gabe. Ein Segen und ein Fluch zugleich. Er wusste nicht warum, aber schon seit er ein kleines Kind war konnte er Dinge sehen. Geister, Monster, Dämonen...einfach alles. Und diese Wesen schienen ihn auch anders wahr zunehmen als andere Menschen, denn sie verfolgten ihn jedes Mal, wenn er das Haus verließ. Nur in der Schule hatte er seltsamerweise ruhe davor. Auch wenn er es nicht begriff, er war dankbar dafür. Erneut glitt sein Blick zu dem Wesen. Keiner aus seiner Klasse konnte das Wesen sehen. Er wusste oft nicht, ob er sich freuen sollte, dass sie es nicht sahen oder ob er weinen sollte, dass er damit alleine war. Seine roten Augen klebten an dem kleinen Ding. Es sprang vom Fenster auf Yuriys Tisch, doch dann zuckte Kai zusammen. Yuriy drehte leicht den Kopf und schien das Wesen direkt an zusehen. Ein kurzes Lächeln glitt über die Hellen Züge und er murmelte leise Worte. Das Tierchen quietschte auf und legte die Ohren traurig an. Noch immer ruhten rote Augen auf den beiden. Yuriy hob die Hand kaum merklich und strich sanft über den Bauch des Tieres, dass eine Art schnurrlaut von sich gab. Doch dann hüpfte es unruhig auf der Stelle, bevor es wieder auf die Fensterbank sprang und einfach verschwand. Nur mühsam konnte Kai einen Aufschrei unterdrücken. Er war sich zwar sicher, dass dem Tier nichts geschah, aber etwas Sorge war schon da. Das kleine war niedlich im Gegensatz zu den anderen Wesen, die ihn nervten. Aber dann lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder auf Yuriy. Das hatte er noch nie erlebt. Konnte Yuriy es wirklich sehen? Und es berühren? Er hatte duzende von Fragen, konnte sie aber Yuriy nicht stellen. //Bekloppter Unterricht....// fluchte er innerlich.
Endlich war der Unterricht vorbei. Seufzend verließ Kai die Schule und sah zum Himmel auf. Das war einfach mist. Er wollte Yuriy, nach der Stunde etwas fragen, aber der Lehrer hatte Kai abgefangen und genervt. Wen interessierte das Zeug von dem? Ihn nicht...er hatte nicht mal richtig zu gehört, da seine Gedanken nur um Yuriy und das Tierchen gekreist waren. Er konnte noch immer nicht fassen, was da geschehen war. Er hatte so viele Fragen an Yuriy....und keine Antworten. Deprimiert lief er weiter und trat vom Hof auf die Straße. Kurz glitt sein Blick umher, bevor ein erleichtertes Seufzen über seine Lippen kam. Bisher kein Wesen zu sehen. Sehr gut. Zufrieden lief er weiter durch die Straßen. Er wusste nicht mal wo Yuriy wohnte, also konnte er ihn nicht besuchen. //ARGH! Das ist doch zum verrückt werden....warum er? Warum ausgerechnet er? Hätte es nicht Bryan sein können? Nein...das wäre ja auch zu einfach....// So im Gedanken versunken bemerkte Kai gar nicht was um ihn herum geschah. Der Himmel wurde dunkler, genauso wie seine gesamte Umwelt. Alles versank in einem tiefen schwarz. Erschrocken zuckte Kai zusammen und sah sich unsicher um. Erneut nahm Schatten wahr, die sich sogar von der Finsternis abhoben. Rotglühende Augen fixierten Kai und er hörte das Flüstern der Wesen. Die Geister und Dämonen riefen ihn schon wieder zu sich.
Unruhig sah er sich um. Normal blieb es nicht so lange friedlich. Es dauerte sicherlich nicht lange. Langsam lief er weiter. Es machte keinen Unterschied, ob er stehen blieb oder ob er weiter lief. Diese Wesen riefen ihn und holten ihn zu sich. „Menschenkind..“ erklang eine Stimme. Verzerrt und seltsamklingelnd, als käme sie von weit weg. „Menschenkind...“ Bei jedem Ton spürte Kai es stärker. Seine Gänsehaut stand auf und Schauer jagten über seinen Rücken. Er spürte wie sein Herz schneller schlug und die Panik stärker wurde. Der Puls raste und schweiß rann über seine Stirn, während seine Hände ebenso nass waren. Unwillig ballte er die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder, bevor er sie in die Hosentasche steckte. Die roten Augen glitten umher auf der Suche, nach dem Sprecher. Er musste hier weg und zwar sofort. Der Russe fühlte sich mehr als unwohl. Wenn Yuriy bei ihm wäre....Wieso kam er nun auf Yuriy? Er wusste es nicht und der rotäugige versuchte alle Gedanken ab zu schütteln. Nun bei klarem Verstand zu bleiben war wichtig.
Auf einmal erschien etwas vor ihm. Ein unförmiger Schatten schoss aus allen Seiten heran und wurde zu einem Klumpen vor ihm. Rote Augen fixierten Kai, während das Wesen sein Maul öffnete und gelbe Fänge offenbarte. Kais Augen weiteten sich, während er zurück wich. „NEIN! Lass mich in ruhe!“ Doch wuchsen aus dem Ding starke Tentakeln, die sich um Kais Oberarme schlossen und zudrückten. „Du gehörst mir...“ Ein kehliges knurren entrang sich seiner Kehle und er wollte zu beißen. Kai schrie af und want sich. Er spürte blanke Angst und Panik in sich. Seine Gedärme zogen sich zusammen, ebenso wieder Griff des Wesens. Es würde ihn nicht gehen lassen. Ängstlich zog Kai die Augen zusammen und schloss mit seinem Leben ab. Er würde sterben...Einsam und verlassen in einer Welt der Nicht-Menschen. „HILFE!“
Und sein Ruf wurde erhört. Licht erstrahlte und Kai drehte den Kopf zur Seite. Es war so hell, dass ihn noch durch die geschlossenen Lider blendete. Was zum...? Er hörte einen kehligen, mehrstimmigen Schrei und öffnete die Augen. Blaues Licht erstrahlte er und nahm die Finsternis, während sich das Wesen auflöste. Kai konnte dem nur zu sehen. Mit einem Mal wurde er wieder in die Menschenwelt gezogen. Er stand in einer ruhigen Straße und sah sich um. Vor ihm in dem Boden bewegte sich ein Pfeil. Ein gefiederter Pfeil, der vom Bogenschießen stammte. Verwirrt sah der Russe auf und erstarrte. „Du?!“ Er konnte nicht glauben, was er sah. Vor ihm stand Yuriy und hatte den Bogen in der Hand, während er Kai frech angrinste. „Hey kleiner...ich habe deinen Hilferuf erhört...“ schnurrte, während die blauen Augen amüsiert aufblitzten. Das kleine Wesen aus dem Klassenzimmer saß nun auf Yuriys Kopf. Die ebenso blauen Augen fixierten ihn wissend, während es leise Fiepte und auf und ab hüfte. „Was zum...?“ brachte Kai mühsam hervor. „Wieso kannst du das? Was....wer oder was bist du wirklich?“ hauchte Kai.