Distanz - Akzeptanz
Distanz – Akzeptanz
'Komm wieder zu dir Faye, du bist nicht du selbst. Sieh dich an, was aus dir geworden ist in der letzten Zeit und wer hat Schuld daran? Du, ja du liebe Faye. Wo ist diese temperamentvolle Frau hin, die sich nie um andere kümmerte außer um sich selbst?
Du warst doch eine so starke Frau, hast keinen an dich heran gelassen, nur lockere Spielchen getrieben, wurdest nur abhängig vom Geld und was ist nun, Faye?
Du hast dich verändert, machst dir unnötig Sorgen um einen Nichtsnutz, um einen Typen, der es nicht wert ist.'
„Ach verdammt noch mal! Das kann doch nicht wahr sein! Arrgh! Verdammt! Verdammt!“
Peng – Peng – Peng! Wieder drei laute Schüsse, schnell abgefeuert aus ihrer beliebten Waffe, einer Glock 30.
'Faye, du bist schwach geworden, versteckst und verleugnest dein wahres Ich, die unnahbare, toughe, einzelgängerische Frau. Du hattest es doch so gut, ohne sie warst du besser dran, musstest keine Rücksicht auf andere nehmen, konntest dich auf dich selbst verlassen und jetzt?
Jetzt bist du abhängig geworden, besser gesagt anhänglich, du sorgst dich, entwickelst Mitgefühl, vernachlässigst deine Deckung, dein Erscheinungsbild. Faye, du bist schwach geworden … du Schwächling!'
„Halt die Klappe! Halt die Klappe!“, wirres Kopfschwingen, laufende Tränen und dann wieder Peng – Peng – Peng! Das gleiche Ziel suchend und findend.
'Früher liebtest du nur den Geruch des Geldes, das laute Geräusch einer abgefeuerten Pistolenkugel auf deinen Gegner und das kalte Gefühl, wenn du deine Waffe nachts nah an dich beim Einschlafen gezogen hast.
In diesem Moment sehnst du dich aber nach was ganz anderem, etwas neuem. Du suchst Nähe, Wärme und Schutz, aber das ist falsch! Du belügst dich selbst. Das ist nicht die wahre Faye.'
„Es reicht, verdammt! Arrgh!“
Peng – Peng – Peng!
'Faye, du bist besser dran ohne sie, lass sie los, verabschiede dich von deinem bisherigen Leben und beginne neu. Mach dich nicht abhängig, besonders nicht von so einem Typen! Er macht sich nichts aus dir, seine Gedanken kreisen eh um andere Dinge, Dinge, die für ihn wichtig sind, aber für dich ohne Bedeutung … nutzlos würde die frühere alte Faye sagen.'
Zitternd mit beiden schlanken Armen ausgestreckt, noch immer die Waffe in den Händen, verharrt sie in dieser Position. Lange bleibt sie so stehen, hört das Surren der alten Lampen über sich. Die Tränen laufen salzig die Wangen hinab zu ihren Lippen, die sie fest zusammengekniffen hat. Lange … abwartend … auf ein Zeichen … ein Kopfnicken ihrerseits und dann ein letztes Mal Peng – Peng – Peng!
Zum Glück ist sie allein, hier an diesem kalten Ort, umgeben von Dunkelheit, kahlen Wänden und dem Geruch abgefeuerter Munition.
Niemand ist hier, außer ihr.
