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MSTory 3: Anime/Manga-Movie - Die Sekretärinnenprophezeiung

MSTing zu "Alle-X-Alle"
von
Koautoren:  MG  FuchsiMeon  halbdaemon_kite  Vergangenheit  Motschegiebchen

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Zwischenrune Nr. 5 - Tabula rasa

[Vorwort]
 

Ehe wir uns dem eigentlichen Kapitel zuwenden, liebe Leser, ist es mal wieder an der Zeit, einen Abstecher ins Autorenland zu machen. Von aktuellen Hochwassermeldungen nicht verschont geblieben, ist auch hier so manches abgesoffen (einige sagen ja, es käme von der schmalzigen Liebe zwischen Eli und Dando) und das ehemalige Studio von „Germanys Next Zwischenkapitelschreiber“ steht unter Wasser. Allgemein ragen im weiten Umfeld nur noch das Dach des Studios und ein nahezu bonfortionös platziertes Rohr aus dem Wasser heraus. Es gießt wie aus Kübeln und zu dieser unwirtlichen Stunde stehen sich ein Typ mit Regenmantel und ein Typ mit Richterrobe Auge in Augenbinde gegenüber.
 

abgemeldet: „Bla, bla, bla~ Ich nehme nicht an, dass du mir sagen wirst, wo du den Schlüssel zu drölfzig Millionen KT versteckt hast.“ <_<

MG: „Niemals! Und um ehrlich zu sein, war mir sowieso klar, dass du mich früher oder später finden würdest. Ich habe auf diese Gelegenheit gewartet, dich endlich zu vernichten.“ >_>

abgemeldet: „HEUREKA – das ist mal wieder typisch. Aber erwarte nicht von mir, dass ich es dir einfach mache, nur weil du ein ehemaliger Co-Autor bist.“ <_<

MG: „Sag mir nur eins, abgemeldet, weißt du, warum ich mich dir abgewandt habe?“ >_>

abgemeldet: „Keine Ahnung – das tangiert mich nicht.“ <_<

MG: „Weil Draken!“ >_>
 

MG reißt die Arme empor und das Wasser birst entzwei, woraufhin abgemeldet in einen tiefen Abgrund fällt. Um ihn herum erscheinen unzählige Blätter Papier.
 

abgemeldet: „... oh nein. Das sind ja alles Explosiv-FanArts!“

MG: „Nicht nur das! Das sind ganze sechs Millionen abgezeichnete Explosiv-FanArts von abgemeldet, genug für zehn Minuten Non-Stopp-Pausprüf!“ \°o°/

abgemeldet: „Bwaaah, glaubst du allen Ernstes, auch nur ein Leser würde den Pausprüf-Witz verstehen?“ D8

MG: „Mir doch egal, er ist dir eingefallen, genauso wie du die ganze Szene aus Naruto geklaut hast.“ *snort*
 

Und daraufhin wird abgemeldet erst mal kräftig durchgepausprüft, hm. Währenddessen wünschen wir euch Lesern recht viel gute Unterhaltung beim Kapitel.
 

[/Vorwort]
 


 

Ein altes Schloss, irgendwo in einem namenlosen Wald, in einer namenlosen Welt...

Angeregt plaudert die Gesellschaft, während sie sich am Buffet bedient, der fröhlichen Musik lauscht und tanzt. Das Thema des Abends ist „Barock“, und somit wundert es einen nicht, dass die Gäste, Männer wie Frauen, sich in entsprechende Kostüme gehüllt haben, die in ihrer Pompösität schon fast wieder albern wirken. Weit entfernt vom Ballsaal, in einer dunklen Bar, sitzt ein Bewohner des Schlosses, der von all dem Rummel nichts hält. Tiefe Geheimratsecken und buschige Augenbrauen bestimmen das Gesicht des alten Mannes. Er sieht hager aus, wie er da so sitzt; vielleicht auch nur, da er während der letzten Tage kaum mehr gegessen hat. Missmutig verzerrt er die Miene, als einmal mehr ausgelassenes Gelächter zu ihm durchdringt. Selbst die Musik hört er nun deutlich, als wäre sie im Verlaufe der Festlichkeiten noch lauter geworden. Grummelnd greift er nach der mittlerweile nur noch drittelst vollen Schnapsflasche und schenkt sich ein weiteres Glas ein. Irgendwann kommt jemand zu ihm. Wie ein Speer sticht die Helligkeit in den Raum, als die Tür einen Spalt geöffnet wird und der Mann fährt gleich herum, da es ihn nur stört. Jedoch breitet sich schnell wieder Zwielicht aus, als die junge Frau herein ist und die Tür hinter sich ins Schloss zieht. Der Alte wendet sich grummelnd ab, kaum dass er sie erkannt hat, und widmet sich wieder seinem Schnaps. Er verzieht abermals grimmig die Mundwinkel, als sie ihn nun erreicht hat und er ihren Blick auf sich lasten fühlt.

„Torquemada“, wispert sie freundlich, während sie ihn anlächelt. „Warum sitzen Sie hier so einsam und blasen Trübsal, statt mit uns zu feiern?“ Dann nimmt sie auf einem freien Barhocker Platz und wendet sich ihm zu. Der Alte braucht einen Moment, ehe er ihr überhaupt antwortet.

„Eben darum, Kind“, zischt er abweisend. „Was soll ein alter Knochen wie ich mit einem Haufen von Spunden wie euch anfangen?“

Sie schürzt schmollend die Lippen.

„Nun kommen Sie doch, nur Mut! Einige Gäste würden sich sehr freuen, Sie persönlich kennen zu lernen. Man tuschelt schon ganz aufgeregt und fragt sich, welche Geschichten Sie wohl zu erzählen haben.“ Abermals lächelt sie, doch er winkt entschieden ab.

„Lass mich zu Frieden, Mary Sue, ich habe kein Interesse daran, mich mit euch abzugeben.“ Sehr zum Missmut Torquemadas bleibt die junge Frau hartnäckig und lässt nicht locker.

„Aber wir sind mittlerweile Verbündete, vergessen Sie das nicht. Es ist wichtig, Sympathie sowohl zu empfangen als auch zu empfinden; nur so kann eine Gesellschaft funktionieren.“ Er lacht verächtlich, und sie legt gleich die Stirn in Falten. „Es ist aber wahr“, trotzt sie dann. „Einige meiner Freunde sind ganz versessen darauf, Geschichten über Ihre ruhmreichen Schlachten zu hören, Sie würden sicher alle in Ihren Bann ziehen! Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass Sie so manche Moral stählen könnten ... einigen fehlt es ja leider noch an Mut und Inspiration für den nahenden Kampf.“ Plötzlich verzerrt Torquemada die Mundwinkel, als hätte man ihm einen Dolch in die Brust gejagt. Seufzend greift er zur Schnapsflasche und trinkt schließlich daraus, sein Glas nicht weiter anrührend.

„Meine Geschichten machen mir selbst keinen Mut mehr, Kind, ich werde mich hüten, sie anderen aufzubürden.“ Verständnisvoll legt sie ihm eine Hand auf die Schulter.

„Was bedrückt Sie denn, Torquemada?“, fragt sie dann vorsichtig, während sie aus dem Augenwinkel zur mittlerweile fast leeren Schnapsflasche späht. Der Alte seufzt nur wehleidig und windet sich aus ihrer Berührung.

„Weg von mir, verflucht“, zischt er abweisend. Dann leert er die Flasche endgültig und stellt sie mit einem dumpfen Poch zurück auf den Tresen. Doch abermals muss er feststellen, dass sich das Kind sehr hartnäckig zeigt.

„Sie sollten mit mir über Ihren Kummer sprechen, schließlich kamen wir darin überein, uns ebenbürtig zu sein ... alter Knochen.“ Sie zwinkert verschmitzt, woraufhin Torquemada nur noch mit den Augen rollt.

„Fehler“, brummt er dann niedergeschlagen, „überall Fehler.“ Sie horcht auf. „Ich habe über meine Entscheidungen gegrübelt, und mir kommen nur noch Zweifel. Egal, mit wem ich im Bunde war, ich habe mich abgewandt, habe Verrat begangen, und bin weiter gezogen. Nun sieh mich an, wohin es mich gebracht hat. Im Bunde mit Mary Sues, pah!“ Er speit verächtlich aus, doch die junge Frau übergeht den letzten Satz einfach.

„Sie haben Zweifel daran, ob Ihre Entscheidung, der interdimensionalen MSTing-Organisation abzuschwören, richtig oder falsch war?“, bohrt sie nach, während sie sich etwas näher zu ihm beugt. Torquemada schüttelt den Kopf und muss feststellen, dass die Schnapsflasche, nach der er beherzt greift, bereits leer ist.

„Nein, nein, zumindest da bin ich mir sicher.“ Er reibt sich über die Schläfen. „Jede Welt sorgt selbst dafür, wie sie sich entwickelt, welche Helden kommen und gehen, wie sie funktioniert. Jeder Welt obliegt einzig und allein selbst die Verantwortung, für ihr Schicksal verantwortlich zu sein. Keine Bande größenwahnsinniger Mörder sollte das Recht haben, sich einzumischen und den Welten ihren Willen aufzuzwingen, sie nach ihrem Dünkel zu beeinflussen. Die MSTing-Sues müssen aufgehalten werden, daran besteht kein Zweifel.“

„Was ist es dann?“, erkundigt sich die junge Frau ratlos. Abermals macht sich drückendes Schweigen breit.

„Sieh mich an, was für ein Heuchler ich bin, Kind. Ich gehöre selbst zu dieser Bande größenwahnsinniger Mörder, und ich habe während meiner Zeit als MSTing-Sue-Per mehr Sues erschlagen, als ich zählen kann. Ich bin keinen Deut besser als jene, die ich beschuldige.“ Voller Schmerz verzerrt er das Gesicht, während er mit der geballten Faust auf den Tresen klopft. Ergriffen korrigiert ihn die junge Frau.

„Nein, Torquemada!“, ruft sie bestimmend, „Sie mögen in Ihrer Vergangenheit Fehler gemacht haben, aber Sie haben auch erkannt, dass Ihr Handeln falsch war und nun versuchen Sie nach Kräften, sich zu ändern! Das ist mehr, als je ein Mitglied der Organisation von sich behaupten konnte! Allein Ihre Erkenntnis macht Sie besser, als die es jemals sein werden! Außerdem...“, sie schmunzelt hinterhältig, „sollten Sie nicht vergessen, dass Sie nie von den Idealen der Organisation überzeugt waren. Sie folgten Ihrer Todfeindin, der Eldar-Runenprophetin Taldeer, um eine Möglichkeit zu finden, sie endlich zur Strecke zu bringen. So gesehen waren Sie also nie ein Mitglied der...“ Er unterbricht sie schreiend.

„Aber ich habe sie unterstützt, Närrin! Ich habe unzählige Jahrhunderte lang Seite an Seite mit diesen Bastarden gekämpft, sie belogen, für sie gemordet, bin meiner Rache gefolgt, und nun...“

Die junge Frau gebietet ihm mit einer Geste Einhalt, während Sie verständnisvoll lächelt.

„Manchmal sind Lügen eben notwendig“, murmelt sie traurig. „Nachdem Taldeer in die Dimension des Plotholes eintrat, erkannten Sie sofort, dass sie dort Mittel und Wege finden würde, ihre dürren Klauen der Macht entgegen zu strecken, die sie sich in ihrem wahnsinnigen Charakter anmaßt, besitzen zu dürfen. Da Sie sie nicht stellen konnten, gaben Sie vor, sich auf ihre Seite zu schlagen, um später eine Möglichkeit zu finden.“

„Unsinn“, blafft der Alte, „ich war nie mit Taldeer verbündet, nicht einmal zum Schein. Es war der Gründer, der mir den Titel eines Anführers auferlegte, und unsere Feindschaft wurde durch meinen Beitritt nicht ad acta gelegt. Im Gegenteil, von innen heraus haben wir die Organisation durch unseren Zwist vergiftet. Sie hat alle nur manipuliert, sich Vorteile erschlichen, und ich habe insgeheim verbreitet, dass Taldeer - egal, ob sie sich als Anführerin präsentiert oder nicht - eine Irre ist und aufgehalten werden muss.“

„Ihre MSTing-Sues...“, murmelt die junge Frau nachdenklich.

„Meine Schüler“, korrigiert er sie. Eine Träne läuft über seine zerfurchte Wange. Die jüngere Gesprächspartnerin wird gleich ganz betroffen, als sie sie sieht. „Bis zum Ende hin ist es mir nicht ganz gelungen, den Kindern klar zu machen, wem sie dienen. Und dennoch ... glaube ich, dass ich sie eines Besseren hätte belehren können, hätte ich nur mehr Zeit gehabt! Doch die Hexe war schneller, sie hat Zwietracht mir gegenüber gesät und irgendwann konnte ich ihrem Gewirr aus Lügen und Manipulationen nicht mehr folgen. Die MSTing-Sues der anderen Sue-Per begannen, mir und meinen Schülern zu misstrauen, gleichsam mit ihren Meistern. Darum bin ich überhaupt hier, ich habe das sinkende Schiff verlassen, als mir das Wasser bis zum Hals stand. Dabei hätte ich mich ihnen stellen sollen. Dann wäre ich zweifelsohne gestorben, doch wenigstens wäre ich ehrlich gewesen. Zum ersten Mal in Jahrhunderten.“

„Nein, Torquemada“, meint sie abermals bestimmend, „dadurch, dass Sie sich zurückgezogen haben, können Sie nun das tun, was Sie für richtig erachten. Sie können dem Treiben der Organisation Einhalt gebieten. Wären Sie nicht, wäre da so schnell kein anderer, der sich ihnen abwendet und bereit ist, das Wissen, das er gesammelt hat, gegen sie zu verwenden.“

„Aber meine Schüler...“, wimmert er resignierend, „ich habe selbst die verraten, die mir in diesem Sauhaufen nahe standen. Ich habe mich nicht einmal gerechtfertigt, bevor ich aufbrach, ich erinnere mich noch an den Ausdruck in ihren Augen.“

„Ihre Schüler“, murmelt die Jüngere nun nachdenklich. Abermals macht sich Schweigen breit, nur durchdrungen vom Schluchzen des Alten und der kaum mehr zu hörenden Musik aus dem anderen Teil des Anwesens.

„Torquemada“, spricht sie ihn schließlich mit ernster Stimme an. Er ist verblüfft über ihren so deutlichen Sinneswandel. „Sie mögen es nicht geschafft haben, Ihre Schüler endgültig davon zu überzeugen, dass die Organisation schlecht ist. Aber dennoch starben sie in der Gewissheit, dass Sie und nur Sie allein Recht mit dem hatten, was Sie prophezeiten.“ Torquemadas Augen weiten sich vor Fassungslosigkeit, während sie die Worte ausspricht.

„Sie starben?!“, bebt es über seine Lippen, und die junge Frau kneift einen Moment lang die Augen vor Scham zusammen.

„Bitte entschuldigen Sie. Ich hätte bedachter damit umgehen sollten, ich vergaß einen Moment lang, dass Sie bei der letzten Besprechung nicht anwesend waren.“ Sie neigt das Haupt einmal, dann entschuldigt sie sich abermals. „Doch es ist wahr, Torquemada. Meine Kontaktperson meldete mir...“

„Pah!“, schreit der Alte. Erneut schlägt er mit der geballten Faust auf den Tresen ein, der daraufhin bedrohlich wankt. „Spione! Intrigen! Nur noch weitere Lügen!“ Sie hebt beschwichtigend die Hände, versucht, ihn in seinem aufkeimenden Zorn zu besänftigen, doch es ist aussichtslos.

„Ich will das nicht länger hören, Kind! Lass mich endlich zu Frieden!“

„Ich verstehe.“ Beschämt erhebt sie sich, geht eiligen Schrittes zur Tür. Doch dann...

„Wer war es, Chaosfee?“, fragt der Alte lauernd, während er sie über die Schulter ansieht. Sie verharrt augenblicklich, die Türklinke halb im Anschlag haltend. Dann wendet sie sich um, begegnet seinem Blick mit einer nunmehr beängstigenden Kälte in ihren Augen.

„Es war die Sukkuba, Nevan, auf Geheiß der Runenprophetin Taldeer.“ Der ehemalige Großinquisitor atmet tief ein, tut einen Moment sein Möglichstes, um nicht auf der Stelle die Beherrschung zu verlieren.

„Taldeer“, wispert er dann. Chaosfee stutzt, da er nun so erstaunlich ruhig wirkt, dass es sie nur noch verwundert.

„Tun Sie nichts Unüberlegtes, Torquemada. Die Zeit wird kommen, dass wir alle die Organisation für das büßen lassen, was sie den Welten und uns angetan hat.“

„In Ordnung“, murmelt er brüchig, während er eine zweite Schnapsflasche aus der Bar klaubt.

„Dann ist es gut. Ich lasse Sie nun in Ruhe, melden Sie sich später, sofern Sie Gesellschaft wünschen und sich unterhalten möchten.“ Dann zögert sie, ob sie nun wirklich gehen soll, wendet sich jedoch abermals kurz um. „Oh. Nennen Sie mich in Zukunft bitte immer bei meinem Namen. Es ist Ihr Recht, mich Mary Sue zu nennen, sofern Sie Wert darauf legen – doch aus Ihrem Mund klingt es immer noch wie eine Beschimpfung.“
 

Vorsichtigen Schrittes tritt die Runenprophetin Taldeer durch das zerschmetterte Holzportal, dessen Trümmer weiträumig vor ihr liegen. Vor ihr ist die Kathedrale der Festung, ein Ort, den sie meidet so gut es nur geht. Einst residierte hier der Großinquisitor Torquemada Coteaz, ihr erklärter Todfeind, zusammen mit seinen maßlos engstirnigen MSTing-Sues. Letztlich war es die gewaltige, psionische Explosion, die Taldeer an diesen Ort trieb. Eine derartige Anomalie hat sie innerhalb der Festung noch nie wahrgenommen, und eilig machte sie sich auf den Weg um zu überprüfen, was hier vor sich geht. Bereits im Moment, als sie ihren Runenschrein verließ, keimte eine Vielzahl an Überlegungen in ihrem Geist auf, teils faszinierender, teils sogar beängstigender Natur. Doch Taldeer wäre in ihren Augen nicht die Anführerin der Organisation, würde sie sich davon beeindrucken lassen. Was sie nun jedoch vor sich sieht, überrascht sie trotz aller Vorahnungen ungemein.

„... Nevan?“, wispert sie, während sie langsam auf den Altar zugeht, und auf die grausige Szene, die sich dort abspielt. Je näher sie der Sukkuba kommt, umso deutlicher spürt sie, dass die psionische Schwingung von ihr ausgeht – als hätte sie es nicht bereits geahnt. Überall liegen tote, bis auf die Skelette abgemagerte Körper herum, zerschmetterte Waffen und Schilde umklammernd. Ihre Rüstungen und Roben sind zerfetzt, als hätten sie es mit einer urgewaltigen Bestie zu tun gehabt. Die Kathedrale gleicht einem Schlachtfeld, hat viel von ihrem ehemaligen Prunk einbüßen müssen. Vor dem Altar kniet Nevan, presst einen sich krampfhaft windenden Körper auf den Boden, welcher wohl der letzte Überlebende dieses Massakers sein dürfte. Taldeer müht sich nicht, die Identität der MSTing-Sue zu erkennen, zu groß ist ihr Desinteresse an zumindest diesem Umstand. Nevan küsst die Gestalt, presst ihre Lippen gierig und euphorisch auf sie. Ein violetter Schimmer umspielt ihren Körper, während sie der niedergerungenen MSTing-Sue den letzten Rest ihrer kläglichen Seele aussaugt, wobei ihr Leib immer dünner wird und zusehends ausmergelt ... bis sie schließlich dahinscheidet, sich ein letztes Mal gegen die Dämonische aufbäumend. Lüstern keuchend wirft sich Nevan zurück, wobei ihr das rote Haar wie ein Schleier folgt. Sie lacht wie im Wahn, und erhebt sich schließlich torkelnd. Taldeers Augen weiten sich vor Unglauben. Erst jetzt bemerkt sie, dass Nevan ganz anders aussieht. Sie ist deutlich kleiner, schmächtiger, und ihre ehemals sehr weiblichen Rundungen wichen einer schlanken Taille und einem flachen, fast kaum zu erkennenden Busen. Sie sieht wie ein junges Mädchen aus, vielleicht gerade mal vierzehn Jahre, mäße man sie an menschlichen Maßstäben.

„Taldeer~“, säuselt die Sukkuba mit ihrer nun ganz kindlichen Stimme und wendet sich langsam herum. Sie schwankt, kann sich kaum auf den Füßen halten und droht einen Moment lang sogar, umzufallen. „Taldeer, Liebes, ich muss mich bei dir bedanken“, stöhnt sie, während sie die Runenprophetin aus fiebrigen Augen ansieht. Abermals verliert sie fast das Gleichgewicht, doch Taldeer setzt vor und packt sie an den Schultern, um sie zu stützen. Sie reicht ihr gerade noch bis zur Brust.

„Nevan...“, japst Taldeer, abermals einen Moment lang unfähig, ihre Verwirrung zu verbergen. Während sie die MSTing-Sue-Per berührt, tastet sie ihre psionische Struktur ganz genau ab und muss feststellen, dass sie nun ganz anders ist, als noch vor kurzer Zeit. Ganz abgesehen davon, dass sie Nevans Macht nicht mehr einschätzen kann, und allein dieser Gedanke lässt große Zweifel in ihr aufkommen. Das war so nicht geplant. Plötzlich fragt sich Taldeer, ob ihre Entscheidung, Nevan auf Torquemadas MSTing-Sues zu hetzen, wirklich die richtige war.

„Taldeer, sieh mich nur an!“, johlt die Rothaarige und eine Freudenträne fließt über ihr Gesicht. „Ich bin ja so jung! Und so wunderschön!“ Sie stellt sich auf die Zehenspitzen, um Taldeer zu küssen, doch die Runenprophetin stößt sie entsetzt von sich. Um ihr Gleichgewicht bemüht mit den Armen rudernd fällt Nevan zu Boden, abermals zeigend, dass sie kaum Herrin ihrer Sinne ist.

„Ich kann das nicht glauben“, wispert Taldeer, während sie die Sukkuba eingehend mustert. Diese schert sich nicht darum, ihren blanken Körper in Nebel zu verhüllen, wie sie es sonst so gerne tut. Wankend richtet sie sich auf.

„Ich auch nicht“, kichert sie, ehe sich ihr Leib in einen Schwall düsteren Nebels auflöst und an Taldeer vorbeiweht, hinaus aus der Kathedrale ... oder dem, was davon übrig ist. Hysterisch fährt die Runenprophetin auf dem Absatz herum. Sie müht sich nicht, Nevan nachzurufen, da sie sich sicher ist, diese würde sowieso nicht auf sie hören. Mit aller Macht konzentriert sie sich auf die Präsenz, die sich binnen weniger Sekunden durch einen beträchtlichen Teil der Festung bewegt. Taldeer rennt schneller, als sie erkennt, worauf Nevans Weg sie führt.
 

Das älteste Mitglied der MSTing-Organisation befindet sich in der Bibliothek, seinem Refugium, wie der Bookman gerne betont. Der Saal ist düster und beherbergt eine Unmenge riesiger Regale, vollgestopft mit teils bis zur Unkenntlichkeit verstaubten Büchern, Gläsern und anderen Aufbewahrungsmitteln. In der Mitte des Saals steht ein großer Arbeitstisch, vor dem der Bookman eben damit beschäftigt ist, neue FFs grob zu überfliegen, um deren Inhalte zusammenzufassen. Er grummelt missmutig, als er ein wirr bekrakeltes Blatt Papier in einen Mülleimer wirft, der mit „Naruto-X-Sasuke“ beschriftet ist und schon einen ansehnlichen Berg zerknüllter FFs beinhaltet. Die Pforte der Bibliothek wird aufgestoßen, und laut donnernd krachen die Torflügel gegen die steinernen Wände. Das Echo verhallt wie ein Kanonenschuss. Überrascht fährt Bookman auf dem Absatz herum. Er verengt die Augen zu kleinen Schlitzen, als er den schwarzen, wabernden Balg gewahrt, der sich in einigen Schritten Entfernung materialisiert. Ein blassgrüner Körper kommt daraus hervor, rotes Haar, vor Wahnsinn funkelnde Augen.

„Bookman~“, kichert das junge Mädchen. Der Alte starrt sie an, kann sich keinen Reim daraus machen. Doch dann erkennt er sie.

„Nevan?!“, japst er entsetzt, als sich das Kind auch schon abstößt und kichernd auf ihn zu rennt. Der Alte springt aus dem Stand zurück, überquert den Tisch hinter ihm und fegt einen ganzen Stapel akkurat sortierter FFs zu Boden. Aus seinen Ärmeln schießen unterarmlange Klingen hervor, mit denen er ausholt, um sich gegen Nevan zu verteidigen. Es fehlt nicht viel, um zu erahnen, dass die Sue-Per nichts Gutes im Schilde führt. Aber wer tut das in dieser Organisation schon?
 

Taldeer rennt so schnell sie kann, ist schon ganz außer Atem. Am Ende des Korridors gewahrt sie das aufgestoßene Portal der Bibliothek, ein Flügel hängt ganz schräg in den Angeln. Drinnen erkennt sie zwei ringende Gestalten. Die Augen der Runenprophetin werden vor Zorn ganz glasig, als sie die Bibliothek schließlich erreicht.

„Genug!“, schreit sie und breitet die Arme aus. Runen aus blau gleißendem Licht materialisieren sich um die Kämpfenden. Einige hüllen den Bookman ein, bilden um ihn einen leuchtenden Schild, die anderen haften sich kurzerhand an Nevan, brennen sich in ihr Fleisch und explodieren dann in einer Wolke aus blauer Energie. Die Sukkuba schreit überrascht, als sie den Angriff bemerkt und kann einen Moment nicht anders, als sich wie unter Krämpfen zu winden, ehe sie zu Boden sinkt. Hastig setzt der Bookman zurück, um so viel wie möglich Distanz zwischen sich und die Dämonische zu bringen. Er ist ganz außer Atem und eine verbissene, schmerzverzerrte Miene spiegelt sich auf seinen Zügen. Hustend bricht er zusammen und wird einen Moment später von Taldeer gestützt, als sie ihn erreicht hat.

„Sie hat versucht, mir die Seele auszusaugen“, keucht er, während Taldeer ihm auf den Rücken klopft.

„Bist du jetzt komplett wahnsinnig?!“, schreit diese dann, an Nevan gewandt. Die Rothaarige reagiert erst gar nicht, liegt wimmernd auf dem Boden. Ihr Körper ist zur Hälfte schwer verbrannt, man sieht hier und da sogar die Knochen durch das Fleisch treten. Blut tritt aus ihren Wunden aus.

„Was um alles in der Welt geschieht hier, Taldeer?“, keucht der Bookman entsetzt, der noch immer nach Atem ringt. Taldeer kommt nicht dazu, ihm zu antworten, da die vergnügt kichernde Nevan nun alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Torkelnd erhebt sie sich, während sich ihre Wunden in beeindruckender Geschwindigkeit zu schließen beginnen. Bookman und Taldeer beobachten das Schauspiel skeptisch, beide dazu bereit, sie abermals anzugreifen, sollte sie aufmüpfig werden. Doch zur Erleichterung der beiden, wirft Nevan nur lächelnd ihr Haar zurück, als sie wieder vollständig genesen ist.

„Ich entschuldige mich aufrichtig“, zwitschert sie, während sich schwarzer Nebel um ihren Körper hüllt und einen knappen Rock formt. „Offenbar war ich einen Moment lang nicht ganz bei Trost.“ Sie kichert gehässig und sieht Taldeer aus verzückten Augen an. Diese ist ganz außer sich.

„Das kannst du wohl laut sagen“, murmelt sie aus zusammengebissenen Zähnen hervor. Dann schreit sie. „Was bildest du dir ein, den Bookman anzugreifen! Bist du komplett wahnsinnig?!“

„Ich verlange eine Erklärung“, setzt der Alte gleich nach, während er den Saum seiner Kutte abklopft. Nevan seufzt bedauernd.

„Ich kann mich nur abermals entschuldigen“, meint sie dann und zwinkert mit plakativ aufgesetzter Unschuldsmiene. „Wie gut, dass du mich wachgerüttelt hast, Taldeer. Dein PSI-Angriff war ja ein wortwörtlicher Arschtritt, haha, seit wann bist du so rabiat?“ Sie spitzt die Lippen und leckt sich über diese, während Taldeer nur langsam den Kopf schüttelt.

„Dabei bin ich nur überrascht, dass dich der PSI-Schlag nicht gleich zerfetzt hat ... du Biest.“ Bookman sieht die Frauen überrascht an.

„Meine Kräfte, Taldeer, sieh doch nur!“, ruft Nevan begeistert und berührt dabei lüstern ihren Körper. „Sieh dir nur an, wie mächtig ich geworden bin! Noch nie hatte ich die Gelegenheit, so viele überragende Seelen binnen so kurzer Zeit zu verschlingen, doch ich bin begeistert, wozu es geführt hat!“ Erst zucken ein paar gleißende Blitze um ihre Finger, ein Ausdruck der Magie, derer sie sich bisher gern bedient hat. Dann werden daraus schwarze Flammen, die einen durch Mark und Bein dringenden Laut von sich geben, während sie vor sich hin lodern. Nevan erstickt sie schnell und betrachtet staunend ihre Hände. „Ich hätte ja nie gedacht, dass in meiner Entwicklung ein Feuer-Element vorgesehen ist“, murmelt sie dann voller Selbstverliebtheit. Bookman runzelt skeptisch die Stirn.

„Wovon spricht sie?“, fragt er an Taldeer gewandt, doch diese wagt nicht, Nevan auch nur aus den Augen zu lassen. Dann scheint es einen Moment abermals so, als käme ein Fiebertraum über die Sukkuba, und sie sieht aus vor Wahnsinn funkelnden Augen in die Leere.

„Dante~“, stöhnt sie, „nun kann ich dir endlich gegenübertreten und dich büßen lassen.“ Sie schnurrt lasziv, während sich ihre Beine bereits in Rauch aufzulösen beginnen. Dann wendet sie sich wieder den MSTing-Sue-Per zu. „Meine Lieben, ich muss mich dringend auf den Weg machen, um die Kontrolle über meine Kräfte zurück zu erlangen. Wenn mich mein erster Eindruck nicht täuscht, müsste ich nun sogar mit dir mithalten können, Süße.“ Dann weht sie als schwarze Rauchschwade davon, viel zu schnell, als dass Bookman oder Taldeer ihr nachsetzen könnten. Die Runenprophetin seufzt resignierend, während der Alte dem Schauspiel mit nahezu furchtgeweiteten Augen nachsieht.

„Ich bin etwas verwirrt“, bemerkt er dann. Taldeer lacht gezwungen.

„Ebenso, alter Freund“, meint sie und hört dann auf, ihn zu stützen, da er wieder aus eigener Kraft zu stehen vermag. „Wenn ich in letzter Zeit auch nur einen Fehler begangen habe, dann, dass ich Nevan gestattet habe, die Seelen von Torquemadas MSTing-Sues zu verschlingen.“ Die Augen des Alten verengen sich zu kleinen Schlitzen, doch bekommt Taldeer den Eindruck, als wäre er weitaus weniger überrascht, als sie es erwartet hätte.

„Sie haben nur auf eine Gelegenheit gewartet, Torquemadas Schülern den Garaus zu machen“, zischt er und spuckt verächtlich auf den Boden. „Der Großinquisitor ist verschwunden und seine MSTing-Sues sollten alsbald folgen, sodass sie uns nicht ebenfalls verraten mögen.“ Taldeer lächelt kühl.

„Besser so, als dass wir das Risiko eingehen, noch mehr Informationen nach außen dringen zu lassen, als mit Torquemadas Verrat bereits geschehen“, murmelt sie und geht einige Schritte. „Doch ich muss zugeben, dass mir die Vorstellung einer um ein Vielfaches mächtigeren Nevan dezente Schauer über den Rücken jagt, man könnte schon fast sagen, sie bereitet mir Angst.“

„Fürwahr“, bekräftigt der Bookman, der sich nebenher daran macht, die FFs aufzusammeln, welche das Intermezzo zu Boden geworfen hat. „Nevan ist nicht der Typ von Charakter, der mit zu viel Macht umgehen kann. Sie trat von Anfang an der Organisation aus selbstsüchtigen Gründen bei, aus Rachegelüsten gegenüber diesem Gary Sue, den sie eben auch erwähnt hat. Malen Sie sich aus, was geschieht, wenn sie ihre Rache nun vollzogen hat. Was hält sie dann hier? Wie konnten Sie nur so blind sein, Taldeer?“ Er schüttelt den Kopf, und die Runenprophetin tut es ihm in einem Anflug von Selbsttadel gleich.

„Ich gebe zu, dass ich nicht in Betracht gezogen habe, dass die Folgen so weitreichend ausfallen könnten. Nevans Veränderung überrascht mich ebenfalls, ich hätte mir vieles erwartet, jedoch nicht das. Meine Güte ... das ist ja, als werfe man einen kleinen Schneeball über einen Hang, aus dem kurze Zeit später eine ganze Lawine entsteht.“ Abermals lächelt sie kühl. „Nun, wie auch immer. Der Wunsch nach noch mehr Macht wird Nevan hier halten, und außerdem... Wie ich mir meine Fehler eingestehen muss, so musste sich auch Nevan bereits vor langer Zeit eingestehen, dass ihre Gefühle für mich ganz anderer Natur sind, als sie sich dies je erträumt haben könnte. Wie sagt man im Moment doch so gerne? Wir sind uns sehr nah~“ Taldeer schmunzelt. „Liebe macht die Geister ja so gefügig.“

„Und Arroganz macht sie blind“, zischt der Bookman verachtend, während er die Papiere zum Tisch trägt.

„Wie wahr“, murmelt Taldeer, die einen Moment in Gedanken abdriftet. „Wie wahr...“ Sie wendet sich um und beobachtet den Bookman, während er seine FFs in einer kleinen Kiste verstaut. „Benötigen Sie Hilfe bei der Beseitigung dieser Unordnung?“ Er schüttelt wortlos den Kopf. „Nun, dann ziehe ich mich vorerst in meinen Runenschrein zurück. Ich muss dringend einigen Visionen nachgehen, und ich will sehen, wie sich Nevan in ihrer Heimatwelt macht, wenn sie die Gelegenheit findet, ihre neuen Kräfte auszutesten. Sollten Sie Interesse haben, können Sie sich die Kathedrale näher ansehen. Eventuell finden Sie unter den Überresten der MSTing-Sues etwas, das Sie interessiert. Sollte dem nicht so sein, wäre es mir sehr gelegen, wenn Sie die Überreste verbrennen.“ Abermals antwortet der Bookman nicht, und schließlich zieht sicht Taldeer grübelnd aus der Bibliothek zurück.
 

Später steht der Meister aller Plotdevices vor seinem Arbeitstisch, von dem mittlerweile alle FFs abgeräumt wurden. Vor sich hat er eine sterile Unterlage ausgebreitet, ein Operationsbesteck und ein Vergrößerungsglas. Er hat eine Entscheidung getroffen, doch grübelt er noch, ob er sie wirklich in die Tat umsetzen sollte... Bookman ist nicht überrascht, als schließlich Nina Sharp aus dem Schatten heraus und an seine Seite tritt. Er sieht die Unheilvolle nur einen Moment an, ehe er sich wieder den Gegenständen vor sich zuwendet.

„Ihre Meinung, Nina?“, fragt er trocken, nachdem sie nichts weiter sagt. Sie zögert einen Moment, dann verschränkt sie schmunzelnd die Arme.

„Nun, Bookman, ich kann mich nur wiederholen...“, meint sie, während sie interessiert das Operationsbesteck begutachtet. „Ich finde es Ehrfurcht gebietend, wie in dieser Organisation mit vermeintlich unantastbaren Konzepten wie „Leben“ und „Seele“ umgegangen wird. Selbstverständlich äußere ich dies ohne jeden Vorwurf, zumal diese Moral meinen persönlichen Ansichten nur allzu gerecht wird.“ Sie grinst hinterhältig. „Und Ihre Meinung, Bookman?“ Der Alte zögert einen Moment.

„Meine Meinung geht Sie nichts an. Begnügen Sie sich damit, dass ich Ihre erneute Spitzelei für mich behalten werde.“ Er geht zu einem der Regale, dem er einen mit pechschwarzem Wachspapier umhüllten Behälter entnimmt.

„Ich frage mich nur“, fährt Nina fort, als er wieder am Tisch angekommen ist, „welche Konsequenzen Sie aus der Situation ziehen werden. Immerhin hätte Nevan Sie, obgleich sie mir nicht zurechnungsfähig erschien, in ihrem Wahn beinahe umgebracht. Wie reagieren Sie darauf? Wie werden Sie sich rüsten, nur für den hypothetischen Fall, dass sie später zurückkehrt um ihr Werk zu vollenden? Halten Sie an Ihren Moralvorstellungen fest, Leben nur dann zu nehmen, wenn es absolut notwendig ist oder werden Sie ebenso kaltblütig wie Ihre Kollegen?“ Ihre Miene ist ernst und nachdenklich, während sie den Bookman beobachtet. Dieser erscheint ihr schon fast beängstigend stoisch, während er den Behälter auspackt.

„Ich habe meine Konsequenzen gezogen, Nina. Zu Beginn meiner „Karriere“ als MSTing-Sue-Per hatte ich Schwierigkeiten, mich mit der Moral dieser Organisation zu identifizieren. Mittlerweile kümmere ich mich nicht mehr darum, ich habe zu viel gesehen, zu viel miterlebt, zu viele Entscheidungen getroffen. Wo käme ich hin, würde ich in diesen Zeiten noch zögern. Ich war immer der Schwächste aller MSTing-Sue-Per, und auch heute wurde ich nur durch Taldeers Eingreifen gerettet. Wenn es dazu kommt, wird mir mein Wissen nichts mehr nützen, und es wird mir nicht das Leben retten.“

„Wissen ist Macht, Bookman, unterschätzen Sie sich nicht“, meint Nina betroffen. Doch er wehrt nur entschieden ab.

„Papperlapapp.“ Mittlerweile knüllt er das Wachspapier zusammen und wirft es achtlos weg. Vor sich hat er nun einen kleinen Glaskasten, welcher mit einer öligen Flüssigkeit gefüllt ist. Irgendwas schwimmt darin, doch Nina kann es nicht genau erkennen.

„Ich verstehe“, meint die Rothaarige schließlich, während sie einmal nickt. „Benötigen Sie nun Assistenz bei diesem Experiment?“ Bookman schüttelt langsam den Kopf.

„Das ist kein Experiment, sondern ein chirurgischer Eingriff.“ Ninas Augen weiten sich gleich vor lauter Interesse, und sie tritt etwas näher.

„Was haben Sie vor?“, fragt sie verschwörerisch, während sie sich nun ganz genau auf den Glaskasten konzentriert. Doch abermals vermag sie nicht, seinen genauen Inhalt zu erkennen. Der Bookman legt die Stirn in Falten.

„Ich habe lange überlegt, ob ich von diesem Plotdevice Gebrauch machen sollte oder nicht. Es birgt für einen alten Menschen wie mich viel zu viele Risiken, meinen Körper mit solchen Mächten zu implementieren. Nötige, vorbereitende Schritte habe ich bereits vor längerer Zeit unternommen, nachdem wir unsere Mission auf Hawaii durchführten.“ Nina nickt.

„Sie hatten Ihre Schwierigkeiten, nehme ich an, obgleich der „halbe Bert“ ein vergleichsweise schwacher Gegner war.“ Bookman fährt unbeirrt in seinen Ausführungen fort.

„Dennoch zögerte ich, dieses Plotdevice zu aktivieren. Doch nunmehr ziehe ich es vor, bei diesem Versuch zu sterben, statt mein Leben einer dieser größenwahnsinnigen MSTing-Sue-Per zu opfern. Ganz egal ob nun Taldeer, Nevan oder selbst der Großinquisitor Torquemada Coteaz, irgendwann wird es darauf hinauslaufen, dass ich einem von ihnen im Kampf gegenüberstehe. Denken Sie nur allein an die jüngsten Ereignisse.“ Er macht sich daran, den Saum seines linken Ärmels hochzukrempeln. Nina sieht abwechselnd zwischen seinem Arm und dem Glaskasten hin und her.

„Gut, aber ... was haben Sie da?“ Sie starrt überrascht auf Bookmans linken Unterarm. Die Haut ist ganz braun und schorfig, und mit seltsamen Schuppen bedeckt. Der Anblick lässt die von der Wissenschaft ganz faszinierte Nina Sharp wohlig erschaudern.

„Ich habe mir vor einiger Zeit die Zellen des Gary Sues „Hashirama Senju“ eingepflanzt, derer ich einst während eines MSTings zu einer Naruto-Fanfiction habhaft werden konnte.“

„Sie haben Sue-Zellen in Ihren eigenen Körper eingesetzt?!“, japst Nina voller Verzückung, doch er geht nicht weiter darauf ein.

„Es hat lange gedauert, bis mein Körper dieses Gewebe assimiliert hat, und ich dachte eine Zeit lang, ich würde den Arm verlieren. Doch es hat funktioniert... Entgegen aller mir bekannter Logik war ich dazu in der Lage, mir das Gewebe eines Sues einzupflanzen und die Kontrolle darüber zu gewinnen. Doch andererseits: Was ist schon Logik. Und für mich sind diese Zellen nichts anderes als ein Plotdevice.“ Mit undeutbarem Blick dreht er seinen Arm, betrachtet einen Moment analysierend die Struktur, die sich gebildet hat.

„Fühlen Sie damit?“, fragt Nina interessiert, doch er schüttelt den Kopf.

„Dieses Gewebe ist wie Holz, es ist zwar flexibel, allerdings vollständig taub. Es ist, als wäre da eine Kluft zwischen meinem Ellbogen und der Hand, aber das soll mir nur recht sein.“ Er zieht den Kuttensaum weiter zurück und stülpt schließlich einen Vinylhandschuh über seine rechte Hand. Dann öffnet er den Deckel des Glaskastens und justiert eine chirurgische Lampe, die mit ihrem verchromten Gestell unsagbar deplatziert wirkt. Nina Sharp geht etwas zurück, während er seinen Arm auf der Unterlage bettet und mit der freien Hand nach einem seltsamen Skalpell greift, dessen Schneide mit feinen Sägezähnen bestückt ist.

„Es muss funktionieren“, bellt er, als wäre es eine unumstößliche Tatsache. Ein schon fast wahnsinniger Glanz flackert in seinen Augen auf, während er das Skalpell mit Kraft auf seinen Unterarm presst und anfängt, wie wild auf dem Gewebe herumzuhantieren. „Ich habe die Kontrolle über diese Zellen erlangt und mit ihnen die Kontrolle über eines der mächtigsten Plotdevices des Naruto-Universums. Kein Mangaka beginge derart exzessive Leichenschändung an einem seiner Charaktere, wodurch dieser mehr und mehr zu einer Farce verkommt, wäre es das nicht wert. Es muss funktionieren! Und die anderen Gary Sues beweisen es...“ Schließlich klafft ein tiefer Schnitt auf Bookmans Unterarm. Kein einziger Blutstropfen quillt aus der Wunde heraus, und es ist auch kein rohes Fleisch, das da zum Vorschein kommt. Ein Netz aus unzähligen weißen Fäden hat sich unter der Haut ausgebreitet. Für Nina Sharp ist der Anblick ekelerregend, noch nie hat sie etwas Derartiges gesehen.

„Bookman!“, japst sie, doch der Alte scheint sie gar nicht mehr wahrzunehmen. Mit zittrigen Fingern legt er das Skalpell zur Seite und greift in den Glaskasten, dem er mehr schlecht als recht ein Auge entnimmt.

„Die Zellen des Hashirama Senju sind das Plotdevice, mit dem Menschen außerhalb des Uchiha-Clans die Kontrolle über das Sharingan erlangen“, brabbelt er, während er das Auge zwischen seinen Fingern fasziniert begutachtet. Die Iris ist rot und mit drei tropfenförmigen Pupillen versehen. „Das Sharingan ist ebenfalls nur ein Plotdevice, nicht mehr und nicht weniger, und ich habe dieses hier einer toten Mary Sue entnehmen können. Künftig werde ich mich seiner Kräfte bedienen, oder bei dem Versuch umkommen!“ Ein dünner Speichelfaden fließt aus dem Mund des Alten, während er das Sharingan mit Kraft in den Schnitt presst, den er sich zugefügt hat. „Es gibt keine andere Alternative. Dieses Auge ist ein Plotdevice und ich werde es mir zu Nutzen machen. Es wird funktionieren!“
 


 

[Nachwort]
 

Während des Zwischenkapitels, ging es im Autorenland natürlich kräftig zur Sache und abgemeldet hat spaßeshalber nur noch einen Arm.
 

abgemeldet: *denkend* „Wie unrichtulös. Ich muss mir dringend etwas einfallen lassen, wo käme ich denn sonst hin!“

MG: *denkend* „So ein Mist aber auch, gegen diese Richtulösität komme ich nicht länger an. Er hat die zehn Minuten Non-Stopp-Pausprüf überstanden, so was ist noch nie passiert! Ich muss mir dringend etwas einfallen lassen.“

abgemeldet: *denkend* „Vermutlich ist es nun an der Zeit, meine Augenbinde abzunehmen, während im Hintergrund dramatische Musik spielt, und mein schröööckliches Geheimnis zu offenbaren – silberweiße Augen mit rosa Sprenkeln, die ich mir aus der Apfelpo-FF geklaut habe. Wenn ihn das nicht zu Tode schockt, dann weiß ich auch nicht.“

MG: „Öhm~ Ich schreibe bei den nächsten vier Kapiteln noch mit.“ :o

abgemeldet: „Oh! HEUREKA – das soll mir nur recht sein.“ :D *Augenbinde wieder festzieht*
 

Danach...
 

halbdaemon_kite: „Was zum Kuckuck ging denn hier ab?!“

abgemeldet: „Öhm ... wir mussten da nur was klären, ist nicht weiter wichtig.“

FuchsiMeon: „Aha. Und wieso, wenn ich mal fragen darf, hast du nur noch einen Arm?“

abgemeldet: „Ja nun, den Arm, ja, den lasse ich mir einfach wieder nachwachsen, jaha! Gehört in Zeiten moderner Plotdevices und Asspulls doch nicht mehr viel dazu!“ :D

abgemeldet: „Und warum ist MG wieder hier? Ich dachte, er wurde rauszensiert.“

abgemeldet: „Gegenfrage - seit wann bist du ein Arcobaleno?“

Vergangenheit: „Ich möchte in Berufung auf geltende Regelungen eines weltweit anerkannten Forschungszentrums aus München dazu raten, die Situation besser zu vergessen.“

Autoren: „Einverstanden.“

Motschegiebchen: *facepalm*
 

Und das war es auch schon wieder.

Liebe Leser, wir hoffen, ihr fandet das Kapitel amüsant und werden uns wie immer auch sehr über Kommentare freuen. Ganz besonders dieser abgemeldet, den interessiert die Meinung der Leser ja wirklich sehr.

- die Autoren
 

[/Nachwort]



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von: abgemeldet
2011-01-06T18:36:52+00:00 06.01.2011 19:36
Was soll ich noch sagen?
Du weißt ja, dass mir die zwischenkapitel gefallen,
genauso wie alle anderen kapitel ;)

Dieses mal war es zwar nicht sehr komisch,
aber es war dafür sehr spannend geschrieben^^

Dein Schreibstil ist übrigens ziemlich runentastisch, was sonst irgendwie immer ziemlich untergeht :(

naja, ich eile dann mal zum nächsten kapitel XD
Von:  Flordelis
2010-10-25T18:03:14+00:00 25.10.2010 20:03
Oh my, ein sehr unterhaltsames Zwischenkapitel. Nicht durch Humor, sondern einfach dadurch, dass es angenehm zu lesen war bei diesem Stil und man doch einiges Aufregendes geschehen ist.
Woah, jetzt wird sogar ein Sharingan mitmischen, wenn alles gut läuft.
Und eine junge Nevan, die sich an Dante rächen will~
Interesting~

Ich finde die Zwischenkapitel fast schon immer besser als das MSTing an sich. :,D
Von:  Motschegiebchen
2010-10-17T08:07:59+00:00 17.10.2010 10:07
Kapitel hat mir gut gefallen, auch wenn es dies Mal ausschließlich ernst war. :3

Mal sehen, wie sich Bookman mit seinen neuen Kräften schlägt, ich hoffe ja nur, dass er überlebt, denn von den MSTing-Sue-Per ist er mir am sympathischsten.
Nevans Wandlung find ich ja dezent unheimlich und ich glaube, Taldeer sollte nicht zu sehr auf ihre Liebe zu ihr vertrauen und sie zu sehr überstrapazieren.

Ich geh dann mal zum nächsten Kapitel,
Hajino
Von:  RhapsodosGenesis
2010-10-16T20:17:41+00:00 16.10.2010 22:17
Okay, ich schließe mich den vorherigen Kommentatoren an, dass dieses Kapitel wirklich sehr gelungen ist!

Und ich mag Chaosfee, Torquemada ist mir zu deprimiert, auch wenn ich seinen Grund zur Depression verstehe. Aber ich mag Supermänner, die nicht weinen müssen, lieber. xD

Aber ich mag Taldeer. D: Ich weiß auch nicht genau warum, aber irgendwie mag ich diese Frau! Und ihre Runenmagie. Die will ich auch haben. xD

Okay, aber das Kapitel war wirklich toll und jetzt werde ich mich gleich dem nächsten widmen!

Gute Nacht!
Von:  Vergangenheit
2010-10-15T15:37:08+00:00 15.10.2010 17:37
Hm, hm. Man könnte sich im Augenblick fast auf die Seite des Großinquisitors und Chaosfee schlagen, aber ich denke, dass diese Seite vermutlich im Endeffekt nicht viel besser sein dürfte, als Taldeer, Nevan und der Rest. Ich hoffe, jedoch, das Bookman nicht völlig durchdreht, es wäre zu schade, da er mir immer ein wenig den Eindruck gemacht hat, die Stimme der Vernunft zu sein.
Sehr spannend düfte auch der Ausflug Nevans sein, mal schauen, was geschieht, wenn sie zurück kehrt.

Das Vor-und Nachwort gefiel mir auch gut, die kleinen Intermezzi der Autoren sind immer witzig.

ByeBye
Vergangenheit
Von:  FuchsiMeon
2010-10-12T22:49:23+00:00 13.10.2010 00:49
Mich amüsieren Vor und Nachwort gar köstlich, ruhig mehr aus der Autorenwelt schreiben *-*

Haaa~ mir gefällt dieses Universum der Plotdevices, Sues, Sue-pers und Parties für Stinkreiche~

Nun stellt sich die Frage, was mit Nevan geschieht, aber das werden wir ja wohl noch sehen.
Mir gefiel sie aber so, manchmal, wenn das volle Ausmaß eines Charakters gezeigt wird kann das furchtbar in die Hose gehen aber hier gefällt es mir *_* Schliesslich ist eine Sukkuba auch nur ein wildes trieb- und reizgesteuertes Wesen, noch dazu übersinnlich. So jemand kann schonmal die Kontrolle verlieren, falls es das war.

Die Geschichte wird langsam richtig komplex, aber das kann ja nur auf einen großen Showdown zusteuern.
Von: abgemeldet
2010-10-12T19:02:47+00:00 12.10.2010 21:02
Das Kapitel hatte es wirklich in sich. Kein bißchen komisch, dafür aber umso beeindruckender. Zu sagen, dass es mir gefallen hat, klingt angesichts der Ereignisse zwar ziemlich merkwürdig, stimmt aber trotzdem.

Kann es sein, dass dieser gesamte Krieg zwischen organisierten und unorganisierten Sues einzig und allein aufgrund von Rachegelüsten und Egoismus besteht?

Mir geht es momentan ähnlich wie abgemeldet: ich finde Chaosfee sympathisch und hoffe mal, dass Bookman diese mehr als fragwürdige Aktion, die er da durchführt auch überlebt.

Nevan hatte in diesem Kapitel ein bißchen was von Wie-hießen-sie-noch-Schreckgespenstern aus Harry Potter, wobei Nevan um einiges gründlicher und erfolgreicher vorzugehen scheint. Etwas, das nicht wirklich für die Zukunft ahnen läßt.

LG

Zwiebel
Von:  Dixie96
2010-10-11T16:33:52+00:00 11.10.2010 18:33
*Hat das Kapitel erst jetzt gelesen*

Was soll ich sagen?
Ich finde Chaosfee wirklich sympathisch. Und Nevan macht mir Angst O.O.

Ah. Und ich glaube ich habe da einen Schreibfehler entdeckt.

>Irgendwas schwimmt darin, doch Nina kann er nicht genau erkennen.

Nun denn. Ich hoffe das nächste Kapitel kommt bald.
Von:  thegreatL
2010-10-11T14:52:57+00:00 11.10.2010 16:52
Ein Sharingan! Wie unglaublich!

Ich frage mich ja, wie jung Nevan noch wird?
Schade, dass sie Taldeer nicht in den Arsch getreten hat. Das hätte mir echt Spass bereitet :D

P.S Pro- und Epilog waren wieder genial!
Von: abgemeldet
2010-10-11T09:07:49+00:00 11.10.2010 11:07
> „Taldeer, sieh mich nur an!“, johlt die Rothaarige und eine Freudenträne fließt über ihr Gesicht. „Ich bin ja so jung! Und so wunderschön!“

Ein bisschen sehr jung oder? Sie sollte aufpassen das sie nicht noch jünger wird. oÔ

> Ein schon fast wahnsinniger Glanz flackert in seinen Augen auf, während er das Skalpell mit Kraft auf seinen Unterarm presst und anfängt, wie wild auf dem Gewebe herumzuhantieren.

Au! Das muss doch weh tun. *Gesicht verzieh*

Wow, das Zwischenkapitel hatte es in sich. Es scheint als würden alle etwas durchdrehen. Ob das mit dem Sharingan gut gehen wird? Mal abwarten. Auf das Ende von dem MSting bin ich jedenfalls schon sehr gespannt. Momentan spitzt sich ja alles immer mehr zu. Also dann bis zum nächsten Kapitel.

Gruß Mandy


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